INTERvIEw ulrich Leuschner 10
„Wir sind stolz auf unsere Historie in Deutschland“ ulrich Leuschner, seit mai 2009 vorstandsvorsitzender der <strong>Santander</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Bank</strong> <strong>AG</strong>, erklärt, wie das jahr 2010 für die <strong>Bank</strong> gelaufen ist, wo besondere Herausforderungen lagen und welche strategische Richtung das unternehmen künftig einschlagen wird. Herr Leuschner, die konjunkturelle Entwicklung war 2010 wider Erwarten gut. Deutschland hat das stärkste Wirtschaftswachstum seit der Wiedervereinigung erzielt. Hat auch der Finanzsektor die Krise bereits hinter sich gelassen? Die deutsche Volkswirtschaft hat sich tatsächlich schneller und stärker erholt als erwartet. Aber in der Finanzwelt haben noch nicht alle Komponenten ihr Normalniveau erreicht. Denken Sie nur an das Zinsniveau oder die Verschuldung der öffentlichen Haushalte. Auch die Maßnahmen des Gesetzgebers zum Verbraucherschutz machen es für Finanzinstitute nicht leichter. Insgesamt lässt sich sagen, dass die Rahmenbedingungen für uns als <strong>Bank</strong> nun andere sind als vor der Krise. Hinzu kommt, dass die <strong>Bank</strong>kunden kritischer und vorsichtiger geworden sind. Wie war das vergangene Jahr für die <strong>Santander</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Bank</strong>? Die <strong>Santander</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Bank</strong> kann mit dem Geschäftsjahr 2010 zufrieden sein. Wir haben insgesamt einen guten Gewinn erwirtschaftet, auch wenn wir in unseren drei Geschäftsfeldern Privatkundengeschäft, Autofinanzierung und Warenfinanzierung leichte Umsatzrückgänge zu verzeichnen hatten. Eine Entwicklung, die allerdings erklärlich ist. 2009 war schlichtweg ein Jahr der Sonderkonjunktur. Folglich war abzusehen, dass sich die überdurchschnittlich hohen Vorjahresergebnisse 2010 nicht wiederholen lassen würden. Das konnten wir unter anderem durch unseren Erfolg im Sparbriefsektor ausgleichen. Relativ gesehen haben sich unsere Geschäftsbereiche darum durchaus solide entwickelt. Erläutern Sie bitte näher, warum die Jahre 2010 und 2009 wenig vergleichbar sind. 2009 war das Jahr der Umweltprämie, mit einem Boom an Neuwagenzulassungen. Da war ein Rückgang im Autokreditgeschäft 2010 vorgezeichnet. Unser Ergebnis liegt von daher völlig im Rahmen der Erwartungen. Wir haben mit einem Rückgang von 14,2 Prozent besser abgeschnitten als der Markt für private Neufahrzeuge. Die Zulassungen sind um 23,4 Prozent eingebrochen. Im Warengeschäft herrschte 2009 ebenfalls eine Sondersituation: Jubiläumsaktionen unserer Einzelhandelspartner hatten dazu geführt, dass sich unsere Umsätze schlagartig verdoppelt haben. Das lässt sich natürlich nicht unmittelbar nach Ende der Aktionen vollständig kompensieren. Im Privatkundengeschäft haben sich die abschließenden Konsolidierungsmaßnahmen im Zuge der Übernahme von RBS und GE Money <strong>Bank</strong> bemerkbar gemacht. Die <strong>Santander</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Bank</strong> hat 2010 Marktanteile in der Konsumgüterfinanzierung eingebüßt. Wie holen Sie sich diese wieder? Wir leben in diesem Geschäftsfeld sozusagen in einer Schicksalsgemeinschaft mit dem Handel. Geht es dem Handel gut, geht es uns auch gut. Die Prognosen für 2011 sind positiv. Von daher sind wir optimistisch, dass wir wie der Markt einstellig wachsen werden und unseren Marktanteil wieder erhöhen können. Dabei werden neue Partnerschaften, eine erweiterte Zusammenarbeit mit unseren bestehenden Partnern und besondere Verkaufsaktionen des Handels für die nötigen Effekte sorgen. Wir sind froh, dass der Einzelhandel die Finanzierung inzwischen als ein zentrales Instrument in seine Marketingtätigkeiten einbezieht. Die Kunden erwarten heute wie selbstverständlich, dass sie fast jedes Konsumgut in Raten bezahlen können. Besonders gut konnte sich die <strong>Bank</strong> im Sparbriefsektor positionieren. Ist es erklärtes Ziel, das Einlagengeschäft stetig auszubauen? Es ist seit jeher unser Anspruch, aus einer soliden Refinanzierungsbasis heraus agieren zu können und Kosten und Prozesse gut im Griff zu haben. Insofern ist es natürlich wichtig, ein sich positiv entwickelndes Einlagengeschäft zu haben. Die Vorteile, die wir auf diese Weise erzielen, können wir an unsere Kunden weitergeben. Sparern haben wir 2010 besonders attraktive Konditionen angeboten. Unser Sparbriefvolumen hat sich deutlich erhöht. Insgesamt nahmen die Einlagen der <strong>Santander</strong> <strong>Consumer</strong> <strong>Bank</strong> um rund 30 Prozent auf über 22 Milliarden Euro zu. Besonders stolz bin ich darauf, dass es uns gelungen ist, mit einer gezielten Einlagenkampagne das niedrige Zinsniveau für die kommenden Jahre zu sichern und so das Liquiditätsrisiko und das Zinsänderungsrisiko deutlich zu reduzieren – allein dadurch, dass wir im Einlagengeschäft die richtigen Produkte verkauft haben. Es war uns ein Anliegen, in der Niedrigzinsphase für zukünftige Zinssteigerungen vorzusorgen. 11