Musterseiten als PDF ansehen - H. TH. WENNER · Antiquariat
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3. Definition und Abgrenzung 11<br />
Hier werden an erster Stelle alle nachgewiesenen Autoren mit ihren Werken und Ausgaben genannt,<br />
sowie an zweiter Stelle alle vorkommenden Titel mit sämtlichen Ausgaben.<br />
Künstler von Holzschnitten und -stichen, Kupfer- und Stahlstichen und lllustrationen sind, soweit<br />
diese in den Fibeln genannt werden (oder z.T. identifiziert werden konnten), in einem umfangreichen<br />
Register dokumentiert. Da sich Abbildungen im Laufe der Jahrhunderte durch die zunehmend<br />
raschere Entwicklung von neuen Druckverfahren immer mehr Raum in den Fibeln eroberten,<br />
so dass die kleinen Lesebücher besonders ab Beginn des 20. Jahrhunderts zu bilderbuchähnlichen<br />
Kinderbüchern avancierten, wird hier eine über das bildungsgeschichtliche Interesse weit hinaus<br />
reichende Möglichkeit eröffnet, auch Illustrationsgeschichte im Rahmen von Kinderbuch- und<br />
Kunstgeschichte zu untersuchen.<br />
Weitere Register können die Grundlagen für sehr unterschiedliche Arbeiten bilden. Das betrifft<br />
Leselernmethoden und ihre Entwicklung ebenso wie die Untersuchung von unterschiedlichen<br />
Druck- und Schreibschriftformen, wie sie sich im Laufe des 19. Jahrhunderts in der Kombination<br />
von Lesen- und Schreibenlernen durchsetzten. Auch kann Fibelgeschichte aus dem Blickwinkel<br />
von unterschiedlichen Ausgaben für bestimmte Schultypen betrachtet werden, wenn diese beispielsweise<br />
für katholische, evangelische, jüdische Schulen veröffentlicht wurden, wenn sie für<br />
Mädchen- oder Jungenschulen, für Landschulen, Bürgerschulen in Städten oder für Vorstufen höherer<br />
Schulen bestimmt waren.<br />
Einen anderen Ansatz bietet der regionale Blickwinkel, betrachtet man die für bestimmte Regionen<br />
oder Städte herausgekommenen Fibeln, um die hier hinein transportierten heimatgeschichtlichen<br />
oder heimatkundlichen Inhalte zu vergleichen. Der regionale Ansatz kann sich jedoch auch<br />
auf die Erscheinungsorte und die dort herausgekommenen Fibeln insgesamt beziehen, um die geographische<br />
Verteilung im historischen Prozess der schulischen Leselerngeschichte zu untersuchen. 6<br />
Das umfangreiche Register der Verlage schließlich lässt die Geschichte verlegerischer Tätigkeit<br />
sichtbar werden und bietet die Grundlage für Arbeiten zur Entwicklung von Schulbuchverlagen<br />
und Schulbuchmarkt.<br />
3. Definition und Abgrenzung<br />
gegenüber anderen Buchgattungen sowie Charakterisierung der aufgenommenen<br />
Publikationen<br />
Auch wenn der Begriff „Fibel“ <strong>als</strong> erstes schulisches Leselernbuch in Deutschland immer mehr<br />
aus der Mode kommt, so hat er in der Fachliteratur weitgehend seine ursprüngliche Bedeutung behalten<br />
und meint das erste in der Schule benutzte Lesebuch, das mit dem Lesenlernen zugleich im<br />
weiteren Sinne eine erste literarische Erziehung transportieren möchte.<br />
Sprach- und Übungsbücher, die das Gelernte unterstützen und vertiefen sollen, zählen nicht<br />
dazu und bleiben in der Bibliographie ausgeklammert. Dazu gehören auch die Titel, bei denen es<br />
sich um Anschauungsbücher handelt wie z.B. die weitverbeiteten mit „Orbis Pictus“ bezeichneten<br />
Bücher.<br />
ABC-Bücher, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts häufig im Privatunterricht die Funktion des<br />
Leselernbuches übernahmen, kann man in ihren anfänglichen Entwicklungen den Fibeln zuordnen.<br />
Später werden sie jedoch immer mehr zu Bilderbüchern, die weniger zum Lesenlernen dienen,<br />
<strong>als</strong> vielmehr unterhalten wollen, zumal mit der zunehmend sich durchsetzenden Schulpflicht das<br />
private Lernen immer mehr in den Hintergrund tritt. Aus diesem Grunde habe ich die<br />
ABC-Bücher nur bis zum Erscheinungsjahr 1850 berücksichtigt und später erschienene nur in<br />
Ausnahmefällen in die Bibliographie aufgenommen.<br />
Die mitunter zu oder neben diesen Fibeln herausgekommenen Begleitworte, Lehrerkommentare<br />
usw. werden nicht einzeln aufgenommen, sondern sind allenfalls in den Fußnoten erwähnt Ande-<br />
6 Siehe auch Fußnote 4