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Die Wolfsberger Zeitung wünscht ihren Leserinnen und Lesern ...

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18<br />

KUlTUR<br />

Um Gottes<br />

Willen<br />

VON STADTPFARRER<br />

ENGELBERT HOFER<br />

Zwischen Kreuz<br />

<strong>und</strong> Minarett<br />

Religiöse Zeichen geraten in<br />

Diskussion – <strong>und</strong> das europaweit.<br />

So ist für Spannung<br />

<strong>und</strong> Auseinandersetzung<br />

auch im Neuen Jahr gesorgt.<br />

<strong>Die</strong> Toleranz der Weltreligionen<br />

untereinander steht auf<br />

dem Prüfstand, vor allem die<br />

gegenseitige Akzeptanz von<br />

Christentum <strong>und</strong> Islam.<br />

Wie verschieden zeigen sich<br />

doch die Ausgangspunkte.<br />

Für einen Moslem bedeutet<br />

die kleinste schiefe Bemerkung<br />

über seinen Gott <strong>und</strong><br />

seinen Propheten geradezu<br />

eine Todsünde <strong>und</strong> eine ungeheure<br />

Beleidigung, während<br />

für Christen abfälliges<br />

Reden über Gott oder die<br />

Kirche praktisch niemanden<br />

mehr aufregt. Was auf der<br />

einen Seite Massendemonstrationen<br />

auslöst, führt auf<br />

der anderen maximal zu einem<br />

Achselzucken.<br />

Vielleicht aber finde ich hier<br />

auch schon einen Ansatz<br />

zur Lösung der Spannungen<br />

zwischen Kreuz <strong>und</strong> Minarett.<br />

Den Moslems wünsche<br />

ich – ihnen Vorschriften<br />

zu machen, bin ich ja nicht<br />

befugt – dass religiöse Toleranz<br />

<strong>und</strong> die Achtung der<br />

religiösen Praxis Andersgläubiger<br />

in <strong>ihren</strong> Köpfen<br />

<strong>und</strong> in <strong>ihren</strong> Herzen wachse.<br />

Von uns Christen erwarte<br />

ich – ihnen Vorschriften zu<br />

machen, bin ich zwar befugt,<br />

aber es würde nichts bringen<br />

– dass wir unseren Glauben<br />

ernst nehmen, dass wir ihn<br />

glaubwürdig feiern <strong>und</strong> bekennen.<br />

Ich hoffe <strong>und</strong> wünsche,<br />

dass wir auf diesem<br />

Wege im Neuen Jahr einander<br />

näher kommen, dass wir<br />

uns gegenseitig tolerieren<br />

<strong>und</strong> verstehen lernen. Prosit<br />

Neujahr!<br />

<strong>Wolfsberger</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

KÜNSTLER IM PORTRÄT<br />

Der Spiegel der Welt<br />

Sarkasmus, Gesellschaftskritik <strong>und</strong> Sinn für Humor bestimmen das Schaffen von<br />

Pepo Pichler. Sein Schaffen enthüllt ein Mosaik des Empfindens <strong>und</strong> Wahrnehmens.<br />

<strong>Die</strong> Welt ist ein großes<br />

Problem geworden.<br />

„Wir müllen<br />

sie mit Abfall zu <strong>und</strong> daher<br />

arbeite ich damit“, sagt Pepo<br />

Pichler. Abfall ist es aber nur<br />

auf den ersten Blick, wenn<br />

man flüchtig hinsieht <strong>und</strong> zu<br />

voll ist mit Eindrücken, die<br />

den Weg zum Eigentlichen<br />

versperren.<br />

Etwas, das bereits eine Funktion<br />

hatte, eine neue Funktion<br />

geben, so beschreibt Pichler<br />

sein Schaffen. Recycling,<br />

auch vom Sinn her. Pichlers<br />

„Kunstmühle“, als Teil seines<br />

Anwesens Schloss Schmelzhofen<br />

in St. Margarethen, ist<br />

voll von Dingen, die in seinen<br />

Händen zur Kunst werden.<br />

„Ich suche die Dinge nicht,<br />

eigentlich suchen sie mich.“<br />

Es ist ein wildes Mosaik des<br />

Empfindens <strong>und</strong> Wahrnehmens,<br />

das die Kunstmühle<br />

birgt <strong>und</strong> enthüllt: ein Panorama<br />

der Eindrücke. So<br />

vieles wird in diesem Spiegel<br />

der Welt mit völlig anderen,<br />

neuen Augen gesehen, wird<br />

von seiner Geschichte <strong>und</strong><br />

den Kategorien des Denkens<br />

losgelöst <strong>und</strong> befreit, um<br />

sich in drastisch neuer Zusammensetzung<br />

wieder zu<br />

einem Ganzen zu fügen.<br />

In Wirklichkeit unfassbar<br />

Wie ein Alchemist wähnt er<br />

sich ständig auf der Suche,<br />

<strong>und</strong> er kommentiert die Gesellschaft<br />

<strong>und</strong> die Welt, entwirft<br />

in seinem Werk diesen<br />

Spiegel der Welt, der bislang<br />

nur Erahntes endlich sichtbar<br />

macht. Auch für den Erschaffer:<br />

„Ich weiß nicht, ob<br />

ich meine Arbeit überhaupt<br />

verstehen will. Einerseits<br />

möchte ich das natürlich,<br />

möchte genau wissen, was<br />

sie bedeutet, weil es diesen<br />

Drang gibt wissen zu wollen<br />

was es ist, wenn man etwas<br />

schafft – <strong>und</strong> warum. Ande-<br />

rerseits aber ist es müßig zu<br />

erkennen oder verstehen zu<br />

wollen, was in Wirklichkeit<br />

unfassbar ist.“<br />

Es ist hintergründige Gesellschaftskritik,<br />

die Pichler<br />

in seiner Kunst, seinen Installationen,<br />

Objekten <strong>und</strong><br />

Bildern, zeigt: „Es gibt in<br />

meiner Arbeit immer Schichten,<br />

diese Layers, <strong>und</strong> es ist<br />

immer Kritik dabei.“ Und<br />

Humor! „Ich habe diesen sarkastischen<br />

Humor, der sich<br />

in meinen Arbeiten zeigt. In<br />

der Kunst soll Humor sein.<br />

Der Hintergr<strong>und</strong> ist sowieso<br />

immer ernst.“<br />

Und doch: „Reine Bilder, die<br />

nur schön sind, Malerei, die<br />

sich nur mit Flächen <strong>und</strong><br />

Farben befasst, das ist mir<br />

zu oberflächlich. Man wird<br />

auch schnell selfish. Aber ich<br />

möchte niemanden kritisieren,<br />

ich habe auch solche Bilder<br />

bei mir hängen. Aber ich<br />

bin es nicht. Man kann nicht<br />

anders sein, als man ist.“<br />

Und daher auch Pepo Pichlers<br />

Beschäftigung mit den<br />

Alten Meistern der Malerei,<br />

„von denen man wahnsinnig<br />

viel lernen kann. Wie viele<br />

Darstellungen der Madonna<br />

mit Kind habe ich auf Kulturreisen<br />

mit meiner Frau gesehen,<br />

<strong>und</strong> wie unterschiedlich<br />

alle waren!“, sagt Pichler, der<br />

auf Schloss Schmelzhofen<br />

seinen Zweitwohnsitz hat.<br />

Der Erstwohnsitz in San<br />

Francisco bedingt ein Pendeln<br />

zwischen den Welten.<br />

Ein Pendeln zwischen den<br />

Welten im Spiegel.<br />

Mag. Margot Gupper

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