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Kapitel Friaul, Collio Bianco und Friulano - Steffenmaus.com

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unserer Region“, findet Alessandra. Der Kommentar istein Ritterschlag für den <strong>Friulano</strong>, bedenkt man, dass vieleSorten in erster Linie ihren Reben-Charakter zum Ausdruckbringen. Ein Sauvignon Blanc beispielsweise duftetfast immer nach Stachelbeeren, einen Cabernet Sauvignonverraten seine Zedernholz- <strong>und</strong> Cassis-Aromen. SolcheReben outen sich weltweit als Vertreter ihrer Art.Nur wenige Rebsorten spiegeln den Boden wider, aufdem sie wachsen. In diese Kategorie gehört der <strong>Friulano</strong>,der nicht mit vorlautem Eigenaroma hervorsticht. Seinetypischen Noten – frische Zitrusfrucht, Brennnessel, Süßmandel,Apfel, weiße Blüten – teilt er mit vielen anderenWeißen. Selbst ausgewiesene Weinkenner werden nicht sagenkönnen: „Riecht nach Apfel <strong>und</strong> Blüten, muss folglich<strong>Friulano</strong> sein.“<strong>Friulano</strong> prunkt nicht mit lauten Aromen, was dazuverleitet, ihn zu unterschätzen. Selbst bei Jancis Robinson,die zu den weltweit führenden Weinkritikern gehört, fandsich die Rebe lange unter ferner liefen. Blumig, frisch <strong>und</strong>jung zu trinken sei der <strong>Friulano</strong>. Doch das ist nur ein Teilder Wahrheit, der ungeduldigere Zugang zum Wein.Zwar erbringt der <strong>Friulano</strong> tatsächlich in der Mehrzahlleichte, schlichte, süffige Zechweine. Doch ehrgeizigeWinzer entlocken der einheimischen Rebe einen Reichtuman Aromen, unter ihren Händen gewinnt die scheinbarschlichte Sorte Strahlkraft <strong>und</strong> verwandelt sich in eineideale Terroir-Rebe. Ein Weinkenner, der mit der Regiongut vertraut ist, wird beim Schnuppern ins Weinglas dannmöglicherweise sagen: „Dieser Weißwein ist kräftig <strong>und</strong>kommt offenbar aus einer südlicheren Region als Deutschlandoder Österreich, vermutlich Italien. Er ist extrem mineralisch,fast meint man, nasse Kieselsteine <strong>und</strong> trockeneErde zu riechen. In dieser Intensität kenne ich das nur ausdem <strong>Friaul</strong>. Der Wein ist dicht <strong>und</strong> hochwertig, also wirdes ein Wein aus Isonzo, dem <strong>Collio</strong> oder den Colli Orientalisein. Er hat kein vorlautes Aroma, also ist es kein SauvignonBlanc. Er hat auch nicht ganz die Geschmeidigkeiteines Pinot Grigio. Er schmeckt einfach nach <strong>Friaul</strong> – musswohl ein <strong>Friulano</strong> sein.“Bis vor Kurzem wurde auf politischer Ebene lebhaft umdie Bezeichnung für die Rebe gerungen. Ungewöhnlich istnämlich die Geschichte des Namens. Eine halbe Ewigkeitfirmierte der Wein aus der ehemaligen k. u. k. Habsburger-Provinz unter dem Namen Tocai <strong>Friulano</strong>, bis ein anderesehemaliges Habsburger Land – Ungarn – sich mit seinemerbitterten Widerstand durchgesetzt hat.Zwar kursieren alte Geschichten von gräflichen Kurieren,die mit Rebstecklingen im Gepäck von <strong>Friaul</strong> nachUngarn – oder andersherum – reisten. Sie sollen belegen,dass beide Reben einen gemeinsamen Ursprung <strong>und</strong> vonBlick vom Weingut Rocca Bernarda auf die Weinbergterrassen. Die Konturpflanzung ist sehr arbeitsintensiv, aber die Weine sindbesonders gut − <strong>und</strong> zusammen mit der einzelnen Zypresse <strong>und</strong> den Voralpen geben die Terrassen ein perfektes Postkarten-Motiv ab.

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