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Kapitel Friaul, Collio Bianco und Friulano - Steffenmaus.com

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collio biancoDie Sinfonieder wein, der benannt ist nach derlandschaft, in der er wächst, gehört zumbesten, was in italien aus weißen traubengekeltert wird. welche trauben das jeweilssind, darf ein geheimnis bleiben. denn nachder regel für den seit 1968 bestehendencollio bianco doc dürfen winzer unter zwölfweißen rebsorten nach belieben wählen.keinen spielraum gibt es allerdings bei derqualität: da sind die maßstäbe rigoros hoch− mit der folge, dass die weine tiefgründig<strong>und</strong> überraschend langlebig sind.„Wein, der schläft“ steht auf dem Schild in dem WeinortCormons. Eine Neonreklame, wie sie normalerweise fürKaribik-Bars oder Leicht-Bier wirbt, beleuchtet schwachein Stückchen feuchte Felswand, an der sie angebracht ist.Dahinter führt eine steinerne Treppe in einen Weinkeller.Dieser ästhetische Gegensatz spielt gekonnt mit den zweiGesichtern des Weißweins: Auf der einen Seite werden vieleWeiße in Italien üblicherweise so schnell wie möglich inFlaschen gefüllt <strong>und</strong> verkauft, andererseits gibt es Weinewie den <strong>Collio</strong> <strong>Bianco</strong>, bei dem es erst nach viel Zeit imKeller erst richtig losgeht. Dem <strong>Collio</strong> <strong>Bianco</strong> tut es gut,wenn er mehr Zeit im Keller bekommt. Die weißen Cuvéeshaben die außergewöhnliche Fähigkeit, viele Jahre in derFlasche zu reifen <strong>und</strong> dabei immer vielschichtigere Aromenzu entwickeln.Wenn Marco Primosic aus Gorizia einige ältere Jahrgängeseines <strong>Bianco</strong> Klin aufmacht, kann man es schmecken,dass seine Weine mit jedem Jahr etwas reifer <strong>und</strong> komplexerwerden. Die subtilen Fruchtnoten werden feiner,fusionieren zu einem dichten Kern, um den sich Reifearomenwie Mandeln <strong>und</strong> Honig anlagern. Ein neuer oder eineinjähriger Wein deutet das oft noch nicht einmal an. „DieWeine brauchen, bis sie sich öffnen“, weiß Marko Primosic<strong>und</strong> schenkt einen <strong>Collio</strong> <strong>Bianco</strong> aus dem Jahr 1996 ein.Der Wein ist edel gereift <strong>und</strong> hat dabei eine sehr lebendigeSäure <strong>und</strong> feine Frucht bewahrt. So etwas lässt auchlangjährige Weinkenner staunen. Es kommt noch besser:Ein 95er, in dem die bei uns wenig bekannte friulanischeRegionalsorte Ribolla Gialla die erste Geige spielt, schmecktnach Karamell <strong>und</strong> Kamille <strong>und</strong> ist weich wie Butter, währendim Hintergr<strong>und</strong> eine feine Säure dafür sorgt, dass derWein bei aller Reife immer noch frisch wirkt.Wer es unbedingt wissen will, dem verrät Marko auch,welche Rebsorten den Klin ausmachen, obwohl er dieZusammensetzung gar nicht so wichtig findet. Eine Cuvéesoll schließlich eine Art Gesamtkunstwerk sein, bei demdas Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile – eineanspruchsvolle Aufgabe für den Winzer. Erst wenn dieNamen fallen, erkennt man die Fruchtnoten des SauvignonBlanc oder Kraft <strong>und</strong> Säure des Ribolla Gialla. Mehr Erfahrungals die Betreiber des Weinguts Primosic hat keiner mitder <strong>Collio</strong>-Cuvée. Markos Vater Silvestro Primosic wirktemaßgeblich an der Erarbeitung der Gr<strong>und</strong>lagen für dieDOC, das Herkunftsprädikat, mit. Im Hause Primosic istauch die allererste Flasche <strong>Collio</strong> DOC zu bew<strong>und</strong>ern.Sie stammt aus dem Jahr 1967 <strong>und</strong> trägt auf der Banderoledie Ziffer Eins. Sie ist noch immer ungeöffnet.Ein Dutzend Reben für einen WeinMit dem Kauf oder – im Lokal – mit der Bestellung einerCuvée verbinden sich völlig andere Erwartungen als beimOrdern eines rebsortenreinen Weins. Wer einen SauvignonBlanc bestellt, erwartet einen Wein mit knackig-frischer,durchaus auch plakativer Fruchtnote. Nach einem Pinot<strong>Bianco</strong>, das heißt einem Weißburg<strong>und</strong>er fragt, wer es etwasfiligraner mag, nach Ribolla Gialla, wer die herzhafte Säureder Rebsorte zu schätzen weiß. Die <strong>Friaul</strong>er Winzer sinddurchaus erfolgreich mit ihren rebsortenreinen Weinen. BeiTrendweinen wie Pinot Grigio <strong>und</strong> Sauvignon Blanc ist dieNachfrage stetig hoch, <strong>und</strong> man muss nicht viel erklären.Der <strong>Collio</strong> <strong>Bianco</strong> aber ist die Hohe Schule, weil jederWinzer dabei seine ganz persönlichen Vorstellungen einesidealen Weißweins umsetzen kann. Wer danach verlangt,lässt sich auf ein Abenteuer ein: Man vertraut sich ganz <strong>und</strong>gar dem Winzer an <strong>und</strong> seiner Kunst, mehrere Rebsortenso zusammenzuspannen, dass die Eigenschaft der einzelnenfriaul collio w153

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