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Weiterführende Information zur Leseförderung - Block 1

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21.04.2008LesekonzeptderGrundschule BiebertalVorbemerkungenDas vorliegende Lesekonzept wurde von der Grundschule Biebertal und der GrundschuleWirtheim in Fachkonferenzen gemeinsam erstellt. Es basiert auf Erfahrungen von Lehrkräftenund den neuesten Erkenntnissen zum Schriftspracherwerb. Um die komplexe Thematiktransparenter zu machen, haben wir uns entschieden, das Lesekonzept inhaltlich in zwei Bereicheaufzuteilen.Im ersten Teil sollen die Ziele, Voraussetzungen und notwendigen Fördermaßnahmen imVorschulbereich und Anfangsunterricht dargestellt werden. Besonderes Augenmerk habenwir dabei auf die Elternberatung und die Zusammenarbeit von Kindergarten und Schule gelegt.Im zweiten Teil sollen die praktische Umsetzung der Teilziele, Fördermaßnahmen, Diagnoseinstrumenteund die Qualitätssicherung in den einzelnen Phasen der Schriftsprachentwicklungdokumentiert werden.Der Leseförderung ist im Schulprogramm innerhalb des Förderkonzepts oberste Priorität eingeräumt.Weitere Verknüpfungspunkte bestehen in den Bereichen Elternarbeit, ZusammenarbeitKindergarten Schule und mit den Curricula. Damit ist eine fächerübergreifende Einbettungin die pädagogische Gesamtkonzeption gesichertStrategisches ZielAm Ende des zweiten Grundschuljahres sollen alle Schülerinnen undSchüler altersgemäße Texte sinnerfassend lesen könnenZieldefinitionDamit sind alle Kinder, die am Unterricht der zweiten Klasse teilgenommenhaben, gemeint. Sofern Kinder im Verlauf des zweiten Schuljahreshinzukommen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, muss ein von demStrategischen Ziel abweichendes „individuelles Teilziel“ von der unterrichtendenLehrkraft vor Ort unter Berücksichtigung des jeweiligen Lernstandesdes Kindes festgelegt werden.Am Ende der zweiten Klasse soll das Ziel erreicht sein. Zu einem festgelegtenZeitpunkt am Schuljahresende sind entsprechende Evaluationsinstrumente<strong>zur</strong> Überprüfung des Ziels einzusetzen.1


21.04.2008Altersgemäße Texte sollen dem Erfahrungshorizont und Erlebniswelt derKinder entsprechen. Sie sind in Umfang, Wortwahl und Inhalt sieben- bisneunjährigen Kindern angemessen. Dabei ist eine Auswahl verschiedenerTextsorten wie z.B. Sachtexte, literarische Texte vorzunehmen.Kinder können dann sinnerfassend lesen, wenn sie in der Lage sind, dasGelesene in unterschiedlichen Zusammenhängen wiederzugeben undanzuwenden z.B. im Rahmen von Fragestellungen zum gelesenen Textoder von Transferaufgaben, bei denen das neu erworbene Wissen angewendetwird, z.B. in Bezug auf andere Lesetexte, indem Vergleiche hergestelltwerden.Zu Überprüfung des strategischen Ziels werden Lesetexte eingesetzt,denen die drei Kompetenzstufen des Lesens zugrunde liegen. DieseTests sollen die Leseleistungen der Kinder qualitativ und quantitativ erfassen.Das strategische Ziel ist erreicht, wenn alle Kinder, bei denen nicht erschwerendeBedingungen im besonderen Maße vorliegen, <strong>Information</strong>enim Text erkennen und explizit in unveränderter Form wiedergeben können(Reproduktion, Kompetenzstufe I).- die überwiegende Mehrheit der Schülerinnen und Schüler (zweiDrittel) <strong>Information</strong>en aus einem Text entnehmen und in veränderterForm – mit eigenen Worten, aus anderer Perspektive – wiedergebensowie einfache Schlussfolgerungen ziehen kann (Reorganisation,Kompetenzstufe II),- das leistungsstärkste Viertel aller Schülerinnen und Schüler, <strong>Information</strong>enauf vergleichbare Sachverhalte und Anwendungssituationenbeziehen, komplexe Schlussfolgerungen ziehen und einfacheProbleme lösen kann (Transfer, Kompetenzstufe III).Bei Kindern mit Lernschwierigkeiten (Migrationshintergrund / LRS) müssenbesondere Unterstützungsmaßnahmen verfolgt werden.Sprach- und LesekompetenzSprachkompetenz ist die wichtigste Voraussetzung für die Leseentwicklung.Das Lesen- und Schreibenlernen beginnt auf der Grundlage dergesprochenen Sprache des Kindes. Es kann das sinnvolle und verstehendeLesen nur lernen, wenn es die Wörter und ihre Bedeutung kennt.2


21.04.2008Es kann das Gelesene nur verstehen, wenn es die gesprochene Sprachegut und schnell beherrscht.All seine sprachlichen Fähigkeiten erwirbt das Kind im Elternhaus und imKindergarten. Das Sprechen ist das Fundament für die geschriebeneSprache. Deshalb kommt dem Umgang mit den Wörtern und der Kommunikationim Vorschulalter vorbereitende Bedeutung für das LesenundSchreibenlernen zu.Defizite im Sprachverstehen, dem Gebrauch der Sprache und derSprechfertigkeit werden immer häufiger festgestellt. Wichtige Voraussetzungenfür das Lesen und Schreiben wie beispielsweise das Sprachbewusstseinund die phonologische Bewusstheit sind nicht genügend ausgeprägt.Diese Problematik stellt für den Vorschulbereich und für dieGrundschulen eine große Herausforderung dar.Vielen Kindern gelingt es nicht, über linguistische und sprecherische Einheitenwie Satz, Wort und Silbe bewusst nachzudenken und sie zu reflektieren.Bei nicht ausgeprägter phonologischer Bewusstheit fällt essolchen Kindern schwer, Position, Anzahl und Reihenfolge der Laute ineinem Wort zu erkennen.Sprache und Sprechen sind definiert durch Zuhören, Verstehen, Aussprache,Wortschatz und Satzbildung. Für die erfolgreiche Mitarbeit imUnterricht ist Sprache von entscheidender Bedeutung.Um die Kinder in ihrem Spracherwerb zu unterstützen, müssen frühzeitiggeeignete Fördermaßnahmen eingeleitet werden. Dabei sind die individuelleProblemlage und das spezielle Förderbedürfnis zu diagnostizieren.Der individuelle Bedarf für effiziente Förderung der Sprachentwicklung istso früh wie möglich festzustellen. Wenn ein Kind schreiben und lesenlernen soll, müssen eventuelle Störungen der Sprachentwicklung bereichtüberwunden sein.Diese Zielsetzung verlangt einen <strong>Information</strong>s- und Erfahrungsaustauschim Kollegium, eine Zusammenarbeit mit den Erziehungsberechtigen, diesystematische Erfassung aller Problemkinder und die natürliche Förderungder Sprachkompetenz.3


21.04.2008Besondere Bedeutung kommt dabei der exakten Einschätzung der individuellenVoraussetzungen zu. Jedes Kind muss hinsichtlich des Sprachgedächtnisses,der auditiven Wahrnehmung, des Sprachverstehens, desMalens/Schreibens, der Aussprache einzelner Wörter, des Konstruierensvon Wörtern und der phonologischen Bewusstheit beobachtet werden.Lesekompetenz wird nach der PISA-Studie als die Fähigkeit definiert,geschriebene Texte zu verstehen, zu nutzen und über sie zu reflektierenum eigene Ziele zu erreichen und das eigene Wissen und Potential weiterzuentwickeln.Lesen ist in erster Linie Verstehen.Bevor ein Text verstanden wird, muss er entziffert, aufgenommen, bewertetund verarbeitet werden. Es wird abstraktes Denken abverlangt.Gelesenes weckt Gefühle und fördert die Fantasie.Lesen ist ein mehrstufiger Lernprozess, zu dem Lesefertigkeit, Lesefähigkeitund Lesekompetenz gehören. Dieser komplexe, kognitive Entwicklungsgang,der auf Sinnerschließung ausgerichtet ist, richtet sich imWesentlichen auf die Inhalte von Gelesenem. Es ist also eine Entschlüsselungvon notierten Mitteilungen, die über die reine Lesetechnik hinausgeht.Die Verknüpfung des Gelesenen mit den eigenen Erfahrungenspielt dabei wie beim Spracherwerb eine wichtige Rolle.Neben der gezielten Entnahme von <strong>Information</strong>en aus Texten regt dasGelesene an, darüber nachzudenken, zu den Gedanken, Handlungenund Personen Stellungen zu nehmen und innere Vorstellungsbilder zuentwickeln.Die drei Qualifikationsstufen werden folgendermaßen definiert:Lesefertigkeit: Die Leistung besteht aus dem Prozess des Lesens undwie es gelingt. Der Sinn einzelner Wörter und Sätze muss von den Kindernerfasst werden. Sie übersetzen dabei Geschriebenes in Gesprochenes.Lesefähigkeit: Hier steht die Sinnentnahme nicht nur von Wörtern, sondernvon Sätzen und später sogar von ganzen Texten im Vordergrund.Aus komplexere Inhalte müssen erfasst, Handlungen verfolgt und Konstellationvon Figuren erkannt werden. Neben dem Lesen und Verstehender Texte, wird also der erste Ansatz von Deutung verlangt.Lesekompetenz.: Sie setzt die Lesefertigkeit und die Lesefähigkeit voraus.Lesekompetenz verlangt als Einstieg Motivation. Lesen muss als etwasBedeutsames wahrgenommen werden, das unterhaltsam, genussvollund bereichernd ist. Im kognitiven Bereich werden <strong>Information</strong>en erkannt,komplexe Zusammenhänge hergestellt und interpretiert.4


21.04.2008Das bedürfnisbezogene Auswählen von Texten geschieht emotional,daraus werden auch eigene Leseinteressen entwickelt und eigene Erfahrungenund Gefühlserlebnisse mit dem Lesen verbunden. Durch daskreative Verarbeiten des Gelesenen werden innere Vorstellungsbilderentwickelt.Die höchste Stufe der Lesekompetenz ist dann erreicht, wenn man sichüber Gelesenes mit anderen austauscht und unterschiedliche Interpretationentoleriert.Der Motivationsbereich muss gestärkt werden. Die Auseinandersetzungauf der emotionalen Ebene mit Gelesenem erscheint wichtig, um Lesenals etwas Ästhetisches wahrzunehmen und zu genießen. Aus das kreativeVerarbeiten des Gelesenen verstärkt die Lesekompetenz.VorläuferkompetenzenKinder lernen in der Grundschule am erfolgreichsten, wenn sie bereits imVorschulalter Vorläuferkompetenzen des Lesens, Schreibens und Rechnenserworben haben. Wird das Interesse an Sprache und Schriftsprachedurch Vorbildfunktion und anregende Kommunikationsreize geweckt,können sich schon sehr früh Interesse und Spaß an Lesen entwickeln.Der phonologischen Bewusstheit kommt dabei eine besondere Bedeutungzu.Sie gliedert sich in drei Teilbereiche:- Die phonologische Bewusstheit verlangt Kenntnisse der Lautstrukturder Sprache, die Identifikation einzelner Laute in Wort und dasErkennen des alphabetischen Systems der Sprache.- Beim phonetischen Rekotieren setze der Leseanfänger einzelneSchriftzeichen in Arbeitsgedächtnis in Laute um. Diese werden bis<strong>zur</strong> Synthese akustische und visuell im Kurzzeitgedächtnis präsentgehalten.- Im Teilbereich „phonologisches Rekotieren“ aus dem Wortlexikonwird die phonologische Struktur eines Wortes im Langzeitgedächtnisabgerufen.Bei den Kindern muss also die Fähigkeit entwickelt und gefördert werden,in der gesprochenen Sprache Laute zu hören. Beim Fehlen dieserlautanalytischen Fertigkeiten, muss dies diagnostiziert und gezielt gefördertwerden.5


21.04.2008Geschieht dies nicht, sind Kinder ohne phonologische Fähigkeiten in derSchule beim Lesen und Schreibenlernen benachteiligt. Sie erkennen keineAnfangslaute, können Laute nicht synthetisieren und die Lautanzahlin einem Wort nicht erfassen. Auch Lautumstellungen gelingen ihnennicht. Man spricht hier von phonologischen Bewusstheit im engeren Sinne.Selbst einfachere phonologische Fähigkeiten wie Reimerkennung undGliederung von Wörtern in Silben (phonologische Bewusstheit im weiterenSinne) bereiten ihnen Schwierigkeiten.Das „Bielefelder Screening BISC“ sowie „Hören, Lauschen, Lernen“ sindgeeignete Diagnoseverfahren um festzustellen, inwieweit die phonologischeBewusstheit ausgeprägt ist. Diese Diagnoseinstrumente könnenam Ende der Kindergartenzeit oder zu Beginn des ersten Schuljahreseingesetzt werden. Sie filtern „Risikokinder“ heraus und geben die Möglichkeit,fehlende Voraussetzungen für den Schriftspracherwerb zu fördern.Die erfolgreiche Förderung der einfacheren phonologischen Fähigkeitenkann schon im Vorschulalter geleistet werden, da hierzu noch keinerleiLaut- und Buchstabenkenntnis nötig ist. Die lautanalytische Fähigkeit istwährend des Leselernprozesses in der Schule anzugehen, da dazu dieAuseinandersetzung mit dem alphabetischen System notwendig ist. Diephonologische Bewusstheit im engeren Sinn entwickelt sich prozesshaftund ist erst während des Leselernprozesses vollständig ausgebildet.Vorschulische FördermaßnahmenDie praxisorientierte Vermittlung der Schriftsprache (Emertent Litaracy)schon im Kindergarten muss angestoßen und zum Bildungsauftrag werden.Dabei scheint besonders wichtig zu sein, die Kinder nicht zu SchreibundLeseleistungen zu drängen, sondern sie zu Akteuren ihres eigenenHandelns werden zu lassen.Bei den ersten Begegnungen mit der Schriftsprache handelt es sich umein Kennenlernen von Wörtern und Buchstaben und das Entdecken lautlicherStrukturen. Auch ein erstes Nachschreiben oder freies Schreibenist je nach individuellem Vermögen der Kinder zu fördern. Da Lesen undSchreiben, wie das Sprechen und Zuhören, eine Form der Kommunikationist, können sie voneinander nicht abgetrennt werden.6


21.04.2008Im Vorschulbereich müssen anregende Erfahrungen geboten werdenund ein entdeckendes, den vorhandenen Forscherdrang des Kindesausnutzendes Lernen stärker als bisher gefördert werden. So kann in derkindlichen Umwelt die Schrift auf Dosen, Schildern etc. entdeckt werden.Textbegegnungen lassen Vermutungen über den Inhalt zu. Kinder lernenmit Logos und Piktogrammen umzugehen, den eigenen Namen zuschreiben und Gegenstände zu beschriften. Sie können Buchstaben inder Schrift entdecken und gebrauchen und Laute in der gesprochenenSprache hören zu lernen.Auch im Elternhaus begegnet Kindern die Schriftsprache schon sehrfrüh. Einerseits beobachten sie die Eltern im Umgang mit Sprache in Zeitungenoder anderen Druckvorlagen, andererseits erfahren sie durchVorlesen, dass Texte <strong>Information</strong>en enthalten. In anregungsreichen Milieuskann also schon früh, besonders durch Vorlesen, die Neugierde fürGeschriebenes geweckt werden.Das häusliche Milieu kann eine positive Motivation für den Umgang mitder Schriftsprache anbahnen. Dem Kindergarten kommt die Aufgabe zu,Kinder, die bisher von zu Hause weniger Anregungen erhalten haben, zuunterstützen und damit für mehr Chancengleichheit zu sorgen.Da der Schreibprozess für Kinder beobachtbar ist, vollziehen sie dieseneher nach. Sie beginnen, typische Bewegungen zu imitieren.Das richtige Schreiben lernen sie oft erst im Zusammenhang mit ihremNamen. Sie kennzeichnen beispielsweise von ihnen gemalte Bilder damitund erfahren dadurch auf der emotionalen Ebene, dass dies eine Urheberschaftdokumentiert.Das Schreiben des eigenen Namens oder das Abschreiben von Vorlagenversetzt sie zwar noch nicht in die Lage, die Lautwerte der Buchstabenzu erkennen, aber von dieser Ausgangslage her ist es für sie leicht,sich die Funktion derselben bewusst zu machen (Ganzheitliche Phase).Kinder erkennen meist schnell, dass dort, wo man ein A hört, auch ein Ageschrieben wird. Im teilphonetischen Schreiben werden Buchstabenausgelassen, weil Laute entweder nicht gehört werden oder Buchstabennoch nicht bekannt sind. Das lautgetreue Schreiben ganzer Wörter undSätze rein nach Gehör, ohne dabei die Rechtschreibung zu kennen, wirdals phonetisches Schreiben bezeichnet und stellt die vorletzte Entwicklungsphaseauf dem Weg zum orthographischen, also rechtschriftlichenSchreiben dar.7


21.04.2008Beim Erwerb der Schreib- und Lesefähigkeit setzen die Lernprozesseschon sehr früh im Vorschulalter ein und durchlaufen typische Entwicklungsstufen.Untersuchungen haben ergeben, dass Lesen und Schreibenzwar eng zusammen hängen, in ihrer Entwicklung aber nicht völliggleich verlaufen.Lesen hat den technischen Aspekt aus einer Buchstabenfolge eine Lautketteherzustellen und daraus ein Wort herzuleiten. Dies muss dann miteiner Bedeutung verbunden werden. Erst wenn dieser sehr wichtigeSinn- und Bedeutungsaspekt erreicht ist wird Lesen <strong>zur</strong> Sinnentnahme.Auch für das Schreiben sind Anregungssituationen und längere Lernprozessedie Voraussetzung. Die Funktion unserer Schrift als Laut-Buchstaben-Schriftmuss erkannt und Buchstaben müssen identifiziert und unterschiedenwerden. Ein orthographisch-korrektes Schreiben setzt ausgeprägtefeinmotorische Fertigkeiten und das Durchlaufen der unterschiedlichenVorläuferfähigkeiten (Interesse an Schriftsprache, Imitieren vonVorbildern, Phonologische Bewusstheit, visuelle Fähigkeiten) voraus. Sogelingt es, durch Schreiben bedeutungshaltige Sprache in Buchstabenfestzuhalten.Entwicklungsphasen im Lesen: Die präliterarsich-symbolische PhaseDie Kinder drücken sich durch bildliches Gestalten aus und entschlüsselndie Bedeutung. Sie erkennen in der Schrift noch nichtden Zusammenhang zwischen Wortlaut und Bedeutung, entwickelnaber erste Vorstellungen darüber, dass das Geschriebene eine Bedeutunghat. Ganzheitliche oder logografische PhaseAuch beim Lesen durchlaufen Kinder eine ganzheitliche Phase, inder sie Wörter ohne Buchstabenkenntnis wie Bilder auffassen. Angelehntan ihren eigenen Namen merken sie sich erste Wörter undSätze. Da sie sich ausschließlich nach dem Inhalt und nicht nachder Buchstaben und Lautverbindungen richten, kommt es oft zuVerwechslungen. Beispielsweise wird das Wort „Hund“ dann als„Dackel“ gelesen. Diesen Entwicklungsschritt im Lesen nennt manauch logographische Phase. Alphabetische Strategie / Phonem-Graphem-ZuordnungWenn die Kinder erkennen, dass die Buchstaben Laute repräsentierenund aus der Abfolge sich der Lautcharakter der Wörter ergibt,stellt dies eine völlige Veränderung der Lesestrategie dar.Durch die Entdeckung dieser alphabetischen Strategie (Buchstaben-Laut-Entsprechung)ist der wichtige Schritt zum „richtigen“ Lesenvollzogen. Sie sind nun in der Lage, jedes Wort Laut für Lautzu erlesen.8


21.04.2008 Erfassen ganzer Wörter oder WortteileIn dieser Lesephase erfassen geübte Leser schon wiederkehrendeWortteile oder ganze Wörter. Das Lesen wird dadurch flüssiger.Manche Kinder erreichen diese Stufe schon bei Schuleintritt, andereerst im zweiten oder dritten Schuljahr.In der Vorschulerziehung und im Anfangsunterricht der Grundschule istdieser Heterogenität didaktisch und methodisch zu begegnen.Wie beim Erwerb der Lesefähigkeit sind auch beim frühen Schreiben unterschiedlicheLeistungsunterschiede feststellbar. Schreibähnliche Aktivitätenkönnen schon im dritten Lebensjahr begonnen werden oder dererste Zugang <strong>zur</strong> Schriftsprache geschieht erst mit sechs Jahren.Es ist ganz besonders darauf zu achten, dass die Kinder Freude an dieserSache haben. Deshalb muss ihnen der erste Zugang zum Lesen undSchreiben von Erwachsenen in einer Vorbildfunktion als etwas Schönes,Spannendes und Bereicherndes präsentiert werden. Die bei allen Kindernschon sehr früh vorhandene Motivation wird durch das jeweilige Anregungsfeld(Familie, Kindergarten, Schule) entscheidend geprägt undgefördert.SchulaufnahmeverfahrenSchulfähigkeit entsteht im Zusammenwirken von Kind und seiner Familie,Kindergarten und Grundschule.Dies bedeutet, dass Schulfähigkeit nicht direkt beobachtbar ist, sondernaus den sich wechselseitig beeinflussenden Teilkomponenten Schule,Schüler, Ökologie und aus der gesamtgesellschaftlichen Situation erschlossenwerden muss.Daraus ergibt sich die Forderung, dass diese Teilkomponenten in derSchuleingangsdiagnostik berücksichtigt werden müssen. Schulfähigkeitist als eine Entwicklungsaufgabe anzusehen, deren Bewältigung danngelingt, wenn die Anschlussfähigkeit von Kindergarten und Grundschulegesichert ist.Bei der Schuleingangsdiagnostik werden subjektive Theorien von Lehrernwirksam. Dadurch entsteht eine unterschiedliche Gewichtung bezüglichder Schulfähigkeit. Für die Vorhersage des Schulerfolgs habenlernzielnahe Schulfähigkeitskriterien eine große Bedeutung.9


21.04.2008Für den Schriftspracherwerb kommt der phonologischen Bewusstheitgrößte Bedeutung zu. Grundsätzlich sind Diagnosekriterien auszuwählen,die sich aus den Anforderungsbereichen des Anfangsunterrichts ableiten.Lesekonzept im AnfangsunterrichtDer Heterogenität der Kinder in Bezug auf schriftsprachliche und individuelleVoraussetzung ist zu Schulbeginn Rechnung zu tragen. Die in derVorschulzeit und beim Schulaufnahmeverfahren schon gewonnenen Erkenntnisseüber die individuellen Lernvoraussetzungen müssen im Anfangsunterrichtdurch diagnostische Lernbeobachtungen überprüft werden.Um dies zu garantieren, hat sich die Schule für ein Fibelwerk entschieden,das differenzierendes Zusatzmaterial bereitstellt.Mit dem begleitenden Einsatz einer Anlauttabelle und Vorschlägen fürSchreibanlässe <strong>zur</strong> Anregung des freien Schreibens soll der schriftsprachlicheUnterricht eine Öffnung in Richtung Lernwegsorientierung erfahren.Offene Unterrichtsformen wie Werkstattunterricht unterstützen dann denProzess zu einem differenzierenden und individualisierenden Unterricht,der der Motivation und Identifikation des Lernerfolgs und der Eigenaktivitätder Schüler in besonderer Weise Rechnung trägt.EvaluationDie Zielvorgaben werden in regelmäßigen Fachkonferenzen überprüft.Darüber hinaus findet ein jährlicher Erfahrungsaustausch der GrundschuleWirtheim und der Grundschule Biebertal statt, um eventuelle inhaltlicheVeränderungen und die Erweiterung des Lesekonzepts hinsichtlichder Qualitätssicherung zu prüfen bzw. vorzunehmen.Die beiden Schulen halten es für unabdingbar, den Vorschulbereich inden Evaluationsprozess mit einzubeziehen und haben deshalb regelmäßigeArbeitstreffen mit allen Biebergemünder Kindergärten initiiert.Der notwendige Fortbildungs- und Qualifizierungsbedarf im ElementarundPrimarbereich ist begonnen und hinsichtlich des Schwerpunkts „Diagnostik“wurden die beiden Kollegien und alle Pädagoginnen der Kindergärtenschon zwei ganztägige Fortbildungsveranstaltungen mit externenInstitutionen durchgeführt.10


21.04.2008Aktionsplan <strong>zur</strong> LeseförderungZielsetzungZiel der pädagogischen Bemühungen <strong>zur</strong> Leseförderung ist es, dieSchülerinnen und Schüler aufbauend auf einer vorschulischen Förderungim Elementarbereich, durch die Grundschulzeit hindurch beim Lesenzu begleiten, zu motivieren und zu fördern.Der diagnostische BlickEine zentrale Voraussetzung für eine optimale Förderung ist eine ausreichendediagnostische Kompetenz der Lehrkräfte, also die Fähigkeit, denKenntnisstand, die Verarbeitungs- und Verstehensprozesse sowie dieaktuellen Leseschwierigkeiten der Schülerinnen und Schüler korrekt einschätzenzu können.“Initiieren von Lernsituationen und Überprüfen des Lernerfolgs, Einschätzenvon Schülerleistungen, Beobachten und Reagieren in konkreten Situationen– das wird täglich von Lehrerinnen und Lehrern verlangt undgeleistet. Um den nächsten Schultag vernünftig planen zu können, müssensie an das schon Erreichte anknüpfen. Insofern diagnostizierenLehrkräfte unentwegt in ihrer Praxis. Dabei stützen sie sich auf beruflicheErfahrungen und fachliches Wissen. Ihr „diagnostischer Blick“ richtet sich• auf die verbindlichen Ziele und Standards des Fachs und ihreUmsetzung im schulischen Rahmen (Stundenplan, Raumangebot,Materialien),• auf die individuell unterschiedlichen Lernvoraussetzungenund Leistungen der Schülerinnen und Schüler der Lerngruppe,• auf den Schwierigkeitsgrad der konkreten Aufgaben im Unterrichtund die methodische Inszenierung durch die Lehrkraftselbst.Typische Fehler beim LesenSchwierigkeiten und Fehler beim Lesen entstehen auf Ebenen unterschiedlicherKomplexität. Es gibt Scheitern auf sehr niedriger Hierarchiestufebis zu Schwierigkeiten im Bereich des globalen Textverstehens.Lehrerinnen und Lehrer in der Grundschule machen bei Kindern mit Leseschwierigkeitenzum Beispiel die folgenden Beobachtungen:11


21.04.20081. Das Kind braucht unverhältnismäßig lange und versucht sehr gedehnt,Laute zu synthetisieren. Oft ergibt sich kein Sinn („Buchstabensammler“).2. Das Kind liest unverhältnismäßig schnell und ungenau. Dabei ersetztes Wörter sinngemäß durch andere Wörter („Kontextspekulant“).3. Das Kind erliest zwar die einzelnen Wörter korrekt, aber ist nicht inder Lage, Betonung und Stimmführung dem Inhalt entsprechendzu gestalten (mechanisches Rekodieren).4. Das Kind leist einen Text relativ zügig, kann aber Fragen zum Inhaltnicht korrekt beantworten (keine Anwendung von Lesestrategienauf der Textebene).Die Leseleistung einschätzen und messenBei guten Leserinnen und Lesern der Klasse kann man relativ schnell zueiner Einschätzung kommen. Sie können Fragen zum Text beantworten,eigene Gedanken formulieren und lebendig und sinnbetont vorlesen. Oftschaffen sie das schon beim ersten Kontakt mit dem Text. Die meistenKinder brauchen aber mehr Zeit, um mit einem Text vertraut zu werdenund ihn zu verstehen. Wenn Schwierigkeiten auftreten, sollte überprüftwerden, welche der oben beschriebenen Teilkompetenzen das Kind bereitsbeherrscht und wo Lücken vorhanden sind, die durch besondereFörderung geschlossen werden müssen.Der Effekt von diagnostischen Maßnahmen nimmt zu, wenn sie regelmäßigdurchgeführt werden. Sie sollten den Lernweg der Kinder über diegesamte Grundschulzeit begleiten und in Kooperation aller Lehrkräfte einerSchule vorgenommen werden. Eine gemeinsame Festlegung verbessertin hohem Maße den diagnostischen Blick eines Kollegiums undträgt so <strong>zur</strong> Steigerung von Unterrichtsqualität der Schule bei.Beobachtungen während des täglichen UnterrichtsBei verschiedenen Gelegenheiten hat man als Lehrkraft im Unterricht dieGelegenheit, etwas über die Leseleistungen der Schülerinnen und Schülerzu erfahren:• wie reagiert ein Kind auf Leseangebote• Situationen und Strategien schaffen, um mit dem Kind alleinzu lesen• Beobachtungen beim Lautlesen• Vorlesen von bekannten und geübten Texten• Textverständnis durch Fragen und Inhalte überprüfen• Schaffen einer geeigneten Leseatmosphäre (innere Ruheund Konzentration)12


21.04.2008Prüfraster für Lesefähigkeit: Welche Fähigkeiten hat das Kind bereits?WortebeneSatzebeneTextebene• kennt Laut-Buchstaben-Beziehungen einschließlich der Besonderheitenim Deutschen (Beispiele: ei, eu, sch, ch...)• synthetisiert Laute in einfachen und komplexen Silben(Beispiele: Hut, ruft, Hund, Sprung, springst) 4• aktiviert Kurzzeitgedächtnis zum Speichern bereits erlesener Wortteile• erfasst ganzheitlich häufige, kurze Wörter, Silben, Wortbausteine (Morpheme)• artikuliert deutlich und verständlich• hat angemessenes Lesetempo• gliedert Sätze in Sinneinheiten, nutzt dabei syntaktisches und semantischesStrukturwissen• erkennt Kernaussage, betont das Wichtige• unterscheidet Aussage- und Fragesätze durch Stimmführung• hebt in angemessener Weise wörtliche Rede hervor• artikuliert deutlich und verständlich• hat angemessenes Lesetempo• verdeutlicht durch Betonungen und Akzentuierung Zusammenhänge, dieüber den einzelnen Satz hinaus den Text verbinden• passt Lesetempo, Lesefluss dem Sinn an• liest unangestrengt, kann den Atem steuern• artikuliert deutlich und verständlich• hat angemessenes Lesetempo13


21.04.2008Neben informellen Beobachtungen müssen auch standardisierte und normierte Verfahrenzum Einsatz kommen. Sie haben den Vorteil der Objektivität. Mit ihren Datenbekommt die Lehrkraft <strong>Information</strong>en über genau definierte Items der Leseleistungeinzelner Schülerinnen und Schüler.Auswahl von Diagnoseverfahren <strong>zur</strong> Feststellung der LesekompetenzSchulanfang1. Feststellung der Sprachfähigkeit durch schuleigenen Beobachtungsbogen2. Die diagnostischen Einschätzscalen (DES), Karlheinz Bart3. Marburger Sprachscreening für 4 – 6jährige Kinder, Holler-Zittlau4. Gruppentest <strong>zur</strong> Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten,Barth und Gomm5. Fit für die Schule, Dieck-Verlag1. und 2. Schuljahr1. Bausteine, Lernstanderhebungen, Diesterweg-Verlag2. Stolperwörter Lesetest, Wilfried Metze3. und 4. Schuljahr1. Bausteine, Lernstandserhebungen, Diesterweg-Verlag2. Stolperwörter Lesetest, Wilfried MetzeBeobachtungsbogen Klasse 1 und 2siehe AnlageBeobachtungsbogen Klasse 3 und 4siehe AnlageSchriftlich Fragen zum Text beantworten(orientiert an Kompetenzstufen)Vielen Lehrkräften sind diese Aufgaben aus den Orientierungsarbeitender dritten Jahrgangsstufe bekannt. Die Fragen zum Textverständnis orientierensich an den Stufen der Lesekompetenz:Kompetenzstufe 1 (Stufe der Reproduktion)<strong>Information</strong>en im Text erkennen und explizit/in unveränderter Formwiedergeben.Kompetenzstufe 2 (Stufe der Reorganisation<strong>Information</strong>en aus dem Text entnehmen und in veränderter Form (miteigenen Worten, aus anderer Perspektive) wiedergeben und einfacheSchlussfolgerungen ziehen.Kompetenzstufe 3 (Stufe des Transfers)<strong>Information</strong>en aus vergleichbare Sachverhalte und Anwendungssituationenbeziehen.komplexe Schlussfolgerungen ziehen und einfache Probleme lösen.14


21.04.2008LeseaktionenZiel der Pädagogischen Bemühungen <strong>zur</strong> Leseförderung ist es, die Schülerinnen undSchüler durch die Grundschulzeit hindurch beim Lesen zu begleiten, zu motivierenund zu fördern.AktionZeitpunktElementarbereichElternabend mit Kindergarten zum „Thema „Sprachförderungim Vorschulalter“Infoblatt „Sprachförderung im Elternhaus“Erfahrungsaustausch in Arbeitsgruppe „Kindergarten –Schule“JanuarJanuarEinschulungsphase / SchulaufnahmeOktober bis Mai, 2 x jährlichSprachstandserhebungDiagnose der Lesefähigkeit, MSCBesuch der Erstklasselehrerin im KindergartenNovember/SchulaufnahmeFebruar, auffällige KinderApril, je 2 – 3 VormittageAnfangsunterrichtGruppentest <strong>zur</strong> Früherkennung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten– Münsteraner Sprachscreening– Förderung nach MSCwöchentliche Büchereistunde in SchülerbüchereiInnerhalb der ersten 6 WochenFörderung regelmäßigab SchulhalbjahrLesepatenschaftentägliche Vorlesezeit zum Schulfrühstückständige Implementierung des Lesens in den GesamtunterrichtEntwicklung von Lesetechnikenständige Implementierung des Lesens in den GesamtunterrichtKlasse 1/2regelmäßige LesefeststandsstellungEinbeziehung in die FörderpläneEntwicklung von Lesetechniken,inhaltliche Auseinandersetzung mit Textenständige Implementierung des Lesens in den Gesamtunterrichtvor/nach HerbstferienregelmäßigregelmäßigregelmäßigHerbst und Frühjahr, siehe Lernstandsfeststellungregelmäßigregelmäßig15


21.04.2008wöchentliche Büchereistunde in SchülerbüchereiGanzschriften zum sinnerfassenden Lesentägliche Vorlesezeit zum Schulfrühstück14-tägig regelmäßig, zusätzlich zuStundentafel2 Ganzschriftenregelmäßigerster Umgang mit dem Wörterbuch ab Anfang Klase 2Vorleseaktionen (Büchereifest)Büchereifest MärzLesepatenschaft mit Klasse 4 Anfang Klasse 1Klasse 3/4regelmäßige LesefeststandsstellungEinbeziehung in die Förderpläneständige Implementierung des Lesens in den GesamtunterrichtWöchentliche Büchereistunde in SchülerbüchereiGanzschriftenVorleseaktionen (Büchereifest) VorlesewettbewerbLeseabend/LesenachtGezielte Arbeit mit dem WörterbuchLesepatenschaften Klasse 4Leseförderprogramm „Antolin“Herbst und Frühjahr, siehe Lernstandsfeststellungregelmäßig14-tägig regelmäßig, zusätzlich zuStundentafel2 Ganzschriften über SchuljahrverteiltBüchereifest MärzFebruar/HalbjahreswechselregelmäßigVor/nach HerbstferienregelmäßigklassenübergreifendJährlicher Elternabend zum Thema „Lesemotivation“ Anfang Kl. 3 und Kl. 4Autorenlesungen/ ElternlesungenBildung eines BüchereiteamsProjekt „Optimierung der Büchereiarbeit“ durch LAR’inRegelmäßige Fortbildungen, Weiterarbeit in ArbeitsgruppeBeschäftigung mit der Methode des Erstlese- u. ErstschreibunterrichtesFestlegung der Lernstandsdiagnostik1 – 2 mal in der GrundschulzeitWöchentliche Büchereistunde,gemeinsame BesprechungenSchuljahr 2/07, LaR’in C. LieblerArbeitsgruppe Biebergemünd,Kollegien16

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