Ausgabe Karlsruhe - Evangelisch-Lutherische Gemeinde

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100 Jahre Gemeinde Baden-Baden Die Evangelisch-Lutherische Gemeinde Baden-Baden begeht in diesem Jahr ihr 100-jähriges Gemeindejubiläum. Das ist Grund zur Dankbarkeit, dieses Ereignis in festlicher und angemessener Weise zu begehen. Wir laden herzlich ein, das Jubiläum mit uns zu feiern. Drei Veranstaltungen bilden den Rahmen für dieses Jubiläum: Jubiläumskonzert am Sonntag, 24. Juni - 18.00 Uhr in der St. Johanniskirche – „Festliche Barockmusik“ mit Werken von Bach, Händel u.a. Ausführende Musiker sind: Holger Bronner – Solotrompeter der Philharmonie Baden-Baden, Uwe Serr – Kantor der Stiftskirche und die auch international erfolgreiche Sopranistin Diana-Marina Fischer. Wir freuen uns und sind dankbar über die Bereitschaft, der nicht nur in Baden- Baden beliebten und bekannten Musiker, dem Jubiläum musikalischen Glanz zu geben. Festgottesdienst am Sonntag, den 15. Juli – 15.00 Uhr in der St. Johanniskirche mit anschließendem Empfang. Zu diesem Gottesdienst möchten wir nicht nur unsere Gemeindeglieder, sondern auch Gäste aus den Gemeinden unserer Kirche, den Gemeinden der ACK Baden- Baden, der Ökumene und Vertretern des öffentlichen Lebens herzlich einladen. Der „Empfang zum Advent“ am 1. Dezember um 17.00 Uhr beschließt das Jubiläumsjahr. Alle „Events“ werden dokumentarisch auf Video festgehalten und werden am Ende des Jahres auf einer DVD zusammengeschnitten. Eine schöne Erinnerung, zur Weitergabe als Geschenk. In jeder Ausgabe unseres Gemeindebriefes machen wir auf das Jubiläum aufmerksam. Außerdem haben wir Gemeindeglieder und Freunde der Gemeinde eingeladen, zu diesem Thema etwas zu schreiben. Was bedeutet mir meine Gemeinde? Welche Erinnerungen bzw. unvergessliche Seite 16 Erfahrungen verbinde ich mit dieser Gemeinde? Gleichzeitig arbeiten Gemeindeglieder und Kirchenvorstand an der Erstellung einer Festschrift. Ein Rückblick auf 100 Jahre Gemeindegeschichte fordert auch den Ausblick in die Zukunft. Dabei dürfen wir nicht die Hände in den Schoß legen, sondern sind eingeladen, das Leben in unserer Gemeinde mitzugestalten, jeder mit seinen Gaben und Fähigkeiten. Wir wollen das Jubiläum nicht zu hoch hängen, aber dennoch wagen wir den Blick vorn. Pfarrer Hans-Martin Ahr in der St. Johannis-Kirche Ein Jubiläum braucht die Erinnerung an das Gestern und Vorgestern zu den Anfängen der Geschichte der Gemeinde in der Kurstadt Baden-Baden Um die Gottesdienste für Kurgäste bildete sich bald eine kleine Gemeinde (meist „Zugereiste“), die 1878 aus 35 Seelen bestand. Erst am 28. Juni 1912 konnte die Gemeinde als „religiöser Verein“ registriert werden. Stimmberechtigt waren damals „nur diejenigen männlichen Mitglieder, welche das 25. Lebensjahr zurückgelegt haben“. Diese beschlossen schon auf der Gründungsversammlung, „dass nun um die Erteilung der Körperschaftsrechte beim Großherzoglichen Staatsministerium nachgesucht“ werden soll. Aber erst am 16. August 1919 wurde die Gemeinde zusammen mit den anderen badischen Lutheranern als „Evangelisch-Lutherische Kirche in Baden“ von der republikanischen Regierung als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt und damit der Landeskirche gleichgestellt. Da sich die Gemeinde anfangs noch keinen eigenen Pfarrer leisten konnte, wurde sie von Ruheständlern aus dem Lutherischen Landeskirchen versorgt, die in Baden-Baden ihren Alterssitz genommen hatten. Unter diesen ist für die Entwicklung der Gemeinde besonders bemerkenswert Landessuperintendent i.R. Theodor Kaftan (Kiel). – Erster ständiger Pfarrer wurde im April 1940 Ernst Behrendt, der aus politischen Gründen Berlin verlassen hat. Aber schon am 4. Advent des gleichen Jahres wurde er nach dem Gottesdienst von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er am 4. August 1942 an den Folgen der unmenschlichen Haftbedingungen starb, einen Tag vor seiner beschlossenen Hinrichtung. Ab Frühjahr 1941 wurde dann Detwig von Oertzen zum Gemeindepfarrer berufen, „als durch den Krieg Ferngehaltener von seiner Gemeinde Jaffa“ (im damaligen Palästina). Er versah seinen Dienst bis zu seinem Tod am 18.Juli 1950. – Sein Nachfolger wurde im Herbst 1950 der baltische Pastor Erik Frey, der in der Nachkriegszeit Flüchtlinge und Vertriebene zur Gemeinde gesammelt hat, aber schon 1952 verstarb. – Anfang 1965 wählte die Gemeinde Gottfried Daub zu ihrem Pfarrer, der ihr bis zu seiner Emeritierung am Reformationstag 1994 treu blieb. Er war im Laufe dieser lan-
Die St. Johannis-Kirche in Baden-Baden 1867 als anglikanische Kirche geweiht gen Zeit auch Superintendent der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Baden und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg. – Von 1995 bis 2009 versah Pfarrer Johann Hillermann seinen Dienst als Pfarrer der Gemeinde, gefolgt von Hans-Martin Ahr, der seit März 2010 Pfarrer der Gemeinde ist. Zur Geschichte der St. Johanniskirche Die Kirche wurde als „All Saints Church“ 1864 bis 1867 für die hiesige anglikanische Gemeinde nach den Entwürfen von Thomas Henry Wyatt im englisch-normannischen Stil erbaut. Sie wird daher bis heute auch „Englische Kirche“ genannt. Sie steht in einer Grünanlage zwischen Bertholdbad und Gausplatz. Bürgermeister August Gaus gehörte mit zu den Initiatoren des Kirchenbaus. Der englische Gesandte Lord Augustus Loftus, 100 Jahre Gemeinde Baden-Baden Königin Victoria von England sowie das deutsche Kaiserpaar und das Fürstenhaus Baden unterstützten den Bau mit großzügigen Spenden. Am 14. September 1867 wurde die Kirche durch den Erzbischof von Armagh und im Beisein von Kaiserin Augusta geweiht. Seit Sommer 1876 wurde hier „auf Wunsch von Lutheranern aus dem Ausland ein regelmäßiger Gottesdienst in Baden-Baden eingerichtet“, den Pfarrer Max Frommel (Ispringen) durch die Gastfreundschaft von Rev.Thomas Archibald Starnes White und mit Bewilligung des Bischofs von London hier halten konnte. Später fanden die lutherischen Gottesdienste zeitweilig in der altkatholischen Spitalkirche statt, zumal die „englische Kirche“ in beiden Weltkriegen als feindliches Eigentum sequestriert und als Lagerhalle benutzt wurde. Die anglikanische Gemeinde bestand bis 1938. Beim Wiedereinzug nach dem 2. Weltkrieg erhielt die Kirche den Namen „St. Johanniskirche“. Die Seitenschiffe des Kirchenraums schmücken kostbare farbige Fenster im „Nazarener“ Stil, den Mittelpunkt des Altarraums bildet das aussagekräftige Auferstehungsfenster mit dem auferstandenen Christus („Kurzpredigt für Analphabeten“). Durch die lebhafte Schilderung eines Gottesdienstes in Mark Twains „Bummel durch Europa“ ist diese Kirche in die Weltliteratur eingegangen. Hans-Martin Ahr Altarraum der St. Johannis-Kirche mit Fenster im „Nazarener-Stil“ Seite 17
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