Ausgabe Karlsruhe - Evangelisch-Lutherische Gemeinde

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Martin-Luther-Verein - Dank von Alana und Alice Seit vielen Jahren unterstützt der Martin-Luther-Verein in Baden e.V. u.a. zwei Schüler/innen in Brasilien mit einem Stipendium. Die Schule liegt in Ivoti / Südbrasilien. Sie besitzt einen großen Schulhof, in dem es drei Gebäude mit den Klassenzimmern, ein Internat für Jungen und Mädchen, eine Sporthalle, eine Aula, einen Sportplatz, einen Seite 2 Spielplatz, eine Bibliothek, eine Mensa und ein Museum gibt. Die Schule wurde 2009 einhundert Jahre alt. Deutsche Einwanderer haben die Schule gegründet. Von Anfang an waren die Lehrerausbildung, die Musik und die deutsche Sprache wichtige Aspekte. Die Schule hat etwa 900 Schüler, etwa 30 pro Klasse. „Hallo, sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich, dass ich Ihnen schreiben kann. Ich bin sehr dankbar für Ihre Unterstützung. Ich will deswegen ein bisschen über mich sprechen. Ich heiße Alice Mueller, und ich bin 15 Jahre alt. Ich wohne in Sinimbu, aber jetzt wohne ich in Ivoti, in Südbrasilien. Ich bin nett, ehrlich, freundlich, witzig und sympathisch. Meine Mutter heißt Marta Mueller. Sie ist nett, intelligent, freundlich und ehrlich. Mein Vater heißt Euclides Mueller. Er ist auch nett, intelligent, lieb und freundlich. Sie helfen mir immer. Ich liebe sie. Hier in der Schule mache ich Theater, Musikunterricht, Orchester, Deutsch, Chor, Flöte und Kunstgewebe. Ich hatte viele Stunden, aber ich habe sie sehr interessant gefunden. Ich will deutsche Volkstänze und Volleyball lernen, aber ich habe keine Freizeit. Das letzte Jahr war sehr gut! Ich habe viele Freunde geschlossen, neue Sachen gelernt, ich habe im Unterricht viel gelernt … und ich danke Ihnen immer für dieses Stipendium. Ich bin froh, weil ich hier lernen kann. Im nächsten Jahr will ich in der IEI Schule (Internationales Erziehungsinstitut) lernen, weil ich die Lehrer(in), die Personen und die Verantwortung gerne habe. Ich will Lehrerin, Psychologin oder Geschäftsführerin werden, weil ich das mag und ich weiß wie sie sind. Mein Traum ist nach Deutschland zu fliegen, weil ich die deutsche Kultur liebe, die deutschen Städte, die Sehenswürdigkeit. Meine Cousine wohnt in Deutschland und ich bin eine deutsche Abstämmige. Ich will auch zu anderen Orten reisen. Vielen Dank für Ihren Beitrag. Wenn Sie nicht wären, würde ich heute nicht hier sein. Mit herzlichen Grüßen Alice“ „Sehr geehrte Damen und Herren! Hallo! Mein Name ist Alana Schluck und ich bin 15 Jahre alt. Ich komme aus Morro Reuter, aber heutzutage wohne ich im Internat vom Instituto de Educacao Ivoti. Ich mache die Grundschullehrerausbildung, denn ich träume davon, Lehrerin zu werden und den anderen meine Kenntnisse beizubringen. In Morro Reuter wohne ich bei meinem Vater Lauri Schluck, der 55 Jahre alt und pensioniert ist und bei meiner Mutter, die Lourdes Backes Schluck heißt, 50 Jahre alt und auch pensioniert ist. Meine Familie ist mein Fundament, und wenn sie nicht wäre, wäre ich nicht so. Unsere Beziehung ist ausgezeichnet, sie helfen mir immer, wenn ich sie brauche. Hier im Instituto de Educacao Ivoti werden zusätzliche Aktivitäten angeboten, die dazu beitragen, dass wir mehr lernen und uns mit guten Sachen beschäftigen. Ich lerne Musik, Geige und Deutsch. Ich mache beim Chor und beim Orchester mit. Ich lerne sehr gerne Deutsch und wünsche mir, eines Tages nach Deutschland zu fliegen. Meine ganze Familie ist deutsch-stämmig, und ich möchte meine Wurzeln kennen lernen. Ich kann sagen, dass das letzte Jahr wunderbar war. Das Besondere an dieser Schule ist das Internat. Viele Schüler wohnen hier und können vom Zusammenleben profitieren, und so werden sie frühzeitig dazu angeleitet, verantwortungsvoll und aufgeschlossen miteinander umzugehen. Alice Schluck mit Freundinnen Die Schule in Ivoti Möchten Sie unsere Arbeit unterstützen oder sogar Mitglied im MLV werden? Rufen Sie mich an: Pfr. Rainer Trieschmann, 07231-89156. Ich freue mich auf Ihren Anruf! Martin-Luther-Verein in Baden Sparkasse Baden-Baden Gaggenau BZL 662 500 30 Kontonummer 501 203 93 Es ist für mich sehr gut, dass ich in so einer Schule lernen kann. Diese Schule ist eine Referenz in Bezug auf die hohe Qualität. Ich lerne viele neue Sachen, mit denen meine Zukunft besser wird. So wird ein Traum von mir erfüllt, d.h. eine Ausbildung zu machen, um Lehrerin zu werden. Die Zukunft ist unsicher und deswegen müssen wir uns darauf besser vorbereiten und hauptsächlich auf den Arbeitsmarkt. Ich bin froh, dass ich mich auf dem richtigen Platz befinde, der mich als Lehrerin ausbildet, wenn es Gott gefällt. Und das wünsche ich mir für meine Zukunft, Lehrerin zu werden, die die Kinder lehrt, erzieht und auf sie aufpasst, denn sie sind die Zukunft der Welt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich für die Unterstützung bedanken, denn das ist und war wesentlich für mein ganzes berufliches und persönliches Leben. Weil das, was ich hier lerne und wie ich hier wachse, d.h. in einem Internat wohnen darf, würde ich nie während meines ganzen Lebens lernen. Ich danke Ihnen für das Stipendium, weil, wenn es nicht wäre, wäre ich nicht hier. Vielen Dank! Viele Grüße! Alana Schluck“
In meinen Studienjahren in Amsterdam war die Begegnung mit dem niederländischen Lutherforscher Prof. Dr. J. P. Boendermaker besonders inspirierend. Seine Untersuchungen zum Verhältnis Martin Luthers zum Alten Testament waren für mich überraschend und führten zu neuen Einsichten. Zum nachfolgenden Text habe ich mich durch einen Artikel von Prof. Dr. J. P. Boendermakers aus dem Jahr 1985 mit dem Titel „Martin Luther - ein semi iudaeus?“ anregen lassen. (in: „Die Juden und Martin Luther - Martin Luther und die Juden, Neukirchen 1985) Noch immer herrscht die Auffassung, dass Luthers Wertschätzung vom Alten Testament bestimmt sei von der Frage ob es „Christum treibet”. Diese Meinung hat sich bis in lutherische Perikopenordnungen so ausgewirkt, dass das Alte Testament oft als Anhängsel von Texten gesehen wird, die oft völlig aus dem Zusammenhang gerissen neutestamentlichen Texten zugeordnet werden. Wenn man um Luthers Wertschätzung des Alten Testaments weiß, erkennt man, dass Luther Christus überall im Alten Testament begegnet und dass er das „Christum treibet” mit weitem exegetischen Blick auslegt. So begegnet Luther in seinen Auslegungen Christus in der Arche Noach im Buch Genesis oder im brennenden Dornbusch im Buch Exodus. Er begegnet ihm überall in Erzählungen des Alten Testaments, in denen sich der rettende und gnädige Gott Israels zeigt. Luther hat sich eingehend mit jüdischer Schriftauslegung beschäftigt und einzelne jüdische Kommentare (Midraschim) in seinen Predigten verarbeitet. “Christum treiben” Im ganzen ersten Teil von Luthers kleinem Katechismus über die 10 Gebote kommt der Name „Christus“ nicht ein einziges Mal vor. Am Ende der Erklärung der Gebote heißt es „Er verheißet aber Gnade und alles Gute allen, die solche Gebote halten, darum sollen wir ihn auch lieben und ver- Martin Luther und das Alte Testament trauen und gerne tun nach seinen Geboten.” “Dieser Glaube ist für Luther selbstverständlich mit dem christlichen Glauben identisch und dennoch kann er über diesen Glauben reden ohne den Namen „Christus” ausdrücklich zu erwähnen. Luther zwingt das christliche nicht immer in die Gebote hinein, sondern lässt sie in ihrer Eigenheit ausreden, weil sie gerade zur Mitte der Heiligen Schrift gehören” (J. P. Boendermaker, Die Juden und Martin Luther) Auch wenn Luther deutlich zwischen Altem und Neuen Testament unterscheidet, so relativiert er den Unterschied auch wieder. Auch das Neue Testament kennt Gesetze und Gebote und das Alte Testament kennt Verheißung und Gnadensprüche. An anderer Stelle sagt Luther: „Es ist kein Wort im Neuen Testament, das nicht hinter sich sieht ins Alte.” (WA 10 I, 1, S. 181 ) Seine große Hoffnung ist, dass die Juden sich auf Basis ihrer eigenen Schriften zu dem Gott der Gnade bekehren, der sich in Jesus Christus gezeigt hat. In seiner Schrift „Dass Jesus ein geborener Jude sei” kommt dies zum Ausdruck: „Ich hoffe, wenn man mit den Juden freundlich handelt und sie aus der heiligen Schrift säuberlich unterweist, so sollten ihrer viele rechte Christen werden und wieder zu ihrer Väter, der Propheten und Patriarchen Glaube treten.” (WA 11, S.315) Abraham und sein Glaube sind für Luther ein großes Glaubensbeispiel: „Er folget dem bloßen Wort als solt er sagen: du hast geredt, du wollest mich segnen, wenn mich gleich jederman verfluchet, so soll mirs nicht schaden, darum will ichs frisch darauf wagen.” (WA 24 S.173 ) In Glaubenszeugen wie Abraham spiegelt sich was „Christum treibet.” Das Bild der blinden Synagoge trifft für Luther in seinen frühen Schriften nicht zu und er rechnet mit beispielhaften Glauben der Väter (und Mütter!) vor Christus. Predigt des Alten Testaments Luther hat die hebräische Sprache sehr gut beherrscht - vielleicht sogar besser als das Griechische. Der Übersetzung des Neuen Testaments lässt er sofort die der fünf Bücher Moses folgen. Bereits 1523 hat er in der Stadtkirche zu Wittenberg während der Vesper die fünf Bücher Mose in lectio continua gepredigt und dies jahrelang mit nur wenigen Unterbrechungen fortgesetzt. Kurz vor Ostern 1523 predigte er über Genesis 1. Er predigte selbst am Osternachmittag noch über dasselbe Kapitel und ebenfalls am Sonntag Quasimodogeniti. Er beendete diese Predigtreihe am 18. September 1524. Oft sind die Lesungen aus dem Alten Testament ohne jeglichen Bezug zum Kirchenjahr. Die meisten Predigten Luthers zum Alten Testament sind weniger bekannt, da sie nur in Nachschriften erhalten sind. Die Predigten zum Buch Genesis jedoch wurden 1527 mit Luthers Genehmigung gedruckt. Luther ein Semi-Judeus? Obwohl Luther einigen Juden persönlich begegnet ist, haben ihn diese Begegnungen wohl kaum beeinflusst. Vom jüdischen Umgang mit der hebräischen Sprache hat er jedoch viel übernommen. Was er vom Judentum und Studium des Alten Testaments gelernt hat, beeinflusst seine Theologie. So ist seine Interpretation des Begriffs Gerechtigkeit undenkbar ohne die Kenntnis des hebräischen Wortes 'Zedaka' für Gerechtigkeit. Auffällig ist, dass man den Juden wegen ihrer Schriftauslegung oft die „Schuld“ an der Reformation gab. Man wusste also um die verändernden dynamische Kraft jüdischer Schriftauslegung, von der sich auch Luther inspirieren ließ. Die Verbindung von jüdischer Schriftauslegung und Schriftauslegung Martin Luthers könnte gerade in der Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 zu überraschenden Entdeckungen und interessanten Gesprächen führen. „Wir haben nit eynen andern Gott, denn der Israel Gott ist“ (WA 8,S. 35) Cornelia Hübner Seite 3
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