On track titel
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on <strong>track</strong> 12008<br />
Perspektiven in Landtechnik und Agribusiness | Frühjahr/Sommer<br />
Viele Angebote für Praktika,<br />
Traineeprogramme und den Berufseinstieg<br />
Praktikum<br />
Erfahrung sammeln<br />
im Ausland<br />
Berufsstart<br />
Der erste<br />
Arbeitsvertrag<br />
Agribusiness<br />
Chancen im<br />
Vertrieb<br />
Herausgeber:
Fendt: Unternehmen<br />
mit Tradition und<br />
Dynamik<br />
Aus dem Allgäu –<br />
für die Felder der Welt<br />
Vom Dieselross zum Vario - Lebendige Weiterentwicklung unternehmerischer Ideen und zukunftssicherer<br />
Technik haben bei Fendt Tradition. Fendt ist nicht nur die Premiummarke des<br />
weltweit drittgrößten Landtechnik-Konzerns AGCO mit 13.720 Mitarbeitern, sondern auch die<br />
AGCO-Ideenschmiede: Innovation, Technologie und Qualität am Standort Marktoberdorf im<br />
Allgäu.<br />
Die Herausforderungen an die moderne Landwirtschaft sind die Herausforderungen an unsere<br />
Mitarbeiter! Wir bieten Ihnen attraktive Arbeitsaufgaben und zukunftorientierte Arbeitsplätze.<br />
Gestalten Sie mit uns die Zukunft!<br />
Wer Fendt fährt, führt<br />
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INHALT<br />
on <strong>track</strong> Jobforum: 4<br />
„Für den Beruf brennen!“<br />
Hochschulstruktur: 7<br />
Über 15.000 studieren im Agrarsektor<br />
Bachelor: 9<br />
Nur Sprungbrett zum Master?<br />
Landmaschinenhandel: 12<br />
Manager für Werkstatt und Ersatzteillager<br />
gesucht<br />
Zwischen Studium und Chefsessel: 16<br />
Dorothee und Bernard Krone im<br />
on <strong>track</strong>-Gespräch<br />
Ende der Karriere? 19<br />
Viele Ingenieur-Studenten brechen ab<br />
Vom Studium in die Selbstständigkeit: 20<br />
Wer soll das bezahlen?<br />
Erneuerbare Energien: 22<br />
Neues Spielfeld für junge Ingenieure<br />
Biogasberatung: 28<br />
Interessant für Allrounder<br />
Bewerbungstipps: 30<br />
Wie Sie sich richtig falsch bewerben<br />
Der erste Anstellungsvertrag: 32<br />
Was sollte unbedingt geschrieben stehen?<br />
Chancen im Vertrieb: 36<br />
Verkaufstalente sind gesucht<br />
Syngenta-Personalchef Horst Theumer: 39<br />
Nicht nur auf Betriebswirtschaft fokussieren<br />
Telse Menz: 40<br />
Die Praktika haben mir den Weg gewiesen<br />
Praktikum im Ausland: 42<br />
Baumwolle in Brasilien oder Kühe in Russland<br />
Prof. Karlheinz Köller: 44<br />
Auslandspraktikum wird zu wenig genutzt<br />
Feldroboter: 46<br />
Das Siegerteam 2007 stellt sich vor<br />
Angebote für Praktikanten, Trainees<br />
und Berufseinsteiger 48<br />
Impressum 48<br />
Herausgeber: Ideell unterstützt durch:<br />
Das Magazin<br />
für das Landmaschinenwesen<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
haben Sie sich auch schon mal gefragt: „Was muss ich im Studium<br />
tun, um in mein Wunsch-Unternehmen zu passen?“ Diese Strategie<br />
für die Berufswahl scheint zunächst richtig zu sein, denn Sie<br />
können einen schönen Lebenslauf mit rotem Faden vorlegen und<br />
bei der Bewerbung zeigen, dass Sie sich ernsthaft für den Arbeitgeber<br />
interessieren.<br />
Was dagegen spricht: Personalverantwortliche von Firmen aus<br />
Landtechnik und Agribusiness bemängeln häufig eine zu starke<br />
Spezialisierung im Studium. Sie raten dazu, möglichst die gesamte<br />
Breite im Agrar- oder Maschinenbaustudium zu nutzen, um im<br />
Unternehmen selbst den letzten Schliff zu bekommen.<br />
Was den Unternehmen bei Bewerbungen noch positiv oder negativ<br />
auffällt, lesen Sie in dieser neuen Ausgabe von „on <strong>track</strong>“. Wir<br />
sind darüber hinaus der Frage nachgegangen, ob der Bachelor eigentlich<br />
ein geeigneter Abschluss ist und welche Erfahrung Studenten<br />
mit dem Auslandspraktikum gemacht haben. Außerdem<br />
stellen wir Ihnen neben aktuellen Zahlen zur Situation auf deutschen<br />
Hochschulen neue, interessante Berufsfelder wie „Produktmanagerin<br />
in der Pflanzenzüchtung“ oder „Biogasberater“ vor.<br />
Wir wünschen Ihnen, dass der Einstieg ins Arbeitsleben mit Hilfe<br />
der neuen Ausgabe von „on <strong>track</strong>“ ein Stück leichter wird und Sie<br />
frische Ideen für Ihre Berufsplanung bekommen.<br />
Apropos Ideen: Wenn Sie Anregungen für die nächsten Ausgaben<br />
haben, senden Sie diese per E-Mail an redaktion@eilboteonline.de.<br />
Ihr<br />
Hinrich Neumann
„Wir suchen Leute mit dem<br />
Flackern in den Augen!“<br />
Wir suchen in allen<br />
Bereichen dringend<br />
Nachwuchskräfte“,<br />
lautete die wichtige Botschaft<br />
von führenden Landtechnikkonzernen<br />
auf der Agritechnica.<br />
Dazu hatten die Unternehmen<br />
nicht nur Infostände für<br />
Studierende auf der Messe aufgebaut.<br />
Um Nachwuchskräfte geworben<br />
haben sieben Vertreter der<br />
Agrartechnikbranche auch auf<br />
dem Jobforum: „Berufs-Perspektiven<br />
in der Landtechnik“.<br />
Die Junge DLG hatte diese<br />
Diskussionsrunde zusammen<br />
mit dem VDMA Landtechnik,<br />
der Max Eyth-Gesellschaft<br />
Agrartechnik im VDI und dem<br />
Magazin „eilbote“ veranstaltet.<br />
Die Moderation leitete Jürgen<br />
Boomgaarden, Chefredakteur<br />
des eilboten. Anlass des<br />
Jobforums war die Präsentation<br />
des neuen Magazins „<strong>On</strong><br />
Track“, das jungen Studenten<br />
viele Tipps um Einstiegs- und<br />
Aufstiegsmöglichkeiten in der<br />
Agrartechnik gibt.<br />
Großes oder kleines<br />
Unternehmen?<br />
Bei der Suche nach Nachwuchskräften<br />
wuchern die Unternehmen<br />
– je nach Größe – mit<br />
sehr unterschiedlichen Pfunden.<br />
„Ein Großkonzern bietet Vorteile<br />
allein durch seine Internationalität“,<br />
nennt Ingolf Prüfer,<br />
Direktor für das Personalwesen<br />
bei John Deere in Europa, die<br />
4 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
on <strong>track</strong><br />
Ausbildung fertig<br />
und dann?<br />
Landtechnik bietet Perspektiven!<br />
Einladung zum 1. Jobforum<br />
auf der Agritechnica<br />
am Freitag, den 16. November 2007,<br />
von 10.30 Uhr bis 12.00 Uhr im Saal 3 im Convention Center auf dem<br />
Messegelände in Hannover.<br />
Experten berichten über Berufschancen in der Agrartechnik und<br />
geben Studienanfängern sowie Fachhochschul- und Hochschulabsolventen<br />
Tipps für einen erfolgreichen Berufseinstieg.<br />
An der Diskussion nehmen teil:<br />
��Leiter CLAAS Vorentwicklung, Vorsitzender VDI-MEG,<br />
Dr. Ludger Frerichs,<br />
��Sprecher der CLAAS Geschäftsführung, Dr. Theo Freye,<br />
��Geschäftsführer für Technik und Entwicklung der RAUCH Landmaschinenfabrik,<br />
Norbert Rauch,<br />
��Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit bei der Maschinenfabrik LEMKEN,<br />
Nicola Lemken,<br />
��der Verantwortliche für Landtechnikberatung bei AGCO-Fendt,<br />
Andreas Löwel<br />
��Direktor für das Personalwesen von JOHN DEERE Europa,<br />
Ingolf Prüfer<br />
��Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH, Marcus Bertelsmeier.<br />
��Moderation: Jürgen Boomgaarden, Chefredakteur on <strong>track</strong><br />
und eilbote.<br />
Weitere Infos unter Telefon: 0 41 71 / 78 35 24 oder<br />
redaktion@eilbote-online.de, Agritechnica: Halle 4, eilbote-Stand E 10<br />
Viele Landtechnikunternehmen benötigen dringend Nachwuchskräfte.<br />
Das zeigte auch das Jobforum während der Messe „Agritechnica“<br />
im November 2007, bei dem sieben Firmenvertreter vor rund<br />
120 Studenten Anforderungen, Einstiegsmöglichkeiten und Karrierechancen<br />
erläuterten.<br />
Vorteile eines Weltkonzerns.<br />
John Deere beschäftigt weltweit<br />
etwa 47.000 Mitarbeiter, 5300<br />
davon in Deutschland. Damit<br />
gibt es gute Möglichkeiten z.B.<br />
für Praktika in Deutschland,<br />
Europa oder in den USA. Aber<br />
auch Jobtransfers quer durch<br />
die Welt sind bei dem Arbeitgeber<br />
möglich. Dazu zählt Prüfer<br />
auch den Wechsel in eine andere<br />
Division, z.B. aus dem Landmaschinenbereich<br />
zu den Baumaschinen<br />
oder zu der Haus- und<br />
Grundstückspflege.<br />
Die einzelne Betriebsstätte ist<br />
dagegen laut Prüfer wie ein mittelständisches<br />
Unternehmen zu<br />
sehen. „Unser größtes Werk ist<br />
Mannheim mit ca. 3200 Mitarbeitern.<br />
Im Werk Bruchsal sind<br />
800 Mitarbeiter angestellt.“<br />
Doch auch Unternehmen mit<br />
weniger Mitarbeitern bieten interessante<br />
Perspektiven. Dazu<br />
Norbert Rauch, Geschäftsführer<br />
für Technik und Entwicklung<br />
der Rauch Landmaschinenfabrik,<br />
die sich auf Sätechnik sowie<br />
Mineral- und Winterdienststreu-<br />
er spezialisiert hat: „Wir sind<br />
nur ein kleines Unternehmen,<br />
in dem aber der einzelne Mitarbeiter<br />
große Freiheiten und<br />
einen großen Verantwortungsbereich<br />
hat. Auch sind die Hierarchieebenen<br />
nur sehr gering.“<br />
Das bestätigt auch Dr. Franz-<br />
Georg von Busse, Geschäftsführer<br />
der Lemken GmbH &<br />
Co. KG, die Geräte für Pflanzenschutz,<br />
Aussaat und Bodenbearbeitung<br />
baut. „Ich bin Geschäftsführer<br />
und Vertriebsleiter<br />
in einer Person. So etwas geht<br />
nur bei einem kleineren Unternehmen.“<br />
Seiner Meinung hat<br />
ein Weltkonzern zwar ein besseres<br />
Netzwerk und mehr Möglichkeiten,<br />
Nachwuchs anzuwerben.<br />
Aber dafür brauchen sie<br />
auch mehr Mitarbeiter. „Auch<br />
bei uns kann man im Ausland<br />
arbeiten!“, macht er deutlich.<br />
Mitarbeiter müssen für<br />
den Beruf „brennen“<br />
Eine weitere wichtige Frage für<br />
Studierende: Wie kann ich mich<br />
schon im Studium auf den Beruf<br />
vorbereiten? Und welcher<br />
Abschluss ist der beste?<br />
Bei den Anforderungen an die<br />
jungen Mitarbeiter sind sich alle<br />
Podiumsteilnehmer einig:<br />
Sie müssen vor Begeisterung<br />
„brennen“ und Eigeninitiative<br />
zeigen. Welches Personal die<br />
Unternehmen suchen, zeigt das<br />
Beispiel Fendt: „ Wir wollen die<br />
Marktanteile in Europa stark<br />
ausbauen. Daher ist einerseits<br />
Fachwissen in der Entwicklungsabteilung<br />
gefragt, vor allem<br />
von Maschinenbauern und<br />
Elektronikern“, beschreibt z.B.<br />
Andreas Löwel, verantwortlich<br />
für die Landtechnikberatung<br />
bei AGCO-Fendt in Marktoberdorf.<br />
Genauso sucht Fendt<br />
Agraringenieure, die Vertrieb-<br />
und Marketingtätigkeiten übernehmen.<br />
Ähnlich ist die Situation bei<br />
Claas: „Wir suchen Mitarbeiter<br />
nicht nur in Deutschland. Claas<br />
ist in 140 Ländern aktiv und etwa<br />
die Hälfte der Mitarbeiter<br />
arbeitet in Deutschland, die an
dere Hälfte in Frankreich, Russland,<br />
Amerika usw.“, beschreibt<br />
Dr. Theo Freye, Sprecher der<br />
Claas-Geschäftsführung.<br />
Die Mitarbeiter im Landmaschinenhandel<br />
müssen dagegen<br />
etwas andere Qualifikationen<br />
mitbringen, wie Dr. Marcus<br />
Bertelsmeier vom Agrartechnikvertrieb<br />
Sachsen GmbH erläutert.<br />
Das Unternehmen ist nördlich<br />
von Dresden ansässig und kon-<br />
Sieben Vertreter aus<br />
der Landtechnik-Branche<br />
machten deutlich,<br />
was sie sich von Bewerbern<br />
wünschen.<br />
zentriert sich auf den Landmaschinenvertrieb<br />
sowie auf<br />
Dienstleistungen rund um den<br />
Vertrieb.<br />
„Der typische Einstieg im Landmaschinenhandel<br />
ist eine Ausbildung,<br />
z.B. zum Landmaschinenschlosser<br />
oder –mechaniker.<br />
Darauf aufbauend bieten sich<br />
Möglichkeiten im Vertrieb oder<br />
der Leitung von Service-Stützpunkten“,<br />
so Bertelsmeier.<br />
Hochschulabsolventen haben<br />
gute Chancen, müssen aber<br />
land- und betriebswirtschaftliche<br />
Kenntnisse mitbringen.<br />
Im Bereich Kundendienst sieht<br />
Bertelsmeier großen Bedarf<br />
bei Maschinenbaustudenten,<br />
die Werkstätten leiten. Sie müssen<br />
die Schnittstelle einnehmen<br />
zwischen den Kunden und den<br />
Lieferanten.<br />
„Man ist zwar auf die Unterstützung<br />
der Zulieferfirmen<br />
angewiesen, aber ich halte es<br />
für sinnvoll, eigene Servicekräfte<br />
zu haben, die den Kundendienst<br />
vor Ort durchführen<br />
können und die sich auch<br />
auskennen mit der komplexen<br />
Materie heutiger Landmaschinen“,<br />
macht der Fachhändler<br />
deutlich.<br />
Das „Besondere“ des<br />
Bewerbers muss herauskommen<br />
Neben dem reinen Fachwissen<br />
sollten sich Studenten um weitere<br />
Qualifikationen bemühen.<br />
„Wenn ich Bewerbungsunterlagen<br />
lese, suche ich nach dem<br />
Besonderen des Bewerbers“,<br />
schildert Rauch seine Sicht der<br />
Dinge. Das können nicht nur<br />
exzellente Noten, sondern auch<br />
ein Auslandsaufenthalt oder ein<br />
besonderes Hobby sein. „Interessant<br />
ist für mich, wenn der<br />
Bewerber oder die Bewerbe-<br />
Jobforum<br />
rin etwas hat, das gut zu unserem<br />
Unternehmen passt. Wenn<br />
nichts hervorsticht, legt man die<br />
Bewerbung schnell auf die Seite“,<br />
gibt Rauch den Studenten<br />
auf den Weg. Diese Softskills,<br />
also Persönlichkeitsmerkmale,<br />
müssen sich die Studenten<br />
selbst aneignen. „Das ist z.B.<br />
über die Mitarbeit in Studentengruppen<br />
oder in Sprachkursen<br />
für Englisch, Französisch<br />
oder sogar Russisch möglich“,<br />
erklärt Dr. Ludger Frerichs,<br />
Leiter der Vorentwicklung bei<br />
Claas und gleichzeitig Vorsitzender<br />
der Max-Eyth-Gesellschaft<br />
im VDI.<br />
Unabhängig davon rät er aber<br />
auch dazu, die Noten nicht aus<br />
den Augen zu verlieren. „Viele<br />
behaupten, Engagement und<br />
andere persönlichen Eigenschaften<br />
wären wichtiger. Aber<br />
was ich in den Bewerbungsunterlagen<br />
als erstes sehe, sind<br />
die Noten.“ Und sind diese<br />
schlecht, zieht Frerichs daraus<br />
Fortsetzung Seite 6<br />
D I E W Ü S T E L E B T<br />
W I R H O L E N D A S B E S T E R A U S<br />
LEMKEN - Ein dynamisches<br />
Unternehmen mit Einstiegschancen<br />
Praktika in<br />
verschiedenen<br />
Unternehmens-<br />
bereichen<br />
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Bachelor-,<br />
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Fortsetzung von Seite 5<br />
den Schluss: Entweder kann<br />
der Bewerber nicht lernen oder<br />
nicht methodisch arbeiten. Allerdings,<br />
schränkt er ein, muss<br />
der Vorgesetzte auch prüfen,<br />
an welcher Hochschule der Bewerber<br />
studiert hat. „Denn das<br />
Notenniveau ist von Hochschule<br />
zu Hochschule unterschiedlich“,<br />
weiß er aus Erfahrung.<br />
Möglichst früh<br />
ins Unternehmen<br />
on <strong>track</strong><br />
Auch praktische Erfahrung, ob<br />
über Praktika, Ferienjobs oder<br />
Ausbildung fertig<br />
Messegelände in Hannover.<br />
vorherige Ausbildung halten alle<br />
Firmenvertreter für eine wichtige<br />
Qualifikation. Doch die Un-<br />
An der Diskussion nehmen teil:<br />
ternehmen raten jungen Absol-<br />
Dr. Ludger Frerichs,<br />
venten dazu, das Studium nicht<br />
zu überfrachten. maschinenfabrik, Norbert „Viele Rauch, Studenten<br />
haben Nicola Lemken, die Hoffnung, mit<br />
Andreas Löwel<br />
einem zweiten Studium einmal<br />
Ingolf Prüfer schneller voran zu kommen.<br />
Aber das und eilbote. sehe ich eher als Verzetteln<br />
an“, macht Freye deut-<br />
Weitere Infos unter Telefon: 0 41 71 / 78 35 24 oder<br />
lich. Er sieht lieber den geraden<br />
Weg: „Besser ist es, früh in<br />
das Unternehmen zu kommen.<br />
Wenn der junge Mitarbeiter in<br />
einigen Bereichen Nachholbedarf<br />
hat, helfen wir mit internen<br />
und externen Weiterbildungen,<br />
Trainings usw. weiter.“<br />
Und Prüfer ergänzt: „Schlimm<br />
ist es, wenn ein Student für Diplom<br />
oder Master sehr lange<br />
gebraucht hat, ohne dass man<br />
erkennen kann, warum. Eine<br />
abgeschlossene Berufsausbildung<br />
vor dem Studium ist dagegen<br />
positiv und zeigt, dass<br />
der Bewerber die Power hatte,<br />
noch einen zweiten Bildungsweg<br />
draufzusetzen.“ Aber hier<br />
gilt: Beides sollte zeitlich möglichst<br />
aufeinander aufbauen,<br />
damit der „gerade Weg“ erkennbar<br />
bleibt.<br />
Kontakt über Messejobs<br />
Der erste Kontakt zum Unternehmen<br />
muss aber nicht die<br />
Bewerbung sein. So raten die<br />
6 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
und dann?<br />
Landtechnik bietet Perspektiven!<br />
Einladung zum 1. Jobforum<br />
auf der Agritechnica<br />
am Freitag, den 16. November 2007,<br />
von 10.30 Uhr bis 12.00 Uhr im Saal 3 im Convention Center auf dem<br />
Experten berichten über Berufschancen in der Agrartechnik und<br />
geben Studienanfängern sowie Fachhochschul- und Hochschulabsolventen<br />
Tipps für einen erfolgreichen Berufseinstieg.<br />
��Leiter CLAAS Vorentwicklung, Vorsitzender VDI-MEG,<br />
��Sprecher der CLAAS Geschäftsführung, Dr. Theo Freye,<br />
��Geschäftsführer für Technik und Entwicklung der RAUCH Land-<br />
��Leiterin für Öffentlichkeitsarbeit bei der Maschinenfabrik LEMKEN,<br />
��der Verantwortliche für Landtechnikberatung bei AGCO-Fendt,<br />
��Direktor für das Personalwesen von JOHN DEERE Europa,<br />
��Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH, Marcus Bertelsmeier.<br />
��Moderation: Jürgen Boomgaarden, Chefredakteur on <strong>track</strong><br />
redaktion@eilbote-online.de, Agritechnica: Halle 4, eilbote-Stand E 10<br />
Unternehmen, über Ferienjobs,<br />
Praktika oder andere Aktivitäten<br />
Kontakt zu der Industrie<br />
aufzunehmen. Das kann auch<br />
Messedienst z.B. während der<br />
Agritechnica sein. „Wer beim<br />
Aufbau und der Standbetreuung<br />
hilft, kann schon zeigen,<br />
ob er Konfliktlöser oder Reklamationsbeseitiger<br />
ist. Selbst<br />
eine Woche ist eine gute Zeit,<br />
um die Leute kennenzulernen“,<br />
unterstreicht Löwel. Wenn sich<br />
dieser später bewirbt, hat er mit<br />
den gezeigten Fähigkeiten be-<br />
reits ein großes Plus.<br />
Genauso geschätzt ist der Einstieg<br />
über die Diplom- oder<br />
Rund 80 Studenten und andere Interessierte verfolgten<br />
gespannt die Diskussionsrunde.<br />
Masterarbeit. Wichtig ist, dass<br />
die Studenten von sich aus<br />
Ideen mitbringen und zeigen,<br />
dass sie sich Gedanken gemacht<br />
haben. Das können Themen<br />
von der Technik bis zum Vertrieb<br />
sein.<br />
Ganz um die Bewerbungsmappe<br />
kommen die Absolventen<br />
aber nicht herum. Hier hat das<br />
elektronische Anschreiben per<br />
E-mail stark zugenommen. Minuspunkte<br />
bringen übergroße<br />
Anlagen ein. Ob per Mail oder<br />
per Post: Die Unterlagen müssen<br />
die Persönlichkeit des Bewerbers<br />
zum Ausdruck bringen.<br />
„Die Bewerber müssen<br />
dabei im Auge behalten: Warum<br />
sollten wir gerade sie aus<br />
der großen Zahl an Anfragern<br />
heraussuchen?“, rät Prüfer. Und<br />
Freye ergänzt: „Besonderheiten<br />
sind zwar wichtig, aber es sollte<br />
nicht in Schauspielerei ausarten.<br />
Der Inhalt muss fundiert sein.“<br />
Besonderheiten kommen die<br />
Personalchefs auch im persönlichen<br />
Gespräch schnell auf die<br />
Spur. „Ich werde jemandem,<br />
der in den Vertrieb will, in seiner<br />
Sprechweise oder seinem<br />
Auftreten anders beurteilen als<br />
einen zukünftigen Konstrukteur.<br />
Entscheidend ist, in welche<br />
Richtung der Bewerber gehen<br />
will“, beschreibt Löwel.<br />
Einstieg als Trainee<br />
hat sich bewährt<br />
Beim Berufseinstieg bieten gerade<br />
die größeren Firmen ein<br />
Traineeprogramm, bei dem die<br />
jungen Mitarbeiter in bis zu<br />
zwei Jahren mehrere Abteilungen<br />
im Unternehmen durchlaufen.<br />
Beispiel Fendt: Das Unternehmen<br />
arbeitet sehr stark<br />
mit der DLG zusammen und<br />
nimmt im Rahmen des DLG-<br />
Traineeprogramms bis zu fünf<br />
Trainees pro Jahr auf. „Damit<br />
können wir die Personen kennen<br />
lernen und wissen, wo wir<br />
diese Mitarbeiter später optimal<br />
einsetzen können“, beschreibt<br />
Löwel.<br />
Diese Art des Berufseinstiegs<br />
hat sich bewährt. Denn nur selten<br />
haben die Berufsanfänger<br />
eine genaue Vorstellung davon,<br />
was sie wollen. So können sich<br />
auch später die Ziele ändern.<br />
„Am besten findet man seinen<br />
Weg, wenn man die Gelegenheit<br />
hat, viele Abteilungen im<br />
Unternehmen zu sehen“, meint<br />
Freye. Damit meint er beispielsweise<br />
die Arbeit im Vertrieb,<br />
einen Jahresabschluss im Controllingbereich<br />
oder die Teilnahme<br />
an Versuchen in Nordamerika.<br />
John Deere führt mit Mitarbeitern<br />
so genannte Performance<br />
Management-Gespräche. Mindestens<br />
zweimal im Jahr spricht<br />
der Vorgesetzte mit dem Mitarbeiter.<br />
Dabei geht es um einen<br />
Abgleich der geleisteten<br />
Arbeit aus Sicht des Vorgesetzten.<br />
„Aber es ist auch wichtig<br />
zu erfahren, wie sich der Mitarbeiter<br />
in seinem jetzigen Job<br />
fühlt und was er in zwei oder<br />
fünf Jahren erreichen möchte“,<br />
beschreibt Prüfer. Zusätzlich<br />
gibt es so genannte Nachfolgeplanungssysteme,<br />
in denen die<br />
Daten von qualifizierten Mitarbeitern<br />
eingegeben werden mit<br />
einer Einschätzung der Vorge-<br />
setzten: Was könnte dieser Mitarbeiter<br />
einmal erreichen, was<br />
hat er für ein Potenzial? Prüfer:<br />
„Wir sehen es auch gern,<br />
wenn jemand im Unternehmen<br />
wechseln möchte, entweder in<br />
eine andere Abteilung oder ins<br />
Ausland.“<br />
Karriere und Familie unter<br />
einen Hut zu bringen<br />
Dazu gehört eine gute Abstimmung<br />
von Privatleben und Job.<br />
Die Firmensprecher halten mit<br />
guter Organisation eine Kombination<br />
von Familie und Karriere<br />
für möglich. Wer im Beruf<br />
Leistung bringt und<br />
offen für Orts- und<br />
Aufgabenwechsel<br />
ist, dem räumt das<br />
Unternehmen auch<br />
Freiheiten bezüglichFamilienplanung<br />
ein. „Häufig steht mit<br />
dem nächsten Karriereschritte<br />
auch eine internationalen Versetzung<br />
an. Wenn der Mitarbeiter<br />
aus privaten Gründen nicht<br />
den Standort wechseln kann,<br />
weil die Kinder kurz vorm Abitur<br />
stehen, finden wir auch eine<br />
Lösung an seinem Standort“,<br />
macht Prüfer aufmerksam.<br />
Wichtig ist, dass sich der Mitarbeiter<br />
öffnet. Er muss signalisieren,<br />
was er vor hat und wie<br />
seine persönliche Planung aussieht.<br />
Eine wichtige Frage ist neben<br />
der Karriere auch das Gehalt.<br />
Genaue Zahlen wollen die Firmen<br />
dabei nicht herausrücken.<br />
„Wir zahlen ein Grundgehalt,<br />
zu dem es eine Zielerreichungsprämie<br />
gibt. Außerdem schütten<br />
wir 20 % unseres Unternehmensgewinns<br />
an die Mitarbeiter<br />
aus“, erläutert beispielsweise<br />
Rauch. Der Landmaschinenhandel<br />
zahlt dagegen auf das<br />
Grundgehalt eine ertragsabhängige<br />
Provision und Jahreszielprämien,<br />
schildert Bertelsmeier.<br />
Das Forum hat deutlich gezeigt:<br />
Die Aussichten für junge<br />
Agrartechniker stehen im Moment<br />
sehr gut. Aber völlig ziellos<br />
sollten sie nicht an die Sache<br />
herangehen. Eigeninitiative und<br />
Kreativität vom ersten Kontakt<br />
bis zum Berufseinstieg sind<br />
wichtige Anforderungen.<br />
Hinrich Neumann
Über 15.000 studieren im Agrarsektor<br />
An deutschen Universitäten und Fachhochschulen boomen die Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften.<br />
Aber auch an Fachschulen nimmt die Zahl der Schüler zu. Welche<br />
interessanten Statistiken es derzeit zur Agrar-Ausbildung noch gibt, zeigte die DLG-Tagung<br />
„Nachwuchsmanagement Agrar“ in Fulda.<br />
Die Zahl der Bachelor- und<br />
Master-Anfänger an Agraruniversitäten<br />
und Fachhochschulen<br />
nimmt kontinuierlich zu.<br />
Rund 15.500 Studierende verzeichnete<br />
die Hochschulrektorenkonferenz<br />
im Wintersemester<br />
2006/2007 (siehe Tabelle).<br />
„Wir haben rund 2000 Anfänger<br />
pro Jahr. An den zehn Universitäten<br />
in Deutschland studieren<br />
derzeit etwa 8000 Agrarwissenschaftler“,<br />
erläutert Prof. Hermann<br />
Boland vom Institut für<br />
Agrarsoziologie und Beratungswesen<br />
an der Universität Gießen<br />
und Stellvertretender Vorsitzender<br />
des Fakultätentags für<br />
Agrarwissenschaften. Heute<br />
sind mehr als 80 % der Studiengänge<br />
im Ernährungs-, Forst-<br />
und Agrarsektor in einem konsekutiven<br />
Studienmodell, also in<br />
Bachelor- und Master aufgeteilt.<br />
Es gibt kaum noch Diplomstudiengänge.<br />
Bei den Abschlüssen<br />
liegt die Zahl der heutigen<br />
Master-Absolventen mit 700<br />
pro Jahr auf ähnlichem Niveau<br />
wie vorher bei den Diplom-Abgängern.<br />
„Die Zahl der Bachelorabsolventen<br />
steigt dagegen“,<br />
erläutert Boland.<br />
An den Universitäten gibt es<br />
22 Bachelorstudiengänge und<br />
39 Masterstudiengänge. Rund<br />
80 % der Studierenden an den<br />
Universitäten schließen an das<br />
Bachelorstudium einen Master<br />
an. „Damit ist die Vielfalt heute<br />
wesentlich größer als beim früheren<br />
Diplomstudium“, macht<br />
Boland aufmerksam.<br />
Im Bachelorstudium werden laut<br />
Boland eher Grundzusammenhänge<br />
vermittelt. „Wir finden<br />
in den Bachelorstudiengängen<br />
zunehmend eine Formalisierung.<br />
Dort gibt es<br />
verpflichtende Elemente,<br />
in denen man sich<br />
mit Projektmanagement,Selbstmanagement,<br />
Organisation<br />
usw. auseinandersetzen<br />
muss“, erläutert<br />
der Professor. Mit<br />
dem Masterprogramm<br />
soll soll den Absolventen<br />
der Übergang in die<br />
Forschung ermöglicht werden.<br />
Studiert wird hier in relativ<br />
kleinen Arbeitsgruppen.<br />
Während früher das Diplomzeugnis<br />
für den Arbeitgeber<br />
entscheidend war, prüft er heute<br />
die Leistung des Absolventen<br />
anhand von zwei neuen Instrumenten:<br />
Das Diploma Supplement<br />
und die ETCS-Note.<br />
Das Diploma Supplement ist<br />
ein Papier, in dem der Studiengang<br />
und Notenschema definiert<br />
sind. Außerdem informiert<br />
sich der Arbeitgeber über<br />
die ECTS-Note (European Credit<br />
Transfer System). Darin ist<br />
auch die Leistung der gesamten<br />
Altersgruppe, also der Kohorte<br />
aufgeführt, um die Leistung<br />
des Absolventen mit den anderen<br />
Prüflingen vergleichen zu<br />
können.<br />
„Wir haben nirgendwo in der<br />
Vergangenheit so viele Turbulenzen<br />
gehabt wie beim Einstieg<br />
Bonn<br />
Bonn<br />
Zahl der Studierenden der Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften<br />
Bingen<br />
Kiel (Rendsburg)<br />
in den Bachelor“, informiert<br />
Prof. Hans-Ulrich Hensche von<br />
der FH Soest und Vorsitzender<br />
des Fachbereichstages der Agrar-Fachhochschulen<br />
über den<br />
derzeitigen Zustand im Bereich<br />
der Fachhochschulen.<br />
Fachhochschulen<br />
häufig überbelegt<br />
Die Zahl der Erstsemester hat<br />
in den Jahren stark zugenommen.<br />
Davon werden 70 bis<br />
80 % ihren Bachelor schaffen,<br />
schätzt Hensche, schränkt<br />
aber ein: „Wir sehen, dass die<br />
Zahl der bestandenen Prüfun-<br />
Die Karte zeigt<br />
die Standorte für<br />
Universitäten und<br />
Fachhochschulen<br />
mit agrar-wirtschaftlichenStudiengängen<br />
in<br />
Deutschland. Die<br />
Uni-Standorte sind<br />
mit grünen Rauten<br />
gekennzeichnet.<br />
Quelle: Prof. Hensche, FH Soest<br />
gen etwas zurückgeht. Das liegt<br />
daran, dass wir in dem Bachelorprogramm<br />
eine stärkere Verschulung<br />
haben und ‚Rote Karten’<br />
früher zeigen als früher.“<br />
Die meisten Agrar-Fachhochschulen<br />
sind bezüglich der Studentenzahlen<br />
überlastet. Daher<br />
ist als Notbremse ein örtlicher<br />
Numerus clausus eingeführt<br />
worden. Hensche führt das Beispiel<br />
Soest an: „Wir haben ganze<br />
90 Studienplätze, im letzten<br />
Winter aber 120 Anfänger<br />
zugelassen. Die Bewerberzahl<br />
lag dagegen bei 270.“ Bei den<br />
2000 2002 2004 2006 2007<br />
Bachelor-Studiengänge 735 3081 6188 12021 k. Ang.<br />
Master-Studiengänge 327 1018 2311 3441 k. Ang.<br />
Gesamt 1062 4099 8499 15462 k. Ang.<br />
Bestandener Bachelor 65 177 463 1006 1687<br />
Bestandener Master 12 156 412 738 566<br />
Gesamt 77 333 875 1744 2253<br />
Osnabrück<br />
Südwestfahlen<br />
(Soest)<br />
Gießen<br />
Hohenheim<br />
Nürtingen<br />
Göttingen<br />
Kassel<br />
Anhalt<br />
(Berrnburg)<br />
Weihenstephan<br />
(Triesdorf)<br />
Weihenstephan<br />
(Freising)<br />
Halle<br />
Rostock<br />
Berlin<br />
Dresden<br />
Neubrandenburg<br />
Eberswalde<br />
FH<br />
Uni<br />
Fortsetzung Seite 8<br />
Quelle: Boland; Hochschulrektorenkonferenz 2007<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 7
Fortsetzung von Seite 7<br />
meisten anderen Standorten ist das ähnlich.<br />
„Wir versuchen daher einen Kompromiss<br />
zu finden, zwischen dem, was die FH gerade<br />
noch leisten kann und dem, was wir den<br />
jungen Leuten schuldig sind, wenn der Arbeitsmarkt<br />
aufnahmefähig ist“, führt Hensche<br />
an. Die Zahl der Studienplätze an den<br />
Fachhochschulen werde allerdings nicht weiter<br />
ausgedehnt, weil sonst der regionale Charakter<br />
der FH verloren geht.<br />
70 bis 80 % der Studierenden an den Fachhochschulen<br />
stammen laut Hensche aus<br />
landwirtschaftlichen Betrieben. 50 % und<br />
mehr wollen wieder zurück in die landwirtschaftliche<br />
Praxis. Früher waren es die elterlichen<br />
Betriebe oder die klassische Einheirat,<br />
die bei 20 bis 30 % Frauenanteil auch nicht<br />
ungewöhnlich ist.<br />
Fachhochschul-Absolventen<br />
gehen überwiegend in die Praxis<br />
Dazu kommt der wachsende Anteil von<br />
spannenden Arbeitsplätzen in den neuen<br />
Bundesländern. Dort gibt es einen extremen<br />
Bedarf. „Der Management-Mangel ist<br />
dort aber teilweise wegen der nicht attraktiven<br />
Gehälter auch hausgemacht. Wenn man<br />
sich mit dem Gehalt an den alten LPG-Vorsitzenden<br />
orientiert, bekommt man keinen<br />
Nachwuchs“, kritisiert Hensche.<br />
Interessant ist auch der Anteil der Abiturienten<br />
an der Fachhochschule, der je nach<br />
Standort in der Größenordnung von 40 bis<br />
60 % liegt. Als ein Manko bezeichnet Hensche<br />
dagegen die nur geringe Ausländerquote<br />
von unter 5 %.<br />
Berufsqualifiziert „Höherer Dienst“<br />
75%<br />
spezialisiert und anwendungsorientiert<br />
„Gehobener Dienst“ berufsqualifizliert<br />
wie bisher FH-Diplom<br />
breit und anwendungsorientiert<br />
FH<br />
8 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Aus der Erfahrung der ersten zwei Jahre<br />
Bachelor zeigt sich, dass die Studenten beschleunigt<br />
studieren wollen, um den ersten<br />
Abschluss möglichst bald in der Tasche zu<br />
haben. Die Entscheidung fällt für einen Bachelorstandort<br />
und danach erst für weiteres.<br />
Daher ist der Bachelor die Drehscheibe.<br />
Und diese Drehscheibe muss 100% für alle<br />
Bereiche identisch sein, damit der Wechsel<br />
auch von der FH zur Uni möglich ist (siehe<br />
Grafik).<br />
Fachschulen bieten<br />
Fachhochschulreife an<br />
Interessant für die künftige Situation auf<br />
dem Arbeitsmarkt ist auch die Ausbildung<br />
in landwirtschaftlichen Fachschulen. Denn<br />
die Absolventen können über ihr Fachabitur<br />
auch in die Bachelorstudiengänge aufrücken.<br />
Im Bundesgebiet gibt es 343 Berufsschulen,<br />
die 14 Ausbildungsberufe unter den<br />
„Grünen Berufen“ anbieten.<br />
„Vor zehn bis fünfzehn Jahren gab es noch<br />
relativ viele junge Menschen, die nicht aus<br />
der Landwirtschaft kamen und in diesen<br />
Beruf gingen. In den letzten Jahren ist das<br />
komplett verloren gegangen, seit ein paar<br />
Jahren nimmt es aber wieder zu“, erläutert<br />
Dr. Wilhelm Wehren, Leiter des Lehr- und<br />
Versuchsgutes Haus Riswick und Vorsitzender<br />
der Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Fachschulen. Im Jahr 2006 gab es 1820 Absolventen<br />
von landwirtschaftlichen Fachschulen.<br />
Die meisten kamen aus Bayern<br />
(446), gefolgt von Niedersachsen (403) und<br />
Baden-Württemberg (387).<br />
Die Ausbildung an der Fachschule ist in<br />
den letzten Jahren stark betriebswirtschaft-<br />
Zur Hochschulstruktur<br />
Promotion<br />
?<br />
Master<br />
20% 80%<br />
Drehscheibe<br />
5% 5%<br />
Bachelor<br />
lich geprägt. Was früher staatlich geprüfte<br />
Landwirte waren, sind heute Agrarbetriebswirte.<br />
Die Schulausbildung soll sich an der<br />
Arbeitswelt orientieren. „Das ist vorrangig<br />
der landwirtschaftliche Betrieb, aber wir vermitteln<br />
auch die Fachhochschulreife“, macht<br />
Wehren aufmerksam. Allerdings machen zur<br />
Zeit erst 5 % der Absolventen auf der Fachhochschule<br />
weiter.<br />
Ziel der Ausbildung ist, dass die Schüler<br />
planen und kontrollieren können bis zur<br />
Führung des Unternehmens. Zukünftige<br />
Betriebe werden auch verstärkt mit Fremdarbeitskräften<br />
arbeiten, erwartet Wehren.<br />
Die Ideen und die Gedanken, die die jungen<br />
Menschen aus dem Betrieb mitbringen,<br />
werden fachübergreifend thematisiert. Damit<br />
sollen die Schüler die Zusammenhänge<br />
besser begreifen.<br />
Die Schüler planen also häufig ihr Unterrichtskonzept<br />
selbst. „So haben vor Jahren<br />
die Fachschüler einer Klasse den neuen<br />
Kälberstall an unserem Versuchsgut selbst<br />
geplant, entwickelt und aufgebaut“, nennt<br />
Wehren ein Beispiel.<br />
Fächerübergreifend werden außerdem<br />
Fremdsprachen wie englisch oder niederländisch,<br />
aber auch Kurse in Personalwirtschaft<br />
angeboten. Typische Berufe sind Betriebsleiter<br />
oder Verwalter, aber auch Mitarbeiter<br />
einer Erzeugergemeinschaft usw. sind möglich.<br />
Seit drei Jahren gibt es die Ausbildung „Fachkraft<br />
Agrartechnik“. Dahinter verbirgt sich<br />
eine Ausbildung beim Lohnunternehmer.<br />
Die Schüler befassen sich mit den Maschinen,<br />
aber auch mit Pflanzenbau. „Momentan<br />
wird überlegt, dort eine Meisterausbildung<br />
zu integrieren“, erläutert Wehren.<br />
forschungsorientiert<br />
?<br />
berufsqualifiziert „Höherer Dienst“<br />
Weiter spezialisiert und forschungsorientiert<br />
„Gehobener Dienst“ berufsqualifiziert?<br />
spezialisiert und forschungsorientiert<br />
Uni<br />
15%
Bachelor: Echter Abschluss oder<br />
nur Sprungbrett zum Master?<br />
Die Meinungen über den Bachelor als berufsqualifizierenden Abschluss gehen bei Agrar-<br />
und Maschinenbau-Professoren auseinander. Während die einen ihn für einen interessanten<br />
Abschluss halten, warnen andere vor einem vorschnellen Ausstieg.<br />
Der Bachelor an der FH hat den Stellenwert<br />
des früheren Fachhochschul-Diploms<br />
und ist damit ein<br />
interessanter Ausstieg aus dem Studium“,<br />
wirbt Prof. Hans-Ulrich Hensche von der<br />
FH Soest und Vorsitzender des Fachbereichstages<br />
der Agrar-Fachhochschulen für<br />
den noch recht jungen Studienabschluss.<br />
„Nach dem Bachelor fühlten wir uns irgendwie<br />
noch nicht richtig fertig“, antworteten<br />
dagegen einige Agrar-Studenten der Universität<br />
Hohenheim im Gespräch mit on<br />
<strong>track</strong> auf die Frage, warum sie ihren Master<br />
machten. Noch drastischer formuliert es<br />
Professor Jobst Reischmann von der Universität<br />
Bamberg in seinem kritischen Beitrag<br />
„Der BAMA-Unsinn“: „Der Bachelor<br />
ist ein Wischi-Waschi-Abschluss, der zu beliebigen<br />
angelernten und schlecht bezahlten<br />
Hilfstätigkeiten führt. In Amerika wird ein<br />
Bachelor mit 22 Jahren dann ‚General Manager’,<br />
also ein Mädchen für alles ohne Berufsidentität.“<br />
Die unterschiedlichen Aussagen zeigen deutlich,<br />
wie verschieden der Bachelor als Abschluss<br />
von Hochschullehrern derzeit gesehen<br />
wird. Das bestätigt auch die aktuelle<br />
Studie „Acht Jahre nach Bologna – Professoren<br />
ziehen Bilanz“ vom Februar 2008, die<br />
der Verband der Elektrotechnik (VDE), der<br />
Verein Deutscher Ingenieure (VDI), der Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
(VDMA) und der Zentralverband Elektrotechnik<br />
und Elektronikindustrie (ZVEI)<br />
bei der Hochschul-Informationssystem<br />
GmbH (HIS) in Auftrag gegeben hatten. Bei<br />
der Studie wurden 2403 Professoren von 30<br />
Universitäten und 36 Fachhochschulen aus<br />
dem Bereich Maschinenbau und Elektrotechnik<br />
befragt, wovon 852 Professoren (35<br />
Prozent) antworteten.<br />
Viele Uni-Professoren sehen den<br />
Bachelor als Ausstieg kritisch<br />
62 Prozent der befragten Universitätsprofessoren<br />
gaben an, dass ein Bachelorstudium in<br />
den Ingenieurwissenschaften die jungen Ingenieure<br />
nicht ausreichend auf den Beruf vorbereite.<br />
Bei den Fachhochschulprofessoren<br />
waren nur 24 % dieser Ansicht. Auch sehen<br />
83 % der Uni-Professoren den Bachelor nur<br />
als Zwischenetappe zum Master – von den<br />
FH-Hochschullehrern stimmten nur 30 %<br />
dieser Aussage zu.<br />
Ein weiteres Ergebnis: Die alte Trennlinie<br />
zwischen Fachhochschule und Universität,<br />
also zwischen Praxisbezug und Forschungsorientierung,<br />
besteht immer noch. Eigentlich<br />
sollte sie mit Einführung von Bachelor- und<br />
Masterstudiengängen aufgeweicht werden.<br />
Denn im Jahr 2003 hat die Kultusministerkonferenz<br />
beschlossen: „International ist es<br />
weit verbreitet, bei den Bachelor- und Masterstudiengängen<br />
zwischen einem ‚stärker<br />
anwendungsorientierten’ und einem ‚stärker<br />
forschungsorientierten’ Profil zu unterscheiden.<br />
Allerdings ist es ausreichend, wenn<br />
die Differenzierung auf der Masterebene erfolgt.“<br />
Im Bachelor-Studiengang sollen sich<br />
FH und Uni offiziell also nicht mehr unterscheiden.<br />
Als gemeinsames Ziel formulierten<br />
die Kultusminister: „In Bachelorstudiengängen<br />
werden wissenschaftliche Grundlagen,<br />
Methodenkompetenz und berufsfeldbezogene<br />
Qualifikationen vermittelt.“<br />
Die Praxis in den Ingenieurstudiengängen<br />
sieht aber anders aus, wie die HIS-Studie<br />
zeigt: Nur fünf Prozent der Fachhochschul-<br />
Professoren sieht einen „stark ausgeprägten<br />
Forschungsbezug“ im Bachelorstudiengang.<br />
Bei den Uni-Kollegen sind es dagegen 31 %.<br />
Andersherum bei der „Anwendungsorientierung“:<br />
Hier sehen 82 % der befragten Fachhochschulen<br />
ihr Profil und nur 41 % der<br />
Universitäten.<br />
Arbeitsmarkt übernimmt<br />
viele Bachelor-Abgänger<br />
Ein ähnliches Bild zeigt sich heute auch bei<br />
den Agrar-Studiengängen. „Rund 80 % der<br />
Uni-Studenten schließen nach dem Bachelor<br />
einen Masterstudiengang an“, fasst Prof.<br />
Hermann Boland von der Universität Gießen<br />
aktuelle Statistiken der Hochschulrektorenkonferenz<br />
zusammen. Allerdings ist das<br />
nicht überall so. So berichtet Prof. Karlheinz<br />
Köller von der Universität Hohenheim: „Der<br />
Arbeitsmarkt ist im Moment so aufnahmefähig,<br />
dass ca. 50 % der Absolventen nach<br />
dem Bachelor die Uni verlassen und etwa<br />
50 % das Master-Studium angehen.“ Viele<br />
Masterkurse sind laut Köller derzeit unterbesetzt.<br />
An den Agrar-Fachhochschulen ist der Anteil<br />
der Bachelor-Abgänger erwartungsgemäß<br />
noch höher. „Nur 25 % der Absolventen<br />
machen den Master, 50 % gehen in die<br />
Fortsetzung Seite 10<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 9<br />
photocase.de/Regina
Bachelor<br />
Fortsetzung von Seite 9<br />
landwirtschaftliche Praxis zurück und 25 %<br />
zu Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft“,<br />
schätzt Prof. Hensche (FH<br />
Soest) für die Zukunft ein.<br />
Er sieht daher den Bachelor als typischen<br />
Abschluss der Fachhochschulen. Grund:<br />
– Die FH ist und bleibt anwendungsorientiert.<br />
An der FH Soest z.B. unterrichtet ein<br />
Ökonomie-Professor das Fach Mathematik<br />
oder ein Pflanzenernährer das Fach Chemie,<br />
weil sie genau wissen, welche Grundlagen<br />
die Studenten in höheren Semestern<br />
brauchen.<br />
– Praktische Erfahrungen bringen auch die<br />
FH-Professoren mit, die vor ihrer Berufung<br />
mindestens drei Jahre außerhalb der Hochschule<br />
tätig gewesen sein müssen.<br />
– Die Jahrgänge sind überschaubar, sie umfassen<br />
nicht mehr als 140 Studenten; damit<br />
bleiben die FH stärker verschult und nehmen<br />
die Studenten mehr an die Hand als<br />
Unis.<br />
Ein typischer Beruf für den FH-Bachelor sei<br />
der Betriebsberater, da er genau weiß, was in<br />
der Praxis läuft. „Mit einem Bachelor vergibt<br />
man sich aber auch nicht die Chance<br />
auf eine Karriere im Unternehmen. Der Arbeitsmarkt<br />
ist sehr aufnahmefähig“, macht<br />
er auf die aktuelle Situation aufmerksam.<br />
Auch vom Gehalt her haben seiner Meinung<br />
nach Bachelor-Absolventen keinen Nachteil<br />
gegenüber Master-Kollegen: Die Spanne<br />
der Einstiegsgehälter differiert zwischen<br />
den einzelnen Branchen stärker als zwischen<br />
den Hochschulabschlüssen. Beim Master besteht<br />
seiner Meinung nach im Gegenteil die<br />
Gefahr, dass sich die Studenten überqualifizieren.<br />
„Auch das Argument, im Bachelor<br />
werden zu wenig Schlüsselqualifikationen<br />
vermittelt, kann ich nicht gelten lassen. Wir<br />
bieten sogar bei unserem sechssemestrigen<br />
Studium Soft Skill-Seminare an“, ergänzt der<br />
Professor.<br />
Nur wer nach dem Bachelor Zeit und Spaß<br />
am Lernen hat, sollte daher seiner Meinung<br />
nach einen Master anschließen: „Man sollte<br />
10 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
nicht studieren nur um des Studierens willen,<br />
um den Berufseinstieg nach hinten zu<br />
verlagern“. Wichtig ist laut Hensche eine<br />
breite Ausbildung. Die Hochschulen können<br />
und wollen nicht auf die Unternehmen<br />
zugeschnittene Absolventen liefern. Die Firmen<br />
müssen die Spezialisierung selbst vornehmen<br />
und die jungen Mitarbeiter in ihren<br />
Bereich einarbeiten.<br />
Sein klares Statement: Der Bachelor bleibt<br />
die Kernkompetenz der FH. „Wir werden<br />
den Master nicht auf Kosten des Bachelor<br />
positionieren, sondern nur als Zusatzqualifikation<br />
in Richtung Promotion.“<br />
Praktische Erfahrungen für<br />
Orientierung wichtig<br />
Wem das Praktische mehr liegt, sei mit der<br />
FH gut beraten, bestätigt auch Hensches Berufskollege<br />
Prof. Thomas Rademacher von<br />
der FH Bingen. „Umgekehrt ist die Uni die<br />
empfehlenswerte Variante für jemanden, der<br />
eher in den wissenschaftlichen oder entwicklungstechnischen<br />
Bereich möchte“, rät Rademacher.<br />
Und gerade der Umstand, dass<br />
eine Universität mehr wissenschaftlich ausgelegt<br />
ist, spricht seiner Meinung nach dafür,<br />
dass der Uni-Bachelor weniger zum Berufseinstieg<br />
geeignet ist. „Der FH-Bachelor<br />
bereitet inhaltlich mehr auf den Beruf vor“,<br />
ist er überzeugt. Dafür spricht auch, dass an<br />
den FH der Anteil der Studenten mit abgeschlossener<br />
Berufsausbildung höher ist, so<br />
dass die Lehrinhalte schneller umgesetzt<br />
werden können. Die Studierenden oder Absolventen<br />
mit den geringen Praxiskenntnissen<br />
sind eher desorientiert, lautet Rademachers<br />
Erfahrung.<br />
Trotzdem dürften auch Fachhochschulen<br />
bei Praxisorientierung und neuen Lehrformen<br />
wie die Projektarbeit nicht auf Kosten<br />
des Niveaus übers Ziel hinausschießen. „An<br />
Frontalunterricht und Grundlagen wie Physik<br />
kommen wir nicht vorbei. Denn wie will<br />
ein Professor den Studierenden die Funktion<br />
eines Dreipunkgestänges beibringen,<br />
wenn diese die entsprechenden physikali-<br />
Orientierungshilfe: Nach dem Bachelor aussteigen oder Master machen?<br />
Bachelor ist interessant Master ist interessant<br />
wenn sich attraktive Einstiegsmöglichkeiten für denjenigen, der eine stärkere Spezialisierung<br />
am Markt ergeben. anstrebt.<br />
für denjenigen, der an der FH studiert und für denjenigen, der an der Uni eher forschungs-<br />
praxisorientiert ausgebildet ist orientiert studiert und eventuell promovieren<br />
möchte.<br />
für Berufe mit Außenkontakten wie der für spezialisierte Berufe in der Konstruktion und<br />
Betriebsberatung oder im Verkauf. Entwicklung im Maschinenbau.<br />
schen Grundgesetze nicht kennen?“<br />
Unterm Strich sieht auch Rademacher in<br />
dem Bachelor einen interessanten Ausstieg.<br />
„Statt des Abschlusses ist viel entscheidender,<br />
was der Student sonst noch gemacht<br />
hat. Wer gut ist, kann frühzeitig in den Job<br />
gehen und auch gutes Geld verdienen“, ist<br />
er überzeugt.<br />
Ein Master ist seiner Meinung nach für diejenigen<br />
sinnvoll, die sich eine wissenschaftliche<br />
Karriere oder Führungspositionen<br />
vorstellen können. Daher sei dieser an den<br />
Universitäten besser aufgehoben. Sein Rat<br />
an Studierende: „Da Masterkurse inhaltlich<br />
vergleichsweise spezifisch ausgelegt sind,<br />
können Studierende damit berufliche Weichen<br />
stellen und die Chancen auf einen<br />
wunschgemäßen Arbeitsplatz erhöhen.“<br />
In der Konstruktion sind<br />
Master gefragt<br />
„Bei der Entscheidung, ob Bachelor oder<br />
Master sollte man auch den gewünschten<br />
Beruf dazu kennen“, warnt Dr. Thorsten<br />
Lang vom Institut für Landmaschinen und<br />
Fluidtechnik der TU Braunschweig vor einem<br />
vorschnellen Ausstieg aus dem Studium.<br />
Zwar wird heute das lebenslange Lernen<br />
propagiert. Aber bei einem späteren,<br />
weiterführenden Studium ist in der Praxis<br />
eher mit Schwierigkeiten zu rechnen.<br />
Gegenüber früher sind heute Tätigkeitsfelder<br />
und Anforderungsprofile sehr viel variantenreicher<br />
und daher die Entscheidung<br />
für den Studenten schwieriger: Am PC sitzen<br />
und Zahnräder konstruieren? Etwas<br />
Neues erfinden oder eine Abteilung leiten?<br />
Oder gar einen völlig neuen Technologietrend<br />
gestalten?<br />
Langs Meinung nach entspricht der Bachelor<br />
nicht dem FH-Diplom, sondern ist eigentlich<br />
nur eine Grundausbildung im ingenieurmäßigen<br />
Denken. „Vor allem der<br />
forschungsorientierte Bachelor kann nur ein<br />
Zwischenschritt zum Master sein“, bestätigt<br />
er die Grundaussage aus der HIS-Studie.<br />
Gerade im Bereich Maschinenbau können in<br />
sechs Semestern Bachelor nicht alle Grundlagen<br />
vermittelt werden, die ein Arbeitgeber<br />
heute braucht. „Maschinen sind mittlerweile<br />
sehr komplex gebaut. Während man sich<br />
früher intensiv mit mechanischen Konstruktionen<br />
auseinander setzte, werden die Komponenten<br />
mit hoher Funktionalität mittlerweile<br />
oft einfach eingekauft“, beschreibt er<br />
die veränderten Rahmenbedingungen. Heute<br />
sind Software-Programme zu bedienen<br />
oder Fehler-Möglichkeits-Eintritts-Analysen<br />
anzustellen. Das sind völlig andere Aufga-
MASTER<br />
ben für Konstrukteure als vor zehn Jahren.<br />
Lang nennt ein Beispiel aus der Landtech-<br />
junge Absolventen mit Bachelor-Abschluss<br />
übernehmen, hat das viel mit dem Wunsch<br />
nik: „Bei den selbst fahrenden Erntemaschi- nach Bindung an das Unternehmen zu tun“.<br />
nen teilt sich die Entwicklungsarbeit so auf: Sein Fazit: Der Bachelor ist zumindest im<br />
Nur noch ein Drittel ist Mechanik, ein wei- Maschinenbau eher ein Zwischenschritt zum<br />
teres Drittel ist Hydraulik, das letzte Drit- Master.<br />
tel machen Elektronik, Funktionalität und Hier ist allerdings zu beachten: Maschinen-<br />
Software aus. Wie will man da etwas voranbau- und Agrarstudium sind nicht direkt vertreiben,<br />
wenn man diese drei Disziplinen im gleichbar. Die Agrarier haben in der Regel<br />
Studium nicht belegt hat?“ Im Bachelor-Stu- den Diplomstudiengang mit acht Semester<br />
diengang sei das aus Zeitgründen praktisch Regelstudienzeit auf sechs oder sieben Se-<br />
nicht möglich. „Wer also in den Bereichen mester Bachelor sowie drei bis vier Semes-<br />
Konstruktion, Forschung oder Entwicklung ter Master geändert. In der Summe hat sich<br />
tätig werden will, hat mit dem Bachelor kei- die Studienzeit an FH und Uni um ein Jahr<br />
nen geeigneten Ausstieg“, macht Lang deut- verlängert.<br />
lich. Er hält den Master hier für unbedingt Das Maschinenbau-Diplom hatte an der Uni<br />
wichtig – egal, ob an der Uni oder an der dagegen meistens 10 Semester Regelstudi-<br />
FH. Daher bietet Braunschweig einen konenzeit. Daraus sind heute der Bachelor mit<br />
sekutiven Studiengang an, also eine geplante meist sechs Semestern plus einen Master mit<br />
Fortsetzung des Bachelor mit einem Master. vier Semestern geworden. Also ist der Ba-<br />
Lang: „Spezielle Fertigkeiten können erst bei chelor in noch geringerem Maße mit dem<br />
den vertiefenden Vorlesungen kommen, die früheren Dipl. Ing. vergleichbar und hier<br />
früher Hauptdiplom hießen und fachspezi- die Empfehlung, einen Master nachzulegen,<br />
fisch waren. Jetzt werden sie in verkürzter stärker vertreten als bei den Agrar-Profes-<br />
Zeit als Master angeboten.“<br />
soren.<br />
Dass der Arbeitsmarkt heute verstärkt auch Die Aussagen der Professoren unterschied-<br />
auf Bachelor zurückgreift, ist seiner Meilicher Agrar-Standorte machen deutlich: Ein<br />
nung nach kein Argument für die ausrei- eindeutiges Plädoyer für oder gegen den Ba-<br />
20637158_AZ_Jobboerse_210x148 chende Qualifikation. „Wenn Unternehmen<br />
19.02.2008 11:36 chelor Uhr gibt es Seite nicht. 1Daher<br />
stellt der Student<br />
Die Zukunft der Landwirtschaft.<br />
Landwirtschaft hat wieder Zukunft. Aber Zukunft bedeutet auch Herausforderung. Und die<br />
meistert man am besten mit einem starken Partner. Einem Partner wie CLAAS, der zukunftsfähige<br />
Technik liefert und zukunftsorientierte Arbeitsplätze bietet. Es lohnt sich, auf die Zukunft<br />
zu setzen: Mit CLAAS.<br />
Ihr Erntespezialist | claas.de<br />
schon bei der Wahl der Hochschule für den<br />
Bachelorstudiengang, spätestens aber bei der<br />
Wahl des Masterstudiengangs selbst die Weichen<br />
für seine Ausbildung.<br />
Studenten müssen<br />
selbst aktiv werden<br />
„Die Studenten müssen eine Marktanalyse<br />
machen und Wünsche, Vorstellungen und<br />
Ideen genau prüfen“, zeigt Prof. Boland<br />
(Uni Gießen) die neuen Herausforderungen<br />
auf. Wegen der Vielzahl an Wahlmöglichkeiten<br />
muss der Student viel Eigeninitiative in<br />
seiner Programmgestaltung übernehmen.<br />
„Damit sind schon im Studium Unternehmertum<br />
und eigene Aktivität gefordert“, resümiert<br />
Boland.<br />
Auf den Punkt gebracht heißt das: Schon<br />
vor dem Abschluss sollte klar sein, welche<br />
Tätigkeit der Student später anstrebt. Nur<br />
damit kann er für sich und seinen beruflichen<br />
Werdegang den richtigen Abschluss an<br />
der richtigen Hochschule wählen und eine<br />
Über- oder Unterqualifizierung vermeiden.<br />
Interessant wird auch sein, ob die Studenten<br />
künftig von den Wechselmöglichkeiten nach<br />
dem Bachelor Gebrauch machen, also von<br />
der Uni zur FH wechseln und umgekehrt.
12 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Manager sollen Werkstatt und<br />
Ersatzteillager leiten<br />
Nicht nur Hersteller von Landmaschinen suchen Fachkräfte im Management<br />
und in der Verkaufsförderung. Auch größere Landmaschinenhändler<br />
haben interessante Stellen und Praktikumsplätze zu bieten. Ein Beispiel ist<br />
die Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH.<br />
Lange und hohe Regale durchziehen die<br />
große Lagerhalle in zwei Stockwerken.<br />
Alle sind prall gefüllt mit Kartons, Kästen,<br />
Tüten und anderem Gerät. „Unser Ersatzteillager<br />
umfasst etwa 50.000 Teile. Denn<br />
wir müssen in der Saison rund um die Uhr<br />
liefern können“, macht Dr. Marcus Bertelsmeier,<br />
Assistent der Geschäftsführung der<br />
Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH, aufmerksam.<br />
Bertelsmeier (34) ist promovierter Dipl.-<br />
Agraringenieur und leitet den Landmaschinenbetrieb<br />
zusammen mit seinem Vater<br />
Bernhard. Ihre Verkaufsregion mit einer<br />
Größe von knapp 200 mal 200 Kilometer<br />
erstreckt sich nach Osten bis zur polnischen<br />
und nach Süden bis zur tschechischen Grenze,<br />
im Norden bis in den Raum Cottbus. In<br />
dem Betrieb arbeiten derzeit 75 Mitarbeiter<br />
in vier Betriebsstätten.<br />
Kunden sind Großbetriebe mit<br />
eigener Werkstatt<br />
Die besondere Struktur der Kunden erfordert<br />
ein ganz eigenes Management. „In<br />
unserem Verkaufsgebiet gibt es rund 2500<br />
Landwirte, von denen 300 mehr als 1000<br />
Hektar Fläche haben. Diese repräsentieren<br />
über 80% der landwirtschaftlich genutzten<br />
Fläche in unserem Gebiet“, charakterisiert<br />
Bertelsmeier die Region, in der er als Landmaschinenhändler<br />
tätig ist.<br />
Bertelsmeier ist A-Händler für New Holland.<br />
Die Marke macht 50 % des Gesamtumsatzes<br />
aus. Weitere wichtige Lieferanten sind<br />
Horsch, Krone, Dammann, Lemken, Amazone,<br />
Strautmann, Annaburger, Grimme<br />
und Westfalia sowie andere renommierte<br />
Hersteller.<br />
Die Kunst des Händlers liegt darin, diese<br />
Technik an den Mann zu bringen – und<br />
das im wörtlichen Sinne. „Selten kommt ein<br />
Kunde hier auf die Idee zu uns zu fahren,<br />
wenn er einen Schlepper kaufen will“, macht<br />
der Juniorchef deutlich. Laufkundschaft gibt<br />
es kaum. Das liegt zum einen an den gro-<br />
ßen Entfernungen, aber auch an der Kundenstruktur:<br />
Die Betriebe sind professionell<br />
gemanagte Großbetriebe mit entsprechender<br />
Mitarbeiteranzahl. Deren technisches<br />
Grundwissen ist sehr hoch. Die führenden<br />
Positionen haben zum größten Teil Hochschulabsolventen<br />
besetzt. „Viele Kunden<br />
lassen sich bei geplanten Neuanschaffungen<br />
z.B. bei der Sätechnik zwei bis drei verschiedene<br />
Geräte von Herstellern vorführen, die<br />
für sie schon vorher in die engere Wahl gekommen<br />
sind“, schildert der Händler das<br />
Kaufverhalten der Großbetriebe.<br />
Da viele ostdeutsche Großbetriebe<br />
häufig eine eigene<br />
Werkstatt haben, spielt für<br />
den Landmaschinenhändler<br />
schneller Vor-Ort-Service<br />
eine große Rolle. Dafür<br />
hat Bertelsmeier 20 Kundendienstfahrzeuge<br />
im Einsatz.<br />
Mit dem Verkauf von Ersatzteilen<br />
macht die Agrartechnik<br />
nicht wenig Umsatz.<br />
Daher legt Juniorchef Dr.<br />
Markus Bertelsmeier viel Wert<br />
auf die professionelle Führung<br />
des Ersatzteillagers.<br />
Die Spezialisten im Landmaschinenhandel<br />
müssen sich<br />
immer stärker im Bereich<br />
Software, Elektronik usw.<br />
auskennen.<br />
Ersatzteilverkauf ist wichtiger<br />
Betriebszweig<br />
Aber nicht nur Neumaschinen gehören<br />
zum täglichen Geschäft. Auch Ersatzteile<br />
sind sehr gefragt, wie er erläutert: „Hier haben<br />
die meisten großen Betriebe eine eigene<br />
Werkstatt. Daher fahren wir wie ein Großhändler<br />
regelmäßig direkt zum Kunden und<br />
fragen nach dem Bedarf an Ersatzteilen.“<br />
Die Kunden erwarten, dass die Händler den<br />
Kontakt ständig halten und sie sich um möglichst<br />
nichts kümmern müssen.
Als Assistent der Geschäftsführung hat Dr. Marcus Bertelsmeier (rechts)<br />
auch Verantwortung für die 75 Mitarbeiter.<br />
Service und Wartung macht der Händler direkt<br />
bei dem Kunden oder am Feld. Dazu<br />
sind 20 Kundendienstwagen im Einsatz –<br />
schnelle Transporter, die mit allem ausgestattet<br />
sind.<br />
Diese Touren starten nicht in der Zentrale,<br />
sondern in den Servicebetrieben. In diesen<br />
gibt es jeweils eine Werkstatt, ein kleines Ersatzteillager<br />
und ein Büro für den Außendienstler,<br />
der für die Region zuständig ist.<br />
Zukünftigen Bedarf für junge Hochschulabsolventen<br />
sieht der Landmaschinenhändler<br />
für seine Branche vor allem in folgenden<br />
Bereichen: Zum einen in der Leitung der gesamten<br />
Werkstätten und zum anderen in der<br />
Leitung des Bereichs Ersatzteile. Hier sind<br />
Schlüsselpositionen zu besetzen, die Potentiale<br />
zur Ausweitung des Servicenetzes eröffnen<br />
sowie zur Entlastung der Geschäftsführung<br />
beitragen.<br />
Werkstattleiter erfüllt viele<br />
Managementaufgaben<br />
Doch welche besonderen Aufgaben und Herausforderungen<br />
würde ein Mitarbeiter in<br />
diesem Bereich erwarten?<br />
Als Werkstattleiter kann sich Bertelsmeier<br />
einen Agrar- oder Wirtschaftsingenieur<br />
mit landtechnischem Schwerpunkt sowie<br />
Universitäts- oder Fachhochschulabschluss<br />
vorstellen, der sowohl technisches als auch<br />
betriebswirtschaftliches Verständnis hat.<br />
Er sollte die Schnittstelle darstellen zwischen<br />
dem Händler und den Lieferanten.<br />
„Er kümmert sich um spezielle technische<br />
Probleme, bei denen er unsere Leute in den<br />
Werkstätten mit seinem vertieften Fachwissen<br />
unterstützt“, verdeutlicht Bertelsmeier.<br />
Als Beispiel nennt er Probleme in der Elektronik,<br />
Elektrik, Hydraulik oder bei Steuerungsmodulen.<br />
Diese soll der Werkstattleiter<br />
zusammen mit den jeweiligen Herstellern lösen.<br />
„Die Hersteller bieten immer neue Lösungen<br />
an, auf die wir uns vorbereiten müssen<br />
und die hohe Anforderungen an unsere<br />
Techniker stellen“, ist der Händler überzeugt.<br />
Das geforderte Spezialwissen dafür<br />
geht weit über handwerkliches Wissen hinaus,<br />
da es auch um Programmierung und<br />
Aktualisierung von Software geht.<br />
Gleichzeitig soll der Mitarbeiter die Servicestützpunkte<br />
und Werkstätten professionell<br />
managen. Dazu gehören das Control-<br />
ling, z.B. über Werkstattproduktivitäten und<br />
Rentabilitätsrechnungen. Gleichzeitig muss<br />
der Markt beobachtet werden: Welche Preise<br />
sind durchsetzbar? Wie verhält sich der<br />
Wettbewerb? Des Weiteren soll der Leiter<br />
bestehende Servicekonzepte weiterentwickeln<br />
und eigene Ideen umsetzen. „Bislang<br />
übernimmt die Geschäftsführung zusammen<br />
mit dem Kundendienstleiter, der für die beiden<br />
Bereiche Werkstatt und Ersatzteillager<br />
verantwortlich ist, diese Aufgabe. Aber die<br />
wachsenden Anforderungen machen es in<br />
Zukunft notwendig, hier eine eigene Stelle<br />
zu schaffen“, erläutert der Geschäftsführer.<br />
Dabei ist das Unternehmen bestrebt, auch<br />
einen relativ unerfahrenen Hochschulabsolventen<br />
aufzubauen und ihm nach Ablauf einer<br />
intensiven Einarbeitungsphase eine langfristige<br />
Perspektive einzuräumen.<br />
Was er aber möglichst mitbringen sollte:<br />
- Er sollte gute PC- und Englischkenntnisse<br />
haben, da häufig die Dokumentationen zu<br />
den Maschinen nur in Englisch sind.<br />
- Er muss mit technischen Dokumentationen,<br />
technischen Zeichnungen, Schaltplä-<br />
Fortsetzung Seite 14<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 13
Fortsetzung von Seite 13 schlägen, die von der EDV erstellt werden. al wäre ein Wirtschaftsingenieur“, macht er<br />
Der Mitarbeiter muss außerdem feststellen, aufmerksam.<br />
nen, Hydraulikplänen usw. umgehen kön- welche Maschinen auf dem Markt sind und<br />
nen.<br />
welcher Ersatzteilbedarf sich daraus ergibt. Praktikanten für<br />
- Er muss sehr flexibel sein und sich in allen Auch die Abschätzung zukünftiger Märkte Vorführungen gesucht<br />
Bereichen schnell einarbeiten können. für neue Maschinen und die Wettbewerbs-<br />
Er muss Kooperationsbereitschaft mitbrinsituation auf dem Ersatzteilmarkt zählen zu Darüber hinaus sucht der Betrieb immer<br />
gen, da er eng mit dem Werkstattpersonal seinem Aufgabenbereich.<br />
auch Praktikanten, vor allem als Fahrer für<br />
zusammenarbeitet.<br />
Zusätzlich soll er eigenständig Vermark- Maschinenvorführungen. Vorführungen sind<br />
Der Arbeitsplatz ist auf jeden Fall sehr vieltungsstrategien entwickeln, Potenziale im für Bertelsmeier das wichtigste Marketinginseitig<br />
mit Schwerpunkt „Management der Markt erkennen und auf der Beschaffungsstrument. „Wir machen jedes Jahr drei bis<br />
Werkstätten“.<br />
seite mit verschiedenen Anbietern zusam- vier Monate lang eine komplette Tour durch<br />
men arbeiten. Dazu muss er einen Überblick das Verkaufsgebiet“, erläutert er. Diese be-<br />
Leiter Ersatzteillager:<br />
haben über das Preisgefüge am Markt. Herginnt nach der Getreideernte und geht bis in<br />
Viel mehr als ein Lagerist<br />
ausforderungen sind auch der Verkauf von den Herbst hinein. Zuerst werden Bodenbe-<br />
„Ladenhütern“ z.B. ins Ausland. Das könarbeitungsgeräte vorgestellt, dann Sätechnik.<br />
Ein weiteres Einsatzgebiet für Hochschulnen Teile von Maschinen sein, die es hier In der Saison sind das allein für Bodenbearabsolventen<br />
sieht Bertelsmeier im professio- nicht mehr gibt. Zu den Aufgaben des Mitbeitungsgeräte 80 bis 90 Vorführungen, für<br />
nellen Management des Ersatzteillagers. „Da arbeiters zählt auch die Beratung des Kun- Mähdrescher und Schlepper ca. 100 Termi-<br />
unsere Bereiche Kundendienst und Ersatzden im Rahmen der Winterbestellungen. ne.teile<br />
sehr unterschiedlich sind und spezielles „Wir brauchen auch eine gute Planungs- Die Vorführung ist ein sehr verantwortungs-<br />
Wissen erfordern, müssen diese in Zukunft grundlage für die Winterbestellung. Darüvoller Job für einen Praktikanten, da er di-<br />
getrennt werden“, verdeutlich Bertelsmeier ber decken wir uns ein mit Ersatzteilen, die rekten Kontakt zum Kunden hat. Er muss<br />
nochmals.<br />
wir das ganze Jahr über verkaufen“, ergänzt zwar nicht das Verkaufsgespräch führen,<br />
Zu den Aufgaben gehören das Verfassen von der Geschäftsführer. Der Bewerber sollte wird aber trotzdem zu seiner Meinung ge-<br />
Controlling-Berichten, die Erstellung von auf jeden Fall auch einen technischen Hinfragt und muss sich deshalb gut mit der Ma-<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnungen und Jahrestergrund haben, sollte also eine Mischung schine auskennen.<br />
plänen sowie die Bearbeitung von Bestellvor- aus Techniker und Betriebswirt sein. „Ide- Die Termine sind nicht öffentlich. Jeder Be-<br />
14 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Mit Serviceleistungen wie Spritzentests lastet Bertelsmeier<br />
die betriebseigene Werkstatt im Winter aus.<br />
Steckbrief Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH<br />
– Landmaschinenhändler mit 75 Mitarbeitern in vier Stützpunkten.<br />
– Kunden: Überwiegend landwirtschaftliche Großbetriebe mit eigener Werkstatt und technisch hochqualifiziertem Personal.<br />
– Führungspersonalbedarf: Agraringenieure, Maschinenbauingenieure.<br />
– Praktikumsmöglichkeiten: Arbeit in der Werkstatt, Fahrer für Maschinenvorführungen.
trieb will individuell behandelt werden. Bertelsmeier<br />
erklärt den Ablauf so: „Der Außendienstler<br />
vereinbart beim Kunden einen<br />
Vorführtermin und lässt die Maschine dorthin<br />
schaffen. Dann bearbeitet das Vorführteam<br />
mit unseren Maschinen meist eine Fläche<br />
von rund fünf Hektar“ Ist der Schlag<br />
größer, übernimmt Agrartechnik Vertrieb<br />
Sachsen das auch, berechnet dafür aber einen<br />
kleinen Obolus als Maschinenmiete. Auf<br />
diese Weise kann der Kunde die Vorführung<br />
mit Erledigung der Arbeit verbinden.<br />
Bei gutem Wetter schafft das Verkaufsteam<br />
bis zu drei Vorführungen am Tag, bei<br />
schlechtem Wetter fällt die Vorführung dagegen<br />
auch schon mal aus.<br />
Nach jedem Einsatz wird die Maschine gewartet,<br />
Verschleißteile ausgetauscht und für<br />
einen optimalen Zustand gesorgt. Der Fahrer<br />
stellt die Maschine auch auf die Bedingungen<br />
des jeweiligen Betriebes ein, damit<br />
das Arbeitsergebnis bestmöglich ist.<br />
Gerade weil die Vorführung so wichtig ist,<br />
haben das Vorführteam und der Verkaufsleiter<br />
klare Anweisungen dafür. Außerdem<br />
wird ein Vorführprotokoll mit einem Feedback<br />
des Kunden erstellt, das er unterschreiben<br />
muss.<br />
Einbindung in den Geschäftsalltag<br />
„Praktikanten fahren bei uns nicht nur Maschinen,<br />
sondern arbeiten auch in der Werkstatt“,<br />
erläutert der Geschäftsführer. Zu dem<br />
Programm gehört eine mehrtätige Schulung<br />
bei einem der Hersteller. Damit sich der<br />
Aufwand für beide Seiten lohnt, wäre eine<br />
Praktikumszeit von drei bis vier Monaten<br />
im Sommer ideal. „Wir sind dann auch bereit,<br />
jemanden in den Geschäftsalltag einzubinden,<br />
Wenn wir merken, dass es mit der<br />
Zusammenarbeit klappt, sind wir auch bestrebt,<br />
ihm eine Stelle anzubieten“, stellt er<br />
in Aussicht.<br />
Übrigens: Bertelsmeier begrüßt es sehr,<br />
wenn Studierende von sich aus auf das Unternehmen<br />
zukommen und sich bewerben.<br />
Kontakt:<br />
Agrartechnik Vertrieb Sachsen GmbH<br />
Dr. Marcus Bertelsmeier<br />
Zweitannenweg 3<br />
01561 Ebersbach<br />
Telefon: 03 52 08/8 65-0<br />
www.agrartechnik-sachsen.de
Dorothee und Bernard Krone:<br />
„Zwischen Studium und Chefsessel<br />
erst einmal die Sporen verdienen!“<br />
<strong>On</strong> <strong>track</strong>: Herr und Frau Krone, Sie<br />
sind heute beide im Unternehmen<br />
Ihres Vaters tätig. Wann war für<br />
Sie klar, dass Sie einsteigen werden?<br />
Bernard Krone: Bei mir war der Berufsweg<br />
seit der Grundschule vorgezeichnet. Als einziger<br />
Sohn sollte ich die Firma übernehmen.<br />
Als ich 17 Jahre alt war, hat mein Vater mich<br />
aber noch mal gefragt, ob ich das auch wirklich<br />
wolle. Ich antwortete ihm, dass ich mir<br />
gar nichts anderes vorstellen könnte. Seit<br />
Anfang 2007 bin ich aktiv als Mit-Geschäftsführer<br />
in der Krone Holding tätig.<br />
Dorothee Krone: Für meine Schwester und<br />
mich war immer klar, dass Bernard die Firma<br />
übernimmt. Daher habe ich nach dem<br />
Studium zunächst drei Jahre lang bei Vileda,<br />
einem Hersteller von Reinigungsprodukten,<br />
im internationalen Marketing gearbeitet. Gerade,<br />
als ich anfing, mir dort eine Karriere<br />
aufzubauen, hat mein Vater mich gefragt, ob<br />
ich in die Firma einsteigen möchte. Das war<br />
erst einmal ein kleiner Schock für mich.<br />
Die Geschwister Dorothee * und Bernard Krone sind heute im Unternehmen ihres Vaters Dr.<br />
Bernard Krone tätig. Während Dorothee Mitgeschäftsführerin der Landtechnik Vertrieb und<br />
Dienstleistungen GmbH (LVD) ist, arbeitet Bernard in der Geschäftsführung der Bernard Krone<br />
Holding GmbH & Co. KG. <strong>On</strong> <strong>track</strong> sprach mit ihnen über Generationswechsel, Anforderungen<br />
an die Geschäftsführung und die Besonderheiten eines Familienunternehmens.<br />
on <strong>track</strong>: Warum? War die Aussicht, im väterlichen<br />
Unternehmen zu arbeiten, nicht<br />
reizvoll für Sie?<br />
Dorothee Krone: Doch, das schon. Aber<br />
mein Vater bot mir den Posten als Geschäftsführerin<br />
in der LVD an – und das<br />
habe ich mir zuerst nicht zugetraut, da ich<br />
mit Landmaschinen bis dato nur bei meiner<br />
Ausbildung als Groß- und Außenhandelskauffrau<br />
bei John Deere zu tun hatte. Als<br />
ich aber hörte, dass ich mit Ludger Gude<br />
einen sehr erfahrenen, älteren Kollegen zur<br />
Seite bekomme, habe ich im Jahr 2001 die<br />
Herausforderung angenommen.<br />
on <strong>track</strong>: Sie haben also beide keine landwirtschaftliche,<br />
sondern eine eher kaufmännische<br />
Ausbildung. Fehlt einem da bei der<br />
Arbeit in einem bedeutenden Landtechnik-<br />
Unternehmen nicht manchmal etwas?<br />
Bernard Krone: Bislang hatte ich im Rahmen<br />
meiner Arbeit noch nicht so viel mit<br />
16 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Landmaschinen zu tun, denn ich habe zunächst<br />
ein Jahr in unserem Kühlfahrzeugwerk<br />
in Dänemark gearbeitet. Allerdings<br />
habe ich nach meiner Ausbildung zum Industriemechaniker<br />
ein duales Studium an der<br />
FH-Nordakademie in Elmshorn absolviert<br />
und gleichzeitig bei dem Getriebehersteller<br />
Sauer-Danfoss in Neumünster gearbeitet.<br />
Da Sauer-Danfoss auch Hydraulikkomponenten<br />
für Traktoren herstellt, hatte ich<br />
darüber weitere Kontakte zur Landtechnik.<br />
Eine ganz wichtige Erfahrung für mich war<br />
auch meine zweijährige Tätigkeit als Unternehmensberater;<br />
in dieser Funktion habe ich<br />
verschiedene Betriebe durchleuchtet und so<br />
eine sehr gute Vorstellung davon bekommen,<br />
worauf es bei der Betriebsführung ankommt.<br />
Dorothee Krone: Unser Vater hat uns mit<br />
auf den Weg gegeben, dass man als Unternehmer<br />
vor allem drei Eigenschaften<br />
braucht: Fleiß, Ehrlichkeit und einen gesunden<br />
Menschenverstand. Nach sieben Jahren<br />
als Geschäftsführerin muss ich sagen, dass<br />
er Recht hat. Ich trage heute Verantwortung<br />
für 180 LVD-Mitarbeiter. In meinem Aufgabenbereich<br />
ist Organisationstalent eher<br />
gefragt als landwirtschaftliches Fachwissen.<br />
Aber ich arbeite kontinuierlich daran, die<br />
Dinge aus Sicht der Landwirte selber in der<br />
Praxis zu erfahren.<br />
on <strong>track</strong>: Vor Ihrem Einstieg ins Unternehmen<br />
haben Sie beide in anderen Branchen<br />
gearbeitet, einmal im Bereich Reinigungsprodukte<br />
und in der Unternehmensberatung.<br />
Für wie wichtig halten Sie diesen Zwischenstopp<br />
zwischen Studium und Chefsessel?<br />
Dorothee Krone: Für sehr wichtig! Ich hätte<br />
mich schwer getan, gleich nach dem Stu-<br />
* Anmerkung der Redaktion: Wenige Tage nach dem Interview hat<br />
Frau Krone geheiratet und heißt jetzt Dorothee Renzelmann.
dium bei Krone einzusteigen. Als ich hier<br />
anfing, war ich schon 30 Jahre alt und hatte<br />
mit einem Jahr Auslandsstudium in Bilbao<br />
oder einem Marketingprojekt an der Fachhochschule<br />
Worms eine Reihe Erfahrung<br />
sammeln können. Wichtig war für mich aber<br />
auch, mir in einem anderen Betrieb schon<br />
einmal die Sporen verdient zu haben.<br />
Bernard Krone: Auch ich wollte nicht<br />
gleich nach dem Studium eine leitende<br />
Funktion im elterlichen Unternehmen übernehmen.<br />
Durch meine Tätigkeit als Unternehmensberater<br />
habe ich über den Tellerrand<br />
geblickt. Das verhindert, dass man früh<br />
betriebsblind wird und bringt einen gleichzeitig<br />
auf neue Ideen. Und nicht<br />
zuletzt wird man auch von den<br />
Mitarbeitern schneller akzeptiert,<br />
wenn man bereits er-<br />
QUALITÄT MADE I N GERMANY<br />
Produktion oder im Einkauf. Denn Handel<br />
bedeutet immer auch den direkten Kontakt<br />
zum Endkunden – ein Punkt, der mir sehr<br />
gut gefällt.<br />
Bernard Krone: Für mich war es kein so<br />
großer Sprung, da ich ja immer wusste, dass<br />
ich eines Tages einsteigen möchte. Auch die<br />
Mitarbeiter haben mit mir gerechnet. Hilfreich<br />
war für mich, dass ich mich in unserem<br />
Nutzfahrzeugwerk in Dänemark in Ruhe<br />
einarbeiten konnte. Dort habe ich mich<br />
mit Mitarbeiterführung, Logistik, Personalfragen<br />
und Produktion beschäftigt. Das war<br />
für mich wie ein Trainee-Programm.<br />
on <strong>track</strong>: Stichwort Mitarbeiter: Wie nehmen<br />
diese den Generationswechsel auf?<br />
Werden Sie da nicht ständig mit Ihrem<br />
Vater verglichen?<br />
Bernard Krone: Natürlich, aber das ist<br />
P E R S P E K T I V E N .<br />
Interview<br />
folgreiche Projekte vorweisen kann.<br />
ja auch völlig normal. Bei einem<br />
on <strong>track</strong>: Wie ist denn dann Ihre erste Zeit<br />
Eintritt ins Unternehmen, so meine<br />
hier verlaufen? War es ein Sprung ins kal- Erfahrung, ist der beste Weg, erst<br />
te Wasser?<br />
einmal zu beobachten und sich ein ei-<br />
Dorothee Krone: Ich hatte den Vorteil, dass genes Bild von den Mitarbeitern zu machen.<br />
mich mein Vorgänger, Walter Krone, ein Die Mitarbeiter machen das ja genauso. Au-<br />
halbes Jahr sehr intensiv eingearbeitet hat. ßerdem ist es bei Krone Tradition, dass jeder<br />
Dazu kam, dass niemand mit mir gerechnet mit jedem direkt kommuniziert; und so habe<br />
hatte, schließlich war ich schon zwölf Jah- ich dann auch ebenso mit den Mitarbeitern<br />
re in Mannheim. Ich konnte deutlich mer- am Band gesprochen wie mit Mitarbeitern in<br />
ken, dass die Mitarbeiter im LVD neugierig der Verwaltung. Wenn die Mitarbeiter mer-<br />
darauf waren, wie sich eine Frau auf dem ken, dass man sie ernst nimmt und man ge-<br />
Posten macht. Grundsätzlich halte ich den meinsam daran arbeitet, noch besser zu wer-<br />
Einstieg im Landmaschinenhandel für eine den, ist man schnell akzeptiert.<br />
SCH Frau Anz einfacher Eilbote als z.B. on einen <strong>track</strong> Einstieg 192x67mm:Layout in der on 1 <strong>track</strong>: 25.03.2008 Aber ist es 13:09 nicht Uhr schwierig, Seite in 1<br />
die Fußstapfen einer Persönlichkeit wie Dr.<br />
Bernard Krone zu treten?<br />
Dorothee Krone: Natürlich begegnet uns<br />
unser Vater überall. Aber das empfinde ich<br />
nicht als Belastung, sondern das erfüllt mich<br />
eher mit Stolz. Schließlich ist das Unternehmen<br />
jetzt über hundert Jahre alt und gerade<br />
in den vier Jahrzehnten unter der Leitung<br />
unseres Vaters in allen Bereichen stark gewachsen.<br />
Wir sind jetzt in der Pflicht, dies<br />
alles zu pflegen und es gut weiterzuführen.<br />
Bernard Krone: Auch unser Vater hat ja<br />
das Unternehmen von seinem Vater übernommen,<br />
und unser Großvater war bei den<br />
Bauern in der ganzen Region bekannt. Gerade<br />
ältere Menschen sehen heute in ihm<br />
noch ein großes Vorbild. Genau wie unser<br />
Vater es geschafft hat, durch Leistung und<br />
eigene Ideen seinen Weg zu finden, werden<br />
das meine Schwester und ich auch machen.<br />
Wir haben unseren eigenen Stil, der sich sicherlich<br />
von dem unseres Vaters unterscheidet.<br />
on <strong>track</strong>: Das hört sich sehr nach Harmonie<br />
an. Aber wird die Geschwisterliebe nicht<br />
manchmal auf die Probe gestellt, wenn Sie<br />
beide in der Geschäftsführung arbeiten?<br />
Bernard Krone: Nein, wir sind ja jeweils in<br />
eigenen, selbstständigen Gesellschaften tätig<br />
und kommen uns nicht ins Gehege. Es gibt<br />
klare Strukturen und so werden mögliche<br />
Konflikte im Keim erstickt.<br />
Fortsetzung Seite 18<br />
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1.2008 | on <strong>track</strong> | 17
Fortsetzung von Seite 17<br />
Dorothee Krone: Bernard ist zwar in der<br />
Holding tätig, die rechtlich über dem LVD<br />
steht. Aber ich sehe die Holdinggesellschaft<br />
als wertvolle Instanz, die dem LVD Hilfestellung<br />
auch im Controlling gibt. Mit allen<br />
Geschäftsführern der Holding und der<br />
Mitgesellschaften stimmen wir uns regelmäßig<br />
in einer Runde ab. Dort trägt jeder die<br />
wichtigsten Fragen aus seinem Bereich vor<br />
und dann berät man gemeinsam, wie man<br />
die Dinge am besten angeht. Das ist keine<br />
Konkurrenz, sondern ganz im Gegenteil, ich<br />
Bernard Krone: „Durch meine Tätigkeit als Unternehmensberater<br />
habe ich über den Tellerrand geblickt.<br />
Das verhindert, dass man früh betriebsblind wird und<br />
bringt einen gleichzeitig auf neue Ideen.“<br />
empfinde es als angenehm, nicht alleine dazustehen.<br />
on <strong>track</strong>: Sie haben ja beide schon andere<br />
Unternehmen kennengelernt. Was macht<br />
denn für Sie die Arbeit in einem Familienunternehmen<br />
wie Krone aus?<br />
Dorothee Krone: Ich glaube, die Bindung<br />
der Mitarbeiter ist in einem Familienbetrieb<br />
anders. Auch wenn wir mit über 180 LVD-<br />
Mitarbeitern schon recht groß sind. Erst<br />
kürzlich habe ich wieder zwei Mitarbeitern<br />
zu ihrem 40jährigen Firmenjubiläum gratuliert.<br />
Wo finden Sie das heute noch?<br />
Bernard Krone: Ich möchte noch ergänzen,<br />
dass es für die Mitarbeiter auch gut ist, direkten<br />
Draht zu den Entscheidungsträgern<br />
zu haben. Anders als bei großen Konzernen<br />
sind bei uns die Entscheidungswege kurz.<br />
Wir denken auch nicht quartalsweise, sondern<br />
langfristig. Bei Krone können sich junge<br />
Entwickler und Konstrukteure noch richtig<br />
verwirklichen, ohne dass ihre Ideen gleich<br />
in der Anfangsphase von Controllern kaputt<br />
gerechnet werden. Sie können ihre Projekte<br />
vom PC bis zur internationalen Markteinführung<br />
hautnah miterleben.<br />
on <strong>track</strong>: Wie bei Ihnen ist der Generationswechsel<br />
auch bei Landwirten oder bei<br />
kleineren Familienunternehmen beispielsweise<br />
im Landmaschinenhandel ständig ein<br />
Thema. Was sind für Sie Erfolgsrezepte für<br />
eine gute Unternehmensnachfolge?<br />
Bernard Krone: Wichtig ist, dass schon<br />
18 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
früh über die Nachfolge gesprochen wird.<br />
Mein Vater und ich hatten schon viel Negatives<br />
aus anderen Betrieben gehört und waren<br />
gewarnt. Ich habe ihm sehr offen gesagt,<br />
wie ich mir meine Rolle vorstelle und dass<br />
ich auch Dinge anders machen werde als er.<br />
Die rechtlichen und steuerlichen Angelegenheiten<br />
haben wir bereits frühzeitig geregelt.<br />
Schon heute tritt unser Vater im Unternehmen<br />
deutlich kürzer und lässt uns und den<br />
anderen Geschäftsführern freie Hand. Ein<br />
weiteres Erfolgsrezept ist, dass der endgültige<br />
Übergang zeitlich genau definiert ist.<br />
on <strong>track</strong>: Wann werden Sie den Betrieb<br />
übernehmen?<br />
Bernard Krone: Wir haben uns auf den<br />
siebzigsten Geburtstag meines Vaters geeinigt.<br />
Er steht dann noch mit seinem Rat jederzeit<br />
zur Verfügung, wird aber den Vorsitz<br />
im Beirat abgeben.<br />
on <strong>track</strong>: Frau Krone, würden Sie so, wie<br />
Sie jetzt die Nachfolge angetreten haben,<br />
auch den nächsten Generationswechsel angehen?<br />
Dorothee Krone: Auf jeden Fall, denn bei<br />
uns ist das alles bisher sehr harmonisch und<br />
perfekt verlaufen. Natürlich muss man sich<br />
im Laufe der Generationen auch an sich<br />
verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />
anpassen. Sehen Sie zum Beispiel<br />
mich an. Vor 100 Jahren wäre vermutlich<br />
niemand auf die Idee gekommen, einer<br />
Frau die Geschäftsführung für einen Landmaschinenhandel<br />
zu übertragen.<br />
on <strong>track</strong>: Wenn Sie beide Ihre Berufsausbildung<br />
und Ihre ersten Jahre im Unternehmen<br />
zurückverfolgen: Was raten Sie heute jungen<br />
Studenten, um sich optimal auf den Beruf<br />
vorzubereiten?<br />
Dorothee Krone: Für mich war der Auslandsaufenthalt<br />
sehr wichtig. Heute ist mindestens<br />
eine Fremdsprache Pflicht für jeden<br />
Mitarbeiter. Für die Arbeit in unserem Gebrauchtmaschinenzentrum<br />
beispielsweise<br />
fordern wir mittlerweile sogar zwei Fremdsprachen.<br />
Manchmal bin ich da wirklich negativ<br />
überrascht, wenn Bewerber sich nicht<br />
einmal auf Englisch ausdrücken können.<br />
Bernard Krone: Ja, Fremdsprachenkenntnisse<br />
sind enorm wichtig. Unser Exportanteil<br />
liegt aktuell bei rund 70 Prozent; da ist<br />
es selbstverständlich, dass man regelmäßig<br />
mit den Vertriebspartnern, Importeuren und<br />
natürlich auch Endkunden aus dem Ausland<br />
Kontakt hat. Deshalb reicht es heute nicht<br />
aus, die technischen Dinge nur zu verstehen,<br />
sondern man muss sie auch in einer Fremdsprache<br />
weitervermitteln können. Wir achten<br />
natürlich sehr darauf, dass die Betreuer<br />
der Exportmärkte auch deren Sprachen beherrschen.<br />
Interview<br />
Dorothee Krone: „Ich konnte deutlich merken, dass die Mitarbeiter<br />
neugierig darauf waren, wie sich eine Frau auf dem Posten<br />
macht.“<br />
on <strong>track</strong>: Als Geschäftsführer oder Geschäftsführerin<br />
in einem modernen Landtechnikbetrieb<br />
konstruieren Sie anders als<br />
vor 40 Jahren ja nicht mehr selbst. Welches<br />
Rüstzeug braucht man heute dafür?<br />
Bernard Krone: Die Kombination aus<br />
technischer Ausbildung und einem kaufmännischen<br />
Studium sind ein ideales Rüstzeug.<br />
Man denkt nicht zu sehr in Zahlen,<br />
sondern sieht auch das Produkt dahinter,<br />
ist aber auch nicht nur technikverliebt. Übrigens<br />
helfen wir jungen Schulabgängern<br />
auch gerne bei der Berufswahl, und bieten<br />
z.B. Stipendien für das Maschinenbaustudium<br />
in Braunschweig oder in Osnabrück an.<br />
Im Anschluss an das Studium können die<br />
jungen Ingenieure dann für uns im Bereich<br />
Agrar- oder Nutzfahrzeugtechnik arbeiten.<br />
Dorothee Krone: Ich kann nur jedem dringend<br />
empfehlen, während des Studiums Praxiserfahrungen<br />
zu sammeln und sich nicht<br />
nur auf die Theorie zu konzentrieren. Man<br />
sollte auch im Studium alle Chancen nutzen,<br />
schon den Berufsalltag kennen zu lernen.<br />
Das kann über einen Job an der Uni<br />
oder über die Diplomarbeit geschehen.<br />
Wenn man Menschen in der Branche kennt<br />
und weiß, wie Unternehmen ticken, erleichtert<br />
das den Berufseinstieg sehr. Aber auch<br />
in anderen Branchen zu schnuppern, kann<br />
natürlich hilfreich sein.
Viele Ingenieur-<br />
Studenten<br />
brechen ab<br />
Die Studienabbruchquote für die deutschen<br />
Studienanfänger hat sich gegenüber<br />
der letzten Berechnung um<br />
einen Prozentpunkt verringert. Betrug sie<br />
für die Jahrgänge von Ende der neunziger<br />
Jahre über alle Fächergruppen und Hochschulen<br />
22 Prozent, so liegt sie für die jetzt<br />
betrachteten Jahrgänge bei 21 Prozent, teilt<br />
die Hochschul-Informations-GmbH (HIS)<br />
aus Hannover mit. Das bedeutet: Von einem<br />
Studienanfängerjahrgang verlassen von 100<br />
erstimmatrikulierten Studierenden 21 die<br />
Hochschule endgültig ohne Examen.<br />
Während an den Universitäten der Anteil<br />
der Studienabbrecher im Vergleich zur letzten<br />
Messung um vier Prozentpunkte auf 20<br />
Prozent zurückgeht, steigt er an den Fachhochschulen<br />
von 17 Prozent auf 22 Prozent.<br />
Der Studienabbruch in wichtigen Studienbereichen<br />
der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften<br />
verbleibt unvermindert auf hohem<br />
Niveau (siehe Tabelle). Zwar hat sich<br />
der Wert für die gesamte Fächergruppe von<br />
28 Prozent auf 25 Prozent weiter verringert.<br />
Abbruchquote an Universitäten nach Fächergruppen (Werte in Prozent)<br />
Das ist aber ausschließlich der<br />
positiven Entwicklung im Bauingenieurwesen<br />
und in anderen Studienbereichen, die<br />
hier nicht abgebildet werden können, zuzuschreiben.<br />
In den wichtigen Bereichen<br />
Maschinenbau und Elektrotechnik erreicht<br />
dagegen die Studienabbruchquote 34 Prozent<br />
bzw. 33 Prozent. An dieser Entwicklung<br />
haben Bachelor-Studiengänge noch keinen<br />
wesentlichen Anteil, da im betrachteten<br />
Zeitraum die Einführung dieser neuen Studienstrukturen<br />
in den Ingenieurwissenschaften<br />
an Universitäten erst begonnen hat.<br />
In der Fächergruppe Agrar-/Forst-/Ernährungswissenschaften<br />
hat sich die Studienabbruchquote<br />
dagegen weiter verringert. Sie<br />
beträgt derzeit lediglich 7 Prozent, das entspricht<br />
einer Halbierung des Wertes im Vergleich<br />
zu den Studienanfängern von Ende<br />
der neunziger Jahre. HIS geht davon aus,<br />
dass die Bachelor-Studiengänge zu dieser positiven<br />
Bilanz maßgeblich beigetragen haben.<br />
In dieser Fächergruppe wurde die Umstellung<br />
der Studienstrukturen sehr frühzeitig<br />
in Angriff genommen. Von den Studienan-<br />
Die Abbruchquote ist bei den<br />
Agrar-Studenten nicht so hoch<br />
wie bei anderen Ingenieurstudiengängen.<br />
Foto: Aboutpixel.de<br />
fängern 2003 und<br />
2004 haben schon zwei Fünftel<br />
bzw. die Hälfte einen Bachelor-Abschluss<br />
angestrebt.<br />
Für die Studienanfänger von 2000 bis 2004<br />
in einem Bachelor-Studium liegt der Umfang<br />
des Studienabbruchs über alle Hochschularten<br />
und Fächergruppen bei 30 Prozent. Damit<br />
fällt diese Quote deutlich höher aus als<br />
die Abbruchrate insgesamt. Die Studienabbruchquote<br />
in den Bachelor-Studiengängen<br />
an den Universitäten beträgt 25 Prozent. Für<br />
die Bewertung dieses Anteils an Studienabbrechern<br />
ist allerdings zu beachten, dass die<br />
Fächer Human-, Zahn- und Veterinärmedizin<br />
keine Bachelor-Studiengänge aufweisen.<br />
Die Studienabbruchquote im Bachelor-Studium<br />
an den Fachhochschulen fällt mit 39<br />
Prozent sehr hoch aus. Dahinter stehen vor<br />
allem die entsprechenden Studiengänge in<br />
den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften,<br />
sie stellen den größten Teil der Bachelor-Studierenden<br />
an Fachhochschulen.<br />
Studienanfänger 1992-94 Studienanfänger 1995-97 Studienanfänger 1997-99 Studienanfänger 1999-2001<br />
(Absolventen 1999) (Absolventen 2002) (Absolventen 2004) (Absolventen 2006)<br />
Sprach-, Kulturwissenschaften, Sport 33 35 32 27<br />
Rechts-, Wirtschafts-, Sozialwissenschaften 30 28 26 19<br />
Mathematik, Naturwissenschaften 23 26 28 28<br />
Medizin, Gesundheitswissenschaften 8 11 8 5<br />
Agrar-, Forst-, Ernährungswissenschaften 21 29 14 7<br />
Ingenieurwissenschaften 26 30 28 25<br />
Kunst 30 26 21 12<br />
Lehramt 14 12 13 8<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 19
Vom Studium in die Selbstständigkeit<br />
– und wer soll das bezahlen?<br />
Mit einer guten Idee ist der Sprung in die Selbst-<br />
ständigkeit eine interessante Option für<br />
Berufsanfänger. Aber die spannende Frage<br />
bleibt: Wer soll das bezahlen?<br />
Die Erfahrungen von drei ehemaligen<br />
Studenten zeigen, worauf es dabei ankommt.<br />
Unser Startkapital war unsere Geschäftsidee“,<br />
erinnern sich Lars Pflüger,<br />
Stefan Schmerse und Tobias Linsel.<br />
Die zwei Ingenieure und der angehende<br />
Ökonom haben im September 2006 nach<br />
dem Studium die SAS Spezielle-Agrar-Systeme<br />
GmbH im nordhessischen Wolfhagen-<br />
Niederelsungen gegründet. SAS entwickelt,<br />
produziert und vermarktet heute neuartige<br />
Ernte- und Ladesysteme. Darüber hinaus<br />
bietet das Ingenieurbüro Dienstleistungen<br />
im Bereich der Beratung, Entwicklung und<br />
Konstruktionen oder führt Auftragsarbeiten<br />
durch bis hin zum Bau von Prototypen.<br />
Ein Beispiel dafür ist das Nachrüstsystem<br />
MATRIXinside für Ladewagen. Das Presssystem<br />
sorgt dafür, dass herkömmliche Ladewagen<br />
bis zur dreifachen Menge an Erntegut<br />
aufnehmen können.<br />
Doch bis die Ingenieure diese heute mehrfach<br />
preisgekrönte Erfindung vermarkten<br />
konnten, war es ein steiniger Weg. „Die<br />
Geldmittel, die uns zur Verfügung standen,<br />
waren eher bescheiden“, blickt Linsel zurück.<br />
Den Einstieg erleichterte das Existenzgründungsprogramm<br />
Exist-Seed. Schmerse<br />
und Linsel erhielten eine nach BAT bezahlte<br />
halbe Stelle am Fachgebiet Agrartechnik<br />
der Universität Kassel. Das gab ihnen die<br />
Möglichkeit, ihre Geschäftsidee weiter zu<br />
entwickeln, Prototypen zu bauen und erste<br />
Akquisemaßnahmen einzuleiten. Dieses Programm<br />
lief ein Jahr.<br />
Neben den Gehältern stellte das Programm<br />
20.000 Euro für die Finanzierung von Sachmitteln<br />
zur Verfügung. „Davon konnten wir<br />
den Matrix-Prototyp bauen, Praxistests und<br />
20 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Beratungsgespräche bezahlen. Im Rahmen<br />
des Exist-Seed waren auch erste Messeauftritte<br />
bei der Agritechnica 2005 und bei den<br />
DLG-Feldtagen 2006 möglich. Unsere eigenen<br />
Mittel setzten wir im Vorfeld für die Pa-<br />
Checkliste<br />
Auf dem Weg zur Selbstständigkeit<br />
� Zeitrahmen großzügig gestalten.<br />
� Professionell und gut vorbereitet auftreten.<br />
� Keine hohen Anfangsgehälter voraussetzen.<br />
� Hohe Arbeitsbelastung einplanen.<br />
� Abchecken, ob die Familie hinter einem steht.<br />
� Alle Beratungsmöglichkeiten nutzen.<br />
� Teamfähig sein, Einzelkämpfer erhalten weniger Förderung.<br />
� Eigenmotivation besitzen, da von außen wenig Motivation kommt.<br />
� Sich ständig hinterfragen.<br />
tentanmeldungen ein, um mit unserer Geschäftsidee<br />
unabhängig zu bleiben“, erläutert<br />
Linsel.<br />
Die zunächst geplante Folgefinanzierung<br />
durch Exist-Go kam nicht zustande, da
i<br />
die SAS-Ideen nicht den Förderbedingungen<br />
entsprachen. „Deshalb beantragten wir<br />
beim Arbeitsamt ein neun Monate laufendes<br />
Überbrückungsgeld zur Selbständigkeit,<br />
ein sehr empfehlenswertes Angebot“, urteilt<br />
Schmerse, „von dieser Seite kam wirklich aktive<br />
und kompetente Unterstützung und wir<br />
hatten noch eine Weile den Rücken frei.“<br />
Mit Rückendeckung<br />
Weitere Infos und Hinweise zur<br />
Existenzgründung<br />
Umfangreiche Tipps rund um die Selbstständigkeit und Existenzgründung gibt<br />
das Bundeswirtschaftsministerium auf seiner Seite www.existenzgruendung.de.<br />
Hier fi nden Interessierte Checklisten, kostenlose Unterlagen und viele praktische<br />
Tipps zur Planung, Finanzierung und Führung eines eigenen Unternehmens.<br />
Auch sind verschiedene Adressen für die Beratung, Coaching usw. aufgelistet.<br />
Viele Tipps und Kontaktmöglichkeiten bietet auch das unabhängige Internetportal<br />
www.gruenderstadt.de.<br />
Ein einschneidendes Ereignis war die Beteiligung<br />
am Wettbewerb „promotion Nordhessen“.<br />
Das SAS-Team stand im Jahr 2006<br />
auf dem Siegertreppchen. „Finanziell war<br />
das zwar nicht der Durchbruch“, erklärt<br />
Linsel, „aber durch die Teilnahme stand uns<br />
plötzlich ein großes Netzwerk kompetenter<br />
Ansprechpartner zur Verfügung, was uns<br />
sehr geholfen hat.“ Das war auch deshalb so<br />
wichtig, weil sich die Jungunternehmer nach<br />
der Unterstützung durch das Arbeitsamt in<br />
Sachen Finanzierung auf absolutes Neuland<br />
voller bürokratischem Gestrüpp und versteckter<br />
Stolpersteine wagen mussten.<br />
Keine Bank berät wie die andere<br />
„Entscheidend ist zu diesem Zeitpunkt ein<br />
wirklich professionelles Auftreten“, meint<br />
dazu Lars Pfl üger. „Dazu gehört ein schlüssiger<br />
Businessplan und in unserem Fall die<br />
Gründung einer GmbH, denn als Unternehmen<br />
erwirbt man sich gegenüber den Banken<br />
einen ganz anderen Status. Als Einzelkämpfer<br />
bleibt man eher chancenlos.“ Erste<br />
Anlaufstelle war für SAS die Hausbank, über<br />
die ein KfW-Darlehen beantragt werden<br />
sollte. Diese Fördermöglichkeit bezieht sich<br />
ausschließlich auf die Investitionssumme,<br />
nicht aber auf die Betriebsmittel und auch<br />
nicht auf die Zahlung von Gehältern. „Dies<br />
zumindest hat man uns dort erklärt“, sagt<br />
Schmerse, „erst später haben wir erfahren,<br />
dass auch über KfW mehr drin ist. Man sollte<br />
sich deshalb keinesfalls nur auf eine Bank<br />
verlassen, sondern Gespräche mit mehreren<br />
Kreditinstitutionen führen.“<br />
Daneben besteht die Möglichkeit einer Landesbürgschaft,<br />
die die Investitionskreditsum-<br />
me zu 80 Prozent und die Betriebsmittel zu<br />
60 Prozent absichert. „Ernüchternd war für<br />
uns die Erfahrung, dass bei den meisten Finanzierungsmöglichkeiten<br />
die Geschäftsidee<br />
selber die geringste Rolle spielt, einen wesentlich<br />
höheren Stellenwert haben die persönlichen<br />
Sicherheiten. Allerdings reagieren<br />
Banken unterschiedlich“, so Tobias Linsel.<br />
„In unserem speziellen Fall wurden wir von<br />
Kreditinstituten, die der Agrarbranche näher<br />
stehen als andere, durchweg positiver beurteilt<br />
und intensiver beraten.“<br />
Aufgrund ihrer Erfahrung empfehlen die<br />
Gründer, neben KfW und Landesbürgschaften<br />
auch nach anderen Förderprojekten zu<br />
recherchieren. Beispiele sind zinsverbilligte<br />
Steckbrief<br />
Darlehen, Förderungen für Einzelprojekte<br />
wie beispielsweise Messeauftritte oder auch<br />
der Kontakt zur Landwirtschaftlichen Rentenbank.<br />
Wer fördert noch?<br />
Meist aber bleibt die Hürde bestehen, dass<br />
die Kreditsummen zu 100 Prozent durch Eigenkapital<br />
gedeckt sein müssen.<br />
Auch von EU-Seite sind Unterstützungen<br />
denkbar, etwa für Existenzgründungen in<br />
benachteiligten Gebieten, möglicherweise<br />
sind Stiftungen, die spezielle Einzelprojekte<br />
unterstützen, von Interesse. Einiges fi ndet<br />
sich beispielsweise im Internet, so beispielsweise<br />
diese Seite: www.eufi s.de/rwb_efre_<br />
hessen.html<br />
„Und schließlich darf man die Wirtschaftsförderungen<br />
auf Landesebene nicht unterschätzen“,<br />
darin sind sich die drei einig.<br />
„Dort gibt es vielleicht kein Geld, aber wertvolle<br />
Beratung. Man sollte jedoch auch hier<br />
keine Eigendynamik erwarten, diese Gespräche<br />
muss man immer wieder selber anstoßen.“<br />
Friedricke Krick<br />
Lars Pfl üger (35), angehender Diplom-Ökonom, hat vor seinem Studium eine<br />
Ausbildung zum Industriemechaniker, Fachrichtung Betriebstechnik absolviert.<br />
Schon während des Studiums sammelte er zahlreiche Praxiserfahrungen, beispielsweise<br />
bei DaimlerChrysler oder bei der iks Ingenieur Konstruktions Service<br />
GmbH. Hilfreich für die Existenzgründung waren die Erfahrungen, die Pfl üger<br />
bei der Marketingagentur TL-Concept sammeln konnte.<br />
Stefan Schmerse (35), Dipl.-Ing. Maschinenbau, hat seinen Abschluss an der<br />
Universität Kassel gemacht. Praktische Erfahrungen sammelte er im Rahmen eines<br />
Praktikums bei der Enersys GmbH und als studentische Hilfskraft bei der DE-<br />
SYS GmbH, die als Vertriebspartner der IBM Deutschland für den Vertrieb und<br />
Support der CAE Software CATIA V5 von Dassault Systems tätig ist.<br />
Tobias Linsel (34), gelernter Industriemechaniker, Fachrichtung Betriebstechnik<br />
und Dipl.-Ing. Maschinenbau, studierte ebenfalls in Kassel. Er konstruierte im<br />
Rahmen des Studiums den Prototypen einer Spezial-Erntemaschine für Feinsamen.<br />
Für seine Diplomarbeit entwickelte er ein universelles Erntesystem für Sonderkulturen<br />
sowie einen funktionsfähigen Prototypen. Sein Studium fi nanzierte<br />
er mit Tätigkeiten auf landwirtschaftlichen Betrieben.<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 21
Erneuerbare Energien: Neues Spielfeld für<br />
junge Ingenieure<br />
Rund 19 % der 250.000 Beschäftigen im Bereich „Erneuerbare Energie“ sind Akademiker. Die<br />
Branche gilt als jung und dynamisch, ist aber auch noch sehr undurchsichtig. Wir helfen Ihnen<br />
hier mit einem Überblick, mögliche Einstiegswege auszuloten.<br />
Es ist Anfang März. Draußen herrscht<br />
leichter Frost, am Boden liegen noch<br />
kleine Inseln von Schnee. In der frostigen<br />
Stille wirkt der dröhnende Bass des<br />
Feldhäckslers völlig deplaziert. Ein Lohnunternehmer,<br />
der jetzt im Winter zur Wartung<br />
in die Werkstatt fährt? Völlig falsch: Der<br />
Häcksler ist auf dem Weg zur Miscanthus-<br />
Ernte. „Miscanthus wird am besten im März<br />
oder April geerntet, wenn die Blätter abgefallen<br />
sind“, verrät Landwirt Christian Melcher<br />
von der Miscanthus OppStock GbR<br />
aus Oppenwehe (Nordrhein-Westfalen).<br />
Miscanthus, auch „Elefantengras“ genannt,<br />
ist eine der neuen Trendpflanzen im Bereich<br />
„Bioenergie“. Die dauerhafte Pflanze<br />
kann zwei Jahre nach der Pflanzung mit dem<br />
Maishäcksler geerntet werden. Die holzartigen<br />
Hackschnitzel lassen sich verbrennen<br />
oder als nachwachsenden Rohstoff (z.B. für<br />
die Innenverkleidung in Fahrzeugen) verwerten.<br />
Neue Felder für die Landmaschinenindustrie<br />
Das Beispiel macht auch deutlich: Bioenergie<br />
bietet nicht nur Landwirten eine Alternative<br />
für ihre Flächen, auf denen sie neben<br />
Nahrungs- und Futtermitteln zunehmend<br />
auch Rohstoffe für die Strom-, Wärme- und<br />
Biokraftstoffproduktion anbauen. Das Feld<br />
ist auch für die Landmaschinenbranche sehr<br />
wichtig geworden. Beispiele für neue Arbeitsfelder<br />
sind:<br />
Erneuerbare Energien gesamt:<br />
Unternehmenserwartung zu Stellenzuwachs und Fachkräftemangel<br />
Vertrieb, Handel, Logistik<br />
Service, Wartung, Instandsetzung<br />
Planung, Projektierung, Finanzierung<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Quelle: Unternehmensbefragung 2007 Wissenschaftsladen Bonn<br />
22 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Anlagenbetrieb<br />
Maschinen- und Anlagenbau<br />
Installation und Montage<br />
Zulieferung, Produktion<br />
Neben der Bioenergie hat auch die Solarstrom-Erzeugung<br />
in Deutschland hohe<br />
Wachstumsraten. Rund 51.000 Beschäftigte<br />
sind in der Solar-Branche tätig.<br />
- Pflanzmaschinen für die Bestellung von<br />
holzartigen Pflanzen. Dazu zählt das erwähnte<br />
Miscanthus genauso wie Weiden<br />
oder Pappeln, die als Hölzer auf so genannten<br />
Kurzumtriebsplantagen gepflanzt werden;<br />
- Erntemaschinen für Energiepflanzen wie<br />
Kurzumtriebshölzer, Hanf, Hirse oder auch<br />
Mischungen als Rohstoff für Biogasanlagen;<br />
- Neue Logistikkonzepte zum schnelleren<br />
und günstigeren Transport von Biomasse<br />
vom Feld zur Anlage wie z.B. Shuttle-Systeme<br />
oder Überladewagen für Silomais;<br />
- Dosierstationen für Biogasanlagen, die<br />
häufig stationäre Weiterentwicklungen der<br />
7,29<br />
6,4<br />
8,51<br />
13,3<br />
15,67<br />
14,4<br />
17<br />
13,02<br />
15,71<br />
20,21<br />
20,81<br />
18,64<br />
27,22<br />
26,4<br />
27,01<br />
32,39<br />
Stellenzuwachs<br />
Fachkräftemangel<br />
0 5 10 15 20 25 30 35<br />
Prozentualer Anteil der Unternehmen (Mehrfachnennungen möglich)<br />
klassischen Futtermischwagen darstellen;<br />
- Weiterentwicklung von herkömmlichen<br />
Motoren zu Blockheizkraftwerken, in denen<br />
Strom und Wärme erzeugt wird; als<br />
Brennstoff dienen z.B. Biogas, Holzgas oder<br />
Pflanzenöl;<br />
- Umrüstkonzepte für Landmaschinenmotoren<br />
für den Betrieb mit Biodiesel oder Pflanzenölen.<br />
Die Liste ließe sich noch um etliche Punkte<br />
ergänzen. Denn neben den genannten Maschinen<br />
sind auch Konzepte für die Lagerung,<br />
Beförderung und Verbrennung von<br />
Biobrennstoffen gefragt. Als Beispiel sei hier<br />
die Verbrennung von Strohquaderballen genannt,<br />
die automatisch in die Anlage gefördert<br />
werden. Auch die Aufbereitung von Ölpflanzen<br />
zu Pflanzenöl oder die Herstellung<br />
von Pellets und Briketts aus Gras, Stroh,<br />
Holz und anderen Roh- oder Abfallstoffen<br />
ist stark im Kommen.<br />
Branche hat große<br />
politische Unterstützung<br />
Die Energieerzeugung ist – nicht nur für die<br />
Landwirtschaft sowie die vor- und nachgelagerte<br />
Industrie – keine Nische mehr:<br />
- Der Anteil der Erneuerbaren Energien<br />
am gesamten Primärenergieverbrauch in<br />
Deutschland betrug Ende 2007 insgesamt<br />
6,7 %.<br />
- Der Anteil der Erneuerbaren Energien am
Bruttostromverbrauch lag 2006 bei 14,0 %.<br />
- Der Anteil Erneuerbarer Energie am Endenergieverbrauch<br />
für Wärme erreichte im<br />
Jahr 2006 ganze 6,6 %.<br />
Zur Erklärung: Primärenergie ist die Energie,<br />
wie sie in der Natur vorkommt, also Mineralöl,<br />
Wind, Kohle oder Erdgas. Davon<br />
müssen allerdings Verluste abgezogen werden,<br />
die beispielsweise bei der Kohleverbrennung<br />
oder bei der Produktion von Bio-<br />
gas aus Mais entstehen. Die Nettoenergie<br />
ohne die Verluste wird als Endenergie bezeichnet.<br />
Weitere Fakten zur Branche der Erneuerbaren<br />
Energien finden Sie im nebenstehenden<br />
Kasten.<br />
Die Produktion von Erneuerbaren Energien<br />
steht in Deutschland immer noch in<br />
den Kinderschuhen. Das lässt sich an folgenden<br />
Zielen ablesen: Das deutsche Bundesumweltministerium<br />
(BMU) will mit dem<br />
Ziel „20/20/20“ bis zum Jahr 2020 den Energieverbrauch<br />
und den CO 2 -Ausstoß um je<br />
20 % drosseln und den Anteil der erneuerbaren<br />
Energien auf 20 % erhöhen.<br />
Damit verfolgt die Bundesregierung vor allem<br />
drei Ziele:<br />
1. Der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid<br />
(CO 2 ) soll drastisch reduziert werden,<br />
um einen möglichen Klimawandel abzumildern.<br />
Die bisherigen Anstrengungen reichen<br />
nicht aus: In Deutschland sind die Klimagasemissionen<br />
im Jahr 2006 sogar um 0,7 % an-<br />
gestiegen. Dieser Entwicklung soll jetzt gestoppt<br />
werden.<br />
Bis zu 270 t CO 2 sollen bis 2020 eingespart<br />
werden, was eine Reduktion um 40 % gegenüber<br />
dem Niveau von 2006 bedeutet.<br />
Triebfedern dafür sind die Klimaschutzziele<br />
der EU, die die Mitgliedsländer in nationales<br />
Recht umsetzen müssen.<br />
2. Die Importabhängigkeit von Energie soll<br />
reduziert werden. Sie lag in Deutschland im<br />
Jahr 2006 nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbandes<br />
bei 77 %. Ein Beispiel:<br />
Von Januar bis November 2006 stammten<br />
von den 100 Mio. t des importierten Erdöls<br />
!<br />
Fakten<br />
Miscanthus ist eine wiederentdeckte<br />
Pflanze für die Wärmeerzeugung.<br />
Sie wird im April geerntet und lässt<br />
sich zum Heizen verwenden.<br />
74 % aus nur vier Ländern, vor allem aus<br />
Russland (33,8 Mio. t). Allein 23,4 Mio. t kamen<br />
nur über die Leitung „Drushba“. Damit<br />
steigt die Gefahr, dass Energie als politisches<br />
Druckmittel eingesetzt wird.<br />
3. Der Preisdruck auf Energie soll gesenkt<br />
werden. Energie war nach Angaben des Statistischen<br />
Bundesamtes im Jahr 2006 der<br />
Hauptpreistreiber in Deutschland. Sie verteuerte<br />
sich gegenüber 2005 um 16 %. Neben<br />
Kraftstoffen (+ 5,2 %), leichtem Heizöl<br />
(+ 12,1 %) und Erdgas (+24,8 %) verteuerte<br />
sich auch der Strom um 15,4 %.<br />
Spezielle Instrumente zur<br />
Förderung<br />
In Deutschland werden die Erneuerbaren<br />
Energien mit folgenden Instrumenten gefördert:<br />
– Strommarkt: Für die Erzeugung von<br />
Strom aus Biogas (Rohstoffe: Mais, Gras,<br />
Gülle usw.) oder Holzgas (Altholz, Restholz,<br />
Waldholz) sowie Wind- und Solarstrom erhalten<br />
die Betreiber nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz<br />
eine feste Vergütung für<br />
Fortsetzung Seite 24<br />
Erneuerbare Energien in Deutschland (Stand: 2007)<br />
- Gesamtumsatz deutscher Unternehmen: 24,6 Mrd. Euro<br />
- Umsatz aus der Errichtung neuer Anlagen: 10,7 Mrd. €<br />
- Davon:<br />
o 4,7 Mrd. € für Photovoltaikanlagen<br />
o 2,2 Mrd. € für Windenergieanlagen<br />
o 1,4 Mrd. € für Biomasse-Heizanlagen<br />
o 1,0 Mrd. € für Biomasse-Verstromungsanlagen (vor allem Biogasanlagen)<br />
- Weltmarktanteil: 20 % (2006)<br />
- Einsparungen im Jahr 2006 an fossiler Energie: 5,7 Mrd. €<br />
- Geplante Einsparungen bis zum Jahr 2020: 16 Mrd. € p. a.<br />
- Zahl der Arbeitsplätze: 249.000 (1998: 78.000)<br />
- Davon:<br />
o 96.100 im Bereich Biomasse<br />
o 84.300 in der Windenergie<br />
o 50.700 in der Solarenergie<br />
o 9400 im Bereich Wasserkraft<br />
o 4500 im Bereich Geothermie (Erdwärme)<br />
o 4300 Beschäftigte durch öffentliche bzw. gemeinnützige Mittel<br />
- Zunahme der Arbeitsplätze in der Branche pro Jahr im Schnitt<br />
der letzten 3 Jahre: 55 %<br />
Quelle: AGEE-Stat, Wissenschaftsladen Bonn<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 23
Fortsetzung von Seite 23<br />
den erzeugten Strom über 20 Jahre. Sie ist je<br />
nach Einsatzstoffen und Technologie unterschiedlich<br />
hoch.<br />
– Wärmemarkt: Bei der Installation von<br />
Heizkesseln zum Verheizen von Holz oder<br />
anderer Biomasse sowie für Solarwärme-<br />
oder Wärmepumpenanlagen erhalten die<br />
Betreiber einen Investitionskostenzuschuss<br />
sowie zinsgünstige Kredite.<br />
Biokraftstoffe: Die Mineralölindustrie ist<br />
verpflichtet, Biokraftstoffe zu einem bestimmten<br />
Anteil herkömmlichen Kraftstoffen<br />
beizumischen. Derzeit sind das vor allem<br />
Biodiesel (Rohstoff: Vor allem Raps; beigemischt<br />
in fossilem Diesel) und Bioethanol<br />
(Rohstoff: Vor allem Getreide, aber auch<br />
Zuckerrüben; beigemischt in Benzin).<br />
Der Ausbau alternativer Energiesysteme ist<br />
aber nicht nur ein Sanierungsprogramm für<br />
die fossile Energiewirtschaft und das Klima.<br />
Gleichzeitig bleibt die Kaufkraft im<br />
Land: Rund 5,7 Mrd. Euro hat Deutschland<br />
im Jahr 2006 gespart, weil weniger Energie<br />
importiert werden musste – Geld, das<br />
jetzt im Land bleibt. Nach Angaben der ArbeitsgruppeErneuerbaren-Energien-Statistik<br />
(AGEE-Stat) wurden z.B. rund 4000 Liter<br />
Heizöl oder 6,9 Mio. m 3 Erdgas weniger<br />
eingeführt werden.<br />
Außerdem entstehen mit den Neuen Energien<br />
auch Arbeitsplätze im Land. Eine<br />
Abschätzung der AGEE-Stat für das Bundesumweltministerium<br />
BMU zeigt, dass sich<br />
der gesamte Umsatz mit erneuerbaren Energien<br />
in Deutschland im Jahr 2007 gegenüber<br />
dem Vorjahr nochmals um knapp 10 % auf<br />
rd. 24,6 Milliarden Euro erhöht hat. Noch<br />
im Jahr 2000 lag der Gesamtumsatz bei nur<br />
rund 7 Mrd. Euro.<br />
Die energetische Nutzung von Biomasse<br />
war dabei 2007 mit etwa 40 % der umsatzstärkste<br />
Bereich vor der Nutzung von Solarenergie<br />
(ca. 30 %) und der Windenergie<br />
(ca. 23 %).<br />
Vom Gesamtumsatz entfallen laut BMU etwa<br />
14,0 Mrd. Euro auf Erlöse in Verbindung<br />
mit dem Anlagenbetrieb und rd. 10,7<br />
Mrd. Euro auf Investitionen in die Errichtung<br />
von Anlagen in Deutschland.<br />
Die Beschäftigung der Branche der erneuerbaren<br />
Energien ist vor diesem Hintergrund<br />
im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Ein<br />
laufendes Forschungsvorhaben für das BMU<br />
ermittelte im gesamten Bereich der erneuerbaren<br />
Energien für 2007 eine Zahl von brutto<br />
etwa 249.000 Beschäftigten. Gegenüber<br />
dem Vorjahr (236.000 Beschäftigte) ist dies<br />
ein Plus von knapp 6 %.<br />
Insgesamt trägt die Biomasse mit knapp<br />
38 % (96.100) jedoch auch weiterhin den<br />
größten Teil zur Bruttobeschäftigung bei, gefolgt<br />
von der Windenergie mit 34 % (84.300)<br />
und der Solarenergie mit 20 % (50.700).<br />
24 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Diese Entwicklung setzt inzwischen weltweit<br />
ein. Denn auch andere Länder erkennen die<br />
Chancen, die in der regenerativen Energie<br />
stecken. Der weltweite Boom bei Erneuerbaren<br />
Energien kommt auch der Landtechnikindustrie<br />
zugute.<br />
Landtechnik spürt den<br />
weltweiten Aufschwung<br />
So hat laut Financial Times Deutschland<br />
(FTD) der Traktorenhersteller Agco (Fendt,<br />
Massey Ferguson) in Brasilien starke Marktzuwächse,<br />
da die Bauern von steigenden<br />
Zuckerrohrpreisen für die Ethanolherstellung<br />
profitieren und mehr investieren würden.<br />
Auch Cathrina Claas, Juniorschefin des<br />
gleichnamigen Traktor- und Mähdrescherherstellers,<br />
führt einen Teil des Rekordumsatzes<br />
im Jahr 2007 auf den Bioenergieboom<br />
zurück. Allein in den USA würden 20 % der<br />
Maisernte zur Ethanolgewinnung gebraucht,<br />
sagte sie dem Blatt.<br />
Doch nicht nur die Bioenergie ist für<br />
die Landwirtschaft interessant. Landwirte<br />
sind aber oft auch beteiligt an Windenergieanlagen,<br />
da diese vor allem auf landwirtschaftlichen<br />
Flächen errichtet werden.<br />
Wegen der großen Dachflächen auf Ställen<br />
oder Scheunen sind Landwirte ebenfalls<br />
interessante Kunden für Photovoltaik-<br />
(Solarstrom)anlagen.<br />
20.000 Unternehmen am Markt<br />
Ähnlich wie im Maschinenbau und der herkömmlichen<br />
Landtechnik befürchtet auch<br />
die Energiebranche einen Fachkräfteman-<br />
i<br />
gel. Nach Schätzung der Unternehmensberatung<br />
Roland Berger könnten im Jahr 2020<br />
zwischen 400.000 und 500.000 Menschen<br />
beschäftigt sein.<br />
Als heutiger Absolvent eines Agrar- oder<br />
Maschinenbaustudiums ist es jedoch auf<br />
den ersten Blick nicht einfach zu erkennen,<br />
wo die Perspektiven in der jungen Branche<br />
liegen.<br />
Hilfe leistet hier der Statusbericht 2007<br />
„Ausbildung und Arbeit für Erneuerbare<br />
Energien“, den der Wissenschaftsladen<br />
Bonn im Auftrag des Bundesumweltministeriums<br />
erstellt hat (Link zum Herunterladen<br />
im untenstehenden Kasten).<br />
„Die Nutzung der Solar-, Wind-, Bioenergie<br />
sowie der Geothermie und Wasserkraft<br />
trägt wesentlich zu einer nachhaltigen Entwicklung<br />
bei und wird getragen von jungen,<br />
dynamischen Unternehmen, die im wesentlichen<br />
Klein- und Mittelbetriebe sind“, charakterisieren<br />
die Autoren den derzeitigen<br />
Markt. Derzeit gibt es nach der Studie rund<br />
20.000 Unternehmen im Bereich der Erneuerbaren<br />
Energie.<br />
Größe und Tätigkeiten sind jedoch sehr<br />
vielfältig. Es gibt kleine Gutachter- und<br />
Planungsbüros, tausende Handwerks- und<br />
Landwirtschaftsbetriebe, viele Projektierungs-<br />
und Anlagenbetreibergesellschaften<br />
bis hin zu weltweit tätigen Solarkonzernen<br />
oder einem Windanlagenbauer mit insgesamt<br />
10.000 Beschäftigten.<br />
Wie eine Befragung von Unternehmen ergab,<br />
setzt sich die Belegschaft im Schnitt der<br />
Betriebe heute so zusammen:<br />
– Facharbeiter: 41 %<br />
– Kaufmännische Angestellte: 27 %<br />
Infos zu Jobs und Hintergründen rund<br />
um Erneuerbare Energien<br />
- Statusbericht 2007 „Ausbildung und Arbeit für Erneuerbare Energien“: www.<br />
erneuerbare-energien.de/inhalt/39917 (42 Seiten, enhält Details zu einzelnen<br />
Branchen wie Biomasse, Solar, Wind usw. und auch Angaben zu Studienangeboten<br />
im Bereich Erneuerbare Energie)<br />
- Der Wissenschaftsladen Bonn veranstaltet auch eine bundesweite Jobmesse:<br />
www.jobmotor-erneuerbare.de<br />
- Studie „Erneuerbare Energien: Bruttobeschäftigung 2006“: www.erneuerbareenergien.de/inhalt/39984<br />
(Stand: September 2007)<br />
- Informationskampagne „Unendlich viel Energie“: www.unendlich-viel-energie.de<br />
(enthält viele Hintergründe, Informationsmöglichkeiten und Links zu<br />
Verbänden)<br />
- Bundesverband Erneuerbare Energien: www.bee-ev.de (Dachverband der<br />
Branchenverbände in Deutschland, bietet Infos und Links zu den einzelnen<br />
Branchen)<br />
- BINE Info: www.bine.info (bietet aktuelle Broschüre: „Studiengänge Erneuerbare<br />
Energien, Energiemanagement, Energiesparendes Bauen, Umwelt“ zum<br />
kostenlosen Herunterladen an; Stand: September 2007).
– Akademiker: 19 %<br />
– Meister/Techniker: 8 %<br />
– Angelernte: 5 %<br />
In der Gruppe der Akademiker arbeiten<br />
Ingenieure in 80 % der Betriebe, Betriebswirte<br />
in 57% und Naturwissenschaftler in<br />
43 % der vom Wissenschaftsladen befragten<br />
Betriebe.<br />
Bei den Ingenieuren werden künftig vor allem<br />
Maschinenbau- und Elektrotechnik-Spezialisten<br />
gefragt sein. Die Autoren der Studie<br />
rechnen wegen zurückgegangener Studentenzahlen<br />
mit einer Mangelsituation. Auch<br />
der Anteil der Frauen wird vorläufi g noch<br />
gering bleiben, auch wenn die Chancen und<br />
Möglichkeiten für Akademikerinnen in der<br />
Energiebranche gut stehen.<br />
Künftig Fachpersonal gefragt<br />
Generell stellen die Autoren fest, dass die<br />
Unternehmen der regenerativen Energiewirtschaft<br />
sich bisher weitgehend auf Personal<br />
gestützt haben, das nicht branchenspezifi<br />
sch, sondern in herkömmlichen<br />
handwerklichen, gewerblichen, kaufmännischen<br />
und akademischen Berufen ausgebildet<br />
ist. Denn bisher gibt es keine auf die<br />
erneuerbaren Energien ausgerichteten Ausbildungsberufe.<br />
Auch gibt es erst wenig Absolventen<br />
der entsprechenden Studiengänge.<br />
Mit 22 % der Unternehmen haben bislang<br />
nur wenige der befragten Betriebe Erfahrungen<br />
mit diesen Studiengängen gemacht.<br />
„Allerdings haben diese Absolventen nach<br />
Aussagen der Personalverantwortlichen sehr<br />
gute Berufschancen in der Branche“, heißt<br />
es in dem Statusbericht. Ansonsten betreiben<br />
die Unternehmen in großem Umfang<br />
betriebliche Einarbeitung, arbeitsplatznahe<br />
Schulung und branchenspezifi sche Fortbildung.<br />
Zwar haben auch branchenferne Ausbildungen<br />
wie Umwelt- und Landschaftsplanung,<br />
die Umweltforschung und -begutachtung,<br />
aber auch für das Finanzierungs- und Investmentgeschäft<br />
oder den Maschinen- und<br />
Anlagenbau eine gute Chance. „Mit dem<br />
Wachstum der regenerativen Energiewirtschaft<br />
insgesamt in den genannten Sektoren,<br />
aber noch mehr in den neuen auf erneuerbare<br />
Energien spezialisierten Unternehmen<br />
gewinnen einschlägige Praxis- und Berufserfahrungen<br />
an Bedeutung“, raten die Autoren.<br />
Die Entwicklung der Branche wird<br />
getragen von „professionalisierten Spezialisten“.<br />
Gefragte Qualifi kationen für Akademiker in<br />
der Branche sind:<br />
– die klassische Fachausbildung insbesondere<br />
als Techniker oder Ingenieur;<br />
– überfachliche Schlüsselqualifi kationen<br />
spielen häufi g als entscheidende Kriterien eine<br />
besondere Rolle. Dazu zählen Kommunikations-,<br />
Kooperations- und Teamfähigkeit<br />
Neuer<br />
Masterstudiengang für<br />
Neue Energie<br />
Das Zentrum für Erneuerbare Energien<br />
der Uni Freiburg gründet einen weltweit<br />
einmaligen Studiengang. Das neue<br />
interdisziplinäre Master of Science-Programm<br />
„Renewable Energy Management“<br />
(REM) schließt die strategische Lücke<br />
zwischen den technisch orientierten<br />
Studienprogrammen und den auf Nachhaltigkeit<br />
ausgerichteten Umweltstudiengängen.<br />
Hochqualifi zierte internationale Studierende<br />
bekommen neben einer breiten Kenntnis<br />
über erneuerbare Energien und Energieeffi -<br />
zienzsysteme eine Spezialisierung in Solarenergie,<br />
Biomasse, Geothermie oder Energieeffi<br />
zienz angeboten.<br />
Darüber hinaus wird das von der Industrie<br />
nachgefragte Managementwissen vermittelt.<br />
Die Absolventen des REM Programms sollen<br />
die Fähigkeiten besitzen, Projekte und<br />
Einrichtungen im Bereich der erneuerbaren<br />
Energien mit besonderer Berücksichtigung<br />
von ökonomischen, politischen und gesellschaftlichen<br />
Rahmenbedingungen zu planen<br />
und durchzuführen.<br />
Zu den außeruniversitären wissenschaft-<br />
ebenso wie Eigeninitiative, Engagement sowie<br />
zielgerichtete und gleichzeitig fl exible<br />
Arbeitsweise.<br />
– Sprachkenntnisse und interkulturelle Kompetenzen<br />
haben ebenfalls einen hohen und<br />
noch steigenden Stellenwert.<br />
In der wachsenden Branche sind die Arbeits-<br />
und Organisationsabläufe noch nicht<br />
festgelegt, und die Produkte und Projekte<br />
sind den jeweiligen lokalen Bedingungen<br />
und Kundenwünschen anzupassen. Für die<br />
Planung, Installation und Steuerung dieser<br />
Anlagen müssen die technischen Prozesse<br />
und Regelkreise beachtet und die beteiligten<br />
Akteure eingebunden werden. Hierzu sind<br />
sowohl System- als auch Gestaltungskompetenz<br />
erforderlich.<br />
Ungewöhnliche Wege bei<br />
der Personalsuche<br />
Das sich abzeichnende Problem des Fachkräftemangels<br />
führt auch zu größeren Anstrengungen<br />
und neuen Wegen bei der<br />
Personalrekrutierung. Daher nutzen die Betriebe<br />
der Erneuerbaren Energien nicht nur<br />
Stellenanzeigen, Angebote der Bundesagentur<br />
für Arbeit oder Ausschreibung auf der<br />
Auch die Bioenergie, wie beispielsweise<br />
die Biogaserzeugung, spielt in<br />
dem neuen Studiengang eine wichtige<br />
Rolle.<br />
lichen Partnern gehören neben der Forstlichen<br />
Versuchs- und Forschungsanstalt<br />
Freiburg (FVA) und der Fachhochschule<br />
Offenburg auch das Fraunhofer Institut für<br />
Solarforschung (ISE) und das renommierte<br />
Öko-Institut Freiburg. Eingebettet am Zentrum<br />
für Erneuerbare Energien (ZEE) befähigt<br />
dieser Masterstudiengang zu Karrieremöglichkeiten<br />
auf dem internationalen<br />
Markt für erneuerbare Energien.<br />
Bewerben können sich Studierende, welche<br />
einen überdurchschnittlichen Abschluss<br />
(B.Sc. oder Diplom) im Bereich Natur-, Ingenieur-<br />
oder angewandte Umweltwissenschaften<br />
erworben haben und über sehr<br />
gute Englischkenntnisse verfügen. Bei der<br />
Auswahl der Teilnehmern wird neben der<br />
Qualifi kation insbesondere auch ihrer persönlichen<br />
Motivation eine wichtige Rolle<br />
beigemessen.<br />
eigenen Homepage, sondern auch aktive<br />
Kontaktpfl ege, Praxiskooperationen, Empfehlungen<br />
zwischen Unternehmen und Berufsbildungseinrichtungen<br />
und vor allem<br />
Hochschulen als Rekrutierungsinstrumente.<br />
Bisher wenig genutzt werden dagegen Fachmessen<br />
für die Rekrutierung. Auch die Möglichkeiten<br />
der branchenspezifi schen Jobmessen<br />
werden noch nicht so genutzt.<br />
Als Fazit lässt sich zusammenfassen: In der<br />
jungen Branche der Erneuerbaren Energien<br />
sind Quereinsteiger durchaus willkommen,<br />
gerade aus dem Bereich Maschinenbau oder<br />
Elektrotechnik. Aber zunehmend werden,<br />
wie in der klassischen Landmaschinenbranche<br />
auch, branchenspezifi sches und praktisches<br />
Fachwissen gefordert. Gute Chancen<br />
haben daher Absolventen der speziellen Studiengänge<br />
und Zusatzmodule für Erneuerbare<br />
Energien. Da die Branche aber noch<br />
stark im Aufbau ist, gibt es kein Patentrezept<br />
für den Berufseinstieg. Gerade weil die<br />
Branche so jung ist, müssen Studenten und<br />
Berufseinsteiger aber auch genau auf die<br />
Zukunftsfähigkeit der Betriebe achten. Nur<br />
weil ein Unternehmen an der Börse ist, ist<br />
das noch kein Garant für einen sicheren Arbeitsplatz!<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 25
Zukunft gestalten.
www.krone.de
„Als Biogasberater muss man<br />
Potenziale erfassen, Risiken abschätzen und Chancen sehen: Für den Vertriebsbeauftragten<br />
Michael Tiedemann von der MT Energie GmbH aus Rockstedt geht es jeden Tag um Projekte<br />
in Millionenhöhe. Darum sieht er sich in seinem Job mit hoher Eigenverantwortung weniger<br />
als Verkäufer, sondern eher als Berater.<br />
Auf dem Tisch liegt ein Konzept zur<br />
Erweiterung einer Biogasanlage in<br />
Süddeutschland. Per E-mail fragt ein<br />
Landwirt aus Rumänien mit 500 Kühen an,<br />
wie viel Biogas er damit erzeugen kann. Da<br />
klingelt das Telefon und in nordamerikanischem<br />
Englisch erkundigt sich ein Investor<br />
nach Preisen für Anlagenkomponenten. „In<br />
dem Job wird einem alles abverlangt, was<br />
man im Agrarstudium gelernt hat, von der<br />
Photosynthese über die Tierhaltung bis zur<br />
Betriebswirtschaft“, schildert Michael Tiedemann.<br />
Er ist Vertriebsbeauftragter bei der<br />
MT Energie GmbH & Co. KG im niedersächsischen<br />
Rockstedt, einem Komplettanbieter<br />
von Biogasanlagen. „Wenn der Kunde<br />
sagt, er hat 500 Kühe, muss man das Jahresaufkommen<br />
der Gülle einschätzen können.<br />
Genauso muss ich auch Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />
für Trockenstandorte in Ostdeutschland<br />
machen können“, zählt er nur<br />
einige seiner täglichen Aufgaben auf.<br />
Wir verkaufen Projekte,<br />
keine Maschinen<br />
Der junge Agraringenieur gehört zur Vertriebsabteilung.<br />
„Viele haben bei Biogas nur<br />
Biologie oder Verfahrenstechnik im Blick.<br />
Aber es gibt noch viel mehr Möglichkeiten“,<br />
macht er aufmerksam. „Denn wir verkaufen<br />
hier keine Maschinen, sondern Millionen-<br />
Projekte.“ Dazu gehört zu jedem Projekt eine<br />
gründliche Wirtschaftlichkeitsprüfung, ob<br />
es überhaupt realisiert werden kann.<br />
Denn: Wenn die Biogasanlagen nicht wirtschaftlich<br />
funktionieren, würde das auf den<br />
Hersteller zurückfallen. Daher sieht sich Tiedemann<br />
eher als Berater - eine für ihn sehr<br />
interessante Aufgabe.<br />
Lehre bringt Praxiserfahrung<br />
Allerdings hatte er die Biogasbranche noch<br />
nicht im Sinn, als er an der Universität Göttingen<br />
den Masterstudiengang „Agribusiness“<br />
gewählt hatte.<br />
Michael Tiedemann stammt aus Uelzen. Er<br />
kommt selbst nicht aus der Landwirtschaft,<br />
hat aber im Familienkreis immer Bezug dazu<br />
gehabt. Vor dem Studium hat er von 1998<br />
bis 2000 eine landwirtschaftliche Lehre absolviert.<br />
„Für das Studium hätte ein Praktikum<br />
gereicht. Aber ich wollte eine kom-<br />
28 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
plette Ausbildung machen, damit mir später<br />
keiner vorhalten konnte, dass ich von der<br />
Praxis keine Ahnung hätte“, begründet Tiedemann<br />
seine Entscheidung. Diese praktischen<br />
Grundlagen der Ausbildung haben<br />
ihm auch im Studium sehr geholfen. Zusätzlich<br />
hat er in den Semesterferien als Erntehelfer<br />
in Ostdeutschland gearbeitet und ist<br />
dort z.B. Mähdrescher gefahren.<br />
Exkursion zeigte ihm erste<br />
Energie-Projekte<br />
Auf erneuerbare Energien ist er im Studium<br />
das erste Mal im Jahr 2003 aufmerksam<br />
geworden. Im Masterstudiengang hatte er<br />
das Fach „Ver- und Entsorgungsfunktionen<br />
ländlicher Räume“ gewählt. „Dabei haben<br />
wir uns mit Landwirtschaft als Bereitsteller<br />
von Biomasse befasst“, erläutert er. Vertieft<br />
hat er das Thema zusätzlich in dem agrartechnischen<br />
Fach „Regenerative Energien“.<br />
Im Rahmen einer Exkursion besichtigte er<br />
Strohverbrennungsanlagen und seinen heutigen<br />
Arbeitgeber MT Energie. „Aber Biogas<br />
steckte damals noch in den Kinderschuhen,<br />
daher habe ich da noch kein Betätigungsfeld<br />
für mich gesehen“, blickt er zurück.<br />
In dem jungen Team<br />
arbeitet Michael Tiedemann<br />
(links) im Vertrieb<br />
und ist auch für<br />
internationale Anfragen<br />
zuständig.<br />
Im Jahr 2004 befreite die Bundesregierung<br />
Biokraftstoffe von der Mineralölsteuer, so<br />
dass das Thema für Landwirte sehr interessant<br />
wurde.<br />
Für seine Masterarbeit nutzte Tiedemann<br />
daher die Gelegenheit, für die Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft (dem<br />
heutigen Johann-Heinrich-von Thünen-Institut)<br />
in Braunschweig-Völkenrode, die Anbauwürdigkeit<br />
von Getreide für die Bioethanol-Erzeugung<br />
zu untersuchen.<br />
„Doch inzwischen wollte ich Verwalter auf<br />
einem Ackerbaubetrieb in Ostdeutschland<br />
werden, weil wir gehört hatten, dass dort ein<br />
Nachwuchskräftemangel herrscht“, schildert<br />
er seinen weiteren Werdegang.<br />
Aussagen zum Arbeitsmarkt<br />
waren falsch<br />
Nach seinem Abschluss mit dem „Master<br />
of Science“ im Jahr 2005 bekam er jedoch<br />
schnell ein anderes Bild von der Arbeitswelt.<br />
„Ich habe den Fehler gemacht, dass ich mich<br />
zu sehr auf die Aussagen unserer Professoren<br />
verlassen hatte, die mitteilten, Agrarwissenschaftler<br />
hätten überall gute Chancen.<br />
Daher habe ich während der Masterarbeit<br />
zu wenig Bewerbungen verschickt.“<br />
Doch das erwies sich als Fehler. Er hatte<br />
zwar einen relativ guten Abschluss, aber<br />
nach einem Jahr immer noch keine Stelle.<br />
Die in Aussicht gestellten vielen Verwalterstellen<br />
in Ostdeutschland entpuppten sich<br />
als rar und auf die wenigen Stellen bewarben<br />
sich zu viele Absolventen – Tiedemann<br />
ging leer aus.<br />
Seine erste Stelle trat er Anfang 2006 bei einer<br />
Versicherung an, wo er aber schnell fest-<br />
stellte, dass ihm der Job nicht lag. Allerdings<br />
konnte er schon ein wenig in den Vertrieb<br />
hineinschnuppern und erste Berufserfahrungen<br />
sammeln.<br />
Seiner Erfahrung nach ist es unproblematisch,<br />
innerhalb des ersten Jahres nach dem<br />
Studium den Arbeitgeber noch einmal zu<br />
wechseln. „Man sollte halt relativ schnell<br />
feststellen, ob der Beruf etwas für einen<br />
ist. Und es ist einfacher, sich aus einer Stelle<br />
heraus zu bewerben, als wenn man noch
Allrounder sein“<br />
gar keine Stelle gehabt hat“, gibt er anderen<br />
Absolventen mit auf den Weg.<br />
Über Empfehlung in die<br />
Biogasbranche<br />
Dann kam der Durchbruch: „Von einem befreundeten<br />
Landwirt habe ich den Tipp bekommen,<br />
mich bei MT Energie zu bewerben.<br />
Der Landwirt war gerade dabei, eine<br />
Biogasanlage des Herstellers zu bauen“, berichtet<br />
er. Von ihm wusste Tiedemann auch,<br />
dass die Firma stark expandiert.<br />
Nach der Initiativbewerbung mit der Empfehlung<br />
des Landwirts stieg Tiedemann<br />
dann im Oktober 2006 bei MT Energie ein.<br />
Seine erste Zeit im Job ist typisch für die<br />
junge Branche: „Mein Tätigkeitsfeld war damals<br />
nicht klar umrissen. Zunächst war ich<br />
im Vertrieb und habe mich um den Bereich<br />
Auswertung von Biogasanlagen gekümmert.“<br />
Dann kamen Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />
und die Zuständigkeit für Osteuropa<br />
und Nordamerika dazu. Schon früh<br />
hatte er in dem Job freie Hand. „Es geht<br />
hier in der Firma alles sehr schnell. Seit ich<br />
hier arbeite, sind wir hundert Leute mehr geworden“,<br />
macht er das dynamische Wachstum<br />
deutlich.<br />
Heute arbeiten bei dem Hersteller 230 Mitarbeiter.<br />
Trotzdem geht es noch familiär<br />
zu. Neben dem Betriebsklima schätzt Tiedemann<br />
auch die flache Hierarchie: „Wenn<br />
man Engagement und Eigenverantwortung<br />
zeigt, hat man nie das Gefühl, eingesperrt<br />
zu sein.“<br />
Name: Michael Tiedemann<br />
Alter: 28 Jahre<br />
Michael Tiedemann<br />
schätzt die breite<br />
Ausbildung im Agrarstudium,<br />
die einem<br />
bei der Bewertung<br />
von Biogasprojekten<br />
viel Rückhalt gibt.<br />
Anfragen sind häufig auch<br />
international<br />
In seinem Arbeitsalltag arbeitet er viel im<br />
Büro, da er in der Zentrale inzwischen der<br />
Hauptansprechpartner für externe Anfragen<br />
ist. „Kundenanfragen kommen zwar<br />
überwiegend aus Deutschland, aber auch<br />
aus Osteuropa oder Nordamerika.“ Tiedemann<br />
schaut, ob das Gesamtkonzept mit<br />
der Biogasanlage für einen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb passt. Mit der Technik selbst<br />
hat er weniger zu tun, das macht eine andere<br />
Abteilung. „Mich interessiert, wie viel Geld<br />
der Betrieb mit einer Biogasanlage verdie-<br />
Steckbrief<br />
nen kann und wie er sich entwickeln könnte.<br />
Dazu gehört auch mal zu sagen, dass ein<br />
Projekt nicht sinnvoll ist.“ Neben der Büroarbeit<br />
ist er durchschnittlich ein bis zwei Tage<br />
pro Woche bei verschiedenen Projekten<br />
vor Ort – auch im Ausland.<br />
Was ihm bei der Arbeit hilft, sind nicht nur<br />
die betriebswirtschaftlichen Grundlagen aus<br />
dem Studium über Liquiditätspläne oder Gewinn-<br />
und Verlustrechnungen, sondern auch<br />
die englische Sprache, die er in Masterkursen<br />
an der Uni vertieft hat. „Ein ganz wichtiger<br />
Punkt ist auch das persönliche Netzwerk aus<br />
dem Studium, also z.B. die Kontakte zu ehemaligen<br />
Studienkollegen“, erläutert er. „Wer<br />
kenn wen?“, „Welche Erfahrungen gibt es<br />
in anderen Bereichen?“ sind nur einige Fragen,<br />
die er über das Netzwerk klären kann.<br />
Ebenfalls hilfreich für ihn war das Modul<br />
„Unternehmensplanung“, in dem es um<br />
Stärken und Schwächen, Risiko- und Chancenanalyse<br />
ging. Was er dagegen im Studium<br />
vermisst hat: „Die angebotenen Computerkurse<br />
waren ziemlich veraltet, wir mussten<br />
uns viel selbst aneignen. Wir bekamen zu<br />
hören, dass die Uni nicht zur Ausbildung da<br />
sei, sondern nur zu wissenschaftlichen Zwecken.“<br />
Gerade als Agrar-Absolvent<br />
gute Chancen<br />
Sein Fazit nach rund 1,5 Jahren in der Biogasfirma:<br />
Man hat auf jeden Fall auch als<br />
Agrarwissenschaftler ohne Spezialstudium<br />
in der Erneuerbaren-Energien-Branche gute<br />
Einstiegchancen. „Eine Spezialisierung ist<br />
auch immer ein gewisses Risiko, da einem<br />
dann die Bandbreite fehlt. Man muss hier eine<br />
gewisse Flexibilität mitbringen“, macht er<br />
deutlich. Allerdings: Wer sich bei einer Biogasfirma<br />
bewirbt, sollte sich vorher schon<br />
mit dem Thema beschäftigt haben.<br />
Studium: Masterstudium „Agribusiness“ an der Universität Göttingen<br />
Beruf: Biogasberater bei der MT Energie GmbH & Co.KG in Rockstedt<br />
(Niedersachsen)<br />
Persönliche Erfolgsfaktoren: Spaß am Thema und an der Arbeit in einem<br />
jungen, rasant wachsenden Team, Eigenverantwortung und Flexibilität für<br />
sich schnell ändernde Aufgabenbereiche.<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 29
Kaffee auf dem Zeugnis oder<br />
wie Sie sich richtig falsch bewerben<br />
Mit der Bewerbungsmappe und dem Vorstellungsgespräch<br />
bekommt das Unternehmen einen ersten Eindruck von Ihnen<br />
als möglichen Mitarbeiter. Dabei gilt: Schenken Sie sich und<br />
Ihren Unterlagen zu viel oder zu wenig Aufmerksamkeit, kann<br />
die Vorstellungsrunde gründlich in die Hose gehen. Welche<br />
Schnitzer dabei passieren, berichten Personalchefs aus der<br />
Landmaschinenbranche.<br />
„Professionelles Bewerben leicht gemacht“<br />
oder „Die 200 entscheidenden Fragen beim<br />
Vorstellungsgespräch“: Mit der Anzahl an<br />
mal mehr mal weniger fundierten Ratgebern<br />
zum Bewerbungsgespräch – von der schmalen<br />
Broschüre bis zum Bildband – lassen<br />
sich inzwischen Regale füllen. Die darin beschriebenen<br />
Empfehlungen oder Tipps reichen<br />
vom Niveau der Küchen-Philosophie<br />
bis hin zur Geschäfts-Psychologie.<br />
Wer nach umfassender Lektüre der Ratgeber<br />
frisch frisiert und adrett gekleidet mit<br />
einer Tasche voll gut gemeinter Ratschläge<br />
vor die Zukunft verheißende Türe tritt,<br />
fragt sich (wenn diese hinterher wieder ins<br />
Schloss fällt): „War das eben gut oder nicht?<br />
Ich habe ja alles so gemacht, wie es in den<br />
Ratgebern stand.“ Und genau deshalb kann<br />
es unter Umständen ein vergebliches Gespräch<br />
gewesen sein.<br />
Wie die Kür beim Eislauf<br />
Das Vorstellungsgespräch ist vergleichbar<br />
mit der Kür beim Eislauf, alle Blicke der Anwesenden<br />
sind auf einen gerichtet und hinter<br />
einem Tisch sitzen die „Punktrichter“:<br />
Personalabteilung, Fachabteilung und eventuell<br />
auch schon die Chefin oder der Chef<br />
persönlich. Wobei die „Punktrichter“ sich einig<br />
sind: Eine Punkteskala zur vereinfachten<br />
Beurteilung von Bewerbungsunterlagen<br />
mag gerade noch praktikabel sein. Beim Bewerbungsgespräch<br />
zählt das Zusammenspiel<br />
der vorliegenden Unterlagen, der Person, der<br />
Ausdruck und Eindruck. „Mit einer Checkliste<br />
lässt sich kein Mensch beurteilen“, sagt<br />
Herbert Oymann, Personalmanager bei der<br />
Lemken GmbH aus Alpen. Damit dieses<br />
Zusammenspiel gelingt und aus der Kür<br />
kein Eiertanz wird, ist einiges vorzubereiten:<br />
Nicht durch überstürztes Auswendiglernen,<br />
sondern eher durch kontinuierliche Selbstbeobachtung<br />
und Selbstkritik.<br />
Vor dem eigentlichen Bewerbungsgespräch<br />
steht bekanntlich die Bewerbung, die Bewerbungsmappe,<br />
in der das bisherige Leben<br />
30 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
übersichtlich zusammengestellt<br />
abgeheftet ist:<br />
das Photo, der Lebenslauf,<br />
die Zeugnisse. Hier<br />
suchen die Personalentscheider<br />
nicht nur die Qualifikationen,<br />
sie lesen auch genau, ob die Zeugnisse<br />
zum Leben passen und ob sich Lücken<br />
im Lebenslauf auftun. Die befragten Personalmanager<br />
gaben an, dass bei der Mappe<br />
eine gewisse Echtheit vorhanden sein muss.<br />
Nicht die „aufgemotzte“ Mappe entscheidet,<br />
sondern die mit der meisten Persönlichkeit<br />
in Aufmachung und Inhalt.<br />
Selbstverständlich sollte diese nicht lässig zusammengeheftet<br />
sein oder über persönliche<br />
Vorlieben für Tee oder Kaffee Aufschluss<br />
geben. Eine kleine Empfehlung zum Photo:<br />
Bewerbungsphotos nicht vor 11.00 Uhr<br />
morgens machen lassen! Das Gesicht sieht<br />
frischer aus, wenn es schon einige Stunden<br />
Tageslicht und Frischluft genossen hat. Bis<br />
11.00 Uhr sitzt auch die komplizierteste Frisur<br />
und selbst Nassrasierer sind bis dahin<br />
fertig und vermeiden so den Eindruck möglicher<br />
Verwahrlosung oder der Umkehrung<br />
des allgemein praktizierten Tages-Nacht-<br />
Rhythmus. Wer auf dem Bild einen gepflegten<br />
Bart trägt, darf den natürlich auch zum<br />
Gespräch mitbringen.<br />
Der Auftritt<br />
„Der erste Eindruck zählt“ - altbekannte<br />
Weisheit und doch weiß keiner genau wie<br />
dieser „erste Eindruck“ funktioniert. „Ich<br />
denke“, so einer der befragten Personalmanager,<br />
„ein positiver erster Eindruck entsteht<br />
für mich, wenn die Person in der Tür mit jener<br />
in den Unterlagen und denen sich daraus<br />
für mich ergebenden Erwartungen weitestgehend<br />
deckungsgleich ist.“ Etwas einfacher<br />
formuliert es ein anderer: „Die Person, die<br />
zum Vorstellungsgespräch erscheint, sollte<br />
jene sein, die ich auch schon auf dem Passfoto<br />
gesehen habe. Ganz gleich ob Frisur<br />
oder Kleidung: Ich muss die Person wieder<br />
Foto: aboutpixel.de/Jan Grop<br />
erkennen.“<br />
Der erste Schritt ins Bewerbungsgespräch ist<br />
die Begrüßung mit Handschlag.<br />
Die viel geschmähte feuchte Hand, mag<br />
sie auch feucht und heiß sein als könne<br />
man Hosen damit bügeln, wird weniger als<br />
Manko gesehen. Nicht überzeugend ist ein<br />
schwindsüchtiger Händedruck.<br />
Im Gespräch selbst hilft es der Bewerberin<br />
oder dem Bewerber, wenn im alltäglichen<br />
Leben ein solider Umgangston praktiziert<br />
wird, denn das vermeidet verbale Ausrutscher,<br />
selbst in Stress-Situationen. Ein aus<br />
tiefsten Herzen herausgeblasener „Kraftausdruck“,<br />
weil der Gesprächsfaden verloren<br />
gegangen ist, führt zu nichts weiter als zu<br />
verlegenen Gesichtern auf der anderen Seite<br />
des Tisches, hinter deren Stirn eine Stimme<br />
womöglich ähnlich seufzt.<br />
Sprachgeschwindigkeit, sicherlich ein Indiz<br />
für Nervosität, wird von den meisten Personalchefs<br />
noch toleriert, so lang das, was<br />
gesagt wird verständlich strukturiert ist.<br />
„Natürlich weiß ich, dass der Bewerber aufgeregt<br />
ist und versuche mit meinen Fragen<br />
etwas Sicherheit zu geben, denn ich möchte<br />
mein Gegenüber ja kennen lernen und nicht<br />
in die Flucht schlagen“, erklärt Jürgen Tebbe,<br />
Personalchef bei der Alfred Tebbe Maschinenfabrik<br />
GmbH in Bissendorf. Selbst<br />
ein leichter Dialekt ist keinesfalls ein Ausschlusskriterium,<br />
wenn die Aussage klar ist.<br />
Tragischer ist es, wenn der Bewerber sprechend<br />
durch die eigenen Gedanken hastet<br />
und dabei immer wieder unüberhörbar stolpert.<br />
Kleidung ist nicht nur ein Ausdruck der eigenen<br />
Persönlichkeit, sondern bei Einladungen<br />
auch eine Form der Wertschätzung des Einladenden<br />
– so auch bei dem Bewerbungsgespräch.<br />
Wenn es nicht, wie im Banken- und
Versicherungsgewerbe, einen allgemeinen<br />
Dresscode gibt, sollten Männer, die sonst<br />
kaum eine Krawatte und Frauen, die sonst<br />
keine hohen Absätze tragen, das auch nicht<br />
im Bewerbungsgespräch versuchen. „Wer in<br />
ungewohnter Kleidung ständig um Luft oder<br />
um Halt ringt, ist wenig konzentriert auf das<br />
wesentliche und das ist das Gespräch“, so<br />
Herbert Oymann. Ob jemand Ringelsocken<br />
zum Anzug trägt oder im Sari zum Bewerbungsgespräch<br />
erscheint, spielt eher eine untergeordnete<br />
Rolle. „So lange alles ordentlich<br />
aussieht und die gewählte Kleidung die Persönlichkeit<br />
unterstreicht, habe ich da überhaupt<br />
keine Probleme, anders ist es, wenn<br />
nach dem Gespräch von der Persönlichkeit<br />
nichts mehr als Kleider bleiben“, erklärt Andrea<br />
Reichhardt, Reichhardt GmbH Steuerungstechnik.<br />
Speziell für die weiblichen<br />
Bewerberinnen und alle ambitionierten Metrosexuellen<br />
empfiehlt sich: gedeckte Farben<br />
auf dem Kopf und mit Lack an Finger- und<br />
Fußnägeln sparsam umzugehen, am besten<br />
den Lack verschlossen aufbewahren bis zur<br />
nächsten Club-Night.<br />
Das Programm<br />
Das Thema des Gesprächs ist klar, das Unternehmen<br />
und „ich“ - beides sollte dem Bewerber<br />
bekannt sein und er sich mit beiden<br />
„Themen-Gebieten“ auseinandergesetzt haben.<br />
„Es sollte heute für keinen Bewerber ein<br />
Problem sein, im Internet einige wesentliche<br />
Informationen über das Unternehmen zu recherchieren“,<br />
so Herbert Oymann. Gemeint<br />
sind nicht nur Produkte, auch die Strukturen<br />
und die Firmenphilosophie. Inzwischen hat<br />
nahezu jedes Unternehmen einen mehr oder<br />
weniger verbindlich gemeinten Text auf der<br />
Homepage. Jürgen Tebbe: „Von jemandem,<br />
der sich auf die ausgeschriebene Stelle eines<br />
Mechanikers beworben hat, erwarte ich<br />
nicht, dass er mit mir philosophiert. Wer<br />
sich im Vertrieb bewirbt, sollte sich damit<br />
auseinander gesetzt haben.“<br />
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„Bitte keine Megabyte-Anhänge!“<br />
Im allgemeinen Schriftverkehr ist die elektronische Post (E-mail) heute Standard. Kein<br />
Wunder, dass sich junge Absolventen immer stärker auf diesem Weg bewerben. Doch<br />
wie kommt das bei den Unternehmen an? „Wir akzeptieren sowohl die elektronische<br />
als auch die Papierbewerbung“, erläutert dazu Ingolf Prüfer, Direktor für das Personalwesen<br />
bei John Deere in Europa.<br />
Seiner Meinung geht der Trend eindeutig in Richtung elektronische Bewerbung. Die<br />
Qualität ist heute genauso wie die Papierbewerbung. „Wichtig ist aber auch hier: Die<br />
Bewerbung muss Ihre Persönlichkeit zum Ausdruck bringen. Wer es bei einem standardisierten<br />
Anschreiben belässt und keine Zusatzinformationen über die Person einbringt,<br />
geht in der Masse unter“, verdeutlicht Prüfer die Sicht des Unternehmens. Also: Wenn<br />
das Individuelle oder „Unique Selling Point“ fehlt, ist die elektronische Bewerbung genauso<br />
schlecht wie die Papierbewerbung.<br />
Allerdings gibt es Grenzen: Die Anlagen dürfen nicht zu groß sein. Wenn der Empfänger<br />
ewig braucht, um Megabyte-Anhänge herunterzuladen, macht das keinen guten<br />
Eindruck.<br />
Daneben gibt es weitere Regeln zu beachten. Der Internetdienst www.karrierefuehrer.<br />
de hat zehn Regeln für die virtuelle Bewerbung erstellt, die im Internet abzurufen sind.<br />
Darin geben die Autoren unter anderem Tipps zu Betreffzeile, Anrede, Umgangston,<br />
Kontaktdaten und Anlagen.<br />
Zum Thema Notizen benutzen oder machen<br />
empfehlen die verschiedenen Ratgeber:<br />
tun oder lassen. Wem während der Recherche<br />
zum Unternehmen Fragen einfallen<br />
und sich diese notiert hat, darf die Notizen<br />
im Gespräch benutzen. Dagegen haben die<br />
wenigsten Personalmanager etwas einzuwenden.<br />
Andrea Reichhardt befürwortet es sogar:<br />
„Es zeugt von Engagement und Ernsthaftigkeit,<br />
wenn jemand gute Fragen hat,<br />
selbst wenn diese notiert sind. Daran lässt<br />
sich schnell feststellen, wie gut der Kandidat<br />
recherchiert hat.“<br />
Im allgemeinen Geschäftsleben ist es nicht<br />
nachteilig, mögliche Gemeinsamkeiten mit<br />
dem Geschäftspartner in spe herauszufinden,<br />
das erleichtert womöglich den Einstieg<br />
in ein Gespräch. Soweit muss es bei einer<br />
Bewerbung nicht gehen. Gegebenenfalls<br />
könnte das auch zu peinlichem Schweigen<br />
führen, wenn Sie Ihrem möglichen zukünftigen<br />
Chef gegenübersitzen und verkünden,<br />
dass Sie auch gerne reiten.<br />
Ein erfolgreiches Bewerbungsgespräch ist<br />
keineswegs reine Glückssache. In erster Li-<br />
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nie möchte das Unternehmen die Person<br />
kennen lernen, die ihrerseits bereits durch<br />
die Bewerbung Interesse bekundet hat. Also<br />
kein Grund übermäßig nervös zu sein.<br />
Zum Erfolg eines Bewerbungsgesprächs<br />
trägt eine gute Tageskondition bei, das<br />
heißt: gut ausgeschlafen und hellwach zu<br />
sein. Zur Glaubwürdigkeit der Bewerbung<br />
und zur Person gehört auch genau zu wissen,<br />
bei wem und warum man sich dort beworben<br />
hat! Zur Einschätzung der eigenen<br />
Stärken und Schwächen ist es hilfreich einfach<br />
im Freundeskreis nachzufragen, man<br />
wird überrascht sein, wie unterschiedlich die<br />
Wahrnehmung sein kann.<br />
Wer mit rotgefärbter Punkfrisur und Schottenrock<br />
die Tage verbringt, sollte bei der<br />
Wahl der Kleidung zum Bewerbungsgespräch<br />
die „Sehgewohnheiten“ seines Gesprächspartners<br />
berücksichtigen. Und zum<br />
Schluss wieder eine alte Weisheit aus der<br />
Personalabteilung: Höflichkeit und Zurückhaltung<br />
werden in allen Unternehmen und<br />
allen Branchen sehr geschätzt.<br />
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Kai Hasse<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 31
Der Anstellungsvertrag<br />
– Garant für einen erfolgreichen Start<br />
Der Personalleiter erklärt Ihnen, dass Sie der oder die richtige junge und dynamische<br />
Bewerber/in für das Unternehmen sind und händigt Ihnen den Anstellungsvertrag aus.<br />
Wo sich darin Stolpersteine verbergen können und worauf Sie achten sollten, verrät<br />
Manfred Lorenzen, Personalberater aus Soest.<br />
Es ist geschafft – der Arbeitsvertrag für<br />
den neuen Job liegt auf dem Tisch.<br />
Doch jetzt gilt: Bloß nichts überstürzen!<br />
Gerade beim ersten Anstellungsvertrag<br />
gibt es bei dem zukünftigen Mitarbeiter häufig<br />
Unklarheiten oder auch Missverständnisse,<br />
die geklärt sein müssen, bevor ein Vertrag<br />
unterschrieben wird.<br />
Den Vertrag sollten Sie auf jeden Fall komplett<br />
und sehr genau lesen. Gute Fachbücher<br />
oder auch ein Fachanwalt können weiterhelfen.<br />
Diese Vorgehensweise erspart<br />
Ihnen eventuell später ärgerliche Diskussionen,<br />
wenn es um die Vertragsauslegung<br />
geht. Aber: Sie müssen auch darauf achten,<br />
dass Sie in den Vertragsgesprächen nicht zu<br />
kleinlich und pedantisch reagieren und argumentieren.<br />
Vertragsinhalte – was muss drin<br />
stehen?<br />
Berufseinsteiger wissen oft nicht genau,<br />
welche Inhalte ein Arbeitsvertrag mindestens<br />
enthalten sollte. Die wichtigsten Punkte<br />
sind:<br />
- Name und Anschrift der Vertragspartner,<br />
- Beginn des Arbeitsverhältnisses,<br />
- befristeter oder unbefristeter Vertrag,<br />
- Arbeitsort,<br />
32 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
- Tätigkeitsbeschreibung,<br />
- Zusammensetzung und Höhe des Arbeitsentgelts,<br />
- Arbeitszeit,<br />
- Urlaubsregelung,<br />
- Kündigungsfristen,<br />
- Hinweis auf eventuelle Tarifverträge und<br />
Betriebsvereinbarungen,<br />
- Arbeitsvertrag mit oder ohne Tarifbezug.<br />
Befristeter Arbeitsvertrag<br />
Manchmal bieten Unternehmen neuen Mitarbeitern<br />
befristete Arbeitsverträge an mit<br />
dem Argument, man müsse sich erst einmal<br />
kennen lernen. Arbeitsverträge sind<br />
grundsätzlich nur unbefristet zulässig. Nur<br />
ausnahmsweise dürfen befristete Arbeitsverträge<br />
geschlossen werden, wenn die gesetzlichen<br />
Voraussetzungen (Gesetz über<br />
Teilzeitarbeit und befristete Arbeitsverträge)<br />
vorliegen. In befristeten Arbeitsverträgen,<br />
z.B. für Urlaubs- oder Krankheitsvertretungen,<br />
ist der Beendigungszeitpunkt Bestandteil<br />
des Vertrages.<br />
Gegen ein Angebot des Unternehmens, einige<br />
Tage im Unternehmen zur „Probe“ zu<br />
arbeiten, um die neuen Kollegen im Team<br />
besser kennenzulernen, ist hingegen im Regelfall<br />
nichts einzuwenden. Sie sollten einen<br />
„Job-Test“ aber auf maximal drei Tage begrenzen<br />
und diesen vor der Vertragsunterzeichnung<br />
machen.<br />
Vertragsstrafe im Arbeitsvertrag<br />
– unzulässig<br />
In Anstellungsverträgen gibt es immer wieder<br />
einen Paragraphen zum Stichwort „Vertragsstrafe“.<br />
Diese bezieht sich in der Regel<br />
auf die Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
des Arbeitnehmers während der Probezeit<br />
oder bei Kündigung vor Antritt des Arbeitsverhältnisses.<br />
Diese Formulierung ist genauso<br />
unzulässig wie die Forderung, dass der<br />
Arbeitsvertrag nicht vor Beginn gekündigt<br />
werden kann. Das sagt die Rechtsprechung:<br />
Eine Vertragsstrafe in Höhe eines Bruttomonatsgehaltes<br />
ist unzulässig, wenn sich der<br />
Arbeitnehmer rechtmäßig mit einer kürzeren<br />
Kündigungsfrist vom Vertrag lösen könnte.<br />
(LAG Schleswig-Holstein, Urt. v. 18.05.2006<br />
- 1 Sa 59/06 PM).<br />
Tätigkeitsbeschreibung –<br />
Ihre persönlichen Aufgaben<br />
Zu einem Anstellungsvertrag gehört grund-<br />
Fortsetzung Seite 34<br />
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John Deere ist mit einem Gesamtumsatz von über 24 Mrd. US Dollar und insgesamt<br />
rund 52.000 Mitarbeitern der größte Hersteller von Landtechnik sowie ein<br />
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Fortsetzung von Seite 32 mit solch einer Unternehmenskultur neh-<br />
sätzlich eine Tätigkeitsbeschreibung als Anlage.<br />
Die Beschreibung der Aufgaben sollte<br />
nicht mehr als 15 bis 20 Merkmale aufweisen<br />
und klare Aussagen treffen zu den Punkten:<br />
- Firma und Anschrift<br />
- Stellenbezeichnung<br />
- Name/Vorname<br />
- Unterstellung<br />
- Überstellung<br />
- Ziel der Stelle<br />
- Verantwortlich für<br />
- Beratend für<br />
- Anmerkungen<br />
Der maximale Umfang einer Stellenbeschreibung<br />
sollte eine DIN A4-Seite nicht überschreiten.<br />
Außerdem gehört ein aktuelles Organigramm<br />
immer zu einem Anstellungsvertrag.<br />
Unabhängig von der Stellenbeschreibung ist<br />
eigentlich in jedem Vertrag geregelt, dass der<br />
Arbeitgeber sich vorbehält, dem Angestellten<br />
eine andere Tätigkeit zu übertragen. Dieses<br />
kann er tun, ohne dass der Arbeitnehmer<br />
zustimmen muss. Die gleiche Regelung gilt<br />
auch bei eventuellen Versetzungsklauseln.<br />
Arbeitszeit – im Anstellungsvertrag<br />
klare Regeln<br />
Häufig finden wir in Verträgen eine Formulierung,<br />
dass Mehrarbeit „nicht“ vergütet<br />
wird (in Urlaubstagen oder monetär). Eine<br />
Standardformulierung ist zum Beispiel: „Die<br />
betriebsübliche Arbeitszeit beträgt zurzeit 45<br />
Wochenstunden. Darüber hinausgehende<br />
Arbeitszeiten werden nicht gesondert vergütet.<br />
Länge und Dauer der täglichen Arbeitszeit<br />
richten sich nach den betrieblichen<br />
Erfordernissen“.<br />
In immer mehr Unternehmen wird Mehrarbeit<br />
ohne jegliche Vergütung als selbstverständlich<br />
angesehen. So setzen „junge dynamische<br />
Managerteams“ grundsätzlich ab<br />
18:00 Uhr Termine für Meetings an. Firmen<br />
34 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
men relativ wenig Rücksicht auf die persönlichen<br />
und privaten Belange von Mitarbeitern.<br />
Stellen Sie grundsätzlich Fragen<br />
zur Managementführungskultur und zu den<br />
Leitlinien der Mitarbeiterführung.<br />
Festgehalt oder variable<br />
Vergütung „on top“<br />
Im Regelfall wird die tarifliche<br />
Eingruppierung<br />
in dem Anstellungsvertrag<br />
aufgenommen. Neben<br />
dem (Grund-)Gehalt werden<br />
häufig noch zusätzliche<br />
Vergütungen, wie etwa 13.<br />
Monatsgehalt, Umzugskostenerstattung,Trennungsentschädigung,<br />
oft auch<br />
eine betriebliche Altersversorgung(Direktversicherung)<br />
vereinbart. Zu den<br />
Inhalten einer Direktversicherung<br />
gehören auch z.B.<br />
eine Lebensversicherung,<br />
Unfallzusatzversicherung<br />
oder Berufsunfähigkeitszusatzversicherung.<br />
In vielen neueren Anstellungsverträgen<br />
wird über<br />
ein Jahresgehalt (Fixum für<br />
12 Monate) gesprochen, das<br />
im Regelfall das 13. Monatsgehalt<br />
beinhaltet. In jedem<br />
zweiten Anstellungsvertrag<br />
finden wir auch Hinweise<br />
auf eine variable Vergütung,<br />
beginnend nach der Probezeit<br />
beziehungsweise ab dem<br />
zweiten Jahr. Setzt sich das<br />
Gehalt des Mitarbeiters aus<br />
einem Fixum und einer variablen<br />
Komponente zusammen,<br />
dann sollten Sie unbedingt<br />
vor Unterzeichnung<br />
eines Anstellungsvertrages<br />
sehr ausführlich die Details<br />
Einige Unternehmen bieten keinen Ausgleich<br />
für Überstunden an. Daher sollten Sie die<br />
Unternehmenskultur prüfen und auch auf den<br />
Umgang der Kollegen untereinander achten.<br />
zu den Inhalten der variablen Vergütung<br />
diskutieren. Wichtige Fragen: Nach welchen<br />
Kriterien wird die variable Vergütung berechnet<br />
und wann wird die Leistungskomponente<br />
ausgezahlt? Wird die variable Vergütung<br />
„on top“ zum Fixum gezahlt? Oder<br />
ändert sich das Fixum in eine „70:30-Variante“?<br />
Zum Anstellungsvertrag gehört in diesem<br />
Fall immer ein Rechenbeispiel mit einer<br />
dazugehörenden Erläuterung mit Begriffsdefinition.<br />
Ist dieser Punkt nicht sauber definiert,<br />
so ist spätestens im zweiten Jahr das<br />
erste Streitgespräch vorgezeichnet.<br />
Firmenauto – 1%-Regelung oder<br />
Fahrtenbuch<br />
Mit der sogenannten „1%-Regelung“ findet<br />
eine pauschale Versteuerung eines auch pri-<br />
Beispiel für den Aufbau eines<br />
„ausführlichen“ Anstellungsvertrages<br />
§ 1 Beginn des Arbeitsverhältnisses<br />
§ 2 Probezeit<br />
§ 3 Tätigkeit & Firmendienstsitz (Büro)<br />
§ 4 Zuweisung anderer Tätigkeiten/Versetzung<br />
§ 5 Arbeitszeit<br />
§ 6 Vergütung<br />
§ 7 Tantieme<br />
§ 8 Nebenleistungen<br />
§ 9 Qualifizierung/Ausbildungskosten<br />
§ 10 Altersversorgung<br />
§ 11 Umzugskosten<br />
§ 12 Dienstwagen/Dienstreisen<br />
§ 13 Arbeitsverhinderung/Entgeltfortzahlung<br />
§ 14 Urlaub<br />
§ 15 Rückzahlung zu viel erhaltener Leistungen<br />
§ 16 Nebentätigkeit<br />
§ 17 Veröffentlichungen/Vorträge<br />
§ 18 Geheimhaltung<br />
§ 19 Wettbewerbsverbote<br />
§ 20 Haftung<br />
§ 21 Vertragsstrafe<br />
§ 22 Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
§ 23 Freistellung von der Arbeitspflicht<br />
§ 24 Betriebsvereinbarungen/Allg. Arbeitsbedingungen<br />
§ 25 Ausschlussfristen<br />
§ 26 Salvatorische Klausel<br />
Mögliche Anlagen zum Anstellungsvertrag:<br />
- Stellenbeschreibung<br />
- Organigramm/e<br />
- variable Vergütung mit Berechnungsmodell<br />
- Reisekostenrichtlinien<br />
- Richtlinie für die Benutzung Firmenwagen<br />
- Leitlinien des Unternehmens/Mitarbeiterführung
vat genutzten Firmenwagens statt. In diesem<br />
Fall wird ein Prozent des Listenpreises<br />
des Fahrzeugs (einschließlich aller Extras)<br />
als geldwerter Vorteil versteuert. Zusätzlich<br />
werden 0,03 Prozent mal Entfernung Wohnung-Arbeitsstätte<br />
mal Listenpreis als geldwerter<br />
Vorteil angesetzt.<br />
Als Alternative zur „Ein-Prozent-Regelung“<br />
lässt sich durch Führen eines Fahrtenbuches<br />
der tatsächliche Anteil der privaten Nutzung<br />
ermitteln und dieser Anteil zur steuerlichen<br />
Berücksichtigung heranziehen.<br />
Seit dem 1. Januar 2006 ist die „Ein-Prozent-Regelung“<br />
nur noch für Fahrzeuge anwendbar,<br />
die zu mindestens 50 Prozent betrieblich<br />
genutzt werden. Zur betrieblichen<br />
Nutzung zählen auch Fahrten zwischen<br />
Wohnung und Arbeitsplatz sowie Familienheimfahrten<br />
bei doppelter Haushaltsführung.<br />
Was kostet dem neuen Mitarbeiter der<br />
Firmenwagen? Lassen Sie sich anhand eines<br />
Rechenbeispiels die Benutzung eines Firmenwagens<br />
mit der 1%-Regelung erklären!<br />
Qualifizierung und Weiterbildung –<br />
ein wichtiger Teilbereich im Anstellungsvertrag<br />
Bei der Formulierung von Arbeitsverträgen<br />
ist in Einzelfällen auch eine „Rückzahlungsklausel“<br />
zum Stichwort „Aus- und Fortbildungskosten“<br />
formuliert. Hierzu ein Urteil<br />
vom LAG Baden-Württemberg: „Haben die<br />
Parteien in einem vom Arbeitgeber vorformulierten<br />
Arbeitsvertrag vereinbart, dass ein<br />
Arbeitnehmer bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses<br />
vor Ablauf einer bestimmten<br />
Frist vom Arbeitgeber übernommene Ausbildungskosten<br />
zurückzahlen muss, ohne<br />
dass es auf den Grund der Beendigung<br />
des Arbeitsverhältnisses ankommt, ist diese<br />
Rückzahlungsklausel unwirksam (§ 307 Abs.<br />
1 Satz 1 Bürgerliches Gesetzbuch, BGB)“.<br />
Wettbewerbsklausel –<br />
im Arbeitsrecht problematisch<br />
In jedem Arbeitsvertrag ist auch eine Wettbewerbsklausel<br />
enthalten, die besagt, dass<br />
der Mitarbeiter nicht als Konkurrent zum eigenen<br />
Unternehmen oder nicht für die Konkurrenz<br />
arbeiten darf. Diese Vertragsformulierung<br />
ist juristisch einwandfrei.<br />
Ein Anstellungsvertrag, der eine Wettbewerbsklausel<br />
für die Zeit nach der Kündigung<br />
enthält, ist dagegen kritisch zu sehen<br />
(nachvertragliches Wettbewerbsverbot). Eine<br />
entsprechende Formulierung im Vertrag<br />
sollten Sie immer durch einen Juristen prüfen<br />
lassen. Wettbewerbsklauseln für die Zeit<br />
nach der Kündigung haben in den letzten<br />
Jahren an Bedeutung verloren. Diese Regelungen<br />
können für Unternehmen sehr kostspielig<br />
werden. In einem solchen Fall wird<br />
dann der Arbeitgeber eine sogenannte Ka-<br />
Die Kündigungsfristen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB)<br />
Das Arbeitsverhältnis eines Arbeiters oder eines Angestellten (Arbeitnehmers) kann mit<br />
einer Frist von vier Wochen zum Fünfzehnten oder zum Ende eines Kalendermonats gekündigt<br />
werden.<br />
Für eine Kündigung durch den Arbeitgeber beträgt die Kündigungsfrist, wenn das Arbeitsverhältnis<br />
in dem Betrieb oder Unternehmen...<br />
(1) 2 Jahre bestanden hat, 1 Monat zum Ende eines Kalendermonats,<br />
(2) 5 Jahre bestanden hat, 2 Monate zum Ende eines Kalendermonats,<br />
(3) 8 Jahre bestanden hat, 3 Monate zum Ende eines Kalendermonats,<br />
(4) 10 Jahre bestanden hat, 4 Monate zum Ende eines Kalendermonats,<br />
(5) 12 Jahre bestanden hat, 5 Monate zum Ende eines Kalendermonats,<br />
(6) 15 Jahre bestanden hat, 6 Monate zum Ende eines Kalendermonats,<br />
(7) 20 Jahre bestanden hat, 7 Monate zum Ende eines Kalendermonats.<br />
renzentschädigung zahlen (maximale Dauer<br />
von 2 Jahren zulässig, § 74a Abs. 1 Satz 3<br />
Handelsgesetzbuch, HGB). Im vereinbarten<br />
Zeitraum muss der ehemalige Arbeitgeber<br />
diese Einschränkung durch eine entsprechende<br />
monatliche Zahlung (mindestens<br />
die Hälfte des letzten Gehaltes) ausgleichen<br />
(Karenzentschädigung - § 74 Abs. 2 HGB).<br />
Kündigungsfristen – gesetzliche<br />
Fristen oder freie Vereinbarung<br />
In jedem Vertrag sollte der zukünftige Arbeitnehmer<br />
sich sehr genau die Kündigungsfristen<br />
anschauen. Unabhängig davon wird<br />
auch eine Probezeit von drei bis sechs Monaten<br />
vereinbart. Während einer vereinbarten<br />
Probezeit kann das Arbeitsverhältnis mit<br />
einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden.<br />
Kündigungsfristen im Arbeitsrecht können<br />
sich in Deutschland ergeben aus dem Arbeitsvertrag,<br />
einem auf das Arbeitsverhältnis<br />
anwendbaren Tarifvertrag oder der gesetzlichen<br />
Regelung des § 622 BGB (siehe<br />
Kasten).<br />
Unternehmen bieten neuen Mitarbeitern<br />
häufig Kündigungsfristen von z.B. sechs<br />
Monate zum Quartalsende oder auch zwölf<br />
Monate zum Monatsende an. Das soll häufig<br />
ein Beweis für eine Vertrauensbindung<br />
sein oder dem Arbeitnehmer mehr Sicherheit<br />
bieten. Aber Achtung: eine solch lange<br />
Vertragsbindung kann natürlich auch zu einem<br />
Stolperstein werden, wenn sich der Arbeitnehmer<br />
beruflich verändern möchte. Der<br />
neue Arbeitgeber wird mit Sicherheit „keine<br />
zwölf Monate“ auf seinen neuen Mitarbeiter<br />
warten wollen! Es gibt Unternehmen,<br />
die den Mitarbeiter in solchen Situationen<br />
grundsätzlich bis zum letzten Tag beschäftigen<br />
und nicht freistellen!<br />
Unterschreibt der zukünftige Mitarbeiter<br />
bei einem ausländischen Unternehmen einen<br />
Anstellungsvertrag z.B. nach dänischem<br />
Recht, dann sollte unbedingt ein Rechtsanwalt<br />
seines Vertrauens sowie ein Steuerberater<br />
zurate gezogen werden.<br />
Verträge nach deutschem Recht<br />
Bei Arbeitsverhältnissen mit Auslandsbezug<br />
ist zu beachten, dass häufig unterschiedliche<br />
nationale Rechtbestimmungen zur Anwendung<br />
kommen können. Insbesondere steuerliche<br />
und sozialversicherungsrechtliche Fragen<br />
sind im Vertragsverhandlungsgespräch<br />
zu klären. Hat ein ausländisches Unternehmen<br />
in Deutschland keine eigene Tochtergesellschaft,<br />
die den Anstellungsvertrag nach<br />
deutschem Recht formuliert, kann/muss das<br />
ausländische Unternehmen ein Steuerberatungsbüro<br />
beauftragen, um den Anstellungsvertrag,<br />
d.h. die Gehaltsabrechnung für den<br />
Mitarbeiter nach deutschem Recht umzusetzen.<br />
Zusammenfassung<br />
Lesen Sie Ihren Anstellungsvertrag grundsätzlich<br />
mit einer positiven Grundhaltung.<br />
Falls irgendetwas im Anstellungsvertrag unklar<br />
ist, sollten Sie Ihren zukünftigen Arbeitgeber<br />
darauf ansprechen, bevor Sie<br />
unterschreiben. Auf eventuell wichtige Vertragspunkte,<br />
die nicht im Vertrag aufgeführt<br />
sind, findet immer das deutsche Recht Anwendung.<br />
Bevor Sie jetzt den Kopf in den Sand stecken<br />
und vielleicht das Arbeitsverhältnis<br />
nicht antreten wollen, machen Sie sich klar,<br />
dass Sie gerade jetzt wertvolle Lebenserfahrungen<br />
sammeln. Mit Geduld, Einfühlungsvermögen<br />
und Gleichmut werden Sie erkennen,<br />
dass immer nur der Mensch handelt,<br />
niemals ein Unternehmen.<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 35
Unternehmen suchen Allrounder mit<br />
„Ihr Einstieg als Sales Trainee: Wir bieten<br />
Ihnen die Möglichkeit, als Nachwuchskraft<br />
alle Facetten einer modernen Verkaufsförderungsabteilung<br />
kennenzulernen, wenn Sie<br />
ein Bachelor-/FH-Studium im kaufmännischen<br />
oder im Agrar-Bereich haben“, lockt<br />
eine Stellenanzeige des John Deere Vertriebs<br />
aus Bruchsal (Rheinland-Pfalz).<br />
Auch ein neuer „Verkaufsberater im Außendienst<br />
für den Geschäftsbereich Biogasbeschickung“<br />
bei der Fliegl Agrartechnik<br />
GmbH im bayerischen Töging soll neben<br />
Branchenkenntnissen aus dem landwirtschaftlichen<br />
Bereich vor allem vertriebsorientiertes<br />
und unternehmerisches Denken<br />
mitbringen. Und ein neu einzustellender Agrar-<br />
oder Maschinenbauingenieur soll als Exportmanager<br />
der Lemken GmbH & Co. KG<br />
aus Alpen (Nordrhein-Westfalen) die Vertriebsgesellschaften,<br />
Importeure und Händler<br />
für die Länder England, Irland, Spanien,<br />
Portugal und in Übersee betreuen.<br />
Zulieferbranche fordert Allrounder<br />
Diese Liste ließe sich noch weiter fortsetzen<br />
und macht deutlich: Vor allem Agraringenieure,<br />
aber zum Teil auch Maschinbauer<br />
mit Fachrichtung Landtechnik, kommen<br />
in den Unternehmen sehr häufig im Bereich<br />
Vertrieb, Marketing und in ähnlichen<br />
verkaufsbezogenen Jobs unter. Daher stellt<br />
sich die Frage: Wie kann sich der Student<br />
schon im Studium auf diese Tätigkeit vorbereiten?<br />
Wie verschiedene Personalverantwortliche<br />
aus den Unternehmen mitteilen,<br />
ist eine Antwort pauschal nicht möglich.<br />
„Für uns ist wichtig, dass die Bewerber<br />
die landwirtschaftliche Praxis kennen, von<br />
der Technik bis zum Pflanzenbau“, definiert<br />
Andreas Bahnmüller die Anforderungen<br />
an junge Mitarbeiter. Bahnmüller leitet<br />
den Bereich Landwirtschaft bei der Lechler<br />
GmbH, einem Hersteller von Düsen für<br />
36 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Verkaufstalent<br />
Viele Studenten fragen: Was muss ich im Studium tun, um in<br />
das Unternehmen A oder B zu passen? Personalchefs raten<br />
dagegen, erst einmal die Breite des Agrarstudiums voll auszunutzen,<br />
um dann im Job den letzten Schliff zu erhalten.<br />
Da Agrar-Absolventen aber häufig im Vertrieb oder Produktmanagement<br />
landen, sind bestimmte Schlüsselqualifikationen<br />
überall gefragt.<br />
Pflanzenschutzspritzen aus Metzingen (Baden-Württemberg).<br />
Lechler ist ein typischer<br />
Zulieferer-Betrieb, der nicht an Endkunden,<br />
sondern europaweit an Hersteller von Pflanzenschutzgeräten<br />
liefert. Daher sind die Anforderungen<br />
anders als bei einem Unternehmen,<br />
dass direkt mit Endkunden Geschäfte<br />
macht. Agraringenieure sind beispielsweise<br />
im Produktmanagement oder im Vertrieb-<br />
Außendienst tätig. Der Aufgabenbereich erstreckt<br />
sich von der Bedarfsermittlung im<br />
Markt bis zur Produktumsetzung. „Hier ist<br />
das Fachwissen des Agraringenieurs gefragt.<br />
Er muss beispielsweise die Anforderungen<br />
der Praxis an eine Spritzdüse definieren und<br />
daher auch den Bezug zur Landwirtschaft<br />
behalten“, erläutert Bahnmüller. Aber auch<br />
an Messen, Ausstellungen oder Kundenseminaren<br />
nimmt er teil und erstellt Präsentationen.<br />
„Aber wir haben auch Kontakt<br />
zur chemischen Industrie“, fährt Bahnmüller<br />
fort. Denn die Düsen sollen ja vor allem<br />
Pflanzenschutzmittel an die Pflanze bringen.<br />
Der Mitarbeiter muss also bereit sein, viel<br />
zu reisen. Er sollte auch das entsprechende<br />
Auftreten haben, um Schulungen und Präsentationen<br />
durchführen zu können. Auch<br />
Personalführung und betriebswirtschaftliche<br />
Grundkenntnisse sind gefragt. Um diese sehr<br />
spezielle Branche innerhalb des Agribusiness<br />
kennenzulernen, empfiehlt Bahnmüller eine<br />
erste Zusammenarbeit über Bachelor- oder<br />
Masterarbeiten. Die Lechler GmbH bietet<br />
dafür immer wieder Themen an.<br />
Im Handel sind gute Berater<br />
gesucht<br />
Vertriebsfertigkeiten sind gerade im Handel<br />
gefragt – sowohl mit Produkten für Landwirte<br />
als auch mit den abgelieferten Rohstoffen.<br />
„Grundsätzlich sind Agraringenieure in<br />
unserem Unternehmen beispielsweise in den<br />
Bereichen Beratung, Marketing, Qualitätsmanagement<br />
und Vertrieb von Futtermitteln<br />
und Agrartechnik sowie in der Geschäftsführung<br />
tätig“, erläutert Tim Hollstein, zuständig<br />
für Personal und Liegenschaften bei der<br />
Raiffeisen-Warenzentrale Kurhessen-Thüringen<br />
GmbH. Auch Hollstein weist darauf<br />
hin, dass sein Unternehmen möglichst<br />
breit ausgebildete Allrounder sucht, die dann<br />
im Unternehmen den letzten Schliff bekommen:<br />
„Sie müssen nicht perfekt sein und<br />
können Ecken und Kanten haben. Aber mit<br />
Unterzeichnung eines Arbeitsvertrages erwarten<br />
wir ein teamfähiges Handeln, Motivation<br />
und den Drang, etwas Neues mit uns<br />
entdecken zu wollen.“<br />
Stellenprofile, die genau auf die neuen Studienabschlüsse<br />
Bachelor oder Master zugeschnitten<br />
sind, hat das Unternehmen nicht.
„Vielmehr stellen wir uns auf den Bewerber<br />
ein, der zu unserem Unternehmen passt“,<br />
macht Hollstein aufmerksam. Entscheidend<br />
ist hierfür unter anderem, ob einschlägige<br />
Praktika vorhanden sind. Und er gibt noch<br />
einen wichtigen Hinweis: „Blindbewerbungen<br />
sind bei uns willkommen. Hieran wird<br />
auch deutlich, ob der Bewerber ernsthaftes<br />
Interesse hat, bei uns auch wirklich beginnen<br />
zu wollen.“<br />
Nicht nur auf Betriebswirtschaft<br />
setzen!<br />
Vor zu starker Fokussierung auf nur ein<br />
Thema im Studium warnt auch Dr. Ursula<br />
Stähle-Csech, zuständig für den Bereich<br />
Strategieentwicklung bei der Syngenta Agro<br />
GmbH aus Maintal: „Die Mehrzahl der Bewerber<br />
setzt sehr stark auf betriebswirtschaftliche<br />
und agrarpolitische Themen.<br />
Was uns in den letzten Jahren aber massiv<br />
fehlt, ist die ackerbauliche Grundlage wie<br />
Pflanzenschutz, aber auch Pflanzenzucht.“<br />
Bewerbungsgespräche werden zunehmend<br />
schwieriger. „Wir haben offene Stellen, die<br />
wir nicht besetzen können. Das ist für uns<br />
eine dramatische Situation“, darauf machte<br />
sie während einer DLG-Tagung im hessischen<br />
Fulda aufmerksam.<br />
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Syngenta ist in den Märkten Pflanzenschutz,<br />
Pflanzenzüchtung und Zierpflanzen tätig.<br />
Über 20.000 Mitarbeiter arbeiten in 90 Ländern.<br />
Eine Besonderheit: Von den 500 Mitarbeitern<br />
in Deutschland arbeitet die Hälfte<br />
im Vertrieb. „Wir haben in unserem Konzern<br />
ermittelt, dass wir in den nächsten Jahren<br />
einen Bedarf von ca. 5000 Mitarbeitern<br />
haben, davon der Großteil Agrarwissenschaftler.“<br />
Dieser Bedarf ergibt aus zwei Quellen: Syngenta<br />
baut in den Wachstumsmärkten Organisationen<br />
auf, die ähnlich funktionieren wie<br />
in den entwickelten Märkten. In den bestehenden<br />
Märkten dagegen steht ein enormer<br />
Generationswechsel an.<br />
In den Wachstumsmärkten sind alle Arten<br />
von Mitarbeitern gefragt, vom Allrounder<br />
bis Spezialisten: Vertriebsprofis, Strategieentwickler,<br />
Logistikexperten, Produktionsmitarbeiter.<br />
„Wichtig sind Erfahrungen,<br />
denn dort bleibt keine Zeit für die Einarbeitung.<br />
Die Wachstumsraten sind so unglaublich<br />
hoch, dass man mit dem Aufbau der<br />
Struktur kaum hinterherkommt“, macht sie<br />
auf die aktuelle Situation aufmerksam.<br />
Ein großer Teil der deutschen Mitarbeiter<br />
arbeitet als Vertriebsberater. „Sie brauchen<br />
die Agrarausbildung, weil sie sonst unsere<br />
Kunden auf den landwirtschaftlichen Be-<br />
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trieben nicht richtig beraten können“, sagt<br />
sie. Als Minimum verlangt Syngenta hier den<br />
Bachelorabschluss.<br />
Ackerbau kennen und<br />
verkaufen können<br />
Ein Master-Abschluss ist gefordert für Verkaufsberater<br />
und im Marketing, teilweise<br />
auch im Produktmanagement. Mit promovierten<br />
Mitarbeitern arbeitet Syngenta dagegen<br />
im Wesentlichen im Produktmanagement<br />
und im Marketing zusammen.<br />
Wie vielseitig die Aufgabenbereiche sind,<br />
macht Stähle-Csech am Beispiel Produktmanagement<br />
deutlich: „Die Mitarbeiter arbeiten<br />
in längerfristigen Zeitrahmen, müssen<br />
Strategien entwickeln und Produktteams<br />
leiten. Von der Ausbildung verlangen wir<br />
das gleiche wie bei den Fachberatern, also<br />
agrarwissenschaftliche Ausbildung, Ackerbau,<br />
Pflanzenschutz usw.“ Wichtig sind das<br />
strategische Denken, Kommunikationsfähigkeit,<br />
Führungsfähigkeit und Kreativität. Und<br />
für die internationale Arbeit Flexibilität, interkulturelles<br />
Verständnis und sprachliche<br />
Qualifikationen.<br />
Sie, die selbst in Gießen Agrarwissenschaften<br />
studiert hat, weiß, worauf sich junge<br />
Fortsetzung Seite 38<br />
Strautmann Landtechnik<br />
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1.2008 | on <strong>track</strong> | 37
Fortsetzung von Seite 37<br />
Mitarbeiter heute einstellen müssen: „Wir<br />
Agrarwissenschaftler sind für eine Menge<br />
gut. Aber das setzt Flexibilität voraus. Man<br />
darf sich nicht auf einer Stelle auf Jahrhunderte<br />
einleben!“<br />
Qualifizierung im Beruf<br />
<strong>On</strong> the job qualifizieren ist inzwischen auch<br />
eine Strategie des Landtechnikherstellers<br />
Claas aus Harsewinkel. Denn: Claas hat einen<br />
enormen Bedarf an Verkäufern. „In<br />
der Landtechnik- Branche hält der Trend<br />
zu erklärungsbedürftigen und komplexen<br />
Hightec-Produkten an. Das erhöht den Beratungsbedarf<br />
bei den Kunden“, darauf<br />
machte Personalleiter Christopher Claas<br />
von der Claas Vertriebsgesellschaft ebenfalls<br />
auf der DLG-Tagung in Fulda aufmerksam.<br />
Die dazu nötigen Qualifikationen werden<br />
aber im Studium kaum vermittelt. „Bislang<br />
konnte Claas berufserfahrene Bewerber im<br />
Landmaschinenhandel oder der Industrie<br />
finden. Das ist aber zunehmend schwerer.<br />
Der Direkteinstieg von Agraringenieuren<br />
gestaltet sich dagegen schwierig, weil Praxiserfahrungen<br />
im Vertrieb und der Technikbezug<br />
fehlen“, zeigt er das Dilemma auf.<br />
Im Vertrieb werden bei Claas die meisten<br />
Agraringenieure eingesetzt. Positionen sind:<br />
Verkaufsförderer, Verkäufer im Gebrauchtmaschinen-Zentrum,<br />
Produktmanager und<br />
Werksbeauftragte. Rund 60 % der Mitarbeiter<br />
arbeiten in so genannten Kompetenzzentren,<br />
die von einem Gebietsverkaufsleiter<br />
geführt werden. Die Mannschaft besteht<br />
aus Werksbeauftragten. Vor Ort gibt es eine<br />
lokale Ersatzteilversorgung und einen lokalen<br />
Kundendienst, um möglichst nah am<br />
Kunden zu sein. Der Werksbeauftrage ist<br />
ein typisches Einsatzgebiet eines Agraringenieurs.<br />
Claas hat davon derzeit rund 40 im<br />
Einsatz.<br />
Ihr Aufgabengebiet ist vielseitig:<br />
- Betreuung der Vertriebspartner in<br />
dem Gebiet,<br />
- Beratung der Kunden,<br />
- Aktive Unterstützung in Verkaufsgesprächen<br />
gemeinsam mit den Vertriebspartnern,<br />
- Aufbau und Kontakt zu Kunden und Meinungsbildnern<br />
und Beratern.<br />
Daher definiert Claas die Anforderungen so:<br />
- Kaufmännische und technische Ausbildung,<br />
wozu auch der Agraringenieur zählt;<br />
- Erfahrungen im Vertrieb wünschenswert,<br />
idealer Weise im Landmaschinenhandel.<br />
- gute EDV- Kenntnisse,<br />
- Verkaufs- und Verhandlungsgeschick,<br />
Durchsetzungsvermögen,<br />
- Wohnsitz in der Region, aber Mobilität wegen<br />
der Dienstreisen.<br />
38 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Spezielles Traineeprogramm<br />
für Vertriebler<br />
„Da diese Anforderungen heute schwer zu<br />
finden sind, qualifizieren wir Mitarbeiter<br />
z.B. über eine Verkaufsschulung. Oder sie<br />
können an Führungskräfte- Entwicklungsprogrammen<br />
teilnehmen“, erläutert Claas.<br />
In diesem Programm geht es um persönliche<br />
Kompetenzen wie Rhetorik, Soft Skills,<br />
Kommunikation, Präsentation, Zeitmanagement<br />
usw.<br />
Ein weiteres Feld ist das Claas-Traineeprogramm.<br />
„Wir suchen dort Führungsnachwuchs<br />
aus den Bereichen BWL, Maschinenbau,<br />
Wirtschafts- und Agraringenieuren. Wir<br />
bieten dabei folgende Richtungen an: Fertigung<br />
und Entwicklung als einen Schwerpunkt,<br />
Marketing und Finanzen und Controlling“,<br />
zählt Claas auf. Immer noch gebe<br />
es zu wenig Bewerber für die Agrarpositionen.<br />
Seit dem Jahr 2007 hat Claas außerdem<br />
ein neues Traineeprogramm, das speziell auf<br />
den Vertrieb ausgerichtet ist. Claas will sich<br />
dabei eindeutig auf Studenten der Fachrichtung<br />
Agrar oder Maschinenbau mit Schwerpunkt<br />
Landtechnik konzentrieren. Kandidaten<br />
aus dem Bereich Landtechnik werden<br />
bevorzugt.<br />
Derzeit gibt es 20 bis 30 Traineestellen der<br />
Claas-Gruppe in den Ländern Frankreich,<br />
Deutschland, USA, Ungarn, Russland und<br />
Indien. Davon wird rund ein Drittel der<br />
Stellen aus dem Agrarbereich genommen,<br />
um diese Mitarbeiter im Bereich Marketing<br />
und Vertrieb einzusetzen.<br />
Doch auch wenn dieses Programm junge<br />
Absolventen auf den Beruf vorbereitet,<br />
gibt es bereits einige Qualifikationen, die<br />
die Bewerber im Studium erwerben sollten:<br />
i<br />
Was Vertriebsprofis<br />
können müssen<br />
Denn neben einem überdurchschnittlichen<br />
Studiums- und Ausbildungsabschluss erwartet<br />
Claas erste praktische Vertriebserfahrungen.<br />
Diese können während des Studiums<br />
über Praktikum oder Abschlussarbeiten erworben<br />
werden. Als Schlüsselqualifikationen<br />
fordert der Hersteller zudem kommunikatives<br />
Talent, Durchsetzungsvermögen, Mobilität<br />
und Sprachkenntnisse.<br />
Sprachkenntnisse<br />
sehr wichtig<br />
Was auffällt: Immer wieder verlangen die<br />
Personalchefs gute Sprachkenntnisse, da die<br />
meisten Unternehmen heute international<br />
tätig sind. Welchen Stellenwert die Sprache<br />
bei Bewerbungen haben kann, zeigt folgendes<br />
Beispiel: „Wir verkaufen Saatgut in über<br />
30 Länder. Neue Mitarbeiter stellen wir nur<br />
ein, wenn sie mindestens zwei Fremdsprachen<br />
beherrschen“, macht Dr. Christoph<br />
Hauser von der Strube Saatzucht GmbH<br />
aus Sölling (Niedersachsen) aufmerksam.<br />
Und er ergänzt: „Wir suchen Bewerber mit<br />
einer fundierten Ausbildung und der Bereitschaft<br />
sich weiterzuentwickeln.“<br />
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Das<br />
Agrar-Studium ist von sich aus sehr breit<br />
angelegt. Daher werden die Absolventen in<br />
den Unternehmen gern an der Schnittstelle<br />
zwischen Kunde und Produkt eingesetzt<br />
– einmal in der Beratung, letztlich aber vor<br />
allem im Verkauf.<br />
Daher sollte man sich während des Studiums<br />
zwar auf eine Fachrichtung festlegen,<br />
sich aber nicht zu stark spezialisierten. Ansonsten<br />
könnte man sich interessante Tätigkeiten<br />
beispielsweise in der Zulieferindustrie<br />
oder im Handel verbauen.<br />
Egal, ob Sie im Bereich Pflanzenschutz, Pflanzenzüchtung, Landmaschinen oder Erneuerbare Energien<br />
arbeiten wollen: Die Anforderungen an Vertriebs-Mitarbeiter sind in den einzelnen Branchen sehr<br />
ähnlich. Wir haben daher hier aus Gesprächen mit Personalleitern und aus Stellenanzeigen häufig<br />
geforderte Tätigkeiten aufgelistet, auf die Sie sich schon im Studium mit speziellen Kursen und Praktika<br />
oder während der Abschlussarbeit vorbereiten könnten und die bei der Bewerbung in der Regel<br />
auf positives Echo stoßen. Wichtig dabei: Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt:<br />
- Vorträge und Schulungen: Hierzu gehören Präsentationen genauso wie eine gute Rhetorik und<br />
Durchsetzungsvermögen.<br />
- Kundenakquisition: Gefordert sind richtiges Telefonieren, aber auch sicheres Auftreten beim Kontakt<br />
mit Neukunden.<br />
- Teilnahme an Messen: Die Liste möglicher Aufgaben reicht von der Gestaltung des Firmenstandes<br />
bis hin zur Auswertung von Kundengesprächen.<br />
- Kreativität: Schreiben von PR-Artikeln, Entwickeln von Marketingkonzepten oder Durchführung von<br />
Verkaufsprogrammen können auch zum Arbeitsalltag gehören.<br />
- Sprachkenntnisse: Englisch ist Grundvoraussetzung, eine zweite Fremdsprache kann aber schon<br />
einen gewissen Vorsprung bei der Bewerbung bedeuten.<br />
- Praktika: Wichtig ist die landwirtschaftliche Praxis, aber auch erste Erfahrungen beispielsweise in<br />
den Vertriebsabteilungen von Unternehmen, PR-Agenturen oder bei Zeitungsredaktionen können
Interview<br />
„Agrarstudenten sollten nicht<br />
nur Betriebswirtschaft im Auge haben!“<br />
Ackerbauliche Themen treten bei einigen Studenten vermehrt in den Hintergrund. Daher<br />
fehlen hier Fachkräfte. Wie ein Personalchef Berufseinstieg und Entwicklungschancen von<br />
Agraringenieuren im Unternehmen beurteilt, diskutierte on <strong>track</strong> mit Horst Theumer, Leiter der<br />
Personalabteilung und Administration beim Pflanzenschutzmittelhersteller Syngenta.<br />
<strong>On</strong> <strong>track</strong>: Welche Stellen<br />
werden in ihrem Unternehmen<br />
von Agraringenieuren<br />
besetzt?<br />
Horst Theumer: Bei uns sind<br />
Agraringenieure hauptsächlich in<br />
den Abteilungen Verkauf, Marketing,<br />
Registrierung, Technik<br />
und Produktentwicklung tätig.<br />
Die Stellen, die von Agraringenieuren<br />
besetzt werden können,<br />
sind somit sehr vielseitig.<br />
on <strong>track</strong>: Haben Sie bestimmte<br />
Stellenprofile, die genau auf Bachelor,<br />
Master oder Promotion<br />
zugeschnitten sind?<br />
Horst Theumer: Nein, es kommt nach erfolgreichem<br />
Abschluss bei der Stellenbesetzung<br />
vielmehr auf die Fachrichtung, praktische<br />
Erfahrungen sowie die Persönlichkeit<br />
an. Es gibt allerdings Stellen in unserem<br />
Unternehmen, die wir bevorzugt mit promovierten<br />
Mitarbeitern besetzen wie zum<br />
Beispiel in den Abteilungen Registrierung,<br />
Produktentwicklung und in der Fachberatung.<br />
on <strong>track</strong>: Welche Qualifikationen sind über<br />
einen Studienabschluss hinaus gefragt?<br />
Horst Theumer: Selbstständiges, eigenverantwortliches<br />
Arbeiten, Fremdsprachenkenntnisse<br />
- insbesondere gute Englischkenntnisse,<br />
und sowohl räumliche als auch<br />
inhaltliche Flexibilität, Teamarbeit und Auslandserfahrung.<br />
on <strong>track</strong>: Welche Praktika fordern Sie?<br />
Horst Theumer: Mit Ausnahme der Bereiche<br />
Finanzen, Personal und Informationsystems<br />
setzen wir bei Bewerbern Praktika im<br />
agrarwissenschaftlichen Bereich voraus.<br />
on <strong>track</strong>: Wie werben Sie um den Nachwuchs?<br />
Horst Theumer: Bisher werben wir auf<br />
unserer Homepage, auf Hochschulmessen,<br />
durch direkte Hochschulkontakte sowie<br />
über das DLG-Traineeprogramm um Nachwuchs.<br />
Beispielsweise haben wir im letzten<br />
Jahr an der Firmenkontaktmesse PraxisBörse<br />
der Georg-August-Universität Göttingen<br />
sowie an der Informations- und Kontaktbörse<br />
der Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
teilgenommen.<br />
on <strong>track</strong>: Wie bewerten sie Blindbewerbungen?<br />
Horst Theumer: Bewerbungen, ob spontan<br />
oder auf Ausschreibungen, werden grundsätzlich<br />
anhand bestimmter firmenspezifischer<br />
Einstellungskriterien beurteilt. Die<br />
Einladung zu einem Vorstellungsgespräch<br />
kann, auch ohne konkrete Stellenverfügbarkeit,<br />
auf in der Zukunft mögliche Vakanzen<br />
gerichtet sein.<br />
on <strong>track</strong>: Wie erfolgt der Einstieg in den Beruf?<br />
Bieten Sie ein Traineeprogramm an?<br />
Horst Theumer: Wir bieten unterschiedliche<br />
Wege des Berufseinstiegs. Dazu gehören<br />
erste Erfahrungen durch Praktika und/oder<br />
Bachelor-/Masterarbeiten. Des Weiteren bieten<br />
wir ein einjähriges Traineeprogramm für<br />
Hochschulabsolventen an oder einen Direkteinstieg<br />
als „Junior“ auf eine konkrete Stelle.<br />
Berufsbegleitende Studiengänge auf der<br />
Fachhochschule, Berufsakademie oder das<br />
MBA-Studium sind ebenfalls Einstiegsmöglichkeiten<br />
bei Syngenta.<br />
on <strong>track</strong>: In der Branche wird vermehrt von<br />
einem Fachkräftemangel gesprochen. Wie<br />
schätzen Sie die Situation ein?<br />
Horst Theumer: Wir stellen fest, dass die<br />
Mehrzahl der Bewerber im Studium sehr<br />
stark auf betriebswirtschaftliche und agrarpolitische<br />
Themen gesetzt hat. Uns ist in den<br />
letzten Jahren aufgefallen, dass ackerbauliche<br />
Grundlagen, Pflanzenschutz aber auch<br />
Pflanzenzucht ein wenig in den Hintergrund<br />
getreten sind. Für uns als Agrarindustrieun-<br />
Für Horst Theumer muss ein Bewerber<br />
nicht nur einen erfolgreichen<br />
Studienabschluss vorlegen, sondern<br />
auch selbstständig und eigenverantwortlich<br />
Arbeiten wollen.<br />
ternehmen ist die notwendige fachliche Breite<br />
in der Hochschulausbildung, gerade in der<br />
Zukunft im Zuge des nächsten Generationswechsels,<br />
besonders wichtig.<br />
on <strong>track</strong>: Wenn es nicht genügend Agrar-<br />
Absolventen gibt: Wie besetzen Sie die Stellen<br />
sonst?<br />
Horst Theumer: Zurzeit ist es schon noch<br />
möglich, agrarwissenschaftlich ausgebildete<br />
Studenten zu rekrutieren. Das Thema ist<br />
vielmehr die schon beschriebene notwendige<br />
Breite in der Ausbildung, die sich die Absolventen<br />
im Unternehmen aneignen müssen,<br />
um die Stellenprofile ausfüllen zu können.<br />
Wir haben auch schon Bewerber aus benachbarten<br />
Studiengängen eingestellt wie<br />
beispielsweise Biologen und Forstwirte.<br />
on <strong>track</strong>: Inwieweit werden Auslandsaufenthalte<br />
von den Mitarbeitern gefordert? Sind<br />
sie ab einer gewissen Position Voraussetzung,<br />
um auf der Karriereleiter nach oben<br />
zu klettern?<br />
Horst Theumer: Der internationale Austausch<br />
von Mitarbeitern wird bei Syngenta<br />
sehr rege betrieben. Hierzu zählen Auslandsaufenthalte,<br />
die den Erfahrungsaustausch<br />
zwischen verschiedenen Länderorganisationen<br />
zum Inhalt haben. Hier sollen erfahrene<br />
Mitarbeiter ihr Wissen in den Aufbau<br />
der Organisation in anderen Ländern einbringen.<br />
Für die Mitarbeiter, die als Talente<br />
und Führungsnachwuchs definiert wurden,<br />
ist ein Auslandsaufenthalt von mehreren<br />
Jahren Voraussetzung, um auf der Karriereleiter<br />
weiter nach oben zu klettern.<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 39
„Die Praktika<br />
haben mir den Weg<br />
gewiesen“<br />
Während und nach dem<br />
Studium hat Telse Mentz verschiedene<br />
Praktika im In- und<br />
Ausland absolviert: In der<br />
Landwirtschaft, bei Firmen<br />
und bei Fachzeitschriften. Sie<br />
haben der heutigen Produktmanagerin<br />
gezeigt, wo ihre<br />
Stärken liegen und was sie auf<br />
keinen Fall machen wollte.<br />
„Schon im Studium sollte man seine eigenen<br />
Stärken und Schwächen austarieren“,<br />
gibt Telse Mentz (29) jedem Studierenden<br />
mit auf den Weg. Die junge Diplom-Agraringenieurin<br />
weiß, wovon sie spricht. Dass sie<br />
einmal bei dem Pflanzenzuchtunternehmen<br />
KWS Lochow in Bergen (Niedersachsen) als<br />
Produktmanagerin „Roggen“ landen würde,<br />
hätte sie sich in ihrer Studentenzeit eigentlich<br />
auch nicht vorstellen können. Heute ist<br />
der Job genau das, was sie immer machen<br />
wollte: die Schnittstelle zwischen Kunden<br />
und Unternehmen bilden und damit Kommunikation<br />
mit Pflanzenbau verbinden.<br />
Fachhochschule soll<br />
Praxiswissen vermitteln<br />
Aber bis zu dieser Erkenntnis hat sie einiges<br />
ausprobieren müssen. Mentz hat nach dem<br />
Abitur im Jahr 1998 mit dem Studium an<br />
Name: Telse Mentz<br />
Alter: 29 Jahre<br />
40 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Steckbrief<br />
Studium: Agrarwirtschaft an der FH Kiel (Rendsburg)<br />
der Fachhochschule Kiel im Bereich Landbau<br />
begonnen. Aufgewachsen auf einem<br />
Resthof mit Mutterkühen, Pferden und Geflügel<br />
in der Nähe von Lübeck hat sie schon<br />
früh erlebt, was Landwirtschaft in der Praxis<br />
bedeutet. „Weil ich aber nicht so viel Hintergrundwissen<br />
hatte wie jemand von einem<br />
Vollerwerbsbetrieb, habe ich mich für die<br />
Fachhochschule entschieden. Dort erwartete<br />
ich, mehr Praxiswissen als an einer Uni vermittelt<br />
zu bekommen.“ Sie begrüßte es daher,<br />
dass in Rendsburg ein praktisches Jahr<br />
mit bestandener Praktikantenprüfung vorgeschrieben<br />
ist.<br />
Im Jahr 2000 nutzte sie eine weitere Gelegenheit<br />
zur praktischen Erfahrung und arbeitete<br />
ein halbes Jahr in Vietnam in zwei<br />
Entwicklungsprojekten. „Das war früher im-<br />
Beruf: Produktmanagerin Roggen bei KWS Lochow, Bergen<br />
Als Produktmanagerin muss Telse Mentz (links) mit verschiedenen Abteilungen<br />
im Unternehmen zusammenarbeiten.<br />
Persönliche Erfolgsfaktoren: Viele Praktika im In- und Ausland, um Neigungen,<br />
Stärken und Unternehmenskulturen kennenzulernen; Erfahrungen bei<br />
Fachzeitschriften helfen im Marketingalltag, da dieser Bereich im Studium<br />
kaum abgedeckt wurde; Mut, auf fremde Leute und Aufgaben zuzugehen<br />
und nach Praktika zu fragen.<br />
mer mein Traumjob. Aber ich habe schnell<br />
erkannt, dass ich das ganz und gar nicht<br />
will“, zog sie ihr Resümee daraus.<br />
Nach dem Hauptstudium ging sie ein weiteres<br />
halbes Jahr nach Neuseeland und arbeitete<br />
auf einem Gemüse- und einem Milchviehbetrieb.<br />
Auch dieses bedeutete einen<br />
Wendepunkt für sie: „Die Zeit in Neuseeland<br />
hat mir für die Sprache viel gebracht<br />
und meinen Horizont erweitert. Aber ich habe<br />
mich gleichzeitig von der Viehwirtschaft<br />
verabschiedet, die mir gar nicht lag.“<br />
Ihre Auslandsaufenthalte waren überwiegend<br />
über Kommilitonen und andere private<br />
Kontakte zustande gekommen. Über diesen<br />
Weg erhielt sie im Jahr 2002 auch die<br />
Möglichkeit, für fünf Monate nach Frankreich<br />
zu gehen.<br />
„Dort war ich zunächst drei Monate im<br />
Zuchtgarten eines Pflanzenzuchtunternehmens<br />
und dann auf einem Vermehrerbetrieb.<br />
Da habe ich fest gestellt, dass Pflanzenzüchtung<br />
für mich genau das Richtige<br />
ist.“<br />
Nach ihrem Abschluss im Jahr 2004 hat sie<br />
sich für das DLG-Trainee-Programm beworben.<br />
Damals war die Arbeitsmarktlage<br />
nicht so gut. „Ich hatte schon einige Bewerbungen<br />
geschrieben, die aber abgelehnt worden<br />
waren“, blickt sie zurück.<br />
Was sie damals festgestellt hatte: Das Studium<br />
schafft zwar eine breite Basis, aber man<br />
bekommt aber noch keine Richtung für die<br />
Berufswelt. „In Rendsburg war alles sehr<br />
praxisorientiert, da ca. 60 % meiner Kommilitonen<br />
zurück auf den Betrieb gegangen<br />
sind.“<br />
Bevor das DLG-Trainee-Programm startete,<br />
schob sie noch ein Praktikum bei einem
Fachmagazin für Landwirtschaft ein. „Ich<br />
hatte vorher schon als Studentin einige Artikel<br />
in einem landwirtschaftlichen Wochenblatt<br />
geschrieben, so dass ich bereits Kontakt<br />
mit Redaktionen hatte“, blickt sie zurück.<br />
Das anschließende Trainee-Programm ließ<br />
sie erstmals Einblick nehmen in Unternehmensführung<br />
und Marketing von Firmen.<br />
„Das gab es so im Studium nicht“, stellt sie<br />
fest. Insgesamt hat sie neben Seminaren und<br />
Praktika in drei verschiedenen Unternehmen<br />
im Bereich Pflanzenzucht, Düngung<br />
und Pflanzenschutz gearbeitet. In diesem<br />
Zusammenhang hat sie das erste Mal Kontakt<br />
mit ihrem jetzigen Arbeitgeber, KWS<br />
Lochow, gehabt.<br />
Projektarbeit im Praktikum wichtig<br />
Was für sie in allen Unternehmen sehr lehrreich<br />
war: Sie hat von Anfang an kleine<br />
Marketingprojekte bearbeitet. „Da habe ich<br />
nicht nur den Arbeitsalltag im Unternehmen<br />
erlebt, sondern auch mich selbst kontrollieren<br />
können“, merkt sie an. Aus ihrer Sicht<br />
ist es wichtig bei den Praktika, dass man ein<br />
Projekt zum Ende bringen kann. „Schön ist,<br />
wenn die Unternehmen sich auf die Praktikanten<br />
vorbereiten und ihnen auch mal was<br />
zutrauen.“<br />
Nach einem weiteren halben Jahr bei einer<br />
Fachzeitschrift stieg sie im Oktober 2005 bei<br />
KWS Lochow als Assistentin im Produktmanagement<br />
ein. Seit Anfang 2008 ist sie<br />
jetzt Produktmanagerin „Roggen“.<br />
Heute gehört es zu ihrem Aufgabenbereich<br />
Werbekampagnen vorzubereiten, Unternehmensunterlagen<br />
wie Prospekte zu entwerfen<br />
oder Versuche zu planen und auszuwerten.<br />
Gleichzeitig muss sie wissen, was am Markt<br />
läuft. Mindestens einen Tag in der Woche<br />
VDI-MEG: Freikarten für<br />
Tagung „Landtechnik“<br />
Zu den Aufgaben gehört<br />
es auch, Prospekte<br />
zu erstellen oder Versuche<br />
zu planen.<br />
ist sie deutschlandweit unterwegs,<br />
u.a., um Vorträge zu halten.<br />
Vielfalt in der Ausbildung<br />
nicht bereut<br />
Das Geschäft mit Saatgut ist saisonabhängig.<br />
Die Hauptvorbereitung auf die neue Marketingsaison<br />
läuft im Winter. „Im Frühjahr<br />
bereiten wir die Unterlagen für die Herbstaussaat<br />
vor, denn wir sind immer ein halbes<br />
Jahr im Voraus“, erläutert sie.<br />
Im Alltag arbeitet sie vor allem mit dem Außendienst<br />
zusammen.<br />
Rückblickend würde sie ihre vielen Praktika<br />
und Ausflüge in die Arbeitswelt immer<br />
wieder machen. „Ich habe sehr viele verschiedene<br />
Unternehmen und Arbeitsweisen<br />
kennengelernt und bin während der Praktika<br />
und im Traineeprogramm immer wieder<br />
auf meine Stärken und Schwächen gestoßen.<br />
Das hat mir sehr geholfen“, macht sie deutlich.<br />
Aber sie konnte auch feststellen, ob sie<br />
mit der Unternehmensstruktur und -kultur<br />
klarkommt.<br />
Redaktionserfahrung hilft<br />
heute im Marketing<br />
Termine<br />
Sie hat zwar viel ausprobiert, aber im Grun-<br />
Am 25. und 26. September 2008 veranstaltet das VDI Wissensforum<br />
an der Universität Hohenheim die 66. Internationale<br />
Tagung LAND.TECHNIK. Die Tagung steht in diesem<br />
Jahr unter dem Motto „Landtechnik regional und international“<br />
und befasst sich besonders mit der Rolle der Agrartechnik<br />
für die heimische Wirtschaft und den Export.<br />
Themen der Tagung sollen aktuelle Entwicklungen bei Traktoren,<br />
mobiler Antriebstechnik sowie in der Informationsund<br />
Kommunikationstechnik sein.<br />
Die landtechnische Tagung findet 2008 unter fachlicher Trägerschaft<br />
der Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik an der traditionsreichen<br />
Universität Hohenheim statt, an der die Agrartechnik<br />
ihr 125-jähriges Bestehen feiert. Die Tagungssprache<br />
ist Deutsch und Englisch. Für studierende VDI-Mitglieder<br />
steht ein Kontingent an Freikarten zur Verfügung.<br />
Anmeldung und Programm unter www.vdi.de/landtechnik2008<br />
oder VDI Wissensforum Kundenzentrum, Postfach<br />
10 11 39, 40002 Düsseldorf, E-Mail: wissensforum@vdi.de,<br />
Telefon: +49 (0) 211 62 14-201, Telefax: -1 54<br />
de genommen schon auf die jetzige Stelle<br />
hingearbeitet. Denn die Vielfalt, die sie in<br />
der Ausbildungszeit kennengelernt hat, hilft<br />
ihr im Produktmanagement enorm weiter:<br />
„Ich muss etwas von Pflanzenzüchtung<br />
verstehen und die landwirtschaftliche Praxis<br />
kennen, arbeite aber nicht in der Praxis<br />
im klassischen Sinne. Andererseits muss ich<br />
auch sehr kommunikativ sein, was ich unter<br />
anderem bei der Arbeit in den Redaktionen<br />
gelernt habe.“ Sie hat dort Erfahrungen gesammelt<br />
mit dem Schreiben und dem richtigen<br />
Verpacken von fachlichen Infos. Das<br />
wäre zwar auch bei Werbeagenturen möglich<br />
gewesen. „Aber dort sitzt man auch nur auf<br />
der anderen Seite des Schreibtisches. Eine<br />
Zeitschrift vermittelt einem eher das Feeling<br />
für das, was sie auch abdrucken würden“,<br />
macht sie deutlich.<br />
Ihr Rat daher: Man sollte während des Studiums<br />
nicht nur an der FH oder Uni kleben<br />
bleiben, sondern viel Eigeninitiative entwickeln.<br />
Das ist dann letztlich auch das, was<br />
die Unternehmen an dem Bewerber reizt.<br />
„Es ist wichtig, sich was zu trauen und den<br />
Mut zu haben, zu fragen“, stellt sie rückblickend<br />
fest.<br />
Treffpunkt der Branche: DLG-Feldtage<br />
Die Branche trifft sich vom 24. bis 26. Juni in Buttelstedt bei<br />
Weimar. Eine ideale Gelegenheit zur Kontaktaufnahme<br />
„Das Highlight für die Pflanzenproduzenten“ bezeichnet die Deutsche<br />
Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) die DLG-Feldtage. Sie finden vom 24.<br />
bis 26. Juni auf dem Thüringer Lehr-, Prüf- und Versuchsgut in Buttelstedt<br />
bei Weimar statt – mit mehr als 220 Unternehmen, Verbänden und Institutionen<br />
aus ganz Deutschland und dem benachbarten Ausland, darunter alle<br />
Marktführer aus den Bereichen Sorten, Dünge- und Pflanzenschutzmittel.<br />
Gemeinsam mit wissenschaftlichen Institutionen und Ausstellern richtet die<br />
DLG erstmals ein „Informationszentrum Bodenschonung durch optimale<br />
Zugkraftübertragung“ auf den DLG-Feldtagen 2008 ein.<br />
Interessant für Studenten ist auch die Verleihung des Wilhelm-Rimpau-Preises,<br />
den sie für innovative und praxisnahe Diplom- und Masterarbeiten in<br />
der Pflanzenproduktion verleiht. Der Preis ist nach Wilhelm Rimpau, dem<br />
„Vater der deutschen Pflanzenzüchtung“ und Gründer der Saatzuchtabteilung<br />
der DLG, benannt. Jede landwirtschaftliche Fakultät deutschsprachiger<br />
Universitäten und Fachhochschulen war berechtigt, den Zulassungsvoraussetzungen<br />
entsprechende Diplom- bzw. Masterarbeiten zu nominieren.<br />
Umfangreiche Informationen zu den DLG-Feldtagen 2008 sind im Internet<br />
unter der Adresse www.dlg-feldtage.de erhältlich.<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 41
Auslandspraktikum:<br />
Unsere Gesprächsteilnehmer<br />
(von links):<br />
Timo Kissinger<br />
11. Semester Agrartechnik<br />
(sechs Monate Brasilien)<br />
Beate Fleck, 3. Semester<br />
Agricultural Economics (drei<br />
Monate Russland, ein Monat<br />
Ecuador und Frankreich)<br />
Harald Zeller, 6. Semester Agrartechnik<br />
(6 Monate Kanada)<br />
Simon Walther, Doktorand am<br />
Institut für landwirtschaftliche<br />
Betriebslehre (vier Monate<br />
Kanada und USA, zweieinhalb<br />
Monate Russland).<br />
Malkhaz Cheminava, Master<br />
of Agribusiness, Georgier<br />
(mehrere Praktika in Russland<br />
und Deutschland).<br />
Peter Breunig, Doktorand am<br />
Institut für landwirtschaftliche<br />
Betriebslehre (mehrmonatige<br />
Praktika in London und<br />
Russland).<br />
Mit Indios in Brasilien<br />
Bäume pfl anzen,<br />
in Russland in einer<br />
muslimischen Familie ohne<br />
fl ießend Wasser leben oder<br />
in Kanada nach der Arbeit mit<br />
Traktor zum Schwimmen fahren:<br />
Diese Erlebnisse hören<br />
sich fast an wie Abenteuerurlaub.<br />
Tatsächlich sind das nur<br />
wenige der Highlights, die Hohenheimer<br />
Agrarstudenten bei<br />
ihren Auslandspraktika erlebt<br />
haben. Und diese haben insgesamt<br />
wenig mit Romantik und<br />
schon gar nicht mit organisiertem<br />
Reisen zu tun. „Als ich auf<br />
der Plantage mit 40.000 Hektar<br />
Baumwolle und Soja ankam, hat<br />
mich der Betriebsleiter erstmal<br />
zum Arbeitstrupp gesteckt. Ich<br />
musste mit Indios Bäume pfl anzen<br />
und Pfähle rammen, ohne<br />
42 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Baumwolle in Brasilien oder<br />
Ein Praktikum im Ausland zeigt, wie Landwirtschaft in anderen<br />
Kulturkreisen funktioniert. Nebenbei trainiert man auch noch<br />
Sprachen und Eigeninitiative. Welchen Nutzen das Arbeiten<br />
außerhalb Deutschlands noch bringt und welche Erfahrungen Studenten<br />
in verschiedenen Ländern gemacht haben, hat on <strong>track</strong> mit<br />
sechs Agrar-Studenten der Universität Hohenheim diskutiert.<br />
dass wir uns gegenseitig<br />
verständigen konnten“,<br />
berichtet beispielsweise<br />
Timo Kissinger (11. Semester)<br />
von seinem Brasilienaufenthalt.<br />
Und das bestätigen die<br />
anderen Studenten auch:<br />
Von der Planung über die<br />
Reise bis zur Arbeit auf<br />
dem Praktikumsbetrieb<br />
ist sehr viel Eigeninitiative<br />
gefordert.<br />
Blick über den<br />
Tellerrand<br />
Doch wieso ist ein Auslandspraktikum<br />
überhaupt<br />
interessant? „Ich kannte<br />
die Landwirtschaft nur<br />
vom elterlichen Betrieb im<br />
Schwarzwald. Daher woll-<br />
i<br />
Tipps für Praktika<br />
Die Erfahrungen der Studenten unserer Gesprächsrunde haben wir hier noch einmal<br />
zusammengefasst:<br />
- Zeitpunkt des Praktikums: Grundlage sollte ein längeres Inlandspraktikum am besten<br />
vor dem Studium sein. Das Auslandspraktikum ist während des Studiums, am<br />
besten zwischen Bachelor- und Masterstudiengang optimal.<br />
- Zeitraum: Er hängt ab von den bisherigen praktischen Erfahrungen und kann zwischen<br />
zwei Wochen und sechs Monaten liegen.<br />
- Praktikumsplatz: Schwerpunkt sollte die Arbeit in der Landwirtschaft sein. Später<br />
können auch Praktika bei Firmen aufgesattelt werden.<br />
- Nation: Selbst im europäischen Ausland lernten die Studenten eine Menge dazu.<br />
Völlig andere Kulturerfahrungen gab es dagegen in Russland, Lateinamerika oder<br />
Kanada.<br />
- Kontakt: Dabei helfen Veranstaltungen, Messen und spezielle Angebote wie das<br />
Schorlemer Stipendium des Deutschen Bauernverbandes. Aber auch persönliche<br />
Netzwerke sind wichtig. Kurzum: Eigeninitiative ist gefragt!<br />
- Nutzwert: Neben der fachlichen Weiterbildung berichten die Studenten auch von<br />
persönlichen Erfahrungen („Soft Skills“), die sie im Ausland erworben haben. Dazu<br />
zählen Sprachkenntnisse oder organisatorische Fähigkeiten. Gerade diese Fähigkeiten<br />
können den Einstieg in Firmen (auch für Ferienjobs) erleichtern.
te ich vor dem Studium meinen<br />
Horizont erweitern und sehen,<br />
wie Landwirte in anderen Regionen<br />
arbeiten“, nennt Harald<br />
Zeller (6. Semester Agrartechnik)<br />
seine Beweggründe. Ähnliche<br />
Motive hatten auch seine<br />
Kommilitonen: Nach Erfahrungen<br />
im elterlichen Betrieb<br />
oder auf anderen Betrieben in<br />
Deutschland zog es sie in die<br />
Ferne, um unverbindlich und<br />
ohne Leistungsdruck die Chance<br />
zur Weiterbildung zu nutzen.<br />
„Viele Erstsemester fangen heute<br />
schon mit 18 oder 19 Jahren<br />
an, um möglichst schnell zu studieren.<br />
Aber die Kompetenzen,<br />
die man im Ausland erwirbt,<br />
sind aus meiner Sicht wertvoller<br />
als ein schneller Abschluss ohne<br />
den Blick über den Tellerrand“,<br />
merkt Zeller kritisch an.<br />
Alle unsere Ansprechpartner<br />
strebten im Ausland zunächst<br />
die Arbeit in der Landwirtschaft<br />
direkt an mit dem Ziel:<br />
Die Bedingungen, Vorgehensweisen,<br />
Arbeitserledigung und<br />
Kühe in Kanada<br />
andere Erfahrungen mit denen<br />
aus Deutschland zu vergleichen.<br />
Im Hinblick auf eine<br />
spätere Bewerbung ging es aber<br />
auch darum, die späteren, möglichen<br />
Kundengruppen kennenzulernen.<br />
„Das Wissen um die<br />
Vorgänge in der Praxis ist auch<br />
unser Alleinstellungsmerkmal<br />
und unterscheidet uns von den<br />
reinen Betriebswirtschaftlern<br />
oder Maschinenbauern“, nennt<br />
Simon Walther (Doktorand) ein<br />
weiteres Argument.<br />
Länge nicht so<br />
entscheidend<br />
Die Dauer des Praktikums kann<br />
nach Erfahrung der Studenten<br />
um so kürzer werden, je später<br />
es im Studium gemacht wird.<br />
Bringt jemand noch keine Erfahrung<br />
aus der Praxis mit, weil<br />
er nicht aus der Landwirtschaft<br />
kommt, sollte er dagegen mindestens<br />
eine Vegetationsperiode<br />
zunächst auf einem deutschen<br />
Betrieb arbeiten, um möglichst<br />
alle Facetten der Praxis kennenzulernen.<br />
„Später reichen dann<br />
manchmal vier Wochen im Ausland<br />
aus, um einen Einblick zu<br />
bekommen“, weiß Beate Fleck<br />
(3. Semester) aus Erfahrung.<br />
Das gewählte Land spielt dagegen<br />
keine so große Rolle – dazu<br />
lernen kann man überall.<br />
„Selbst innereuropäische Staaten<br />
unterscheiden sich sehr.<br />
Man denkt, man kennt die Kultur.<br />
Aber vor Ort wird man eines<br />
Besseren belehrt“, berichtet<br />
Walther. Seine Erfahrung: Die<br />
Landwirte im Ausland machen<br />
viele Sachen anders als bei uns.<br />
Das bestätigt auch Beate Fleck,<br />
die auch schon Erfahrungen in<br />
Ecuador und Russland gesammelt<br />
hat: „Allein in Frankreich<br />
herrscht eine ganz andere Arbeitsphilosophie<br />
als in Deutschland.“<br />
Sie hat für einen deutschen<br />
Landmaschinenhersteller<br />
in der Verkaufsförderung gearbeitet<br />
und war mehrmals auch<br />
in einem Werk in Frankreich tätig.<br />
Einen völlig anderen Kulturkreis<br />
mit Armut und ganz anderen<br />
Lebensbedingungen haben<br />
einige Praktikanten dagegen in<br />
Lateinamerika kennen gelernt.<br />
„Trotzdem gibt es beispielsweise<br />
in Brasilien eine sehr professionell<br />
geführte und industrielle<br />
Landwirtschaft mit großen<br />
Maschinen, die man bei uns<br />
gar nicht so kennt“, berichtet<br />
Kissinger. Etwas anders lernte<br />
Malkhaz Cheminava (Absolvent<br />
Agribusiness-Master, aus<br />
Georgien) das Management in<br />
Russland kennen. „Da fuhren<br />
manchmal sieben Mähdrescher<br />
gleichzeitig auf dem 2000 ha-<br />
Betrieb. Weil ständig eine der alten<br />
Maschinen ausfiel, war sehr<br />
viel Organisation und Improvisation<br />
gefragt“, weiß der Student<br />
zu berichten.<br />
Nebenbei Soft Skills<br />
erworben<br />
Nach dem Praktikum haben die<br />
ehemaligen Praktikanten aber<br />
nicht nur neue fachliche Erkenntnisse<br />
mitgebracht. Quasi<br />
nebenbei haben sie auch viele<br />
Fortsetzung Seite 44<br />
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1.2008 | on <strong>track</strong> | 43
Fortsetzung von Seite 43<br />
persönliche Fähigkeiten, neudeutsch<br />
„Soft Skills“ genannt,<br />
erworben. Dazu zählen:<br />
- Organisation: Ein Praktikum<br />
lässt sich nicht buchen wie<br />
eine Reise. Länder, Betriebe<br />
oder andere Tipps haben<br />
die Studenten durch eigene<br />
Recherchen, über Kontakte<br />
von älteren Studenten, Firmenmitarbeitern<br />
und eigens<br />
„Die Chance zum Auslandspraktikum<br />
wird noch zu wenig genutzt!“<br />
Wir sprachen mit Prof. Dr. Karlheinz Köller vom Institut<br />
für Agrartechnik an der Universität Hohenheim über<br />
seine Erfahrungen mit dem Auslandspraktikum.<br />
on <strong>track</strong>: Herr Professor Köller,<br />
wie viele Studenten absolvieren<br />
Ihrer Erfahrung nach ein<br />
Praktikum im Ausland?<br />
Prof. Dr. Karlheinz Köller:<br />
Das sind bei uns weniger als<br />
zehn Prozent der Studenten.<br />
Wir weisen zwar immer wieder<br />
auf die Bedeutung des Praktikums<br />
hin, doch nur wenige der<br />
Studenten nutzen die Chance.<br />
on <strong>track</strong>: Woran liegt das?<br />
Köller: Die augenblickliche gute<br />
Marktsituation führt eher<br />
dazu, dass viele Absolventen<br />
möglichst rasch in den Beruf<br />
kommen wollen. Wenn die Firma<br />
beispielsweise ein Traineeprogramm<br />
anbietet, neigen einige<br />
Studenten dazu, wenig<br />
Zeit auf persönliche Ausbildung<br />
zu verwenden. Es fehlt<br />
aber auch an der Beratung an<br />
44 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
aufgebauten Netzwerken bekommen.<br />
Beate Fleck hat ihren<br />
Russlandaufenthalt dagegen<br />
über die Schorlemer<br />
Stiftung im deutschen Bauernverband<br />
geplant. „Aber<br />
trotzdem ist in der Praxis vor<br />
Ort viel Eigeninitiative erforderlich“,<br />
berichtet sie.<br />
- Sprachkenntnisse: Oft kamen<br />
die Praktikanten mit ihrem<br />
Englisch in den entlegenen<br />
Regionen nicht weiter, sondern<br />
waren gezwungen, sich<br />
Praktikum –<br />
Brasilien Agriholding Russland<br />
Interview<br />
der Hochschule und der Vermittlung<br />
von geeigneten Betrieben.<br />
Zwar kann man heute im<br />
Internet fündig werden. Aber<br />
gerade für den Aufenthalt im<br />
Ausland müsste es mehr Beratungsstellen<br />
geben.<br />
on <strong>track</strong>: Wo liegen aus Ihrer<br />
Sicht die Chancen bei einem<br />
Auslandsaufenthalt?<br />
Köller: Neben der Persönlichkeitsbildung<br />
verbessert der Student<br />
seine berufl iche Qualifi -<br />
kation und die Aussichten auf<br />
einen Job. Gerade in der Landtechnik<br />
legen die Firmen auf<br />
diese Qualifi kationen viel Wert,<br />
weil sie große Wachstumssprünge<br />
im Ausland machen. Daher<br />
haben Absolventen gute Chancen,<br />
wenn sie mit verschiedenen<br />
Ländern schon in Berührung<br />
gekommen sind.<br />
die Landessprache anzueignen.<br />
Ob französisch, portugiesisch<br />
oder russisch: Die<br />
wenigen Monate haben meistens<br />
ausgereicht, um sich im<br />
Alltag verständigen zu können.<br />
- Flexibilität: Einige der Studenten<br />
haben im Ausland<br />
ihren Praktikumsbetrieb gewechselt.<br />
Entweder entsprach<br />
die Arbeit nicht ihren Vorstellungen<br />
oder es war einfach<br />
keine Arbeit mehr für Prak-<br />
Baumwollplantagen<br />
Brasilien<br />
on <strong>track</strong>:<br />
Welche Länge sollte das Praktikum<br />
im Ausland haben?<br />
Köller: Für sehr wichtig halte<br />
ich zunächst ein Inlandspraktikum<br />
vor dem Studium, das<br />
mindestens drei Monate umfassen<br />
sollte. Eine Bananenernte<br />
in Ecuador beispielsweise<br />
kann man erst richtig beurteilen,<br />
wenn man den Markt hier kennengelernt<br />
hat. Aber viele Leute,<br />
die bei uns anfangen, wissen<br />
eigentlich gar nicht, warum sie<br />
Agrarwissenschaften studieren.<br />
Das wäre anders, wenn sie vorher<br />
ein Praktikum gemacht hätten.<br />
Und gerade bei uns in der<br />
Landtechnik tut sich jemand,<br />
der vor dem Studium Erfahrung<br />
mit Maschinen hatte, im<br />
Studium leichter. Das merken<br />
wir auch in Prüfungen. Spätere<br />
tikanten vorhanden. In so einem<br />
Fall mussten sie vor Ort<br />
meist in der Landessprache<br />
umdisponieren und sich neue<br />
Betriebe suchen.<br />
- Grenzerfahrungen: Das Leben<br />
ganz allein in einer ausländischen<br />
Gastfamilie, die<br />
anderen kulturellen Gepfl ogenheiten<br />
und dazu Erlebnisse<br />
wie z.B. der Tod von<br />
Familienangehörigen oder<br />
der Umgang mit Elend und<br />
Armut führten die Studen-<br />
Gastfamilie Russland<br />
Professor Dr. Karlheinz<br />
Köller rät möglichst<br />
vor dem Studium ein<br />
Praktikum zu machen.<br />
Auslandspraktika dienen dann<br />
eher zur Horizonterweiterung<br />
und müssen nicht mehr ganz<br />
so lang sein.<br />
on <strong>track</strong>: Empfehlen Sie eher<br />
die Arbeit auf einem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb oder sollte<br />
man sich gleich bei einer Firma<br />
bewerben?<br />
Köller: Den größten Teil der<br />
Praktikumszeit sollten die Studenten<br />
auf einem landwirtschaftlichen<br />
Betrieb gemacht<br />
haben. Denn ein Landtechnikhersteller,<br />
ein Pfl anzenschutzmittelanbieter<br />
oder ein betriebswirtschaftlicher<br />
Berater<br />
haben immer den Landwirt als<br />
Kunde. Während des Studiums<br />
kann man dann Praktika bei<br />
Firmen oder Organisationen<br />
einstreuen, um die Vielfalt kennenzulernen.
ten teilweise auch an psychische<br />
Grenzen. „Das ist etwas,<br />
auf das man in der behüteten<br />
Uni-Welt nicht vorbereitet<br />
wird“, lautete ihr Fazit.<br />
Nutzwert auch für<br />
Firmenkontakte<br />
Auch interessant: die neuen<br />
Kenntnisse und Kontakte aus<br />
dem Praktikum waren nicht<br />
selten eine Wendepunkt im<br />
Studienalltag. Beate Fleck hat<br />
beispielsweise russisch gelernt.<br />
„Jetzt traue ich mir auch zu,<br />
meine Masterarbeit in Russland<br />
zu schreiben“, erläutert sie. Peter<br />
Breunig und Simon Walther<br />
haben dagegen den Aufenthalt<br />
genutzt, um in Russland Kontakte<br />
für die Promotion zu sammeln.<br />
„Das Thema hat sich erst<br />
über das Praktikum ergeben“,<br />
blickt Breunig zurück. Timo<br />
Kissinger dagegen hat nach seinem<br />
Brasilienaufenthalt auf einer<br />
Messe in Deutschland für<br />
brasilianische Gäste den Übersetzer<br />
gespielt.<br />
Das zeigt: Schon während des<br />
Studiums lassen sich die Kontakte<br />
und Sprachkenntnisse<br />
nutzen, um bei Firmen den<br />
Fuß in die Tür zu bekommen<br />
und Praktika oder kleinere Ferienjobs<br />
als Messehelfer zu<br />
übernehmen. Wie erste Bewerbungsgespräche<br />
unserer Ansprechpartner<br />
aber auch zeigen:<br />
Das Auslandspraktikum zeigt<br />
den Personalchefs in den Fir-<br />
i<br />
men, dass der junge Absolvent<br />
fl exibel ist und die Bereitschaft<br />
zeigt, sich auf andere Regionen,<br />
Kulturen und Lebensweisen<br />
einzustellen.<br />
Bezahlung muss<br />
besser werden<br />
Kritisch sehen die Studenten<br />
dagegen die Bezahlung. In einigen<br />
Ländern haben sie nur gegen<br />
Kost und Logis gearbeitet.<br />
Aber selbst in Deutschland liegt<br />
die Entlohnung von Praktika<br />
im Agrarsektor meist irgendwo<br />
zwischen keinem Lohn und 700<br />
Euro und damit im Branchenvergleich<br />
am unteren Ende, wie<br />
sie aus Gesprächen mit Studenten<br />
anderer Fachrichtungen<br />
wissen. „In Kanada oder USA<br />
können Studenten dagegen Ferienjobs<br />
und Praktikum verbinden.<br />
Sie müssen zwar hart arbeiten,<br />
erhalten aber auch 800<br />
bis über 2000 Dollar pro Monat<br />
und dazu oft weitere Leistungen<br />
wie Kost, Logis und ein<br />
Auto“, weiß Simon Walther aus<br />
eigener Erfahrung. Er plädiert<br />
dafür, dieses System auch in<br />
Deutschland einzuführen: „Viele<br />
Studenten arbeiten für ihren<br />
Lebensunterhalt in der Industrie<br />
hinter dem Fließband und<br />
quetschen das Praktikum zwischen<br />
Ferienjob und Vorlesung.<br />
Firmen und Studenten können<br />
dagegen gewinnen, wenn man<br />
die Arbeit richtig bezahlt und<br />
richtige Jobs anbietet.“<br />
Infos zum Praktikum im Ausland<br />
Neben persönlichen Kontakten, internationalen Messen wie die Agritechnica<br />
und anderen Veranstaltungen der DLG oder des VDI erhalten Studenten<br />
Anregungen auch auf den Internetseiten: www.bildungsserveragrar.de,<br />
www.wege-ins-ausland.de oder www.wege-ins-ausland.info.<br />
Praktikumsplätze vermittelt aber auch die Schorlemer Stiftung des Deutschen<br />
Bauernverbandes (DBV). Jedes Jahr gehen über 100 junge Berufstätige<br />
und Studenten aus den Bereichen der Land- und Hauswirtschaft<br />
sowie des Garten- und Weinbaus mit Unterstützung der Schorlemer Stiftung<br />
und fi nanzieller Förderung des Bundesministeriums für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) für drei bis zwölf Monate<br />
ins Ausland.<br />
Weitere Informationen sowie Bewerbungsunterlagen können im Internet<br />
unter www.bauernverband.de abgerufen oder unter folgender Adresse<br />
angefordert werden:<br />
Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes e.V.<br />
Referat für Internationalen Praktikantenaustausch<br />
In der Wehrhecke 1c ∙ 53125 Bonn<br />
Telefon (02 28) 9 26 57-21/-22/-23 ∙ Fax: (02 28) 9 26 57-15<br />
E-Mail: dbv-praktika-international@bauernverband.net<br />
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In Deutschland sind über 260 Mitarbeiter beschäftigt<br />
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1.2008 | on <strong>track</strong> | 45
Das Siegerteam aus<br />
Braunschweig (v.l.):<br />
Thomas Göres (Betreuer<br />
und Mitarbeiter<br />
am Institut), Michael<br />
Meinecke, Jan<br />
Schattenberg, Markus<br />
Robert, Georg<br />
Happich (Mitarbeiter<br />
am Institut), Robert<br />
Meyer, Jörg Schlott,<br />
Jörn Knaup.<br />
Feldroboter:<br />
46 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Viel mehr als nur Modellbau<br />
Wie von Geisterhand gesteuert bewegt<br />
sich das kleine Fahrzeug sicher<br />
zwischen zwei Maisreihen.<br />
Am Ende der Reihe angekommen, wendet<br />
es geschickt und fährt in der nächsten Reihe<br />
zurück. Plötzlich bleibt es stehen und sprüht<br />
Wasser auf einen gelben Golfball, der wie<br />
zufällig in einer Lücke zwischen zwei Maispflanzen<br />
liegt. „Der Golfball simuliert Löwenzahn,<br />
den der Roboter mit Hilfe einer<br />
Kamera entdeckt“, erklärt Thomas Göres,<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut<br />
für Landmaschinen und Fluidtechnik der<br />
TU Braunschweig und Betreuer der Arbeitsgruppe<br />
„FREDT“.<br />
Das kleine technische Wunderwerk namens<br />
Helios ist ein so genannter „Feldroboter“,<br />
den sechs Studenten der TU Braunschweig<br />
in Eigenregie konstruiert und gebaut haben.<br />
Und nicht nur das: Sie haben im letzten Jahr<br />
mit Helios den internationalen „Field Robot<br />
Event“, die „Feldroboter-Weltmeisterschaft“,<br />
im niederländischen Wageningen<br />
gewonnen!<br />
Gruppe arbeitet<br />
seit 2005 zusammen<br />
Konstruieren, Tüfteln und in die Praxis umsetzen: Beim Field Robot Event üben<br />
die Maschinenbau-Studenten schon einmal, was ihnen im Großen später in der<br />
Entwicklungsabteilung von Herstellern bevorsteht. Und das bringt unter Umständen<br />
mehr als so manche trockene Vorlesung.<br />
Die Gruppe „FREDT“ gibt es seit 2005 an<br />
der Uni in Braunschweig. „Wir hatten eine<br />
Einladung zur Feldroboter-Weltmeisterschaft<br />
im Jahr 2006 erhalten und spontan<br />
beschlossen, daran teilzunehmen“, blickt<br />
Göres zurück. Den Wettbewerb selbst gibt<br />
es seit dem Jahr 2002. Er ist von der Universität<br />
Wageningen ins Leben gerufen worden<br />
mit dem Ziel, jungen, technikbegeisterten<br />
Studenten ein konkretes Projekt zu liefern,<br />
das sie in die Tat umsetzen können.<br />
„Am Anfang wussten wir gar nicht, was auf<br />
uns zukommt und wie man da am besten<br />
herangeht. Wir haben einfach ein Plakat ausgehängt,<br />
um zu sehen, wer überhaupt Interesse<br />
hat, einen autonomen Feldroboter zu<br />
konstruieren“, schildert Göres die Anfänge.<br />
Einen zusätzlichen Anreiz bot die Universität<br />
damit, dass die Studenten gleichzeitig<br />
die Möglichkeit hatten, das Projekt mit einer<br />
Diplom- oder Studienarbeiten zu verbinden<br />
und so nicht nur in ihrer Freizeit an dem<br />
Roboter arbeiten mussten.<br />
Von 15 Interessenten ist nach einigen Wochen<br />
ein harter Kern von sechs Studenten<br />
übrig blieben, die sich der Sache intensiv angenommen<br />
haben. „Ihnen blieben nur fünf<br />
Monate bis zum Wettbewerb. Das war nicht<br />
viel Zeit“, sagt Göres. Ausgestattet mit einem<br />
kleinen Budget von 1000 Euro und<br />
einem eigenen Raum mit Computern legten<br />
die sechs Tüftler kurz nach Weihnachten<br />
los. „Bei dem ersten Treffen hatten die Leute<br />
schon Ideen, wo man Fahrzeuge kaufen<br />
und Teile besorgen könnte und so hat sich<br />
dann sehr schnell eine gesunde Eigendynamik<br />
entwickelt“, erinnert sich der FREDT-<br />
Betreuer.<br />
Start mit einem Modellfahrzeug<br />
Um schneller voran zu kommen, haben die<br />
Studenten für den Event 2006 zunächst ein<br />
Modellbaufahrzeug gekauft. Sie testeten mit<br />
ihm verschiedene Sensortypen, um zu schauen,<br />
wie sie sich verhalten und wofür man sie<br />
nutzen könnte.<br />
Denn für den Wettbewerb hatten sie bestimmte<br />
Aufgaben zu bewältigen. So sollte<br />
das Fahrzeug selbstständig durch geschwungene<br />
Maisreihen fahren und am Ende der<br />
Reihe in die nächste Reihe wenden usw. Den<br />
Weg mussten die Roboterfahrzeuge dabei<br />
selbst finden. Außerdem sollten die Roboter<br />
in den Maisreihen Löwenzahn aufspüren<br />
und zählen. Das Unkraut wurde durch gelbe<br />
Golfbälle simuliert.<br />
Im Juni 2006 belegten sie trotz der geringen<br />
Vorbereitungszeit an dem Wettbewerb bei<br />
der Uni Hohenheim immerhin den 6. Platz<br />
von insgesamt 12 Teilnehmern. Der Wettbewerb<br />
hatte den Ehrgeiz der jungen Truppe<br />
erst richtig angeheizt. „Wir wollten auf<br />
jeden Fall weiter machen und in der Platzierung<br />
höher kommen“, beschreibt Michael<br />
Meinecke.<br />
Nach der WM ist vor der WM<br />
Die weiteren Schritte wurden anhand einer<br />
Nachbesprechung festgelegt. Hier ging es<br />
um die Fragen: Wo waren die größten Pro-
leme, was war gut oder schlecht gelaufen?<br />
Die Studenten waren sich einig: Während die<br />
Gruppe und die Zusammenarbeit gut funktioniert<br />
hat, stellte sich das Fahrzeug selbst<br />
als größter Schwachpunkt heraus. Das Lenkspiel<br />
war zu groß und ließ keine exakte Steuerung<br />
zu. Auch waren die Achsen unterdimensioniert<br />
und verschlissen sehr früh, die<br />
Federbeine konnten das Gewicht nicht ausreichend<br />
abfedern und nicht zuletzt bot das<br />
Material wenig Möglichkeiten, nachträglich<br />
Sensoren schnell und flexibel anzubringen.<br />
Daraufhin erhielten die Studenten die Möglichkeit<br />
ein eigenes Fahrzeug zu konstruieren<br />
und dieses in der Institutswerkstatt fertigen<br />
zu lassen. Sie starteten in die neue<br />
„Saison“ mit einer Anforderungsliste für<br />
das neue Fahrzeug, in der sie beispielsweise<br />
die Größe des Wendekreises, die Geschwindigkeit,<br />
die Nutzlast usw. festlegten. „Uns<br />
war es wichtig, das ganze methodisch anzugehen,<br />
so wie man es auch im Studium<br />
lernt“, erzählt FREDT-Mitglied Jan Schattenberg.<br />
Diese Anforderungsliste gab ihnen<br />
eine straffe Vorgabe, wie das Fahrzeug hinterher<br />
auszusehen hatte. Ein Beispiel: Um<br />
direkt von einer in die nächste Reihe wenden<br />
zu können, wäre eine Lenkung der Vorderräder<br />
nicht ausreichend gewesen. „Um weniger<br />
rangieren zu müssen, haben wir auch<br />
eine Hinterachslenkung konstruiert.“<br />
Ein Blick auf die Material- und Anforderungsliste<br />
machte schnell klar: So etwas kann<br />
man nicht einfach so kaufen. Die FREDT-<br />
Gruppe musste also selbst ran und etwas Eigenes<br />
konstruieren. Dafür war es hilfreich,<br />
dass die sechs Studenten verschiedene Interessensschwerpunkte<br />
hatten. Denn es ging<br />
nicht nur um Mechanik, sondern auch ums<br />
Programmieren. Auf diese Weise arbeiteten<br />
Maschinenbauer und Mechatroniker zusammen.<br />
15 Stunden täglich gearbeitet<br />
Gegen Ende der Entwicklung haben die<br />
Studenten ca. 15 Stunden täglich gearbeitet.<br />
„Gerade in der letzten Woche vor dem Wettbewerb<br />
haben wir oft noch zu Hause vor<br />
dem PC gesessen und irgendetwas programmiert“,<br />
erinnert sich Schattenberg. Aber er<br />
ist sicher: Die Zeit, die man investiert, bekommt<br />
man wegen des enormen Lerneffekts<br />
auf jeden Fall wieder heraus. Insgesamt<br />
fließen im Semester rund 80 Stunden in der<br />
Woche in das Projekt, verteilt auf fünf bis<br />
sechs Leute.<br />
Das Ergebnis nach vielen Stunden Arbeit<br />
war ein kleines Wunderwerk an Technik.<br />
Nur wenige Komponenten wie z.B. die Federbeine<br />
stammen aus dem Modellbau-<br />
Handel. Das meiste haben die Studenten dagegen<br />
in der institutseigenen Werkstatt nach<br />
eigenen Entwürfen anfertigen lassen. Einige<br />
technische Features:<br />
Auf der Agritechnica 2007<br />
zeigten die Roboter im „künstlichen“<br />
Maisfeld ihr Können.<br />
• Ein günstiges Vier-Rad-Fahrwerk, das<br />
ausreichend geländegängig ist;<br />
• Robuste Starrachsen, die für mittlere<br />
Geschwindigkeiten geeignet sind;<br />
• Allradlenkung mit allen Optionen:<br />
beide Achsen getrennt gelenkt , kleiner<br />
Wendekreis (unter einem Meter), auch<br />
Einzelachslenkung und Hundeganglenkung<br />
möglich;<br />
• kraftvoller Motor für Geschwindigkeiten<br />
bis 10 km/h bei einer Gesamtmasse<br />
von bis zu 20 kg kombiniert mit einem Allradantrieb;<br />
• flexible Anbaumöglichkeit für Sensoren.<br />
Mit dem Siegerpokal zurück<br />
Der Aufwand hat sich für die sechs gelohnt:<br />
Denn sie setzten sich in der Endausscheidung<br />
in Wageningen gegen neun Mitbewerber<br />
u.a. aus den Niederlanden, Finnland oder<br />
Japan durch. Die Braunschweiger verwiesen<br />
auch einen der deutschen Mitbewerber und<br />
Vorjahressieger, das Team der FH Osnabrück,<br />
auf Platz 2. Den dritten Platz erzielte<br />
das Team der niederländischen Universität<br />
Wageningen. „Es war in den Grunddisziplinen<br />
ein Kopf an Kopf Rennen zwischen<br />
der FH Osnabrück und uns“, erinnert sich<br />
Jörn Knaup. Die Entscheidung brachte am<br />
Ende der Freestyle Wettbewerb. Bei diesem<br />
konnte jedes Team eine selbst gewählte Spezialaufgabe<br />
darstellen. Das Team aus Braunschweig<br />
wählte das selbstständige Andocken<br />
i<br />
Nächster Event vom<br />
12. bis 14. Juni in Osnabrück<br />
des Fahrzeugs an eine Basisstation. „Wir haben<br />
dazu ein System entwickelt, mit dem der<br />
Roboter seinen Weg zu Basisstation finden<br />
konnte um z. B. seine Batterien aufzuladen.<br />
Die ganze Elektrik und Programmierung<br />
haben wir dafür selbst entwickelt“, berichtet<br />
Markus Robert.<br />
Der Name „Helios“, den die Studenten dem<br />
Fahrzeug gegeben hatten, stellte sich damit<br />
im Nachgang als goldrichtig heraus: Der<br />
griechische Sonnengott Helios fährt in der<br />
Mythologie hinter dem Gott der Morgenröte<br />
mit seinem vierspännigen Wagen tagsüber<br />
von Osten nach Westen über den Himmel.<br />
In der Nacht kehrt er in einer goldenen<br />
Schale über den Okeanos zurück – also wie<br />
von Braunschweig Richtung Westen nach<br />
Holland und dann mit dem Siegerpokal zurück.<br />
Zudem ist Helios im Stammbaum der<br />
Enkel von Gaia. Und „Gaia“ hieß der erste<br />
Feldroboter, mit dem die Braunschweiger<br />
bei der WM 2006 teilnahmen.<br />
Fortsetzung Seite 48<br />
Als Austragungsort des Field Robot Events 2008 veranstaltet die FH Osnabrück<br />
ein internationales Spektakel für Sportsfreunde, Bastler, High-Tech-Fans und Wissenschaftler,<br />
Erwachsene und Kinder zum mitmachen und erleben. Vom 12.<br />
– 14. Juni 2008 konkurrieren Landwirtschafts-Roboter aus aller Welt, so unter anderem<br />
aus Japan, Finnland, den Niederlanden und Malaysia. Dieses Jahr ist<br />
erstmals die Fachhochschule Osnabrück Gastgeber der Weltmeisterschaft und<br />
präsentiert sich gleichzeitig im Rahmen der Bundesinitiative „365 Orte im Land<br />
der Ideen“, so dass über das Wochenende mit Tausenden Zuschauern gerechnet<br />
werden kann.<br />
Ob alleine, in kleiner oder großer Gruppe – mit oder ohne Lehrer – am 12. Juni<br />
gilt es zunächst für den jungen Nachwuchs beim Junior Wettbewerb einen<br />
selbstentwickelten Roboter zu präsentieren, der autonom, also ohne Fernsteuerung,<br />
durch ein Maisfeld fahren und Aufgaben lösen kann.<br />
Am Freitag, den 13 Juni, heißt es dann Daumen drücken für das Hochschulteam<br />
der FH Osnabrück beim Wettbewerb für den offiziellen Field Robot Event 2008.<br />
Die Studierende des Master-Programms Mechatronic Systems Engineering unter<br />
der Leitung von Arno Ruckelshausen, Professor für Physik und Sensorik, hatten in<br />
den letzten Jahren stets einen Stammplatz auf einen der Siegertreppchen.<br />
Weitere Informationen: www.fieldrobotevent.de<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 47
Fortsetzung von Seite 47<br />
Auch Soft Skills trainiert<br />
Was die Studenten über die Siegesfreude hinaus<br />
aus dem Projekt noch mitgenommen<br />
haben:<br />
- Der Wettbewerb hat den großen Vorteil,<br />
dass das Projekt zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />
fertig gestellt sein muss. Also lassen<br />
sich auch Soft Skills wie Projekt- und Zeitmanagement<br />
trainieren. Gleichzeitig weckt<br />
der Wettbewerb den Ehrgeiz und die Arbeit<br />
wird dadurch sehr ernst genommen.<br />
- Das Projekt ist zwar vom Zeitaufwand und<br />
dem Engagement mehr als eine reine Arbeitsgemeinschaft.<br />
Eigentlich ist es für die<br />
Studenten wie eine Arbeitsstelle, nur ohne<br />
Bezahlung. Es gibt spielerisch eine Art Berufserfahrung<br />
und bereitet schon einmal auf<br />
den späteren Job vor.<br />
- Die soziale Komponente ist nicht zu unterschätzen:<br />
Das gemeinsame Entwickeln ist<br />
eine neue Erfahrung, die man im Studienalltag<br />
so nicht erlebt.<br />
- In diesem interdisziplinären Projekt schauen<br />
Studenten auch einmal über den Tellerrand.<br />
FREDT hat gezeigt, dass Maschinenbauer<br />
auch die Elektronikseite abdecken<br />
können. Neuerdings arbeitet aber auch ein<br />
Ihr Stellengesuch kostenlos!<br />
48 | on <strong>track</strong> | 1.2008<br />
Elektrotechniker im Team mit.<br />
- Die Projektteilnahme bringt auch bei der<br />
Bewerbung Vorteile. So war die Personalleitung<br />
eines großen LKW- und Motorenherstellers<br />
ganz begeistert, als ein ehemaliges<br />
Teammitglied im Vorstellungsgespräch<br />
von seiner Mitarbeit berichtet hatte. Heute<br />
ist der Absolvent bei diesem Unternehmen<br />
Konstrukteur.<br />
Neue Projekte im Visier<br />
„on <strong>track</strong>“ wird von der Redaktion der Landtechnikfachzeitschrift „eilbote“<br />
herausgegeben. Der eilbote erscheint seit über 56 Jahren jede<br />
Woche im gesamten deutschsprachigen Raum. Kernzielgruppen sind<br />
die Landmaschinenindustrie und der Landmaschinenhandel. Der eilbote<br />
bietet außerdem die meisten Stellenangebote in der Landtechnikbranche.<br />
Sie sind auf der Suche nach Ihrer ersten Beschäftigung, einer Diplom-<br />
oder Masterarbeit in der Industrie, einem Platz als Praktikant/in oder Trainee<br />
in der Landtechnik? Studierenden sowie Fach- und Meisterschülerinnen<br />
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ihres Gesuchs mit Ihrem persönlichen Kurzprofi l an.<br />
Fragen Sie in Ihrem Landtechnikinstitut nach der aktuellen Ausgabe<br />
des eilboten. Schreiben Sie uns an redaktion@eilbote-online.de.<br />
Impressum<br />
on <strong>track</strong> 1 2007<br />
Perspektiven in der Landtechnik | Herbst 2007 | kostenlos<br />
Herausgeber und Verlag:<br />
EILBOTE<br />
Boomgaarden Verlag GmbH<br />
Postfach 1263<br />
D-21412 Winsen/Luhe<br />
Winsener Landstr. 7<br />
D-21423 Winsen/Luhe<br />
Telefon (0 41 71) 78 35-0<br />
Telefax (0 41 71) 78 35 35<br />
E-Mail: verlag@eilbote-online.de<br />
Internet: www.eilbote-online.de<br />
für Berufsstarter<br />
<strong>On</strong> <strong>track</strong> wird kostenfrei zielgruppengerecht über die relevanten Institute bzw.<br />
Fachbereiche verteilt. Empfänger sind: Studierende der Agrarwissenschaften, des<br />
Maschinenbaus, Schülerinnen und Schüler ldw. Fach- und Meisterschulen in der<br />
Agrar- und Landtechnik. Verbreitete Aufl age: 10.500 Exemplare<br />
Ausbildung fertig und dann?<br />
Landtechnik: Branche mit Perspektive<br />
Landtechnik<br />
Old Economy<br />
startet durch<br />
Einstieg<br />
Das fordern Hersteller<br />
von Bewerbern<br />
Chancen<br />
Stellenangebote<br />
Herausgeber:<br />
Inzwischen ist es das Ziel der Studenten, jedes<br />
Jahr teilzunehmen. Ein Problem ist jetzt<br />
der Nachwuchsmangel – auch das ist wie in<br />
der echten Landtechnikindustrie. Gruppenbetreuer<br />
Göres beschreibt das Hauptproblem<br />
dabei: „Der Erfolg des Teams schreckt<br />
viele junge Studenten ab, weil sie meinen,<br />
die Herausforderung sei nur etwas für Spezialisten.“<br />
Göres und Kollegen versuchen jetzt<br />
Nachwuchs für das bestehende Team zu fi nden<br />
um das angesammelte Wissen nicht zu<br />
verlieren. „Aufgaben gibt es viele, sodass<br />
auf die nächste Generation an Studenten<br />
ihre eigene Lösungen einbringen kann“,<br />
macht er deutlich. Sie können dabei auf den<br />
vorhandenen Erfahrungen aufbauen und die<br />
Funktionen des vorhandenen Fahrzeugs erweitern.<br />
Das Magazin<br />
für das Landmaschinenwesen<br />
Redaktion<br />
Jürgen Boomgaarden (verantwortlich)<br />
Bernd Pawelzik<br />
Hinrich Neumann<br />
Anzeigen<br />
Dagmar Michel<br />
Birgit Meier<br />
Layout & Satz<br />
Gaby Bahlmann<br />
Andrea Klose<br />
Maja Twesten<br />
Druck<br />
mediaprint, 24784 Westerrönfeld<br />
Darüber hinaus gibt es weitere Ideen: So hat<br />
die Stadt Braunschweig einen neuen Wettbewerb<br />
ins Leben gerufen. Dabei sollen mit<br />
kleinen Fahrzeugen im Maßstab 1:10 Verkehrsszenarien<br />
nachgestellt werden, z.B.<br />
entlang einer Fahrbahnbegrenzung fahren,<br />
rückwärts einparken, ein stehendes Fahrzeug<br />
überholen usw. „Dazu haben sich jetzt sechs<br />
andere Studenten gemeldet, die das Thema<br />
in einer eigenen Gruppe angehen. Nach dem<br />
Feldroboter-Event haben wir die Angst vor<br />
solchen Sachen verloren, denn wir wissen,<br />
dass die Studenten das können“, macht Göres<br />
auf die Besonderheiten der TU Braunschweig<br />
aufmerksam.<br />
Die Gruppe besitzt auch ein eigenes Forum<br />
im Internet, über das sie sich austauschen<br />
können und in dem die Infos der einzelnen<br />
Projekte dokumentiert werden. So geht das<br />
Wissen nicht verloren. Dort fi ndet mittlerweile<br />
ein reger Austausch zwischen den Studenten<br />
statt.<br />
Und die Vorbereitungen für den nächsten<br />
Wettbewerb laufen bereits auf Hochtouren:<br />
vom 12. bis 14. Juni treffen die studentischen<br />
Entwickler aus Braunschweig auf<br />
die anderen Mitbewerber im Kampf um das<br />
Siegertreppchen, diesmal beim amtierenden<br />
Vizemeister Osnabrück!<br />
Wir suchen<br />
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1.2008 | on <strong>track</strong> | 49
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befi ndet sich im elsässischen Saverne in Frankreich.<br />
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agierendes Unternehmen mit Firmensitz in Eichelhardt.<br />
Weitere Niederlassungen in USA, Brasilien und Russland.<br />
Programm: Der Schwerpunkt liegt in Mähwerksteilen für<br />
Mähdrescher-Schneidwerke. Wir gehören weltweit zu den<br />
führenden Anbietern in diesem Bereich.<br />
Kernprodukte der Gebr. Schuhmacher GmbH sind:<br />
- Ährenheber<br />
- Easy-Cut Mähsysteme einschließlich Mähfi nger,<br />
Mähmesser, Pro-Cut Messerklingen, Messerköpfe und<br />
weitere Anbauteile<br />
- Pro-Drive Mähmesserantriebe, komplett vormontierte<br />
Baugruppen und Messerbalken für Mähdrescher-<br />
Schneidwerke<br />
- komplette Haspeln und Haspelkomponenten<br />
Anzahl der Mitarbeiter: ca. 300 Mitarbeiter weltweit<br />
Praktika und Werkstudenten: nach Absprache möglich<br />
Kontakt:<br />
Gebr. Schumacher GmbH<br />
Am Sportplatz<br />
D-57612 Eichelhardt<br />
Tel. +49 (0) 26 81 - 80 09 - 0, Fax - 90<br />
k.schumacher@gebr-schumacher.de<br />
www.GebruederSchumacher.de<br />
Wir suchen Verstärkung für unser Team:<br />
Firma: B. Strautmann & Söhne GmbH & Co. KG<br />
Firmensitz: 49196 Bad Laer<br />
Wir sind ein weltweit agierendes mittelständisches Unternehmen<br />
und sind als Spezialist insbesondere in den Marken stark<br />
vertreten in denen die Milchviehhaltung und die Rindermast<br />
eine vordergründige Rolle spielt. Zur Zeit beschäftigen wir an<br />
den beiden Standorten Bad Laer (D) und Lwowek (PL) ca. 480<br />
Mitarbeiter. In den vergangenen fünf Jahren konnten wir unseren<br />
Umsatz um fast 50 % auf heute 55,9 Mio. Euro steigern. Aus<br />
diesem Grund suchen wir in mehreren Bereichen Verstärkung<br />
für unser Team.<br />
Praktika und Werkstudenten:<br />
Ja, ab 4 Wochen, nach Absprache mit den Fachbereichen,<br />
willkommen<br />
Personalbedarf 2008, bevorzugte Fachrichtung:<br />
Agraringenieure, Maschinenbauingenieure<br />
B. Strautmann & Söhne GmbH & Co. KG<br />
Bielefelder Straße 53 ∙ D-49196 Bad Laer<br />
Telefon +49 (0)54 24/8 02-0 ∙ Fax +49 (0) 54 24/8 02 76<br />
E-Mail: schaiper@strautmann.com ∙ www.strautmann.com<br />
1.2008 | on <strong>track</strong> | 51
GUTE FACHLICHE<br />
PRAXIS<br />
ZUVERLÄSSIGKEIT/<br />
SERVICE<br />
KUNDENNÄHE<br />
UND BERATUNG<br />
Geringere Maschinenbetriebskosten, höhere Stundenleistungen, sicherer “return of investment” durch<br />
leistungsfähige Technik, Erfüllung der Anforderungen der GAP, Erzielung optimaler agronomischer<br />
Arbeitsergebnisse, schlagkräftiger Kundendienst vor Ort, höherer Bedienungskomfort ... Ein Landwirt, der<br />
heute in eine Landmaschine investiert, muss sicher sein, die richtige Wahl getroffen zu haben.<br />
Die KUHN PARTNERSCHAFT-GARANTIE bietet alle Vorteile, die Ihnen die Entscheidung einfach<br />
machen.<br />
Sie ist ein Beweis dafür, dass wir jeden Tag an Ihrer Seite sind.<br />
KOMFORT/<br />
LEBENSQUALITÄT<br />
KOSTENREDUZIERUNG<br />
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UNTERSCHIED JEDEN TAG<br />
www.kuhn.de