Sagenhaftes Wattenmeer - iwss
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Nun fasste auch das Mädchen mit zu, und gemeinsam gelang<br />
es ihnen alles, was sie auf dem Wagen hatten in den Priel zu<br />
packen. Und als sie auf dem Leeren Wagen saßen, der nun<br />
schnell und leicht über das Watt zurückfuhr, konnten sie<br />
zwar kein Wort finden, aber ihre Hände hielten sich gefasst<br />
und ihre Augen leuchteten.<br />
Da warteten die Bauern die Rückkehr der mutigen jungen<br />
Menschen gar nicht erst ab. Als wollte es jeder dem andern<br />
zuvortun, eilten sie, ihre Fuhren über das Watt zu bringen,<br />
und im Verlauf einer Stunde war der Priel fest zugeschüttet,<br />
und der Deich konnte gebaut werden.<br />
Der Deichgraf aber hielt Wort. Als der Bursche vom Wagen<br />
sprang, trat er auf ihn zu, schlug ihm mit der Hand auf die<br />
Schulter und sagte: „Das ist der letzte Schlag einem hörigen<br />
Knecht! Dein sei das Lands, das wir heute gewinnen! Bau dir<br />
einen Hof, wir alle werden dir dabei helfen, und sei frei wie die<br />
übrigen Bauern, die am Deiche wohnen!“<br />
Auch sein bisheriger Herr hatte nichts dagegen, den tüchtigen<br />
Burschen, den er als Knecht verlor, als Eidam zu gewinnen,<br />
und so ließ denn die Hochzeit nicht lange auf sich<br />
warten. Den Hof aber, den sich die jungen Leute auf dem<br />
eingedeichten Land errichtetet, nannte man „Zu den rasenden<br />
Mähren“. Und obgleich viele hundert Jahre seitdem<br />
vergangen sind , trägt er im Anklang daran noch jetzt den<br />
Namen „Rasenmeer“, den allerdings, wenn die Geschichte seiner<br />
Entstehung nicht überliefert wäre, heute wohl niemand<br />
zu deuten wüsste.