Sagenhaftes Wattenmeer - iwss
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Denn in ihrem Übermut hatten sie ihre Deiche nicht mehr ordentlich<br />
instand gehalten, und der Reichste von ihnen allen,<br />
der ihr Deichvogt war, achtete nicht auf die Warnungen derer,<br />
die von vielen schadhaften Stellen zu berichten wussten. Er<br />
lachte bloß, wenn man ihn darauf aufmerksam machte, und<br />
sagte: „Und wenn die Löcher noch größer werden! Wenn’s<br />
wirklich mal Not tut, stopfen wir sie mit unsern vollen Kornsäcken<br />
zu! Wir haben mehr als genug davon!“<br />
Aber in einer Nacht stand ein Sturm auf, der die Fluten der<br />
Nordsee mit solcher Gewalt gegen die Deiche warf, dass sie an<br />
mehreren Stellen zugleich brachen. Die Menschen hörten die<br />
Wasser heran brausen, sprangen entsetzt aus den Betten und<br />
stiegen auf die Dächer ihrer Häuser. Doch vergeblich spähten<br />
sie nach Rettung aus – die Mauern unter ihnen barsten, und<br />
alles, Mensch und Vieh, fand in den Fluten den Tod.<br />
So ist der Jadebusen entstanden. Selbst die Namen der<br />
untergegangenen Dörfer weiß heute niemand mehr. Nur<br />
die Fischer, die jetzt dort ihre Netze zum Fang auswerfen,<br />
erzählen einander immer noch von dem versunkenen Land<br />
und von seinen für ihre Habgier und Herzlosigkeit bestraften<br />
Bewohnern.