Damals wie heute: „Das gute Leben“! - Katholische ...
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Jahresbericht 2006
2<br />
3<br />
4 - 6<br />
7<br />
8 - 15<br />
16 - 23<br />
24 - 31<br />
33 - 35<br />
36 - 41<br />
42 - 43<br />
44<br />
45 - 46<br />
47<br />
Vorwort<br />
Diözesaner Überblick<br />
Diözesane Statistik<br />
Beratungsstelle Aschaffenburg<br />
Beratungsstelle Schweinfurt<br />
Beratungsstelle Würzburg<br />
Inhalt<br />
Unser Thema: Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
Abschied<br />
Arbeitsplatzverlust, Arbeitslosigkeit und Selbstkonzept<br />
Die Kündigung bin ich meiner Selbstachtung schuldig<br />
Zitate<br />
<strong>Damals</strong> <strong>wie</strong> <strong>heute</strong><br />
Anschriften / Kontaktdaten
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
unsere Gesellschaft und ihre Sozialsysteme<br />
sind so konstruiert, dass Erwerbsarbeit und<br />
Existenzsicherung eng miteinander verknüpft<br />
sind. Der drohende oder tatsächliche Verlust<br />
von Erwerbsarbeit führt fast automatisch zu<br />
einer finanziellen und existenziellen Verunsicherung<br />
und Bedrohung.<br />
Gleichzeitig ist damit auch ein Infragestellen<br />
des eigenen Wertes und Wertgefühls verbunden,<br />
was bei länger anhaltender Arbeitslosigkeit<br />
oft zu psychischen, partnerschaftlichen<br />
oder familiären Belastungen und Krisen führt.<br />
Mit diesem Thema haben sich die Kolleginnen<br />
und Kollegen aus dem Schweinfurter Team<br />
beschäftigt. Ihre Erkenntnisse und Ergebnisse<br />
dazu finden Sie im letzten Teil dieses Berichtes.<br />
Bei dem gegenwärtigen Streit um die Anzahl<br />
der nötigen Kindertagesplätze und deren<br />
Finanzierung - eine dringende Verbesserung<br />
steht außer Frage - wird leicht übersehen,<br />
dass laut einer Allensbach-Studie für 84 %<br />
der befragten 18- bis 44jährigen die Stabilität<br />
der Paarbeziehung zu den wichtigsten<br />
Kriterien bei der Entscheidung für ein Kind<br />
gehört. Außerdem belegen eine Reihe von<br />
wissenschaftlichen Untersuchungen, "dass die<br />
Qualität der Partnerschaft der Schlüssel für<br />
die soziale Entwicklung des Kindes, für das<br />
Engagement des Vaters in der Familie und für<br />
Vorwort<br />
die Haltung des Mannes gegenüber weiteren Kindern<br />
ist." (Fthenakis).<br />
Was kann zur Qualität und zur Stabilität von Ehen,<br />
partnerschaftlichen und familiären Beziehungen in<br />
einer von Mobilität und Flexibilität geprägten Gesellschaft<br />
beitragen?<br />
Die Diözese Würzburg leistet unter anderem durch<br />
ein qualifiziertes Angebot von Ehe-, Familien- und<br />
Lebensberatungsstellen mit einem Kostenumfang<br />
von zirka 1,2 Millionen Euro (= 80 % der Gesamtkosten)<br />
einen nicht zu unterschätzenden Beitrag für<br />
die Stabilisierung von Partnerschaften, Ehen und<br />
Familien. Die restlichen 20 % in einem Umfang von<br />
zirka 290.000,-- Euro setzen sich zusammen aus<br />
staatlichen, kommunalen Mitteln und Spenden von<br />
Klientinnen und Klienten.<br />
Allen, die zur Finanzierung der fast 19.000 Beratungsstunden<br />
beigetragen haben, die Frauen, Männern,<br />
Paaren und Familien zu<strong>gute</strong> kamen, sei an<br />
dieser Stelle ein herzliches DANKE gesagt.<br />
Elisabeth Thieser<br />
(Aschaffenburg)<br />
Das Leitungsteam<br />
Thomas Ziegler (Würzburg)<br />
Erhard Scholl<br />
(Schweinfurt)<br />
3
Gespräch mit der Diözesanleitung<br />
Bei dem jährlichen Gespräch mit der Diözesanleitung<br />
stand im Berichtsjahr die Finanzplanung<br />
der EFL-Beratung im Vordergrund. Die<br />
Beratungsstunden sollen auf den Stand von<br />
2005 eingefroren werden.<br />
Neben der finanziellen Situation ging es hauptsächlich<br />
darum, deutlich zu machen, <strong>wie</strong> Beratung<br />
im Beratungsalltag geschieht, was sie<br />
bewirken kann und welche Bedeutung sie im<br />
psychosozialen und gesellschaftlichen Kontext<br />
und für die Menschen hat, die Bedarf nach<br />
einem fachlich qualifizierten Beratungsangebot<br />
zu Fragen der Partnerschaft haben. Anhand<br />
der Fragen, die sich daraus ergaben, konnten<br />
verschiedene Aspekte und Bereiche der Beratung<br />
konkretisiert werden.<br />
Die Anwesenden waren sich einig, dass auch<br />
in die kirchlichen Strukturen hinein noch deutlicher<br />
werden muss, dass Ehe-, Familien- und<br />
Lebensberatung ein zeitgemäßes, pastoral<br />
und theologisch legitimiertes und fachlich<br />
hochqualifiziertes seelsorgerliches Angebot<br />
der Diözese Würzburg ist.<br />
4<br />
Diözesaner Überblick<br />
Studientag Depression<br />
Die Würzburger KollegInnen, die als Multiplikatoren<br />
an Fortbildungen über das Krankheitsbild<br />
Depression teilgenommen haben, gestalteten<br />
am 28.03. im Burkardushaus in Würzburg<br />
einen Studientag für die EFL-Mitarbeiter-<br />
Innen zu diesem Thema.<br />
Inhaltliche Schwerpunkte waren die Erweiterung<br />
der Kenntnisse über die Symptomatik<br />
und Behandlungsmöglichkeiten depressiver<br />
Erkrankungen so<strong>wie</strong> die Psychodynamik einer<br />
depressiven Entwicklung aus psychoanalytischer<br />
Sicht.<br />
Die praktische Relevanz zu der Beratungsarbeit<br />
verdeutlichten die KollegInnen in zwei<br />
Gruppen anhand der Themen „Depression und<br />
Suizidalität“ und „Depression und Partnerschaft“.
Finanzlage<br />
Laut Diözesanleitung sollen bis zum Jahre<br />
2009 schrittweise Einsparungen in Höhe von<br />
ca. 50.000,-- € im Honorarbereich vorgenommen<br />
werden, da finanzielle Defizite durch die<br />
Kürzung öffentlicher Zuschüsse entstanden<br />
sind.<br />
Wir sind weiterhin bemüht, diese Defizite zusätzlich<br />
zu den Einsparungen über eine forcierte<br />
Spendenwerbung auszugleichen.<br />
EFL - Fachkonferenz<br />
Am 12.07. kamen die Fachreferenten und<br />
StellenleiterInnen der katholischen EFL-<br />
Beratungsstellen zu der alle zwei Jahre stattfindenden<br />
Fachkonferenz nach Nürnberg zusammen.<br />
Schwerpunktthema der Veranstaltung waren<br />
rechtliche Fragen in Beratungsstellen.<br />
Dazu hielt Jürgen Beier, Leiter der Stabstelle<br />
Recht und Organisation beim Diözesan-<br />
Caritasverband Regensburg, einen Vortrag.<br />
Es ging dabei um Schweigepflicht, Datenschutz<br />
und Zeugnisverweigerungsrecht in<br />
Beratungsdiensten.<br />
Ein zweites Thema war Fundraising. Dazu<br />
stellten einige Kollegen Projekte aus ihren<br />
Diözesen vor <strong>wie</strong> z.B. die Gründung eines<br />
Fördervereins, forcierte Spendenwerbung<br />
und Gewinnung von Sponsoren.<br />
Diözesaner Überblick<br />
Weiterbildungskurs zum/zur Ehe-, Ehe ,<br />
Familien- Familien und Lebensberater/-in<br />
Lebensberater/ in<br />
Im Berichtsjahr legten die TeilnehmerInnen<br />
dieses Kurses ihre Zwischenprüfung ab.<br />
Der Kurs, der im Mai 2004 begann, ist eine<br />
Kooperation der Diözesen Würzburg, Erfurt,<br />
Dresden-Meißen, Rottenburg-Stuttgart, Fulda,<br />
Freiburg und Köln.<br />
Nach der Zwischenprüfung, die alle TeilnehmerInnen<br />
bestanden haben, wird die praktische<br />
Beratungsarbeit vertieft.<br />
DiAG-Diözesane DiAG Diözesane Arbeitsgemein-<br />
Arbeitsgemein<br />
schaft für Beratung<br />
Im November 2006 wurde der Vorstand der<br />
Diözesanen Arbeitsgemeinschaft der Beratungseinrichtungen<br />
in katholischer Trägerschaft<br />
neu gewählt.<br />
Elisabeth Thieser wurde als Vorstandsmitglied<br />
<strong>wie</strong>dergewählt.<br />
5
25-jähriges 25 jähriges Dienstjubiläum<br />
Am 16.03. feierte Elisabeth Thieser ihr<br />
25-jähriges Dienstjubiläum.<br />
Sie leitet die Beratungsstelle in Aschaffenburg<br />
seit zehn Jahren.<br />
Neben den MitarbeiterInnen gratulierten ihr<br />
Bereichsleiter Rainer Ziegler im Namen der<br />
Diözese, ihre Stellenleiterkollegen Erhard<br />
Scholl und Thomas Ziegler und von der Mitarbeitervertretung<br />
des Bischöflichen Ordinariats<br />
Rita Metzger und Helga Neugebauer.<br />
6<br />
Diözesaner Überblick<br />
von links: Thomas Ziegler, Rita Metzger, Elisabeth Thieser, Helga Neugebauer,<br />
Rainer Ziegler und Erhard Scholl
Anmeldungen<br />
Diözesane Statistik<br />
2006 meldeten sich insgesamt 3.661 Personen zur Beratung an.<br />
Das waren 45 mehr als im letzten Jahr.<br />
Beratene Personen<br />
In den drei Regionen wurden im Berichtsjahr<br />
insgesamt 4.657 Personen beraten, 119 Personen<br />
mehr als im Vorjahr.<br />
4700<br />
4650<br />
4600<br />
4550<br />
4500<br />
4450<br />
4538<br />
Beratungsinhalte<br />
4657<br />
2005 2006<br />
18600<br />
18550<br />
18500<br />
18450<br />
18400<br />
18350<br />
Beratungsstunden<br />
Die Anzahl der Beratungsstunden erhöhte sich<br />
um 128 auf 18.546.<br />
Auf die Online-Beratung entfielen 312 Beratungsstunden,<br />
15 mehr als im Jahr 2005.<br />
18418<br />
18546<br />
2005 2006<br />
Die Probleme, die sich auf die Paarbeziehung bezogen, nahmen um 3% gegenüber dem Vorjahr zu.<br />
Bei den KlientInnen, bei denen Trennung bzw. Scheidung das Thema war, ergab sich nahezu die gleiche Verteilung<br />
auf die einzelnen Phasen <strong>wie</strong> im Vorjahr (Ambivalenzphase 75%, Trennungsphase 19%, Scheidungsphase<br />
2% und Nachscheidungsphase 4%), wobei die Zahl derer, die trotz Trennung bzw. Scheidung die Beratungsstelle<br />
aufsuchten, leicht angestiegen ist. Bei diesen KlientInnen ging es in der Beratung hauptsächlich darum, als Eltern<br />
ihrer Verantwortung gegenüber den Kindern in dieser Situation gerecht werden zu können.<br />
7
Beratungsstelle Aschaffenburg<br />
Personelle Entwicklung<br />
B. Oberle M. Zimmer<br />
Herzlich Willkommen!<br />
Seit dem 01. Januar 2006 arbeitet Monika Zimmer mit wöchentlich<br />
23,5 Stunden als Sekretärin an unserer Stelle. Ihre Kollegin im<br />
Sekretariat Brigitte Oberle, die mit wöchentlich 31 Stunden tätig ist<br />
und die BeraterInnen, haben sich sehr über die neue, kompetente<br />
Mitarbeiterin gefreut, die sich im Laufe des Jahres 2006 als ein<br />
großer Gewinn für die gemeinsame Arbeit herausstellte. Brigitte<br />
Oberle und Monika Zimmer sind in der Regel die erste Anlaufstelle<br />
für KlientInnen, koordinieren Beratungstermine und sind für die<br />
gesamte Verwaltungsarbeit zuständig. Deshalb ist ein <strong>gute</strong>s Team<br />
im Sekretariat für unsere Beratungsstelle von zentraler Bedeutung.<br />
8
Beratungsstelle Aschaffenburg<br />
E. Thieser C. Reus G.Thiem P. Michaeli E. Graser-Ullrich B. Fecher U. Wittpoth U. Baumeister<br />
K. Kreter K. Meixner K. Hirth D. Redelberger S. Bury M. Stamm B. Otto<br />
Der Personalstand mit insgesamt 15 BeraterInnen<br />
blieb gegenüber den Vorjahren unverändert.<br />
Die BeraterInnen sind mit unterschiedlichen<br />
Verträgen beschäftigt. Fünf MitarbeiterInnen<br />
teilen sich drei Planstellen.<br />
Drei MitarbeiterInnen haben einen Dienstvertrag<br />
mit der Diözese und wurden als Pastoralreferenten<br />
bzw. Religionslehrerin für die Arbeit<br />
an der Stelle mit 8,5 bzw. 10 Stunden freige-<br />
stellt. Sieben MitarbeiterInnen arbeiten auf<br />
Honorarbasis zwischen 5 und 10 Stunden wöchentlich.<br />
Alle BeraterInnen haben ein humanwissenschaftliches<br />
Studium abgeschlossen<br />
und zusätzlich eine mehrjährige Ausbildung in<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberatung absolviert.<br />
Ferner besitzen einige eine psychotherapeutische<br />
Zusatzausbildung und die Approbation<br />
zur/zum psychologischen Psychotherapeutin/-<br />
therapeuten.<br />
9
Supervision – Fortbildungen<br />
Beratungsstelle Aschaffenburg<br />
Für eine qualitativ hochwertige Beratung sind Supervision und<br />
Fortbildung unerlässlich.<br />
Unter der seit bereits zwei Jahren bewährten Leitung von<br />
Dr. med. Dipl. Psych. Michael Löbig fanden regelmäßige<br />
Supervisionen für alle BeraterInnen statt.<br />
Darüber hinaus nahmen im Berichtsjahr MitarbeiterInnen der<br />
EFL an folgenden Fort- bzw. Weiterbildungen teil, deren Kosten<br />
von der Diözese bezuschusst, zum Großteil jedoch von ihnen<br />
selbst getragen wurden:<br />
� “Depression und Partnerschaft”, Studientag aller EFL-<br />
Stellen der Diözese Würzburg, 28. März<br />
� “Kinder sind anders”, WISDH Heidelberg, Referent: Dr.<br />
Helmut Bonney, 30. März-1. April<br />
� “Kirche stellt sich neu auf - Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten<br />
in der Familienarbeit”, Arbeitsgemeinschaft<br />
für katholische Familienbildung, Referent: Hajo Molter,<br />
04.-06. April<br />
� “Leben-lieben-älter werden: Altern in Beziehungen”,<br />
Jahrestagung des Bundesverbandes katholischer<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberater, 10.-13. Mai<br />
� “Mehrgenerationenhäuser – ein Modellprojekt der Bundesregierung”,<br />
Studientag des Deutschen Caritasverbandes,<br />
27. Juni<br />
� “Erkenntnisse der Bindungsforschung in der Erziehungs-<br />
und Familienberatung” und Vorstellung des Projektes<br />
“Tausend und keine Nacht”, Arbeitstagung der Erziehungsberatungsstellen<br />
der Diözese Würzburg, Referenten: Dr.<br />
phil. Hermann Scheuerer-Englisch und Maria Windsmüller,<br />
06. Juli<br />
� “Dialektisch-Behaviorales Therapieprogramm für Patienten<br />
mit Borderline-Störungen nach M. Linehan”, Referentin:<br />
Ulrike Frank, 25.-28. Juli<br />
10<br />
� Vortrag “Zentrale Entwicklungsprozesse<br />
und häufige Krisen der Adoleszenz”, Vortrag<br />
in der Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
Aschaffenburg, Referent: Dr. Viktor Kacic,<br />
09. November<br />
� “KomKom” Trainerausbildung beim Institut<br />
für Forschung und Ausbildung in Kommunikationstherapie<br />
e.V. in München,<br />
Referenten: Joachim Engl und Franz<br />
Thurmaier, 16.-18. November und<br />
07.-09. Dezember<br />
� “Mit Freude scheitern – ein anderer Umgang<br />
mit Leistungsdruck”, Referent:<br />
Klaus Katscher, 17.-18. November<br />
Zum Thema “Nähe und Distanz bei Paaren<br />
aus tiefenpsychologischer Sicht” organisierte<br />
unsere Beratungsstelle am 26.-27. September<br />
eine Fortbildung für alle KollegInnen der Ehe-,<br />
Familien- und Lebensberatungsstellen der Diözese<br />
Würzburg. Unter Leitung von Renate<br />
Oetker-Funk und Ulrich Schlude-Niessen<br />
wurde u. a. den Fragen nachgegangen: Ist es<br />
wirklich so, <strong>wie</strong> der Sprachgebrauch im Alltag<br />
suggeriert, dass Nähe zwischen Partnern das<br />
erstrebenswert Gute darstellt und in der Distanz<br />
sich schon das Scheitern einer Beziehung<br />
und die absehbare Trennung eines Paares<br />
abzeichnen? Meinen Männer und Frauen<br />
das Gleiche, wenn sie von Nähe reden? Welche<br />
Bilder stellen sich bei uns und den Rat-<br />
suchenden ein, wenn wir von Nähe sprechen?<br />
Mit welchen Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten,<br />
Erfahrungen und vielleicht Traumata sind<br />
diese Vorstellungen verknüpft?
Beratungsstelle Aschaffenburg<br />
Um den an unsere Beratungsstelle kommenden Menschen<br />
möglichst gut zu helfen, ist es für uns BeraterInnen von großer<br />
Bedeutung über andere soziale Einrichtungen informiert<br />
zu sein und Kooperationsmöglichkeiten mit ihnen auszuloten.<br />
Deshalb hatten wir auch im Jahr 2006 Kontakt zu Vertretern<br />
anderer Institutionen auf unterschiedlichen Ebenen.<br />
Zur Kooperation und zum Informationsaustausch<br />
trafen wir uns mit:<br />
� Christoph Nasemann, Leiter der Psychosozialen<br />
Beratungsstelle in Miltenberg<br />
� Christiane Knobling, Leiterin der Telefonseelsorge<br />
� Dr. Ursula Silber, Bildungsreferentin des Bildungs-<br />
hauses Schmerlenbach<br />
� Gertraud Ziegler, Alleinerziehenden Beratung der<br />
Diakonie<br />
� Familienseelsorgern der Dekanate Dr. Stefan<br />
Schüssler, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle<br />
für Eltern, Kinder und Jugendliche in Miltenberg<br />
� Team der Bewährungshilfe Aschaffenburg zum Abschluss<br />
einer schriftlichen Kooperationsvereinbarung<br />
� Seelsorgekonferenz des Dekanats Aschaffenburg-Ost<br />
� Horst Przybilski vom Projekt Mehrgenerationenhaus<br />
Ringheim<br />
Ferner kooperierten wir mit dem Familienbund der Diözese<br />
Würzburg, dessen Referenten EPL („EIN PARTNER-<br />
SCHAFTLICHES LERNEN“) -Seminare für unsere Klienten<br />
am 24.-26. März und 27.-29. Oktober in unseren Beratungsräumen<br />
anboten.<br />
Gruppenangebote<br />
Neben der Beratung von Einzelnen, Paaren<br />
und Familien erscheint uns für manche Themenbereiche<br />
die Gruppenarbeit angebracht<br />
und sehr effektiv. Im Berichtsjahr konnten wir<br />
folgende Gruppen anbieten:<br />
� <strong>„Das</strong> ist eine lange Geschichte – ein Seminar<br />
für Paare“, 07. Juli - 09. Juli<br />
� „ Männergruppe – Wenn Männer wirklich<br />
zu sich stehen“, zweimal im Jahr 2006,<br />
einmal mit acht abendlichen Treffen und<br />
zwei Wochenenden und einmal mit zehn<br />
Abenden und einem Wochenende<br />
� „ Atem und Körper erfahren – Atemgruppe“,<br />
sechsmal im Jahr 2006 mit jeweils<br />
sechs Treffen<br />
� „Aktivgruppe“ (für Menschen, die nach<br />
einem Zusammenbruch ihrer bisherigen<br />
Lebensperspektive durch schwere Erkrankungen<br />
oder andere Schicksalsschläge<br />
<strong>wie</strong>der den Weg in eine aktive Bewältigung<br />
ihres Lebens suchen), ab August<br />
2006 mit neun Treffen<br />
11
In folgenden Gremien oder<br />
Arbeitsgruppen arbeiteten wir mit:<br />
Beratungsstelle Aschaffenburg<br />
� Planungsgruppe „Familien in Aschaffenburg“ der<br />
Stadt Aschaffenburg<br />
� Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft<br />
� AG „Betreuter Umgang“ des Kinderschutzbundes<br />
Aschaffenburg<br />
� AK „Familienbildung“ des Landratsamtes Aschaffenburg<br />
� AK „Häusliche Gewalt“ der SEFRA<br />
� Referententag des Bildungshauses Schmerlenbach<br />
� Programmbeirat des Bildungshauses Schmerlenbach<br />
� „Runder Tisch“ in Miltenberg (Treffen der im psychosozialen<br />
Bereich des Landkreises tätigen MitarbeiterInnen)<br />
� Programmbeirat des Martinushauses Aschaffenburg<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Auch im Berichtsjahr nahmen wir Einladungen an, unsere Beratungsstelle<br />
bei geeigneten Veranstaltungen einem größeren<br />
Publikum vorzustellen.<br />
Mit einem Informationsstand waren wir vertreten bei:<br />
� „Frauentreff“ (Veranstalter: Gleichstellungsstelle des Landratsamtes<br />
Aschaffenburg) in Schöllkrippen am 11. März<br />
� Aktionstag „Familienleben 2006“ in Aschaffenburg am<br />
21. Mai<br />
� „Gesundheitstag“ in Bürgstadt am 01. Oktober<br />
� „Familienmesse“ in Alzenau am 12. November<br />
Ferner informierten wir über unsere Beratungstätigkeit Schülerinnen<br />
der Maria-Ward-Schule im Rahmen einer Unterrichtseinheit<br />
am 14. Februar und 17. Mai.<br />
12<br />
Nachbefragung der Ratsuchenden<br />
Wir führen jedes Jahr eine Nachbefragung<br />
derjenigen Ratsuchenden durch, deren Beratung<br />
seit mindestens sechs Monaten beendet<br />
ist um die Qualität und Wirkung unserer Arbeit<br />
zu dokumentieren. Die Befragung erfolgt anonym<br />
und auf freiwilliger Basis.<br />
Nach Auffassung von 59% der Ratsuchenden<br />
hatte sich durch die Beratung ihre Situation<br />
nachhaltig positiv verändert. Dabei kamen die<br />
meisten Klienten mit einem hohen Leidensdruck.<br />
94% stuften die subjektiv erlebte Belastung<br />
durch ihr Problem als hoch ein. Wie lange<br />
ein Mensch sein Problem mit sich herum trägt<br />
bis er schließlich Unterstützung sucht, ist nach<br />
dem Ergebnis unserer Nachbefragung sehr<br />
unterschiedlich. Empathie und Wertschätzung<br />
gelten als wichtige Wirkfaktoren in der Beratung.<br />
Deshalb fragten wir danach, <strong>wie</strong> gut sich<br />
die Klienten in ihrem Anliegen verstanden gefühlt<br />
haben. 86% beantworteten diese Frage<br />
positiv und gaben an, dass sie die Beratungsstelle<br />
weiter empfehlen würden. Die Rückmeldungen<br />
der Ratsuchenden bestätigten uns in<br />
unserer Arbeitsweise die Anzahl der Beratungsstunden<br />
an die jeweiligen Klienten und<br />
ihre Problematik anzupassen. So reichten<br />
zwar bei 80% der Fälle weniger als zehn Beratungsstunden<br />
aus, bei den anderen war es<br />
jedoch für die Effizienz der Beratung sehr bedeutsam<br />
sie längerfristig durchzuführen.
1200<br />
1200<br />
1000<br />
1000<br />
800<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Anmeldungen<br />
Beratungsstelle Aschaffenburg Statistik<br />
Im Jahr 2006 meldeten sich an der Ehe-,<br />
Familien- und Lebensberatungsstelle Aschaffenburg<br />
1223 Personen neu oder <strong>wie</strong>der an.<br />
Im Vorjahr waren es 1170 Personen.<br />
190 KlientInnen haben die vereinbarten Termine<br />
nicht wahrgenommen.<br />
Beratene Personen<br />
In Aschaffenburg, Alzenau und Miltenberg<br />
wurden im Berichtsjahr 1456 Personen beraten.<br />
Dies sind gegenüber dem Jahr davor 91<br />
Personen mehr. (2005: 1365 Personen)<br />
Unser Beratungsangebot nahmen 446 Männer<br />
und 1010 Frauen an.<br />
1192<br />
154<br />
Beratung in<br />
Aschaffenburg,<br />
Miltenberg und<br />
Alzenau<br />
Aschaffenburg Miltenberg Alzenau<br />
unbekannt<br />
80-90 Jahre<br />
70-80 Jahre<br />
60-70 Jahre<br />
50-60 Jahre<br />
40-50 Jahre<br />
30-40 Jahre<br />
20-30 Jahre<br />
10-20 Jahre<br />
0-10 Jahre<br />
110<br />
2<br />
1<br />
15<br />
18<br />
55<br />
114<br />
101<br />
194<br />
Altersverteilung<br />
422<br />
534<br />
0 100 200 300 400 500 600<br />
Frauen<br />
Männer<br />
Geschlecht der Beratenen<br />
31%<br />
69%<br />
0% 20% 40% 60% 80%<br />
13
Herkunft der beratenen Personen<br />
Beratungsinhalte<br />
Beratungsstelle Aschaffenburg Statistik<br />
Aschaffenburg Stadt 280 Personen<br />
(2005:235) (2004: 258) (2003: 255)<br />
Aschaffenburg Lkr. 658 Personen<br />
(2005:666) (2004: 645) (2003: 576)<br />
Miltenberg (Stadt und Lkr.) 391 Personen<br />
(2005:360) (2004: 383) (2003: 361)<br />
Andere bzw. unbekannt 127 Personen<br />
(2005:104) (2004: 82) (2003: 89)<br />
Miltenberg<br />
27%<br />
Andere<br />
9%<br />
A´burg Stadt<br />
19%<br />
Herkunft der beratenen Personen<br />
(prozentuale Verteilung)<br />
A´burg Lkr.<br />
45%<br />
Die in vier Kategorien erfassten Inhalte der Beratung ergaben in der Häufigkeit ihres Auftretens folgende<br />
Rangordnung:<br />
� partnerbezogene Themen (in 48% aller Beratungsfälle), z.B. Unzufriedenheit mit dem Partner, Eifersucht,<br />
außereheliche Beziehung, Trennungswünsche so<strong>wie</strong> -ängste, Streitverhalten in der Partnerschaft<br />
� personenbezogene Themen (in 29% aller Beratungsfälle), z.B. Probleme im Sozialkontakt (Selbstunsicher-<br />
heit, Minderwertigkeitsprobleme, Kontaktsch<strong>wie</strong>rigkeiten), stimmungs- und emotionsbezogene Probleme<br />
(Schuldgefühle, Depression, Niedergeschlagenheit)<br />
� familienbezogene Themen (in 13% aller Beratungsfälle), z.B. Sch<strong>wie</strong>rigkeiten bei Trennung/Scheidung,<br />
Umgang mit den Eltern/Sch<strong>wie</strong>gereltern so<strong>wie</strong> Beziehungs-probleme zwischen Eltern und Kindern<br />
� gesellschaftsbezogene Themen (in 10% aller Beratungsfälle), z.B. Probleme am Ausbildungs- und Arbeitsplatz,<br />
Probleme mit der Finanz- und/oder Wohnsituation<br />
Gegenüber dem Vorjahr haben familienbezogenen Themen um 3% abgenommen und partnerbezogene Themen<br />
im gleichen Ausmaß zugenommen. Personen- und gesellschaftsbezogene Themen waren 2006 genauso häufig<br />
<strong>wie</strong> im Vorjahr Inhalt der Beratung.<br />
14
Beratungsstunden<br />
Beratungsformen<br />
Beratungsstelle Aschaffenburg Statistik<br />
Mit insgesamt 5613 Beratungsstunden (Dauer jeweils ca. 50 Minuten) im Berichtsjahr konnten 450<br />
Beratungsstunden mehr als im Jahr 2005 gehalten werden. (2005: 5163) Diese signifikante Steigerung<br />
lässt sich vor allem erklären durch die Entlastung der BeraterInnen von Verwaltungstätigkeiten durch die<br />
Sekretärinnen (s. Personelle Entwicklung) und dem - im Vergleich zu den Vorjahren – reduzierten Arbeits-<br />
aufwand bei organisatorischen Belangen.<br />
Die Beratungsstunden wurden in Form von Einzel-, Paar-, Familien-, Gruppen- Telefon- und Onlineberatung<br />
durchgeführt. Gegenüber 2005 konnten im Berichtsjahr bei allen Beratungsformen, außer der Paarberatung,<br />
mehr Beratungsstunden gehalten werden.<br />
Einzelberatung: 2734 Beratungsstunden<br />
Paarberatung: 2251 Beratungsstunden<br />
Gruppenberatung: 275 Beratungsstunden<br />
Familienberatung: 78 Beratungsstunden<br />
Telefonberatung: 177 Beratungsstunden<br />
Onlineberatung: 98 Beratungsstunden<br />
(2005: 2434)<br />
(2005: 2295)<br />
(2005: 224)<br />
(2005: 47)<br />
(2005: 82)<br />
(2005: 81)<br />
15
Team der Beratungsstellen Schweinfurt,<br />
Hassfurt, Bad Kissingen und Bad Neustadt<br />
Sekratariat<br />
Im Sekretariat Bad Kissingen stundenweise<br />
für uns tätig sind Frau G. Markert,<br />
Frau P. Halbig und Frau I. Leibold und<br />
in Hassfurt Frau B. Renninger.<br />
16<br />
Beratungsstelle Schweinfurt<br />
H. Durst E. Enders L. Engelhardt M. Frey-Lingscheidt G. Jirikowski A. März<br />
B. Pfeiffer J. Schießl G. Schneider J. Schneider-Leibold E. Scholl M. Steinkuhl-Klinger<br />
C. Wagner-Schmid G. Walhorn-Rath R. Weber K. Ziegler<br />
H. Beyfuß, M. Seufert<br />
(beide Sekretariat Schweinfurt)<br />
B. Stäblein<br />
(Sekretariat Bad Neustadt)
Personelle<br />
Beratungsstelle Schweinfurt<br />
Seit Februar 2006 arbeitet Mechthild Steinkuhl-Klinger<br />
in unserem Team mit. Sie ist Diplomtheologin,<br />
hat die Weiterbildung zur Ehe-,<br />
Familien- und Lebensberaterin erfolgreich abgeschlossen<br />
und war schon in der Erzdiözese<br />
Bamberg als Eheberaterin tätig. Wir freuen<br />
uns, dass sie unser Mitarbeiterteam verstärkt.<br />
Zum 30. Juni 2006 schied Gerhild Jirikowski<br />
aus persönlichen Gründen aus unserem Team<br />
aus. Sie arbeitete seit 1. Januar 2003 an der<br />
Außenstelle Bad Neustadt als Freie Mitarbeiterin<br />
im Umfang von etwa 8 Wochenstunden mit.<br />
Wir verlieren mit ihr eine Mitarbeiterin, die mit<br />
hoher Sensibilität für die Klientinnen und Klienten<br />
da war; es war ihr wichtig, fachlich immer<br />
auf dem neuesten Stand zu sein; dieses Engagement<br />
kam den Klientinnen und Klienten sehr<br />
zu<strong>gute</strong>. Wir wünschen ihr an ihrem neuen Wirkungskreis<br />
alles Gute.<br />
Im September konnte Edgar Enders sein<br />
10-jähriges „Dienstjubiläum“ feiern: im August<br />
1996 begann er seine Tätigkeit als Freier Mitarbeiter<br />
in unserer Außenstelle Bad Neustadt.<br />
Seine reiche Erfahrung als systemisch orientierter<br />
Familientherapeut, als langjähriger Mitarbeiter<br />
in einem Jugendamt und seine Lehrtätigkeit<br />
an der Fachakademie in Münnerstadt<br />
erweitern das fachliche Spektrum unseres<br />
Teams.<br />
Der zeitlich befristete Vertrag der Verwaltungs-<br />
fachkraft Brigitte Stäblein an unserer Beratungsstelle<br />
in Bad Neustadt wurde im bisherigen<br />
Umfang von 15 Stunden bis zum Dezember<br />
2011 verlängert. Frau Angelika Peter vertrat<br />
Frau Seufert im Sekretariat während ihrer<br />
Krankheit in der Zeit von April bis Juli. Sie arbeitete<br />
sich schnell ein und war uns eine <strong>gute</strong><br />
Unterstützung.<br />
Zwischenprüfung erfolgreich<br />
abgelegt<br />
Die TeilnehmerInnen an der Weiterbildung zur/<br />
zum Ehe-, Familien- und Lebensberaterin/<br />
berater Doris Göb, Angelika Bode-Sopp,<br />
Brigitte Lenhard-Scheithauer so<strong>wie</strong> Albert<br />
Knött legten im Sommer 2006 erfolgreich die<br />
Zwischenprüfung ab. Wir gratulieren ihnen,<br />
und hoffen, dass sie im Jahr 2008, wenn sie<br />
die Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen<br />
haben, als MitarbeiterInnen weiter an unseren<br />
Beratungsstellen mitarbeiten können.<br />
Supervision<br />
Diplompsychologin Erika Pokorny und Diplomsozialpädagogin<br />
Brigitte Graef leiteten die beiden<br />
Supervisionsgruppen an unserer Beratungsstelle.<br />
Es fanden im Berichtsjahr in jeder<br />
Gruppe 11 jeweils vierstündige Supervisionstreffen<br />
statt.<br />
17
Nachruf für Benno Pfeiffer<br />
Am 31. Januar verstarb unser<br />
Kollege Benno Pfeiffer im Alter<br />
von 72 Jahren. Benno<br />
Pfeiffer war Freier Mitarbeiter<br />
an unseren Beratungsstellen<br />
in Schweinfurt und Bad Neustadt<br />
seit Mai 1973. Ab diesem Zeitpunkt übernahm<br />
er nach Abschluss der Weiterbildung zum<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberater die Weiterführung<br />
der Beratungsarbeit von Margarete<br />
Poswa. Er hatte wesentlichen Anteil am Aufbau<br />
der Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Le-<br />
bensfragen an diesen beiden Orten, besonders<br />
in Bad Neustadt - eine große Leistung wenn<br />
man bedenkt, dass der Verstorbene hauptamt-<br />
lich als Bewährungshelfer tätig war.<br />
Prägend für das Gesicht unserer Beratungsstelle<br />
war auch die Gruppenarbeit, die Benno Pfeiffer<br />
mit großer fachlicher Kompetenz, Ausdauer<br />
und Zuverlässigkeit anbot: Über Jahre betreute<br />
er mit verschiedenen Kolleginnen eine fortlaufende,<br />
tiefenpsychologisch orientierte Gruppe.<br />
Benno Pfeiffer war auch neueren Entwicklungen<br />
gegenüber aufgeschlossen; er hat die Weiterbildung<br />
zum systemischen Familientherapeuten<br />
erfolgreich beendet. Auch als Supervisor war<br />
Benno Pfeiffer anerkannt und gefragt.<br />
Benno Pfeiffer war auch ein politisch denkender<br />
Mensch: „Wir bewegen uns in einem Markt“ war<br />
ein immer <strong>wie</strong>der von ihm gegebener Anstoß,<br />
sich über die Positionierung der Ehe-, Familien-<br />
und Lebensberatung im psychosozialen Feld<br />
Gedanken zu machen. Seine Mitsorge um <strong>gute</strong><br />
Strukturen für die Ehe-, Familien und Lebensbe-<br />
18<br />
Beratungsstelle Schweinfurt<br />
ratung wird uns Verpflichtung bleiben.<br />
Sein religiös-spirituelles Suchen und Fragen trug der Verstorbene<br />
nicht vor sich her. Wenn man mit ihm darüber näher ins Gespräch<br />
kam, merkte man schnell, dass Benno Pfeiffer die Frage<br />
nach Gott, dem Sinn unseres Lebens und Tuns vertraut war,<br />
dass er sich damit auseinandersetzte. Es war vor allem der Gott<br />
des Alten Testamentes, der ihn ansprach, und manchmal umtrieb:<br />
“Gibt es einen gnädigen Gott“? Wir wünschen unserem Kollegen,<br />
dass er in Gottes gnädiges Angesicht schauen darf.<br />
Fortbildungen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen im Berichtsjahr an<br />
folgenden Fortbildungen teil (eine Auswahl):<br />
� Studientag Depression und Partnerschaft<br />
� Jahrestagung des Bundesverbandes <strong>Katholische</strong>r EheberaterInnen<br />
zum Thema „In Liebe alt werden“ in Suhl<br />
� Interne Fortbildung: „Nähe und Distanz in Paarbeziehungen“<br />
� energetische Psychotherapie nach F. Gallo<br />
� Therapiekongress für Frauen „Wie wird die Seele heil“<br />
� Fachtagung „Psychotherapie und Seelsorge“ zum Thema<br />
„Schuld und Versöhnung“<br />
� Fachtagung „Schuld, Scham und schlechtes Gewissen“<br />
� Fachtagung für Supervision<br />
� Ambivalenz in der Beratung<br />
� elterliche Paarbeziehung und ihre Auswirkung auf die Kinder<br />
� Psychotraumatologie - Trauma-Psychotherapie und<br />
Beratung bei posttraumatischen Belastungsstörungen<br />
� gestaltorientierte Körpertherapie<br />
� Der Dialog-Prozess<br />
� „Kinder sind anders“ - Kinder in der Familientherapie<br />
An diesen Fortbildungen haben die MitarbeiterInnen aus eigener<br />
Motivation teilgenommen und die Kosten zum großen Teil selbst<br />
übernommen. Aus dieser unvollständigen Auswahl wird deutlich,<br />
<strong>wie</strong> sehr es ihr Anliegen ist, sich persönlich weiterzuentwickeln<br />
und ihre fachliche Qualifikation zu erhalten und zu verbessern.
Beratungsstelle Schweinfurt<br />
Begegnungen , die der Zusammenarbeit dienen<br />
Beratungsstelle Schweinfurt<br />
In Schweinfurt stellte Heinrich Balling, der Leiter<br />
des Sozialpsychiatrischen Dienstes, zusammen<br />
mit seiner Kollegin Karin Buresch-<br />
Rieß, die Angebote seiner Beratungsstelle vor.<br />
Die bisherige Zusammenarbeit wurde gewürdigt,<br />
weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
ausgelotet. Für die Ökumenische Initiative<br />
„Ja zur Trauer – ja zum <strong>Leben“</strong> hat Margarete<br />
Frey-Lingscheidt die Aufgabe der Aus- und<br />
Fortbildung der TrauerhelferInnen übernommen.<br />
Wie unsere Freie Mitarbeiterin Christiane<br />
Wagner-Schmid, übernahm sie auch eine Supervisionsgruppe<br />
für die Trauerhelferinnen.<br />
Erhard Scholl wurde in seiner Eigenschaft als<br />
Koordinator des gemeinsamen E-Mail-Bera-<br />
tungsangebotes der Bayerisches Diözesen in<br />
den Fachausschuss Online-Beratung der<br />
<strong>Katholische</strong>n Bundeskonferenz Eheberatung<br />
berufen.<br />
Beratungsstelle Bad Kissingen<br />
Im Rahmen der Leitbildentwicklung für „Kirche<br />
Mittendrin“ arbeiteten Angelika März und Erhard<br />
Scholl in der Arbeitsgruppe der beteiligten<br />
Institutionen mit. Gegenstand der Besprechungen<br />
dieser Arbeitsgruppe war auch die<br />
Raumplanung für den geplanten Umbau des<br />
Gebäudes Hartmannstraße 2 a. Frau März<br />
bietet wöchtentlich eine Beratungsstunde im<br />
„Kontaktpunkt“ an, einem niedrigschwelligen<br />
Beratungsangebot in der Kissinger Innenstadt.<br />
Beratungsstelle Haßfurt<br />
Zur Verabschiedung des langjährigen Geschäftsführers<br />
des Kreiscaritasverbandes<br />
Haßfurt, Klaus Diedering waren wir eingeladen.<br />
Unser Dank galt seinem Einsatz für die<br />
Belange der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle<br />
in Haßfurt.<br />
Margarete Frey-Lingscheidt als Verantwortliche<br />
für unsere Außenstelle in Haßfurt und Erhard<br />
Scholl trafen sich mit seiner Nachfolgerin,<br />
Anke Schäflein, um sich über die aktuelle Situation<br />
der Zusammenarbeit zu informieren und<br />
die weitere Zusammenarbeit zu besprechen.<br />
Beratungsstelle Bad Neustadt<br />
Auch mit Angelika Ochs, der neuen Geschäftsführerin<br />
des Kreiscaritasverbandes Bad Neustadt<br />
- sie folgt Frau Elisabeth Brendebach in<br />
diesem Amt - fand ein erstes Gespräch zur<br />
bisherigen und künftigen Zusammenarbeit von<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberatung und Caritasverband<br />
statt. Da die Zusammenarbeit vor<br />
allem mit der Erziehungsberatungsstelle besteht,<br />
nahm auch der Leiter der Erziehungsberatungsstelle,<br />
Bernhard Roth, an diesem Gespräch<br />
teil. Für das Jahr 2007 ist die Feier des<br />
gemeinsamen Jubiläums der Erziehungsberatungsstelle<br />
des Caritasverbandes (40 Jahre)<br />
und der Ehe-, Familien- und Lebensberatung<br />
(30 Jahre) geplant. Seitens der EFL nahmen<br />
Herbert Durst, der Verantwortliche für unsere<br />
Außenstelle in Bad Neustadt und Erhard<br />
Scholl an diesem Gespräch teil.<br />
19
1. Beratungsformen/<br />
Beratungsformen<br />
Beratungsstunden<br />
2. Beratene Personen<br />
Beratungsstelle Schweinfurt Statistik<br />
Im Jahr 2006 wurden insgesamt 6432 Beratungsstunden<br />
abgehalten, dies ist ungefähr<br />
der Stand des Vorjahres.<br />
Es entfielen auf Einzelberatungen 3182 Stunden<br />
(50%), 2579 Stunden (40%) verliefen in<br />
Paargesprächen, 131 Stunden (2%) wurden<br />
als Familienberatungen abgehalten. 253 Stunden<br />
(4%) entfielen auf Gruppenberatung und<br />
76 Stunden (1%) wurden als Telefonberatung<br />
abgehalten. Hinzu kamen 182 Stunden (3%)<br />
Online-Beratung. (siehe Abb. 1a).<br />
Von den 6432 Beratungsstunden insgesamt,<br />
fanden 3237 Beratungsstunden in Schweinfurt,<br />
572 in Hassfurt, 1132 in Bad Kissingen<br />
und 1491 in Bad Neustadt statt.<br />
(siehe Abb.1b)<br />
Im Jahr 2006 wurden, <strong>wie</strong> Abb. 2 zeigt, in der<br />
Region Schweinfurt insgesamt 1652 Personen<br />
beraten (Neu- und Wiederanmeldungen, so<strong>wie</strong><br />
Weiterführungen). Das sind 68 beratene Personen<br />
mehr als im Vorjahr.<br />
20<br />
50%<br />
50%<br />
45%<br />
45%<br />
40%<br />
40%<br />
35%<br />
35%<br />
30% 30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
2006<br />
2004<br />
2002<br />
2000<br />
50%<br />
40%<br />
4%<br />
Abb. 1a Beratungsformen<br />
2% 1%<br />
Einzel Paar Gruppe Familie Telefon Online<br />
1236<br />
1410<br />
1423<br />
1360<br />
1464<br />
1584<br />
3%<br />
Abb. 2 Beratene Personen<br />
1652<br />
0 500 1000 1500 2000
3. Anmeldungen<br />
Beratungsstelle Schweinfurt Statistik<br />
Im Jahr 2006 meldeten sich insgesamt 1061<br />
Personen zur Beratung an. Es entfielen auf<br />
Schweinfurt 580, auf Haßfurt 112, auf Bad<br />
Neustadt 189, und auf Bad Kissingen 180<br />
Personen (Neu- und Wiederanmeldungen).<br />
Berücksichtigt wurden nur Personen, die auch<br />
in diesem Jahr einen Erstgesprächstermin erhielten.<br />
Nimmt man die Personen hinzu, deren Beratungen<br />
aus dem Vorjahr weitergeführt wurden,<br />
so haben 2006 insgesamt 1652 Personen<br />
die Beratungsstellen in der Region Schweinfurt<br />
(siehe Abb. 3) aufgesucht.<br />
4. Soziografische Daten<br />
Von den 1652 Personen waren (siehe Abb. 4)<br />
611 Männer (37%) und 1041 Frauen (63 %).<br />
Die Altersverteilung:<br />
bis 18 Jahre: 3 %<br />
bis 27 Jahre: 8 %<br />
bis 40 Jahre: 35 %<br />
bis 50 Jahre: 34 %<br />
bis 60 Jahre: 13 %<br />
über 60 Jahre: 4 %<br />
unbekannt: 3 %<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
580<br />
t<br />
254<br />
63 %<br />
Frauen<br />
112<br />
Abb. 3 Anzahl der beratenen Personen<br />
an den vier Beratungsstellen<br />
neuangemeldet<br />
w eitergeführt<br />
72<br />
189<br />
S<br />
174<br />
180<br />
G<br />
1061<br />
91<br />
Schweinfurt Hassfurt Bad NES Bad KG Alle<br />
Abb. 4<br />
e<br />
37 %<br />
Männer<br />
591<br />
21
5. Beratungsinhalte<br />
Beratungsstelle Schweinfurt Statistik<br />
Die in vier Kategorien erfassten Inhalte der Beratung ergaben in der Häufigkeit ihres Auftretens<br />
folgende Rangreihe:<br />
� partnerbezogene Themen (in 41% aller Beratungsfälle), d. h. Themen <strong>wie</strong> Unzufriedenheit<br />
mit dem Partner, Eifersucht, außereheliche Beziehung, Trennungswünsche so<strong>wie</strong> -ängste,<br />
Streitverhalten in der Partnerschaft.<br />
� personenbezogene Themen (in 33% aller Beratungsfälle), d. h. Probleme im Sozialkontakt<br />
(Selbstunsicherheit, Minderwertigkeitsprobleme, Kontaktsch<strong>wie</strong>rigkeiten) oder stimmungs-<br />
und emotionsbezogene Probleme (Schuldgefühle, Depression, Niedergeschlagenheit).<br />
� familienbezogene Themen (in 15% aller Fälle) <strong>wie</strong> Sch<strong>wie</strong>rigkeiten bei Trennung / Scheidung,<br />
Umgang mit den Eltern / Sch<strong>wie</strong>gereltern so<strong>wie</strong> Beziehungsprobleme zwischen Eltern<br />
und Kindern.<br />
� gesellschaftsbezogene Themen (in 11% aller Fälle), d. h. Probleme in der Ausbildungs-<br />
und Arbeitssituation, der Wohnsituation und der finanziellen Situation. (siehe Abb. 5)<br />
22<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
41%<br />
33%<br />
15%<br />
Abb. 5 Inhalte der Beratung<br />
11%<br />
Partner Person Familie Gesellschaft
Beratungsstelle Schweinfurt Statistik<br />
6. Phasen der Partnerschaftskrise<br />
Von den 1154 Beratungsfällen im Jahr 2006 befanden sich 617 in der Ambivalenzphase. Rechnet man die 130<br />
Beratungsfälle in der Trennungsphase und die 50 Beratungsfälle in der Scheidungs- und Nachscheidungphase<br />
hinzu, so dachte in 797 Beratungsfällen zumindest einer der Partner an die Möglichkeit die Beziehung zu beenden<br />
bzw. hatte diesen Schritt bereits vollzogen.<br />
Hieraus wird ersichtlich, dass der Beratungsarbeit (53%) mit KlientenInnen, die an Trennung denken, aber noch<br />
nicht entschieden sind (Ambivalenzphase), eine besondere Bedeutung zukommt; gilt es hier den Spielraum für<br />
eine konstruktive Weiterentwicklung auszuloten bzw. den Raum für eine konstruktive Trennung zu schaffen.<br />
Beides ist auch für das Wohlbefinden der Kinder aus diesen Familien von erheblicher Bedeutung. (Abb.6)<br />
In Schweinfurt ist die Zahl der Fälle, bei denen die Phase der Partnerschaftskrise unbekannt ist, so hoch, weil<br />
bei der Online-Beratung hierzu keine Angaben vorlagen.<br />
SW HAS NES KG ALLE<br />
Ambivalenz 317 48 130 122 617<br />
Trennung 62 10 29 29 130<br />
Scheidung 8 4 2 2 16<br />
Nachscheidung 20 2 3 9 34<br />
Sonstige 54 37 57 42 190<br />
Unbekannt 144 7 14 2 167<br />
Zu ihrem Familienstand gaben 17% an, dass sie ledig sind. 71% aller Ratsuchenden lebten in einer festen<br />
Lebensgemeinschaft; geschieden bzw. getrennt vom Partner oder der Partnerin lebten 8% der Beratenen,<br />
rund 2% waren verwitwet.<br />
23
Personalsituation und<br />
Personalentwicklung<br />
Auch im Jahre 2006 teilten sich fünf hauptamtlich<br />
angestellte Beraterinnen und Berater (Heinz<br />
Rüschstroer, Johanna Schams, Katharina<br />
Schmelter, Angelika Susewind, Thomas Ziegler)<br />
3,5 Planstellen. Außerdem waren zwei Pastoralreferenten<br />
(Burkhard Fleckenstein, Hermann<br />
Nickel) mit insgesamt 18 Stunden pro Woche für<br />
die Mitarbeit in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung<br />
freigestellt. Neun Beraterinnen und<br />
Berater (Dr. Armin Born, Ingrid Ingelmann, Sabine<br />
Mayer, Claudia Neuenzeit, Christel Schneider-Nickel,<br />
Karin Schönfeld, Julitta Schraud-<br />
Spettel, Christine Tafler, Ingrid Trantow) arbeiteten<br />
im Jahre 2006 auf Honorarbasis in der Ehe-,<br />
Familien- und Lebensberatungsstelle Würzburg<br />
mit ihren Außenstellen in Lohr und Kitzingen mit.<br />
Frau Susanne Rolf, die in der ersten Jahreshälfte<br />
ihre Weiterbildung als Ehe-, Familien- und<br />
Lebensberaterin in Münster abgeschlossen hatte,<br />
konnte in der zweiten Jahreshälfte auf der<br />
Basis eines Honorarvertrages Beratungsstunden<br />
übernehmen.<br />
Der Umfang von 60 Stunden im Verwaltungsbereich<br />
wurde von Seiten der Diözesanleitung für<br />
die nächsten fünf Jahre bis 2011 bestätigt.<br />
Damit ist die Voraussetzung dafür geschaffen,<br />
dass die beiden Sekretärinnen, Gertraud Dengl<br />
und Elisabeth Eichinger-Hopf, die auf hohem<br />
Niveau anhaltenden Nachfragen nach Beratung<br />
organisieren und den damit verbundenen Verwaltungsaufwand<br />
bewältigen können.<br />
Während des fünfmonatigen, krankheitsbeding-<br />
24<br />
Beratungsstelle Würzburg<br />
ten, Ausfalls des Leiters Thomas Ziegler, sorgte<br />
Heinz Rüschstroer als stellvertretender Leiter<br />
für eine reibungslose Fortführung der Leitungsfunktionen.<br />
Die vier Praktikantinnen und Praktikanten<br />
Thomas Geiger, Gudrun Heid, Kornelia Lorenz<br />
und Michael Ottl haben im Juni im Rahmen<br />
ihrer Weiterbildung zum/-r Ehe-, Familien- und<br />
Lebensberater/-in die Zwischenprüfung erfolgreich<br />
abgelegt. Im Mai kam als fünfte Praktikantin<br />
Elisabeth Wöhrle hinzu, die ihre beraterische<br />
Weiterbildung in der Diözese Osnabrück<br />
erhält.<br />
Um die Qualität des Beratungsangebotes zu<br />
sichern und zu festigen, ist eine kontinuierliche<br />
Weiterentwicklung der Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter auf fachlicher und persönlicher<br />
Ebene zu fördern. Deshalb stellt die Diözese<br />
entsprechende Finanzmittel für Supervision<br />
und Fortbildung zur Verfügung.<br />
Supervision<br />
Dr. Dietrich Lenner und Sylvia Betscher-Ott<br />
leiteten auch 2006 die Supervision. Es fanden<br />
zehn dreistündige Treffen mit Sylvia Betscher-<br />
Ott und 16 zweistündige Treffen mit Dr. Dietrich<br />
Lenner statt, so<strong>wie</strong> eine zweistündige Intervision.<br />
Sylvia Betscher-Ott wird ab 2007 als Supervisorin<br />
nicht mehr zur Verfügung stehen. Auch<br />
an dieser Stelle möchten wir ihr für die lang-
jährige fachliche Unterstützung und supervisorische<br />
Begleitung danken. Die Mitarbeiter/-innen, die auch<br />
im Bereich der Internetberatung tätig sind, konnten<br />
regelmäßig an den Supervisionen mit Rainer Bergmann<br />
teilnehmen.<br />
Fortbildung<br />
Zur fachlichen Weiterentwicklung, Auffrischung und<br />
Vertiefung haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
an folgenden Fortbildungsveranstaltungen teilgenommen:<br />
� Psycho-analytische Alterstherapie<br />
� EMDR – Psychotherapie bei traumatischen<br />
Erlebnissen<br />
� Hartz IV – Wege in die Arbeit oder in die Armut<br />
� Fachtagung Kummernetz<br />
� Zukunftswerkstatt EFL-Beratung<br />
� Bindung als sichere Basis<br />
� Kinder sind anders<br />
� Bayern gegen häusliche Gewalt<br />
� Juristische Fragen in der EFL<br />
� Internetberatung/Quo vadis<br />
� Der „Abschied vom Patienten”<br />
� Beratung und Begleitung nach traumatischen<br />
Ereignissen<br />
� Systemische Paarberatung<br />
� „Leben – Lieben – Älter werden”<br />
Altern als Lebensaufgabe<br />
� Partnerschule – Multiplikatorenausbildung<br />
� Studientag Depression im Rahmen des Bündnis<br />
gegen Depression<br />
Beratungsstelle Würzburg<br />
Regional-Team<br />
Regional Team<br />
In sechswöchigem Abstand fanden im Berichtsjahr<br />
acht 90-minütige Regional-Teamsitzungen statt. In<br />
den Sitzungen hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
die Gelegenheit, sich vor allen Dingen mit<br />
fachlichen Fragen auseinanderzusetzen. Dabei wurden<br />
Themen diskutiert, <strong>wie</strong>: “Häusliche Gewalt” und<br />
welche Interventionen auf der Ebene der Beratung<br />
möglich sind? Mit welchen Personen und Institutionen<br />
können wir im Sinne einer effektiven Hilfe bei<br />
häuslicher Gewalt zusammenarbeiten?<br />
Ein anderes Thema, mit dem sich die Beraterinnen<br />
und Berater beschäftigt haben, waren neue Erkenntnisse<br />
aus der Bindungsforschung. Einen weiteren<br />
Themenbereich bildeten rechtliche Fragen, die sich<br />
innerhalb der Ehe-, Familien- und Lebensberatung<br />
im Zusammenhang mit Schweigepflicht, Datenschutz,<br />
Dokumentationspflicht u. a. stellen.<br />
Mit dem freiwilligen Beitrag der Klientinnen und<br />
Klienten beschäftigen sich die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter unter dem Aspekt: “Wie können KlientInnen<br />
ermutigt werden, einen – nach ihren Möglichkeiten<br />
– freiwilligen Spendenbeitrag für die Beratungsleistungen<br />
zu erbringen? Und: Welche Ideen gibt es<br />
für Spendenaktionen außerhalb der Beratungsarbeit?<br />
Auf Kollegenebene fand ein regelmässiger Austausch<br />
im Arbeitskreis “Stellenleiter in der Stadt”<br />
statt. Das Team der katholischen Erziehungsberatung<br />
war zu Gast in unserem Team und es fand ein<br />
Treffen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der<br />
Erziehungsberatungsstelle in Main-Spessart statt.<br />
25
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Um über das Angebot der Ehe-, Familien- und<br />
Lebensberatung zu informieren und dieses in<br />
der Öffentlichkeit bekannt zu machen, nutzten<br />
wir Zeitungen, Zeitschriften und das Internet,<br />
welches zur Kontaktaufnahme mit unserer Beratungsstelle<br />
immer häufiger in Anspruch genommen<br />
wird.<br />
Vernetzung und Kooperation<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberatung geschieht<br />
nicht im luftleeren Raum, sondern sie kann nur<br />
ihre ganze Wirkkraft entfalten, wenn sie in das<br />
Netzwerk an Hilfen für Familien, Paare und<br />
Menschen in Konflikt- und Krisensituationen<br />
eingebunden ist. Die Vernetzung der Ehe-,<br />
Familien- und Lebensberatung weiter zu entwickeln<br />
und weiter zu betreiben, war auch im Jahr<br />
2006 ein wichtiges Ziel.<br />
Dazu dient unsere Mitarbeit in verschiedenen<br />
Gremien auf regionaler, Landes- und Bundesebene.<br />
Auf regionaler und diözesaner Ebene<br />
waren wir vertreten in der ARGE “Familien in<br />
der Stadt” (Heinz Rüschstroer), im Arbeitskreis<br />
“Trennung und Scheidung” (Katharina Schmelter),<br />
in der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft<br />
, PSAG (Johanna Schams) im Arbeitskreis<br />
Stellenleiter der Beratungsstellen in der<br />
Stadt (Thomas Ziegler).<br />
Auf Landesebene arbeitet Thomas Ziegler in der<br />
Landesarbeitsgemeinschaft der Fachreferenten<br />
für Ehe-, Familien- und Lebensberatung der<br />
bayerischen Diözesen (LAG) mit. Als erster Vorsitzender<br />
des Landesarbeitskreis für Ehe-, Part-<br />
26<br />
Beratungsstelle Würzburg<br />
nerschafts-, Familien- und Lebensberatung (LAK)<br />
ist Thomas Ziegler kompetenter Ansprechpartner<br />
auf bayerischer und ministerialer Ebene. In der<br />
<strong>Katholische</strong>n Bundeskonferenz Ehe-, Familien-<br />
und Lebensberatung (KBKEFL) vertrat Thomas<br />
Ziegler im Amt des Vorsitzenden die Belange der<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberatung auf Bundesebene.<br />
Aufgrund seiner gesundheitlichen Situation ist<br />
Thomas Ziegler zum Jahresende von seinen Ämtern<br />
als erster Vorsitzender des Landesarbeitskreises<br />
(LAK) und als erster Vorsitzender der <strong>Katholische</strong>n<br />
Bundeskonferenz (KBKEFL) zurückgetreten.<br />
In den zurückliegenden Jahren hat sich eine Zusammenarbeit<br />
auf fachlicher Ebene mit folgenden<br />
Einrichtungen entwickelt:<br />
♦ mit der Domschule in Form von präventiv<br />
orientierten Gruppenangeboten<br />
♦ mit der Gefängnisseelsorge durch Paarberatungen<br />
und Paargruppen, die wir in der<br />
Justizvollzugsanstalt anbieten.<br />
♦ im Bereich der Internet-Beratung<br />
“eheberatung-bayern.de” mit Kolleginnen<br />
und Kollegen der anderen bayerischen<br />
Diözesen und Kummernetz e.V.<br />
♦ mit Familienrichtern und dem städtischen<br />
Jugendamt im Rahmen der gerichtsnahen<br />
Beratung<br />
♦ mit der Schwangerenberatung im Gesundheitsamt<br />
Main-Spessart
Prävention<br />
Beratungsstelle Würzburg<br />
Referate - Seminare - Vorträge<br />
In Kooperation mit der Domschule wurden folgende<br />
Gruppen angeboten:<br />
� Männergruppe “MännerSache” mit Heinz<br />
Rüschstroer<br />
� “Getrennt lebende und Geschiedene” mit<br />
Sabine Mayer und Hermann Nickel in Kitzingen<br />
� Von der Unmöglichkeit, eine <strong>gute</strong> Mutter zu sein<br />
von Johanna Schams uns Christine Tafler<br />
� KOM-KOM-Kommunikationstraining für Paare<br />
mit Ingrid Ingelmann und Klaus Schmalzl<br />
� Triple P und Triple Teen für Eltern heranwachsender<br />
Kinder und Jugendlicher mit Christine<br />
Tafler<br />
� Vortrag von Claudia Neuenzeit: “Gelebte und<br />
erzählte Zeit” - vom Altern in der Literatur<br />
� “Depression und Partnerschaft” mit<br />
Johanna Schams und Heinz Rüschstroer<br />
� Informationen über Depression bei mehreren<br />
Diesveranstaltungen durch Heinz Rüschstroer,<br />
Angelika Susewind und Hermann Nickel<br />
� Vortrag zu Depression und Alter von Angelika<br />
Susewind<br />
� Zwei Informationsveranstaltungen über Depression<br />
für Pfarrsekretärinnen der Diözese von<br />
Hermann Nickel<br />
Fröhlich und gut gelaunt - von links: Praktikantin K. Lorenz,<br />
Dipl.-Psych. J. Schams, Dipl.-Psych. Chr. Tafler, Sekretärin G. Dengl<br />
Männer unter sich - von links: Th. Ziegler (Stellenleiter Würzburg),<br />
E. Scholl (Stellenleiter Schweinfurt), R. Ziegler (Bereichsleiter)<br />
27
Anmeldungen<br />
Beratungsstelle Würzburg Statistik<br />
2006 gab es 1086 Anmeldungen in der Region Würzburg (98 Anmeldungen weniger als im Vorjahr).<br />
216 Personen sind nicht zu den vereinbarten Terminen erschienen bzw. haben keinen Termin<br />
vereinbart (20 %). Damit verbleiben 870 Personen, die wir als Neuzugänge und als Wiederanmeldungen<br />
zählen.<br />
Beratene Personen und Beratungsfälle<br />
Im Berichtsjahr suchten insgesamt 1549 Personen<br />
die EFL in Würzburg (1237 Personen) mit<br />
ihren Außenstellen in Lohr (164 Personen) und<br />
in Kitzingen (148 Personen) auf. Damit fiel die<br />
Zahl der beratenen Personen um 40 Ratsuchende<br />
gegenüber dem Vorjahr (2005 gab es 1589<br />
beratene Personen). Unterteilt man die beratenen<br />
Personen nach dem Geschlecht, kamen<br />
38% Männer und 62 % Frauen zu uns in die<br />
Beratung.<br />
Wenn man die Anzahl der beratenen Personen<br />
28<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
1237<br />
nach Herkunft/Wohnort betrachtet, ergeben sich<br />
folgende Prozentwerte: 31 % entfielen auf den<br />
Landkreis Würzburg, 26% kamen aus der Stadt<br />
Würzburg, 17% aus dem Landkreis Main-<br />
Spessart, 18% aus dem Landkreis Kitzingen<br />
und 8% aus anderen Landkreisen.<br />
Im Berichtsjahr wurden 998 Fälle in der Region<br />
Würzburg betreut (Vorjahr 1005 Fälle). Für jeden<br />
Beratungsfall wurden durchschnittlich 6,5<br />
Beratungsstunden aufgewendet. Eine Beratungsstunde<br />
entspricht ca. 50 Minuten.<br />
Beratene Personen<br />
164 148<br />
Würzburg Lohr Kitzingen
Beratungsstunden<br />
Beratungsstelle Würzburg Statistik<br />
Im Berichtsjahr 2006 wurden insgesamt 6497 Beratungsstunden<br />
abgehalten. Das sind 198 Stunden weniger als im Vorjahr.<br />
Davon fanden 5364 Beratungsstunden in Würzburg , 489 Stunden<br />
in Lohr und 644 Stunden in Kitzingen statt.<br />
Beratungsformen<br />
Prozentual verteilen sich die Beratungsstunden <strong>wie</strong> folgt auf die<br />
verschiedenen Beratungsformen :<br />
Es entfielen 49 % ( 3174 Std.) auf Einzelberatungen. 43% der Beratungsstunden<br />
( 2793 Std.) verliefen in Form von Paargesprächen,<br />
2 % ( 129 Std.) wurden als Familienberatungen abgehalten<br />
und 4 % ( 249 Std.) entfielen auf Gruppenberatung. Über 1% der<br />
Beratungsstunden (119 Std.) fanden in Form einer Telefonberatung<br />
statt. Knapp 1% der Beratungsstunden ( 33 Stunden) fand im Rahmen<br />
der Online-Beratung (E-Mail und Chat) statt.<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
49%<br />
43%<br />
Fthenakis (2005)<br />
Beratungsformen<br />
4% 2% 1% 1%<br />
Einzel Paar Gruppe Familie Telefon Online<br />
Tagung “Quo vadis Beratung?”<br />
“Es ist wichtig zu erkennen, dass die Qualität<br />
der elterlichen Partnerschaft der Schlüssel für<br />
die weitere Entwicklung des Systems ist (...).<br />
Die Stabilität von Familien liefert nicht die<br />
Eltern-Kind-Beziehung, sondern ausschließlich<br />
die Qualität der Partnerschaft.<br />
Das ist das vernachlässigte Gebiet in der<br />
Politik und in der Interventionsforschung (...).<br />
Wir müssen wissen, dass die Qualität der<br />
Partnerschaft der Schlüssel für die soziale<br />
Entwicklung des Kindes, für das Engagement<br />
des Vaters in der Familie und für die Haltung<br />
des Mannes gegenüber weiteren Kindern ist.”<br />
29
Beratungsinhalte<br />
Beratungsstelle Würzburg Statistik<br />
Die in vier Kategorien erfassten Inhalte der Beratung ergaben in der Häufigkeit ihres Auftretens -<br />
ähnlich <strong>wie</strong> im Vorjahr - folgende Rangreihe:<br />
� partnerbezogene Themen (in 47 % aller Beratungsfälle,), d. h. Themen <strong>wie</strong> Unzufriedenheit<br />
mit dem Partner, Eifersucht, außereheliche Beziehung, Trennungswünsche so<strong>wie</strong> -ängste,<br />
Streitverhalten in der Partnerschaft.<br />
� personenbezogene Themen (in 27 % aller Beratungsfälle), d. h. Probleme im Sozialkontakt<br />
(Selbstunsicherheit, Minderwertigkeitsprobleme, Kontaktsch<strong>wie</strong>rigkeiten) oder stimmungs- und<br />
emotionsbezogene Probleme (Schuldgefühle, Depression, Niedergeschlagenheit).<br />
� familienbezogene Themen (in 16 % aller Fälle) <strong>wie</strong> Sch<strong>wie</strong>rigkeiten um Trennung/Scheidung,<br />
Umgang mit den Eltern/Sch<strong>wie</strong>gereltern so<strong>wie</strong> Beziehungsprobleme zwischen Eltern und Kindern.<br />
� gesellschaftsbezogene Themen (in 10 % aller Fälle), d. h. Probleme in der Ausbildungs- und<br />
Arbeitssituation, der Wohnsituation und der finanziellen Situation.<br />
30<br />
50%<br />
45%<br />
40%<br />
35%<br />
30%<br />
25%<br />
20%<br />
15%<br />
10%<br />
5%<br />
0%<br />
47%<br />
27%<br />
16%<br />
Beratungsinhalte<br />
10%<br />
Partner Person Familie Gesellschaft
Beratungsstelle Würzburg Statistik<br />
Familienstand und Partnerschaftsform<br />
Von den 1549 Klienten waren im Berichtsjahr<br />
18% ledig (276 Pers.), 69% verheiratet (1061<br />
Pers.), 8% geschieden (121 Pers.), 1% verwitwet<br />
(19 Pers.). Bei den restlichen 4% ist der<br />
Familienstand unbekannt. 62 Personen gaben<br />
an, <strong>wie</strong>derverheiratet zu sein.<br />
Bei der Partnerschaftsform machten die<br />
Klienten folgende Angaben: 13% der Fälle<br />
(134 von insgesamt 998 Fällen) lebten allein<br />
(ohne Partner), 65% aller Fälle waren verheiratet<br />
zusammenlebend (55%) bzw. unverheiratet<br />
zusammenlebend (10%). In 19% aller<br />
Fälle lebten die Partner getrennt, davon 14%<br />
verheiratet getrennt lebend und 5% unverheiratet<br />
getrennt lebend.<br />
Familien und Kinder<br />
An den drei Beratungsstellen in der Region<br />
Würzburg wurden 2006 insgesamt 25 Familien<br />
mit Kindern/Jugendlichen unter 18 Jahren beraten.<br />
An diesen Familienberatungen nahmen<br />
insgesamt 36 Kinder/Jugendliche teil.<br />
Die 945 beratenen Eltern und Alleinerziehenden<br />
mit Kindern unter 18 Jahren hatten insgesamt<br />
1467 Kinder unter 18 Jahren.<br />
Leistungen nach dem Kinder– Kinder und Jugendhilfegesetz (KJHG)<br />
1059 Personen, die im Berichtsjahr unsere<br />
drei Beratungsstellen aufsuchten (das sind<br />
68 % aller beratenen Personen) gehören zur<br />
Gruppe derer, die einen Anspruch auf Leistungen<br />
nach dem KJHG haben . Fallbezogen<br />
handelt es sich um insgesamt 674 Fälle, die<br />
unter das KJHG fallen (das sind 67 % aller<br />
998 Beratungsfälle). Auf den Personenkreis<br />
der Eltern und Alleinerziehenden mit Kindern<br />
unter 18 Jahren ( 945 Personen) und die jungen<br />
Erwachsenen bis zum 27. Lebensjahr (99<br />
Personen) entfielen im Berichtsjahr 64 % aller<br />
Beratungsleistungen, was insgesamt 4147<br />
KJHG- Beratungsstunden entspricht.<br />
31
32<br />
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
… Ene mene Finte<br />
wir sitzen in der Tinte -<br />
Ene mene meck ...<br />
und<br />
„DU bist weg“
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
Abschied<br />
von Erhard Scholl<br />
HELGA hat irgend<strong>wie</strong> mitgekriegt, dass da<br />
was nicht mehr stimmt - sie hat mich gefragt,<br />
was ich hätte, nach einiger Zeit. Ich habe gereizt<br />
reagiert, habe zu ihr gesagt, sie soll aufhören,<br />
es wäre nichts, sie höre die Flöhe husten.<br />
Sie hat dann auch nichts mehr gesagt,<br />
aber immer wenn ich von der Arbeit heimgekommen<br />
bin, war die Stimmung gespannt zwischen<br />
uns. Helga hat immer weniger gesprochen<br />
- es wurde immer beklemmender.<br />
HEUTE ist der letzte Tag hier, an meinem Arbeitsplatz.<br />
Ich bin jetzt 45. Am liebsten hätte<br />
ich mich krank gemeldet. Ich bin geschlichen,<br />
habe drauf geachtet, dass ich keinem begegne,<br />
dass mich keiner anspricht. Die Vorstellung,<br />
dass ich die, mit denen ich zwanzig Jahre<br />
zusammengearbeitet hatte, nun nicht mehr<br />
sehen würde, oder halt nur mal so, eher zufällig<br />
- das macht mir die Brust eng. Sie haben<br />
alle versprochen, dass wir uns treffen - ich<br />
habe bei den Kollegen von früher ja auch nicht<br />
mehr angerufen - ist ja auch immer ein bisschen<br />
peinlich. Was soll man sagen? Die meisten<br />
von uns waren entsetzt, als wir erfuhren,<br />
dass er die Abteilung übernehmen sollte. Er<br />
war ein scharfer Hund. Ich bin schon früher<br />
nicht mit ihm klargekommen. “Schleifer” habe<br />
ich mal zu ihm gesagt, als er gerade Meister<br />
geworden war, und er dies raushängen ließ.<br />
Jetzt hat er seine Rechnung mit mir beglichen.<br />
Er hatte mich gerufen und mir mitgeteilt, dass<br />
ich im Rahmen der Umstrukturierungsmaß-<br />
nahmen “leider nicht mehr weiter beschäftigt”<br />
werden könne. Ich meinte ein Lächeln dabei in<br />
seinem Gesicht zu sehen - war er verlegen,<br />
oder war das ein kleines, triumphierendes Lächeln,<br />
dass er mich los war? Kein Wort des<br />
Bedauerns, oder der Anerkennung für meine<br />
Leistung. Er geht mir aus dem Weg.<br />
ERST haben wir noch zusammen Kaffee getrunken,<br />
Helga und ich. Aber die Gespräche<br />
wurden immer karger, es war bedrückend.<br />
Helga hat nicht mehr so unbeschwert erzählt<br />
<strong>wie</strong> früher und mir ist es immer schwerer gefallen,<br />
ihr zu sagen, <strong>wie</strong> es mir geht - ich wollte<br />
sie nicht noch mehr belasten. Dann war sie<br />
nicht mehr da, als ich heimkam. Sie hatte andere<br />
Termine, keine Zeit mehr. Sie mochte es<br />
nicht mehr so <strong>wie</strong> früher, wenn ich sie in den<br />
Arm nehmen wollte.<br />
ICH räume meinen Spind aus, die Sachen, die<br />
ich schon lange drin habe, einen kleinen Teddy,<br />
den mir meine Tochter Lena, als sie drei<br />
war, mal mit auf die Arbeit gegeben hat. Jetzt<br />
ist sie 17. Manchmal erzählen wir noch davon,<br />
weil sie sich auch noch gerne an diese Geschichte<br />
erinnert, als sie mir den kleinen Teddy<br />
schenkte. Die Kollegen, mit denen ich mich<br />
gut verstand, haben mir auf die Schultern geklopft,<br />
“Du wirst es schon schaffen”. Ganz unten<br />
auf meinem Laufzettel steht: “Den Schlüssel<br />
für den Schrank an der Eingangskontrolle<br />
abgeben.” Vom Chef habe ich mich nicht verabschiedet.<br />
33
HELGA ist da, als ich heimkomme. Sie nimmt<br />
mich in den Arm - jetzt kann ich ihre Umarmung<br />
nicht gut annehmen, stoße sie fast zurück.<br />
Es ist einfach zu schlimm für mich.<br />
“Wir werden das schon schaffen” sagt sie und<br />
schluckt dabei. Sie klingt nicht sehr überzeugt.<br />
Und sie ist so weit weg von mir.<br />
Vor 10 Jahren haben wir gebaut, die Bank will<br />
ihr Geld - 500 Euro weniger werden wir etwa<br />
haben, das hat Helga schon ausgerechnet.<br />
Ich bin stolz auf unsere Kinder, auf unser<br />
Haus, was wir uns geschaffen hatten. Jetzt ist<br />
es unsicher, ob wir das halten können. Hätte<br />
ich mich nicht doch mehr anpassen sollen,<br />
hätte ich mehr schleimen sollen ?<br />
Und Helga ist so weit weg.....<br />
So oder ähnlich berichten viele Frauen und<br />
Männer, die mit dem Thema Arbeitslosigkeit<br />
in unsere Beratungsstellen kommen. Sie<br />
kommen selten mit dem Thema “Arbeits-<br />
losigkeit” direkt, vielmehr sprechen sie erst<br />
über die finanziellen Probleme, die die Arbeitslosigkeit<br />
gebracht hat, und auch, dass<br />
die Beziehung darunter gelitten hat - “obwohl<br />
wir doch jetzt mehr Zeit hätten füreinander”.<br />
34<br />
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberatung – <strong>wie</strong><br />
kann sie helfen in dieser kritischen Lage?<br />
Viele Menschen, die uns - oft skeptisch - so fragen,<br />
sagen zurecht, dass wir die finanzielle Belastung<br />
nicht vermindern können.<br />
Kann Reden helfen?<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberatung - ein Ort<br />
der Anteilnahme und der Entschleunigung?<br />
Die Beratungsstelle ist für die Betroffenen und<br />
auch ihre PartnerInnen zuerst einmal ein Ort, über<br />
all die Ängste, die Verunsicherungen, die Kränkungen<br />
zu sprechen, den eigenen Gedanken,<br />
Befürchtungen und Selbstzweifeln Raum zu geben.<br />
Schon das Sprechen über die eigenen Gedanken<br />
und Gefühle wenn ein Dritter anwesend<br />
ist, der unterstützend und klärend, ohne parteiisch<br />
zu sein, aktiv zuhört, kann hilfreich sein. Häufig<br />
sind die Klientinnen und Klienten entmutigt, in<br />
Panik über die Einbußen und finanziellen Probleme.<br />
Gelegentlich taucht der Gedanke auf, sich<br />
das Leben zu nehmen. Beratung kann dann helfen,<br />
was zu tun ist, herauszufinden und deutlich<br />
zu machen, dass die momentane Panik zwar sehr<br />
verständlich ist, aber dass sich Wege finden lassen<br />
- auch wenn sie häufig Verzicht und Veränderungen<br />
in den Lebensplanungen mit sich bringen.
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
Quelle: www.pixelquelle.de<br />
Ehe-, Familien- und Lebensberatung<br />
- ein Ort, sich seiner selbst und der<br />
Partnerschaft <strong>wie</strong>der sicherer zu werden?<br />
Die Entmutigung des Arbeitslosen teilt sich der<br />
ganzen Familie mit. Es kann sein, dass der<br />
Umgang miteinander aggressiver wird, oder<br />
dass man alles Grau in Grau sieht, und sich<br />
jeder zurückzieht.<br />
Eheberatung kann dazu beitragen, <strong>wie</strong>der Boden<br />
unter die Füße zu bekommen und <strong>wie</strong>der<br />
Zugang zu seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten<br />
zu finden. Neuer Mut kann wachsen, sich<br />
<strong>wie</strong>der auf die Suche nach Arbeit zu machen<br />
und vielleicht auch Wege zu finden, sich mit<br />
weniger Geld, ohne Erwerbstätigkeit, als wertvoll<br />
zu erleben. Über die erlittenen Kränkun-<br />
gen, Demütigungen und Enttäuschungen sprechen<br />
zu können, Begleitung zu haben, wenn<br />
man denkt, ins Bodenlose zu fallen, kann auch<br />
helfen, <strong>wie</strong>der mit dem Partner/ der Partnerin<br />
ins Gespräch zu kommen, die Erfahrungen<br />
mit ihr/ ihm zu teilen. Auch die Ängste, Sorgen<br />
und Enttäuschungen des Partners/ der Partnerin<br />
haben hier ihren Platz.<br />
Die Erfahrung, vom Partner/ der Partnerin verstanden<br />
zu werden, ist entlastend und lässt<br />
die Partnerschaft gerade in dieser schweren<br />
Zeit <strong>wie</strong>der lebendiger werden. In der gemeinsam<br />
erlebten Stärke kann es leichter gelingen,<br />
im sozialen Leben integriert zu bleiben, auch<br />
mit weniger Geld. Ein erster Schritt in diesem<br />
partnerschaftlichen Gespräch kann sein, eine<br />
neue Struktur für den Tagesablauf zu entwickeln:<br />
Zu entdecken, dass die freie Zeit Möglichkeiten<br />
bietet, Neues zu entdecken, sinnvoll<br />
tätig zu werden, ohne Geld auszugeben, kann<br />
Erfüllung und Sinn bringen, wo man ihn bisher<br />
noch nicht gesehen hat.<br />
Auch wenn es kein leichter Weg ist - es kann<br />
gelingen, auch ohne Erwerbstätigkeit in Würde<br />
zu leben.<br />
35
Arbeitsplatzverlust,<br />
Arbeitslosigkeit<br />
und Selbstkonzept<br />
Arbeitsplatzverlust bedroht in jüngster Zeit<br />
Fließbandarbeiter ebenso <strong>wie</strong> Facharbeiter<br />
und Angestellte. Nirgendwo mehr ist der früher<br />
vielzitierte Goldene Boden des Handwerks zu<br />
finden. Auch Akademiker sind nicht mehr gegen<br />
Entlassung gefeit. Was als Grundwerte für<br />
erfolgreiche Erwerbstätigkeit gilt, Fleiß, Zuverlässigkeit,<br />
Pflichtbewusstsein, Einordnung in<br />
die Hierarchie am Arbeitsplatz und Loyalität<br />
mit dem Arbeitgeber, Lehre, Weiterbildung<br />
oder Studium sind längst keine Garanten mehr<br />
für einen sicheren und (gut) bezahlten Arbeitsplatz.<br />
Ungewissheit hat das Gefühl der Sicher-<br />
36<br />
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
Ein Versuch die Arbeitsmarktsituation, die Lebensbedingungen<br />
einer zunehmenden Zahl von erwerbslosen Klienten und<br />
die Auswirkungen auf deren Selbstkonzept zu verstehen.<br />
von Margarete Frey-Lingscheidt<br />
heit, für sich, seine Familie den finanziellen<br />
Rahmen für die Zukunft schaffen zu können,<br />
verdrängt.<br />
Noch immer wirken die alten Werte und Normen<br />
des industriellen Zeitalters auf die arbeitenden<br />
und arbeiten wollenden Menschen<br />
und die von ihnen gebildete Gemeinschaft.<br />
Noch gilt, dass Lohnarbeit Daseinsberechtigung<br />
schafft, den Wunsch nach Sinnhaftigkeit,<br />
Selbstverwirklichung und Anerkennung erfüllt,<br />
die Teilhabe an sozialen Sicherungssystemen<br />
ermöglicht, Zeitabläufe und Lebenszeit strukturiert<br />
so<strong>wie</strong> die soziale Einordnung je nach
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
Prestige von Beruf oder Arbeitsplatz sichert.<br />
Arbeitsmarktforschung und Soziologie, die<br />
eine neuerliche, dritte Revolution des Arbeitsmarktes<br />
beschreiben, zeigen aber schon seit<br />
geraumer Zeit auf, dass Automatisierung und<br />
Globalisierung die Arbeitswelt massiv verändert<br />
haben und noch immer verändern. Das<br />
Festhalten an den alten Werten und Normen<br />
scheint einer Anpassung an diese Veränderungen<br />
entgegen zu stehen, ergeben sich daraus<br />
doch für den einzelnen Menschen hohe<br />
Belastungen, weil er sich, trotz der Einhaltung<br />
der von ihm erlernten Normen, der Willkür eines<br />
unberechenbar gewordenen Arbeitsmarktes<br />
ausgeliefert sieht. In gleichem Maße gilt<br />
diese Verunsicherung auch für Gesellschaft<br />
und Politik, denn alle Maßnahmen und Bewertungen,<br />
z.B. auch die, dass Bildung und fachliche<br />
Qualifikation arbeitsplatzsichernd wirke,<br />
dass Lohnnebenkostensenkung oder niedrige<br />
Lohnforderungen neue Arbeitsplätze schaffen<br />
würden, sind noch immer orientiert am überholten<br />
Bild des Arbeitsmarktes des industriellen<br />
Zeitalters.<br />
Weltweit werden in großem Maße Arbeitsplätze<br />
wegrationalisiert, d.h. durch vollautomatische,<br />
sprachlichen Anweisungen zugängli-<br />
che Roboter und Fabrikationsanlagen ersetzt.<br />
Es gilt daher nicht mehr, dass, wer arbeiten<br />
und damit sein Auskommen sichern wolle,<br />
auch einen entsprechenden Arbeitsplatz finden<br />
könne. MitarbeiterInnen werden durch<br />
rund um die Uhr und ohne Urlaubsansprüche<br />
oder Krankheit arbeitende Maschinen ersetzt.<br />
Fabrikationen werden ins billiger produzierende<br />
Ausland verlegt.<br />
Wenn mit immer weniger menschlichen Arbeitskräften<br />
eine immer höhere Produktivität<br />
erreicht wird, steht entweder für immer weniger<br />
Menschen ein voller Arbeitsplatz zur Verfügung<br />
oder immer mehr Menschen arbeiten, bei<br />
geringerem Einkommen, in einer verkürzten<br />
Wochenarbeitszeit.<br />
Die ein Arbeitsleben lang dauernde Beschäftigung<br />
in einer Firma und damit die Zugehörigkeit<br />
zu einer Betriebsfamilie ist kaum mehr<br />
möglich, an ihre Stelle treten immer häufiger<br />
berufliche Patchwork-Lebensläufe. Jetzt schon<br />
machen viele Menschen die Erfahrungen ständigen<br />
Wechselns zwischen Arbeitslosigkeit<br />
und Erwerbsarbeitszeiten einerseits, aber<br />
auch von Arbeitsplatzwechseln und Leiharbeit.<br />
Das Erleben zu einer Produktionsgemein-<br />
schaft zu gehören, für seine ”Gruppe” einste-<br />
37
hen oder kämpfen zu wollen, und darin Gemeinsinn<br />
zu finden, nimmt stetig ab. In ferne<br />
Vergangenheit scheinen die Bündnisse arbeitender<br />
Menschen gerückt, <strong>wie</strong> sie z. B. von<br />
Adolph Kolping oder dem Mainzer Bischof Ketteler<br />
gegründet wurden. Der gesellschaftliche<br />
und von Politikern erhobene Vorwurf, wer längere<br />
Zeit arbeitslos sei, bemühe sich nur nicht<br />
genug und nutze die Gemeinschaft aus, unterminiert<br />
zusätzlich die Solidarität und fördert die<br />
Angst in diesen Status zu fallen.<br />
Die Zunahme von Mini-, Midi- und Ein-Euro-<br />
Jobs führt dazu, dass immer mehr Menschen<br />
zwar einen zeitlich meist befristeten Arbeitsplatz<br />
haben, aber mit ihrer geringfügigen Beschäftigung<br />
bzw. mit mehreren solchen Arbeitsverhältnissen<br />
lediglich ein knapp die Existenz<br />
sicherndes Einkommen erzielen können.<br />
Hinzu kommt, dass das niedrige Einkommen<br />
auch niedrige Renten zur Folge hat, dass also<br />
für die kommenden Jahrzehnte eine zunehmende<br />
Altersarmut zu erwarten ist. Generell<br />
nimmt Armut in erschreckendem Maße zu:<br />
Innerhalb einer von Wohlstand geprägten Gesellschaft<br />
wächst die Anzahl derer, die sich nur<br />
existentiell Notwendiges leisten können. Die<br />
an christliche Nächstenliebe appellierenden<br />
mittelalterlich-frühneuzeitlichen Almosenverordnungen<br />
der Städte und die sie ablösenden,<br />
vom Solidaritätsgedanken geprägten Sozialversicherungsgesetze<br />
des ausgehenden 19.<br />
Jahrhunderts haben sich gewandelt. Den heu-<br />
38<br />
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
tigen, reformierten Sozialgesetzen liegt der<br />
Grundsatz “Fordern und Fördern” zugrunde.<br />
Arbeitslosengeld wird nur über den begrenzten<br />
Zeitraum von einem Jahr bezahlt. Die früher<br />
vom Nettoeinkommen abhängigen Arbeitslosenhilfezahlungen<br />
wurden in die Regelsätze<br />
des “Arbeitslosengeld II” gewandelt. Langzeitarbeitslose,<br />
d. h. Menschen, die länger als ein<br />
Jahr ohne Erwerbsarbeit sind, müssen zuvörderst<br />
ihr mühsam erarbeitetes und meist ohnehin<br />
eher geringfügiges Vermögen für ihren<br />
Lebensunterhalt verwenden. So kann sich angesichts<br />
des ständig schrumpfenden Arbeitsangebotes<br />
niemand vor dem Fall in die lediglich<br />
existenzsichernde Abhängigkeit der Zahlung<br />
von “Arbeitslosengeld II” schützen. Wer<br />
sich sträubt, die Forderungen der die “Hartz IV<br />
Gesetze” umsetzenden Institutionen zu erfül-<br />
Quelle: www.pixelquelle.de
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
len oder die Forderungen aufgrund individueller<br />
Beeinträchtigungen nicht erfüllen kann,<br />
muss mit Sanktionen rechnen.<br />
Die Frage, ob diese Gesetze nicht etwa die im<br />
Grundgesetz garantierte “Würde des Menschen”<br />
verletzten, wurde in einer juristischen<br />
Stellungnahme verneint mit dem Hinweis, dass<br />
die im Grundgesetz zugesicherte Menschenwürde<br />
kein ”Gutes Leben” verspräche, insofern<br />
also die minimale finanzielle Ausstattung<br />
der arbeitslosen Menschen und deren<br />
„Bedarfsgemeinschaften” den Ansprüchen<br />
unserer staatlichen Gemeinschaft durchaus<br />
genügten.<br />
Diese Zukunftsunsicherheit des beruflichen<br />
und damit finanziell abgesicherten Lebens, der<br />
wachsende Leistungsdruck und die abnehmende<br />
Solidarität belasten bereits viele Menschen,<br />
die noch in Erwerbsarbeit stehen. Arbeitsplatzverlust<br />
und Arbeitslosigkeit führen<br />
aber zu deutlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.<br />
Psychosomatische Erkrankungen,<br />
körperliche Folgen von Stressbelastung<br />
und Depressionen treten gehäuft auf. In unserer<br />
Gesellschaft gelingt es Menschen nur in<br />
Ausnahmefällen, sich konstruktiv an Arbeitslosigkeit<br />
anzupassen, affektives Wohlbefinden<br />
und Handlungsfähigkeit zu erhalten und neue<br />
Rollen einzunehmen und als sinnvoll erlebte<br />
Betätigungen auszuüben.<br />
Dass eine erfolgreiche Erwerbsarbeit in den<br />
Industriegesellschaften einen so hohen Einfluss<br />
auf das Selbstkonzept der Arbeitenden<br />
hat, liegt nahe. Der Wert eines Menschen wird<br />
gemessen am Sozialprestige seines Berufes<br />
und seines Einkommens. Der Haben-Status<br />
hat hohen Einfluss auf den Respekt und die<br />
Achtung, die einem Menschen entgegengebracht<br />
werden. Seine Begabungen und Fähigkeiten<br />
werden von anderen geschätzt und<br />
eingefordert. So erlebt er sich als aktives und<br />
gestaltendes Mitglied verschiedener sozialer<br />
Systeme und bekommt immer <strong>wie</strong>der Rückmeldungen<br />
über seinen Wert und seine Wirksamkeit.<br />
Arbeitsplatzverlust und Arbeitslosigkeit<br />
heißt zuerst Verlust eines sicheren Einkommens,<br />
dann aber gehen auch Rollensicherheit,<br />
Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder<br />
Arbeitsgemeinschaft, sichere Zuordnung eigener<br />
(beruflicher) Fähigkeiten und Begabungen<br />
so<strong>wie</strong> Anerkennung für erbrachte Leistungen<br />
verloren. Das Mitleid der ersten Zeit wandelt<br />
sich bald in Erwartungen, die der Arbeitslose<br />
nicht erfüllen kann, und so in zunehmende<br />
Isolation. Finanzielle Unsicherheit oder auch<br />
Not verhindern die Integration in unterschiedliche<br />
soziale Systeme ebenso <strong>wie</strong> die zunehmende<br />
Selbstunsicherheit und das affektive<br />
39
Nichtwohlbefinden. Besonders mitbetroffen<br />
sind natürlich die PartnerInnen und Familien.<br />
Beeinträchtigungen durch finanzielle Nöte und<br />
deren Folgen <strong>wie</strong> z.B. Verlust von Wohnung,<br />
Aufgeben von Freizeitaktivitäten und Hobbys<br />
und Rückzug aus sozialen Kontakten summieren<br />
sich zu den emotionalen, gesundheitlichen<br />
und sozialen Belastungen. Viele erwerbslose<br />
Klienten schildern diese Lawine von Ereignissen,<br />
die anfängt bei der eigenen Destabilisierung<br />
und mit den zunehmenden Konflikten in<br />
Partnerschaft und Familie und der daraus resultierenden<br />
emotionalen Distanz, und über<br />
den Verlust von sozialen Kontakten, auch von<br />
Misserfolgserlebnissen bei oft zahllosen Bewerbungen<br />
und als abwertend erlebten Antragstellungen<br />
bei Institutionen der Arbeitslosengeldverwaltungen<br />
hinführt zu dem zunehmenden<br />
Gefühl eigener Macht- und Hilflosigkeit,<br />
eigenem Verschulden und dem Schwinden<br />
des sich selbst zugemessenen Wertes.<br />
Als Folge stellt sich oft eine eher resignative,<br />
depressive Grundhaltung ein, dazu gehört<br />
auch jenes Selbstwertgefühl, das Positives<br />
nicht mehr benennen kann. Diese Grundhaltung<br />
befördert die Lawine mehr als dass sie<br />
sie bremst.<br />
40<br />
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
Aus dem Versuch, Zusammenhänge zu verstehen<br />
und zusammenzufassen, ergeben sich<br />
einige notwendige (Re-)Aktionen für unsere<br />
Beratungsstellen.<br />
Eine Aufgabe sollte darin liegen, dass sich Be-<br />
ratungsstellen in die Diskussion um die Arbeitsmarktsituation<br />
einschalten und deutlich<br />
machen, dass die sich verändernde Arbeitswelt<br />
veränderte Arbeitsbiographien bedingt,<br />
die nicht in die Verantwortlichkeit der Betroffenen<br />
gelegt werden darf.<br />
Beratungsstellen könnten es sich zur Aufgabe<br />
machen, aktiv an der Neugestaltung des Arbeitsmarktes<br />
mitzuwirken, indem sie Modelle<br />
kritisch sichten und Stellung beziehen, so z. B.<br />
zu Rifkins Modell, das vorsieht, dass Menschen,<br />
die noch im Erwerbsleben stehen<br />
“durch geeignete Maßnahmen dazu veranlasst<br />
werden, einen Teil ihrer vermehrten Freizeit<br />
der ehrenamtlichen Arbeit () widmen” ... und<br />
“durch geeignete Gesetze” Millionen von Langzeitarbeitslosen<br />
mit “sinnvoller”, d. h. vergüteter<br />
Arbeit im Dritten Sektor, also mit sozialer<br />
und kultureller Arbeit für das Gemeinwesen<br />
“versorgt werden“.. (J. Rifkin, Das Ende der<br />
Arbeit und ihre Zukunft).
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
Beratungsstellen könnten in die Diskussion<br />
ihre reichen Erfahrungen mit sozialen Systemen<br />
und deren Bedingungen und ihre Sicht<br />
auf intrapsychische Prozesse einbringen und<br />
so zu einer menschlicheren und sozialeren<br />
Entwicklung beitragen.<br />
Während es in der konkreten Beratung von<br />
Menschen, die durch ihre Erwerbslosigkeit in<br />
persönliche, partnerschaftliche oder familiäre<br />
Krisen und Nöte geraten sind, um Bewältigungsstrategien,<br />
um die Klärung eigener Verantwortlichkeiten<br />
und das Erarbeiten und Erproben<br />
ressourcenorientierter Lösungswege<br />
geht, kann für die Zukunft die Entwicklung persönlicher<br />
Lebensentwürfe und die Suche nach<br />
sinngebendem Tun innerhalb einer sich verändernden<br />
Arbeitswelt und damit auch des sozialen<br />
Gemeinwesens mit seinen Werten und<br />
Normen, Aufgabe von Beratungsstellen sein.<br />
Quelle: www.pixelquelle.de<br />
Literatur:<br />
� Rifkin,Jeremy; Das Ende der Arbeit und ihre Zukunft,<br />
Fischer Tb 2005<br />
� Baumeister,H./Gransee,U./Zimmermann K-D.<br />
Hrsg.;Die Hartz-”Reformen”, VSA-Verlag 2005<br />
� Wacker,A., Kolobkova,A.; Arbeitslosigkeit und<br />
Selbstkonzept -ein Beitrag zu einer kontroversen<br />
Diskussion, Hogrefe-Verlag 2000<br />
� Hinrichs,K.; Leistungen und Sanktionen,<br />
In: Kritische Justiz, Baden-Baden 2006<br />
41
42<br />
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
“Die Kündigung bin ich meiner<br />
Selbstachtung schuldig”<br />
In einem langen, inneren Prozess hat Frau S.<br />
sich nach 20 Jahren in einer unbefriedigenden<br />
Ehe zur Trennung entschieden.<br />
Sie nimmt den Verlust des eigenen Hauses in<br />
Kauf, ebenso das Unverständnis und die<br />
Schuldzuweisungen durch ihren Mann und die<br />
beiden Herkunftsfamilien.<br />
Neben all diesen Problemen treten für sie<br />
überraschend verstärkt Spannungen am Arbeitsplatz<br />
auf. Frau S. hat einen Teilzeitvertrag<br />
und eine Tätigkeit, die ganz ihren Fähigkeiten<br />
entspricht und die sie sehr gerne macht.<br />
Allerdings führen dort unklare Strukturen und<br />
widersprüchliche Informationen auf den verschiedenen<br />
Entscheidungsebenen zu für Frau<br />
S. unhaltbaren Zuständen. Als sie auf diese<br />
hinweist, beginnt man sie zu mobben, untersucht<br />
z.B. in ihrer Abwesenheit ihr Büro, etc.<br />
Da sie keinerlei Antwort, geschweige denn<br />
Unterstützung von oben erhält, gibt es für sie<br />
keine Basis mehr für eine fruchtbare Zusammenarbeit.<br />
Schweren Herzens schreibt sie einen mehrseitigen<br />
Kündigungsbrief und listet ihre Gründe<br />
bzw. die Missstände in der Einrichtung auf.<br />
Sie hofft, wenigstens auf diese Weise - indem<br />
sie ihr ganzes Gewicht in die Waagschale wirft<br />
- eine Reaktion zu bekommen, vergeblich.<br />
von Angelika März<br />
“Es gibt keine Basis mehr für mich, obwohl es<br />
die beste Arbeit ist, die ich bisher hatte. Ich<br />
wollte die Verhältnisse klären, bekam aber<br />
keine Chance, kein Gespräch, keine Antwort,<br />
keinen Kommentar auf meinen Brief.<br />
Ich habe so vieles versucht, das alles hat mich<br />
psychisch ganz schlimm belastet, ich konnte<br />
nicht mehr schlafen ...”<br />
”Die Kündigung bin ich meiner Selbstachtung<br />
schuldig”<br />
Das Weiterleben nach der Kündigung ist für<br />
Frau S. ein - trotz aller Einschränkungen und<br />
wider alle Erwartungen - besseres, reicheres<br />
Leben!<br />
“Durch die Kündigung bin ich stärker geworden.<br />
Nun habe ich nichts mehr zu verlieren.<br />
Ich lasse jetzt nicht mehr alles mit mir machen,<br />
mich nicht mehr einschüchtern, auch nicht von<br />
der Arbeitsagentur und auch nicht von meiner<br />
Familie.” “Jetzt lerne ich, an mich zu denken.<br />
Ich bin so <strong>wie</strong> ich bin, ich werde meinen Weg<br />
gehen...”
Die Beziehung zur Tochter verbessert sich,<br />
Frau S. hat mehr Zeit für sie und mehr Freude<br />
mit ihr. Sie kann jetzt die heftigen Gefühlsschwankungen<br />
der Tochter besser verkraften,<br />
fühlt sich weniger schuldig. Durch die Beratungsgespräche<br />
entdeckt und akzeptiert sie<br />
mehr und mehr auch ihre eigenen schwankenden<br />
Empfindungen.<br />
Frau S. sieht Land, spürt manchmal ihre Energie<br />
und immer <strong>wie</strong>der ganz viel Ruhebedürfnis.<br />
Sie will ihre Eigenständigkeit leben - trotz<br />
ihrer kleinen Wohnung, ihrer knappen Finanzen,<br />
ihrem von der Bank gesperrten Konto,<br />
ihrer unklaren Zukunft - sie entdeckt ihre Wün-<br />
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
sche und Fähigkeiten, sie findet Wege, Hilfen<br />
zu suchen und anzunehmen! Mit wenig Geld<br />
auszukommen und zu sehen, <strong>wie</strong> sie ihre Situation<br />
meistert, macht sie unabhängig und zuversichtlich.<br />
<strong>„Das</strong> Reden hier in der Beratung tut gut – und<br />
auch mit meinem Arzt konnte ich jetzt reden.<br />
Er hat mich krank geschrieben. Zu welchem<br />
Preis boxe ich mich durch? Jetzt kann ich mich<br />
endlich um mich kümmern, ausruhen, nach all<br />
den anstrengenden Jahren, tun, was mir, meinem<br />
Körper gut tut. Jetzt bin ich reich an Zeit.“<br />
43
Arbeitslosigkeit,<br />
Angst vor Arbeitsplatzverlust und<br />
Stress am Arbeitsplatz<br />
als Bedrohung der Gesundheit<br />
44<br />
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
Kürzlich hat der Bundesverband der Betriebskrankenkassen darauf hinge<strong>wie</strong>sen, dass die Krankheitstage in deutschen<br />
Unternehmen, die durch psychische Probleme verursacht seien, um ein Drittel zugenommen hätten.<br />
Seelische Erkrankungen seien inzwischen die vierthäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit.<br />
aus Publik-Forum, Nr. 1/2007, Hartmut Meesmann, „Wenn Angst die Seele frisst.“<br />
„Stress, bedingt durch unrealistische Arbeitsplatzanforderungen, sozial isolierende Arbeitsbedingungen, mangelhafte<br />
Mitgestaltungsmöglichkeiten, zunehmenden Zeit- und Verantwortungsdruck, ist die Hauptursache psychischer<br />
Störungen. In den letzten 10 Jahren hat der arbeitsbedingte Stress zugenommen, und seelische Befindungsstörungen<br />
unter den Beschäftigten haben sich epidemisch verbreitet.“<br />
WHO 2000, aus Psychologie Heute 3/2007, S. 40<br />
Der Anteil von Arbeitslosen mit gesundheitlichen Einschränkungen hat in Deutschland von 19,2 % (1985) auf 28,7<br />
% (1992) zugenommen. Das zeigt sich im psychischen Bereich: ...„Entsprechend sind männliche Arbeitslose achtmal<br />
häufiger von psychiatrischen Erkrankungen betroffen als Erwerbstätige.“<br />
Der seelische Druck der Arbeitslosigkeit und die stressinduzierende „Bereitstellungssituation“ schwächen nachweislich<br />
auch das Immunsystem: ... „Langzeitarbeitslose sind z.B. im Vergleich zu Kurzzeitarbeitslosen und Beschäftigten<br />
weitaus häufiger von schweren chronischen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Bewegungsapparates<br />
(besonders Rückenschmerzen) und des Verdauungssystems betroffen.“<br />
aus P. Kunert, Blickpunkt, Okt. 2005, S. 31<br />
„54 % der deutschen Angestellten ...(Umfrage der Onlinebörse Job Scout 24) [bangen] um ihren Arbeitsplatz.... gut<br />
65 % der Männer und 47 % der Frauen [bezeichnen] die Angst um den Job als größten Stressauslöser in ihrem<br />
Leben.“<br />
aus A. Ustorf, Psychologie Heute 3/2007, S. 39<br />
„Die gerechte Ordnung der Gesellschaft und des Staates ist zentraler Auftrag der Politik. Zur Grundgestalt des<br />
Christentums gehört die Unterscheidung zwischen dem, was des Kaisers, und dem, was Gottes ist... Gerechtigkeit<br />
ist Ziel und daher auch inneres Maß aller Politik. Die Politik ist mehr als Technik der Gestaltung öffentlicher Ordnungen:<br />
Ihr Ursprung und ihr Ziel ist eben die Gerechtigkeit, und die ist ethischer Natur. So steht der Staat praktisch<br />
unabweisbar immer vor der Frage, <strong>wie</strong> ist Gerechtigkeit hier und jetzt zu verwirklichen?“<br />
aus Benedikt XVI, Enzyklika „Deus caritas est“
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
<strong>Damals</strong> <strong>wie</strong> <strong>heute</strong>: <strong>„Das</strong> <strong>gute</strong> <strong>Leben“</strong>!<br />
Wie könnte es sein, das „<strong>gute</strong> <strong>Leben“</strong>, in einer<br />
Zeit des Umbruchs, des wirtschaftlichen und<br />
kulturellen Wandels, in einer Zeit vielfältiger<br />
Kommunikationsmöglichkeiten und des zunehmenden<br />
Bewusstseins gegenseitiger Abhängigkeiten,<br />
kurzum in unserer Zeit der Globalisierung?<br />
Denn für den Einzelnen bedeutet<br />
diese Entwicklung oft eine Einschränkung,<br />
manchmal sogar den Verlust des „<strong>gute</strong>n Lebens“.<br />
Die Welt scheint immer unübersichtlicher<br />
zu werden und der Einzelne erfährt, dass<br />
er jederzeit austauschbar ist im Getriebe dieses<br />
scheinbar grenzenlosen sozialen und wirtschaftlichen<br />
Wandels.<br />
In unserer Gesellschaft hängt die Vorstellung<br />
vom „<strong>gute</strong>n <strong>Leben“</strong> vor allem vom Arbeitsplatz<br />
und dem damit erwirtschafteten Geld ab. Doch<br />
gerade die berufliche Lebensplanung gerät<br />
zunehmend unter die globalen Räder. Weltweit<br />
operierende Unternehmen verfügen bedarfsorientiert<br />
über die Vergabe von Arbeitsplätzen.<br />
Es ist nicht mehr selbstverständlich, kontinuierlich<br />
einen Arbeitsplatz zu haben. Trotzdem<br />
wird Arbeitslosigkeit weitgehend als persönliches<br />
Versagen erlebt und gewertet. Mit ihr<br />
beginnt aber oft genug eine Spirale persönlicher<br />
Entwertung, wirtschaftlicher Einschränkung<br />
und sozialer Ausgrenzung, gefolgt von<br />
von Johanna Schießl<br />
negativen Auswirkungen auf Partnerschaft und<br />
Familie, Gesundheit und Teilhabe am sozialen<br />
und kulturellen Geschehen. Das „<strong>gute</strong> <strong>Leben“</strong><br />
scheint am Ende.<br />
Im 3. Jh. v. Chr. macht sich nun ein biblischer<br />
Philosoph namens Kohelet Gedanken über<br />
das „<strong>gute</strong> <strong>Leben“</strong>, den Stellenwert von Arbeit,<br />
das Glück des Menschen und das, „was wirklich<br />
trägt“ und beweist erstaunliche Aktualität<br />
mit seinen Überlegungen. Kohelet, der selbst<br />
in einer Zeit des Umbruchs, des wirtschaftlichen<br />
und sozialen Wandels, kurzum in einer<br />
Zeit antiker Globalisierung lebte, beobachtete<br />
die Menschen, die Gesellschaft, die politischen<br />
und religiösen Machthaber und sich<br />
selbst in seinen vielfältigen Bezugssystemen.<br />
Aus diesen Beobachtungen zieht er seine Erkenntnisse.<br />
„Auch das habe ich gesehen, da plagen sich<br />
die Menschen und setzen all ihre Fähigkeiten<br />
ein, um sich gegenseitig auszustechen.“ Recht<br />
nüchtern betrachtet er den Konkurrenzkampf<br />
unter den Menschen, die sich ihren Anteil am<br />
Reichtum um jeden Preis sichern wollen und<br />
fragt „wozu“, denn „letzten Endes kommt<br />
nichts dabei heraus“. Jedenfalls nichts, was<br />
den Menschen wirklich trägt und glücklich<br />
macht, angesichts dessen, dass keiner davon<br />
45
letztendlich etwas mitnehmen kann. <strong>„Das</strong> ist<br />
vergebliche Mühe und Jagd nach dem Wind“.<br />
Kohelet muss sich eingestehen, dass weder<br />
Besitz, noch Machtfülle, noch Wissen, noch<br />
Erfolg dauerhaft und wahrhaft glücklich machen,<br />
wenngleich er diese Dinge durchaus<br />
wertschätzt. Aber sie führen nicht automatisch<br />
zu einem glücklichen, einem „<strong>gute</strong>n <strong>Leben“</strong>:<br />
Glück ist nicht einfach machbar. So das Fazit<br />
seiner Beobachtungen.<br />
Vielmehr, so seine Erfahrung, sind Glück und<br />
Freude letztendlich Geschenke Gottes. „Es<br />
gibt kein in allem Tun gründendes Glück, es<br />
sei denn, ein jeder freut sich, und so verschafft<br />
er sich Glück, während er noch lebt, wobei<br />
zugleich immer, wenn ein Mensch isst und<br />
trinkt und durch seinen ganzen Besitz das<br />
Glück kennenlernt, das ein Geschenk Gottes<br />
ist“. Gott, dessen Schöpfung gut und schön ist,<br />
will das Gute für den Menschen und dieses<br />
Gute, dieses Glück ist erfahrbar im alltäglichen<br />
Tun. Kohelet ist keineswegs naiver Glückstrainer,<br />
er sieht die Mühen, die Arbeit der Menschen,<br />
die Ungerechtigkeiten und Verblendungen,<br />
die sein gesellschaftliches und individuelles<br />
Leben bestimmen und begrenzen. Aber er<br />
entdeckt und besteht darauf, dass sich das<br />
„<strong>gute</strong> <strong>Leben“</strong> im Alltäglichen erfahren lässt: im<br />
Wohlsein lassen, im rechten Genießen, in der<br />
Liebe und im Gottvertrauen.<br />
„Darum iss dein Brot und trink deinen Wein<br />
und sei fröhlich dabei. So hat es Gott für die<br />
Menschen vorgesehen und so gefällt es ihm.<br />
Nimm das Leben als ein Fest, trag immer<br />
46<br />
Arbeitslosigkeit als Schicksal<br />
frisch gewaschene Kleider und sprenge duftendes<br />
Öl auf dein Haar. Genieße jeden Tag<br />
mit der Frau, die du liebst, solange das Leben<br />
dauert, das Gott dir unter der Sonne geschenkt<br />
hat....“.<br />
Gott schenkt „das <strong>gute</strong> <strong>Leben“</strong>, am Menschen<br />
liegt es, dies zu erfassen und zu gestalten.<br />
Darin erfährt er Glück und Freude, sie sollen<br />
ihn in all seinem Denken und Tun durchdringen.<br />
Allein dieses Geschenk befähigt den<br />
Menschen, sich von einer Haltung des Habens<br />
und Hortens abzusetzen und einen Lebensentwurf<br />
zu entwickeln, der sowohl die Freude<br />
am Besitz als auch die Bereitschaft zum Teilen,<br />
den persönlichen Genuss als auch den<br />
Einsatz für Gerechtigkeit, die sich genügende<br />
Zweisamkeit als auch die Solidarität mit den<br />
anderen umfasst.<br />
<strong>„Das</strong> <strong>gute</strong> <strong>Leben“</strong>, damals <strong>wie</strong> <strong>heute</strong>: Kohelet<br />
regt an, sich Gedanken über die eigene Lebensgestaltung<br />
zu machen. Er streitet nicht<br />
ab, dass Arbeit und Besitz wesentliche Glücksfaktoren<br />
sind, doch sind sie nicht die einzigen<br />
und nicht unbedingt die allerwichtigsten. Er<br />
fragt nach den bleibenden und tragfähigen<br />
Werten im Leben eines Menschen und fordert<br />
seine LeserInnen dazu auf, alltagstaugliche<br />
Prioritäten zu entwickeln. Die Aktualität seiner<br />
Überlegungen sind nicht zu überlesen. Sie<br />
bieten auch in unserer gegenwärtigen Umbruchssituation<br />
Orientierung; trotz Globalisierung,<br />
das „<strong>gute</strong> Leben scheint keineswegs zu<br />
Ende.<br />
(Zitate: Gute Nachricht Bibel)
Beratungsstellen für Ehe-, Ehe , Familien- Familien und Lebensfragen<br />
63739 ASCHAFFENBURG<br />
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47
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