Programm im Jubiläumsjahr - Historischer Verein Lebach EV
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In einem ausführlichen Bericht der Saarbrücker Landeszeitung über den <strong>Lebach</strong>er Faasendumzug 1928 heißt es:<br />
"Auch <strong>im</strong> Saargebiet gibt es Orte, wo sich schon seit langer Zeit ein Karnevalsleben und -treiben herausgebildet<br />
hat, an dem die ganze Bevölkerung der Orte teiln<strong>im</strong>mt und wo die Veranstaltungen noch den Charakter eines<br />
Volksfestes tragen, eines Volksfestes <strong>im</strong> guten Sinne. Durch Zufall hatte ich ..... Gelegenheit, ein solches<br />
karnevalistisches Fest zu schauen, das mir wegen seiner Urwüchsigkeit, seiner Originalität, seiner prachtvollen<br />
Aufmachung, vor allen Dingen aber auch wegen seiner Anständigkeit viel Freude gemacht hat."<br />
Kinderprinz Michael I.<br />
aus dem Geschlechte der Jobacher Faasenboozen,<br />
Großfürst aller gardetanzenden Feuerlöscher in und<br />
um <strong>Lebach</strong><br />
Kinderprinzessin Saskia I.<br />
aus dem Geschlechte der aus der Kettler-Siedlung<br />
stammenden tanzenden Conräder,<br />
Großfürstin aller malenden Tennismäuse vom<br />
Schützenbersch<br />
Geprägt waren die <strong>Lebach</strong>er Faasendumzüge der 20er und 30er<br />
Jahre durch ein übergreifenes Thema, z.B. Völkerbundversammlung<br />
1928, <strong>Lebach</strong> <strong>im</strong> Märchenland 1929. Die Zigeuner kommen 1930.<br />
Am 07.02.1929 schreibt er: "Diese Veranstaltungen sind wirklich<br />
schön und haben kulturgeschichtlichen Wert. Wenn die Karne -<br />
valsfreuden <strong>im</strong> Rahmen der guten Sitten und des Anstandes blei -<br />
ben, sind sie eine harmlose Volksbelustigung, die für Stunden die<br />
Alltagssorgen vergessen und <strong>im</strong> Strudel des Frohsinns untertauchen<br />
lassen."<br />
Der <strong>Lebach</strong>er Anzeiger ist seinerzeit voll des Lobes und schreibt<br />
am 12.02.1929: "<strong>Lebach</strong> darf sich rühmen, als einziger Ort des<br />
Saargebietes, derartiges auf die Beine zu bringen."<br />
Den positiven Ausnahmecharakter der Fastnachtszeit bestätigen<br />
auch Zeitungen, die betonen, dass<br />
"ansonst verschlossene Menschen an diesen Tagen mit Eifer dabei<br />
waren, dass den Jugendlichen beider Geschlechter vieles erlaubt<br />
wurde, was <strong>im</strong> Alltag nicht geduldet worden wäre. Wenn es darum<br />
ging, etwas auf die Beine zu stellen, sei man sich einig gewesen.<br />
"M´rr machen, watt m´rr können" lautete der Name der Großen<br />
Karnevalsgesellschaft <strong>Lebach</strong>. Ohne Selbstüberschätzung wurde<br />
Leistung geboten, die alljährlich von tausenden Besuchern honoriert<br />
wurde."<br />
1931 musste die Karnevalsgesellschaft erste Konsequenzen aus der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise ziehen.<br />
Der <strong>Lebach</strong>er Anzeiger schreibt am 24.01.1931:<br />
"Mit Einmütigkeit und Einst<strong>im</strong>migkeit ist beschlossen worden, <strong>im</strong> Hinblick auf die augenblicklich herrschende<br />
Notzeit, keine Damensitzungen abzuhalten und auch die Fastnachtdienstagsveranstaltung ausfallen zu lassen.<br />
Dann soll wieder, wenn es die wirtschaftlichen Verhältnisse einigermaßen erlauben, der alte Fasching nach<br />
<strong>Lebach</strong>er Art wiederkehren zum billigen Vergnügen aller Mitwirkenden und Zuschauer und nicht zuletzt zur Hebung<br />
und Förderung unseres lieben He<strong>im</strong>atortes <strong>Lebach</strong>, der sich auch durch seine Fastnachtsveranstaltungen in<br />
weitester Umgebung einen ganz besonderen Ruhm erworben hat."<br />
Bei einer Umfrage, die aus Anlass des 100-jährigen Bestehens <strong>im</strong> Jahre 1954 veranstaltet wurde, erzählten damals<br />
über 80- und 90-jährige Mitbürger, dass sie schon als Kinder bei den karnevalistischen Veranstaltungen mitgemacht<br />
und zum Teil schon als Aktive <strong>im</strong> Karnevalverein mitgewirkt haben. Von ihnen wurde auch berichtet, dass an<br />
Fastnacht-Dienstag, wenn sich der Umzug durch <strong>Lebach</strong> bewegte, das ganze Dorf auf den Beinen war, um auf<br />
einem dekorierten Wagen oder in einer Fußgruppe, verkleidet oder kostümiert, mitzuwirken.<br />
Die Umzüge selbst, die schon damals viele Menschen aus den benachbarten Dörfern nach <strong>Lebach</strong> anlockten,<br />
standen unter einem best<strong>im</strong>mten Motto, wie z.B. "Zirkusleben", "Das Leben fremder Völker", "Zigeunertreiben",<br />
"Erstürmung von Tripolis", "<strong>Lebach</strong>er Jahrmarkt" usw.<br />
Die ersten Bilder, die nach Entstehen der Fototechnik, von dem <strong>Lebach</strong>er "Faasendtreiben" gemacht wurden,<br />
verdanken wir einem Herrn Friedrich Scheidt, der aus dem damaligen Gasthaus "Zur Traube" stammte und der<br />
erste Fotograf in <strong>Lebach</strong> war.<br />
In <strong>Lebach</strong> wird also "Faasend" nachgewiesenermaßen schon 150 Jahre als Volksfest gefeiert.<br />
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