Mehr Informationen - Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume
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Das autarke<br />
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Bioenergiedorf<br />
Eine Biogasanlage versorgt die Feldheimer Haushalte mit Wärme.<br />
Die Biomasse stammt zum Großteil von der örtlichen Agrargenossenschaft.<br />
Bundesweit erreichte der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung 2011<br />
erstmals die 20ProzentSchwelle – bei der Wärmeversorgung sind es erst knapp über zehn<br />
Prozent. Im brandenburgischen Feldheim dagegen beziehen die 148 Einwohner ihre Wärme<br />
und ihren Strom bereits komplett aus regenerativen Quellen. Da die Feldheimer ihre<br />
Energie selbst erzeugen und über ein eigenes Wärme und Stromnetz verfügen, sind sie<br />
energetisch autark. Von Jörn Käsebier<br />
Der Einstieg in die erneuerbaren Energien begann im Ortsteil von<br />
Treuenbrietzen in Brandenburg bereits Mitte der Neunzigerjahre.<br />
Der Ingenieur Michael Raschemann errichtete damals die ersten<br />
vier Windräder. Dass sich am Standort Windkraft nutzen ließ, war<br />
bekannt, standen doch an gleicher Stelle schon einmal Windmühlen.<br />
Die Flächen für die Windräder verpachtete die örtliche Agrargenossenschaft<br />
Fläming, die Strom für ihren Betrieb brauchte. Bis 2006<br />
wuchs der Windpark schrittweise an – 43 Windräder stehen inzwischen<br />
auf dem rund 86 Hektar großen Gelände.<br />
Gründung einer Gesellschaft<br />
Als die Genossenschaft und Raschemann mit seinem Unternehmen<br />
Energiequelle GmbH dazu noch eine Biogasanlage planten, kam<br />
ihnen die Idee, die Feldheimer davon profitieren zu lassen. Denn die<br />
geplante Anlage verfügte über ausreichende Kapazitätsreserven, um<br />
auch die Privathaushalte mit Energie zu versorgen. „Von den Vorteilen<br />
musste keiner groß überzeugt werden“, sagt Petra Richter,<br />
Ortsvorsteherin von Feldheim. Es reichte eine Modellrechnung, die<br />
die künftige allgemeine Energiepreisentwicklung mit denen für die<br />
selbst produzierte verglich. Nach drei Bürgerversammlungen war es<br />
beschlossene Sache: Die Feldheimer gründeten gemeinsam mit der<br />
Gemeinde und dem Investor die Feldheim Energie GmbH & Co. KG,<br />
die das Wärmenetz aufbaute.<br />
Die Haushalte beteiligten sich mit je 3000 Euro an der Gesellschaft –<br />
eine Investition, die sich nach fünf bis zehn Jahren amortisiert haben<br />
dürfte. Denn im Vergleich zu vorher sparen die Bewohner mehrere<br />
Hundert Euro Energiekosten im Jahr. Beim Strom zahlen die Haushalte<br />
zehn Jahre lang 16,6 Cent pro Kilowattstunden, einschließlich aller<br />
Steuern und Gebühren, und damit deutlich weniger als die meisten<br />
deutschen Verbraucher. „Wenn man sich die allgemeine Strompreisentwicklung<br />
anschaut, dürfte der Vorteil für die Feldheimer noch<br />
zunehmen“, schätzt Werner Frohwitter, Pressesprecher der Energiequelle<br />
GmbH. Bei der Wärme wird jedes Jahr neu verhandelt, in<br />
den ersten beiden Jahren waren es 7,5 Cent pro Kilowattstunde und<br />
damit weniger als bei den meisten Öl- und Gasanbietern. „Hinzu<br />
kommt, dass wir nicht mehr für den Schornsteinfeger und für die<br />
Öltankmiete zahlen müssen“, so Petra Richter. Auch könnte der Preis<br />
noch sinken, wenn die Kredite abbezahlt sind.<br />
Fördergelder vom Land und der EU<br />
Die Einlage hätte eigentlich höher ausfallen müssen, denn für die<br />
Finanzierung des 1,7 Millionen Euro teuren Wärmenetzes reichte<br />
sie bei Weitem nicht aus. Die Brandenburger erhielten jedoch die<br />
Hälfte der Summe aus öffentlichen Fördergeldern und konnten<br />
einen weiteren Teil über Kredite finanzieren. Die Agrargenossenschaft<br />
– der größte Arbeitgeber im Dorf – und die Energiequelle<br />
Bild: Energiequelle GmbH