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Wilhelmshaven in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung

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Gester n<br />

Heute<br />

<strong>und</strong><br />

Historischer Streifzug <strong>in</strong> <strong>Bildern</strong> mit der<br />

präsentiert vom:<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> <strong>in</strong> <strong>alten</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Bildern</strong><br />

Folge 6 im Juli 2012


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

Geschichtenaus<strong>Wilhelmshaven</strong><br />

Vor dem Deich abgehoben Seite 5<br />

Die Wohlfahrt der Werft Seite 7<br />

Bombe fällt vor die Wohnungstür Seite 11<br />

Grüne Kolonie am Stadtpark Seite 12<br />

Große Wäsche <strong>in</strong> der Weserstraße Seite 13<br />

Neues Land aus der Spülleitung Seite 14<br />

Souvenirs von fremden Küsten Seite 15<br />

Mit <strong>Wilhelmshaven</strong> vernäht Seite 16<br />

Der Pr<strong>in</strong>z <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Hafen Seite 17<br />

Reisee<strong>in</strong>drücke 1887: Alles neu <strong>und</strong> funktional Seite 21<br />

Die großen Kasernen am Hafen Seite 22<br />

Mitten durchs K<strong>in</strong>o war e<strong>in</strong> Seil gespannt Seite 24<br />

Das Pfarrhaus Seite 24<br />

Zum Jahrmarkt auf den Manteuffelplatz Seite 24<br />

Synagogenplatz: Initiative des Kirchenkreises Seite 24<br />

„Favola a Venezia“: die Ex-“<strong>Wilhelmshaven</strong>“ Seite 24<br />

Als dem Denkmal Abriss drohte Seite 25<br />

Wo sich e<strong>in</strong>st ganz <strong>Wilhelmshaven</strong> traf Seite 26<br />

Marquardsens Spaziergänge Seite 27<br />

Auf das Kepa-Kaufhaus folgte Hettlage & Lampe Seite 27<br />

Voslapp: Siedler versanken im Matsch Seite 28<br />

Die Ersten kamen vor 2000 Jahren Seite 30<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 3<br />

Der Deichstrichiste<strong>in</strong>eder<br />

ganz<strong>alten</strong>Straßen<strong>in</strong><strong>Wilhelmshaven</strong>.Sieverläuftaufe<strong>in</strong>emderältestenehemaligenDeiche.ErwarTeile<strong>in</strong>es<br />

R<strong>in</strong>gdeichs,zudemauchdie<br />

HeppenserReihe,Alter<br />

Deichsweg,KrummeStraße,<br />

Tonndeich<strong>und</strong>Mühlenweg<br />

gehörten.DiealteAufnahme<br />

entstandEndeder40er­Jahre.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST/SIEFKEN<br />

„Gestern <strong>und</strong> Heute – <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>alten</strong> <strong>und</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Bildern</strong> – Folge<br />

6“ – Sonderbeilage der „<strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

<strong>Zeitung</strong>“. Redaktion:<br />

Hartmut Siefken. Anzeigen: Thomas<br />

Schipper. Verlag <strong>und</strong> Druck: Brune-<br />

Mettcker-Druck- <strong>und</strong> Verlagsgesellschaft<br />

mbH, Parkstraße 8, 26382<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>, Postfach 1265,<br />

26352 <strong>Wilhelmshaven</strong>.<br />

Die <strong>Zeitung</strong> ist <strong>in</strong> all ihren Teilen urheberrechtlich<br />

geschützt. Ohne vorherige<br />

Genehmigung durch den Verlag<br />

dürfen diese <strong>Zeitung</strong> oder alle <strong>in</strong><br />

ihr enth<strong>alten</strong>en Beiträge <strong>und</strong> Abbildungen<br />

weder vervielfältigt noch verbreitet<br />

werden. Dies gilt ebenso für<br />

die Aufnahme <strong>in</strong> elektronische<br />

Datenbanksysteme <strong>und</strong> die Vervielfältigung<br />

auf CD-Rom.<br />

Telefon (0 44 21) 488-0, Telefax allgeme<strong>in</strong><br />

(0 44 21) 488 259, Telefax<br />

Redaktion (0 44 21) 488 430, Telefax<br />

Anzeigen (0 44 21) 488 258.<br />

E-Mail: redaktion@WZonl<strong>in</strong>e.de<br />

anzeigen@WZonl<strong>in</strong>e.de<br />

Internet: www.WZonl<strong>in</strong>e.de


Seite 4 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er Geschichten<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> steckt<br />

voller spannender Geschichten.<br />

„Gestern<br />

<strong>und</strong> Heute“ stößt deshalb<br />

auf großes Interesse.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

WILHELMSHAVEN – <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

ist <strong>in</strong> besonderem Maße<br />

eng mit der Geschichte der vergangenen<br />

170 Jahre <strong>in</strong><br />

Deutschland verb<strong>und</strong>en. Als<br />

größter Mar<strong>in</strong>estandort an der<br />

Nordsee trafen Stadt <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>den<br />

an der Jade die Wechselfälle<br />

der Geschichte besonders<br />

<strong>in</strong>tensiv. Die Stadt steckt<br />

deshalb nicht nur voller historischer<br />

Bezüge, <strong>in</strong> ihren Mauern<br />

verbergen sich auch viele spannende<br />

menschliche Geschichten.<br />

Ihre Postan<br />

„Gestern<strong>und</strong>Heute“<br />

Ihre Post an die Redaktion von „Gestern <strong>und</strong> Heute“ senden Sie<br />

bitte an die<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gestern <strong>und</strong> Heute<br />

Parkstraße 8<br />

26382 <strong>Wilhelmshaven</strong>.<br />

Sie können sie auch persönlich hier abgeben. Zusendungen<br />

per E-Mail bitte an:<br />

sonderthemen@WZonl<strong>in</strong>e.de<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

Bitte <strong>in</strong> die Betreffzeile „Gestern <strong>und</strong> Heute“ schreiben <strong>und</strong><br />

im Anschreiben Ihre Telefonnummer nicht vergessen.<br />

Anrufe werden unter Telefon 0 44 21 / 488 441 entgegengenommen.<br />

präsentiert vom<br />

Die große WZ-Beilage „Gestern<br />

<strong>und</strong> Heute – <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>alten</strong> <strong>und</strong> <strong>neuen</strong> <strong>Bildern</strong>“,<br />

deren neue Folgen vom Bauvere<strong>in</strong><br />

Rüstr<strong>in</strong>gen mit präsentiert<br />

werden, hat e<strong>in</strong> wenig davon <strong>in</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerung gerufen.<br />

Etliche Leser haben die Lektüre<br />

zum Anlass genommen, <strong>in</strong><br />

eigenen Er<strong>in</strong>nerungen zu kramen<br />

<strong>und</strong> sie der Redaktion mitzuteilen.<br />

Davon lesen Sie <strong>in</strong> diesem<br />

vorerst letzten Heft, <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

betreffend. Ab<br />

Herbst blicken wir <strong>in</strong> die Historie<br />

des Jeverlandes.<br />

Doch mit dieser sechsten<br />

Folge möchten wir Sie, liebe Leser<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Leser, noch e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>laden, uns zu schreiben,<br />

weitere H<strong>in</strong>weise zu geben <strong>und</strong><br />

Geschichten vom <strong>Wilhelmshaven</strong>,<br />

wie es e<strong>in</strong>mal war, zu erzählen.<br />

Ihre Er<strong>in</strong>nerungen werden<br />

<strong>in</strong> der „<strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

<strong>Zeitung</strong>“ <strong>und</strong> auf www.WZonl<strong>in</strong>e.de<br />

veröffentlicht. Bitte versehen<br />

Sie das von Ihnen e<strong>in</strong>gesandte<br />

Material unbed<strong>in</strong>gt vollständig<br />

mit Name <strong>und</strong> Adresse.<br />

Ihre Mitteilungen nehmen wir<br />

gerne per Post oder per E-Mail<br />

entgegen.<br />

Auf www.WZonl<strong>in</strong>e.de können<br />

Sie die vergangenen Folgen<br />

auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Pdf-Dokument<br />

nachlesen. Während die erste<br />

Folge vergriffen ist, können Sie<br />

die übrigen noch im herkömmlichen<br />

Papier-„Format“ nachkaufen.<br />

Gew<strong>in</strong>nspiel<br />

mitder WZ<br />

21. Juli 2012<br />

Die Mar<strong>in</strong>ewerftspielte<strong>in</strong><br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>bis<strong>in</strong>die<br />

40er­JahrediezentraleRolle.Siebeschäftigtebiszu<br />

40 000Arbeiter(imJahr<br />

1945).H<strong>und</strong>erteLehrl<strong>in</strong>ge<br />

lerntenbeiihr.Siewaren<strong>in</strong><br />

derLehrl<strong>in</strong>gsvere<strong>in</strong>igungorganisiert.MehrvonderWerft<strong>und</strong>demWerftwohlfahrtsvere<strong>in</strong>lesenSieaufden<br />

nächstenSeiten.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

WILHELMSHAVEN/SI – Als Leser<br />

der „<strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

<strong>Zeitung</strong>“ können Sie an<br />

e<strong>in</strong>em Gew<strong>in</strong>nspiel teilnehmen.<br />

Am kommenden<br />

Dienstag, 24. Juli, wird <strong>in</strong><br />

der WZ e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>ncoupon<br />

für die Spielr<strong>und</strong>e mit zehn<br />

leeren Kästchen veröffentlicht.<br />

Die Such-Bilder aus<br />

der vorliegenden Beilage<br />

„Gestern <strong>und</strong> Heute“ werden<br />

vom 24. Juli bis 3. August<br />

<strong>in</strong> der „<strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

<strong>Zeitung</strong>“ zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>.<br />

Diese gilt es auszuschneiden<br />

<strong>und</strong> an die richtige Stelle<br />

auf den Coupon zu kleben.<br />

Aus den e<strong>in</strong>gesandten,<br />

mit den <strong>Bildern</strong> beklebten<br />

Coupons lost die WZ (unter<br />

Ausschluss des Rechtsweges)<br />

folgende Gew<strong>in</strong>ne aus:<br />

1. Preis 500 Euro<br />

2. Preis 250 Euro<br />

3. Preis 100 Euro<br />

sowie 7 mal 50 Euro.<br />

E<strong>in</strong>sendeschluss für die<br />

diese Spielr<strong>und</strong>e ist der 7.<br />

August 2012. Bitte senden<br />

Sie Ihren ausgefüllten Coupon<br />

an die<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Parkstraße 8<br />

26382 <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

oder geben Sie ihn direkt <strong>in</strong><br />

der Schalterhalle oder <strong>in</strong><br />

der Geschäftsstelle <strong>in</strong><br />

Schortens, Oldenburger<br />

Straße 9, ab.


21. Juli 2012<br />

VordemDeich abgehoben<br />

DerFliegerdeichmitderangrenzendenWohnbebauungheute.Das Bürogebäuderechtsistbisheutestehengeblieben.Zuletzt<br />

wurdeesvomNiedersächsischenLandesbetriebfürWasserwirtschaft,Küsten­<strong>und</strong>Naturschutzgenutzt. WZ-FOTO: KNOTHE<br />

Vom Seefliegerhorst<br />

am Fliegerdeich hoben<br />

<strong>in</strong> der ersten Hälfte des<br />

vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Kampfpiloten ab.<br />

VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ<br />

WILHELMSHAVEN – Auf den aktuellen<br />

Stadtplänen ist am Südstrand<br />

e<strong>in</strong>e Straße „Fliegerdeich“<br />

verzeichnet, ohne dass<br />

Anlagen e<strong>in</strong>es Flugplatzes erkennbar<br />

s<strong>in</strong>d. Die Benennung<br />

erschließt sich über e<strong>in</strong>en Blick<br />

auf die Geschichte der Luftfahrt<br />

<strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong>.<br />

Als gebauter Ausdruck der<br />

Flugbegeisterung <strong>und</strong> mit dem<br />

Ziel militärischer Nutzung errichtete<br />

die Kaiserliche Werft<br />

am Südufer des Großen Hafens<br />

ab 1913 am heutigen Fliegerdeich<br />

<strong>in</strong> mehreren Schritten<br />

e<strong>in</strong>en großen Seeflughafen. Neben<br />

zwei massiven Flugzeughallen<br />

entstand e<strong>in</strong>e betonierte<br />

Ablaufbahn. Im Oktober 1914<br />

kamen e<strong>in</strong>e Flugzeugwerkstatt<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Büro als direkter Anbau<br />

an der ersten massiven Flug-<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

Appell auf dem Fliegerdeich um 1940. Die Werkstatthalle<br />

gibtesheutenichtmehr. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

zeughalle h<strong>in</strong>zu. Für die Treibstoffe<br />

wurden 1914/15 zwei<br />

große Benz<strong>in</strong>lager errichtet, im<br />

September 1916 folgten e<strong>in</strong><br />

Motorenprüfstand <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Büro-<br />

Anbau an der Werkstatt-Halle. Z<br />

Zwischenzeitlich war entlang<br />

aller Flugzeug-Hallen zur Hafenseite<br />

e<strong>in</strong> Gleis zur Beförderung<br />

der Flugzeuge angelegt worden.<br />

Als Helden betrachtete die damalige<br />

Zeit die wagemutigen Piloten,<br />

zu ihnen zählte der Wil-<br />

helmshavener Gustav Leffers,<br />

der als hoch dekorierter Fliegerleutnant<br />

im Dezember 1916<br />

unter großer Anteilnahme der<br />

Bevölkerung auf dem Ehrenfriedhof<br />

beigesetzt wurde.<br />

Der Versailler Vertrag verbot<br />

Deutschland den Besitz von<br />

Fluggeräten, auch für die Anlagen<br />

der vormaligen Seeflugstation<br />

musste e<strong>in</strong>e neue Nutzung<br />

gef<strong>und</strong>en werden. Zwei massive<br />

Flugzeughallen wurden im<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 5<br />

Dezember 1920 abgerissen,<br />

nur kurzzeitig konnte die Hochseefischerei<br />

AG die ehemalige<br />

Flugzeug-Werkstatt <strong>und</strong> die angrenzende<br />

Waschhalle als Betriebsgelände<br />

nutzen.<br />

Für das stehen gebliebene<br />

Bürogebäude, bis vor Kurzem<br />

vom Niedersächsischen Landesbetrieb<br />

für Wasserwirtschaft,<br />

Küsten- <strong>und</strong> Naturschutz<br />

genutzt, beantragte im<br />

April 1922 e<strong>in</strong> Gastwirt, Umbaumaßnahmen<br />

zu „e<strong>in</strong>em Baderestaurant<br />

,Strandlust’ zur<br />

Ausführung br<strong>in</strong>gen zu dürfen“,<br />

zwei Jahre später war e<strong>in</strong> weiterer<br />

Umbau erfolgt.<br />

Die Ablaufbahn im Wasser<br />

konnte bei e<strong>in</strong>em Seeflugwettbewerb<br />

im Juli 1926 als Zwischenlandeplatz<br />

für Flugboote<br />

benutzt werden <strong>und</strong> überstand<br />

den Zweiten Weltkrieg, sie wurde<br />

im September 1953 aus<br />

Gründen des Deichschutzes abgebrochen,<br />

lediglich der alte<br />

Unterbau unter Wasser blieb<br />

bestehen. Der gesprengte obere<br />

Teil am Deich wurde bereits<br />

1951 hergerichtet <strong>und</strong> zur Saison<br />

freigegeben.<br />

Fortsetzung auf Seite 6


Seite 6 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

EtlicheFlugzeug­<strong>und</strong>WerkstatthallenprägtendasBildAnfangder40er­Jahreaufdem SeefliegerhorstamFliegerdeich.Heute<br />

ragtandieserStelledasHelgoland­Haush<strong>in</strong>terdemDeichhervor(kle<strong>in</strong>esFoto). FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

Zivile NutzungzwischendenKriegen<br />

Fortsetzung von Seite 5<br />

Da nach 1918 offiziell nicht<br />

an militärische Luftfahrt zu denken<br />

war, wurde 1925 der Luftfahrtvere<strong>in</strong><br />

Jade gegründet, der<br />

aus se<strong>in</strong>em Vorläufer, dem Flugsportvere<strong>in</strong><br />

Jade, hervor g<strong>in</strong>g.<br />

Das erste e<strong>in</strong>gesetzte Flugzeug<br />

war e<strong>in</strong> Doppeldecker namens<br />

„Jade“. Der Vere<strong>in</strong> hatte maßgeblichen<br />

Anteil daran, dass<br />

die Jadestädte Gelder für e<strong>in</strong>en<br />

Landflughafen bewilligten <strong>und</strong><br />

am 15. Juni 1927 konnte der<br />

Flugplatz <strong>Wilhelmshaven</strong>-Mariensiel<br />

auf dem Cäciliengroden<br />

e<strong>in</strong>geweiht werden. Wenige Wochen<br />

später verfügte <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

mit dem ebenfalls zivil <strong>in</strong><br />

Betrieb genommenen Seeflughafen<br />

am Fliegerdeich sogar<br />

über e<strong>in</strong>en zweiten Start- <strong>und</strong><br />

Landeplatz, mehrere Tausend<br />

Besucher erlebten zur Eröffnung<br />

dort die Landung zweier<br />

großer Flugboote.<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> <strong>und</strong> Rüstr<strong>in</strong>gen<br />

gründeten die Luftverkehrs-<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

Gesellschaft <strong>Wilhelmshaven</strong>-<br />

Rüstr<strong>in</strong>gen mbH, die am 17.<br />

Mai 1928 mit e<strong>in</strong>er Focke-Wulff<br />

den Betrieb aufnahm. Angeboten<br />

wurden ganzjährig L<strong>in</strong>ien 1.<br />

Ordnung nach Hamburg, Osnabrück,<br />

Bremen, Bremerhaven,<br />

Borkum, Norderney, Langeoog<br />

<strong>und</strong> Wangerooge, die zu festen<br />

Preisen aber frei zu vere<strong>in</strong>barenden<br />

Zeiten angeflogen wurden.<br />

Für den Betrieb der beiden<br />

Flughäfen verständigten sich<br />

Die ehemalige Fliegerdeich­Kaserne beherbergt heute das<br />

Senckenberg-Institut. WZ-FOTO: KNOTHE<br />

präsentiert vom<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der<br />

Seefliegerhorstzivilgenutzt.<br />

die Jadestädte 1927<br />

auf e<strong>in</strong>e Flughafen-<br />

Gesellschaft <strong>Wilhelmshaven</strong>-Rüstr<strong>in</strong>gen<br />

mbH mit e<strong>in</strong>em Gesellschaftskapital<br />

von<br />

25 000 RM.<br />

Mit der Machtübergabe<br />

an die Nationalsozialisten<br />

gerieten<br />

die Flughäfen für die<br />

aufzubauende Luftwaffe<br />

<strong>in</strong> den Blick der<br />

Reichsdienststellen.<br />

1934 begannen geheime<br />

Gespräche zwischen den<br />

kommunalen Anteilseignern,<br />

der Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Vertretern des<br />

Reichsluftfahrtm<strong>in</strong>isteriums,<br />

welches e<strong>in</strong>e Übernahme der<br />

Luftverkehrs-Gesellschaft anstrebte.<br />

Ohne Entschädigung<br />

sollten die Geme<strong>in</strong>den ihre Anteile<br />

abtreten, schließlich entfielen<br />

für sie künftig die Instandhaltungskosten<br />

für die Flugplätze.<br />

Aus wirtschaftlichen Gründen<br />

<strong>und</strong> weil das Luftamt Han-<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

21. Juli 2012<br />

nover massiven Druck ausübte,<br />

u. a. über die vorübergehende<br />

Stilllegung von Flugzeugen, gaben<br />

die Gesellschafter schließlich<br />

nach <strong>und</strong> lösten die Gesellschaft<br />

am 30.März 1937 auf.<br />

Danach nutzte alle<strong>in</strong> die Lufthansa<br />

den Flugplatz Mariensiel.<br />

Der Seeflughafen am Fliegerdeich<br />

bot der entstehenden<br />

Luftwaffe ideale Bed<strong>in</strong>gungen<br />

für den Aufbau e<strong>in</strong>er Jagdstaffel<br />

(See), die nach <strong>in</strong>ternen Planungen<br />

zum 1. Oktober 1936 auf<br />

e<strong>in</strong>em Seefliegerhorst stationiert<br />

werden sollte. Etwa<br />

1935/36 wurden die Kasernen<br />

am Fliegerdeich errichtet, die<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst<br />

Teile der Pr<strong>in</strong>ce-Rupert-<br />

School <strong>und</strong> danach die B<strong>und</strong>esmar<strong>in</strong>e<br />

beherbergten, heute<br />

dienen sie dem Forschungs<strong>in</strong>stitut-Senckenberg<br />

als Sitz.<br />

*<br />

Der Autor leitet das Stadtarchiv<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong><br />

DieE<strong>in</strong>weihungder KasernenfürdenSeefliegerhorstimJahr<br />

1936. FOTO: WZ-BILDDIENST


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

Die WohlfahrtderWerft<br />

Das Werftspeisehaus<br />

vers<strong>in</strong>nbildlichte die<br />

staatliche Sozialfürsorge.<br />

Das stattliche Gebäude<br />

prägte die Gökerstraße.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

WILHELMSHAVEN – Gegenüber<br />

dem Werfttor I an der Gökerstraße/Ecke<br />

Marktstraße stand<br />

e<strong>in</strong>st das Werftspeisehaus. Es<br />

war e<strong>in</strong> großes Saalgebäude<br />

mit etlichen Räumen, das für<br />

das gesellschaftliche Leben <strong>in</strong><br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> e<strong>in</strong>e bedeutende<br />

Rolle spielte <strong>und</strong> der staatlichen<br />

„Sozialfürsorge“ schon<br />

am Werkstor ihren „gnadenreichen“<br />

architektonischen Ausdruck<br />

verlieh.<br />

Es wurde im Januar 1902 eröffnet<br />

<strong>und</strong> war Schauplatz für<br />

zahlreiche Tanz-, Theater-, Konzert-<br />

<strong>und</strong> Vortragsveranstaltungen,<br />

Bälle, Vere<strong>in</strong>sfeiern <strong>und</strong><br />

Versammlungen, doch auch die Stapelläufe auf der Werft wurden<br />

hier begossen. Im Sommer<br />

öffnete der Kaffeegarten.<br />

Der markante Turm des Gebäudes<br />

bestimmte das Straßenbild.<br />

Er wurde allerd<strong>in</strong>gs<br />

im Zweiten Weltkrieg<br />

als Flugabwehrstellung<br />

missbraucht. Das Werftspeisehaus<br />

erlitt im<br />

Krieg erhebliche Schäden, wurde<br />

aber immer wieder aufgebaut.<br />

1949 übernahm Wilhelm<br />

Köster, der das Werftspeisehaus<br />

schon seit Anfang der<br />

1930er-Jahre geführt hatte, als<br />

privater Pächter den Betrieb.<br />

Das Gasthaus firmierte fortan<br />

als „<strong>Wilhelmshaven</strong>er Bürgercas<strong>in</strong>o“.<br />

Ältere Wilhelms<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 7<br />

Das Werftspeisehauswurde1902anderEckezurMarktstraßegegenüberdemWerfttorIgebaut.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

Das Ärztehaus an der Ecke Marktstraße/Gökerstraße heißt im Volksm<strong>und</strong> immer noch Coca-<br />

Cola-Haus. WZ-FOTO: GABRIEL-JÜRGENS<br />

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havener er<strong>in</strong>nern sich noch<br />

gern an die schöne Zeit im<br />

„WBC“ -- doch sie war nach wenigen<br />

Jahren schon passé. Das<br />

Bürgercas<strong>in</strong>o, das alte Werftspeisehaus,<br />

wurde Anfang der<br />

1960er-Jahre abgerissen.<br />

An se<strong>in</strong>er Stelle entstand die<br />

Fabrik des Getränkeabfüllers<br />

He<strong>in</strong>rich Keßler KG (das so genannte<br />

Coca-Cola-Haus), die<br />

vor 54 Jahren, im Sommer<br />

1958 als „gläserne Fabrik“ e<strong>in</strong>geweiht<br />

wurde.<br />

Durch große Fensterscheiben<br />

konnten die Passanten<br />

dem Abfüllvorgang zusehen.<br />

Keßler stellte die braune Brause<br />

mit den Orig<strong>in</strong>al-Zutaten <strong>und</strong><br />

nach dem Rezept der Weltfirma<br />

vor Ort her. Doch die Gew<strong>in</strong>ne<br />

sprudelten nur gut zehn Jahre.<br />

Dann wurde die Fabrik schon<br />

wieder geschlossen. Heute bef<strong>in</strong>den<br />

sich <strong>in</strong> dem Gebäude<br />

Arztpraxen.<br />

Fortsetzung auf Seite 8<br />

Mehr als 50 Jahre Hilfe <strong>und</strong> Achtsamkeit!<br />

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Gut zu wissen, dass im Notfall immer jemand da ist.


Seite 8 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

Bücher<strong>und</strong> KartoffelnfürdieArbeiter<br />

Fortsetzung von Seite 7<br />

Doch zurück zum Werftspeisehaus,<br />

das im engen Zusammenhang<br />

mit dem Werftwohlfahrtsvere<strong>in</strong><br />

gesehen werden<br />

muss, <strong>in</strong> dessen Regie es zunächst<br />

geführt worden war. Der<br />

Werftwohlfahrtsvere<strong>in</strong>, 1902<br />

aus der Taufe gehoben, war zur<br />

se<strong>in</strong>er Zeit e<strong>in</strong>e das soziale Gefüge<br />

<strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong> <strong>und</strong> Rüstr<strong>in</strong>gen<br />

wesentlich bestimmende<br />

Institution.<br />

In der Festschrift zum 75-jährigen<br />

Bestehen der Reichsmar<strong>in</strong>ewerft<br />

im Jahr 1931 wird ausführlich<br />

das Wirken des Vere<strong>in</strong>s<br />

geschildert, dessen Aufgabe<br />

„die Schaffung <strong>und</strong> Unterhaltung<br />

von Wohlfahrtse<strong>in</strong>richtungen<br />

für die Arbeiter, Angestellten<br />

<strong>und</strong> Beamten der Mar<strong>in</strong>ewerft“<br />

war:<br />

„Im Laufe der Jahre wurde<br />

von der Werft durch Unterstützung<br />

des Reichsmar<strong>in</strong>eamtes<br />

e<strong>in</strong>e Reihe Wohlfahrtse<strong>in</strong>richtungen<br />

geschaffen, deren Verwaltung<br />

im Jahre 1902 vom<br />

Werftwohlfahrtsvere<strong>in</strong> übernommen<br />

wurde. Es handelte<br />

sich hierbei um Kant<strong>in</strong>en,<br />

Arbeiterbibliotheken, das<br />

heutige K<strong>in</strong>dertagesheim <strong>in</strong> der<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>derschule <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

<strong>und</strong> Werftspeisehaus. In<br />

der Verwaltung der Werft verblieben<br />

dagegen die Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>derschulen<br />

sowie die Krankenpflege.<br />

Die Entstehung der K<strong>in</strong>derschule<br />

Bant greift bis <strong>in</strong> das<br />

Jahr 1887 zurück, während die<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>derschule <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

erst im Jahre 1900 <strong>in</strong>s Leben<br />

gerufen wurde. Der Zweck<br />

dieser Anst<strong>alten</strong> ist, noch nicht<br />

schulpflichtige über 3 Jahre alte<br />

K<strong>in</strong>der von Angehörigen sowie<br />

Invaliden <strong>und</strong> Witwen der Werft<br />

Kreisverband <strong>Wilhelmshaven</strong> e. V.<br />

1908 –2012<br />

Ihr Partner <strong>in</strong> der Seniorenarbeit<br />

•Seniorengymnastik<br />

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•Hausnotruf<br />

•Pflegeberatung<br />

Blick<strong>in</strong>den SaaldesehemaligenWerftspeisehauses.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

Bombentreffer zerstörten im Krieg auf Werftspeisehaus. Es<br />

wurdewiederaufgebaut. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

• Angehörigenschulung<br />

• Betreuungsdienst<br />

• Mandol<strong>in</strong>enorchester<br />

• Fahrdienst<br />

Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband <strong>Wilhelmshaven</strong> e. V.<br />

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21. Juli 2012<br />

für nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Entschädigung<br />

tagsüber unter geeignete<br />

Aufsicht zu nehmen <strong>und</strong> sie an<br />

Ordnung <strong>und</strong> Sittsamkeit zu gewöhnen.<br />

Besonders während<br />

des Krieges, wo so viele Frauen<br />

beruflich tätig waren, ist diese<br />

E<strong>in</strong>richtung der Werft von großer<br />

Bedeutung gewesen. Die beiden<br />

Anst<strong>alten</strong> haben zusammen<br />

7 Klassen <strong>und</strong> nehmen etwa<br />

450 bis 500 K<strong>in</strong>der auf ...<br />

Von sehr großem Wert für<br />

e<strong>in</strong>en großen Teil der Werftarbeiterschaft<br />

waren die von<br />

der Werft geschaffenen Verkehrserleichterungen.<br />

Eigene<br />

Arbeiterzüge der Werft brachten<br />

vor dem Kriege <strong>und</strong> <strong>in</strong> den<br />

ersten Kriegsjahren täglich<br />

e<strong>in</strong>en großen Teil der <strong>in</strong> den äußeren<br />

Stadtteilen wohnenden<br />

Arbeiterschaft des Mittags <strong>in</strong><br />

nächste Näher ihrer Wohnung<br />

<strong>und</strong> zur Arbeitsstätte wieder zurück.<br />

In den letzten Kriegsjahren<br />

verkehrten diese Züge morgens<br />

<strong>und</strong> abends . . .<br />

Bis zum Jahre 1909 ist dieser<br />

Aufgabenkreis nicht wesentlich<br />

erweitert worden. Im Mai<br />

1910 wurden <strong>in</strong> Bant <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

Heppens Lebensmittelverkaufsstellen<br />

eröffnet. In rascher<br />

Folge entwickelten sich<br />

dann <strong>in</strong> den folgenden Jahren<br />

Kant<strong>in</strong>en, Speisehäuser <strong>und</strong><br />

Lebensmittelgeschäfte, e<strong>in</strong>e<br />

Darlehnskasse <strong>und</strong> die Kohlen-<br />

<strong>und</strong> Kartoffelbeschaffungen<br />

für die Angehörigen der<br />

Werft.<br />

Der Bildungsarbeit diente<br />

der Vere<strong>in</strong> durch Veranstaltung<br />

wissenschaftlicher <strong>und</strong> volkstümlicher<br />

Vorträge, durch Konzerte<br />

<strong>und</strong> Theatervorstellungen.<br />

Die Bücherei wurde stark<br />

<strong>in</strong> Anspruch genommen.<br />

Fortsetzung auf Seite 9<br />

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21. Juli 2012<br />

Auch Brause<br />

kamvom<br />

Wohlfahrtsvere<strong>in</strong><br />

Fortsetzung von Seite 8<br />

Durch Zusammenwirken mit<br />

der Werft wurde planmäßig an<br />

der Jugendpflege gearbeitet.<br />

Am 7. Mai 1911 wurde die Lehrl<strong>in</strong>gsvere<strong>in</strong>igung<br />

der Mar<strong>in</strong>ewerft<br />

gegründet, aus der sich im<br />

Oktober 1913 der Gesellenvere<strong>in</strong><br />

der Werft entwickelte.<br />

Mit Hilfe des Wohlfahrtsvere<strong>in</strong>s<br />

wurde es dem Werft-Gesangvere<strong>in</strong><br />

ermöglicht, jährlich Sängerfahrten<br />

<strong>in</strong> besonders schöne<br />

Gegenden des deutschen Vaterlandes<br />

zu unternehmen.<br />

Durch bare Zuwendungen<br />

konnte e<strong>in</strong>e Reihe von geme<strong>in</strong>nützig<br />

<strong>und</strong> sozial arbeitenden<br />

Vere<strong>in</strong>en unterstützt werden,<br />

<strong>und</strong> auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge<br />

schritt der Vere<strong>in</strong><br />

ebenfalls zu ideeller <strong>und</strong><br />

materieller Förderung der auf<br />

diesem Gebiete sich betätigenden<br />

Baugenossenschaften.<br />

In dieser Weise vergrößerte<br />

sich der Aufgabenkreis des Vere<strong>in</strong>s<br />

immer mehr. Durch die Mitte<br />

Oktober 1913 neu <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommene neue Torpedowerft<br />

mußten neue Kant<strong>in</strong>en dort e<strong>in</strong>gerichtet<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> neues Speisehaus<br />

gebaut werden. In den<br />

Kriegsjahren mußten weitere<br />

Küchen für die Flugzeugwerkstatt,<br />

für die Wohnhalle Moltkestraße<br />

<strong>und</strong> die Wohnhalle<br />

Deichbrücke <strong>in</strong> Betrieb gesetzt<br />

werden. Die Gesamtzahl der im<br />

Jahre 1917/18 ausgegebenen<br />

Essen erreichte fast 2 Millionen.<br />

Natürlich erforderte dieser<br />

Aufschwung auch die schnellste<br />

Schaffung <strong>und</strong> Erweiterung<br />

von Hilfsbetrieben. Die durch<br />

den vermehrten Bedarf an<br />

Arbeitskräften zuströmenden<br />

Arbeiter mußten untergebracht<br />

werden. Es geschah dies durch<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

Bau von Wohnhallen <strong>und</strong> Baracken<br />

<strong>und</strong> durch Ermietung geeigneter<br />

Räume bzw. Zimmer.<br />

Im Jahre 1917 konnte der Vere<strong>in</strong><br />

fast 2000 Betten zur Verfügung<br />

stellen, die ständig voll benutzt<br />

waren.<br />

Die durch notwendige<br />

Kriegsmaßnahmen außerordentlich<br />

schwierig gewordene<br />

Beschaffung <strong>und</strong> Verteilung von<br />

Lebensmitteln erforderte besondere<br />

Sorgfalt <strong>und</strong> Umsicht.<br />

In vielen Fällen schritt der Vere<strong>in</strong><br />

zur Gründung eigener Unternehmen,<br />

vergrößerte <strong>und</strong> vermehrte<br />

die Lebensmittelverkaufsstellen,<br />

richtete eigene<br />

Schlachtereien <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Schwe<strong>in</strong>emästerei e<strong>in</strong>, unterhielt<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Betrieb zur<br />

Herstellung von Selter- <strong>und</strong><br />

Brauselimonade <strong>und</strong> zur Verwertung<br />

von Miesmuscheln.<br />

Die Kochschulen der Werft wurden<br />

mit Geldmitteln unterstützt,<br />

ebenso wie die Werft-<br />

Nähschule <strong>und</strong> die K<strong>in</strong>derbe-<br />

E<strong>in</strong>e Kapelle spielte auf e<strong>in</strong>er Verkaufsveranstaltung im <strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

Bürger-Cas<strong>in</strong>o auf. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

wahranst<strong>alten</strong> der Werft.<br />

Die Jugendpflegearbeit g<strong>in</strong>g<br />

ununterbrochen weiter. Im Jahre<br />

1915 wurden die Vorarbeiten<br />

zur Schaffung e<strong>in</strong>er Mütterberatungsstelle<br />

geleistet, der sich<br />

bald e<strong>in</strong>e Säugl<strong>in</strong>gs- <strong>und</strong> K<strong>in</strong>derkrippe<br />

angliederte, die<br />

arbeitende Mütter der Sorge um<br />

ihre K<strong>in</strong>der entheben sollte.<br />

Weiterh<strong>in</strong> wurde auch das Vortragswesen<br />

gepflegt, es fanden<br />

. . . wertvolle Vortragsveranstaltungen<br />

statt, deren Themen<br />

aus allen Gebieten der Unterhaltung<br />

<strong>und</strong> der Wissenschaft<br />

ausgewählt waren.<br />

Die nach Beendigung des<br />

(Ersten Welt-) Krieges erfolgte<br />

Stillegung der <strong>neuen</strong> Torpedowerft,<br />

die Verr<strong>in</strong>gerung der Be-<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 9<br />

Die gläserne Getränkefabrik: Nachtaufnahme um 1960 vom Coca­Cola­Herstellerbetrieb<br />

KeßleranderGökerstraße,wovorherdasWerftspeisehausstand. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

legschaftszahlen der Mar<strong>in</strong>ewerft<br />

sowie die notwendig werdenden<br />

Umstellungen auf vielen<br />

anderen Gebieten blieb naturgemäß<br />

nicht ohne E<strong>in</strong>fluß<br />

auf den Wohlfahrtsvere<strong>in</strong>. Es erschien<br />

angebracht, nicht zuletzt<br />

im H<strong>in</strong>blick auf die jadestädtische<br />

Wirtschaft, sich von den <strong>in</strong><br />

beiden Städten <strong>in</strong> Betrieb bef<strong>in</strong>dlichen<br />

Unternehmungen<br />

<strong>und</strong> Geschäften loszulösen <strong>und</strong><br />

den Vere<strong>in</strong> allmählich wieder<br />

se<strong>in</strong>em ursprünglich zugedachten<br />

Gründungszweck zuzuführen.<br />

E<strong>in</strong>e Anzahl Geräte <strong>und</strong> E<strong>in</strong>richtungsgegenstände<br />

von<br />

Kochschulen wurde den Städten<br />

geschenkt oder gegen niedriges<br />

Entgelt überlassen.<br />

Fortsetzung auf Seite 10<br />

www.juwelier-stett<strong>in</strong>.de


Seite 10 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

21. Juli 2012<br />

NachderWohlfahrtkommtdas Kas<strong>in</strong>o<br />

Fortsetzung von Seite 9<br />

Der Bestand der Arbeiterbibliothek<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> wurde<br />

samt E<strong>in</strong>richtung der späteren<br />

„Bücherei der Jadestädte“ geschenkt.<br />

Der heutige Aufgabenkreis<br />

des Wohlfahrtsvere<strong>in</strong>s<br />

kann wie folgt umrissen werden.:<br />

1. Betrieb des Werftspeisehauses;<br />

2. Bewirtschaftung<br />

der Kant<strong>in</strong>en auf der Bauwerft,<br />

dem Strombauhof <strong>und</strong> dem<br />

Ausrüstungsressort der Mar<strong>in</strong>ewerft;<br />

3. Unterhaltung e<strong>in</strong>es<br />

K<strong>in</strong>dertagesheims <strong>in</strong> der Spielschule<br />

der Mar<strong>in</strong>ewerft an der<br />

Gökerstraße; 4. Unterhaltung<br />

e<strong>in</strong>er Beratungsstelle für werdende<br />

Mütter, Abhaltung von<br />

Beratungsst<strong>und</strong>en der Säugl<strong>in</strong>gsfürsorgestelle<br />

<strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

<strong>in</strong> Bant <strong>und</strong> <strong>in</strong> Neuengroden,<br />

nebst dazugehörigem<br />

Außendienst der <strong>in</strong> der Mütterberatungsstelle<br />

tätigen Säugl<strong>in</strong>gsfürsorgeschwester;<br />

5.<br />

Fortführung des Vortragswesens;<br />

6. Förderung der Jugendpflege<br />

durch Unterstützung der<br />

Lehrl<strong>in</strong>gsvere<strong>in</strong>igung der Mar<strong>in</strong>ewerft<br />

. . .<br />

Auch für das Werftspeisehaus,<br />

für das Vortragswesen<br />

<strong>und</strong> für die Lehrl<strong>in</strong>gsvere<strong>in</strong>igung<br />

stellt die Mar<strong>in</strong>eleitung <strong>in</strong> dankenswerter<br />

Weise Geldmittel<br />

zur Verfügung. Dank besonderer<br />

Zuwendungen von dieser<br />

Stelle konnte der Wohlfahrtsvere<strong>in</strong><br />

im Sommer 1930 den<br />

langgehegten Wunsch der Lehrl<strong>in</strong>gsvere<strong>in</strong>igung<br />

der Mar<strong>in</strong>ewerft,<br />

e<strong>in</strong> eigenes Wochenendhaus<br />

zu besitzen, <strong>in</strong> die Tat umsetzen.<br />

Der Vere<strong>in</strong> kaufte dazu<br />

e<strong>in</strong> am Rande der Schwe<strong>in</strong>ebrücker<br />

Fuhrenkämpe – Landgeme<strong>in</strong>de<br />

Zetel – gelegenes, 1,2<br />

ha großes Gr<strong>und</strong>stück. Am 7.<br />

Juni wurde der Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong> gelegt,<br />

<strong>und</strong> am 21. September<br />

1930 fand die E<strong>in</strong>weihungsfeier<br />

<strong>und</strong> Übergabe des schmucken,<br />

ganz <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>kern erbauten Heimes<br />

an die Lehrl<strong>in</strong>gsvere<strong>in</strong>igung<br />

der Mar<strong>in</strong>ewerft statt.“<br />

Unbestritten wird der Werftwohlfahrtsvere<strong>in</strong><br />

segensreich<br />

gewirkt haben. Nichtsdestoweniger<br />

wurde den Arbeitern<br />

nichts geschenkt. Lohnkämpfe<br />

<strong>und</strong> harte Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

um Mitbestimmung prägten<br />

den gewerkschaftlichen Kampf,<br />

die Privathaushalte hatten ihre<br />

Not mit den Versorgungsmängeln,<br />

auch wenn sie über Lohne<strong>in</strong>künfte<br />

verfügten. Es herrschte<br />

Wohnungsnot, immense<br />

Teuerung <strong>und</strong> Arbeitslosigkeit<br />

machten den Arbeiter das Leben<br />

schwer. Hartmut Büs<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> andere haben im Band 6<br />

des Historischen Arbeitskreises<br />

des DGB <strong>Wilhelmshaven</strong>,<br />

„Der Deutsche Metallarbeiter-<br />

Verband <strong>und</strong> die Werft <strong>in</strong> Rüstr<strong>in</strong>gen<br />

<strong>und</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong> zwischen<br />

1918 <strong>und</strong> 1933“ beschrieben,<br />

wie es den Arbeitern<br />

<strong>in</strong> den Jahren 1929 bis 1931<br />

erg<strong>in</strong>g:<br />

„Ab 1929 wurde die Krise <strong>in</strong><br />

den Jadestädten zunehmend<br />

katastrophal. Im Arbeitsamtsbezirk<strong>Wilhelmshaven</strong>-Rüstr<strong>in</strong>gen<br />

stiegen die Arbeitslosenzahlen<br />

sprunghaft von<br />

3938/1929 auf 7624/1930<br />

(Dezemberwerte). Viele Gewerkschaftsmitglieder<br />

waren<br />

arbeitslos . . .<br />

Es g<strong>in</strong>g nicht mehr um Lohn-<br />

erhöhungen, sondern nur noch<br />

um möglichst ger<strong>in</strong>ge Verdienstm<strong>in</strong>derungen,<br />

Preisstopp<br />

<strong>und</strong> Verh<strong>in</strong>derung bzw. H<strong>in</strong>auszögerung<br />

von Entlassungen.<br />

E<strong>in</strong>e große Anstrengung über<br />

mehrere Monate kostete der<br />

Versuch von Betriebsrat, Teilen<br />

der Belegschaft <strong>und</strong> Gewerkschaften,<br />

durch freiwillige Kurzarbeit<br />

ohne Lohnausgleich rd.<br />

600 Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen<br />

vor der Entlassung zu bewahren.<br />

(Die Belegschaft von Karstadt<br />

versuchte den gleichen<br />

Weg zu gehen.) Der Arbeitgeber<br />

im Reichswehrm<strong>in</strong>isterium h<strong>in</strong>gegen<br />

honorierte diesen Akt der<br />

Solidarität überhaupt nicht, im<br />

Werftlohn-Schiedsspruch vom<br />

19.11.31 wurden die Löhne zusätzlich<br />

<strong>und</strong> erneut, diesmal<br />

um viere<strong>in</strong>halb Prozent herabgesetzt.<br />

In der Krisenzeit stellten sich<br />

Gewerkschafts- <strong>und</strong> auf der<br />

Werft Betriebsratsarbeit immer<br />

schwieriger dar. Die Arbeiterschaft<br />

war gesp<strong>alten</strong> <strong>und</strong> geschwächt,<br />

die Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Kollegen überall <strong>in</strong> Abwehrkämpfe<br />

verwickelt: Kurzarbeit,<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Perspektivlosigkeit,<br />

Angst, Hunger <strong>und</strong> Not.<br />

Gleichzeitig ist massiver Abbau<br />

sozialer Sicherungen für die Bevölkerung<br />

<strong>in</strong> weiten Bereichen<br />

sichtbar: Ausfälle bei der Unfallversicherung,<br />

Herunterfahren<br />

der Krankenpflege, Streichung<br />

von Teilen der Witwen- <strong>und</strong> Waisenrenten<br />

sowie des K<strong>in</strong>desgeldes,<br />

Kürzung der Werftrente.“<br />

Das Ende der Kriegsmar<strong>in</strong>ewerft<br />

nach den Zweiten Weltkrieg<br />

bedeutete auch das Ende<br />

des Werftwohlfahrtsvere<strong>in</strong>s.<br />

Das Werftspeisehaus wurde<br />

„bürgerlich“, das „<strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

Bürger-Cas<strong>in</strong>o“. Christa<br />

Wilken aus der Neuender Reihe<br />

12 hat noch persönliche Er<strong>in</strong>nerungen<br />

an das Werftspeisehaus<br />

kurz nach der Kapitulation. Sie<br />

schrieb an die „<strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

<strong>Zeitung</strong>“:<br />

„Das Werftspeisehaus<br />

gegenüber dem historischen<br />

Werfttor 1 war wohl das e<strong>in</strong>zige<br />

bedeutende Saalgebäude, das<br />

den Krieg überstanden hat. Das<br />

Schauspielhaus (Seemannshaus<br />

an der Bismarckstraße/Ecke<br />

Heppenser Straße),<br />

Parkhaus (am Parkmittelweg),<br />

Gesellschaftshaus (an der Bismarckstraße<br />

gegenüber dem<br />

Kurpark), Friedrichshof (Peter-/<br />

Ecke Mitscherlichstraße) <strong>und</strong><br />

das K<strong>in</strong>o Deutsche Lichtspiele<br />

(Gökerstraße gegenüber Margaretenstraße)<br />

waren den Bom-<br />

ben zum Opfer gefallen. E<strong>in</strong>zig<br />

das K<strong>in</strong>o Colosseum im Westen<br />

der Stadt (Marktstraße/Ecke<br />

Werftstraße), von den K<strong>in</strong>dern<br />

Collebum genannt, war verschont<br />

geblieben. Dieses K<strong>in</strong>o<br />

hieß später Schauburg.<br />

Nach der Kapitulation 1945<br />

wurde die Stadt von englischen<br />

<strong>und</strong> polnischen Truppen besetzt.<br />

Der englische Befehlshaber<br />

war der Naval Officer <strong>in</strong><br />

Charge Capt. Conder. Dieser<br />

lud mittels <strong>Zeitung</strong> oder Flugblätter<br />

die Jugend <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong> das Werftspeisehaus.<br />

Man war neugierig <strong>und</strong> so<br />

strömte die Jugend <strong>Wilhelmshaven</strong>s<br />

<strong>in</strong> das Werftspeisehaus,<br />

um zu hören, was der Engländer<br />

1958 weihte der Fabrikant Keßler im Beise<strong>in</strong> zahlreicher Ehrengäste se<strong>in</strong>e Limonade-Fabrik<br />

an der Gökerstraße e<strong>in</strong>.. FOTO: WZ.-BILDDIENST<br />

ihnen zu sagen hatte.<br />

Capt. Conder sprach <strong>in</strong> ausgezeichnetem<br />

Deutsch <strong>und</strong> fasz<strong>in</strong>ierte<br />

die jungen Leute. Nach<br />

se<strong>in</strong>er langen Rede konnte diskutiert<br />

werden.<br />

Cpt. Conder war es auch,<br />

der darauf bestand, dass die<br />

Kaiser-Wilhelm-Brücke, die man<br />

umbenennen wollte, ihren Namen<br />

behielt. Kaiser Wilhelm II<br />

war der Enkel der englischen<br />

König<strong>in</strong> Viktoria, se<strong>in</strong>e Mutter<br />

die älteste Tochter der Queen.<br />

Wilhelm II., der von Geburt an<br />

e<strong>in</strong>en verkürzten l<strong>in</strong>ken Arm hatte<br />

<strong>und</strong> viele ärztliche Behandlungen<br />

über sich ergehen lassen<br />

musste, wurde oft von der<br />

„Oma Queen“ nach England geholt,<br />

wo er e<strong>in</strong>e glücklichere Jugend<br />

verbrachte.<br />

Das Werftspeisehaus wurde<br />

später abgerissen. Warum? –<br />

Man wollte etwas Neues: Coca<br />

Cola.“


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

BombefälltvordieWohnungstür<br />

Drei Generationen der<br />

Familie Stehr lebten im<br />

„Reichsadler“. Das<br />

ehemalige Hotelgebäude<br />

steht heute noch<br />

am Börsenplatz.<br />

WILHELMSHAVEN/SI – Zur Geschichte<br />

des „Reichsadlers“,<br />

des ehemaligen renommierten<br />

Hotels am Börsenplatz,<br />

schreibt Hildburg Me<strong>in</strong>ers:<br />

„Bereits 1911, also 12 Jahre<br />

nach dem Bau des Reichsadlers,<br />

erwarb me<strong>in</strong> Großvater,<br />

der Kaufmann Wilhelm Stehr,<br />

von Erika Kotte e<strong>in</strong>en Anteil<br />

vom Reichsadler, e<strong>in</strong>getragen<br />

im Februar 1912. Am 26. Okt.<br />

1927 verkaufte er den Anteil an<br />

den Kaufmann Emil Morgenstern,<br />

der offenbar den ganzen<br />

Reichsadler besitzen wollte.<br />

Aber schon 1929 erwarb Wilhelm<br />

Stehr auf Gr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>es Zuschlagbeschlusses<br />

den gesamten<br />

Reichsadler.<br />

1936 bezogen me<strong>in</strong>e Eltern,<br />

Hermann <strong>und</strong> Hertha Stehr,<br />

e<strong>in</strong>e Wohnung <strong>in</strong> der 2.Etage<br />

des Reichsadlers, die vom E<strong>in</strong>gang<br />

Kieler Straße erreichbar<br />

war. Drei Jahre später wurde ich<br />

geboren, drei Wochen vor Beg<strong>in</strong>n<br />

des zweiten Weltkrieges.<br />

1940 starb me<strong>in</strong> Großvater.<br />

Me<strong>in</strong>e Großmutter Dora Stehr,<br />

geb. Rehberg, wurde als Vorerb<strong>in</strong><br />

der Erbengeme<strong>in</strong>schaft<br />

Stehr Besitzer<strong>in</strong> des Reichsadlers.<br />

Wie mir me<strong>in</strong> Vater später<br />

erzählte, wurde me<strong>in</strong>e Großmutter<br />

nach den ersten Bombenalarmen<br />

von ihrer ältesten<br />

Tochter vorausahnend nach Lüneburg<br />

geholt; das Haus <strong>in</strong> der<br />

Peterstraße, <strong>in</strong> dem sie eigentlich<br />

wohnte, wurde total zerstört.<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> wurde das<br />

Ziel ständiger Angriffe . . . Die<br />

Stadt war weitgehend e<strong>in</strong> Trümmerhaufen,<br />

viele Häuser <strong>in</strong><br />

Schutt <strong>und</strong> Asche, aber der<br />

Reichsadler war stehen geblieben.<br />

Er wurde nur leicht zerstört,<br />

weil e<strong>in</strong>e Bombe durch<br />

das Dach gefallen war, die aber<br />

im Flur auf der zweiten Etage liegen<br />

blieb, genau vor unserer<br />

Wohnungstür, ohne zu zünden.<br />

Glück gehabt!<br />

Auf dem Börsenplatz blühte<br />

gleich nach dem Krieg der<br />

Schwarzmarkt. Wir konnten<br />

vom Fenster aus immer e<strong>in</strong>e<br />

Menschenmenge beobachten,<br />

die unter der Hand D<strong>in</strong>ge<br />

tauschten. Die Menschenmenge<br />

löste sich urplötzlich auf,<br />

wenn Polizisten <strong>in</strong> Sicht waren.<br />

Unten im Reichsadler, l<strong>in</strong>ks<br />

neben unserer Haustür <strong>in</strong> der<br />

Kieler Straße, war der Aufgang<br />

zu e<strong>in</strong>em Lebensmittelladen.<br />

Der Inhaber war e<strong>in</strong> Herr Bracht.<br />

In der Kieler Straße gab es<br />

durch die hohen umliegenden<br />

Wohnhäuser gegenüber vom<br />

Reichsadler viele K<strong>in</strong>der. Autos<br />

<strong>und</strong> Radfahrer gab es so gut wie<br />

ke<strong>in</strong>e. Die Straße gehörte uns.<br />

Me<strong>in</strong>e Großmutter kam nicht<br />

wieder nach <strong>Wilhelmshaven</strong> zu-<br />

rück. Als sie 1952 <strong>in</strong> Lüneburg<br />

starb, g<strong>in</strong>g der Reichsadler an<br />

die Erbengeme<strong>in</strong>schaft Stehr<br />

über, zu der auch Enkelk<strong>in</strong>der<br />

gehörten. Me<strong>in</strong> Vater übernahm<br />

die Verwaltung des Reichsadlers.<br />

Als wir älter wurden kamen<br />

die Hauspartys <strong>in</strong> Mode. So lud<br />

ich e<strong>in</strong>mal zu e<strong>in</strong>er Kellerparty<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong> unserem Hausbunker.<br />

Das war ideal, denn die dicken<br />

Betonwände ließen den Schall<br />

nicht durch. Ab Ende der 50iger-<br />

Jahre stand<br />

e<strong>in</strong>e Wurstbude<br />

auf dem<br />

Börsenplatz.<br />

Als ich heiraten<br />

wollte<br />

<strong>und</strong> im<br />

Reichsadler<br />

e<strong>in</strong>e Wohnung<br />

frei wurde,<br />

hatten wir<br />

den Wunsch, dort e<strong>in</strong>zuziehen.<br />

Das war aber nicht so e<strong>in</strong>fach,<br />

denn frei werdende Wohnungen<br />

mussten dem Wohnungsamt<br />

gemeldet <strong>und</strong> die Vermietung<br />

genehmigt werden. Wohnungen<br />

waren <strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong> immer<br />

noch knapp.<br />

1962 wurde unsere Tochter<br />

Petra geboren, genau 100 Jahre<br />

nach der Geburt me<strong>in</strong>es<br />

Großvaters. Jetzt wohnten drei<br />

Generationen der Familie Stehr<br />

im Reichsadler.<br />

Wilhelm Stehr mit dem jüngsten Sohn Hermann<br />

<strong>und</strong> der ältesten Tochter Else mit Familie<br />

bei e<strong>in</strong>em Sonntagsausflug nach Schloss Gödens<br />

1931. FOTO: PRIVAT<br />

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<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 11<br />

Mitte der 60er­Jahre verkaufte die Familie<br />

Stehrdenehemaligen Reichsadler(dasrote<br />

Gebäuderechts). FOTO: SIEFKEN<br />

1965 kam für den Reichsadler<br />

<strong>und</strong> auch für ihre Bewohner<br />

die große Wende. Die Miterben<br />

drängten schon seit längerer<br />

Zeit zum Verkauf der Immobilie.<br />

Es fand sich e<strong>in</strong> Käufer aus<br />

Bremen, der die großen Wohnungen<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>ere Wohne<strong>in</strong>heiten<br />

umbauen wollte. Da war für<br />

uns <strong>und</strong> me<strong>in</strong>e Eltern der Zeitpunkt<br />

gekommen, vom Reichsadler<br />

Abschied zu nehmen <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Neubauwohnung zu ziehen.<br />

Nach dem Umbau hatte der<br />

Reichsadler mit se<strong>in</strong>em ursprünglichen<br />

Aussehen kaum<br />

noch Ähnlichkeit. Alle Verzierungen,<br />

der schöne Stuck <strong>in</strong> den<br />

großen <strong>und</strong> hohen Räumen <strong>und</strong><br />

an der äußeren Fassade, waren<br />

abgeschlagen. Glatte verputzte<br />

Wände mit buntem Anstrich<br />

sollten dem Reichsadler e<strong>in</strong><br />

modernes Aussehen geben.<br />

Historisch gewachsen –der Moderne verpflichtet!<br />

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Seite 12 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

Grüne KolonieamStadtpark<br />

Vor h<strong>und</strong>ert Jahren bezogen<br />

die ersten Siedler<br />

die Häuser <strong>in</strong> der<br />

Stadtparkkolonie. Die<br />

Siedlung hat noch etwas<br />

von ihrem ursprünglichem<br />

Charme.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

ALDENBURG – Zu den wohl<br />

schönsten <strong>und</strong> eigentümlichsten<br />

Wohnsiedlungen <strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

zählt die Stadtparkkolonie.<br />

Sie wird 100 Jahre<br />

alt. Im Oktober 1912 zog der<br />

erste Eigentümer, der Werfttechniker<br />

Theodor<br />

Tapken,<br />

hier e<strong>in</strong>.<br />

Die Straße<br />

war<br />

noch nicht<br />

fertig. Bis<br />

weit <strong>in</strong>s<br />

Jahr 1913<br />

quälten<br />

sich die Zuzügler damit, ihre Habe<br />

mit Schlickschlitten <strong>in</strong> ihre<br />

neue Bleibe zu ziehen.<br />

Die Stadtparkkolonie misst<br />

<strong>in</strong> etwa 300 mal 300 Meter <strong>und</strong><br />

ist von dem jungen Rüstr<strong>in</strong>ger<br />

Stadtbaurat Mart<strong>in</strong> Wagner<br />

(1885 – 1957) entworfen worden.<br />

Wagner kam nach se<strong>in</strong>em<br />

Studium an die Jade <strong>und</strong> setzte<br />

während dreier Jahre, 1911 bis<br />

1914, lang nachwirkende architektonische<br />

Akzente <strong>in</strong> der jungen<br />

Stadt Rüstr<strong>in</strong>gen. Er promovierte<br />

1915 über das „sanitäre<br />

Grün“ <strong>in</strong> Städten, wurde danach<br />

Stadtbaurat <strong>in</strong> Schöneberg <strong>und</strong><br />

Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> brachte auch hier,<br />

bis die Nazis ihn kaltstellten,<br />

bedeutende städtebauliche<br />

Projekte voran. Er emigrierte<br />

nach Istanbul <strong>und</strong> g<strong>in</strong>g später<br />

als Dozent an die Harvard-Universität<br />

<strong>in</strong> die USA.<br />

Wagner war e<strong>in</strong> Anhänger der<br />

englischen Gartenstadt-Idee,<br />

die auf genossenschaftliches<br />

Wohneigentum setzte, um auch<br />

dem „kle<strong>in</strong>en Mann“ zu bezahlbarem<br />

<strong>und</strong> komfortablem<br />

Wohnraum zu verhelfen. Er<br />

spielte später e<strong>in</strong>e große Rolle<br />

im gewerkschaftlichen Wohnungsbau.<br />

In <strong>Wilhelmshaven</strong> <strong>und</strong> Rüstr<strong>in</strong>gen<br />

herrschte um 1910 große<br />

Wohnungsnot. Das Kaiserreich<br />

rüstete auf, auf der Kaiserlichen<br />

Werft wurden zwischen<br />

1908 <strong>und</strong> 1915/17 die<br />

L<strong>in</strong>ienschiffe „Nassau“ <strong>und</strong><br />

„Ostfriesland“, der Kle<strong>in</strong>e Kreuzer<br />

„Straßburg“, das L<strong>in</strong>ienschiff<br />

„König“ <strong>und</strong> der Große<br />

Kreuzer „H<strong>in</strong>denburg“<br />

gebaut – allesamt<br />

große<br />

Schiffe, die der<br />

englischen Dread-<br />

nought-Klasse Paroli bieten<br />

sollten. Dafür aber musste<br />

auch die Werft vergrößert werden.<br />

Der gesamte Hafen wurde<br />

nach Süden h<strong>in</strong> erweitert. Es<br />

entstand e<strong>in</strong>e neue Schleuse,<br />

die 3. E<strong>in</strong>fahrt. Tausende Menschen<br />

wurden für die Bauarbeiten<br />

gebraucht, <strong>und</strong> alle wollten<br />

sie irgendwo unterkommen –<br />

Alten- <strong>und</strong> Pflegezentrum<br />

Sillenstede GmbH<br />

Lang- <strong>und</strong> Kurzzeitpflege<br />

Ambulante Alten<strong>und</strong><br />

Krankenpflege<br />

Essen auf Rädern &Mittagstisch<br />

viele von ihnen dauerhaft.<br />

Die junge Stadt Rüstr<strong>in</strong>gen,<br />

die 1911 aus dem Zusammenschluss<br />

der Geme<strong>in</strong>den Bant<br />

<strong>und</strong> Neuende sowie der Stadt<br />

Heppens entstanden war, sah<br />

sich <strong>in</strong> der Pflicht, für <strong>neuen</strong><br />

Wohnraum zu sorgen. In Wagner<br />

fand sie den richtigen Mann<br />

für die Durchsetzung ihrer Pläne.<br />

1912 erwarb sie den Oetkenschen<br />

Hof <strong>und</strong> anliegenden<br />

Gr<strong>und</strong>besitz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesamtgröße<br />

von r<strong>und</strong> 72 Hektar <strong>und</strong><br />

überplante diese Fläche mit<br />

dem Stadtpark, dem Ehrenfriedhof<br />

der Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> der<br />

Stadtparkkolonie. Der HamburgerGartenarchitekt<br />

Leberecht<br />

Migge, der im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

Wettbewerbs den<br />

Zuschlag für die<br />

Das ehemalige Café Kl<strong>in</strong>dworth gestern <strong>und</strong> heute (rechts).<br />

L<strong>in</strong>ks:dieStadtparkalleevordemKrieg.. FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />

Montessori Projekt<br />

Im Alter das<br />

Selbst am<br />

blühen erh<strong>alten</strong><br />

Stadtparkgestaltung erh<strong>alten</strong><br />

hatte, übernahm auch die Planung<br />

für die gärtnerische Gestaltung<br />

der Kolonie.<br />

Vom Altengrodener Weg abzweigend,<br />

durchzieht die Stadtparkallee<br />

die Siedlung <strong>in</strong> der<br />

Mitte, allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong> gerader<br />

Flucht, sondern mit e<strong>in</strong>em<br />

Versatz <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em leichten<br />

21. Juli 2012<br />

Bogen, so dass sich für das Auge<br />

des Betrachters ke<strong>in</strong>e Monotonie<br />

e<strong>in</strong>stellt. Nördlich <strong>und</strong><br />

südlich zweigen die Holste<strong>in</strong><strong>und</strong><br />

die Gottorpstraße ab, die<br />

dort, wo sie im rechten W<strong>in</strong>kel<br />

abknicken, <strong>in</strong> schöne Platzanlagen<br />

münden.<br />

Die Häuser wurden <strong>in</strong> Typenbauweise<br />

von der Stadt errichtet<br />

<strong>und</strong> zu sehr günstigen Konditionen<br />

an die Anwärter verkauft,<br />

wobei die Gr<strong>und</strong>stücke <strong>in</strong> Erbpacht<br />

vergeben wurden.<br />

Ursprünglich sollte die Siedlung<br />

von privaten Bauträgern errichtet<br />

werden, doch war dafür<br />

die Vorf<strong>in</strong>anzierung nicht sicherzustellen.<br />

Die Siedler<br />

sollten auf<br />

ihren zwischen<br />

600<br />

<strong>und</strong> 1000<br />

Quadratmeter<br />

großen<br />

Gr<strong>und</strong>stückenGemüse<br />

anbauen<br />

<strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>vieh h<strong>alten</strong>. Im Haustyp<br />

I waren Stallung <strong>und</strong> Wohnbereich<br />

unter e<strong>in</strong>em Dach, beim<br />

Haustyp II waren die Stallungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Anbau untergebracht.<br />

Die Siedler gründeten schon<br />

1913 den „Vere<strong>in</strong> am Stadtpark“,<br />

e<strong>in</strong>en Bürgervere<strong>in</strong> zur<br />

Selbsthilfe, der beim Erwerb<br />

von Grabeland, Saatgut <strong>und</strong><br />

Dünger half. Er tagte ab 1914<br />

im <strong>neuen</strong> Café Kl<strong>in</strong>dworth,<br />

e<strong>in</strong>em stattlichen Haus an der<br />

Ecke Stadtparkallee/Holste<strong>in</strong>straße,<br />

das e<strong>in</strong> beliebter Anlaufpunkt<br />

für die Stadtpark-Spaziergänger<br />

wurde. Hier spielten<br />

Tanzkapellen auf. Auch viele<br />

Mar<strong>in</strong>esoldaten entdeckten<br />

das Lokal, das etwas Abstand<br />

zu den Kasernen <strong>und</strong> Schiffen<br />

bot.<br />

Im Zweiten Weltkrieg wurden<br />

etliche der Siedlungshäuser<br />

von Bomben beschädigt, e<strong>in</strong>ige<br />

wurden später durch Neubauten<br />

ersetzt.


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 13<br />

Große Wäsche<strong>in</strong>Weserstraße<br />

BANT/SI – Karl He<strong>in</strong>rich Eiben<br />

verbrachte se<strong>in</strong>e Jugendzeit <strong>in</strong><br />

Bant. Man lebte nicht gerade im<br />

Luxus. Der Krieg brachte Not<br />

<strong>und</strong> Ängste. Der Alltag war mühselig.<br />

Eiben hat Vieles aus dieser<br />

Zeit aufgeschrieben, so<br />

auch se<strong>in</strong>e Er<strong>in</strong>nerungen an die<br />

„große Wäsche“:<br />

„Die heute gebräuchlichen<br />

Waschmasch<strong>in</strong>en waren uns<br />

fremd. Dafür gab es für alle Familien<br />

im Haus im Keller zwei<br />

Waschküchen, vom Hof zu erreichen.<br />

Diese konnten nach<br />

festgelegtem Zeitplan abwechselnd<br />

von den Familien benutzt<br />

werden. In jeder Waschküche<br />

befand sich e<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gemauerten<br />

Ofen e<strong>in</strong>gelassener,<br />

großer<br />

Kupferkessel.<br />

In diesem<br />

wurde<br />

die Wäschegekocht.<br />

Doch <strong>in</strong><br />

diesem<br />

Kessel<br />

wurde<br />

auch unser<br />

Badewasser<br />

heiß<br />

gemacht, denn die Familien<br />

nutzten die Waschküche am<br />

oder zwischen den Waschtagen<br />

als Badezimmer. Man badete <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Holzbottich oder <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Z<strong>in</strong>kwanne. Wir K<strong>in</strong>der bedeckten<br />

uns nach dem Bad mit<br />

e<strong>in</strong>em Handtuch, rannten dann<br />

über den Hof durch das Treppenhaus<br />

<strong>in</strong> die Wohnung, um<br />

uns dort richtig abzutrocknen<br />

<strong>und</strong> anzuziehen.<br />

Aber kommen wir noch e<strong>in</strong>mal<br />

zurück auf die Tage, an<br />

denen die Hausfrauen sagten:<br />

Das Eckhaus Weserstraße 178 (früher<br />

Kaiserstraße),vonEibengezeichnet.<br />

„Ich habe heute<br />

große Wäsche.“Zunächstmusste<br />

e<strong>in</strong> Großteil<br />

der Wäsche<br />

über Nacht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Holzbottich e<strong>in</strong>geweicht<br />

<strong>und</strong> am anderen Morgen gekocht<br />

werden. Dabei füllte sich<br />

der kle<strong>in</strong>e Raum so mit Wasserdampf,<br />

dass man nichts mehr<br />

sah.<br />

Beim nächsten Arbeitsvorgang<br />

wurden e<strong>in</strong>ige Wäschestücke<br />

aus dem kochenden Wasser<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen Behälter<br />

getan <strong>und</strong> dort auf e<strong>in</strong>em<br />

Waschbrett gerubbelt oder mit<br />

e<strong>in</strong>er Wurzelbürste oder mit<br />

e<strong>in</strong>em Wäschestampfer bearbeitet.<br />

Dabei kamen die Frauen<br />

sehr <strong>in</strong>s Schwitzen,<br />

<strong>und</strong> so manch<br />

schöne Frisur verlor<br />

dabei ihre Form.<br />

Anschließend<br />

wurde die Wäsche<br />

gespült <strong>und</strong> ausgewrungen.<br />

Dabei<br />

mussten wir K<strong>in</strong>der<br />

manchmal helfen.<br />

Getrocknet wurde<br />

die Wäsche entweder<br />

auf dem Boden<br />

<strong>in</strong> der obersten<br />

Etage des Hauses<br />

oder auf e<strong>in</strong>em Trockenboden,<br />

der <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>terhofhaus<br />

durch<br />

e<strong>in</strong>e eiserne<br />

Außentreppe erreichbar<br />

war. Bei<br />

schönem Wetter<br />

wurden auf dem Hof Le<strong>in</strong>en gezogen<br />

<strong>und</strong> dort die Wäsche aufgehängt.<br />

Damit sie durch das<br />

Eigengewicht nicht auf den Ste<strong>in</strong>en<br />

des Hofes schleifte, wurden<br />

die Le<strong>in</strong>en mit zirka zwei<br />

Meter langen Holzstangen gestützt.<br />

Zu unserem Vergnügen<br />

<strong>und</strong> zum Ärger der Hausfrauen<br />

Blickaufdie<br />

Weserstraße<br />

<strong>in</strong>Bant<br />

(1959).Karl­<br />

He<strong>in</strong>rich<br />

Eibenwohnte<br />

<strong>in</strong>demHaus<br />

Weserstraße<br />

178ander<br />

Kreuzung<br />

Werftstraße,<br />

<strong>in</strong>dessenH<strong>in</strong>terhofman<br />

aufder<strong>alten</strong><br />

Luftaufnahme<br />

schaut(oben<br />

rechts).Die<br />

neueAufnahmezeigtdenentgegengesetztenBlick.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

benutzten wir K<strong>in</strong>der diesen<br />

„Wäsche-Irrgarten“ zum Kriegenspielen.<br />

E<strong>in</strong>ige weiße Wäschestücke,<br />

meistens Bettwäsche, wurden<br />

auf e<strong>in</strong>er für St<strong>und</strong>en gemieteten,<br />

unserem Haus gegenüberliegenden<br />

Rasenfläche zum<br />

Bleichen ausgelegt.“


Seite 14 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

21. Juli 2012<br />

Neues LandausderSpülleitung<br />

Über 2500 Hektar neues<br />

Land gewann <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

mit Hilfe<br />

von Spülbaggern für Industrie-<br />

<strong>und</strong> Hafenzwecke.<br />

VON ULRICH RÄCKER-WELLNITZ<br />

WILHELMSHAVEN – Der Vorgang<br />

der Landgew<strong>in</strong>nung lässt sich<br />

beschleunigen, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong><br />

Außendeich gezogen wird, ohne<br />

alle<strong>in</strong> die natürliche Aufschwemmung<br />

abzuwarten.<br />

Stattdessen wird die gewonnene<br />

Fläche größten Teils durch<br />

Aufspülen mit Sand <strong>und</strong><br />

Schlick erhöht <strong>und</strong> kann wesentlich<br />

schneller genutzt werden.<br />

Nicht zuletzt auf diese Methode<br />

setzt man <strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

<strong>und</strong> begann vor 1938 mit<br />

E<strong>in</strong>deichungs- <strong>und</strong> Aufspülungsarbeiten<br />

nordwestlich der heutigen<br />

IV. E<strong>in</strong>fahrt bis zum <strong>neuen</strong>,<br />

künstlichen Geniusdeich. Vorgesehen<br />

waren die Landflächen<br />

für den Ausbau der Nordwerft,<br />

sowie e<strong>in</strong>en Land- <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Seeflughafen.<br />

Bekanntlich wurden die Planungen<br />

nicht realisiert, die<br />

Arbeiten ruhten während des<br />

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Voslapp<strong>und</strong>der Voslapper Groden1974,imH<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>dieneueMobil­Raff<strong>in</strong>erie.Rechts:DerersteTankeramNWO­AnlegerimNovember1958.<br />

Krieges. Mit erheblichem Aufwand<br />

wurden sie ab Herbst<br />

1946 zunächst am 640 Hektar<br />

(ha) großen Heppenser Groden,<br />

der schon fest e<strong>in</strong>gedeicht<br />

war, fortgesetzt. Es wurde weiter<br />

aufgespült <strong>und</strong> das Land<br />

durch Aussaat salzverträglicher<br />

Pflanzen (u. a. Raps) „entsalzt“.<br />

Viele Jahre er<strong>in</strong>nerte der<br />

„Entensee“, dessen Erhalt z.B.<br />

die Ornithologen forderten, daran,<br />

dass hier ursprünglich offene<br />

See war. Über die hohen<br />

landwirtschaftlichen Erträge im<br />

Heppenser Groden wurde <strong>in</strong> der<br />

•Schimmelpilzsanierung<br />

•Schwammsanierung<br />

•Holzschutz<br />

•Bauwerksabdichtungen<br />

•Taubenabwehr<br />

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Presse oft berichtet.<br />

Auf dem Groden siedelten<br />

sich die Nordwest<br />

Oelleitung (NWO) <strong>und</strong> die<br />

B<strong>und</strong>esmar<strong>in</strong>e an, heute s<strong>in</strong>d<br />

zusätzlich die städtische Zentralkläranlage<br />

<strong>und</strong> der neue<br />

Schlachthof dort zu f<strong>in</strong>den.<br />

Nördlich des Heppenser Grodens<br />

wurde etwa ab 1950 die<br />

Landgew<strong>in</strong>nung am Rüstersieler<br />

Watt wieder aufgenommen.<br />

Zunächst sollte im Rahmen von<br />

Notstandsarbeiten das nur mit<br />

e<strong>in</strong>em Busch- oder Schlengendamm<br />

gesicherte Areal nutzbar<br />

gemacht werden. Allerd<strong>in</strong>gs beschleunigte<br />

erst der ab 1963<br />

gebaute fast<br />

drei Kilometer<br />

lange Rüstersieler<br />

Seedeich<br />

zwischen Maadesiel<br />

<strong>und</strong> der<br />

Spitze der LandzungeGeniusdeich<br />

den natürlichen<br />

Prozess<br />

der Landgew<strong>in</strong>nung.<br />

Nun verband<br />

man Landgew<strong>in</strong>nung<br />

<strong>und</strong><br />

Fahrwasservertiefung<br />

mite<strong>in</strong>ander: Baggergut<br />

aus dem Vorhafen der IV. E<strong>in</strong>fahrt<br />

wurde auf das Watt gespült.<br />

Das Wasser aus dem<br />

Spülfluss wurde über vier große<br />

Rohre durch den <strong>neuen</strong> Deich<br />

bei Niedrigwasser <strong>in</strong> die Jade<br />

abgelassen. Hier entstand der<br />

Rüstersieler Groden mit mehr<br />

als 590 Hektar Fläche, auf der<br />

u. a. die Kraftwerke <strong>und</strong> die vormaligen<br />

Alusuisse Werke (heute<br />

Ineos) zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />

Das nächste Flächenwachstum<br />

durch Aufspülung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>deichung<br />

konnte ebenfalls nur<br />

nach Norden erfolgen. Deshalb<br />

entschloss sich das Land Nie-<br />

dersachsen, den Voslapper<br />

Groden, begrenzt im Süden vom<br />

Geniusdeich <strong>und</strong> im Norden<br />

vom Hooksieler Deich, ab 1971<br />

aufzuspülen <strong>und</strong> mit dem 11 Kilometer<br />

langen Voslapper Seedeich<br />

abzuschließen. H<strong>in</strong>ter<br />

diesem Deich gewann man e<strong>in</strong>e<br />

mehr als 1300 Hektar große,<br />

für Industrieansiedlungen vorgesehene,<br />

Neulandfläche<br />

durch Aufspülung von ca. 25<br />

Millionen Kubikmeter Sand <strong>und</strong><br />

Schlick. Noch vor dem offiziel-<br />

len Deichschluss im Dezember<br />

1974 begannen die Bauarbeiten<br />

für die damalige Mobil-Oil<br />

Raff<strong>in</strong>erie, gesichert von e<strong>in</strong>em<br />

provisorischen Querdeich. Wenige<br />

Jahre später folgte ICI<br />

(heute Ineos) mit se<strong>in</strong>em Werk.<br />

Die aktuellste <strong>und</strong> schnellste<br />

Phase der Landgew<strong>in</strong>nung ist<br />

nördlich der Niedersachsenbrücke<br />

zu bew<strong>und</strong>ern. Mit<br />

Sp<strong>und</strong>wänden statt Deichen<br />

wurde hier <strong>in</strong> knapp 54 Monaten<br />

die Fläche des künftigen<br />

Conta<strong>in</strong>erterm<strong>in</strong>als zunächst<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>s Küste im Jahr 2010 mit<br />

Heppenser, Rüstersieler <strong>und</strong> Voslapper Groden.<br />

FOTO: KLAUS SCHREIBER<br />

„e<strong>in</strong>gedeicht“ <strong>und</strong> anschließend<br />

mit über 45 Millionen cbm<br />

Sand aufgespült. Insgesamt<br />

konnten hier 360 ha Neuland<br />

gewonnen werden, wovon entlang<br />

der über 1700 m langen<br />

Kaikante alle<strong>in</strong> 130 ha für den<br />

Conta<strong>in</strong>erumschlag vorgesehen<br />

s<strong>in</strong>d. Für e<strong>in</strong>e Logistik-Zone<br />

s<strong>in</strong>d 160 ha e<strong>in</strong>geplant, der<br />

Rest entfällt auf Verkehrs- <strong>und</strong><br />

sonstige Flächen. Durch die vorgenannten<br />

Grodenflächen – ohne<br />

den JadeWeserPort – wuchs<br />

die Stadt seit 1938 um über<br />

2540 ha, die 1853 von Oldenburg<br />

erworbene Fläche betrug<br />

knapp über 300 ha.


21. Juli 2012<br />

Exponate des ehemaligen<br />

Mar<strong>in</strong>e- <strong>und</strong> Kolonialmuseums<br />

f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der<br />

Abteilung „Souvenirs von<br />

fremden Küsten“ im Küstenmuseum<br />

wieder.<br />

FOTO: KLAUS SCHREIBER/WZ-BILDDIENST<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 15<br />

SouvenirsvonfremdenKüsten<br />

Das Kolonialmuseum<br />

im e<strong>in</strong>stigen Logenhaus<br />

sollte DeutschlandsweltumspannendenHerrschaftsanspruch<br />

unterstreichen.<br />

VON TANJA KWIATKOWSKI<br />

WILHELMSHAVEN – Am 12. Mai<br />

1935 feierten im damaligen<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er Rathaus Ecke<br />

Roon-/Gökerstraße mehr als<br />

h<strong>und</strong>ert geladene Gäste die Eröffnung<br />

des Mar<strong>in</strong>e- <strong>und</strong> Kolonialmuseums.<br />

Es befand sich<br />

zwei Häuser weiter <strong>in</strong> der Rhe<strong>in</strong>straße,<br />

im Gebäude der Freimaurerloge<br />

„Wilhelm zum silbernen<br />

Anker“, das 1934 von<br />

den Nationalsozialisten enteignet<br />

worden war.<br />

Die Museumsgründung <strong>in</strong>itiiert<br />

hatte Friedrich Ronneberger<br />

(1886 - 1968), der 1915 als<br />

Mar<strong>in</strong>epfarrer an die Garnisonkirche<br />

– der heutigen Christus<strong>und</strong><br />

Garnisonkirche – kam. Ronneberger<br />

hatte schon 1928 se<strong>in</strong>e<br />

Ausstellungspläne zur Mar<strong>in</strong>e-<br />

<strong>und</strong> Kolonialgeschichte <strong>in</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>sartikeln präsentiert.<br />

Die nationalsozialistische<br />

Stadtverwaltung unterstützte<br />

Ronnebergers Pläne, um das<br />

Museum mit der Er<strong>in</strong>nerung an<br />

glanzvolle Mar<strong>in</strong>ezeiten <strong>und</strong> an<br />

die Kolonien propagandistisch<br />

zu nutzen <strong>und</strong> für die Rückgew<strong>in</strong>nung<br />

der ehemaligen Kolonien<br />

zu werben.<br />

Bei der Beschaffung der Exponate<br />

vermittelte der Mar<strong>in</strong>epfarrer<br />

zwar auch Ankäufe, er<br />

hoffte aber vor allem auf Spenden<br />

aus der <strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

Bevölkerung. Durch se<strong>in</strong>e Reise<br />

als Mar<strong>in</strong>epfarrer im Jahr 1928<br />

auf dem Kreuzer „Emden“<br />

wusste er, dass sich viele Mar<strong>in</strong>eangehörige<br />

aus den Kolonien<br />

Souvenirs mitbrachten. Auch<br />

Ronneberger selbst hatte e<strong>in</strong>e<br />

Sammlung angelegt <strong>und</strong> über<br />

se<strong>in</strong>e Weltreise e<strong>in</strong> Buch geschrieben.<br />

Se<strong>in</strong> Aufruf an die <strong>Wilhelmshaven</strong>er,<br />

Exponate für e<strong>in</strong> Museum<br />

zu spenden blieb jedoch<br />

ohne den erwarteten Erfolg. So<br />

fehlten ihm noch e<strong>in</strong>en Monat<br />

vor der Museumseröffnung Objekte,<br />

um die er beim Leiter des<br />

Bremer Mar<strong>in</strong>e- <strong>und</strong> Überseemuseums<br />

mit den Worten bat,<br />

se<strong>in</strong>e Schautische gähnten ihn<br />

an wie „hungrige Tropentiere“.<br />

Tatsächlich erhielt Ronneberger<br />

für den Kolonialraum,<br />

den er im vormaligen Tempel<br />

des Logenhauses e<strong>in</strong>richtete,<br />

etliche Leihgaben aus ethnologischen<br />

Sammlungen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>,<br />

Bremen <strong>und</strong> Hamburg. Dicht gehängt<br />

<strong>und</strong> gestellt waren Objekte<br />

aus afrikanischen Kolonien,<br />

aus der Südsee <strong>und</strong> aus Ch<strong>in</strong>a<br />

versammelt.<br />

Im Erdgeschoss des Gebäudes<br />

entstand e<strong>in</strong> Mar<strong>in</strong>eraum<br />

mit etlichen Schiffsmodellen<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>em großen Standbild<br />

des Großadmirals <strong>und</strong> Ehrenbürger<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>s Alfred<br />

von Tirpitz. Im Obergeschoss<br />

war e<strong>in</strong> weiterer Raum zur Mar<strong>in</strong>egeschichte<br />

mit Modellen,<br />

Wappen, Uniformstücken <strong>und</strong><br />

Dokumenten.<br />

Friedrich Ronneberger sah<br />

im Mar<strong>in</strong>e- <strong>und</strong> Kolonialmuseum<br />

sowohl e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung<br />

zur Schulung von Soldaten als<br />

auch e<strong>in</strong>e touristische Attraktion.<br />

1938 zählte man 33 000<br />

Besucher.<br />

FriedrichRonneberger.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

1941 lagerte man die Exponate<br />

nach Schloss Evenburg bei<br />

Leer aus, e<strong>in</strong>ige Teile kamen<br />

nach Bad Pyrmont. Die meisten<br />

Exponate wurden während des<br />

Krieges zerstört. Der erh<strong>alten</strong>e<br />

Rest gelangte 1946 <strong>in</strong> die Kasernen<br />

am Mühlenweg <strong>und</strong><br />

1951 <strong>in</strong> das neu gegründete<br />

Heimat- <strong>und</strong> Küstenmuseum <strong>in</strong><br />

der Viktoriastraße.<br />

2003, nach der E<strong>in</strong>richtung<br />

des Küstenmuseums <strong>in</strong> der<br />

ehemaligen Jahnhalle, erschlossen<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des<br />

Küstenmuseums erstmals umfassend<br />

die ethnologische<br />

Sammlung. Heute s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>druckvollsten<br />

Teile aus Afrika<br />

<strong>und</strong> der Südsee <strong>in</strong> der Dauerausstellung<br />

des Küstenmuseums<br />

im Bereich „Souvenirs<br />

von fremden Küsten“ zu sehen.<br />

*<br />

Die Autor<strong>in</strong> ist Leiter<strong>in</strong> des Küstenmuseums<br />

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Seite 16 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

21. Juli 2012<br />

1896eröffnetederKaufmannBernhardBührmanndenNeubause<strong>in</strong>esBekleidungsgeschäftesanderVirchow­/EckeViktoriastraße.<br />

Heutestehtaufse<strong>in</strong>en<br />

KriegstrümmerndasGorch­<br />

Fock­Haus.<br />

Mit<strong>Wilhelmshaven</strong> vernäht<br />

Das Gorch-Fock-Haus<br />

steht auf den Trümmern<br />

e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>stiges<br />

Textilkaufhauses. Dieses<br />

prägt heute das<br />

Gesicht der Grenzstraße.<br />

WILHELMSHAVEN/IH – Der Herr<br />

trägt Gehrock, die Dame Glockenrock,<br />

mit vom Korsett betonter<br />

Taille <strong>und</strong> dazu Hüte <strong>in</strong><br />

überdimensionaler Größe, als<br />

der Kaufmann Bernhard Bührmann<br />

am 3. Oktober 1888 an<br />

der Ecke Börsen-/Virchowstraße<br />

das „Special-Geschäft von<br />

fertigen Confektionsartikeln“<br />

gründete.<br />

Das Fleckchen aufgespülte<br />

Erde, auf dem Preußen se<strong>in</strong>en<br />

Kriegshafen baute, hatte sich<br />

zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Schmuckstück<br />

entwickelt, <strong>in</strong> dem das gesellschaftliche<br />

Leben immer<br />

mehr erblühte. Liest man die<br />

Aufzeichnungen der Chronist<strong>in</strong><br />

Louise von Krohn, sorgten Kas<strong>in</strong>obesuche,<br />

Clubabende, hübsche<br />

Feste <strong>und</strong> nicht zuletzt regelmäßige<br />

Kaiserbesuche für<br />

Abwechslung bei den Bessergestellten,<br />

für die man entsprechend<br />

gekleidet se<strong>in</strong> wollte.<br />

Das Konfektionshaus war<br />

erfolgreich <strong>und</strong> zog bereits<br />

1896 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Neubau um. 45<br />

Jahre stand das bee<strong>in</strong>druckende<br />

Gebäude an der Viktoriastraße,<br />

dort wo sich heute das<br />

Gorch-Fock-Haus bef<strong>in</strong>det. Der<br />

Hügel, auf dem das heutige Soldatenheim<br />

steht, hat se<strong>in</strong>en Ursprung<br />

<strong>in</strong> den Trümmern des<br />

1941 von Bomben vollständig<br />

zerstörten Mode-Kaufhauses.<br />

1943 wurde Bartsch & von<br />

der Brelie von den Kaufleuten<br />

He<strong>in</strong>rich Pe<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Josef Klauke<br />

übernommen. In den Nachkriegsjahren<br />

beg<strong>in</strong>nt He<strong>in</strong>rich<br />

Pe<strong>in</strong>e mit der Anzugsproduktion.<br />

Gleichzeitig schlägt die Geburtsst<strong>und</strong>e<br />

für e<strong>in</strong> Bekleidungsunternehmen,<br />

das aus<br />

der Zusammensetzung der Namen<br />

Bartsch <strong>und</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

den Namen BAWI erhält.<br />

1960 entsteht im Zentrum<br />

der Stadt unmittelbar h<strong>in</strong>ter<br />

dem Rathaus e<strong>in</strong> Geschäftshaus<br />

mit Bekleidungsnäherei<br />

(BAWI) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zelhandelsgeschäft<br />

für Mode, dessen<br />

ersten Spatenstich sich der<br />

Hausherr selber vorbehielt. Das<br />

Modehaus Bartsch bezieht hier<br />

e<strong>in</strong>e moderne Ladenfläche mit<br />

großer Schaufensterfront entlang<br />

der Grenzstraße.<br />

Im November 1960 wird<br />

nach nur etwas mehr als e<strong>in</strong>jähriger<br />

Bauzeit E<strong>in</strong>weihung gefeiert,<br />

was damals e<strong>in</strong> Ereignis<br />

von großer Wichtigkeit gewesen<br />

se<strong>in</strong> muss. Als „Zeitzeuge“<br />

stand zur Eröffnung nicht nur<br />

e<strong>in</strong> VW Käfer im Schaufenster:<br />

Auf der Gästeliste des Festprogramms<br />

f<strong>in</strong>den sich Namen wie<br />

Carlo Graff – damaliger Niedersächsischer<br />

M<strong>in</strong>ister für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Verkehr, Stadtdirek-<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST/KNOTHE<br />

tor Arthur Grunewald <strong>und</strong> der<br />

stellvertretende Präsident des<br />

deutschen Verbandes Gesamttextil,<br />

Pietzke.<br />

Auch am <strong>neuen</strong> Standort erlebte<br />

das Modehaus Höhen <strong>und</strong><br />

Tiefen. So eröffnete das durch<br />

e<strong>in</strong>en Großbrand schwer beschädigte<br />

Modehaus unter der<br />

Aufwendung von r<strong>und</strong> 10 Millionen<br />

DM am 1. September 1990<br />

<strong>in</strong> neuem Glanz. Mit e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Investition von vier Millionen<br />

DM wird die Verkaufsfläche<br />

1996 verdoppelt.<br />

E<strong>in</strong> paar Jahre später wird<br />

Bartsch zum Kernstück des<br />

<strong>neuen</strong> Bartsch-Carrés. Wo e<strong>in</strong>st<br />

Nähmasch<strong>in</strong>en ratterten, praktizieren<br />

heute Ärzte <strong>und</strong> Apotheker.<br />

Zum Januar dieses Jahres<br />

übernahm Dieter Vogel als neuer<br />

Inhaber das Modehaus.<br />

L<strong>in</strong>ks:Spatenstichfürden<br />

NeubaudesBawi­BekleidungswerksanderGrenzstraße.E<strong>in</strong>Jahr,1960,späterwirdE<strong>in</strong>weihunggefeiert.<br />

FOTO: PRIVAT


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

Der Pr<strong>in</strong>z<strong>und</strong>se<strong>in</strong>Hafen<br />

Seit 130 Jahren thront<br />

Pr<strong>in</strong>z Adalbert auf se<strong>in</strong>em<br />

Denkmal-Sockel.<br />

Er hatte die Idee, an<br />

der Jade e<strong>in</strong>en preußischen<br />

Kriegshafen anzulegen.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

WILHELMSHAVEN – Ungefähr 65<br />

Denkmäler <strong>und</strong> Skulpturen<br />

schmücken öffentlich zugängliche<br />

Anlagen <strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong>.<br />

Das älteste Denkmal ist das<br />

vom Pr<strong>in</strong>zen Adalbert. Er thront<br />

seit 1882 auf marmornem Sockel<br />

<strong>in</strong> der Prachtallee Adalbertstraße.<br />

Das Denkmal er<strong>in</strong>nert<br />

damit den Vordenker e<strong>in</strong>er<br />

deutschen bzw. preußischen<br />

Mar<strong>in</strong>e, e<strong>in</strong>en ihrer ersten Befehlshaber<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en der Gründungsväter<br />

des Mar<strong>in</strong>eetablissements<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>.<br />

Der Berl<strong>in</strong>er Bildhauer Karl<br />

Schuler lieferte den Entwurf.<br />

Der 2,50 m hohe Marmorsockel<br />

hat auf jeder Seite e<strong>in</strong> Relief.<br />

Das vordere zeigt den preußischen<br />

Adler, l<strong>in</strong>ks <strong>und</strong> rechts<br />

s<strong>in</strong>d Geburtsdatum <strong>und</strong> Sterbedatum<br />

des Pr<strong>in</strong>zen vermerkt.<br />

Auf der Rückseite liest man:<br />

„Ihrem verewigten / Oberbefehlshaber<br />

/ Dem Admiral /<br />

Pr<strong>in</strong>zen Wilhelm / He<strong>in</strong>rich Adalbert<br />

/ von Preussen / In dankbarer<br />

Er<strong>in</strong>nerung / Die Kaiserliche<br />

Mar<strong>in</strong>e“. Die E<strong>in</strong>weihung<br />

des Denkmals erfolgte am 16.<br />

September 1882. F<strong>in</strong>anziert<br />

wurde es aus freiwilligen Beiträgen<br />

der Offiziere, Beamten <strong>und</strong><br />

Mannschaften der Kaiserlichen<br />

Mar<strong>in</strong>e.<br />

Die drei Meter hohe Bronzefigur,<br />

die nicht wie andere Skulpturen<br />

<strong>und</strong> Kirchenglocken im<br />

Ersten Weltkrieg wieder e<strong>in</strong>geschmolzen<br />

<strong>und</strong> zu Munition verarbeitet<br />

wurde, anders als das<br />

Bismarck-Denkmal auf dem Bismarckplatz<br />

auch den Bombenhagel<br />

im Zweiten Weltkrieg<br />

überdauerte, soll Anlass geben,<br />

auf die Umstände, die zur<br />

Gründung <strong>Wilhelmshaven</strong>s<br />

führten, e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Pr<strong>in</strong>z Adalbert von Preußen,<br />

�<br />

�<br />

Das Denkmal für den Pr<strong>in</strong>zen Adalbert steht jetzt 130 Jahre<br />

anse<strong>in</strong>emPlatz. WZ-FOTO: KNOTHE<br />

Für alle die vor Schmerzen am liebsten<br />

auf den Händen laufen würden •••<br />

...WIR<br />

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� �<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 17<br />

Sohn von Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Marianne<br />

<strong>und</strong> Pr<strong>in</strong>z Wilhelm, dem jüngsten<br />

Bruder König Friedrich Wilhelms<br />

III., <strong>und</strong> wurde am 29.<br />

Oktober 1811 <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> geboren.<br />

Er g<strong>in</strong>g zum Militär, diente<br />

beim Heer <strong>und</strong> der Artillerie.<br />

Zwischen 1826 <strong>und</strong> 1842 lernte<br />

er auf mehreren (See)-Reisen<br />

die Niederlande, Großbritannien,<br />

Russland, die Türkei, Griechenland<br />

<strong>und</strong> Brasilien kennen.<br />

Es war die Zeit des Kolonialismus.<br />

Adalbert sah die strategische<br />

<strong>und</strong> wirtschaftliche Bedeutung<br />

der Seefahrt. Für ihn<br />

stand fest, dass Preußen e<strong>in</strong>e<br />

Mar<strong>in</strong>e brauche. So skizzierte<br />

er 1835/36 e<strong>in</strong>en ersten Flottenplan<br />

für die norddeutsche<br />

Landmacht. Preußen hatte sich<br />

bis dah<strong>in</strong> auf drei B<strong>und</strong>esfürsten,<br />

die als Monarchen von<br />

Staaten außerhalb des Deutschen<br />

B<strong>und</strong>es große Flotten besaßen<br />

verlassen: Der König von<br />

Hannover war bis 1837 zugleich<br />

König von Großbritannien, der<br />

Großherzog von Luxemburg war<br />

König der Vere<strong>in</strong>igten Niederlande<br />

<strong>und</strong> der Herzog von Holste<strong>in</strong><br />

war König von Dänemark.<br />

Bereits unmittelbar nach<br />

dem Beg<strong>in</strong>n des Schleswig-Holste<strong>in</strong>ischen<br />

Krieges 1848 zeigte<br />

sich das Scheitern dieses<br />

sparsamen Seeverteidigungskonzeptes,<br />

denn die Könige von<br />

Großbritannien <strong>und</strong> der Niederlande<br />

waren <strong>in</strong>zwischen nicht<br />

mehr deutsche B<strong>und</strong>esfürsten<br />

<strong>und</strong> Dänemark hatte sich zum<br />

Kriegsgegner gewandelt. Die<br />

völlige Waffenlosigkeit zur See<br />

war Gr<strong>und</strong> dafür, dass Dänemark<br />

den militärischen Kräften<br />

der norddeutschen Staaten <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>sbesondere Preußens wirksam<br />

entgegentreten konnte.<br />

Es genügte e<strong>in</strong>e dänische<br />

Fregatte bei Helgoland, um damit<br />

sämtliche norddeutschen<br />

Häfen zu blockieren <strong>und</strong> die<br />

Handelsschifffahrt zum Erliegen<br />

zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Dies war Wasser auf die<br />

Mühlen der deutschen Nationalbewegung,<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er der ersten<br />

Beschlüsse der Nationalversammlung<br />

<strong>in</strong> der Frankfurter<br />

Paulskirche, die noch um e<strong>in</strong>e<br />

Fortsetzung auf Seite 18<br />

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Seite 18 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

VonderDenkschriftzum Hafenbau<br />

Fortsetzung von Seite 17<br />

e<strong>in</strong>e deutsche Reichsverfassung<br />

rang, war, e<strong>in</strong>e deutsche<br />

Reichsflotte aufzustellen. Pr<strong>in</strong>z<br />

Adalbert wurde die Leitung der<br />

Technischen Mar<strong>in</strong>ekommission<br />

übertragen. Er hatte für<br />

die Versammlung e<strong>in</strong>e Denkschrift<br />

verfasst, <strong>in</strong> der er das oldenburgische<br />

Heppens für die<br />

Etablierung e<strong>in</strong>es Mar<strong>in</strong>ehafens<br />

vorschlug. Die Nationalversammlung<br />

setzte e<strong>in</strong>e Kommisssion<br />

e<strong>in</strong>, die sich an der Jade<br />

umsah.<br />

Doch e<strong>in</strong>er schnellen Umsetzung<br />

des Beschlusses stand<br />

die Abgelegenheit des Heppenser<br />

Fährhucks entgegen. So<br />

wurde die erste gesamtdeutsche<br />

Mar<strong>in</strong>e, die Reichsflotte,<br />

<strong>in</strong> Brake stationiert. Pr<strong>in</strong>z Adalbert<br />

wurde von Fregattenkapitän<br />

Karl Rudolf Bromme, genannt<br />

Brommy, abgelöst. Dieser<br />

wurde 1849 zum Konteradmiral<br />

befördert <strong>und</strong> bekam den<br />

Oberbefehl übertragen. Die<br />

Reichsmar<strong>in</strong>e focht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges<br />

Mal -- vor Helgoland <strong>in</strong> britischen<br />

Hoheitsgewässern. Die<br />

Briten aber wollte man nicht<br />

über Gebühr ärgern, weswegen<br />

die „SMS Barbarossa“ das Gefecht<br />

vorsichtshalber abbrach.<br />

Das Scheitern der Revolution<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>und</strong> die divergierenden<br />

Interessen der<br />

deutschen Fürsten führten zum<br />

Ende dieser ersten deutschen<br />

Flotte, deren Schiffe ab 1852<br />

unter Wert verscherbelt wurden.<br />

Pr<strong>in</strong>z Adalbert hatte sich derweil<br />

bereits um den Aufbau<br />

e<strong>in</strong>er preußischen Mar<strong>in</strong>e gekümmert<br />

-- trotz <strong>in</strong>nen- <strong>und</strong><br />

außenpolitischer Widerstände.<br />

Preußen kaufte größere<br />

Schiffe im Ausland <strong>und</strong> baute<br />

kle<strong>in</strong>ere auf eigenen Werften.<br />

Das erste masch<strong>in</strong>engetriebene<br />

Kriegsschiff, das auf e<strong>in</strong>er<br />

preußischen Werft gebaut wurde,<br />

war 1851 die Radkorvette<br />

„Danzig“. Zugleich verfolgte<br />

Adalbert den Plan, im Oldenburgischen<br />

Heppens e<strong>in</strong> preußisches<br />

Mar<strong>in</strong>e-Etablissement<br />

e<strong>in</strong>zurichten. Das auch im W<strong>in</strong>ter<br />

eisfreie, tiefe, leidlich sturmgeschützte<br />

Fahrwasser, sprach<br />

ebenso für diesen verlassenen<br />

W<strong>in</strong>kel wie der Umstand, das<br />

e<strong>in</strong> Hafen bei Heppens sich<br />

leicht von Land-Batterien aus<br />

gegen herannahende fe<strong>in</strong>dliche<br />

Schiffe schützen ließe.<br />

Die Pläne Preußens fanden<br />

beim Oldenburger Großherzog<br />

Gefallen. Ihm nutzte der zunächst<br />

geheim geh<strong>alten</strong>e Vertrag<br />

über den Verkauf se<strong>in</strong>er<br />

Heppenser Landesteile gleich<br />

<strong>in</strong> dreifacher H<strong>in</strong>sicht.<br />

Erstens fand er <strong>in</strong><br />

Preußen e<strong>in</strong>en<br />

Das Mar<strong>in</strong>e­Stationsgebäude stand am Ende des AdalbertplatzesanderViktoriastraße.EswarDienstgebäudedesChefs<br />

der Mar<strong>in</strong>estation der Nordsee. Das im Volksm<strong>und</strong> als „Wei-<br />

Am Ende des Adalbertplatzes stand früher das Stationsgebäude.HeuteistderBereichTeildesParks.<br />

WZ-FOTO: KNOTHE<br />

starken Verbündeten gegen das<br />

Königreich Hannover, das ihm<br />

den Bau e<strong>in</strong>er Eisenbahn nach<br />

Süden verwehrte <strong>und</strong> so das<br />

Herzogtum <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er wirtschaftlichen<br />

Entwicklung hemmte.<br />

Zweitens übernahm Preußen<br />

Oldenburgs Seeverteidigung<br />

<strong>und</strong>, drittens, gab es e<strong>in</strong>e hübsche<br />

Summe Geld, mit der sich<br />

Oldenburg aus dem leidigen<br />

Bent<strong>in</strong>ckschen Erbfolgestreit<br />

um Varel <strong>und</strong> Kniphausen herauskaufen<br />

konnte.<br />

So kam es denn am 23. November<br />

1854 zur legendären<br />

Vertragsunterzeichnung. Dafür<br />

reiste Admiral Pr<strong>in</strong>z Adalbert,<br />

der Oberbefehlshaber der<br />

preußischen Mar<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Admiral<br />

der Preußischen Küsten „<strong>in</strong><br />

der offenen Kutsche des Händlers<br />

Friedrich Hartwig Lohe von<br />

Mariensiel aus über die flache<br />

Marsch zum Fährhuck“, wie<br />

Mart<strong>in</strong> We<strong>in</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch<br />

21. Juli 2012<br />

„Stadt wider Willen“ schreibt.<br />

Das Wetter an diesem Tag<br />

war scheußlich. Für die Zeremonie<br />

der Vertragsunterzeichnung<br />

hatte die preußische Admiralitätskommission<br />

an der<br />

ehemaligen französischen Batterie<br />

e<strong>in</strong> Zelt aufstellen lassen.<br />

„An e<strong>in</strong>em hölzernen Schreibpult<br />

unterzeichneten im Auftrag<br />

des Großherzogs Nikolaus<br />

Friedrich Peter von Oldenburg<br />

der Innenm<strong>in</strong>ister Karl Friedrich<br />

von Berg sowie Pr<strong>in</strong>z Adalbert<br />

als Abgesandter des preußischen<br />

Königs Friedrich Wilhelm<br />

IV. die Übergabeprotokolle“, so<br />

We<strong>in</strong> weiter. Nebenbei bemerkt:<br />

Nach dem Großherzog ist die<br />

Peterstraße benannt.<br />

Der Inhalt des Vertrags blieb<br />

zunächst geheim. Zunächst e<strong>in</strong>mal<br />

musste das Land auch privatrechtlich<br />

von den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Gr<strong>und</strong>eigentümern erworben<br />

werden. Am Ende des Jahrzehnts<br />

aber g<strong>in</strong>g die Buddelei<br />

für den Hafen los.<br />

In dem von vornhere<strong>in</strong> für<br />

das Vorhaben viel zu kle<strong>in</strong> bemessenen<br />

Gebiet von 160 Hektar<br />

Größe lebten damals 23 Familien<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt 123 Personen<br />

<strong>in</strong> 19 Häusern. Sie durften<br />

sich aussuchen, ob sie Oldenburger<br />

bleiben oder Preußen<br />

werden wollten.<br />

Tausende Hafenbauarbeiter<br />

schufteten, gruben sich mit<br />

Spaten <strong>in</strong> den Schlick, den sie<br />

<strong>in</strong> langen Kolonnen schubkarrenweise<br />

auf dem übrigen Gelände<br />

verteilten. Der Hafenbau<br />

geriet zum technischen W<strong>und</strong>erwerk<br />

se<strong>in</strong>er Zeit.<br />

Fortsetzung auf<br />

Seite 19<br />

ßes Schloss“ bezeichnete Gebäude wurde 1872 im Stil der<br />

englischenGotikerrichtet<strong>und</strong>1944durchBombenvollständig<br />

zerstört. FOTO: WZ-BILDDIENST


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 19<br />

Am 23. November 1854übergabderoldenburgischeM<strong>in</strong>isterFreiherrvonBergdemPr<strong>in</strong>zenAdalbertvonPreußenalsSymbol<br />

derGebietsabtretungOldenburgsanPreußene<strong>in</strong>eErdscholle.Seitdemgest<strong>alten</strong>HafenbauarbeiterdieKüsteimmerwiederneu.<br />

Gedenkste<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nertanNamensgebung<br />

Fortsetzung von Seite 18<br />

„Was als deutschlandpolitischer<br />

Alle<strong>in</strong>gang Preußens begonnen<br />

hatte, war 1869 bereits<br />

e<strong>in</strong> gesamtdeutsches, genauer<br />

gesagt, norddeutsches Anliegen<br />

geworden“, erklärte Professor<br />

Dr. Werner Knopp, Präsident<br />

der Stiftung Preußischer Kulturbesitz<br />

Berl<strong>in</strong>, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag<br />

zum Stadtjubiläum 1994.<br />

Knopp weiter: „Bismarck . . .<br />

war 1862 <strong>in</strong> Preußen an die<br />

Macht gekommen <strong>und</strong> hatte<br />

über zwei Kriege Preußen zur<br />

Vormacht des Norddeutschen<br />

B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> damit des um Österreich<br />

reduzierten Deutschlands<br />

aufsteigen lassen.<br />

Beide Kriege hatten das Projekt<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> begünstigt:<br />

der 1864 gegen Dänemark,<br />

weil er die Notwendigkeit deut-<br />

Wir<br />

zeigen Ihnen<br />

wo die<br />

Mode<br />

lang<br />

geht!<br />

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scher Seemacht drastisch vor<br />

Augen führte, <strong>und</strong> der von 1866<br />

gegen Österreich <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />

deutschen Verbündeten, weil er<br />

Hannover preußisch werden<br />

ließ <strong>und</strong> damit die Blockade des<br />

für Oldenburg <strong>und</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

gleichermaßen wichtigen<br />

Eisenbahnbaues nach Süden<br />

beseitigte.<br />

Der nach dem Krieg entstandene<br />

Norddeutsche B<strong>und</strong> erklärte<br />

die Mar<strong>in</strong>e zur B<strong>und</strong>essache,<br />

<strong>und</strong> da seit der Luxemburg-<br />

Krise 1867 e<strong>in</strong> Konflikt mit<br />

Frankreich gewissermaßen <strong>in</strong>s<br />

Haus stand, rückte auch die<br />

Notwendigkeit wirksamen Küstenschutzes<br />

noch stärker <strong>in</strong>s<br />

Blickfeld.“<br />

Wie bedeutend die Aufrüstung<br />

zur See e<strong>in</strong>geschätzt wurde,<br />

machte deutlich, dass die<br />

PROGAS<br />

komplette preußische Staatsspitze<br />

zur Tauffeier <strong>Wilhelmshaven</strong>s<br />

am 17. Juni 1869 an<br />

die Jade ausgerückt war. An diesen<br />

Festakt auf dem nördlichen<br />

Molenkopf der ehemaligen 2.<br />

Hafene<strong>in</strong>fahrt er<strong>in</strong>nert e<strong>in</strong> <strong>in</strong>s<br />

Pflaster e<strong>in</strong>gelassener Gedenkste<strong>in</strong>.<br />

Die Engländer machten dazu<br />

damals noch gute Miene, war ja<br />

der preußische Thronerbe mittlerweile<br />

mit der ältesten Tochter<br />

Queen Victorias verheiratet, die<br />

wiederum mit Pr<strong>in</strong>z Albert von<br />

Sachsen-Coburg e<strong>in</strong>en Deutschen<br />

zum Mann hatte. Sie<br />

schickten das Panzerschiff „M<strong>in</strong>otaur“,<br />

das allerd<strong>in</strong>gs, welch<br />

e<strong>in</strong> Omen, das Boot, mit dem<br />

König Wilhelm zur Begrüßung<br />

übergesetzt war, mit e<strong>in</strong>em Salutschuss<br />

fast versenkte.<br />

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ARCHIV: WZ-BILDDIENST<br />

Doch zurück zum Pr<strong>in</strong>zen<br />

Adalbert, der während des<br />

Deutsch-Dänischen Krieges<br />

das Ostseegeschwader befehligt<br />

hatte, ohne <strong>in</strong> den Konflikt<br />

e<strong>in</strong>greifen zu können, <strong>und</strong> danach<br />

den Oberbefehl über die<br />

Mar<strong>in</strong>e des Norddeutschen<br />

B<strong>und</strong>es übernahm.<br />

Nach dem Deutsch-Französischen<br />

Krieg 1870/71 zog sich<br />

Adalbert aus der Leitung der<br />

jetzt kaiserlichen Mar<strong>in</strong>e zurück.<br />

Verheiratet war der Pr<strong>in</strong>z mit<br />

der Tänzer<strong>in</strong> Therese Eißler. König<br />

Friedrich Wilhelm IV erhob<br />

sie zur Freifrau von Barnim.<br />

1873 starb Adalbert während<br />

e<strong>in</strong>es Kuraufenthaltes <strong>in</strong> Karlsbad<br />

an e<strong>in</strong>em Leberleiden. Die<br />

Beisetzung fand im Berl<strong>in</strong>er<br />

Dom statt.<br />

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Seite 20 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

21. Juli 2012<br />

Traume<strong>in</strong>erWebmasch<strong>in</strong>enfabrik<br />

Mit der Firma Schlafhorst<br />

verbanden sich<br />

vor 40 Jahren große<br />

Hoffnungen für <strong>Wilhelmshaven</strong>.<br />

Die Träume<br />

platzten schnell.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

VOSLAPP – Mit der sicheren Erwartung<br />

e<strong>in</strong>er blühenden Zukunft<br />

startete vor 40 Jahren der<br />

Textilmasch<strong>in</strong>enhersteller<br />

Schlafhorst se<strong>in</strong>e neue Produktionsstätte<br />

<strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong>.<br />

Am 28. Juni 1972 feierte<br />

man an der Flutstraße die E<strong>in</strong>weihung<br />

der <strong>neuen</strong> Fabrik. Die<br />

Geschäftsleitung war sich zu<br />

diesem Zeitpunkt noch sicher,<br />

demnächst schon erweitern zu<br />

müssen. Es kam anders. Ke<strong>in</strong>e<br />

zehn Jahre später war die Fabrik<br />

schon wieder e<strong>in</strong>gemottet. Zwischen<br />

1971 <strong>und</strong> 1981 verlor<br />

die Textil<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> Deutschland<br />

nach Branchenangaben<br />

r<strong>und</strong> 40 Prozent ihrer Arbeitsplätze.<br />

200 000 Stellen g<strong>in</strong>gen<br />

<strong>in</strong> diesem Industriezweig se<strong>in</strong>erzeit<br />

verloren.<br />

Die Fabrikhallen beherbergen<br />

heute <strong>Wilhelmshaven</strong>s<br />

größten Verbrauchermarkt. Im<br />

April 1990 eröffnete hier<br />

„Marktkauf“. Zuvor hatte es<br />

heftige politische Diskussionen<br />

über das Für <strong>und</strong> Wider e<strong>in</strong>es<br />

E<strong>in</strong>kaufszentrums auf der „grünen<br />

Wiese“ gegeben. Der Kompromiss:<br />

Marktkauf musste<br />

Sortimentsbeschränkungen akzeptieren.<br />

„Die Textilmasch<strong>in</strong>enfabrik<br />

W. Schlafhorst & Co an der Flutstraße<br />

soll allerschnellstens erweitert<br />

werden. Die siebzigprozentige<br />

Vergrößerung wird gegebenenfalls<br />

schon im August dieses<br />

Jahres begonnen werden.“<br />

Das kündigte Firmenchef<br />

Dr.-Ing. Walter Re<strong>in</strong>ers 1972 bei<br />

der offiziellen Eröffnung des <strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

Zweigwerks an.<br />

Die „<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong>“<br />

zitierte ihn damals wörtlich:<br />

„Wenn der zweite Bauabschnitt<br />

fertiggestellt <strong>und</strong> mit dem notwendigen<br />

Masch<strong>in</strong>enpark versehen<br />

se<strong>in</strong> wird, kann er über<br />

500 Arbeitskräfte aufnehmen.“<br />

Das Zweigwerk der Firma<br />

Schlafhorst wurde ab April<br />

1971 <strong>in</strong> neun Monaten gebaut<br />

<strong>und</strong> hatte e<strong>in</strong>e Produktionsfläche<br />

von über 8000 Quadratme-<br />

ter sowie Büro- <strong>und</strong> Sozialräume<br />

von 2000 Quadratmeter.<br />

Errichtet worden war das<br />

Fabrikgebäude von der Abteilung<br />

Bauwesen der AEG. Sie<br />

sollte auch den zweiten Bauabschnitt<br />

erstellen.<br />

In erster L<strong>in</strong>ie sollte an der<br />

Flutstraße die neuartige Wirkmasch<strong>in</strong>e<br />

Turbotex, die 1971<br />

auf e<strong>in</strong>er Fachmesse <strong>in</strong> Paris<br />

großes Aufsehen erregt hatte,<br />

<strong>in</strong> Serie gebaut werden. Mit dieser<br />

Masch<strong>in</strong>e konnten besonders<br />

rationell neuartige Maschenstoffe<br />

hergestellt werden.<br />

Schlafhorst <strong>in</strong>vestierte <strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er Werk bis<br />

1979 r<strong>und</strong> 28 Millionen Mark.<br />

Die Fabrik beschäftigte r<strong>und</strong><br />

250 Mitarbeiter. 1980 wurde<br />

der Betrieb nach Mönchenglad-<br />

Vor40Jahreneröffneteder<br />

Textilmasch<strong>in</strong>en­Hersteller<br />

Schlafhorst<strong>in</strong>derheutigen<br />

„Marktkauf“­Halle(aufdem<br />

FotodasgelbeGebäude)<br />

se<strong>in</strong>eFabrik.DerE<strong>in</strong>bruch<br />

derTextil<strong>in</strong>dustrie<strong>in</strong>den<br />

folgendenJahrenmachtedie<br />

großgewebtenTräumenach<br />

wenigenJahrenzunichte.<br />

Schlafhorstmusstese<strong>in</strong>e<br />

Fabrikhierwiederschließen.<br />

WZ-FOTO: LÜBBE<br />

bach verlegt, der Betrieb <strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

stillgelegt. Verkauf<br />

<strong>und</strong> Vermietung der Anlage<br />

scheiterten. 1981 nutzte e<strong>in</strong><br />

Veranstalter die leere Halle für<br />

die Durchführung der „Nord-<br />

West-Schau“.<br />

Im Oktober 1981 wurden die<br />

Gebäude von der Jade Recycl<strong>in</strong>g<br />

GmbH übernommen, die<br />

hier Altmaterial für die Wiederverwertung<br />

sortierte.<br />

Die Firma Schlafhorst war<br />

1882 <strong>in</strong> Mönchengladbach gegründet<br />

worden. Sie übernahm<br />

1968 die <strong>Wilhelmshaven</strong>er Textilmasch<strong>in</strong>enfabrik<br />

Barfuß, vormals<br />

Scholte, <strong>und</strong> deren Herstellerrechte<br />

für Wirkmasch<strong>in</strong>en.<br />

Diese hatte ihre Betriebsstätte<br />

bis dah<strong>in</strong> an der Freiligrathstraße.<br />

1972errichtetedieFirmaSchlafhorste<strong>in</strong>eneue FabrikanderFlutstraße.DerTextilmasch<strong>in</strong>enherstellermusstedenStandortaberbaldschonwiederaufgeben.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

„Allesneu<strong>und</strong> funktional“<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> 1887 –<br />

e<strong>in</strong> englischer Segler<br />

sucht Schutz vor dem<br />

Sturm. E<strong>in</strong> Reisebericht.<br />

WILHELMSHAVEN – Im Jahr 1887<br />

reiste der englische Autors E. F.<br />

Knight mit dem Segelschiff<br />

„Falcon“ die holländische,<br />

deutsche <strong>und</strong> dänische Küste<br />

entlang. Dabei kam er auch <strong>in</strong><br />

das im Aufbau bef<strong>in</strong>dliche <strong>Wilhelmshaven</strong>.<br />

Se<strong>in</strong>e Reisebeschreibung<br />

ist jetzt <strong>in</strong> deutscher<br />

Übersetzung im Tidenhub-Verlag<br />

Norderney erschienen. Ole<br />

West hat das Buch illustriert. Es<br />

stößt <strong>in</strong> Segler-Kreisen auf großes<br />

Interesse. Im folgenden<br />

sei aus dem Kapitel,<br />

das <strong>Wilhelmshaven</strong> betrifft,<br />

auszugsweise zitiert:<br />

„Der Hafen, <strong>in</strong> dem wir<br />

uns befanden, wirkte nicht<br />

sehr e<strong>in</strong>ladend. Er war<br />

nicht von Kaianlagen <strong>und</strong><br />

Gebäuden umgeben, sondern<br />

von schlammigem<br />

Ödland, das von <strong>alten</strong><br />

Eisenbahnschienen, Balken<br />

<strong>und</strong> Brettern übersät<br />

war. Dah<strong>in</strong>ter erhoben sich<br />

grasbewachsene Deiche,<br />

die uns den Blick auf das<br />

Landes<strong>in</strong>nere versperrten.<br />

Im Hafen lagen nur zwei<br />

verlassene Leichter, <strong>und</strong><br />

außer e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Mädchen,<br />

das auf e<strong>in</strong>em der<br />

Deiche e<strong>in</strong> Schaf molk,<br />

war weit <strong>und</strong> breit ke<strong>in</strong>e<br />

Menschenseele zu sehen.<br />

Diese Öde <strong>und</strong> Verlassenheit<br />

überraschten mich sehr,<br />

denn war dies nicht <strong>Wilhelmshaven</strong>,<br />

der zweitgrößte Kriegshafen<br />

Deutschlands <strong>und</strong> dessen<br />

Haupt-Mar<strong>in</strong>estützpunkt an<br />

der Nordsee?<br />

Ich g<strong>in</strong>g an Land <strong>und</strong> stieg<br />

auf den Deich, um e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck<br />

von der Gegend zu bekommen<br />

<strong>und</strong> um zu sehen, was<br />

das denn nun für e<strong>in</strong> Ort wäre,<br />

den wir hier vor uns hatten. Von<br />

dort oben schaute ich dann he-<br />

rab auf mehrere trist <strong>und</strong> abweisend<br />

wirkende Docks beachtlicher<br />

Größe mit e<strong>in</strong>igen Kriegsschiffen<br />

dar<strong>in</strong>, über welche die<br />

Regenböen h<strong>in</strong>wegfegten. Außer<br />

e<strong>in</strong> paar e<strong>in</strong>samen Wachtposten<br />

<strong>in</strong> dicken Mänteln <strong>und</strong><br />

mit Peller<strong>in</strong>en, die gegen W<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> Regen ankämpften, war<br />

auch hier niemand zu sehen.<br />

Jenseits der Docks erblickte ich<br />

die roten Dächer der Stadt <strong>und</strong><br />

g<strong>in</strong>g daher <strong>in</strong> diese Richtung<br />

weiter.<br />

Die Stadt <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

sah ich mir dann sehr genau an.<br />

Selbst wenn ich e<strong>in</strong>mal von<br />

dem unfre<strong>und</strong>lichen Wetter absehe,<br />

muss ich doch sagen,<br />

dass dies e<strong>in</strong>er der ungemütlichsten<br />

<strong>und</strong> deprimierendsten<br />

Orte war, die ich je besucht habe.<br />

In dieser Stadt ist alles neu<br />

<strong>und</strong> funktional, aber als schön<br />

kann man bisher kaum etwas<br />

bezeichnen. Die Stadt ist sehr<br />

großzügig geplant, ihre ziegelgepflasterten<br />

Straßen s<strong>in</strong>d gerade,<br />

breit <strong>und</strong> sehr sauber,<br />

aber menschenleer. Die öffentlichen<br />

Gebäude wirken durchaus<br />

imposant. So kam ich an e<strong>in</strong>em<br />

Postamt vorbei, das für ganz<br />

London ausgereicht hätte, <strong>und</strong><br />

sah e<strong>in</strong> riesiges Mar<strong>in</strong>ehospital.<br />

Auch gibt es große Freiflächen,<br />

auf denen Park <strong>und</strong> Gärten<br />

angelegt werden. Aber die<br />

ganze Atmosphäre dieser <strong>neuen</strong>,<br />

unfertigen Siedlung ist irgendwie<br />

freudlos <strong>und</strong> kalt. Sie<br />

ist viel zu groß für ihre derzeitige<br />

Bevölkerung, viele der<br />

Hauptstraßen s<strong>in</strong>d bisher lediglich<br />

abgesteckt, nur alle h<strong>und</strong>ert<br />

Yards steht e<strong>in</strong> Gebäude,<br />

<strong>und</strong> dazwischen liegt bisher<br />

nichts als Ödland.<br />

Wenn <strong>Wilhelmshaven</strong> <strong>in</strong> vielleicht<br />

vierzig Jahren se<strong>in</strong>e geplante<br />

Größe erreicht <strong>und</strong> genügend<br />

E<strong>in</strong>wohner hat, wird es sicherlich<br />

e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende<br />

<strong>und</strong> schöne Stadt se<strong>in</strong>. . . .<br />

Zur Zeit ist <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

Bis zur E<strong>in</strong>weihung der Vierten E<strong>in</strong>fahrt 1965 war die Erste E<strong>in</strong>fahrt mit<br />

ihrer kle<strong>in</strong>en Schleuse <strong>in</strong> Betrieb. Die Autos fuhren über e<strong>in</strong>e Klappbrücke.<br />

DersturmabgewandteHafenbietetSchutz FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

• Reparaturen aller Fabrikate<br />

• TÜV +AUAbnahme<br />

• Fahrzeug-Veredelung<br />

nur e<strong>in</strong>e Stadt im Aufbau <strong>und</strong><br />

als Besucher vermisst man<br />

deswegen leider besonders Leben<br />

<strong>und</strong> buntes Treiben. Es ist<br />

e<strong>in</strong> großer Militärstützpunkt<br />

<strong>und</strong> weiter nichts als e<strong>in</strong> Kasernenkomplex<br />

für Soldaten,<br />

Seeleute <strong>und</strong> Mar<strong>in</strong>epersonal,<br />

die <strong>in</strong> der typisch deutschen,<br />

kompromisslosen Art <strong>und</strong> Weise<br />

ihrer täglichen Arbeit nachgehen.<br />

E<strong>in</strong>e Atmosphäre lärmender<br />

Ausgelassenheit, wie<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 21<br />

sie stets <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er britischen Garnisonstadt<br />

herrscht, fehlt hier<br />

völlig. Die strenge Diszipl<strong>in</strong> des<br />

deutschen Militärdienstes <strong>und</strong><br />

die Mittellosigkeit der meisten<br />

deutschen Soldaten schließen<br />

das von vornhere<strong>in</strong> aus. <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

ist wirklich ke<strong>in</strong>e<br />

sehr lebenslustige Stadt, ihre<br />

Bewohner arbeiten viel <strong>und</strong> vergnügen<br />

sich wenig. . . .<br />

Nachmittags suchte uns e<strong>in</strong><br />

ehemaliger Seemann auf, der<br />

als Führer auf e<strong>in</strong>em Kriegsschiff<br />

gedient hatte <strong>und</strong> gut<br />

Englisch sprach. Er erzählte<br />

uns, dass er jetzt als Schleusenwärter<br />

arbeite. . . .<br />

Mich nahm er <strong>in</strong> die Stadt<br />

mit <strong>und</strong> zeigte mir, was dort sehenswert<br />

war. . . . Unter anderem<br />

zeigte er mir die abgetakelten<br />

Rümpfe e<strong>in</strong>iger<br />

alter Kriegsschiffe, die<br />

man von der britischen Regierung<br />

gekauft hatte. Darunter<br />

war auch die „Renown“,<br />

deren letzter E<strong>in</strong>satz<br />

im Krimkrieg stattgef<strong>und</strong>en<br />

hatte, <strong>und</strong> zu me<strong>in</strong>er<br />

großen Überraschung<br />

schilderte er mir ihre gesamte<br />

bisherige Historie<br />

. . .<br />

Man erzählte mir, dass<br />

es sich bei dem nicht<br />

mehr genutzten Hafen, <strong>in</strong><br />

dem die „Falcon“ lag, um<br />

den <strong>alten</strong> Torpedoboothafen<br />

handelte, der auf-<br />

gegeben wurde, weil er zu<br />

schneller Versandung neige<br />

<strong>und</strong> das Ausbaggern<br />

auf die Dauer zu teuer sei.<br />

Aber es ist der e<strong>in</strong>zige Tidehafen<br />

hier, der Schutz<br />

bei allen W<strong>in</strong>drichtungen bietet,<br />

<strong>und</strong> Schiffe von mehr als fünf<br />

Fuß Tiefgang müssen entweder<br />

draußen vor Anker liegen oder<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>es der Docks e<strong>in</strong>laufen<br />

<strong>und</strong> dann immense Liegegebühren<br />

entrichten. Bei Niedrigwasser<br />

lag die „Falcon“ <strong>in</strong> diesem<br />

Hafen für mehrere St<strong>und</strong>en<br />

hoch <strong>und</strong> trocken. . . .<br />

Falcon: E<strong>in</strong>e Segelreise im<br />

Jahre 1887, Tidenhub-Verlag<br />

Wedel<br />

Polsterei Verg<strong>in</strong> GbR· Meisterbetrieb<br />

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– Anfertigen von Boots- <strong>und</strong><br />

Wohnmobilpolstern nach Maß<br />

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Seite 22 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

21. Juli 2012<br />

180 Meter lang war die Front der Tausendmannkaserne, später auch Jachmann­Kaserne genannt. Sie wurde <strong>in</strong> den Jahren<br />

1886bis1888errichtet.–Kle<strong>in</strong>esFoto:DasGeländeheute.DerzeitwerdendieBunkerabgerissen. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

Diegroßen KasernenamHafen<br />

Die Tausendmannkaserne<br />

vers<strong>in</strong>nbildlichte<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Kapitel<br />

der deutschen Geschichte.<br />

Ch<strong>in</strong>esische<br />

Investoren errichten<br />

hier neue Großbauten.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

WILHELMSHAVEN – Zurzeit wird<br />

an der Hannoverschen Straße<br />

am Nordhafen der Baugr<strong>und</strong> für<br />

die künftigen Jade Werke GmbH<br />

vorbereitet. Das neu gegründete<br />

Unternehmen, e<strong>in</strong>e Tochter<br />

der ch<strong>in</strong>esischen Jiangsu Hantong<br />

Group, will am Nordhafen<br />

e<strong>in</strong>e Fertigungsbasis für schwere<br />

Stahlf<strong>und</strong>amente für Offshore-W<strong>in</strong>dkrafträder<br />

bauen.<br />

Die Fertigungshalle misst dere<strong>in</strong>st<br />

260 Meter <strong>in</strong> der Länge<br />

<strong>und</strong> 45 Meter <strong>in</strong> der Höhe. Der<br />

Produktionsbeg<strong>in</strong>n für die bis zu<br />

80 Meter hohen F<strong>und</strong>amente<br />

ist nach den Worten des Hantong-Vorstandsvorsitzenden<br />

Chenjun Meng für das Jahr<br />

2014 geplant. Die ch<strong>in</strong>esischen<br />

Investoren bauen auf historischem<br />

Gr<strong>und</strong>. Hier stand<br />

e<strong>in</strong>st die Tausendmann-Kaserne,<br />

Fortsetzung auf Seite 23<br />

Der Stadtplan von 1930 zeigt die großen Kasernen östlich des Mar<strong>in</strong>ewerfthafens (blauer<br />

Kreis).HeuteisthierdasNordhafengelände. KARTE: WILHELMSHAVENER CHRONIK


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 23<br />

MitArtillerieauf Putschistengeschossen<br />

Fortsetzung von Seite 22<br />

Sie wurde später Jachmann-Kaserne<br />

genannt. Sie war erste<br />

„Herberge“ für das 2. Seebataillon,<br />

hier verschanzten<br />

sich bei der Revolution 1919<br />

die Spartakisten, hier lebten<br />

nach dem verlorenen Zweiten<br />

Weltkrieg viele Ausgebombte<br />

<strong>und</strong> Flüchtl<strong>in</strong>ge aus den ehemaligen<br />

ostdeutschen Reichsteilen.<br />

Und schon vor mehr als h<strong>und</strong>ert<br />

Jahren hatte das Gelände<br />

e<strong>in</strong>en Bezug zu Ch<strong>in</strong>a. Zum 50jährigen<br />

Bestehen des Seebataillons<br />

war 1902 auf dem<br />

Gelände der Tausendmannkaserne<br />

das Seebataillonsdenkmal<br />

aufgestellt worden. Es er<strong>in</strong>nert<br />

nicht zuletzt an die beim<br />

Boxer-Aufstand <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a<br />

gefallenen Mar<strong>in</strong>eangehörigen.<br />

Lange<br />

blieb es jedoch nicht<br />

auf diesem Kasernenhof:<br />

1907 zog das<br />

Denkmal mit dem 2.<br />

Seebataillon zunächst<br />

<strong>in</strong> die Kasernen<br />

an der Gökerstraße<br />

um <strong>und</strong> steht seit<br />

der Auflösung des<br />

Seebataillons bei<br />

Gründung der Weimarer<br />

Republik, womöglich<br />

schon seit den<br />

20er-Jahren, an der Peterstraße.<br />

Das heutige Nordhafengelände<br />

war e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> riesiger<br />

Kasernenkomplex. Der Architektur-Historiker<br />

Dr. Ingo Sommer<br />

schrieb über ihn <strong>in</strong> dem<br />

Buch „Wilhelm II <strong>und</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong>“:<br />

„Die großen Kasernenbauten<br />

des <strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

Wilhelm<strong>in</strong>ismus sprengten alle<br />

bisher gekannten Dimensionen.<br />

Die Hauptfront der 1888<br />

fertig gestellten <strong>und</strong> 1977 abgebrochenen1000-Mann-Kaserne<br />

zwischen damaliger Ostfriesen-<br />

<strong>und</strong> Moltkestraße (. . .),<br />

der bis dah<strong>in</strong> größten Kaserne<br />

des Kaiserreiches, maß immerh<strong>in</strong><br />

fast 180 m.<br />

Hollmann<br />

Meisterbetrieb<br />

Drehen<br />

Fräsen<br />

Bohren<br />

Die Bautechnik war modern:<br />

Stahlträger, Serienfertigung,<br />

Heizung, Sanitärtechnik Lüftung,<br />

Gasversorgung, Gebäudehygiene.<br />

Die Stuben der Soldaten<br />

zeigten nach Süden, Osten<br />

<strong>und</strong> Westen, sie wurden besonnt<br />

<strong>und</strong> durchlüftet, der Flur<br />

verlief an der Innenseite der<br />

nach Norden offenen U-förmi-<br />

ParadevorderGraf­Spee­Kaserne.<br />

GmbH<br />

FOTOS: WZ-BILDDIENST<br />

gen dreigeschossigen Blockkaserne.<br />

Alle Dächer waren flach<br />

geneigte Pappedächer, nur die<br />

zwei den Zentralbau e<strong>in</strong>fassenden<br />

Treppengiebel hatten mittelalterlich<br />

steile Ziegeldächer.<br />

Die elf Jahre später, 1899,<br />

fertig gestellte östlich benachbarte,<br />

gleichfalls ziegelumhüllte<br />

Graf-Spee-Kaserne der 2.<br />

Werftdivision war e<strong>in</strong> noch moderneres<br />

Konzept: e<strong>in</strong>e Pavillonkaserne.<br />

E<strong>in</strong> übersichtlicher<br />

Gebäuder<strong>in</strong>g von aufgereihten<br />

E<strong>in</strong>zelkasernen umschloss den<br />

zentral gelegenen Exerzierplatz.<br />

Östlicher Abschluss des Gebäuder<strong>in</strong>gs<br />

war e<strong>in</strong> Kommando- <strong>und</strong><br />

Wirtschaftsgebäude mit zusätzlichen<br />

repräsentativen Aufga-<br />

Klaus Hollmann<br />

Karlstraße 6<br />

26384 <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

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ben, flankiert von den Wohngebäuden<br />

I <strong>und</strong> II.“ Das 1909 e<strong>in</strong>geweihte<br />

Denkmal der II. Werftdivision<br />

steht heute <strong>in</strong> der Kasernenanlage<br />

Ebkeriege. Die<br />

Graf-Spee-Kaserne wurde ebenfalls<br />

<strong>in</strong> den 1970er-Jahren abgebrochen.<br />

Wovon könnten diese <strong>alten</strong><br />

Gebäude, stünden sie noch,<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> ehemaliger<br />

Graf­Spee­Kaserne.<br />

Zeugnis ablegen? Hier war e<strong>in</strong><br />

großer Teil der Soldaten stationiert,<br />

der dem deutschen Kaiserreich<br />

zur Weltgeltung verhelfen<br />

sollte. Die hier Kasernierten<br />

sollten Deutschlands Interessen<br />

<strong>in</strong> Afrika <strong>und</strong> Ostasien<br />

durchsetzen.<br />

Die Tausendmann-Kaserne<br />

war aber auch blutiger<br />

Schauplatz <strong>in</strong> den revolutionären<br />

Wirren des Januar 1919.<br />

Hier verschanzten sich am 27.<br />

Januar die spartakistischen<br />

Putschisten, nachdem sie versucht<br />

hatten, die „Sozialistische<br />

Räterepublik <strong>Wilhelmshaven</strong>“<br />

auszurufen, dafür aber auf<br />

wenig Gegenliebe stießen. Die<br />

Bevölkerung bildete e<strong>in</strong>e „geschlossene<br />

Abwehrfront“, so<br />

der Historiker Wolfgang Günther.<br />

Auch das Seebataillon <strong>und</strong><br />

das Freiwilligenkorps stellten<br />

sich gegen sie, woraufh<strong>in</strong> der<br />

Putsch <strong>in</strong> sich zusammenfiel.<br />

In Verhandlungen mit dem<br />

21er-Rat, der die Kontrolle <strong>in</strong><br />

der Stadt ausübte <strong>und</strong> mehrheitlich<br />

aus gemäßigten Kräf-<br />

Tischlerei Weeken GmbH<br />

Güterstraße 19<br />

26389 <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

ten bestand, vere<strong>in</strong>barten die<br />

Putschisten, dass drei ihrer Vertreter<br />

<strong>in</strong> den Rat aufgenommen<br />

werden sollten. Doch statt freiwilliger<br />

Geldrückgabe <strong>und</strong> Abzug<br />

der Putschisten aus ihrem<br />

Hauptquartier, der Tausendmann-Kaserne,<br />

kam es zum Gefecht,<br />

womöglich, wie der Historiker<br />

Mart<strong>in</strong> We<strong>in</strong> schreibt, weil<br />

auch der 21er-Rat die Situation<br />

nicht unter Kontrolle hatte. „So<br />

wurden die Aufständischen von<br />

Mitgliedern des Seebataillons<br />

mit Artillerie beschossen. Gegen<br />

3 Uhr früh am 28 Januar gaben<br />

sie auf.“ Acht Tote <strong>und</strong> 46<br />

Verletzte forderte das Gefecht.<br />

Im Februar entsandte die<br />

Reichsregierung e<strong>in</strong> Landesschützenkorps,<br />

um die Lage <strong>in</strong><br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> vollends zu beruhigen.<br />

Wie die Kasernenbauten <strong>in</strong><br />

den ersten Jahren nach dem<br />

Ersten Weltkrieg genutzt wurden,<br />

wird <strong>in</strong> der Literatur nicht<br />

berichtet. Beim Aufbau der<br />

Kriegsmar<strong>in</strong>e ab 1936 wurden<br />

sie wieder als Kaserne verwendet,<br />

berichtet das <strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

Heimatlexikon.<br />

Den Zweiten Weltkrieg überstanden<br />

die großen Gebäude<br />

zwar nicht unbeschädigt, doch<br />

konnten sie als Notunterkünfte<br />

für die vielen <strong>in</strong> der Stadt Ausgebombten<br />

<strong>und</strong> die Vertriebenen<br />

hergerichtet werden. Bis <strong>in</strong><br />

die 1970er-Jahre waren die <strong>alten</strong><br />

Kasernen Heimstatt für viele.<br />

Dann kamen die Abrissbagger.<br />

Das Nordhafenbecken wurde<br />

reaktiviert, die Kais <strong>in</strong>stand<br />

gesetzt, e<strong>in</strong> Industriegebiet<br />

ausgewiesen. Werften <strong>und</strong> Baustoffhersteller<br />

siedelten sich<br />

unter anderem hier an.<br />

Derzeit wird der Baugr<strong>und</strong> für<br />

die Jade-Werke vorbereitet.<br />

Dabei kamen die <strong>alten</strong> F<strong>und</strong>amente<br />

wieder zutage. Die letzten<br />

militärischen H<strong>in</strong>terlassenschaften<br />

<strong>in</strong> dem heutigen Nordhafengelände,<br />

die beiden großen<br />

Bunker, werden mit schweren<br />

Masch<strong>in</strong>en zerbröselt.<br />

Weil Holz den Fachmann braucht.<br />

Tel. (04421) 91777-0<br />

Fax(04421) 997113<br />

Internet: www.weeken.de


Seite 24 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Mittendurchs<br />

K<strong>in</strong>oware<strong>in</strong><br />

Seilgespannt<br />

WILHELMSHAVEN/SI – Der erste<br />

K<strong>in</strong>obesuch war damals <strong>und</strong> ist<br />

heute wohl für jeden jungen<br />

Menschen e<strong>in</strong> besonderes Ereignis.<br />

Der Bericht über das<br />

„Reg<strong>in</strong>a“ an der Bismarckstraße<br />

weckte bei Helma Raithel<br />

aus <strong>Wilhelmshaven</strong> die folgende<br />

Er<strong>in</strong>nerung:<br />

„Am Karfreitag 1955 besuchte<br />

ich mit me<strong>in</strong>er Mutter<br />

e<strong>in</strong>e Abendvorstellung im Reg<strong>in</strong>a.<br />

Ich war 13 Jahre alt <strong>und</strong><br />

durfte zum ersten Mal so spät<br />

abends <strong>in</strong>’s K<strong>in</strong>o gehen <strong>und</strong> war<br />

sehr aufgeregt. Der Besucherandrang<br />

war groß, weil der Film<br />

nur an diesem Tag gezeigt wurde.<br />

Zum Glück erhielten wir<br />

noch E<strong>in</strong>trittskarten.<br />

Wir sahen die Oper Don Giovanni<br />

von Mozart, <strong>und</strong> zwar die<br />

Aufführung von den Salzburger<br />

Festspielen im Sommer 1954.<br />

Wilhelm Furtwängler dirigierte<br />

die Wiener Philharmoniker. Es<br />

war e<strong>in</strong>e der letzten Vorstellungen<br />

von Furtwängler, da er im<br />

Herbst 1954 verstarb. Dieses<br />

Opernerlebnis ist für mich unvergesslich<br />

<strong>und</strong> ich verb<strong>in</strong>de es<br />

immer mit dem Reg<strong>in</strong>a.“<br />

Auch Gudrun Schmolke aus<br />

Rüstersiel kann sich noch gut<br />

an e<strong>in</strong>en Besuch im „Reg<strong>in</strong>a“<br />

er<strong>in</strong>nern. Sie schaute sich den<br />

Film „Das Schweigen“, e<strong>in</strong><br />

schwedisches Film-Drama des<br />

Regisseurs Ingmar Bergmann<br />

aus dem Jahr 1963 an, der wegen<br />

der sexuellen Handlungen,<br />

die so zuvor noch nicht auf der<br />

Le<strong>in</strong>wand zu sehen waren,<br />

e<strong>in</strong>en Skandal hervorrief. „Mitten<br />

durchs K<strong>in</strong>o war e<strong>in</strong> Seil gespannt“,<br />

erzählt Gudrun<br />

Schmolke. Auf der e<strong>in</strong>en Seite<br />

mussten alle Frauen Platz nehmen,<br />

auf der anderen die Männer.<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

Zum JahrmarktaufdenManteuffelplatz<br />

WILHELMSHAVEN/SI – Immer<br />

wieder berichten ältere <strong>Wilhelmshaven</strong>er,<br />

wie schön sie<br />

ihre K<strong>in</strong>dheit <strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung haben. Auch<br />

Hans-Jürgen L<strong>in</strong>gmann aus<br />

dem Mühlenweg denkt gern an<br />

damals zurück: „Me<strong>in</strong>e Eltern<br />

s<strong>in</strong>d zusammen mit me<strong>in</strong>er<br />

Schwester <strong>und</strong> mir 1967 von<br />

Mariensiel <strong>in</strong> die Rhe<strong>in</strong>straße<br />

5 gezogen.<br />

Wir K<strong>in</strong>der waren begeistert<br />

Venedig ist derzeit der Heimathafen<br />

für das ehemalige<br />

Seebäderschiff „<strong>Wilhelmshaven</strong>,<br />

das von 1963<br />

bis 2004 im Helgolandverkehr<br />

fuhr. Darauf macht<br />

Walter Schäfer <strong>in</strong> Ergänzung<br />

zur Geschichte über<br />

Das Pfarrhaus<br />

VILLENVIERTEL/SI – In Ergänzung<br />

zum Bericht über die „K<strong>in</strong>dheit<br />

im Villenviertel“ <strong>in</strong> der Folge 4<br />

von „Gestern <strong>und</strong> Heute“ teilt<br />

Pastor a. D. Schmidt mit. Dabei<br />

verweist er auf das Buch „500<br />

Jahre Kirchspiel Heppens“, das<br />

1995 erschienen ist:<br />

Das Gebäude der heutigen<br />

Gr<strong>und</strong>schule Kirchreihe war ursprünglich,<br />

im Jahr 1914, als<br />

Pfarr- <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>dehaus der<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de Heppens gebaut<br />

worden.<br />

Weil sich Heppens, seit<br />

1911 Teil der Stadt Rüstr<strong>in</strong>gen,<br />

Ende des 19., Anfang des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts stark vergrößert<br />

hatte <strong>und</strong> viele Menschen hierher<br />

gezogen waren, wurde e<strong>in</strong>e<br />

von dem, was dort damals los<br />

war. Wir hatten e<strong>in</strong>en kurzen<br />

Schulweg zur Allerstraße. Zuvor<br />

hatten wir mit dem Fahrrad zur<br />

Hafenschule fahren müssen.<br />

An der Rhe<strong>in</strong>straße gab es viele<br />

Geschäfte, so Kioske, Lebensmittelgeschäfte,<br />

e<strong>in</strong> Bettengeschäft,<br />

e<strong>in</strong> Pelzgeschäft, Fleischer,<br />

Friseur, e<strong>in</strong> Ofengeschäft,<br />

Kneipen <strong>und</strong> Restaurants.<br />

Wir K<strong>in</strong>der fanden schnell<br />

die Seebäderschiffe <strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

aufmerksam.<br />

Vor sieben Jahren wurde<br />

das Schiff nach Genua verkauft,<br />

zur Autofähre umgebaut<br />

<strong>und</strong> „Leviathan“ getauft.<br />

Anfang 2010 wechselte<br />

es erneut den Besit-<br />

zweite Pfarrstelle notwendig.<br />

Doch dann kam der Erste Weltkrieg.<br />

Die Mar<strong>in</strong>e beschlagnahmte<br />

das Haus <strong>und</strong> machte daraus<br />

e<strong>in</strong>e Wetterstation. Nach dem<br />

Krieg war das Haus so ru<strong>in</strong>iert,<br />

dass sich die Kirchengeme<strong>in</strong>de<br />

außerstande sah, es wieder<br />

herzurichten. So verkaufte es<br />

die Geme<strong>in</strong>de 1921/22 an die<br />

Stadt Rüstr<strong>in</strong>gen, die dort e<strong>in</strong>e<br />

höhere Mädchenschule (Lyzeum),<br />

die Fräule<strong>in</strong>-Marien-<br />

Schule, unterbrachte.<br />

Die Kirchengeme<strong>in</strong>de kaufte<br />

stattdessen die Villa des Kaufmanns<br />

Jürgens, Holtermannstraße<br />

30, <strong>und</strong> richtete sie als<br />

Pfarrhaus e<strong>in</strong>.<br />

Fre<strong>und</strong>e. Wir hatten noch viele<br />

Spiel- <strong>und</strong> Sportmöglichkeiten,<br />

die es heute nicht mehr gibt.So<br />

konnten wir auf dem Manteuffelplatz<br />

Fußball spielen, wo<br />

auch die Rummel stattfanden<br />

<strong>und</strong> Zirkusse gastierten. Wir<br />

fuhren oft mit dem Fahrrad über<br />

die alte Jachmannbrücke <strong>und</strong><br />

spielten <strong>in</strong> den <strong>alten</strong> Kasernen.<br />

Wo sich jetzt die Kiesberge am<br />

Großen Hafen türmen, haben<br />

wir als K<strong>in</strong>der gebadet, Burgen<br />

21. Juli 2012<br />

zer <strong>und</strong> heißt heute „Favola<br />

A Venezia“. In Marghera bei<br />

Venedig sollte es zuletzt<br />

als Restaurantschiff dienen.<br />

Die letzte Meldung besagt,<br />

dass es mit Getriebeschaden<br />

festliege. FOTO: FAHREN-<br />

HORST<br />

Initiativedes<br />

Kirchenkreises<br />

WILHELMSHAVEN/SI – Die Initiative<br />

zur Gestaltung des Synagogen-Gedenkplatzes<br />

g<strong>in</strong>g vom<br />

evangelischen Kirchenkreis<br />

<strong>und</strong> dem Redaktionsteam se<strong>in</strong>es<br />

ehemaligen Publikationsorgans<br />

„Kontakte“ aus. Darauf<br />

weist Pastor<strong>in</strong> im Ruhestand<br />

Doris Semmler, damals Mitglied<br />

der Redaktion, <strong>in</strong> Ergänzung<br />

des Artikels über den Synagogenplatz<br />

<strong>in</strong> Folge 5 h<strong>in</strong>.<br />

Die „Kontakte“-Initiative bewegte<br />

viele Menschen zu spenden.<br />

Mehrere Künstler machten<br />

unentgeltlich Gestaltungsvorschläge.<br />

Die Anlage wurde am<br />

10. November 1980 im Beise<strong>in</strong><br />

von Oberbürgermeister Eberhard<br />

Krell e<strong>in</strong>geweiht.<br />

gebaut <strong>und</strong> heimlich geraucht.<br />

Zum Muttertag habe ich dort<br />

schöne Blumen gepflückt. Auch<br />

gab es dort viele schöne Gärten.<br />

Auch zum Südstrand s<strong>in</strong>d<br />

wir gern gegangen, denn dort<br />

gab es das schöne Planschbecken<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Kiosk. Wir konnten<br />

auch noch bei Ebbe baden,<br />

denn das Becken lief auch bei<br />

Niedrigwasser nicht leer. Bei<br />

Hochwasser durften wir vom<br />

Sprungturm hüpfen.“


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 25<br />

AlsdemDenkmal Abrissdrohte<br />

Die Werftarbeitersiedlung<br />

Bant ist e<strong>in</strong> Ensemble<br />

mit Seltenheitswert.<br />

Anfang der<br />

Siebziger drohte ihm<br />

der Abriss.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

BANT – Vor 50 Jahren wollte der<br />

Rat der Stadt die Arbeitersiedlung<br />

Bant „platt“ machen. Er<br />

verabschiedete den Bebauungsplan<br />

Nr. 48, der den Totalabriss<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Neubebauung<br />

vorsah. Die Häuser gehörten<br />

damals zum Vermögen der B<strong>und</strong>esrepublik.<br />

Die <strong>in</strong> den 1870er-<br />

Jahren vom Ziegeleibesitzer<br />

Adolph de Cousser errichteten<br />

Gebäude waren vom Mar<strong>in</strong>efiskus<br />

gekauft oder <strong>in</strong> dessen Auftrag<br />

errichtet worden.<br />

Das e<strong>in</strong>heitliche Bauensemble<br />

hatte den Krieg relativ<br />

schadlos überstanden, war jedoch<br />

arg <strong>in</strong> die Jahre gekommen.<br />

Der B<strong>und</strong> zeigte wenig Interesse<br />

an se<strong>in</strong>em Banter Immobilienvermögen<br />

<strong>und</strong> ließ immer<br />

nur das Notwendigstereparieren.<br />

In Rat <strong>und</strong><br />

Verwaltung kam<br />

man zu dem<br />

Schluss, dass<br />

die Häuser modernenWohnstandards<br />

nicht<br />

mehr genügten.<br />

Statt 75 Quadratmeter<br />

für e<strong>in</strong>e<br />

vierköpfige Familie,<br />

wie es die<br />

Norm mittlerweile<br />

vorsah, boten die<br />

w<strong>in</strong>zigen Doppel-<br />

haushälften nur etwas mehr als<br />

die Hälfte an Wohnraum.<br />

Doch es kam anders. Zwölf<br />

Jahre später wurde der Ratsbeschluss<br />

gekippt <strong>und</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />

Gegenteil verkehrt: Nun sollte<br />

die Banter Werftarbeitersiedlung<br />

als e<strong>in</strong>maliges Denkmalensemble<br />

erh<strong>alten</strong> bleiben. Ist<br />

sie doch die größte ihrer Art, die<br />

<strong>in</strong> Deutschland <strong>in</strong> jener Zeit ent-<br />

Historische<br />

Stehbierhalle<br />

standen ist <strong>und</strong> ste<strong>in</strong>ernes<br />

Zeugnis deutscher Arbeiter- <strong>und</strong><br />

Sozialgeschichte.<br />

Während im Januar 1974<br />

Oberstadtdirektor Dr. Gerhard<br />

Eickmeier noch dafür plädierte,<br />

die Siedlung durch Wohnungsbaugesellschaften<br />

aufkaufen<br />

<strong>und</strong> abräumen zu lassen, formierte<br />

sich <strong>in</strong> der SPD auf Initiative<br />

der Jungsozialisten e<strong>in</strong>e<br />

Mehrheit gegen den Abriss; zumal<br />

viele Bewohner, vornehmlich<br />

alte Leute mit ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>künften,<br />

beteuerten, gern <strong>in</strong><br />

ihren Häuschen zu wohnen. Im<br />

Mai entschied der Rat mit sozialdemokratischer<br />

Mehrheit<br />

Derselbe Bereich aus der entgegengesetzten<br />

Richtung von der Brücke Eisenbahnstraße<br />

aus.<br />

für den Erhalt. In den folgenden<br />

Monaten g<strong>in</strong>g es um das Wie.<br />

Das <strong>in</strong>teressierte sogar B<strong>und</strong>eswohnungsbaum<strong>in</strong>ister<br />

Karl<br />

Ravens (SPD), der im Dezember<br />

die Werftarbeitersiedlung besichtigte.<br />

Die Stadt kaufte dem B<strong>und</strong><br />

1975 die Siedlung ab: 92 000<br />

Quadratmeter Gr<strong>und</strong>stücksfläche<br />

mit <strong>in</strong>sgesamt 452 Woh-<br />

BAVARIA KRUG Ihr Tischlermeister für Fenster,<br />

Betreutes Tr<strong>in</strong>ken<br />

seit 1913!<br />

Türen, Rollläden, Aus-, An- <strong>und</strong><br />

Umbauten aus e<strong>in</strong>er Hand.<br />

Jever, Ziegelhofstr.19<br />

Tel. 04461-925 63 12<br />

nungen. Den Mietern wurden<br />

die Häuschen zum Kauf angeboten.<br />

Im Juni 1975 stellte die<br />

Bezirksregierung die Siedlung<br />

unter Denkmalschutz. Im Juli<br />

1978 war die 200. Wohnung<br />

verkauft. Viele bauen nun an<br />

<strong>und</strong> um, jedoch oft nicht dem<br />

Denkmalcharakter der Siedlung<br />

entsprechend. Die Stadt bot<br />

den Eigentümern planerische<br />

Hilfe <strong>und</strong> nahm beispielhafte<br />

Modernisierungen von e<strong>in</strong>zelnen<br />

Häusern vor. Bis heute hat<br />

die Siedlung so ihren ursprünglichen<br />

Charakter e<strong>in</strong>igermaßen<br />

bewahrt.<br />

Zurück zu den Anfängen: Mit<br />

BlickvonhöhererWarteanderWerftstraße<br />

nach Westen über die Banter Werftarbeitersiedlung.<br />

Rechts im H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der<br />

Westbahnhof,derbis1970<strong>in</strong>Betriebwar.<br />

dem Ausbau der Werft- <strong>und</strong> Hafenanlagen<br />

<strong>und</strong> der wachsenden<br />

Zahl der Werftarbeiter <strong>in</strong><br />

den 1870er-Jahren vergrößerten<br />

sich auch die auf oldenburgischem<br />

Gebiet <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe <strong>Wilhelmshaven</strong>s liegenden<br />

Geme<strong>in</strong>den Heppens<br />

<strong>und</strong> Neuende. Wohnraum war<br />

knapp, zumal nach den ersten<br />

wilden Jahren viele Arbeiter nun<br />

ihre Familien nachkommen ließen..<br />

Der Guts- <strong>und</strong> Ziegeleibesitzer<br />

Adolph des Cousser aus<br />

Hahn bei Rastede erkannte die<br />

Chance, hier Geld zu verdienen.<br />

Nur bei Uns!<br />

Zweirad<br />

Er kaufte 1868 den ladewigschen<br />

Bauernhof. Zur Erschließung<br />

des Geländes wurde die<br />

Genossenschaftsstraße gebaut.<br />

1873 errichtete de Cousser<br />

die ersten vier Familienhäuser.<br />

Dazu zählt auch das noch<br />

existierende Haus Eisenbahnstraße/Marktstraße,<br />

e<strong>in</strong> klassizistisch<br />

anmutender Putzbau.<br />

Der Verkauf lief nicht wie gewünscht,<br />

weshalb de Cousser<br />

kle<strong>in</strong>ere Haustypen mit Ziegelverblendung<br />

konzipierte. Sie<br />

entsprachen dem englischen<br />

„Cottage“, das von e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />

Familie bewohnt wird <strong>und</strong><br />

zu dem e<strong>in</strong> Garten <strong>und</strong> e<strong>in</strong> eigener<br />

E<strong>in</strong>gang gehören.<br />

Nach diesem<br />

Muster entstanden<br />

die ersten<br />

Hausreihen der<br />

ab 1873 Belfort<br />

genannten Siedlung.<br />

Der Mar<strong>in</strong>efiskus<br />

kaufte diese<br />

Häuser <strong>und</strong><br />

ließ weitere, im<br />

Gr<strong>und</strong>riss leicht<br />

veränderte <strong>und</strong><br />

verbesserte<br />

Haustypen vom<br />

Baukonsortium<br />

de Cousser errich-<br />

ten. So entstanden<br />

bis 1875 <strong>in</strong>sgesamt<br />

452 Wohnungen,<br />

die die<br />

Werft vornehmlich<br />

an die aus PommernangeworbenenSchiffszimmerer<br />

vergab.<br />

Die Siedlung wurde zur Keimzelle<br />

der Sozialdemokratie <strong>in</strong><br />

Norddeutschland. Der ehemalige<br />

Werftschlosser Paul Hug, der<br />

wegen se<strong>in</strong>er gewerkschaftlichen<br />

Betätigung „gefeuert“<br />

worden war, betrieb hier se<strong>in</strong>e<br />

Kneipe „Zur Arche“ <strong>und</strong> übernahm<br />

1888 die Leitung des<br />

Norddeutschen Volksblattes. Er<br />

war Mitglied des Banter Geme<strong>in</strong>derates,<br />

ab 1899 Abgeordneter<br />

des Oldenburgischen<br />

Landtages. 1919 wurde er <strong>in</strong><br />

die Weimarer Nationalversammlung<br />

gewählt.<br />

FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

Marktstraße 182–184<br />

26382 <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

Tel. 04421/ 20 27 45<br />

E-Mail: zweiradjaehde@web.de


Seite 26 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

Blick <strong>in</strong> den Metzer Weg, wohl <strong>in</strong> den 20er-Jahren. Rechts<br />

sieht man den Zwiebelturm des „Friedrichs-Hofes“, später<br />

Centralhallen genannt. Er war bis zu se<strong>in</strong>er Zerstörung im<br />

Krieg e<strong>in</strong> wichtiger Treffpunkt für das gesellschaftliche Leben<br />

<strong>in</strong> der Stadt <strong>und</strong> befand sich <strong>in</strong> dem Dreieck zwischen<br />

präsentiert vom<br />

21. Juli 2012<br />

Wosich e<strong>in</strong>stganz<strong>Wilhelmshaven</strong>traf<br />

Metzer Weg, Peterstraße <strong>und</strong> Mitscherlichstraße. Bälle <strong>und</strong><br />

Theateraufführungen lockten <strong>in</strong> den Saal, man konnte hier<br />

kegeln, Billard spielen, für K<strong>in</strong>der gab es im großen Garten<br />

e<strong>in</strong>en Spielplatz. Hier fanden Turnfeste <strong>und</strong> Maifeiern, Varieté-Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> Konzerte statt. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

Die Centralhallen wurden im Krieg vollständig zerstört. Der Blick heute von derselben Stelle: E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Parkanlage <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derspielplatz bieten heute e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Ruhepunkt <strong>in</strong>mitten des geschäftigen Innenstadt-Verkehrs. FOTO: SIEFKEN


21. Juli 2012<br />

Radio Freese <strong>in</strong><br />

der Marktstraße<br />

ist vielen <strong>Wilhelmshaven</strong>ern<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

heute noch e<strong>in</strong> Begriff,<br />

ebenso das Bekleidungsgeschäft<br />

von Michael <strong>und</strong><br />

Hannelore Herbst. FOTO: WZ-BD<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 27<br />

MarquardsensSpaziergänge<br />

SIEBETHSBURG/SI – Jeden<br />

Abend unternahm Harald Marquardsen,<br />

der Vorstandsvorsitzende<br />

des Bauvere<strong>in</strong>s Rüstr<strong>in</strong>gen<br />

von 1934 bis 1956, e<strong>in</strong>e<br />

abendliche Spazierr<strong>und</strong>e durch<br />

Siebethsburg, um nach dem<br />

Rechten zu sehen. Daran er<strong>in</strong>nert<br />

sich se<strong>in</strong>e Tochter Anke Engel.<br />

Dabei hatte er <strong>in</strong> der rechten<br />

Manteltasche Bonbons, die<br />

er an die K<strong>in</strong>der verteilte, <strong>und</strong><br />

l<strong>in</strong>ks e<strong>in</strong> Messer. Er traute nicht<br />

jedem über den Weg. Dazu hat-<br />

Dietom­Brok­StraßemitBlickrichtungOstenheute.<br />

FOTO: SIEFKEN<br />

AutofreieZone:die tom-Brok-Straße<strong>in</strong>den40er­<br />

Jahren. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

te man damals wohl<br />

auch allen Gr<strong>und</strong>.<br />

Jugendbanden<br />

machten die Gegend<br />

unsicher. Auch<br />

<strong>in</strong> Siebethsburg gab<br />

es e<strong>in</strong>e solche Bande,<br />

die sich heftig<br />

mit anderen befeh-<br />

Aufdas Kepa­Kaufhaus<br />

folgteHettlage&Lampe<br />

WILHELMSHAVEN/SI – Im Jahr<br />

1962 eröffnete <strong>in</strong> der Marktstraße<br />

60 das Kepa-Kaufhausfiliale,<br />

die zum Karstadt-Konzern<br />

gehörte. Das Niedrigpreisgeschäft<br />

hat <strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong> offensichtlich<br />

nur bis 1969 bestanden.<br />

Elf Jahre später wurden<br />

auch die letzten der e<strong>in</strong>st<br />

85 Standorte <strong>in</strong> Deutschland<br />

dicht gemacht. Claus Peter<br />

Scherf aus Norderstedt, der zusammen<br />

mit se<strong>in</strong>er Frau 1967<br />

se<strong>in</strong>e Ausbildung bei Karstadt<br />

<strong>in</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong> begonnen hat<br />

<strong>und</strong> auch heute noch <strong>in</strong> dem<br />

Unternehmen tätig ist, glaubt,<br />

dass die <strong>Wilhelmshaven</strong>er Kepa-Filiale<br />

bereits 1964 oder<br />

1965 geschlossen worden sei.<br />

„In dem Gebäude eröffnete danach<br />

die Firma Hettlage, die zunächst<br />

unter „Hettlage <strong>und</strong><br />

Lampe“ firmierte, e<strong>in</strong> Oberbekleidungsgeschäft“,<br />

so Scherf.<br />

Auf der Internetseite der Stiftung<br />

Westfälisches Wirtschaftsarchiv<br />

f<strong>in</strong>det man beim E<strong>in</strong>trag<br />

über die Gebr. Hettlage KG mit<br />

Sitz <strong>in</strong> Münster, dass deren <strong>Wilhelmshaven</strong>er<br />

Geschäft 1969<br />

eröffnet worden sei.<br />

dete, beispielsweise mit der<br />

„Weißbande“ aus dem Werftstraßen-Viertel.<br />

Und wenn Marquardsen<br />

auf se<strong>in</strong>em Kontrollgang<br />

<strong>in</strong> diese Richtung g<strong>in</strong>g,<br />

war ihm auch nicht immer ganz<br />

geheuer.<br />

E<strong>in</strong>es Abends, er<strong>in</strong>nert sich<br />

Anke Engel, rettete ihr Vater mit<br />

Über<br />

12 Jahre<br />

se<strong>in</strong>em Messer e<strong>in</strong>em Bandenmitglied<br />

-- es war wohl e<strong>in</strong>er der<br />

Anführer - das Leben. Als der<br />

Bauvere<strong>in</strong>s-Chef am Bunker an<br />

der Störtebekerstraße vorbeikam,<br />

hörte er von dort e<strong>in</strong> Röcheln.<br />

Er g<strong>in</strong>g dem Geräusch<br />

nach <strong>und</strong> fand den Unglücklichen<br />

aufgehängt. Marquardsen<br />

schnitt ihn los <strong>und</strong> <strong>in</strong>formierte<br />

die Polizei. Der Bandenkrieg<br />

soll von da an aufgehört haben,<br />

so Engel.<br />

Nichtsdestoweniger sei sie<br />

behütet <strong>in</strong> der Edo-Wiemken.-Straße<br />

10 gleich neben<br />

der Schule aufgewachsen. Gut<br />

er<strong>in</strong>nert sich Anke Engel noch<br />

an Fritz Höger, der sie bei Besuchen<br />

auf den Knien hielt.<br />

„Höger hatte me<strong>in</strong>en Vater,<br />

der lange Junggeselle war, <strong>in</strong><br />

privaten Gesprächen gedrängt,<br />

sich zu verheiraten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Familie<br />

zu gründen. Me<strong>in</strong> Vater<br />

war 54, als ich 1944 geboren<br />

wurde“, erzählt Anke Engel.<br />

Trotz des guten E<strong>in</strong>vernehmens<br />

hätten sich Höger <strong>und</strong> ihr Vater<br />

bis zuletzt gesiezt.<br />

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Seite 28 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

21. Juli 2012<br />

Voslappum1950.ImH<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>siehtmandie GeniusbankmitihremgroßenSandstrand. FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

Siedlerversankenim Matsch<br />

Anfangs bot Voslapp<br />

wenig Komfort. Heute<br />

ist es e<strong>in</strong> gemütlicher<br />

Stadtteil mit e<strong>in</strong>em<br />

eigenen Gesicht.<br />

VON HARTMUT SIEFKEN<br />

VOSLAPP – <strong>Wilhelmshaven</strong> ist<br />

das städtebauliche K<strong>in</strong>d der<br />

Mar<strong>in</strong>e. Während der nationalsozialistischen<br />

Zeit sollte daraus<br />

e<strong>in</strong> „Riesenbaby“ werden.<br />

Als e<strong>in</strong>e der großen Waffenschmieden<br />

der Nation plante<br />

man, aus dem mit Rüstr<strong>in</strong>gen<br />

1937 vere<strong>in</strong>ten <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

die „Stadt der 500 000“ zu machen.<br />

Tausende zusätzlicher<br />

Wohnungen waren notwendig,<br />

um die aus allen Teilen des Reiches<br />

herangezogenen Arbeiter<br />

der Werft <strong>und</strong> Mar<strong>in</strong>ebehörden<br />

unterzubr<strong>in</strong>gen. Sie mussten <strong>in</strong><br />

kürzester Zeit erschaffen werden.<br />

So plante man an den Rändern<br />

der Stadt die Anlage neuer<br />

Siedlungen: Voslapp, auf der<br />

anderen Seite Cäciliengroden,<br />

danach Fedderwardergroden.<br />

Fortsetzung auf Seite 29<br />

FastdergleicheBlickheute.NachderE<strong>in</strong>deichungdes Voslapper Grodens1972erfolgteseit<br />

2010dieAufspülungderJadeWeserPort­Hafenflächen. WZ-FOTO: LÜBBE


21. Juli 2012<br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

präsentiert vom<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong> · Seite 29<br />

MitGartenfürdie Selbstversorgung<br />

Fortsetzung von Seite 28<br />

Diese städtebauliche Kraftanstrengung<br />

hätte private Bauträger,<br />

aber auch die großen<br />

Baugenossenschaften der<br />

Stadt überfordert. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>igten sich 1937 das<br />

Land Oldenburg, die Städte<br />

Rüstr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

sowie das Amt Friesland auf die<br />

Gründung der geme<strong>in</strong>nützigen<br />

Wohnungsbaugesellschaft<br />

Jade. <strong>Wilhelmshaven</strong> wurde<br />

Hauptgesellschafter.<br />

Das erste große Wohnungsbauprojekt,<br />

das die Jade<br />

stemmte, waren 1038 Wohnungen<br />

<strong>in</strong> zwei- <strong>und</strong> dreigeschossigen<br />

Häusern zwischen Werft<strong>und</strong><br />

Mitscherlichstraße sowie<br />

Bismarck- <strong>und</strong> Bremer Straße.<br />

Doch e<strong>in</strong> Jahr später war<br />

schon Voslapp an der Reihe,<br />

„die neue Wohnstadt am<br />

Meer“, e<strong>in</strong>e Siedlung mit „eigenem<br />

haus <strong>und</strong> Herd“ für jede Familie.<br />

Voslapp nannte man e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e Ansammlung von Häusern<br />

h<strong>in</strong>ter dem Seedeich zwischen<br />

Rüstersiel <strong>und</strong> Inhausersiel,<br />

bis 1933 zur friesländischen<br />

Geme<strong>in</strong>de Kniphausen<br />

gehörend. Zwischen dem <strong>alten</strong><br />

Kniphauser <strong>und</strong> dem neueren<br />

Voslapper<br />

Seedeich<br />

befand sich<br />

der Baugroden.<br />

Hier<br />

entstanden<br />

<strong>in</strong> W<strong>in</strong>deseile<br />

1938<br />

r<strong>und</strong> 520<br />

Siedlerstel-<br />

len, weit überwiegend <strong>in</strong> E<strong>in</strong>familien-Doppelhäusern,<br />

gebaut<br />

<strong>in</strong> sieben verschiedenen Typen,<br />

mit Gärten umgeben, die groß<br />

genug waren, um dort zur<br />

Selbstversorgung Gemüse zu<br />

ziehen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> wenig Nutzvieh<br />

zu h<strong>alten</strong>.<br />

Die Straßen waren nur notdürftig<br />

mit Schotter oder als<br />

Knüppeldämme befestigt. Läden<br />

<strong>und</strong> Schulen gab es am Anfang<br />

ke<strong>in</strong>e. Die vielen K<strong>in</strong>der<br />

mussten <strong>in</strong> den ersten Mona-<br />

Seebäderschiff „<strong>Wilhelmshaven</strong>“, 1975<br />

Geschichten · Er<strong>in</strong>nerungen·Emotionen<br />

Blick <strong>in</strong> die Baugrodenstraße<br />

gestern<strong>und</strong>heute.WZ-FOTO: KNOTHE<br />

ten bis nach Sengwarden, Kniphausersiel<br />

<strong>und</strong> Coldewei wandern,<br />

bevor zwei ehemalige<br />

Bauarbeiter-Baracken zu Schulen<br />

umfunktioniert wurden. Als<br />

erster Kaufmann wagte sich<br />

Georg Coldewey <strong>in</strong> den wüsten<br />

Stadtteil; gelegentlich wurde<br />

bei ihm die Ware knapp, weil<br />

se<strong>in</strong>e Lieferanten die Fahrt über<br />

die schlechte Straße nach Voslapp<br />

nicht riskierten.<br />

Mitte der 40er-Jahre entstanden<br />

schließlich der Gewerbetrakt<br />

am Marktplatz <strong>und</strong> benachbart<br />

etliche Mietwohnungsbauten.<br />

Die von Anfang vorgesehene<br />

Übertragung des Hauseigentums<br />

an die Siedler verzögerte<br />

sich bis 1956. In den 60er-Jahren<br />

entstand am südlichen<br />

Siedlungsrand e<strong>in</strong> Eigenheimgebiet,<br />

Anfang der 70er-Jahre<br />

wurden weitere Siedlerstellen<br />

am Ortsausgang Richtung<br />

Sengwarden erschlossen.<br />

Auf der anderen Seite des<br />

Deiches ragte der alte Voslapper<br />

Leuchtturm aus dem Watt.<br />

Er wurde 1961 abgebrochen<br />

<strong>und</strong> durch den <strong>neuen</strong> Leuchtturm<br />

an der Geniusbank ersetzt.<br />

Die Geniusbank, e<strong>in</strong>e<br />

Buhne mit langem Sandstrand,<br />

war nach dem Krieg die bevorzugte<br />

Badegelegenheit im<br />

Stadtnorden – <strong>und</strong> Voslapp entwickelte<br />

Ambitionen für den<br />

Fremdenverkehr. Viele Siedler<br />

vermieteten Fremdenzimmer.<br />

Auch nach dem Bau der Niedersachsenbrücke<br />

<strong>und</strong> der Aufspülung<br />

des Voslapper Grodens um<br />

1970 blieb die Geniusbank als<br />

Baderefugium erh<strong>alten</strong>. Jetzt ist<br />

das Meer drei Kilometer weiter<br />

weg. Vor Voslapp hat sich mit<br />

dem Bau des JadeWeserPorts<br />

die neue Hoffnung der Region<br />

auf e<strong>in</strong>e gedeihliche wirtschaftliche<br />

Zukunft aufgebaut.<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong> –gestern<br />

Allen Interessierten steht beim<br />

WZ-Bilddienst e<strong>in</strong> umfangreiches<br />

Fotoarchiv mit folgenden<br />

Schwerpunkten zur Verfügung:<br />

(alle Bilder können bestellt werden)<br />

Schiffsbilder der Deutschen Flotten von 1848<br />

biszur heutigen Deutschen Mar<strong>in</strong>e<br />

Bilder deutscher Kolonialgeschichte<br />

Fremde Seestreitkräfte aller Nationen<br />

Aufnahmen ausden Anfängen<br />

<strong>Wilhelmshaven</strong>s bisheute<br />

Alle Fotos unserer „WZ“-Fotografen,<br />

die seit 1949 <strong>in</strong>der „<strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong>“<br />

erschienen s<strong>in</strong>d, zzgl. e<strong>in</strong>er großen Auswahl<br />

an weiteren, nicht<br />

veröffentlichten Aufnahmen.<br />

C A R D 2 0 1 2<br />

Monika Mustermann<br />

K<strong>und</strong>en-Nr.180750 Gültig bis 31.12.2012<br />

D i e W Z - D a s B e s t e a m M o r g e n !<br />

Börsenstraße29·26382 <strong>Wilhelmshaven</strong> ·Tel.: (0 44 21) 488-2 80 ·Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9bis 13 Uhr <strong>und</strong> 14 bis 17 Uhr -Bilddienst<br />

-


Seite 30 · <strong>Wilhelmshaven</strong>er <strong>Zeitung</strong><br />

Gester n<br />

<strong>und</strong>Heute<br />

Blickfang <strong>in</strong> der Mitte Fedderwardens war e<strong>in</strong>st das KriegerdenkmalAmKnullvorderApotheke,daszuEhrender1870<br />

imKrieggegenFrankreichgefallenenFedderwarderSoldaten<br />

errichtet worden war. Beim Ausbau der Poststraße wurde die<br />

präsentiert vom<br />

21. Juli 2012<br />

Grünflächegerodet,<strong>und</strong>dasDenkmalgleichmit.E<strong>in</strong>Reststeht<br />

heute bei der Feuerwehr an der Alkostraße , andere Teile liegen<br />

unter dem Gehweg vergraben. Obenauf thronte der<br />

Reichsadler FOTO: WZ-BILDDIENST<br />

Die Erstenkamenvor2000Jahren<br />

FEDDERWARDEN/SI – Fedderwarden<br />

ist e<strong>in</strong> schönes Dorf, doch<br />

wenn man e<strong>in</strong>e alte Postkarte<br />

aus dem Jahr 1900 betrachtet,<br />

die die Poststraße als baumbestandene<br />

Allee zeigt, dann kann<br />

schon e<strong>in</strong> wenig Wehmut nach<br />

etwas mehr Grün im Straßenraum<br />

aufkommen.<br />

Das unsche<strong>in</strong>bare Dorf, an<br />

dem der Verkehr auf der hoch<br />

gelegenen Landesstraße Richtung<br />

Küste vorbei saust, blickt<br />

auf e<strong>in</strong>e 2000-jährige Geschichte<br />

zurück. Das tun andere Dörfer<br />

an der Nordseeküste auch,<br />

doch die Fedderwarder „Chronik<br />

e<strong>in</strong>es Marschendorfes“ von<br />

Hans-Jürgen Heise aus dem<br />

Jahr 2000 schildert besonders<br />

anschaulich, was sich hier an<br />

der Küste seit Christi Geburt getan<br />

hat.<br />

Zunächst siedelten hier die<br />

Chauken auf e<strong>in</strong>er eiszeitlichen<br />

Geesterhebung. Wegen des<br />

steigenden Meeresspiegels erhöhten<br />

sie ihre Wohnplätze. Die<br />

drei Wurten des Dorfes entstanden.<br />

Die Chauken machten sich<br />

während der Völkerwanderung<br />

im 5. Jahrh<strong>und</strong>ert nach England<br />

davon.<br />

R<strong>und</strong> e<strong>in</strong>h<strong>und</strong>ert Jahre später<br />

richteten sich die Friesen,<br />

von Westen kommend, hier<br />

häuslich e<strong>in</strong>. Sie bauten Deiche<br />

<strong>und</strong> trieben wie zuvor schon die<br />

Chauken Seehandel über die<br />

DerCharmedesAltenaufdemKirchweg. FOTO: WZ-BILDDIENST/LÜBBE<br />

Maade, ihr Tor zur Welt. Viehzucht<br />

<strong>und</strong> Salzgew<strong>in</strong>nung machten<br />

sie relativ wohlhabend. Vor<br />

760 Jahren bauten sie sich<br />

e<strong>in</strong>e schöne Kirche.<br />

Häuptl<strong>in</strong>gsherrschaft, Burgenbau<br />

<strong>und</strong> die Entstehung der<br />

Herrlichkeit Kniphausen prägten<br />

die Entwicklung des Dorfes<br />

<strong>in</strong> der Neuzeit ebenso wie der<br />

Kampf mit den natürlichen Elementen,<br />

die Sturmfluten, die<br />

Landgew<strong>in</strong>nungen <strong>und</strong> Deichbauten.<br />

Fedderwarden gehörte<br />

zu e<strong>in</strong>em der kle<strong>in</strong>sten Staaten<br />

Deutschlands mit eigenen Maßen<br />

<strong>und</strong> Gewichten.<br />

Während der napoleonischen<br />

Kont<strong>in</strong>entalsperre wurde<br />

über die kniphausischen Häfen<br />

kräftig geschmuggelt.<br />

Und dann wurde <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

gebaut. Dafür wurden die<br />

Fedderwarder samt der ganzen<br />

Herrlichkeit verkauft. Preußen<br />

beglich für den Herzog von Oldenburg<br />

bei den zerstrittenen<br />

von Bent<strong>in</strong>cks die Rechnung,<br />

der Herzog „schluckte“ Kniphausen<br />

samt Varel. Dafür wurde<br />

das Heppenser Fährhuck<br />

preußisch.<br />

Die Folgen des Hafenbaus<br />

ab den 1860er-Jahren<br />

schwappten auch nach Fedderwarden.<br />

Immer mehr Menschen<br />

suchten hier e<strong>in</strong> Unterkommen.<br />

Seit 1972 ist das Dorf e<strong>in</strong><br />

Stadtteil <strong>Wilhelmshaven</strong>s.


Grenzstr. 24 · 26382 <strong>Wilhelmshaven</strong> · t 0 44 21/755 75 50 · e-mail: <strong>in</strong>fo@zender-versicherungsmakler.de


Die Geschichte<br />

des Pane Maggiore<br />

Über Umwege <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensive<br />

Recherchen fi ndet man oft<br />

aus Zufall zu e<strong>in</strong>er <strong>neuen</strong><br />

Leidenschaft. Die Informationen<br />

im Internet s<strong>in</strong>d sehr spärlich<br />

oder unprofessionell verfasst.<br />

Man muss das Tess<strong>in</strong> - Land <strong>und</strong><br />

Leute kennen, man muss<br />

den südlichen <strong>und</strong> doch<br />

gebirgsnahen Lebenscharakter<br />

fühlen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Gespür für<br />

Unberührtes oder Vergessenes<br />

entwickeln um die überlieferten<br />

Weisheiten oder die <strong>alten</strong><br />

Rezepte zu verstehen.<br />

So wurden die grossen<br />

Maggiore-Brotlaibe zwar auf<br />

vielen Märkten, <strong>in</strong> Gaststätten<br />

<strong>und</strong> auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Bäckereien<br />

angeboten, aber die Herkunft<br />

<strong>und</strong> die Geschichte dieses Brotes<br />

blieb verborgen. Im Maggiatal<br />

alltäglich, für die große weite<br />

Welt unnahbar. Das Org<strong>in</strong>alrezept<br />

ist geheim <strong>und</strong> man bekommt<br />

auf Fragen dazu nur fre<strong>und</strong>liche,<br />

aber ausweichende Antworten.<br />

Vor allem deutsche Urlauber<br />

haben aber immer wieder nach<br />

dem Pane-Maggiore oder dem<br />

Pane Valle Maggia gefragt.<br />

Ke<strong>in</strong> W<strong>und</strong>er, denn sie waren<br />

von der urtümlichen Qualität<br />

der Brote h<strong>in</strong>gerissen.<br />

Leidenschaftliches Verh<strong>alten</strong> war<br />

es auch, das die Bäckermeister<br />

der Bäckerei Kempe sich zum<br />

Ziel setzten, alte <strong>und</strong> vergessene<br />

Rezepte wieder zu aktivieren.<br />

Das Pane-Maggiore ( Pane Valle<br />

Maggia ) Rezept wurde schon<br />

vor e<strong>in</strong>iger Zeit erforscht <strong>und</strong> die<br />

Erkenntnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rezeptordner<br />

abgelegt. Es war also an der<br />

Zeit, sich dieser Brotspezialität<br />

anzunehmen. Der Charakter des<br />

Pane-Maggiore deutet auf e<strong>in</strong>e<br />

spezielle Teigführung, e<strong>in</strong>e hohe<br />

Teigausbeute <strong>und</strong> auf rustikales<br />

Backen h<strong>in</strong>. Die Bäckermeister<br />

der Bäckerei Kempe haben mit<br />

bestem Erfolg erreicht, dass die<br />

neue Rezeptur die <strong>alten</strong><br />

Charaktereigenschaften behält<br />

<strong>und</strong> die Herstellung nach<br />

moderner, backtechnischer Art<br />

vollzogen werden kann.<br />

Neu bei<br />

„Pane Maggiore“<br />

Nicht nur e<strong>in</strong> Brot...<br />

Nach altem Rezept<br />

für Sie gebacken.<br />

Genießen Sie den Unterschied!<br />

Erhältlich im Hauptgeschäft <strong>und</strong> allen Filialen<br />

Mitscherlichstr. 29a | 26382 <strong>Wilhelmshaven</strong><br />

Tel. 04421 | 2 37 27<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@baeckerei-kempe.de

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