Archiv - 13.09.2008PANKOWER SCHULE IST SEIT 73 JAHREN OHNE TURNHALLE. BISHER SCHEITERTE JEDER VERSUCH, DASZU ÄNDERNDer Papst hilft mit GebetenVon Stefan StraussKürzlich hat Heinz Lorenz in einem Buch die Bauzeichnung seiner früheren <strong>Schule</strong> gefunden.Direkt neben dem Schulgebäude ist eine Sporthalle eingezeichnet.Kürzlich hat Heinz Lorenz in einem Buch die Bauzeichnung seiner früheren <strong>Schule</strong> gefunden. Direkt nebendem Schulgebäude ist eine Sporthalle eingezeichnet. Als Heinz Lorenz im Jahr 1935 in die erste Klassekam, sollte die Sporthalle noch gebaut werden. Dann begann der Krieg und der Bau wurde verschoben.Heute ist Heinz Lorenz 79 Jahre alt. Doch eine eigene Sporthalle hat seine alte <strong>Schule</strong>, die 33.Grundschule im Pankower Ortsteil Französisch Buchholz immer noch nicht. Unter dem Namen "<strong>Schule</strong>ohne Turnhalle" hat sie es inzwischen zu einiger Berühmtheit gebracht. Drei Generationen der FamilieLorenz haben die <strong>Schule</strong> in der Hauptstraße 66 besucht. Alle hörten sie die gleichen Versprechen, dochpassiert ist nichts. "In drei Gesellschaftssystemen hat es niemand geschafft, die Halle zu bauen. Wir habendafür kein Verständnis mehr", sagt Peter Lorenz. Er, der Sohn von Heinz Lorenz, ging von 1975 bis 1985in die <strong>Schule</strong>, die zu der Zeit eine Polytechnische Oberschule war. Seine Tochter Valea geht heute dort indie dritte Klasse. Valea und die anderen 314 Schüler müssen zum Sport in benachbarte Turnhallenausweichen, wenn es dort freie Zeiten gibt. Die Hälfte des gesamten Sportunterrichts fällt aus, denn durchFahrt- und Fußwege verkürzen sich Pausen- und Unterrichtszeiten. "In diesem Schuljahr hat sich dieSituation weiter verschlechtert", sagt Schulleiter Thomas Emrich. Die Schüler der 5. und 6. Klasse habennur noch eine statt drei Sportstunden pro Woche, wie es der Lehrplan vorsieht. Mit Hin- und Rückweg vonetwa einem Kilometer tendiere der Sportunterricht "gegen null", sagt Schulleiter Emrich. So ähnlich war esauch schon vor 73 Jahren. Valeas Großvater musste als Schulkind auch in eine andere <strong>Schule</strong> laufen, zehnMinuten brauchte er. "Diese Zeit fehlte dann beim Sportunterricht." Auch Peter Lorenz erinnert sich: "Wirmussten uns immer beeilen, kamen völlig verschwitzt in die Turnhalle und zogen dort unsere Sportsachenan." Tochter Valea wird in einem vollklimatisierten Reisebus in eine benachbarte Sporthalle gefahren, wiealle Erst- bis Viertklässler. Etwa 15 000 Euro zahlt der Bezirk dafür jedes Jahr. Eltern, Lehrer und Schülerakzeptieren diesen Zustand nicht länger. Sie kämpfen für eine eigene Sporthalle und suchen Sponsoren.Sie haben eine eigene Internetseite erstellt, die Adresse steht auf Schildern am Schulzaun, in Fenstern derKlassenzimmer und im Treppenhaus der <strong>Schule</strong>. Und sie schreiben Briefe in die ganze Welt. Prominentewie Franziska van Almsick unterstützen das Anliegen, auch Pankower Geschäftsleute. Sogar der Papst hatfür die Turnhalle seinen Segen gegeben. Er werde das Projekt gern mit seinem Gebet unterstützen, hat erden Schülern geschrieben. "Hoffentlich findet sich bald eine gute Lösung", heißt es im Brief aus demVatikan. Körting: nicht vor 2010 Längst hat sich auch Innen- und Sportsenator Ehrhart Körting (SPD) mitdem Fall beschäftigt. "Der Neubau einer Sporthalle ist dringend erforderlich", heißt es in der Beantwortungeiner Kleinen Anfrage im Abgeordnetenhaus. Gleichzeitig teilt Körting mit, vor 2010 werde die Turnhallenicht gebaut. So lange wollen Eltern und Lehrer nicht warten, denn 817 000 Euro liegen schon bereit. DasGeld stammt von einem Investor, der 1989 in Französisch-Buchholz 400 Wohnungen bauen wollte undsich verpflichtet hatte, eine neue Sporthalle zu errichten. Doch der Investor ging pleite, und aus derInsolvenzmasse erhielt der Bezirk 817 000 Euro. Die reichen aber längst nicht aus. Etwa 3,9 Millionen Eurowürde eine Sporthalle mit zwei Feldern nach Berechnungen des Bezirkes kosten. Doch Pankow muss einDefizit von 30 Millionen abbauen, Investitionen in Millionenhöhe lassen Abgeordnetenhaus und Senat nicht
zu. Zurzeit, so heißt es, werde mit einem privaten Investor verhandelt, der die Sporthalle auf eigeneKosten für 2,3 Millionen Euro im kommenden Jahr bauen würde. Der Bezirk könnte die Halle dann mieten."Das ist alles noch sehr schwierig", sagt Schulstadträtin Lioba Zürn- Kasztantowicz (SPD). "Im Momentsehe ich da keine Lösung." Jens Tannenberg vom Förderverein der <strong>Schule</strong> sagt: "Wir werden nichtlockerlassen, bis die Turnhalle steht." ------------------------------ Die Initiative im Internet: www.schuleohne-turnhalle.de------------------------------ Foto: Die 33. Grundschule an der Hauptstraße in FranzösischBuchholz war 1935 eröffnet worden. Bis heute haben die Schüler dort keine Turnhalle. Foto: DreiSchülergenerationen ohne Turnhalle: Großvater Heinz Lorenz, sein Sohn Peter und Enkeltochter Valea.Artikel URL: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/pankower-schule-ist-seit-73-jahren-ohne-turnhalle--bisher-scheiterte-jeder-versuch--das-zu-aendern-der-papst-hilft-mit-gebeten,10810590,10586266.htmlCopyright © 2012 Berliner Zeitung