Download AWO-Blatt Ausgabe 4 - Oktober 2009 - Herzlich ...
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Blind die Welt sehen – Die Malerin Silja Korn<br />
Fortsetzung<br />
Wie eine Blinde malt und ihre Bilder<br />
betrachtet, erläutert Korn so: "Die<br />
Farbe wird pastös, also sehr dick,<br />
mit Pinsel, Spachtel oder auch mit<br />
den Händen aufgetragen. Zusätzlich<br />
wird mit verschiedenen Pasten, Sand<br />
und anderen Materialien gearbeitet.<br />
Die entstandene Oberfl ächenstruktur<br />
kann man nach dem Trocknen ertasten<br />
und auf<br />
diese Weise<br />
die Bilder<br />
betrachten".<br />
"Wenn die<br />
Bilder aber<br />
auch für<br />
Sehende<br />
Die Sonnenkinder<br />
Adlershof gehört zu den guten Adressen<br />
Berlins. Der Wissenschaftsstandort<br />
fl oriert, die Wohnhäuser sehen<br />
proper aus. Renovierter Altbau hier,<br />
sanierte Platte da. Adlershof scheint<br />
weit weg von den sozialen Brennpunkten<br />
Berlins.<br />
Soviel Positives kann man auch über<br />
die Adlershofer Zinsgutstraße sagen,<br />
muss aber unbedingt noch eins<br />
hinzufügen: Mitten in diesem Wohngebiet<br />
erhebt sich, umgrünt, fast<br />
mediterran anmutend, ein fl acher<br />
Bau mit Glastürmchen und Bullaugen.<br />
Eine Kinderburg, das Reich der<br />
Sonnenkinder.<br />
Die wichtigsten Bewohner des Reichs<br />
sind zwischen ein und sechs Jahren<br />
alt, siebzig Kinder an der Zahl.<br />
nach etwas aussehen sollen, bedarf<br />
es hin und wieder einer korrigierenden<br />
Hand von jemandem, der sieht",<br />
fügt Silja Korn hinzu. Bei ihr ist diese<br />
"Strand" "Regenbogenblitz"<br />
Allmorgendlich kommen sie zusammen<br />
und beratschlagen, was ein jeder<br />
von ihnen den Tag über zu tun gedenkt.<br />
Danach verteilen sie sich über<br />
die Räume, von denen jeder ein anderes,<br />
ganz eigenes Abenteuer bietet.<br />
Da ist beispielsweise der Raum mit<br />
den Computern, wo Kinder ihren Führerschein,<br />
wenn auch nicht den fürs<br />
große Auto, so doch den für den großen<br />
PC machen können. Fotografi ert<br />
wird dort auch und Schattenspiele<br />
werden veranstaltet.<br />
Andernorts wird musiziert, bewegt<br />
man sich zum Tanz. Es gibt Räume,<br />
da wird geforscht, da wird gerechnet<br />
und die Welt studiert. Überall wird gespielt,<br />
gebastelt, getobt und viel geredet.<br />
Ja, das übt. Als Kind muss man<br />
– Seite 8 –<br />
sehende Helferin Marita Kewenig, Juristin<br />
und eine Freiwillige von <strong>AWO</strong>-<br />
ExChange. Beide treffen sich seit<br />
einigen Monaten einmal in der Woche<br />
im Treffpunkt Thomasstraße und lassen<br />
dort Bilder entstehen. Zwischen<br />
beiden funkte es auf Anhieb, künstlerisch<br />
und menschlich. Die Weltsicht<br />
beider stimmt überein.<br />
Die Bilder von Silja Korn sind bis Jahresende<br />
im Rahmen einer Ausstellung<br />
der Donnersmarck-Stiftung zu sehen.<br />
Im nächsten Jahr würde sie gern ihre<br />
Werke in Räumlichkeiten der <strong>AWO</strong><br />
präsentieren. Ihre Kunst macht Mut,<br />
den Blinden und den Sehenden.<br />
Claus Foerster<br />
viel lernen, um sich in der Welt um die<br />
Burg, in der Welt der Erwachsenen behaupten<br />
zu können, aber hier macht<br />
das Lernen Spaß.<br />
Es soll nicht verschwiegen werden,<br />
dass im Reich der Sonnenkinder auch<br />
ein paar Erwachsene leben. Da ist zu<br />
förderst die Burgherrin und Chefi n<br />
Frau Haack, nebst acht weiteren Erzieherinnen.<br />
Ganz wichtig aber auch die<br />
Köchinnen und die Reinigungskräfte:<br />
Ohne sie gäbe es das gute und gesunde<br />
Essen nicht, ohne sie wäre die Burg<br />
nicht stets so sauber.<br />
Doch eigentlich ist – trotz Glastürmchen<br />
und Bullaugen – das Reich der<br />
Sonnenkinder keine Burg, sondern<br />
ein offenes Haus mit offenen Türen.<br />
Oft gehen die Sonnenkinder hinaus, in<br />
den großen Garten beispielsweise, der<br />
das Haus umgibt.<br />
Oder sie besuchen die Bibliothek.<br />
Dort hörten sie unlängst von Stiefel<br />
Franz und Stöckelschuh Susi. Der<br />
Geschichte aus dem Buch hauchten<br />
die Sonnenkinder Leben ein. Aufwendig<br />
bastelten sie das ungleiche Paar<br />
nach und gaben den beiden noch