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Informationen zu „Spielketten für Kinder und Jugendliche”

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<strong>Informationen</strong> <strong>zu</strong><br />

<strong>„Spielketten</strong> <strong>für</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>Jugendliche”</strong><br />

Vorüberlegungen<br />

Spielen ist vom Gr<strong>und</strong>satz her eine freiwillige Tätigkeit <strong>und</strong> sollte es auch bleiben. Entweder ein Teilnehmer spielt gern, oder<br />

nicht. Wird jemand <strong>zu</strong>m Spiel gezwungen, kann sich das nachteilig auf den Spielverlauf auswirken, da derjenige häufig nicht bereit<br />

sein wird, dem Spielgeschehen offen <strong>zu</strong> folgen <strong>und</strong> sich auf das Spiel <strong>und</strong> die Mitspieler ein<strong>zu</strong>lassen. Dies behindert den<br />

Spielverlauf <strong>und</strong> nimmt den anderen evtl. die Freude am Spiel.<br />

Spielt eine Person jedoch gerne, so lässt sie sich auf die Teilnehmer <strong>und</strong> das Spiel ein. Sie bringt ihre Ideen, Träume <strong>und</strong> Phantasien<br />

ein <strong>und</strong> gestaltet mit den anderen Spielern <strong>zu</strong>sammen eine Spielwelt, in der sich jeder nach vereinbarten Regeln frei bewegen<br />

kann. Diese Regeln können von den Mitspielern je nach Situation verändert werden, wodurch die Spielwelt immer wieder<br />

neu gestaltet werden kann.<br />

Ein gewisses Regelsystem ist notwendig, um überhaupt ein gemeinsames Spiel <strong>zu</strong> ermöglichen. Vor allem neue bzw. noch ungeübte<br />

Mitspieler brauchen Regeln, da diese dem Spieler einen bestimmten Handlungsraum <strong>zu</strong>weisen <strong>und</strong> ihm somit Sicherheit<br />

geben, das Richtige <strong>zu</strong> tun. Je erfahrener die Spieler sind, desto weniger Regeln benötigen sie, wodurch ihr Entscheidungs- <strong>und</strong><br />

Handlungsraum enorm erweitert wird <strong>und</strong> sie die Möglichkeit haben, die Spielwelt phantasievoller <strong>zu</strong> gestalten.<br />

Fühlt sich der Spieler in der Spielwelt wohl, so beginnt er allmählich, seine eigene Person <strong>zu</strong> verlassen <strong>und</strong> die Identität der<br />

Spielperson an<strong>zu</strong>nehmen. Er denkt sich in deren Gefühle hinein <strong>und</strong> handelt aus ihrer Sicht. Je stärker ihm diese Identifikation<br />

gelingt, desto intensiver erlebt er das Spiel. Darüber hinaus sind Spiele immer auch Gruppenprozesse. Sie können Situationen<br />

aufdecken, die im Verborgenen lagen <strong>und</strong> Gefühle <strong>und</strong> Empfindungen der Mitspieler freisetzen.<br />

Spiele können:<br />

– Freude machen,<br />

– Kennenlernen ermöglichen,<br />

– Ängste <strong>und</strong> Aggressionen abbauen,<br />

– Teamgeist wecken <strong>und</strong> fördern,<br />

– Hilfen geben, auf Schwächere Rücksicht <strong>zu</strong> nehmen,<br />

– Stress abbauen,<br />

– Gruppenstrukturen verändern,<br />

– Erholung bieten,<br />

– auffordern, Neues aus<strong>zu</strong>probieren,<br />

– <strong>zu</strong> kreativen Tätigkeiten anregen …<br />

Aufgr<strong>und</strong> seiner vielfältigen Möglichkeiten ist das Spiel in vielen praktischen Bereichen zentrales Element der <strong>Kinder</strong>-, Jugend<strong>und</strong><br />

Erwachsenenarbeit geworden. Nicht selten scheitern die Erfolge jedoch an der Tatsache, dass es an neuen Ideen <strong>und</strong> Impulsen<br />

im Umgang mit Teilnehmern <strong>und</strong> unbekannten Spielen fehlt. Dieses Buch will all denjenigen, die Spiele im Umgang mit<br />

<strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen einsetzen <strong>und</strong> ausprobieren, Anregungen <strong>und</strong> Hilfen <strong>für</strong> die phantasievolle <strong>und</strong> begeisternde Gestaltung<br />

von Spielr<strong>und</strong>en geben.<br />

Gr<strong>und</strong>substanz ist die Konzeption der Spielkette (auch Spielaktion oder Spielgeschichte genannt), die eine Reihe unterschiedlicher<br />

Spiele z. B. durch Geschichten so miteinander verbindet, dass <strong>für</strong> eine begrenzte Zeit eine fiktive Spielrealität entsteht, in<br />

der alle Beteiligten sich frei <strong>und</strong> ungezwungen bewegen <strong>und</strong> nach eigenem Ermessen mitwirken können.<br />

Wichtig ist der kreative Umgang mit den Spielideen, wodurch die Phantasie der Teilnehmer gefördert <strong>und</strong> ihr Spielerleben intensiviert<br />

wird.<br />

Das Buch stellt jeweils sechs Spielketten <strong>für</strong> die Altersstufen 8 – 12 Jahre <strong>und</strong> ab 12 Jahren vor, wobei die Zuordnung der Spiele<br />

<strong>zu</strong> den Altersgruppen auf Erfahrungen beruht <strong>und</strong> abhängig vom Erfahrungsstand der Teilnehmer variiert werden sollte. Spielbegeisterte<br />

Teilnehmer ab 12 Jahren werden sicherlich auch Freude an den Geschichten <strong>und</strong> Spielen der Spielketten <strong>für</strong> die Kleineren<br />

haben. Alle Geschichten lassen sich nach kurzer Vorbereitung direkt in die Praxis umsetzen, wobei die meisten Spielketten<br />

sowohl drinnen als auch draußen gespielt werden können. Bei den Materialangaben handelt es sich um Vorschläge, die flexibel<br />

gehandhabt werden sollten. Statt des Fallschirms kann z. B. ein altes Bettuch verwendet werden.<br />

Besonderes Gewicht haben wir auf die Spielleitertexte gelegt, um eher spielunerfahrenen Leitern, die häufig Schwierigkeiten<br />

beim Einbringen der Spiele in die Gruppe haben, Hilfestellungen <strong>zu</strong> geben. Die Merkzettel am Ende jeder Spielkette dienen da<strong>zu</strong>,<br />

sich die Geschichte <strong>und</strong> die Reihenfolge der Spielkette kurz in Erinnerung <strong>zu</strong> rufen. Sie können als eine Art „Spickzettel”<br />

während des Spiels verwendet werden. Doch gilt auch hier: Eine Spielkette kann nur dann als echt, spannend <strong>und</strong> flüssig erlebt<br />

werden, wenn sie vom Leiter so frei wie möglich eingegeben wird. Gefragt sind hierbei Spontanität <strong>und</strong> Kreativität sowie Improvisationsvermögen.<br />

Der Spielleiter sollte die Texte <strong>und</strong> Merkzettel lediglich als groben Verlaufsplan ansehen <strong>und</strong> darauf aufbauend<br />

<strong>zu</strong>sammen mit den Teilnehmern seine eigene Geschichte entwickeln.


Selbstverständlich können Spiele, die aus räumlichen oder sonstigen Gründen in der aktuellen Situation nicht durchführbar sind,<br />

gegen andere ausgetauscht werden, sofern diese in die Geschichte eingeb<strong>und</strong>en präsentiert werden. Je häufiger ein Spielleiter<br />

den Mut aufbringt <strong>und</strong> es wagt, sich mit seiner Gruppe auf eine Spielkette ein<strong>zu</strong>lassen, desto eher wird er frei <strong>und</strong> ohne Merkzettel<br />

agieren können <strong>und</strong> eigene Spielketten erfinden. Für diesen Schritt <strong>und</strong> <strong>für</strong> bereits spielerfahrene Leiter haben wir im ersten<br />

Teil des Buches die notwendige Theorie <strong>zu</strong>r Planung, Organisation <strong>und</strong> Durchführung von Spielketten ausführlich dargestellt.<br />

Dies bietet die Möglichkeit, selbst Spielketten <strong>zu</strong> speziellen Lernzielen <strong>zu</strong> erstellen, die auf die Gruppe, ihre Vorerfahrungen <strong>und</strong><br />

die aktuelle Gruppensituation abgestimmt sind.<br />

Im Anhang haben wir zahlreiche Literatur- <strong>und</strong> Musikvorschläge <strong>zu</strong>sammengestellt, die sowohl <strong>zu</strong>r Vertiefung als auch <strong>zu</strong>r kreativen<br />

Weiterentwicklung der Spielideen anregen sollen.<br />

An dieser Stelle noch ein Wort <strong>zu</strong> der im Buch verwendeten Anrede:<br />

Wir verwenden durchgehend die maskuline Form der Anrede, da wir der Meinung sind, dass die Schreibweise „der/die Spielleiter<br />

(in)” bzw. „der/die Teilnehmer (innen)” den Lesefluss, vor allem beim direkten Einsatz, unnötig unterbricht.<br />

Bleibt uns nur noch, allen Spielleitern einen kreativen <strong>und</strong> phantasievollen Umgang mit diesem Buch sowie viel Spaß <strong>und</strong> Erfolg<br />

beim Spielen <strong>und</strong> Erproben eigener Spielketten <strong>zu</strong> wünschen.<br />

I. Theorie <strong>zu</strong>r Spielkette<br />

1. Was ist eine Spielkette?<br />

Die Autoren<br />

Eine Spielkette ist eine Abfolge unterschiedlicher, aufeinander aufbauender Spiele, die durch eine Geschichte, Musik, Material<br />

oder Spielelemente (Bewegungsart, Gruppenformation u.ä.) in einer vorher festgelegten Reihenfolge miteinander verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

auf ein gemeinsames Ziel gerichtet sind.<br />

Spielketten bieten eine Form der Verknüpfung von mehreren Spielen auf eine Art, die <strong>für</strong> viele Mitspieler <strong>zu</strong>nächst oft unbekannt<br />

ist. Sie geben die Gelegenheit, sich in eine Phantasiewelt hinein<strong>zu</strong>versetzen <strong>und</strong> durch das eigene Erleben dieser Phantasiewelt<br />

eine neue Beziehung <strong>zu</strong>m Spielen <strong>zu</strong> bekommen.<br />

Spiele einer Spielkette wirken nicht „von oben” aufgesetzt oder vorgeschrieben. Sie bilden durch ihre Einbindung in eine Sinnkette<br />

einen Baustein eines größeren Gebildes, das <strong>zu</strong> entdecken <strong>und</strong> mit<strong>zu</strong>erleben immer wieder Spaß macht.<br />

Spielketten bestehen überwiegend aus „kooperativen Spielen” (bekannt auch als „New Games” oder „Spiele ohne Sieger”), da<br />

das miteinander Erleben, ohne Ängste <strong>und</strong> Konkurrenzdruck im Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />

2. Welchen Zweck/welches Ziel hat eine Spielkette?<br />

Durch die, <strong>für</strong> viele Spieler neue Art der Verknüpfung, können Spielketten helfen, Spiele in Gruppen wieder interessant <strong>und</strong> attraktiv<br />

<strong>zu</strong> machen <strong>und</strong> geben somit vielen Spielteilnehmern die Chance, die im Spiel liegenden Möglichkeiten wie: Ängste <strong>und</strong><br />

Aggressionen abbauen, Erholung finden, usw., <strong>zu</strong> nutzen.<br />

Ziele von Spielketten können sein:<br />

– Kennenlernen,<br />

– Bewegung,<br />

– Vertrauen,<br />

– Kooperation/Teamarbeit,<br />

– Körpertraining, etc.<br />

wobei das Besondere an der Spielkette ist, dass sich eine Abfolge von Spielen (mit bestimmten Feinzielen) <strong>zu</strong> einem Grobziel<br />

verbindet. Der pädagogische Wert der Spielkette liegt in der „spielerischen” Verknüpfung der Feinziele <strong>und</strong> der Möglichkeit, sich<br />

einem komplexen Thema, wie z. B. Umweltbewusstsein „spielend” <strong>zu</strong> nähern.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist unbedingt darauf <strong>zu</strong> achten, dass die einzelnen Spiele in einem Sinn<strong>zu</strong>sammenhang stehen, durch die o.g.<br />

Mittel aufeinander aufbauen <strong>und</strong> somit eine Einheit bilden, damit eine <strong>für</strong> die Spieler nachvollziehbare Spielwelt entstehen kann.<br />

Brüche oder Unstimmigkeiten im Spielfluss können Ängste <strong>und</strong> Unsicherheit erzeugen <strong>und</strong> so den Spielfluss hemmen.<br />

Ob die Ziele erreicht werden können, ist <strong>zu</strong>m einem vom Spielleiter, <strong>zu</strong>m andern aber auch stark von Faktoren wie:<br />

– Gruppen<strong>zu</strong>sammenset<strong>zu</strong>ng,<br />

– Stimmung der einzelnen Spieler,<br />

– äußere Einflüsse (Wetter), etc.<br />

abhängig. (vgl. BAER, 1985)<br />

Dies sollte der Spielleiter berücksichtigen <strong>und</strong> sich nicht nach den ersten Versuchen entmutigen lassen, sondern sich bemühen,<br />

störende Faktoren frühzeitig <strong>zu</strong> erkennen <strong>und</strong> möglichst aus<strong>zu</strong>schließen.


II. Organisation von Spielketten<br />

1. Planung von Spielketten<br />

Für den reibungslosen Ablauf ist es wichtig, die Spielkette gründlich vor<strong>zu</strong>bereiten. Es besteht sonst leicht die Gefahr, dass das<br />

geplante Ziel nicht erreicht wird, die Spielwelt zerbricht, die Mitspieler enttäuscht sind oder dem Spielleiter der Überblick verlorengeht.<br />

(vgl. KÖNIG / VOLMER 1982, 96 ff)<br />

Die Vorbereitung sollte folgende Schritte umfassen:<br />

1.1 Analyse der Zielgruppe<br />

Wie jedes Spiel, so lebt auch die Spielkette von der Motivation der Spieler. Daher ist es wichtig, sich <strong>zu</strong> Beginn der Spielplanung<br />

darüber klar<strong>zu</strong>werden, welcher Teilnehmerkreis angesprochen werden soll. Folgende Punkte sollen der Analyse der Zielgruppe<br />

dienen:<br />

– An wen richtet sich die Veranstaltung?<br />

o Gemeinsame Vorerfahrungen, Anknüpfungspunkte der Teilnehmer<br />

o Gruppenprobleme (Behinderungen, Konflikte, etc.)<br />

1.2 Festlegung des Ziels<br />

Nachdem die Zielgruppe analysiert ist, sollte der Spielleiter sich darüber klarwerden, welches Ziel er unter Berücksichtigung des<br />

Teilnehmerkreises mit der Spielkette erreichen will. Die <strong>zu</strong>gr<strong>und</strong>eliegende Fragestellung lautet:<br />

– Was genau soll mit der Spielkette erreicht werden?, d.h. welches Grobziel will ich erreichen, bzw. welches Thema soll erarbeitet<br />

werden?<br />

Hierbei ist gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>zu</strong> beachten, dass zwischen dem Grobziel der Spielkette (vgl. S. 4) <strong>und</strong> den Feinzielen der einzelnen<br />

Spiele unterschieden werden muss.<br />

Um das Grobziel erreichen <strong>zu</strong> können, müssen die einzelnen Spiele so aufeinander aufbauen, dass sich deren Feinziele <strong>zu</strong>m<br />

Grobziel hin ergänzen.<br />

1.3 Situation<br />

Nachdem Teilnehmerkreis <strong>und</strong> Ziel abgeklärt sind, gilt es, die situativen Gegebenheiten, die <strong>zu</strong>r Verfügung stehen, <strong>zu</strong> überprüfen,<br />

da die Gestaltung der Spielkette stark von räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Bedingungen abhängig ist. Zu überlegen ist hierbei:<br />

– Wo findet die Spielkette statt? (draußen, drinnen)<br />

– Wieviel Platz steht <strong>zu</strong>r Verfügung? Können größere Spielgeräte (Fallschirm etc.) eingesetzt werden?<br />

– Welches Material ist vorhanden?<br />

– Zu welcher Tageszeit findet sie statt (tagsüber, abends)? Wie leistungsfähig werden die Spieler voraussichtlich sein?<br />

– Wieviel Zeit steht <strong>zu</strong>r Verfügung?<br />

1.4 Auswahl geeigneter Spiele<br />

Unter Berücksichtigung von Teilnehmerkreis, Ziel <strong>und</strong> Situation, überlegt sich der Spielleiter dann, welche Spiele eingesetzt werden<br />

können. Für die Auswahl bieten sich folgende Kriterien an:<br />

– Bekanntheitsgrad der Spiele,<br />

– Teilnahmemöglichkeit <strong>für</strong> alle Spieler,<br />

– Vermeidung von „Ätsch-Spielen” (Einer steht außerhalb der Gruppe <strong>und</strong> alle lachen über ihn, worauf häufig Angst <strong>und</strong> Resignation<br />

folgen),<br />

– vorhandenes Material.<br />

Da Spielen nicht <strong>für</strong> alle Teilnehmer eine alltägliche Beschäftigung ist, können Hemmungen <strong>und</strong> Ängste bei den Spielern bestehen,<br />

auf die der Spielleiter vorbereitet sein sollte. Angst <strong>und</strong> Unsicherheit entstehen u.a. durch:<br />

– unbekannte Spiele mit neuen Regeln,<br />

– neues Spielmaterial,<br />

– unklare Autorität des Spielleiters,<br />

– fremde Mitspieler,<br />

– neue Umgangsformen,<br />

– fremde Sprache (ungewohnte Ausdrücke etc.),<br />

– neue Umgebung,<br />

– besondere Herausstellung eines Spielers (Vorführcharakter),<br />

– Leistungskontrolle.


Um dies <strong>zu</strong> vermeiden, sollte der Spielleiter folgendes beachten (siehe auch 3.Durchführung):<br />

– bekannte Spiele mit einfachen Regeln verwenden,<br />

– Spiele mit eindeutigen Ergebnissen einsetzen,<br />

– anfangs nicht in Kleingruppen spielen,<br />

– Musik im Hintergr<strong>und</strong> <strong>zu</strong>m Hemmungsabbau einsetzen,<br />

– neues Spielmaterial erklären,<br />

– vertraute Menschen <strong>und</strong> eine vertraute Umgebung geben Sicherheit.<br />

1.5 Reihenfolge der Spiele<br />

Bei dem Aufbau einer Spielkette ist <strong>zu</strong> beachten, dass mit einfachen, relativ ruhigen Spielen begonnen wird, die den einzelnen<br />

nicht überfordern <strong>und</strong> ihm die benötigte Sicherheit in der Gruppe geben (Simultanspiele). Daran anschließen können Paar- <strong>und</strong><br />

Kleingruppenspiele, die neue Spielelemente enthalten, vermehrt Aktivität bringen <strong>und</strong> den Spielern die Möglichkeit geben, Hemmungen<br />

ab<strong>zu</strong>bauen <strong>und</strong> sich <strong>zu</strong> entfalten. Dieser Phase folgen Kooperationsspiele in der Großgruppe, die mit ruhigen Elementen<br />

ausklingen. Beendet wird die Spielkette durch ein eindeutiges Spiel (z.B. Verabschiedung nach einer Reise), da vor allem<br />

jüngere Spieler eine Rückführung in die Realität brauchen. Gerade bei ihnen besteht die Gefahr, dass sie in der Spielwelt bleiben<br />

<strong>und</strong> sich in der Realität nur schwer wieder <strong>zu</strong>rechtfinden. Bleiben sie in der Rolle der Person, deren Identität sie angenommen<br />

haben, zeigen sie ggf. Störungen in ihrem Sozialverhalten, da sie nicht mehr zwischen eigener <strong>und</strong> angenommener Identität differenzieren<br />

können.<br />

Durch diese Reihenfolge entsteht ein Spannungsbogen, wobei die Spannung allmählich gesteigert wird. Die Spieler werden so<br />

mit der Spielwelt vertraut gemacht, können Hemmungen <strong>und</strong> Ängste spielerisch abbauen <strong>und</strong> erhalten <strong>zu</strong>nehmend Sicherheit<br />

beim Spiel. Dies schafft die Möglichkeit, dass die Spieler lernen, neuen Spielformen aufgeschlossener gegenüber<strong>zu</strong>stehen. Sie<br />

werden motiviert, sich in das Spiel ein<strong>zu</strong>bringen <strong>und</strong> die Spielkette aktiv mit<strong>zu</strong>gestalten.<br />

Beginn<br />

Paarspiele<br />

Je nach Dauer einer Spielkette kann es einen oder mehrere Höhepunkte geben. (D.h. ein oder mehrere Spiele, die besonders<br />

viel Action bringen). Nach einem Höhepunkt fällt der Spannungsbogen langsam ab, um dann entweder wieder an<strong>zu</strong>steigen (Hinführung<br />

<strong>zu</strong>m nächsten Höhepunkt), oder das Spielkettenende vor<strong>zu</strong>bereiten. Das Abschlussspiel sollte vom Spielleiter als solches<br />

deutlichgemacht werden.<br />

Je nach Alter der Gruppe <strong>und</strong> Ziel der Spielkette, kann im Anschluss daran eine Auswertung erfolgen (ggf. auch als Auswertungsspiel),<br />

die dem Spielleiter zeigt, ob das Ziel erreicht wurde <strong>und</strong> wie die Teilnehmer die Spielkette erlebt haben.<br />

1.6 Verknüpfung der Spiele<br />

Spiele einer Spielkette können durch:<br />

– eine Geschichte,<br />

– Musik,<br />

– Material,<br />

– Spielelemente, z.B.<br />

o Sitzordnung<br />

o Kleingruppen<br />

o Lichtverhältnisse<br />

miteinander verknüpft werden.<br />

Kennenlernen<br />

(Großgruppe,<br />

anonym, simultan)<br />

Spannungsbogen<br />

Höhepunkt<br />

Action<br />

Kleingruppen<br />

Großgruppe<br />

(Kooperation)<br />

Ende / Entspannung<br />

Der Spielleiter hat die Möglichkeit, Verknüpfungsarten innerhalb einer Spielkette <strong>zu</strong> wechseln, sowie mehrere gleichzeitig (z.B.<br />

Musik <strong>und</strong> Material) an<strong>zu</strong>wenden, um so die Spielkette <strong>zu</strong> beleben <strong>und</strong> interessanter <strong>zu</strong> gestalten. Abwechslung erhöht die<br />

Spannung <strong>und</strong> fördert die Bereitschaft <strong>zu</strong>m Mitspielen.<br />

Je jünger die Teilnehmer der Spielkette sind, desto wichtiger ist es, die Spiele durch eine Rahmenhandlung/Geschichte <strong>zu</strong> verbinden,<br />

da dieses allen <strong>Kinder</strong>n ein intensiveres „Mit-Erleben” ermöglicht.<br />

Bei älteren <strong>Kinder</strong>n, insbesondere bei jugendlichen Teilnehmern, kann die Verknüpfung durch Geschichten, speziell bei spielunerfahrenen<br />

Gruppen, Unlust oder Geringschätzigkeit hervorrufen, die bis <strong>zu</strong>r Blockierung der gesamten Spielkette führen kann.<br />

Bei diesen Zielgruppen hat es sich als sinnvoll erwiesen, abhängig vom Erfahrungshintergr<strong>und</strong> der Gruppe, stärker auf die Verknüpfung<br />

durch Musik, Material oder Spielelemente <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>greifen.


2. Vorbereitung<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong>m „einfachen” Spiel braucht die selbst erstellte Spielkette eine gewisse Vorbereitung, um einen reibungslosen<br />

Ablauf <strong>und</strong> die Zielerreichung <strong>zu</strong> gewährleisten. Je versierter der Spielleiter ist, desto kürzer wird die Vorbereitungszeit sein.<br />

2.1 Hilfskräfte<br />

Vor allem bei größeren Spielgruppen oder längeren Veranstaltungen (Spielfesten) erscheint es ratsam, dem Spielleiter <strong>zu</strong>r Entlastung<br />

noch Hilfskräfte <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen. Diese sollten über den gesamten Spielverlauf informiert sein <strong>und</strong> können z.B.:<br />

– sich um Außenseiter kümmern,<br />

– Teilnehmer verabschieden oder einführen,<br />

– bei Notfällen oder Störungen eingreifen,<br />

– sich um Material kümmern,<br />

– eine Kleingruppe übernehmen,<br />

– die Rolle des Spielleiters vorübergehend übernehmen,<br />

– das nächste Spiel vorbereiten,<br />

– dem Spielleiter später Rückmeldung geben.<br />

Wichtig ist hierbei insbesondere die exakte Absprache untereinander. Es muss vorher genau geklärt werden, wer welchen Part<br />

hat (welche Aufgaben übernimmt), damit es nicht <strong>zu</strong> Differenzen während des Spiels kommt, was sich negativ auf die Teilnehmer<br />

auswirken könnte.<br />

Wechsel der Spielleitung im Verlauf der Spielkette kann <strong>zu</strong>r Belebung beitragen <strong>und</strong> die Mitspieler <strong>zu</strong>sätzlich motivieren. Wichtig<br />

ist jedoch, dass er <strong>für</strong> die Spieler deutlich nachvollziehbar <strong>und</strong> einsichtig ist. D.h. der Wechsel findet mit Beginn eines neuen<br />

Spiels <strong>und</strong> nicht während einer laufenden Spielphase statt, da <strong>für</strong> die Spieler dann nicht <strong>zu</strong> erkennen ist, wer im Moment die<br />

„Spielautorität” besitzt.<br />

2.2 Gedankliches/praktisches Durchspielen der Spielkette<br />

Es ist unbedingt <strong>zu</strong> empfehlen (vor allem bei unerfahrenen Spielleitern), die Spielkette nach Festlegung des Ziels, Auswahl <strong>und</strong><br />

Verknüpfung der Spiele, gedanklich (besser noch: praktisch z.B. mit Bekannten) durch<strong>zu</strong>spielen, um fest<strong>zu</strong>stellen, ob:<br />

– das Ziel erreicht werden kann,<br />

– die Kette in sich stimmig ist,<br />

– die Übergänge fließend sind,<br />

– die Spiele <strong>zu</strong>r Geschichte passen,<br />

– die Musik passend ist,<br />

– die Reihenfolge der Spiele praktikabel ist,<br />

– ein Spannungsbogen enthalten ist,<br />

– das Material ausreicht, zweckdienlich ist,<br />

– bei mehreren Spielleitern die Zusammenarbeit geregelt ist,<br />

– mögliche Störungen berücksichtigt sind.<br />

2.3 Beschaffung/Herstellung benötigter Materialien<br />

Rechtzeitig vor Spielbeginn werden alle vorgesehenen Materialien in ausreichender Menge beschafft bzw. selbst hergestellt.<br />

Dies kann auch Bestandteil vorheriger Treffen oder Gruppenst<strong>und</strong>en sein <strong>und</strong> fördert eine noch intensivere Auseinanderset<strong>zu</strong>ng<br />

bzw. ein intensiveres Erleben der Spielkette.<br />

Technische Geräte werden auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft <strong>und</strong> nach Möglichkeit sollte ein Ersatzgerät vorhanden sein.<br />

Der Spielleiter macht sich (<strong>und</strong> evtl. Hilfskräfte) vor dem Einsatz der Materialien in der Spielkette mit ihrem Gebrauch vertraut<br />

(z.B. Schwungtuch), um Pannen während des Spielverlaufs <strong>zu</strong> vermeiden.<br />

Benötigte Materialien sind z.B.:<br />

– Musikcassetten/Recorder,<br />

– Bälle,<br />

– Fallschirm, Schwungtuch,<br />

– Papier, Tücher,<br />

– Schminke,<br />

– Verkleidungsmaterial,<br />

– Preise, Geschenke.<br />

2.4 Notwendige Absprachen (vorbeugende Maßnahmen)<br />

Werden Spielketten in einer Institution (z.B. <strong>Kinder</strong>tagesstätte) eingesetzt, so kann es <strong>für</strong> die Gewährleistung einer reibungslosen<br />

Durchführung der Spielkette mitunter notwendig sein, Absprachen mit Kollegen <strong>zu</strong> treffen, um <strong>für</strong> die Dauer der Spielkette nicht<br />

mit anderen Aufgaben oder Störungen konfrontiert <strong>zu</strong> werden. Eine Unterbrechung der Spielkette sollte möglichst vermieden<br />

werden, da die Spieler mit Hemmungen <strong>und</strong> Ängsten reagieren könnten. Es sollte beachtet werden, dass:<br />

– möglichst keine Zuschauer anwesend sind,<br />

– die Gruppe relativ ungestört ist (Telefon, andere Gruppen im Haus),<br />

– der Spielleiter die ganze Zeit anwesend ist <strong>und</strong> aktiv am Spiel teilnehmen kann.


2.5 Vorbereitung des Raumes<br />

Eine reibungslose Durchführung der Spielkette setzt eine entsprechende Vorbereitung des Raumes voraus. Hier<strong>zu</strong> zählt u.a.<br />

– <strong>für</strong> ausreichende Beleuchtung, Belüftung, Hei<strong>zu</strong>ng sorgen,<br />

– die Stromversorgung muss sichergestellt sein,<br />

– die benötigten Materialien müssen bereitliegen,<br />

– Fußbodenbelag überprüfen (nicht <strong>zu</strong> rauh, rutschig ...),<br />

– Gegenstände, die umfallen oder verletzen können, entfernen.<br />

3. Durchführung<br />

3.1 Hinweise <strong>zu</strong>m Arbeiten mit Gruppen<br />

Das Spielen mit <strong>Kinder</strong>n, Jugendlichen <strong>und</strong> Erwachsenen in unstrukturierten Gruppenformationen (z.B. bei Großgruppen auf<br />

Spielfesten) unterscheidet sich vom Spielen in strukturierten Gruppen (z.B. bei länger bestehenden Jugendgruppen) erheblich.<br />

In strukturierten Kleingruppen mit regelmäßigen Treffen kennen die Teilnehmer die Stärken <strong>und</strong> Schwächen der Gruppenmitglieder<br />

<strong>und</strong> des Leiters. Viele Situationen sind bereits gemeinsam erlebt/durchlebt worden, so dass auch der Leiter seine Gruppe<br />

einschätzen kann. Er kennt einen Großteil ihrer Probleme <strong>und</strong> kann aus seiner Erfahrung heraus so agieren, dass diese oft gar<br />

nicht erst entstehen.<br />

In unstrukturierten Großgruppen, <strong>zu</strong> denen Spielgruppen oft zählen, ist dies nur selten möglich. Häufig verlassen Mitglieder die<br />

Gruppe oder kommen neu hin<strong>zu</strong>. Weiterhin entstehen Spielgruppen oft nur <strong>für</strong> kurze Zeit (Fest, Aktionen ...), so dass sich Teilnehmer<br />

<strong>und</strong> Leiter nur wenig oder überhaupt nicht kennen.<br />

Auf jeden Fall ist es hilfreich, wenn sich der Spielleiter vorher folgende Punkte (vgl. BAER, C) bewusstmacht:<br />

a.<br />

In einer Großgruppe neigen mehr Spieler da<strong>zu</strong>, nicht mit<strong>zu</strong>spielen, als in einer Kleingruppe.<br />

Der Spielleiter darf nicht resignieren, wenn Teilnehmer bei einzelnen Spielen nicht mitmachen möchten. Im Gegenteil: Er sollte<br />

diese Möglichkeit von vornherein deutlich machen <strong>und</strong> durch den Einsatz von Helfern oder starkes persönliches Engagement<br />

versuchen, alle Teilnehmer an das Spiel <strong>zu</strong> fesseln, so dass der Wunsch nach einem Aussetzen möglichst nicht entsteht.<br />

Setzen Teilnehmer trotzdem aus, sollte der Spielleiter dieses nicht als Kritik an seiner Person werten <strong>und</strong> sich dadurch verunsichern<br />

lassen, sondern jedem Teilnehmer das Recht auf Eigenständigkeit <strong>zu</strong>gestehen.<br />

b.<br />

Es kann vorkommen, dass Teilnehmer später kommen bzw. früher gehen müssen.<br />

Bei einer Spielkette sollte dieses die Ausnahme bleiben <strong>und</strong> nach Möglichkeit vermieden werden, da eine Gruppenveränderung<br />

immer die Gefahr beinhaltet, den Spielfluss <strong>zu</strong> unterbrechen.<br />

Ist es trotzdem erforderlich, sollte die Unterbrechung „spielerisch” integriert werden. Das Hin<strong>zu</strong>kommen oder Weggehen eines<br />

Teilnehmers wird vom Spielleiter mit in den Spielleitertext hineingenommen. Wenn z.B. bei der Tanzspielkette ein Teilnehmer<br />

früher gehen muss, so kann der Spielleiter sagen:<br />

„Jörg steigt hier am Bahnhof aus, da er noch dringend weg muss. Kommt, wir reichen Jörg alle schnell die Hand <strong>und</strong> sagen auf<br />

Wiedersehen ... Nun aber schnell in den Zug <strong>und</strong> los geht die Fahrt. Kommt, wir winken Jörg alle nochmal.”<br />

Auf diese Weise ist der Teilnehmer im Spiel, <strong>für</strong> alle gut nachvollzielbar, aus der Gruppe gelöst worden.<br />

c.<br />

Die Teilnehmer brauchen eine Orientierung, wie lange eine Spielkette dauern soll.<br />

Viele Spiel- <strong>und</strong> Gruppenprozesse leben davon, dass sich die Teilnehmer intensiv in das Spielgeschehen einbringen können. Vor<br />

allem bei älteren Teilnehmern ist es wichtig, sie über die voraussichtliche Dauer einer Spielkette <strong>zu</strong> informieren, damit sie <strong>für</strong> sich<br />

selbst entscheiden können, wie stark sie sich in Gruppenprozesse einlassen wollen.<br />

3.2 Hinweise <strong>für</strong> Spielleiter<br />

Vorweg:<br />

Es gibt weder den idealen Spielleiter noch einen allgemeingültigen Plan, nach dem Spielketten optimal durchgeführt werden können.<br />

Jeder Spielleiter muss seinen eigenen Stil entwickeln <strong>und</strong> ein Gespür da<strong>für</strong> bekommen, wie die Gruppenmitglieder auf sein Verhalten<br />

<strong>und</strong> seine Anleitungen reagieren.<br />

Aufgr<strong>und</strong> unserer Erfahrungen haben wir einige Hinweise, die die Durchführung der Spielketten erleichtern, aufgestellt.<br />

Der Spielleiter sollte:<br />

a. der gesamten Gruppe akustisch gut verständlich sein, wobei er, wenn nötig, (z.B. bei Spielfesten) ein Mikrofon benutzt.<br />

b. klar, deutlich, <strong>und</strong> laut genug sprechen.<br />

c. kurze <strong>und</strong> präzise Sätze verwenden.<br />

d. nicht verstandene Spielanweisungen (z.B. daran <strong>zu</strong> erkennen, dass die Teilnehmer verwirrt umherschauen oder nicht reagieren...)<br />

nochmals mit anderen Worten wiederholen.<br />

e. Spieleinheiten nach Möglichkeit vormachen (eventuell einen Helfer einsetzen), um die Teilnehmer so durch sein eigenes<br />

Vorbild <strong>zu</strong> motivieren <strong>und</strong> Ängste <strong>zu</strong> nehmen (je stärker der Spielleiter hierbei engagiert ist, desto leichter kann er die Gruppe<br />

mitreißen).<br />

f. nicht <strong>zu</strong> weit von der Gruppe stehen, aber auch den Teilnehmern nicht „auf die Pelle” rücken. Zu große Nähe bzw. Distanz<br />

erzeugen unangenehme / negative Gefühle. Einen generellen Anhalt <strong>für</strong> die optimale Entfernung gibt es nicht. Der Spielleiter<br />

muss den richtigen Mittelweg aus dem Verhalten der Teilnehmer schließen.


g. nicht verstandene oder akzeptierte Spielregeln vereinfachen oder verkürzen (weglassen bzw. Vorschläge der Gruppe auffangen<br />

<strong>und</strong> realisieren). Ein starres „Abspulen” des Programms erzeugt Unmut, wenn Teilnehmer sich mit eigenen Ideen einbringen<br />

wollen. Daher:<br />

– Ersatzvorschläge <strong>und</strong> -spielmaterial bereithalten,<br />

– flexibel auf den Spielfluss reagieren (Störungen haben Vorrang),<br />

– Probleme, Ideen, Wünsche <strong>und</strong> Vorschläge berücksichtigen,<br />

– Teilnehmer in den Spielfluss einbinden.<br />

h. eigene Ängste, Schwächen <strong>und</strong> Unsicherheiten eingestehen <strong>und</strong> niemals jemanden aus der Gruppe <strong>zu</strong>m Spiel zwingen. Die<br />

Teilnahme muss freiwillig bleiben, um den Spaß am Spiel <strong>zu</strong> erhalten.<br />

i. ein Spiel im richtigen Moment abbrechen oder bei Bedarf erneut spielen. Es macht keinen Sinn, ein Spiel, das nicht ankommt,<br />

bis <strong>zu</strong>m Ende durch<strong>zu</strong>spielen. Ebenso ist es sinnvoll, ein Spiel, das den Teilnehmern gut gefällt erneut <strong>zu</strong> spielen,<br />

wenn sie es wünschen. Hier hat die Gruppe bzw. die Spielatmosphäre auf jeden Fall Vorrang.<br />

j. beim Einsatz des Materials nicht starr an der Vorgabe kleben, sondern flexibel <strong>und</strong> phantasievoll sein. Improvisation ist wichtig,<br />

da nicht immer das entsprechende Material <strong>zu</strong>r Verfügung steht.<br />

Wir hoffen, dass diese Hinweise dem Spielleiter bei seinen ersten Versuchen mit Spielketten hilfreich sind. Auf jeden Fall aber<br />

gilt:<br />

„Übung macht den Meister”.<br />

4. Auswertung<br />

Die Auswertung einer Spielkette kann, je nach Altersgruppe auf der<br />

– inhaltlichen (<strong>und</strong>/oder)<br />

– methodischen Ebene erfolgen.<br />

4.1 Inhaltliche Auswertung<br />

Die inhaltliche Auswertung erfolgt häufig, wenn Spielketten bei älteren Teilnehmern <strong>zu</strong> speziellen Lernzielen wie Teamarbeit oder<br />

Vertrauen eingesetzt werden.<br />

Sie findet <strong>zu</strong>sammen mit den Teilnehmern als Abschlussspiel (z.B. Spielkette „Vertrauen / Körperkontakt” , Spiel „Gruppenzentrum”)<br />

oder direkt im Anschluss an die Spielkette statt. In ihrem Verlauf wird deutlich, wie jeder einzelne Teilnehmer die Spielkette<br />

erlebt hat <strong>und</strong> welche Prozesse in ihm in Gang gesetzt worden sind. Ebenso können Gruppenprozesse aufgedeckt <strong>und</strong> damit<br />

eine Ausgangsbasis <strong>für</strong> weitere Diskussionen oder Aktionen geschaffen werden.<br />

Mögliche Fragen der inhaltlichen Auswertung sind:<br />

– Wie fühlt ihr euch jetzt?<br />

– Wie habt ihr die Spiele erlebt?<br />

– Hat sich <strong>für</strong> euch etwas verändert?<br />

4.2 Methodische Auswertung<br />

Nach Durchführung der Spielkette sollte sich der Spielleiter (ggf. mit den Helfern) die Zeit nehmen, über den Verlauf der Spielkette<br />

<strong>und</strong> der eventuell erfolgten inhaltlichen Auswertung <strong>zu</strong> reflektieren.<br />

In der Reflektionsphase ergeben sich oft wertvolle Hinweise <strong>für</strong> die Planung, Organisation <strong>und</strong> Durchführung <strong>zu</strong>künftiger Spielketten.<br />

Positive <strong>und</strong> negative Punkte sollten angesprochen werden, wobei jedoch darauf <strong>zu</strong> achten ist, dass die Auswertung keine<br />

persönliche Kritik (z.B. aufgr<strong>und</strong> von Meinungsverschiedenheiten) enthalten darf, sondern auf sachlicher Ebene erfolgt.<br />

Wenn der Spielleiter ohne Hilfskräfte gearbeitet hat, <strong>und</strong> auch nicht die Möglichkeit eines Auswertungsspiels bestand, so sollte er<br />

doch auf jeden Fall versuchen, den Spielverlauf gedanklich <strong>zu</strong> rekonstruieren, um <strong>für</strong> sich selber gute <strong>und</strong> negative Punkte aus<strong>zu</strong>machen.<br />

Mögliche Fragen <strong>für</strong> die Auswertungsr<strong>und</strong>e sind:<br />

– Wie war die Spielkette aufgebaut?<br />

– Was war gut? Was war nicht so gut?<br />

– Woran kann es gelegen haben?<br />

– Wie war der Spannungsbogen?<br />

– Waren die Spiele <strong>für</strong> den Personenkreis angemessen?<br />

– Waren die Spielerklärungen verständlich?<br />

– War das Material ausreichend <strong>und</strong> brauchbar?<br />

– Ist das Ziel erreicht worden?<br />

– Wie war/wirkte das Verhalten des Spielleiters, der Helfer?<br />

– Wie funktionierte die Zusammenarbeit von Spielleiter <strong>und</strong> Helfern?<br />

– Was könnte beim nächsten Mal verbessert werden?


III. Handhabung der Spielkettenbeschreibung<br />

Nachfolgend werden 12 in der Praxis mehrfach erprobte <strong>und</strong> bewährte Spielketten <strong>für</strong> zwei unterschiedliche Altersstufen vorgestellt.<br />

Zu jeder Spielkette gibt es eine Beschreibung, die<br />

– das Grobziel der Spielkette,<br />

– das Alter der möglichen Zielgruppe,<br />

– die Mindestteilnehmerzahl,<br />

– die Gesamtdauer der Spielkette,<br />

– den Gesamtmaterialbedarf,<br />

– bewährte Musiktitel <strong>und</strong><br />

– allgemeine Hinweise <strong>zu</strong>r Spielkette<br />

enthält.<br />

Zur besseren Orientierung erhielt jedes einzelne Spiel der Spielkette einen eigenen Namen <strong>und</strong> folgende Angaben:<br />

– Feinziel des Spiels,<br />

– Dauer des Spiels,<br />

– benötigtes Material,<br />

– Gruppierung <strong>und</strong><br />

– Hinweise <strong>zu</strong>m Spielverlauf.<br />

Dies ermöglicht es, die Spiele auch einzeln ein<strong>zu</strong>setzen, bzw. sie untereinander <strong>zu</strong> variieren.<br />

Die Spielanweisung <strong>zu</strong> Beginn jedes Spiels enthält die wichtigsten Angaben <strong>zu</strong>r Spielbeschreibung. Im Spielleitertext (kursiv gedruckt)<br />

wird das Spiel dann nochmals, eingeb<strong>und</strong>en in die Rahmengeschichte, ausführlich beschrieben, so dass die Spielleiter<br />

die Möglichkeit haben, die Spielanweisung in die Geschichte <strong>zu</strong> integrieren.<br />

Spielbeschreibungen <strong>und</strong> Spielleitertexte dienen selbstverständlich nur als Anhalt <strong>und</strong> sollten je nach Situation individuell verändert<br />

werden.<br />

Der Merkzettel am Ende jeder Spielkette enthält die einzelnen Spiele, die wesentlichen Elemente der Rahmenhandlung <strong>und</strong> kurz<br />

<strong>zu</strong>sammengefasst die entsprechenden Spielanweisungen. Er kann als „Spickzettel” während des Spiels dienen.<br />

Für alle Spiele gilt:<br />

– die Gruppierungen flexibel entsprechend der Teilnehmerzahl handhaben<br />

– die Musik auf die Gruppe abgestimmt auswählen, bei den angegebenen Titeln handelt es sich lediglich um Vorschläge. Musik<br />

ist kein absolutes Muss, dient aber dem Abbau von Hemmungen <strong>und</strong> lockert die Spielatmosphäre<br />

– die aufgeführten Zeitangaben beruhen auf Erfahrungswerten <strong>und</strong> müssen, je nach Gruppe <strong>und</strong> Spielsituation, verlängert bzw.<br />

verkürzt werden<br />

– der Spielleiter achtet in allen Spielen, bei denen die Spieler die Augen geschlossen haben darauf, dass keine Verlet<strong>zu</strong>ngen<br />

geschehen. Dies gibt er auch <strong>zu</strong> Beginn des Spiels bekannt, damit bei den Teilnehmern keine Ängste <strong>und</strong> Unsicherheiten<br />

entstehen. Kann der Spielleiter aufgr<strong>und</strong> der Teilnehmeranzahl nicht alle Spieler beobachten, sollte er einen Helfer einsetzen<br />

oder das Spiel abändern!<br />

IV. Praktische Beispiele<br />

1. Spielketten <strong>für</strong> 8 – 12 Jahre<br />

Die Altersgruppe der 8 – 12jährigen ist häufig nur schwer <strong>für</strong> ein gemeinsames Spiel <strong>zu</strong> begeistern. Die älteren Gruppenmitglieder<br />

sind oft der Meinung, dass sie sich <strong>zu</strong> „Kleinkinderspielen” hergeben müssen, <strong>und</strong> dass sie sowieso „<strong>zu</strong> alt” <strong>zu</strong>m Spielen<br />

sind. Gleichzeitig brauchen <strong>und</strong> suchen sie aber selbst einen Ausgleich <strong>zu</strong>m Schulalltag <strong>und</strong> dem damit leider oft verb<strong>und</strong>enen<br />

„Lernstress”, hervorgerufen durch Leistungsdruck <strong>und</strong> Konkurrenzdenken.<br />

Bei der Spielkette haben ältere <strong>Kinder</strong> nicht das Gefühl „wieder so ein doofes <strong>Kinder</strong>spiel” mit den Kleineren machen <strong>zu</strong> müssen,<br />

sondern es entsteht durch die Geschichte ein „Wir-Gefühl” der Gruppe, da alle einen gemeinsamen Handlungsrahmen haben.<br />

Die älteren <strong>Kinder</strong> können die Spielkette aktiv mitgestalten (Vorgaben machen, Regeln verändern, Geschichte <strong>zu</strong>sätzlich ausschmücken),<br />

jedoch sollte der Spielleiter darauf achten, dass die Kleineren „mithalten” können. Auf keinen Fall darf er sich die Spielleitung<br />

aus der Hand nehmen lassen.<br />

Die von uns vorgestellten Spielketten sind weitgehend konkurrenzfrei, so dass sie die Spieler nicht unter Leistungsdruck stellen <strong>und</strong><br />

niemand am Ende eines Spiels „als der Dumme” dasteht. Konkurrenzfrei heißt jedoch nicht, dass die Spielketten keine Wettkampfelemente<br />

enthalten. Gerade <strong>für</strong> 8 – 12jährige verlieren Spiele ohne jegliche Konkurrenz schnell an Reiz, da sie ihre Kräfte messen<br />

wollen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> enthalten die Spielketten <strong>für</strong> diese Altersgruppe vermehrt Wettkampfspiele (z.B. bei der „Olympiade der<br />

Schneckmecks”), die allerdings so angelegt sind, dass es sich immer um Gruppen- oder Paarwettkämpfe handelt, damit Sieg <strong>und</strong><br />

Niederlage gemeinsam bewältigt werden können. Auf diese Art werden Außenseiterpositionen (der ewige Verlierer/Sieger) <strong>und</strong> Misserfolgsängste<br />

(„Ich schaffe das nie”) vermieden <strong>und</strong> gleichzeitig kooperatives Handeln als wichtig <strong>und</strong> spannend erlebt. Bei Wett-


kampfspielen sollten alle Leistungen gleichermaßen honoriert (z.B. <strong>für</strong> alle bei der Siegerehrung Süßigkeiten verteilen) werden.<br />

Besonders bei der hier angesprochenen Altersgruppe ist es wichtig, den Sprachgebrauch auf die Gruppe ab<strong>zu</strong>stimmen, denn eine<br />

<strong>zu</strong> einfache Sprache kann gerade bei älteren Spielern <strong>zu</strong> Blockierungen gegenüber dem speziellen, aber auch gegenüber <strong>zu</strong>künftigen<br />

Spielen führen.<br />

Also – nicht am Spielleitertext kleben – sondern auf die Gruppe <strong>und</strong> die Situation abstimmen.<br />

2. Spielketten ab 12 Jahren<br />

Wie schon weiter oben angedeutet, ist es besonders bei spielunerfahrenen, älteren <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen häufig ratsam, die<br />

Verknüpfung der Spiele durch Musik, Material oder andere Spielelemente <strong>zu</strong> wählen <strong>und</strong> auf Rahmengeschichten <strong>zu</strong> verzichten,<br />

da dieses häufig als „<strong>Kinder</strong>kram” abgetan wird. In diesem Fall ist es dann sehr schwer, die Gruppe erneut <strong>für</strong> eingebrachte<br />

Spielideen <strong>zu</strong> motivieren. Je spielerfahrener <strong>und</strong> -begeisterter eine Gruppe jedoch ist, desto eher –<strong>und</strong> dann auch intensiver–<br />

lässt sie sich auf eine Rahmengeschichte ein, wodurch eine Spielkette noch fesselnder werden kann.<br />

Bis diese Stufe erreicht ist, muss der Spielleiter die Art der Verknüpfung sorgfältig überlegen <strong>und</strong> gut vorbereiten. Vor allem über<br />

Musik lässt sich bei Jugendlichen gut ein Spielkettenrahmen herstellen, sofern sie aktuell genug ist oder nach bestimmten Kriterien<br />

ausgewählt wird. So sind aktuelle Pophits immer gefragt <strong>und</strong> auch ältere Titel werden meistens akzeptiert, wenn sie bekannte<br />

Oldies sind oder Titelmusiken berühmter Filme waren. Volkstümliche Schlager finden dagegen nur selten Akzeptanz.<br />

Da uns die Problematik dieser Altersgruppe aus langjähriger Erfahrung gut bekannt ist, geben wir fünf Beispiele <strong>für</strong> die Verknüpfung<br />

einer Spielkette ohne Rahmengeschichte (was jedoch schnell verändert werden kann) <strong>und</strong> ein Beispiel <strong>für</strong> eine Kette, verknüpft<br />

durch Rahmengeschichte <strong>und</strong> Musik, die wiederholt bei Gruppen mit spielerischer Erfahrung erfolgreich eingesetzt wurde.<br />

Spielketten können besonders bei Jugendlichen<br />

– als „Arbeitsmittel” <strong>zu</strong> einem bestimmten Thema,<br />

– als Methode <strong>zu</strong>r Bewusstmachung,<br />

– <strong>zu</strong>r Erreichung gruppenpädagogischer Ziele,<br />

– <strong>zu</strong>r Einleitung weiterer Aktivitäten, usw.<br />

eingesetzt werden.<br />

Dies ist möglich, da Jugendliche gut in der Lage sind, über gemachte Erfahrungen <strong>zu</strong> reflektieren, Themen wie Teamarbeit häufig<br />

an aktuelle Probleme der Jugendlichen anknüpfen <strong>und</strong> sie relativ sensibel <strong>für</strong> diese Themen sind. Die Auswertungsvorschläge<br />

am Ende einiger Spielketten geben Hinweise <strong>für</strong> eine gezielte <strong>und</strong> gemeinsame Auswertung.

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