KLINIK-ECHO - Thueringen Kliniken
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Reizdarm – wenn der Bauch rebelliert<br />
Herausforderung an die Interdisziplinarität in der Klinik<br />
Der Darm spielt eine wichtige Rolle bei<br />
der Verdauung, Regulation des Elektrolyt-/Wasserhaushaltes<br />
sowie bei der Regulation<br />
des Immunsystems. Darüber hinaus<br />
dient der Dickdarm als wichtiger Speicher<br />
für Nahrungsreste und Abfallprodukte.<br />
Die Funktion des Darmes wird durch Millionen<br />
von Nerven und verschiedenen Botenstoffen<br />
fein reguliert. Insbesondere den<br />
Nerven im sogenannten enteralen Nervensystem<br />
(„Bauchhirn“) kommt eine besondere<br />
Bedeutung zu. Eine Störung dieser<br />
feinen enteralen und hormonellen Regulation<br />
kann zur Entstehung des sogenannten<br />
Reizdarms führen. Die Erkrankung wird<br />
durch Bauchschmerzen oder Unwohlsein<br />
in Verbindung mit Stuhlgangsunregelmäßigkeiten<br />
für mindestens drei Monate, bei<br />
Ausschluss struktureller und biochemischer<br />
Auffälligkeiten definiert. Die Häufigkeit<br />
dieser Erkrankung kann nicht genau<br />
bestimmt werden, da viele Betroffene wegen<br />
dieser Beschwerden keinen Arzt konsultieren,<br />
so dass die Dunkelziffer beim<br />
Reizdarm wahrscheinlich sehr hoch ist.<br />
Es wird davon ausgegangen, dass bis ca. 15<br />
Prozent der Bevölkerung in Deutschland<br />
vom Reizdarm betroffen ist.<br />
Die Ursachen des Reizdarmes sind multifaktoriell.<br />
Die Spezialisten gehen davon<br />
aus, dass nicht nur das Nervensystem des<br />
Bauchhirns gereizt ist, sondern außerdem<br />
die Reize aus dem Gastrointestinaltrakt<br />
anders verarbeitet werden als bei Gesunden<br />
– wir sprechen hier von sogenannter<br />
viszeralen Überempfindlichkeit. Weitere<br />
wichtigen Faktoren sind der Botenstoff<br />
Serotonin, bestimmte Hormone, proentzündliche<br />
Botenstoffe, Änderung der<br />
Darmbeweglichkeit sowie Verhaltensstörungen.<br />
Jüngst konnte durch eine Reihe<br />
von Studien festgestellt werden, dass insbesondere<br />
die bakterielle Darmflora eine außerordentlich<br />
wichtige Rolle bei der Ent-<br />
stehung dieser Erkrankung spielt. In den<br />
vergangenen Jahren konnte ein Zusammenhang<br />
zwischen Darminfektionen und<br />
dem Risiko ein Reizdarmsyndrom zu entwickeln,<br />
festgestellt werden. Es konnte eindeutig<br />
gezeigt werden, dass das Risiko, einen<br />
Reizdarm zu entwickeln, nach einer<br />
Darminfektion wesentlich erhöht ist und<br />
zwar umso mehr, je länger der Betroffene<br />
an Durchfall gelitten hat.<br />
Die typischen Beschwerden, die im Rahmen<br />
des Reizdarmes auftreten, sind Veränderungen<br />
der Stuhlgewohnheiten (Durchfall,<br />
Obstipationen, Wechsel zwischen<br />
Durchfall und Obstipation), Schmerzen<br />
wechselnder Lokalisation und Stärke,<br />
meist durch Stuhlgang linderbar, Blähungen<br />
und extra-intestinale Beschwerden.<br />
Zu den typischen extra-intestinalen Symptomen<br />
gehören unter anderem Mattigkeit,<br />
Schlafstörungen, Kopf- und<br />
Rücken schmerzen, affektive Störungen, Fibromyalgie,<br />
Miktionsbeschwerden, Menstruationsbeschwerden<br />
und funktionelle<br />
Herzbeschwerden. Zu den wichtigen beitragenden<br />
Faktoren, die das Reizdarmsyndrom<br />
auslösen bzw. verstärken können,<br />
sind neben Entzündungen und Infektionen<br />
am Darm bestimmte ernährungsbedingte<br />
Faktoren (zum Beispiel Hülsenfrüchte,<br />
Koffein, Molkereiprodukte), bestimmte<br />
Medikamente sowie hormonelle Faktoren<br />
18<br />
STRESS<br />
GEHIRN-DARM-ACHSE<br />
Autonomisches<br />
Nervensystem<br />
Botenstoffe<br />
DARMFUNKTIONEN<br />
Darstellung der Gehirn-Darm-Achse.