KLINIK-ECHO - Thueringen Kliniken
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…und ihr habt mich besucht!<br />
Klinikseelsorger Pfarrer Christian Sparsbrod schreibt für Sie<br />
Wer im Krankenhaus liegt, bekommt Besuch.<br />
Für die meisten Patienten ist es jedenfalls<br />
so. Es kommen Partner, die Kinder, die<br />
Enkel, Freunde, Nachbarn oder Kollegen.<br />
Manchmal kommt auch der Chef und sagt:<br />
„Werden Sie erst einmal wieder richtig gesund.<br />
Lassen Sie sich Zeit. Wir brauchen<br />
Sie.“ Ja, so etwas gibt es. Dann<br />
gibt es wiederum Patienten, die<br />
nicht so viel Besuch wollen.<br />
Sie wollen lieber für sich sein.<br />
Nicht jeder möchte mit seiner<br />
Krankheit gesehen werden.<br />
Mancher braucht Schutz vor der<br />
Außenwelt. Zu den sieben Taten<br />
der Barmherzigkeit gehört es, Kranke<br />
zu besuchen. Andere barmherzige Taten<br />
sind zum Beispiel hungernden Menschen<br />
Essen zu geben, frierenden Menschen Kleidung<br />
zu geben oder Fremde aufzunehmen.<br />
Diese Taten der Barmherzigkeit gehen zurück<br />
auf Worte Jesu, wo er sagt: „Ich bin<br />
durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken<br />
geben. Ich bin krank gewesen und ihr<br />
habt mich besucht.“<br />
Kranke Menschen zu besuchen ist eben<br />
auch eine barmherzige Tat. Für viele ist<br />
das sicher eine Selbstverständlichkeit, klar!<br />
Man lässt seine Verwandten oder Freunde<br />
nicht alleine im Krankenhaus. Manchmal<br />
gibt es aber niemanden, der kommen<br />
kann. Oder die Familie wohnt zu weit weg.<br />
Dann gibt es andere, die kommen können.<br />
Am Klinikstandort Rudolstadt gibt es zum<br />
Beispiel die „Grünen Damen“. Das sind<br />
Frauen, die ehrenamtlich regelmäßig Patienten<br />
auf der Geriatrie besuchen. Es gibt<br />
aber auch uns Klinikseelsorger. Klinikseelsorger<br />
gibt es inzwischen in fast allen<br />
Krankenhäusern. Wir besuchen Patienten<br />
und sind Gesprächspartner für ihre Ängste<br />
und Hoffnungen, für alltägliche Dinge, für<br />
Lebensfragen, aber eben besonders auch<br />
für ihren Glauben und ihre spirituellen<br />
Einstellungen und Erfahrungen. Wir ver-<br />
suchen auch in den Blick zu nehmen, welche<br />
Sinnvorstellungen oder Gottesvorstellungen<br />
ein Patient hat und wo für ihn dort<br />
heilende Kräfte liegen. Manchmal sind wir<br />
auch Gesprächspartner für das Pflegepersonal<br />
oder die Ärzte, sind eingebunden in<br />
Weiterbildungen oder tragen zu Lösungen<br />
bei im zwischenmenschlichen<br />
Bereich. Wir halten<br />
Andachten, stehen auch für<br />
Angehörige zur Verfügung,<br />
manchmal ist ein Kind zu<br />
taufen und immer wieder begleiten<br />
wir Sterbende und ihre<br />
Familien. Wir besuchen auch<br />
Patienten, die nicht religiös sind<br />
oder ihre Sinnfragen für sich anders beantworten.<br />
Jeder Besuch bleibt ein freiwilliges<br />
Angebot, wo wir Menschen zuhören, mit<br />
ihnen reden oder einfach da sind. Freilich<br />
ist es schön zu erleben, wenn ein Mensch<br />
die Stärke des Glaubens für sich entdeckt<br />
und aus dieser Kraft auch in den Tagen<br />
oder Wochen der Krankheit lebt. So konnte<br />
ein Patient mir sagen: „In schweren Zeiten<br />
hat mir mein Glaube immer Kraft gegeben,<br />
auch wenn ich die Hoffnung während meines<br />
Aufenthalts in der Klinik an manchen<br />
Tagen beinahe verloren hätte. Sie haben<br />
mir Mut gemacht, meine Ängste verstanden<br />
und mich in einer der schwierigsten Situation<br />
meines bisherigen Lebens mit den richtigen<br />
Worten unterstützt.“ Fünf Taten der<br />
Barmherzigkeit habe ich erwähnt. Wenn<br />
Sie die beiden anderen suchen, dann fragen<br />
Sie doch Ihren Bettnachbarn, Ihren Besuch<br />
oder Sie fragen uns Klinikseelsorger. Wir<br />
besuchen Sie gerne, natürlich auch einfach<br />
so. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sagen können,<br />
zu wem auch immer: „Ich bin krank<br />
gewesen und ihr habt mich besucht! Und es<br />
war gut für mich! Danke!“<br />
Unser Bild zeigt die Hl. Elisabeth beim Besuch<br />
eines Kranken (Moritz von Schwind,<br />
Wartburg).<br />
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