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KLINIK-ECHO - Thueringen Kliniken

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und psychologische Faktoren (Stress) zu<br />

nennen. Das Reizdarmsyndrom wird nach<br />

vorliegenden Darmsymptomen in drei verschiedene<br />

Formen eingeteilt: diarrhoebetontes<br />

Reizdarmsyndrom (Durchfall als<br />

führendes Symptom), obstipationsbetontes<br />

Reizdarmsyndrom (Obstipation als<br />

führendes Symptom) und schmerzbetontes<br />

Reizdarm (Schmerz als führendes Symptom).<br />

Das Reizdarmsyndrom gilt als klinisch<br />

gesichert, wenn grundsätzlich zwei<br />

Komponenten erfüllt sind:<br />

• Anamnese, Muster und Ausmaß der<br />

Beschwerden sind mit einem Reizdarmsyndrom<br />

vereinbar;<br />

• die Sicherung des Reizdarmsyndroms<br />

erfordert den symptomabhängig gezielten<br />

Ausschluss relevanter Differentialdiagnosen.<br />

Die Betroffenen sollen auf alle Fälle einen<br />

Gastroenterologen konsultieren. Der wichtigste<br />

Teil der Diagnostik des Reizdarmsyndroms<br />

ist die Befragung des Patienten<br />

(Anamnese). Darüber hinaus sollte auch<br />

auf alle Fälle eine Laborkontrolle durchgeführt<br />

werden (Blutbild, Blutsenkung,<br />

CrP etc.). In Abhängigkeit von der Ausprägung<br />

der Beschwerden des Patienten wird<br />

eine apparative Diagnostik empfohlen.<br />

Diese beinhaltet unter anderem eine sonographische<br />

Untersuchung des Bauches,<br />

gynäkologische Untersuchung bei Frauen,<br />

sogenannte H2-Atemteste bei Verdacht<br />

auf Kohlenhydratmalabsorption bzw. bakterielle<br />

Dünndarmüberwucherung. Darüber<br />

hinaus sollte zum Auschluss einer organischen<br />

Erkrankung, insbesondere bei<br />

Dysfunktion der Gehirn-Darm-Achse.<br />

19<br />

durchfallbetontem Reizdarmsyndrom,<br />

eine koloskopische Untersuchung durchgeführt<br />

werden.<br />

Bei der Befragung des Patienten muss der<br />

Arzt in erster Linie auch an sogenannte<br />

„Alarmzeichen“ denken, die mit einem<br />

Reizdarmsyndrom nicht zu vereinbaren<br />

sind. Dazu gehören unter anderem Fieber,<br />

sichtbares Blut, Gewichtsverlust, Erstsymptome<br />

über 60 Jahre bzw. Störungen des<br />

Nachtschlafes durch abdominelle Symptome<br />

sowie bestimmte Auffälligkeiten im<br />

Labor (Beschleunigung der Blutsenkung,<br />

positiver Hämokkulttest, Anämie etc.). In<br />

solchen Fällen sollte schnellstens eine Konsultation<br />

eines Gastroenterologen zum<br />

Ausschluss einer organischen Erkrankung<br />

erfolgen. Die Therapie des Reizdarmsyndromes<br />

beruht auf drei Säulen:<br />

1. allgemeine Maßnahmen (Ernährungsberatung,<br />

Veränderungen des<br />

Lifestyle)<br />

2. spezielle medikamentöse Therapie,<br />

die sich nach Hauptbeschwerden richtet<br />

3. psychosomatische Grundversorgung<br />

und Psychotherapie.<br />

Bisher konnte gezeigt werden, dass die Beeinflussung<br />

der Darmflora mit bestimmten<br />

Probiotika (zum Beispiel Bifidobacterium<br />

sp., Lactobacillus sp.) oder Antibiotika<br />

(Rifaximin) zu einer signifikanten Linderung<br />

der Symptome des Reizdarmsyndrom<br />

geführt hat. Trotz aller dieser Fortschritte<br />

bleibt das Reizdarmsyndrom nach wie<br />

vor eine differentialdiagnostische Herausforderung<br />

für den Arzt und die wichtigste<br />

funktionelle gastrointestinale Erkrankung.<br />

Weitere Studien zum besseren Verständnis<br />

der Ursachen dieser Erkrankung sind in<br />

der Zukunft notwendig.<br />

Prof. Dr. med. habil. Peter Konturek<br />

Chefarzt der Medizinischen Klinik<br />

Telefon: (0 36 71) 54-14 00<br />

Fax: (0 36 71) 54-14 03<br />

Email:<br />

innere_slf@thueringen-kliniken.de

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