Themenschwerpunkt - Wald-Klinikum Gera
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„Erfolg und Niederlage halten sich die Waage“<br />
Über die interdisziplinäre gynäkologische Tumortherapie<br />
Es bedarf einiger Geduld und Ausdauer,<br />
die diplomierte Medizinerin und Gynäkologin<br />
Ines Volkmann am Telefon zu<br />
erwischen. Die Oberärztin der Klinik<br />
für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin<br />
des SRH <strong>Wald</strong>-<strong>Klinikum</strong>s <strong>Gera</strong> ist<br />
täglich viele Stunden im Operationssaal<br />
unabkömmlich und dadurch nicht erreichbar<br />
oder zwangsläufig kurz angebunden.<br />
Zudem sind ihr Rat und ihre<br />
Erfahrung in der Ambulanz der gynäkologischen<br />
Station der Frauenklinik<br />
und den zwei geburtsmedizinischen<br />
Abteilungen gefragt. Seit 1990 arbeitet<br />
die sympathische Ärztin, Mutter eines<br />
erwachsenen Sohnes, in der <strong>Gera</strong>er<br />
Frauenklinik, seit 1997 unter Leitung<br />
von Chefarzt Priv.-Doz. Dr. med. Walter<br />
Groß. Einen Schwerpunkt ihrer Tätigkeit<br />
bilden die Diagnostik und Therapie von<br />
Tumoren der weiblichen Genitale – Frau<br />
Ines Volkmann ist Krebsspezialistin.<br />
Aber auch die Behandlung sogenannter<br />
benigner, also gutartiger, Erkrankungen<br />
der Frau gehört zu ihrem Aufgabenspektrum.<br />
Und das reicht vom Gebärmutterschleimhautkrebs<br />
bis zur Eierstocksentzündung.<br />
„In unserem Fachgebiet<br />
halten sich Erfolg und Niederlage<br />
die Waage“, bekennt die Frauenärztin.<br />
Während beispielsweise beim Gebärmutterschleimhautkrebs,<br />
der häufigsten<br />
Krebsart der Gebärmutter, gute Heilungschancen<br />
zu verzeichnen sind, treffe<br />
das auf den Eierstockstumor zumeist<br />
nur dann zu, wenn er noch nicht im<br />
Körper gestreut habe. In diesem frühen<br />
Stadium sei auch diese Tumorerkrankung<br />
bis zu 70 Prozent heilbar. Im Jahr<br />
2009 operierten sie und ihre Kollegen<br />
117 maligne (bösartige) gynäkologische<br />
Tumoren stationär und nahmen darüber<br />
hinaus rund 1000 ambulante Eingriffe<br />
vor. Und es komme auch nicht so selten<br />
vor, dass ihr Chefarzt ultraradikale Operationen<br />
durchführen müsse. Leider gehen<br />
diese Eingriffe oft mit der völligen<br />
Entfernung der inneren Genitale einher.<br />
Das heißt, manchen dieser Frauen<br />
müssen Gebärmutter und Eierstöcke, in<br />
schweren Fällen auch die Harnblase und<br />
der Enddarm entfernt und ein künstlicher<br />
Darmausgang gelegt werden. Dem<br />
nicht genug, schließt sich danach oft<br />
eine kräftezehrende Chemotherapie an.<br />
Grund zur Zuversicht<br />
Doch nichts, so versichert Ines Volkmann,<br />
geschehe dabei zum Selbstzweck.<br />
Ein wichtiges Ziel der Krebsbehandlung<br />
bestehe darin, das Leben der<br />
Patienten bei gleichzeitig guter Qualität<br />
zu verlängern, was auch zunehmend<br />
besser gelingt „Uns ist dabei ganz wichtig,<br />
die Frauen schon vor dem Eingriff<br />
umfassend aufzuklären, sie für ein aktives<br />
Mitwirken bei der Überwindung<br />
der Krankheit zu motivieren. Die modernen<br />
medizinischen Innovationen der<br />
letzten Jahrzehnte tun ein Übriges, die<br />
Heilungsaussichten zu verbessern. Nach<br />
Meinung von Chefarzt Dr. Groß zählten<br />
dazu die rasante Entwicklung der Ultraschalltechnik,<br />
neue noch wirksamere<br />
Krebsmedikamente, minimal-invasive<br />
Operationsmethoden und die enge interdisziplinäre<br />
Zusammenarbeit der<br />
medizinischen Fachgebiete. Speziell für<br />
die Frauenheilkunde bedeutet das, dass<br />
niedergelassene Frauenärzte, Onkolo-<br />
gen, Spezialisten des Brustzentrums<br />
sowie Strahlentherapeuten einmal wöchentlich<br />
jeden Einzelfall im Fachkreis<br />
besprechen, um im Ergebnis die am<br />
besten geeignete Krebstherapie herauszufinden.<br />
Von Vorteil ist dabei auch,<br />
dass die <strong>Gera</strong>er Frauenklinik laut Paragraf<br />
116 b des Sozialgesetzbuches zu<br />
den wenigen ermächtigten Krankenhäusern<br />
Thüringens gehört, die ihre Patientinnen<br />
ambulant behandeln dürfen. So<br />
verfügt die gynäkologische Ambulanz<br />
über eine eigene Chemotherapie mit<br />
vier Plätzen.<br />
Die Ursachen vieler Krebsarten der<br />
weiblichen Genitale sind bis heute noch<br />
unzureichend erforscht. Man könne also<br />
durchaus von einer schicksalhaften Erkrankung<br />
sprechen, gegen die man sich<br />
nur durch das Einhalten der allgemeinen<br />
Gesundheitsmaßregeln schützen könne,<br />
meint Ines Volkmann. „Besonders die<br />
Fälle, in denen junge Frauen den Kampf<br />
gegen den Krebs verlieren, gehen mir<br />
dabei noch immer sehr nahe. So wie<br />
im vergangenen Jahr, als eine 20-Jährige<br />
mit Muttermundskarzinom trotz all unserer<br />
Bemühungen und ihres tapferen<br />
Widerstandes verstarb. Zur besseren<br />
Verarbeitung tut es dann gut, mit den<br />
Kollegen zu sprechen. Und: ein Vorteil<br />
unseres zweigeteilten Fachgebietes, ich<br />
schaue dann in unserer Geburtsklinik<br />
vorbei. Oft bringt mich der Anblick eines<br />
Neugeborenen wieder auf andere Gedanken.<br />
Zum Beispiel auf den, dass wir<br />
durch unser Tun, das Leben vieler Patienten<br />
auch nach großen Operationen<br />
noch um etliche Jahre verlängern können.<br />
Klaus-Peter Kirsten<br />
links: Gynäkologin Frau Oberärztin<br />
Ines Volkmann bereitet eine Patientin<br />
ambulant auf eine bevorstehende<br />
Operation vor<br />
rechts: Die Ambulanz der Klinik für<br />
Frauenheilkunde und Geburtsmedizin<br />
verfügt über eine Chemotherapie mit<br />
vier Plätzen für ambulante Patientinnen