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Gog und Magog - Schauungen.de

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Handwörterbuch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Aberglaubens8.403 <strong>Gog</strong> <strong>und</strong> <strong>Magog</strong>HWA Bd. 3, 912zählung ist etwa um die Wen<strong>de</strong> unserer Zeitrechnungin jüdisch-alexandrinischen Kreisen entstan<strong>de</strong>n4), in<strong>de</strong>nselben Kreisen, in <strong>de</strong>nen auch an<strong>de</strong>re jüdischeAlexan<strong>de</strong>rsagen entstan<strong>de</strong>n sind5): Hier gilt <strong>de</strong>r Makedonenkönigals Fre<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r die ReligionJahwes verkündigt, <strong>de</strong>r nach Jerusalem zieht <strong>und</strong> <strong>de</strong>mGott <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n opfert, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r die Gebeine <strong>de</strong>s ProphetenJeremias nach Alexandreia überführen läßt.Hier ist er auch ein dienen<strong>de</strong>s Glied in <strong>de</strong>n eschatologischenVorstellungen als Erbauer jenes Walles gegenG. <strong>und</strong> M. Dieser Mauerbau Alexan<strong>de</strong>rs wird dannwie<strong>de</strong>r kurz erwähnt, in <strong>de</strong>r im MA. verbreiteten lateinischenJosephusbearbeitung <strong>de</strong>s sogenannten Hegesippus6)<strong>und</strong>, ohne daß G. <strong>und</strong> M. ausdrücklich genanntwer<strong>de</strong>n, von Hieronymus7), Prokop8) <strong>und</strong> <strong>de</strong>msogenannten Fre<strong>de</strong>gar9). Diese Sage von <strong>de</strong>r Erbauungeiner Mauer gegen die wil<strong>de</strong>n Nordvölker durchAlexan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Großen als das Werkzeug Gottes ist,etwa im 1. Jh. n. Chr., in griechischer Sprache voneinem Ju<strong>de</strong>n ausführlich dargestellt, <strong>und</strong> dabei auch inVerbindung mit <strong>de</strong>r Hesekielstelle das Hervorbrechenvon G. <strong>und</strong> M. am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Tage verkün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n.Diese (uns nicht mehr erhaltene) Darstellung ist dieQuelle <strong>de</strong>r zwei Hauptströme, wodurch diese Sage immittelalterlichen Abendland <strong>und</strong> im Morgenland bekanntwur<strong>de</strong>: Pseudo-Kallisthenes, <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Orient,<strong>und</strong> Pseudo-Methodius, <strong>de</strong>r für das Abendland wich-


H a n d w ö r t e r b u c h d e s d e u t s c h e n A b e r g l a u b e n s8.406 <strong>Gog</strong> <strong>und</strong> <strong>Magog</strong>HWA Bd. 3, 914G.-Episo<strong>de</strong> nicht. Auf <strong>de</strong>r syrischen Prosalegen<strong>de</strong> beruhtferner die arabische Darstellung im Koran16)<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Auszug in <strong>de</strong>r syrischen Chronik <strong>de</strong>s Dionysiusvon Tell-Mahre17) o<strong>de</strong>r besser <strong>de</strong>s Josua Stylites,wohl auch die Darstellung einer <strong>de</strong>m EphraemSyrus zugeschriebenen Homilie18). Der äthiopischeAlexan<strong>de</strong>rroman19) hat ebenfalls, durch Vermittlung<strong>de</strong>s Arabischen, die syrische Legen<strong>de</strong> aufgenommen,ebenso das persische Hel<strong>de</strong>nbuch <strong>de</strong>s Firdusi20) <strong>und</strong>das gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 14. Jhs. verfaßte türkische Alexan<strong>de</strong>repos<strong>de</strong>s Ahmedi21). Ferner fin<strong>de</strong>t sich dieWeissagung von G. <strong>und</strong> M. auch in <strong>de</strong>r späteren jüdischenApokalyptik22).11) Orientierend über ihn Ausfeld Der griech. Alexan<strong>de</strong>rroman.1907; Kroll bei Pauly-Wissowa 10,1707 ff. Über die späteren Weiterbildungen Pfister Wochenschr.f. klass. Phil. 1911, 1152 ff. <strong>und</strong> die Einl. m. Leo-Ausgabe 1913. Die neueste Bibliographie zur gesamten sagenhaftenAlexan<strong>de</strong>rliteratur bei Fr. P. Magoun The gests ofKing Alexan<strong>de</strong>r of Macedon. 1928. 12) Sie wer<strong>de</strong>n auch im 2.Band <strong>de</strong>r Ausg. von Kroll ihren Platz fin<strong>de</strong>n. 13) Hrsg. mitenglischer Übersetzung von Budge The history of Alexan<strong>de</strong>rthe Great (1889) 144–158. Dazu Nöl<strong>de</strong>ke Beiträgezur Gesch. <strong>de</strong>s Al.Romans (Denkschr. d. Wiener Ak. 38,1890), 27 ff.; Hunnius Das syr. Alexan<strong>de</strong>rlied. Diss.Göttingen 1904. 14) Hrsg. mit <strong>de</strong>utscher Übersetzung vonHunnius ZDMG. 60 (1906), mit englischer Übersetzungvon Budge a.a.O. 163 ff. <strong>und</strong> Ztschr. f. Assyr. 6 (1891),357 ff.; dazu Hunnius Diss. 15) Herausgeg. von Budge


Handwörterbuch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Aberglaubens8.407 <strong>Gog</strong> <strong>und</strong> <strong>Magog</strong>HWA Bd. 3, 914The history mit englischer Übersetzung; <strong>de</strong>utsche Übersetzungvon Ryssel AnSpr. 90, 1893. 16) Sure 18; vgl.ZDMG. 8 (1854), 442 ff.; 9 (1855), 214 ff. 785 ff. In <strong>de</strong>r arabischenLiteratur begegnet die Erzählung dann öfters; Nöl<strong>de</strong>keBeitr. 32 ff.; so im Geschichtswerk <strong>de</strong>s Dinawari im9. Jh. 17) Hrsg. von Tullberg 1850, 54 ff.; Nöl<strong>de</strong>keBeitr. 32. 18) Hrsg. von Lamy Ephraemi Syri hymni etsermones 3, 187 ff.; s. aber auch Bousset Ztschr. f. Kirchengesch.20 (1900), 116 ff. 19) Hrsg. mit englischer Übersetzungvon Budge The life and exploits of Alexan<strong>de</strong>r theGreat. 1896. Vgl. auch <strong>de</strong>n äthiopischen christlichen Romanbei Budge 2, 437 ff. 20) Text mit französischer Übersetzungvon Mohl 1836; französ. Übersetzung allein1876–1878; über weiteren Einfluß <strong>de</strong>r G.sage auf die persischeApokalyptik s. Bousset a.a.O. 120 ff. 21) v. HammerGeschichte <strong>de</strong>r türkischen Poesie 71 ff.; Gibb Hist.of Ottoman Poetry 1 (1900), 260 ff. Eine ganze Ausgabe fehltnoch. 22) Bousset a.a.O. 119 f.4. Der abendländische Zweig <strong>de</strong>rÜberlieferung. Im abendländischen MA. wur<strong>de</strong>die Sage von G. <strong>und</strong> M. vor allem bekannt durch diedrei biblischen Stellen <strong>und</strong> durch die sogenannte Offenbarung<strong>de</strong>s Ps.-Methodius. Diese ursprünglichgriechisch abgefaßte Schrift23) ist etwa im letztenDrittel <strong>de</strong>s 7. Jhs. n. Chr., vielleicht in Byzanz, entstan<strong>de</strong>n<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> dann in einem französischen Klosterins Lateinische übersetzt, <strong>und</strong> diese lateinischeFassung war im Westen von größter Wirkung, so daßwir in ihr einen wichtigen Vermittler antiken <strong>und</strong> ori-


Handwörterbuch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Aberglaubens8.408 <strong>Gog</strong> <strong>und</strong> <strong>Magog</strong>HWA Bd. 3, 915entalischen Offenbarungsgutes an das westliche MA.zu erblicken haben. Sie hat auch <strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r jüdisch-alexandrinischenG.-Alexan<strong>de</strong>rsage <strong>de</strong>mAbendland bekannt gemacht. Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Offenbarungen<strong>de</strong>s Ps.-Methodius steht <strong>de</strong>r Kampf <strong>de</strong>rwestlichen Welt gegen die mohammedanischen Araber.Gegen diese Bedrücker <strong>de</strong>r Welt, die Ismaeliten,wie unser Apokalyptiker sagt, erhebt sich <strong>de</strong>r Kaiser<strong>de</strong>r Griechen <strong>und</strong> Römer, <strong>und</strong> nach<strong>de</strong>m er sie besiegthat, wird Frie<strong>de</strong>n herrschen. Aber <strong>de</strong>r Frie<strong>de</strong>n wirddurch das Hervorbrechen <strong>de</strong>r wil<strong>de</strong>n Völker gestört,die Alexan<strong>de</strong>r d. Gr. einst eingeschlossen hat. Dochauch sie wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Endschlacht (s. 2, 815 ff.)überw<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Kaiser schlägt <strong>de</strong>n Sitz seinerHerrschaft in Jerusalem auf. Da erscheint <strong>de</strong>r Antichrist(s. 1, 479 ff.), <strong>de</strong>r Kaiser legt seine Krone aufGolgatha nie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> stirbt. Und nun ist <strong>de</strong>r Antichristallmächtig, bis er durch Christus selbst, durch <strong>de</strong>nHauch seines M<strong>und</strong>es getötet wird, worauf das jüngsteGericht folgt. Die G.-Alexan<strong>de</strong>rsage wird hier ausführlich,ähnlich wie bei Ps.-Kall. erzählt; bei<strong>de</strong> Darstellungengehen auf dieselbe griechische Vorlage zurück24).Ps.-Methodius spielt dann in <strong>de</strong>r Apokalyptik<strong>de</strong>s MA.s eine große Rolle <strong>und</strong> durch seine Vermittlungdrang die G.-Alexan<strong>de</strong>rsage auch in mittelalterlicheAlexan<strong>de</strong>rromane ein, so vor allem in die interpolierteHistoria <strong>de</strong> preliis25) (in die sogenannten


Handwörterbuch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Aberglaubens8.409 <strong>Gog</strong> <strong>und</strong> <strong>Magog</strong>HWA Bd. 3, 916Fassungen J 2 <strong>und</strong> J 3) <strong>und</strong> dadurch26) in <strong>de</strong>utsche27),französische28), spanische29), englische30),schwedische31), italienische32), tschechische33) <strong>und</strong>hebräische34) Bearbeitungen dieses Stoffes. Auch in<strong>de</strong>r sogenannten Tiburtinischen Sibylle35) wer<strong>de</strong>n G.<strong>und</strong> M. <strong>und</strong> die 22 Völker, die Alexan<strong>de</strong>r einschloß<strong>und</strong> die sich dann vom Nor<strong>de</strong>n her erheben wer<strong>de</strong>n,kurz erwähnt. Auch die Fassung C <strong>de</strong>s Briefes <strong>de</strong>sPresbyter Johannes gibt diese Episo<strong>de</strong> mit Aufzählung<strong>de</strong>r Namen36), kürzer Gervasius von Tilbury37).In Verbindung mit <strong>de</strong>r Einschließung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>nstämme38)gibt die G.-Alexan<strong>de</strong>rsage, im übrigen <strong>de</strong>r HistoriaJ 3 folgend, in <strong>de</strong>r 1. Hälfte <strong>de</strong>s 13. Jhs. Quilichinusin seinem lateinischen Alexan<strong>de</strong>repos, woraufwie<strong>de</strong>rum das <strong>de</strong>utsche sogenannte Wernigero<strong>de</strong>rEpos beruht39).Eine weitere, von Ps.-Methodius ganz abweichen<strong>de</strong><strong>und</strong> höchst merkwürdige Darstellung <strong>de</strong>r G.-Alexan<strong>de</strong>rsagefin<strong>de</strong>t sich beim sogenannten Aethicus Istricus40),<strong>de</strong>ren Herkunft mir unbekannt ist. DiesesSchwin<strong>de</strong>lprodukt zügelloser Phantasie stammt etwaaus <strong>de</strong>m 7. Jh. Aus ihm schöpfte die G.-Alexan<strong>de</strong>r-Episo<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 12. Jhs. <strong>de</strong>r AnglonormanneThomas von Kent für seine altfranzösischeAlexan<strong>de</strong>rdichtung Le Roman <strong>de</strong> toute chevalerie41),<strong>und</strong> aus dieser kam sie in das im 14. Jh. entstan<strong>de</strong>nemittelenglische Epos Kyng Alisa<strong>und</strong>er42). Die Quelle


Handwörterbuch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Aberglaubens8.410 <strong>Gog</strong> <strong>und</strong> <strong>Magog</strong>HWA Bd. 3, 916<strong>de</strong>s Aethicus mag wohl eine späte Fassung <strong>de</strong>s Alexan<strong>de</strong>rromansgewesen sein. Daß er insbeson<strong>de</strong>re dieTürken zu <strong>de</strong>n apokalyptischen Völkern rechnet, magmit <strong>de</strong>m von Fre<strong>de</strong>gar vgl. 9) berichteten Ereignis <strong>de</strong>sJahres 627 zusammenhängen, worüber man imAbendlan<strong>de</strong> wohl mehr erfuhr, als Fre<strong>de</strong>gar überliefert43).Bald darauf wird wohl die Schrift <strong>de</strong>s Aethicusentstan<strong>de</strong>n sein.23) Griechischer Text hrsg. von Istrin 1897; lateinischerText bei Sackur a.a.O. 24) So Pfister Berl. phil.Wochenschr. 1915, 1549 f.; an<strong>de</strong>rs Sackur, <strong>de</strong>r fälschlichein syrisches Original voraussetzt. 25) Text von J 2 beiHilka Der altfranzös. Prosa-Alexan<strong>de</strong>rroman (1920);Text von J 3 bei Pfister Münch. Mus. 1 (1912). 26) Vgl.die Stammtafel bei Pfister Der Alexan<strong>de</strong>rroman <strong>de</strong>s ArchipresbytersLeo 1913, 41. 27) Z.B. im Alexan<strong>de</strong>rbuch <strong>de</strong>sRudolf von Ems (Ausg. von Junk 1, 1928), <strong>de</strong>r aber auchPs.-Methodius selbst beizog; vgl. Zingerle Germ. Abh. 4(1885), 106 ff.; in <strong>de</strong>r Weltchronik <strong>de</strong>s Rudolf von Ems v.1473 ff. (Ausg. von Ehrismann 1915); bei Ulrich vonEschenbach (Ausg. von Toischer 1888); Seifried (WolfWiener Jahrbb. d. Lit. 57, 1832, Anzeigebl. 19 ff.); Babiloth;im Basler Alexan<strong>de</strong>r (Ausg. von R.M. Werner 1881) u. ö.28) Prosaroman, Ausgabe von Hilka a.a.O. 140 f.; Alexandrinerroman,hrsg. von Michelant 1846; Thomas vonKent, s. Anm. 41. 29) Ausgabe von Morel-Fatio Gesellsch.f. roman. Lit. 10 (1906), 261 f. 30) Kyng Alisa<strong>und</strong>er,hrsg. von H. Weber Metrical Romances 1 (1810); neueAusg. von A. Brandl vorbereitet. Zu <strong>de</strong>n englischenG.sagen s. auch Bieling Zu <strong>de</strong>n Sagen von G. <strong>und</strong> M.


Handwörterbuch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Aberglaubens8.411 <strong>Gog</strong> <strong>und</strong> <strong>Magog</strong>HWA Bd. 3, 917Progr. Berlin 1882. 31) Konung Alexan<strong>de</strong>r, hrsg. vonKlemming 1862. 32) I nobili fatti di Alessandro Magno,hrsg. von Grion 1872. 33) Fr. P. Magoun u. S.H.Thomson Speculum 3 (1928), 204 ff.; s. auch MagounThe gests 53. 34) Samuel ben Jehouda ibn Tibbonübersetzte um 1200 eine arabische Übertragung <strong>de</strong>r RezensionJ 2 <strong>de</strong>r Hist. <strong>de</strong> preliis. 35) Sackur 186. 36) ZarnckeAbh. d. sächs. Ges. 7 (1879), 911, Münch. Mus. a.a.O. 268, 1.37) Liebrecht Gervasius 9. 38) Vgl. Münch. Mus.a.a.O. 294 ff., wo auch <strong>de</strong>r Quilichinustext ediert ist.39) Ausg. von Guth Deutsche Texte <strong>de</strong>s MA.s XIII (1908),v. 5513 ff. 40) Text bei Wuttke a.a.O. Die AuffassungWuttkes von diesem Werk ist falsch. 41) Ausgabe vonSchneegans vorbereitet; Weynand Der Roman <strong>de</strong>toute chevalerie <strong>de</strong>s Thomas von Kent. Diss. Bonn. 1911, 62ff. 42) S. Anm. 30; Hil<strong>de</strong>nbrand Die altfranzös. Alexan<strong>de</strong>rdichtung.Bonner Diss. 1911. 43) Über die Türken in<strong>de</strong>r persischen Apokalyptik s. Bousset a.a.O. 122.5. Geographisches. Die älteste Ansetzung<strong>de</strong>r Alexan<strong>de</strong>rmauer ist am Kaukasus, genauer an seinemOstrand am Kaspischen Meer bei Derbent vgl.3). Nach dieser Version verstand man unter G. <strong>und</strong>M. zunächst die Skythen, wie z.B. Josephus sagt44).Aber diese apokalyptischen Nordvölker wur<strong>de</strong>n späterauch <strong>de</strong>n Tartaren45), Hunnen, Awaren, Türken,Gothen u.a.46) (s. o. Bd. 2, 816) gleichgesetzt, <strong>und</strong>auch <strong>de</strong>r Alexan<strong>de</strong>rwall wechselte seinen Platz, in<strong>de</strong>mman ihn gelegentlich auch in <strong>de</strong>r zu En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 3. Jhs.v. Chr. gegen die Hunnen errichteten chinesischen


Handwörterbuch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Aberglaubens8.412 <strong>Gog</strong> <strong>und</strong> <strong>Magog</strong>HWA Bd. 3, 918Mauer erblickte. Dies tat z.B. Sallâm <strong>de</strong>r Dolmetsch,<strong>de</strong>r 842 bis 844 im Auftrag <strong>de</strong>s Kalifen Wâthiq eineReise unternahm <strong>und</strong> diese Mauer, die er für dieG.-Mauer hielt, aus Autopsie, aber auch auf Gr<strong>und</strong><strong>de</strong>r ihm bekannten Überlieferung beschrieb47). Auch<strong>de</strong>r englische Arzt <strong>und</strong> Reisen<strong>de</strong> John Man<strong>de</strong>ville (†1372) erzählt in seiner Reisebeschreibung ausführlichvon <strong>de</strong>r G.-Mauer am Kaukasus, zum Teil aber auchnach schriftlichen Quellen; er läßt dort (wie Quilichinusu.a.) die Ju<strong>de</strong>nstämme eingeschlossen sein48).Wenn er sie <strong>de</strong>r Amazonenkönigin tributpflichtignennt, so trifft er sich darin mit Albertus Magnus49),<strong>de</strong>r sie auch jenseits <strong>de</strong>r Kaspischen Berge eingeschlossensein <strong>und</strong> von <strong>de</strong>r Amazonenkönigin zurückgehaltenwer<strong>de</strong>n läßt.44) So auch z.B. Hieronymus zu Hesekiel 38, 2.45) So auch in J 3 <strong>de</strong>r Hist. <strong>de</strong> prel., danach Quilichinus, <strong>de</strong>rum 1236 schrieb (Münch. Mus. 1, 267. 294); also bereits vor<strong>de</strong>r Mongolenschlacht bei Liegnitz 1241. 46) Bousseta.a.O. 119. 47) Ausg. von <strong>de</strong> Goeje S. 124 ff. <strong>de</strong>r französischenÜbersetzung. Den Aufsatz von <strong>de</strong> Goeje Demuur van <strong>Gog</strong> en <strong>Magog</strong> 1888, kenne ich aus <strong>de</strong>m Referat vonTomaschek WZKM 3 (1889), 103 ff. Wilson TheWall of Alexan<strong>de</strong>r against <strong>Gog</strong> and <strong>Magog</strong> and the expeditionsent out to find it by the Khalif Wâthiq in 842 A.D. (HirthAnniversary Volume, Asia maior 1922) ist mir unzugänglich.48) Ich benütze <strong>de</strong>n englischen Text bei P. HameliusMan<strong>de</strong>villes Travels (Early English Text Society 153. 154;1919, 1923) 1, 175 ff. 49) Compendium theol. verit. 7, 11,


Handwörterbuch <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Aberglaubens8.413 <strong>Gog</strong> <strong>und</strong> <strong>Magog</strong>HWA Bd. 3, 918Ausg. von Borgnet Bd. 34, 243 f.Pfister.

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