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2. Bericht zur Lage der Kinder- und Jugendgesundheit 2011

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Zur <strong>Lage</strong> <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendges<strong>und</strong>heit in Österreich <strong>2011</strong>Armutsgefährdung! Als Folge von Armut ist bekannt,dass betroffene Menschen etwa eine dreimal sohohe Erkrankungsrate als die Durchschnittsbevölkerunghaben, dass diese Erkrankungen häufigerchronifizieren <strong>und</strong> dies dann einerseits wie<strong>der</strong>um dieArmut des Einzelnen verstärkt <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong>Gesellschaft sehr viel Geld über das Ges<strong>und</strong>heitswesenkostet. Es ist ein echtes »Lose-Lose-Dilemma«,wenn man es soweit kommen lässt.Von Armut betroffen sind zunehmend Alleinerzieher-Innen <strong>und</strong> Mehrkindfamilien. Das ist bei einer Scheidungsratevon knapp 50 Prozent <strong>und</strong> <strong>der</strong> bekanntenKin<strong>der</strong>armut unserer Gesellschaft geradezu paradox!Das abgelaufene Jahr 2010 war das »EuropäischeJahr gegen Armut <strong>und</strong> soziale Ausgrenzung«,für welches viele Maßnahmen versprochen wurden.Es wird höchst spannend zu verfolgen sein, ob wirhiervon in den kommenden Statistiken einen Effektim Sinne einer Reduktion <strong>der</strong> Armut in Österreicherkennen werden können.Familie <strong>und</strong> mehr …Eine Schlüsselposition für Lebensstil <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitihrer Kin<strong>der</strong> haben, wie oben schon ausgeführt,die Eltern. Insofern sind die »transgenerationalenAspekte« hoch relevant <strong>und</strong> damit auch dasFamilien- wie auch das Frauenressort gefragt.Aus <strong>der</strong> »Mannheimer Longitudinalstudie« vonManfred Laucht wissen wir, dass bei einer Kumulationmehrerer familiären Risikofaktoren (zumBeispiel sehr junge o<strong>der</strong> ältere Elternschaft, bildungsferneLebenswelt, chronische o<strong>der</strong> psychische Krankheit<strong>der</strong> Eltern, Gewalt in <strong>der</strong> Familie, Armut, engeWohnverhältnisse) bis zu 60 Prozent (!) <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><strong>und</strong> Jugendlichen bis zum 20. Lebensjahr psychischerkranken. Es ist die Suchtrate bei 19-Jährigenmehr als verzehnfacht, die Zahl <strong>der</strong> Störungen desSozialverhaltens bei 15-Jährigen dreimal so hoch <strong>und</strong>jene von affektiven o<strong>der</strong> depressiven Störungen mehrals verdoppelt.Das »Familienklima«, die Möglichkeit <strong>und</strong> Fähigkeitvon Eltern, ihren Erziehungsaufgaben nachzu-kommen <strong>und</strong> diesen auch gerecht zu werden, den»Halt« <strong>und</strong> die Orientierung, die sie ihren Kin<strong>der</strong>nmit auf den Weg geben können,… das sind dieentscheidenden Faktoren für eine gedeihliche <strong>und</strong>auch ges<strong>und</strong>heitlich positive Entwicklung ihrerKin<strong>der</strong>. Als kleines pars pro toto seien hier mehrerePublikationen erwähnt, die einen signifikant hohenZusammenhang von Übergewicht bei Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong>Jugendlichen <strong>und</strong> fehlenden gemeinsamen familiärenMahlzeiten erbrachten. Aus gutem Gr<strong>und</strong>wurde in Deutschland daher vor einigen Jahren ebenjenes »Soziale Frühwarn- <strong>und</strong> Hilfesystem« fürFamilien mit Risikokonstellationen etabliert, das imSchwerpunkt unter <strong>der</strong> Ägide des Familienressortsläuft.Wenn es nun aktuelle politische Überlegungen gibt,Familien weniger direkte Geld- <strong>und</strong> dafür mehrSachleistungen zukommen zu lassen, dann stellt sichnatürlich die Frage <strong>der</strong> Inhalte. Der rein quantitativeAusbau von Kin<strong>der</strong>betreuungsplätzen kann nichtdas alleinige Ziel sein (»Ein Platz allein ist nichtgenug!«, we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> familiären noch in <strong>der</strong> externenBetreuungssituation). Es geht um beste Qualitätin Familie <strong>und</strong> Krippe!So braucht es Mindeststandards an Qualifikation<strong>und</strong> Betreuungsschlüssel in Kleinkind-Betreuungseinrichtungen11 <strong>und</strong> es braucht jenes »Frühe Hilfen-System«, das Mindestbedingungen des familiärenRahmens absichern soll.Wirtschaft, Verkehr, Bauten, Umwelt,Sport <strong>und</strong> mehr …Das Wirtschaftsressort möge in Kooperation mitden zuständigen Stellen familienfre<strong>und</strong>liche Arbeitsbedingungenverhandeln (zum Beispiel Ausweitung<strong>der</strong> Pflegezeiten bei chronisch kranken Kin<strong>der</strong>n,Pflegemöglichkeit auch für getrennt lebende nichtverheiratete Angehörige, etc.), die Verantwortlichenfür Verkehr, Bauten, Umwelt <strong>und</strong> Sport mögen11 siehe Konsenspapiere <strong>der</strong> GAIMH »Deutschsprachige Gesellschaftfür die seelische Ges<strong>und</strong>heit in <strong>der</strong> frühen Kindheit« <strong>und</strong> <strong>der</strong>»Deutschen Liga für das Kind«18

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