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im gespräch - Turner-Syndrom-Vereinigung Deutschland eV

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Osteoporose be<strong>im</strong> Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong><br />

Von Dr. med. Michael Busch<br />

Im Folgenden wird das Referat von Dr. med. Michael<br />

Busch, das er be<strong>im</strong> Jahrestreffen 2010 gehalten hat,<br />

abgedruckt. Das Referat, eine Powerpoint-Präsentation,<br />

ist in folgende Themen gegliedert:<br />

1. Wissenswertes über unser Skelett<br />

2. Was ist Osteoporose?<br />

3. Wie entsteht Osteoporose?<br />

4. Welche Risikofaktoren sind bekannt?<br />

5. Wie lässt sich die Osteoporose diagnostizieren?<br />

6. Was kann man tun, um eine Osteoporose und Folgen<br />

zu vermeiden?<br />

1. Wissenswertes über unser Skelett<br />

Das menschliche Skelettsystem besteht aus circa<br />

200 Knochen. Die äußere Erscheinung des Körpers<br />

wird wesentlich von der Form der knöchernen<br />

Strukturen best<strong>im</strong>mt. An den Knochen setzen die<br />

verschiedenen Muskeln an; ohne Knochen gäbe<br />

es keine Bewegung. Das Skelett schützt wichtige<br />

Organe unseres Körpers, zum Beipiel Gehirn, Herz<br />

und die Lungen vor Verletzungen. Das Skelett dient<br />

als Speicher für Mineralstoffe, zum Beispiel Calcium,<br />

Magnesium und Phosphat. Im Knochenmark werden<br />

die verschiedenen Blutzellen gebildet.<br />

Gesunder Knochen ist belastbar, aber auch elastisch.<br />

Dies wird durch den Aufbau des Knochens gewährleistet:<br />

• Knochenrinde<br />

• Knochenbälkchen, (schwammartiger Knochen)<br />

Knochen wird ständig umgebaut und wechselnden<br />

Belastungen angepasst.<br />

Knochen befindet sich in ständigem Umbau,<br />

• um altes Knochengewebe zu ersetzen<br />

• um beschädigten Knochen zu reparieren<br />

• um sich an neue Belastungen anzupassen.<br />

circa 8 Prozent des Skeletts werden <strong>im</strong> Jahr umgebaut.<br />

2. Was ist Osteoporose?<br />

In <strong>Deutschland</strong> leiden circa 4 bis 6 Millionen Menschen<br />

unter Osteoporose und ihren Folgen! Jede<br />

dritte Frau in höherem Alter ist betroffen! Alle 3,5<br />

Minuten tritt ein neuer Wirbelbruch ein! Aber: nur<br />

circa 20 Prozent der an Osteoporose erkrankten<br />

Menschen werden ärztlich behandelt! Wörtliche<br />

Übersetzung des Begriffs „Osteoporose“: „Löchrigkeit<br />

der Knochen“.<br />

Bei der Osteoporose handelt es sich um eine Erkran-<br />

kung des gesamten Skeletts mit Verminderung der<br />

Knochenmasse, mit Verschlechterung der Mikroarchitektur<br />

des Knochengewebes, mit entsprechend<br />

verminderter Festigkeit und erhöhter Bruchgefahr.<br />

Osteoporotische Knochenbrüche können zu einer<br />

deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität<br />

führen:<br />

• Starke Rückenschmerzen<br />

• Eingeschränkte Beweglichkeit<br />

• Pflegebedürftigkeit<br />

• Krankenhausaufenthalt, gegebenenfalls OP<br />

• Verlust der Unabhängigkeit<br />

3. Wie entsteht Osteoporose?<br />

Es wird schneller Knochen abgebaut als neuer Knochen<br />

gebildet werden kann. Die Phase des Knochenabbaus<br />

ist innerhalb von zwei Wochen abgeschlossen.<br />

Die Bildung von reifem Knochen dauert Monate<br />

und ist von vielen Bedingungen abhängig.<br />

Der schwammartige Knochen wird wesentlich<br />

schneller umgebaut als die Knochenrinde. Die<br />

Umbaurate für den schwammartigen Knochen liegt<br />

bei circa 25 Prozent pro Jahr, für die Knochenrinde<br />

nur bei circa 2,5 Prozent pro Jahr. Betroffen sind vor<br />

allem die Lendenwirbelsäule, die Rippen, der Oberschenkelhals<br />

und die Ferse. Wesentlich für die Entstehung<br />

einer Osteoporose ist ein Mangel von Vitamin<br />

D und Calcium. Vitamin D dient der Steigerung der<br />

Aufnahme von Calcium aus dem Darm in die Blutbahn<br />

Verminderung der Calcium-Ausscheidung über<br />

die Niere. Steigert die Aktivität der Knochenzellen.<br />

Steigert den Einbau von Calcium in den Knochen. In<br />

95 Prozent lässt sich die Ursache einer Osteoporose<br />

nicht herausfinden.<br />

In 5 Prozent der Fälle gelten Grunderkrankungen als<br />

mögliche Ursachen für eine Osteoporose<br />

• Herzerkrankungen<br />

• Magen- und Darmerkrankungen - Medikamente<br />

• Bluterkrankungen - genetisch<br />

• rheumatologisch - Nierenerkrankungen<br />

• Verminderte Knochenbeanspruchung<br />

Endokrinologische Ursachen<br />

• Verminderung der Geschlechtshormone<br />

• Schilddrüsenüberfunktion<br />

• Zuckerkrankheit<br />

Bei Magen- und Darmerkrankungen:<br />

• Störung der Aufnahme von Vitamin D und C aus<br />

der Nahrung.<br />

• Nach operativer Entfernung von Darmanteilen<br />

• Bei gestörter Funktion der Bauchspeicheldrüse<br />

Medikamentöse und toxische Ursachen<br />

• Cortison und seine Verwandten<br />

• Medikamente gegen Epilepsie<br />

• Best<strong>im</strong>mte Metalle (zum Beipiel Aluminium, Cadmium)<br />

Knochenstruktur vor einer Osteoporose-<br />

Behandlung …<br />

4. Welche Risikofaktoren sind bekannt?<br />

Man muss unterscheiden zwischen Risikofaktoren,<br />

die nicht beeinflussbar sind und denen, die man<br />

selbst beeinflussen kann.<br />

Nicht beeinflussbare Risikofaktoren<br />

• Geschlecht<br />

• Alter<br />

• Verminderung der Geschlechtshormone<br />

• Genetische Faktoren und „Vererbung“<br />

• Knochenbruch nach dem 45. Lebensjahr<br />

Beeinflussbare Risikofaktoren<br />

• Bewegungsmangel<br />

• Genussgifte (Kaffee, Alkohol, Rauchen)<br />

• Calciumarme Ernährung<br />

• Wenig Aufenthalt <strong>im</strong> Freien<br />

5. Wie lässt sich die Osteoporose diagnostizieren?<br />

Der erste Schritt: das Gespräch mit dem Arzt<br />

• Risikofaktoren?<br />

• Grunderkrankungen?<br />

• Unfälle?<br />

• Verringerung der Körpergröße?<br />

• Rückenschmerzen?<br />

Wichtig: Weisen Sie Ihren Arzt darauf hin, dass Sie<br />

vom Ullrich-<strong>Turner</strong>-<strong>Syndrom</strong> betroffen und somit von<br />

Osteoporose gefährdet sind.<br />

Die körperliche Untersuchung<br />

• Körpergröße?<br />

• Gewicht?<br />

• Schmerzhafte Veränderungen <strong>im</strong> Bereich der<br />

Wirbelsäule?<br />

• Bewegungseinschränkungen der Gelenke?<br />

• Frakturzeichen?<br />

• Röntgen-Untersuchung, Wichtigstes Verfahren zur<br />

Diagnose von Knochenbrüchen.<br />

Foto von Lilliy <strong>Deutschland</strong> GmbH<br />

Dennoch werden 2/3 aller Wirbelkörperbrüche nicht<br />

entdeckt. Die Osteoporose selbst ist durch eine Röntgenuntersuchung<br />

nicht zu erfassen, es lassen sich<br />

lediglich Hinweise gewinnen.<br />

Knochendichtemessung<br />

Es gibt verschiedene Messverfahren, zum Beispiel<br />

das Dual Energy X-Ray Absorptiometry (DXA) und<br />

die quantitative Computertomographie (QCT). Die<br />

Messung sollte an der Lendenwirbelsäule und den<br />

Hüftgelenken durchgeführt werden.<br />

Laboruntersuchungen von folgenden Werten<br />

• Calcium<br />

• Phosphat<br />

• Alkalische Phosphatase<br />

• Nierenwerte<br />

• Blutbild<br />

• Knochenumsatzmarker, Gewebeprobe<br />

6. Wie lassen sich die Osteoporose und deren Folgen<br />

verhindern?<br />

durch knochenfreundliche Ernährung:<br />

• Lebensmittel mit hohem Calciumgehalt: Milch und<br />

Milchprodukte, zum Beispiel Schnittkäse, Brokkoli,<br />

Grünkohl, Lauch und Fenchel, Calciumreiche Mineralund<br />

Heilwässer<br />

• Lebensmittel mit hohem Vitamin-D-Gehalt:<br />

zum Beispiel Seefisch<br />

„1000er Regel“: Im Rahmen der Osteoporosevorbeugung<br />

sollte jede Person täglich mindestens 1000 mg<br />

Calcium und 1000 IE Vitamin D über die Ernährung<br />

oder Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen.<br />

• Verminderung von phosphathaltigen Speisen: zum<br />

Beispiel Wurst, Cola-Getränke<br />

• Verminderung von Kaffee und alkoholischen<br />

Getränken<br />

• Ein tägliches Sonnenbad von 15 Minuten wäre<br />

erforderlich, um die benötigte Menge an Vitamin D<br />

in der Haut zu produzieren.<br />

medizin aktuell<br />

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