6 <strong>alszeilen</strong> #8 Wenn der <strong>Sportklub</strong> anfragt... Herzlich Willkommen zurück beim <strong>Sportklub</strong>. Du hast jetzt lange dein Glück in der Fremde gesucht. Was waren damals die Gründe, dass du den Verein verlassen hast? Der Grund war einerseits ein finanzieller. Ich wollte schon 2004 im Sommer den Verein verlassen, der neue Trainer Peter Segrt hat mich aber überredet zu bleiben. Ich habe ein sehr gutes Angebot gehabt, mich aber dazu entschlossen mir noch ein halbes Jahr beim <strong>Sportklub</strong> zu geben. Das Verhältnis zu Trainer Segrt war aber nicht das beste und im Winter habe ich die Reißleine gezogen und bin dann nach Krems gewechselt. Ich war aber dort dann auch nur ein halbes Jahr. Wenn man deine Vita nach dem <strong>Sportklub</strong> anschaut, fällt auf, dass du immer bei Wackelkandidaten warst. Hast du für dich gesehen, dass die Regionalliga dein sportlicher Plafond ist? Naja, damals war es so, dass einige Sachen von Segrts Seite vorgefallen sind, die nicht leicht zu verkraften waren. Es war damals, wie ich im Winter gewechselt bin, so, dass sich Krems übernommen hat. Sie haben gute Spieler geholt und im Sommer dann aber gesagt, dass sie das nicht weiter finanzieren können. Daraufhin habe ich den Verein verlassen. Und dann bin ich nach Würmla gegangen. Hast dich immer als Regionalliga-Spieler gesehen? Gab es nicht mal höhere Ambitionen? Naja, mit 17, 18 Jahren hat man natürlich noch andere Ziele. Es hat sogar einmal ein Interesse von einem Bundesliga-Verein (Anm.: Austria Wien) gegeben. Damals habe ich mich leider verletzt und dann hat sich das Ganze zerschlagen. Da wäre ich sofort hingegangen und hätte die Arbeit hinter mir gelassen. Doch irgendwann, mit 23, 24 Jahren, kam dann der Punkt, wo für mich klar war, dass es nicht über die Regionalliga hinausgehen würde. Heute bin ich nicht unglücklich drüber. Was war für dich damals der Grund in die Landesliga nach Langenrohr zu wechseln? Ich hatte in Schwechat ein schwieriges Jahr und fast ein halbes Jahr nicht wirklich gespielt. Ich wollte dann einen Schritt zurückgehen, um leichter zwei Schritte nach vor zu machen. In Langenrohr habe ich mich immer sehr wohl gefühlt. Aber ich musste dann den Wechsel nach Wien machen, weil es einfach zeitlich mit der Arbeit nicht mehr ging. Bist du ein Spieler der auf den Tisch haut, wenn‘s drauf ankommt? Ich bin schon ein Spieler der seine Meinung sagt, aber ich bin sicher kein schwieriger Spieler. Ich setz mich nicht nur für mich, sondern auch für meine Mitspieler ein. Dass ich ab und zu anecke oder angeeckt bin, mag sein. Ich bin hald ein Gerechtigkeitsfanatiker. Markus Buchinger über seine Ziele, seine Vereinswahl und warum er zum <strong>Sportklub</strong> zurückgekehrt ist. Interview: Johannes Hofer und Simon Weyer Fotos: Maximilian Kronberger Bereust du die Schritte, die du in deiner Karriere bis jetzt gesetzt hast? Ich würde sagen, meine Vereinswahl war sicher nicht immer ideal. Ich hab für mich aber immer gut gearbeitet. Ich habe zwar sicher nicht immer das rausgeholt, was ich rausholen hätte können, hauptsächlich aber aufgrund dessen, dass ich mich auch beruflich verwirklichen wollte. Ich bereue eigentlich nichts. Was hat sich denn in den Jahren, in denen du weg warst, beim <strong>Sportklub</strong> verändert? Hauptsächlich die Personen. Nicht nur die Spieler, auch der Vorstand ist neu. Zu meiner Zeit hat es ja noch keinen Udo Huber gegeben. Die einzigen, die jetzt noch beim Verein sind, sind Norton Radaj und Günther Loran. Auch das Trainingszentrum hat es noch nicht gegeben. Damals war Norton dein Vorbereiter, jetzt gibt er die Anweisungen. Wie ist euer Verhältnis zueinander? Wir kommen gut miteinander klar. Wir reden zwar recht wenig miteinander, aber ich glaub‘ es braucht nicht viele Worte. Der Schmäh rennt. Und es passt eigentlich recht gut. Wenn er was sagt, wird das aber heute eingehalten. Bist Du als älterer Spieler automatisch in der Funktion einer Leitfigur? Nein, also so weit ist es jetzt nicht, dass ich sage „Ich übernehme die Position des Führungsspielers“. Da gibt es den Ingo, Sertan oder Marco, die das sehr gut ausfüllen. Aber natürlich: wenn zum Beispiel der Schmiedl (Anm.: Patrick Schmiedtberger), der jetzt gerade mal 19 oder 20 ist und sehr viel Talent hat, auf mich zukommt und Fragen hat, da helfe ich ihm gerne. Ist das heutzutage noch wichtig für aufstrebende Spieler, dass sie Leute in der Mannschaft haben, zu denen sie aufblicken und an die sie sich wenden können? Braucht man wen, der sagt wo es langgeht? Im modernen Fußball strotzt die Jugend doch geradezu vor Selbstbewusstsein. Auf alle Fälle. Also ich hab‘ das damals genossen beim Arminas Narbekovas zum Beispiel, das war für mich wunderbar, dass ich da hinauf schauen konnte. Und ich glaube auch, dass das heute für junge Spieler sehr wichtig ist. Beim <strong>Sportklub</strong> warst du stets Publikumsliebling, bist auch nach wie vor sehr beliebt, wie man bei den ersten Testspielen beobachten konnte. Beschreibe mal dein Verhältnis zu den Fans. Es ist erstmal natürlich etwas ganz anderes wenn man am Sportclubplatz aufläuft als bei der Columbia vor 200 Zuschauern. Mein Verhältnis zu den Fans war immer sehr gut. Ich bin früher häufig im Flag gewesen. Es war immer alles unkompliziert, das ist schon in Ordnung so. Hast du dir in der Zeit, in der du nicht beim <strong>Sportklub</strong> warst, Spiele an der Alszeile angeschaut? Ab und zu, wenn sich das mit meinen Spielen nicht überschnitten hat. Ein paar Mal pro Saison war ich schon da und habe mich zu meinem Vater auf die Haupttribüne gestellt. Aber mein Vater schaut sich alles an. Am Sonntag kann es schon vorkommen, dass er sich die erste Hälfte von Gersthof anschaut und dann die Zweite von der Fortuna. Am Freitag ist er aber natürlich am Sportclubplatz. Deine Eltern haben doch eine Zeit lang die Kantine geführt... Richtig, ja. Das war zur <strong>Wiener</strong>liga-Zeit. Damals ist man an meinen Vater herangetreten, ob er das machen möchte. Und er hat das dann unentgeltlich etwa zwei Jahre gemacht. Übrigens mit den Eltern von Gernot Holcmann zusammen. Also das war nur um dem Verein zu helfen. Wie hat dein Vater auf deine Rückkehr zum <strong>Sportklub</strong> reagiert? Er hat sich natürlich schon gefreut (lacht). Er hat auch gesagt ich soll‘s machen, auch aufgrund der angespannten Situation bei der Columbia. Wie ich schon sagte: Wenn der <strong>Sportklub</strong> anfragt, dann überlegt man nicht lange. Die sportliche Situation beim WSK ist für dich alles andere als einfach. Wie siehst du deine Rolle in der Mannschaft? An Thomas Helly vorbeizukommen ist natürlich schon sehr schwierig. Aber ich bin auch offensiv überall einsetzbar. Bei der Columbia zum Beispiel, da habe ich alles ausgefüllt. Schwierig wird’s natürlich. Dass gute Spieler da sind, das habe ich von Anfang an gewusst. Da sind ja noch Schmiedtberger oder Berkovic zum Beispiel, die auch sehr universell spielen können. Dass es da schwierig wird zu spielen, das habe ich ja vorher gewusst, aber wenn ich´s mir nicht zutrauen würd‘, wär ich nicht da. Ich sehe mich nicht nur als Backup für Thomas Helly. Ich achte jetzt auch nicht darauf ob der Thomas vielleicht in der Bundesliga spielt. Ich versuche einfach meine Leistung im Training zu bringen und ich kann mir dann eigentlich sehr gut vorstellen, dass ich spiele. Wie würdest du damit umgehen, wenn du an Helly und Günes nicht vorbeikommst? Hast du hier die Geduld und glaubst an deine Chance? Ja, sicher. Ich war es zwar in den letzten Jahren nicht gewohnt, weil ich eigentlich überall Führungsspieler war und sozusagen mein Fixleiberl hatte. Aber das gibt es ja in Wirklichkeit auch nicht wirklich. Fußball ist so schnelllebig, da kann sich von heute auf morgen alles verändern. Du wirst in diesem Jahr Dreißig. Welche konkreten sportlichen Ziele hast du noch? Am ehesten, dass ich noch drei bis vier Jahre in der Ostliga mithalten kann. Zur Zeit fühle ich mich körperlich sehr fit. Wie das in ein paar Jahren ausschaut, ist natürlich eine andere Frage. Das Ziel ist auf alle Fälle, mein Niveau zu halten. Was kann mannschaftlich gesehen das Ziel der heurigen Saison sein? Wenn ich mir die Mannschaft anschaue, sehe ich sehr viele, die nach oben kommen könnten. Es geht einfach so schnell, in der Hinrunde war der <strong>Sportklub</strong> ja sogar einmal kurz vor den Abstiegsplätzen und hatte dann einen Lauf. Es ist heuer alles sehr eng beisammen. Man darf einfach niemanden unterschätzen und muss sich jede Woche voll reinhauen. Wenn man sich nach den 90 Minuten oder nach der Saison in den Spiegel schauen kann und weiß, dass man das Maximum herausgeholt hat, ist es in Ordnung. Hast du, abseits des Fußballs noch Hobbies? Oder bleibt in deiner spärlichen Freizeit keine Zeit dafür? Ich schaue auch in meiner Freizeit gerne Fußball. Aber sicher gibt es auch andere Interessen. Nummer eins ist sicher die Familie. Dann kommen die Freunde und dann der Fußball. Vielleicht geht es sich dann noch aus, dass ich es einmal im Jahr auf den Tennisplatz schaffe. Hast du schon Ideen oder Pläne für die Zeit nach der Karriere? Ich möchte ins Trainergeschäft einsteigen. Der Trainerschein ist halt auch eine zeitliche Frage. Dieses Vorhaben gibt es schon seit drei Jahren. Natürlich wäre es beim <strong>Sportklub</strong> für mich am schönsten. Super wäre es natürlich, direkt vom Feld auf die Trainerbank zu wechseln. Das ist auch mit Norton so besprochen. Mein Vertrag läuft jetzt erst einmal bis zum Sommer und dann sehen wir weiter. Wie ist dein Verhältnis zur Vienna? Verfolgst du die Geschehnisse in Döbling? Ja schon, natürlich ist es aber am schönsten, wenn man gegeneinander spielen kann. Der Charakter des „wahren Derbys“ ist ein Traum, für solche Momente spielt man Fußball. Gibt’s ein Derby gegen die Vienna, dass dir in Erinnerung geblieben ist? Ja, das war auf der Hohen Warte, 2:0 für uns. Kurz vor dem Aufstieg in der Saison 01/02. Beim Auslaufen wurde uns gesagt, dass Tirol die Lizenz nicht bekommt und absteigen muss. Da war dann der Aufstieg schon ganz nah. An das kann ich mich noch sehr gut erinnern (lacht). <strong>alszeilen</strong> #8 7