ROSTOCK

Altersstarrsinn ist manchmal
ganz nett“, haut Geschke, mit 40
der Jüngste in der Runde, trocken
dazwischen. Sein Sternbild:
Löwe. Höppner scheint das ausgleichende
Element. „Sternbild
Waage“, grient der 52-Jährige.
Osterthun verrät seine Konstellation
nicht.
„Vertrauen ist einfach da, keiner
geht bei uns aus der Spur. Das ist
wichtig und heute eher selten“,
meint Michael Höppner. Und:
„Wir lernen alle etwas voneinander.“
Aus der Männerfreundschaft
ist inzwischen auch eine
Familienfreundschaft gewachsen.
„Unsere Ehefrauen verstehen
sich ebenso.“ Also nicht
ungewöhnlich, dass Osterthuns,
Geschkes und Höppners auch
mal einen Kurzurlaub gemeinsam
verbringen. Beim Golfen
zum Beispiel. Bislang hält der
Senior der Runde, Dieter Osterthun,
die Handicap-Spitze mit 29.
Gibt es einen Wortführer? Spontane
Dreier-Antwort: „Das ist
themenabhängig“. Die da sind?
„Bücher, Musik, Frauen“. Manch-
„Katzen“
„Katzen.“ heißt das wunderbar
menschliche Bilder-Buch des
Rostocker Grafikers und Cartoonisten
Peter Bauer. Schon der
Punkt im Titel signalisiert Ironie,
und wer darin blättert,
wird auf Anhieb schmunzeln,
so originell und pointiert sind
die 116 gut gedruckten Zeichnungen.
Die Grafiken bestechen
durch zeichnerische Brillanz
und farbliche Delikatesse.
Famose Katzen also allenthal-
ROSTOCK delüx 01/08
mal auch Mode. „Wir sind
wesentlich modebewusster
geworden“, sagen Geschke und
Osterthun lachend. „Seitdem wir
Michael Höppner kennen, tragen
wir Schuhe, die wir eigentlich nie
ausgesucht hätten.“
Höppner sei dafür ziemlich offen
für Musik. „Zum Beispiel für meinen
Rostocker Jazzdiskurs. Da
wird kaum einer geschwänzt“,
weiß Geschke.
Ärgern tun sich die Inhaber mittelständischer
Unternehmen
über die Politik für den Mittelstand.
„Über den redet keiner.
Mittelstand findet in der deutschen
Öffentlichkeit nicht statt.“
Punktum. Die Gesichter aller drei
wirken da ernst und hölzern.
Mehr wollen sie nicht sagen.
Die Haushaltsverschuldung
Rostocks mit rund 200 Millionen
Euro interessiert „nicht sehr.
Wenn das politische Theater
allerdings nicht so ernst wäre,
könnte man ja drüber lachen.
Aber vielleicht ticken wir als
Unternehmer anders“. Stillos sei
da schon manches im Rostocker
Rathaus. Betriebswirtschaftliches
Denken dort bislang nicht
eingekehrt. Kaufmann Michael
Höppner:„Ich habe das Gefühl, so
mancher in Rostocks Bürgerschaft
weiß nicht, für wen er dort
sitzt. Nämlich für die Bürger.“
LEBENSART
Die siamesischen Drillinge im Original: Michael Höppner, Dieter Osterthun und René Geschke (von links). Foto: F.S.
ben, und doch geht es viel
weniger um Vierbeiner als es
auf den ersten Blick scheinen
mag…
Hardcover mit
Schutzumschlag,
20,5 x 20,5 cm,
116 Seiten,
durchgehend 4-farbig,
ISBN 3-00-017061-8,
2. Auflage, 19,80 EURO
Aber man sollte sich nur
beschweren, wenn man auch
den Mut hat, sich selbst einzubringen.
Den scheinen die „Siamesischen
Drillinge“ zu haben.
Das Stichwort City-Kreis Rostock
liegt nahe.
René Geschke ist seit einem Vierteljahr
neuer Vorstandsvorsitzender
dieser über 100 Mitglieder
zählenden Gemeinschaft von
innerstädtischen Unternehmen.
Seine Wahl erfolgte übrigens einstimmig.
Sein Motto: „Dran bleiben
und etwas bewegen.“
Lebensphilosophie? „Ein bisschen
schon. Aber nicht nur für
mich. Ich glaube auch für uns
drei.“ Michael Höppner und
Dieter Osterthun schweigen
zustimmend.
Es ist übrigens ein neues GOH-
Buch in Planung. Der dritte Titel.
Diesmal sind es Peter Bauer und
Klaus Koch, die sich zusammengetan
haben.„Mit schwarzen, ein
wenig schlüpfrigen Kinderreimen
für Erwachsene“. Es soll im
Juli erscheinen. Der Titel: „Totgelachte
leben länger“. Scheinbar
passend zur Alltagsphilosophie
der „Siamesischen Drillinge.“
Sympathisch.
Regina Rösler
49