Zum Gedenken an Pfarrer Daniel Diel - Evangelische ...
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Kirche im Vierfarbendruck<br />
Bei der Feier der ökumenischen Pfingstvigil<br />
am Pfingstsamstag in der Pfarrkirche<br />
Allerheiligen haben verschiedene Personen<br />
zu der Frage Stellung genommen: Was bedeutet<br />
mir die Ökumene und wie wurde ich<br />
von meiner Kirche geprägt?<br />
Bischof Reinhold Stecher hat vor Jahren<br />
folgenden Vergleich gewagt: Wie ein buntes<br />
Bild als Basis den Vierfarbendruck<br />
braucht, so braucht auch die Kirche vier<br />
Grundfarben. Sonst wird sie einseitig und<br />
einfältig. Diese vier Grundfarben zieren die<br />
Fenster der Westseite des Altarraumes der<br />
Pfarrkirche Allerheiligen.<br />
Alex<strong>an</strong>dra Czernohaus, griechisch-orthodox<br />
Meine Ged<strong>an</strong>ken zur Ökumene möchte ich<br />
durch ein Gebet Jesu <strong>an</strong>bieten: Ein paar<br />
Stunden vor seinem Tod betet er beim letzten<br />
Abendmahl: „Ich bitte nicht nur für diese<br />
hier, sondern auch für alle, die durch ihr<br />
Wort <strong>an</strong> mich glauben. Alle sollen eins sein,<br />
wie der Vater in mir ist und ich in dir bin, sollen<br />
auch sie in uns sein, damit die Welt<br />
glaubt, dass du mich ges<strong>an</strong>dt hast.“ (Joh.<br />
17, 20 ff) Dies ist nur ein Teil des g<strong>an</strong>zen<br />
Gebets. Ich glaube, wenn wir durch Verständnis<br />
und Liebe dem <strong>an</strong>ders Glaubenden<br />
Raum geben, d<strong>an</strong>n können wir auch<br />
von „Eins-sein in Jesus“ sprechen.<br />
Dietlind Hoschek, ev<strong>an</strong>gelisch<br />
Ich wurde in Norddeutschl<strong>an</strong>d geboren,<br />
ev<strong>an</strong>gelisch getauft und konfirmiert. Bei<br />
der Heirat mit meinem österreichischen<br />
M<strong>an</strong>n in der katholischen Kirche meines<br />
Heimatortes in Niedersachsen habe ich<br />
unterschrieben, eventuelle Kinder christlich<br />
zu erziehen. Unsere drei Söhne wurden<br />
d<strong>an</strong>n in Innsbruck geboren und in der katholischen<br />
Kirche Allerheiligen in Innsbruck<br />
getauft. Meinem Naturell kam die katholische<br />
Liturgie entgegen, welche wesentlich<br />
mehr Sinne <strong>an</strong>spricht als der protest<strong>an</strong>tische<br />
Gottesdienst. Um mir aber bewusst<br />
zu werden, was die ev<strong>an</strong>gelische von der<br />
katholischen Kirche trennt und wie viel sie<br />
verbindet, schloss ich mich dem hiesigen<br />
Ökumenischen Kreis <strong>an</strong>, den ich immer<br />
DIE ÖKUMENISCHE PFINGSTVIGIL<br />
noch besuche, nicht zuletzt, weil ich<br />
Menschen, die ich hier treffe, schätze<br />
und mag.<br />
Konrad Breitsching, katholisch<br />
Beim Nachsinnen über die Frage, wie<br />
mich Kirche geprägt hat, w<strong>an</strong>derten meine<br />
Ged<strong>an</strong>ken immer wieder zu der Art,<br />
wie ich Kirche in meiner Kindheit erlebt<br />
habe. Das Leben in unserem Dorf war<br />
sehr stark vom Verlauf des Kirchenjahres<br />
bestimmt. Ich hatte dabei erfahren, dass<br />
Glaube und Kirche Menschen verbinden,<br />
sie immer wieder zusammenführen, dass<br />
Glaube und Kirche sehr eng mit dem Leben<br />
verbunden sein können und dieses<br />
Leben tragen und halten. Diese Grundstimmung<br />
ist mir bis heute geblieben,<br />
auch wenn ich in unserer Kirche nicht<br />
immer alles als erfreulich empfinde. Ökumene<br />
bedeutet für mich daher, diese<br />
Grunderfahrung auch mit Christinnen<br />
und Christen <strong>an</strong>derer Konfessionen teilen<br />
zu können und die Hoffnung, dass dies<br />
einmal in einer zwar von einer bunten<br />
Vielfalt geprägten, aber doch geeinten<br />
Kirche möglich ist.<br />
Bernhard Groß, <strong>Pfarrer</strong><br />
Ich denke: Es gibt zur Ökumene keine Alternative.<br />
Denn in ihr geht es um die Begegnung<br />
verschiedener christlicher Kirchen<br />
in dem Bemühen, ein<strong>an</strong>der immer<br />
besser zu verstehen, um Einheit in versöhnter<br />
Verschiedenheit zu verwirk-<br />
Seite 5<br />
lichen. Im Laufe der Zeit wurde mir immer<br />
deutlicher: Nur wenn m<strong>an</strong> religiös<br />
eine eigene Position, eine eigene Identität<br />
hat, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>an</strong>deren begegnen<br />
und mit ihnen einen Dialog führen, der<br />
für beide Seiten bereichernd ist. Dabei<br />
lernt m<strong>an</strong> nicht nur den <strong>an</strong>deren, sondern<br />
auch sich selbst besser verstehen.<br />
Wenn wir ein<strong>an</strong>der mit Respekt und<br />
Wertschätzung begegnen, können sowohl<br />
Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede<br />
ausgesprochen werden und<br />
stehen bleiben. Beides trägt zum<br />
gegenseitigen Verständnis bei. Nach<br />
Jesu Worten sollen wir unsere Mitchristen<br />
ja nicht bekehren, sondern lieben,<br />
ihnen also nicht den Kopf waschen,<br />
sondern vielmehr die Füße. So denke<br />
ich, hat die Ökumene Zukunft.<br />
Fr<strong>an</strong>z Troyer, <strong>Pfarrer</strong> von Allerheiligen<br />
Bei Reisen ins Hl. L<strong>an</strong>d, zu den Kopten<br />
in Kairo, auf den Spuren von Martin Luther<br />
in Deutschl<strong>an</strong>d durfte ich etwas<br />
von der Geschichte und der Fülle verschiedener<br />
christlicher Kirche erahnen.<br />
Das hat meinen Tiroler Horizont sehr erweitert.<br />
Heute sehe ich die Fülle der<br />
christlichen Traditionen und den Schatz<br />
der gegenseitige Bereicherung: die Liebe<br />
zur Bibel, die wir Katholiken von der<br />
ev<strong>an</strong>gelischen Kirche lernen können, einen<br />
Blick für das Mystische und Ikonenhafte<br />
der Welt, den uns die orthodoxen<br />
Kirchen schenken.<br />
Der Streit zwischen den christlichen Kirchen<br />
ist für mich ein Sk<strong>an</strong>dal. Er macht<br />
das Christentum im so wichtigen Friedensauftrag<br />
für die Welt unglaubwürdig<br />
und teilweise ohnmächtig. Das historische<br />
Modell der christlichen Patriarchate<br />
der ersten 1000 Jahre könnte für<br />
mich ein Lösungsschritt sein, um die<br />
große Bedeutung des Papstes, Patriarchen<br />
und Bischofs von Rom zu sehen<br />
und gleichzeitig im Papsttum nicht einen<br />
großen Stolperstein für die Ökumene<br />
zu haben.<br />
Bernhard Groß