Erfolgsfaktor Mensch - Raimund Schöll Consulting Partner
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unus I/2008<br />
Politik<br />
Erwerbstätigenversicherung<br />
ist die falsche Lösung<br />
In den letzten Monaten waren immer häufiger Stimmen zu hören, die eine Weiterentwicklung der<br />
gesetzlichen Rentenversicherung hin zu einer Erwerbstätigenversicherung forderten. Stärkung<br />
der Solidargemeinschaft, Sanierung der Rentenkassen, Vermeidung der Altersarmut und<br />
Harmonisierung der Sicherungssysteme in Europa sind dabei die Hauptargumente. Doch die<br />
Einbeziehung der Selbständigen und Unternehmer in ein undifferenziertes Einheitssystem und das<br />
Festhalten an traditionellen Instrumenten ist die falsche Lösung. Mehr noch: Es ist ein Rückschritt.<br />
Die angestrebte Sanierung des<br />
staatlichen Rentensystems ist mit<br />
der Einbeziehung weiterer Erwerbstätiger<br />
nicht zu erreichen.<br />
Die entsprechenden Überlegungen<br />
vernachlässigen die Tatsache, dass<br />
die zusätzlichen Beiträge nicht angespart,<br />
sondern zur Deckung des<br />
aktuellen Kapitalbedarfs verwendet<br />
werden. Die heutigen Einzahlungen<br />
ziehen also spätere Ansprüche<br />
nach sich. Die strukturellen Probleme,<br />
mit denen die alternde und<br />
schrumpfende Bevölkerung staatliche<br />
Fürsorgesysteme konfrontiert,<br />
werden damit nicht angegangen.<br />
Vielmehr werden die heute dringend<br />
notwendigen Reformen verzögert<br />
und Problemlösungen auf<br />
künftige Generationen verlagert –<br />
mit unkalkulierbarem Risiko.<br />
Ausgeblendet wird auch, dass einerseits<br />
das derzeitige Rentensystem<br />
auf ein regelmäßiges monatliches<br />
Einkommen, das mit dem<br />
Ausscheiden aus dem aktiven Erwerbsleben<br />
endet, zugeschnitten<br />
ist. Die Einkünfte der Selbständigen<br />
lassen sich jedoch in dieses<br />
Schema nicht pressen. Sie haben<br />
deshalb in den letzten Jahrzehnten<br />
erfolgreich eigene Anstrengungen<br />
unternommen, um sich für das Alter<br />
abzusichern. Laut einer aktuellen<br />
Studie des BDS Bayern sehen<br />
sich zwei Drittel aller Befragten zumindest<br />
ausreichend im Alter ver-<br />
sorgt – ein deutlich höherer Wert<br />
als bei den Einzahlern in die staatliche<br />
Rentenversicherung. Dabei<br />
investieren die Selbständigen und<br />
Unternehmer nicht nur massiv in<br />
die private Vorsorge – ein großer<br />
Teil von ihnen zahlt zusätzlich<br />
auch in die gesetzlichen Rentenkassen<br />
ein. Diese Versorgungswerke<br />
stehen meist auf einem gesunden<br />
Fundament, das nicht zugunsten<br />
eines ineffizienten und unflexiblen<br />
Systems untergraben werden darf.<br />
Die Erfahrungen der letzten Jahre<br />
haben gezeigt, dass hergebrachte<br />
staatliche Sicherungskonzepte keine<br />
Antworten auf die Auflösung klassischer<br />
Erwerbsbiografien, grenzüberschreitender<br />
Mobilität und<br />
demografischen Wandels liefern<br />
können. Erforderlich sind somit eine<br />
hohe Eigenverantwortung der Bürger<br />
sowie individuelle und flexible<br />
Instrumente, die sich im Hinblick auf<br />
die Alterssicherung nur in einem auf<br />
Freiwilligkeit basierenden System einer<br />
kapitalgedeckten Vorsorge effizient<br />
einsetzen lassen. Dieser Weg<br />
wurde bereits erfolgreich mit der<br />
Einführung der Riester- bzw. Rürup-<br />
Rente beschritten und darf nicht<br />
zugunsten populistischer Forderungen<br />
und kurzfristiger Lösungen<br />
verlassen werden. Unternehmer<br />
und Selbständige tragen mit Mut,<br />
Initiative und Verantwortung entscheidend<br />
zur Zukunftssicherung<br />
unserer Gesellschaft bei. Der Gesetzgeber<br />
steht deshalb in der Pflicht,<br />
dieses Engagement mit sinnvollen<br />
Rahmenbedingungen zu fördern.<br />
Staatlicher Dirigismus ist dafür eindeutig<br />
der falsche Weg. (schoe)