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energieumwandlung - KIT - Zentrum Energie

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<strong>Energie</strong> für morgen<br />

<strong>Energie</strong>forschung am Karlsruher Institut für Technologie<br />

<strong>KIT</strong>-ZENTRUM ENERGIE<br />

<strong>KIT</strong> – Universität des Landes Baden-Württemberg und<br />

1<br />

nationales Forschungszentrum in der Helmholtz-Gemeinschaft www.kit.edu


DAS <strong>KIT</strong>-ZENTRUM ENERGIE<br />

In einem einzigen Blitz stecken durchschnittlich 250 kWh elektrische<br />

<strong>Energie</strong>. Dies würde ausreichen, um einen Haushalt zwei bis drei<br />

Wochen mit Strom zu versorgen. Die gesamte <strong>Energie</strong> der täglich auf<br />

der Erde einschlagenden rund zehn Millionen Blitze lässt sich jedoch<br />

kaum wirtschaftlich nutzen.<br />

2<br />

ENERGIE FÜR MORGEN<br />

In naher Zukunft sind weltweit mehr als sieben Milliarden Menschen mit<br />

<strong>Energie</strong> zu versorgen. Das Karlsruher Institut für Technologie (<strong>KIT</strong>) mit der<br />

Mission einer Universität des Landes Baden-Württemberg und eines natio-<br />

nalen Forschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft stellt sich dieser<br />

Herausforderung: Im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> erarbeiten Forscherinnen und<br />

Forscher innovative Konzepte für eine sichere, wirtschaftliche und umwelt-<br />

freundliche <strong>Energie</strong>versorgung.


Mission und Strategie<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> bildet mit 1100<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eines<br />

der größten <strong>Energie</strong>forschungszentren in<br />

Europa. Es bündelt die <strong>Energie</strong>forschungsarbeiten<br />

des <strong>KIT</strong>, dem Zusammenschluss<br />

von Forschungszentrum Karlsruhe und<br />

Universität Karlsruhe sowie namhafter<br />

Kooperationspartner. Dabei überschreitet<br />

es Fachgrenzen und vereint grundlegende<br />

und angewandte Forschung zu allen relevanten<br />

<strong>Energie</strong>n für Industrie, Haushalt,<br />

Dienstleistungen und Mobilität.<br />

Technik- und naturwissenschaftliche, aber<br />

auch wirtschafts-, geistes- und sozialwissenschaftliche<br />

sowie rechtswissenschaftliche<br />

Kompetenzen fließen im<br />

<strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> zusammen, um<br />

den <strong>Energie</strong>kreislauf ganzheitlich zu<br />

betrachten und auch die gesellschaftlichen<br />

Aspekte mit einzubeziehen. Die<br />

<strong>KIT</strong>-<strong>Energie</strong>forschung berücksichtigt alle<br />

Ansätze für eine sichere <strong>Energie</strong>versorgung.<br />

Im Mittelpunkt steht die Entwicklung<br />

eines Gesamtkonzepts für den<br />

<strong>Energie</strong>mix der Zukunft.<br />

Die Arbeit des <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong>s <strong>Energie</strong><br />

gliedert sich daher in sieben Topics:<br />

<strong>Energie</strong>umwandlung<br />

Erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />

<strong>Energie</strong>speicherung und<br />

<strong>Energie</strong>verteilung<br />

Effiziente <strong>Energie</strong>nutzung<br />

Fusionstechnologie<br />

Kernenergie und Sicherheit<br />

<strong>Energie</strong>systemanalyse<br />

Wissensdreieck<br />

<strong>KIT</strong> setzt wie die Europäische Union auf<br />

das Wissensdreieck Forschung – Lehre –<br />

Innovation. Die Nähe zur Spitzenforschung<br />

macht eine Ausbildung am <strong>KIT</strong> höchst<br />

attraktiv. Zugleich nutzt das <strong>KIT</strong> sein enormes<br />

Innovationspotential als Kooperationspartner<br />

der Wirtschaft, damit sich exzellente<br />

Forschungsergebnisse zeitnah in<br />

marktfähige Produkte umsetzen lassen.<br />

Die Sonne ist die ursprüngliche <strong>Energie</strong>quelle für alle Lebensformen auf der Erde.<br />

Organisation und<br />

Kooperationen<br />

Am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> sind mehr als<br />

60 Institute des <strong>KIT</strong>-Campus Süd und<br />

des <strong>KIT</strong>-Campus Nord beteiligt. Fachliche<br />

Koordination und strategische Planung<br />

obliegen einem wissenschaftlich geführten<br />

Lenkungsgremium. Ein wissenschaftlicher<br />

Beirat begleitet die strategische Weiterentwicklung<br />

des <strong>Zentrum</strong>s.<br />

Die beteiligten Institute und Forschergruppen<br />

führen ihre Arbeiten eigenverantwortlich<br />

aus. Wissenschaftler wirken<br />

interdisziplinär zusammen, verbinden<br />

Themen miteinander und nutzen hochwertige<br />

Geräte und Anlagen gemeinsam. So<br />

entsteht eine neue Qualität von Forschung<br />

und Lehre. Eine fächerübergreifende <strong>KIT</strong><br />

School of Energy bietet der Lehre ideale<br />

Rahmenbedingungen. Für externe<br />

Partner aus der Industrie erarbeitet<br />

das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> energietechnische<br />

Lösungen aus einer Hand. Überdies<br />

fungiert es als kompetenter<br />

Ansprechpartner in <strong>Energie</strong>fragen<br />

für Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft.<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> arbeitet<br />

eng mit anderen Universitäten und<br />

Forschungseinrichtungen zusammen.<br />

Zu den zahlreichen Kooperationspartnern<br />

gehören die Universitäten Heidelberg und<br />

Stuttgart sowie die Einrichtungen der<br />

Helmholtz-Gemeinschaft, besonders<br />

das Deutsche <strong>Zentrum</strong> für Luft- und<br />

Raumfahrt (DLR), das Forschungszentrum<br />

Jülich, das GeoForschungs<strong>Zentrum</strong><br />

Potsdam und das Max-Planck-Institut für<br />

Plasmaphysik in Garching. In Karlsruhe<br />

angesiedelt ist das Europäische Institut<br />

für <strong>Energie</strong>forschung (EIFER). KIC<br />

InnoEnergy, eines von drei „Knowledge<br />

and Innovation Communities“ (KICs)<br />

des European Institute of Innovation and<br />

Technology, hat seinen deutschen Sitz in<br />

Karlsruhe unter Federführung des <strong>KIT</strong>. Das<br />

Landesforschungszentrum für Geothermie,<br />

das die Möglichkeiten einer sicheren<br />

Nutzung der Tiefengeothermie erforscht,<br />

ist ebenfalls an das <strong>KIT</strong> angegliedert.<br />

3


TOPIC 1: ENERGIEUMWANDLUNG<br />

Experiment zur Verbrennungsforschung: Ein Mitarbeiter des <strong>KIT</strong>-<br />

<strong>Zentrum</strong>s <strong>Energie</strong> untersucht die Wechselwirkungen zwischen Tropfen<br />

und begrenzenden Wänden in Gasturbinen und Verbrennungsmotoren.<br />

Die Particle Tracking Velocimetry, ein laseroptisches Messverfahren,<br />

liefert Informationen über Geschwindigkeit und Verteilung der Tropfen.<br />

4<br />

FORSCHEN FÜR<br />

VERBESSERTE<br />

VERBRENNUNG<br />

<strong>Energie</strong>umwandlung heißt, <strong>Energie</strong>n aus natürlich vorkommenden<br />

<strong>Energie</strong>quellen so umzuformen, dass sie sich für die gewünschten Zwecke<br />

nutzen lassen. Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> befasst sich mit der gesamten Kette<br />

und mit sämtlichen Arten der <strong>Energie</strong>umwandlung. Übergeordnetes Ziel ist,<br />

die <strong>Energie</strong>umwandlungsprozesse möglichst wirksam, wirtschaftlich und<br />

umweltverträglich zu gestalten. Im Fokus der Forschung steht besonders die<br />

Verbrennung.


Die künftige <strong>Energie</strong>versorgung verlangt<br />

<strong>Energie</strong>umwandlungssysteme von hoher<br />

Effizienz. Wichtige Kriterien sind Leis-<br />

tungsdichte, Wirkungsgrad, Verfügbarkeit<br />

und Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit,<br />

Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit.<br />

Die Forscherinnen und Forscher<br />

am <strong>KIT</strong> untersuchen und bewerten die gesamte<br />

Kette und sämtliche Arten der<br />

<strong>Energie</strong>umwandlung. Im Fokus stehen<br />

thermochemische Prozesse, das heißt vor<br />

allem Verbrennungsvorgänge, aber auch<br />

elektrochemische Prozesse in Brennstoffzellen<br />

oder elektromechanische Vorgänge<br />

in Generatoren.<br />

Zwar wächst die Bedeutung von <strong>Energie</strong>umwandlungssystemen<br />

auf der Basis von<br />

Wasser-, Wind- und Sonnenenergie sowie<br />

Geothermie. Höchste Priorität aber kommt<br />

nach wie vor den Anlagen und Verfahren<br />

zur thermochemischen Umwandlung von<br />

Brennstoffen zu. Dies ist vor allem darauf<br />

zurückzuführen, dass chemische Brennstoffe<br />

sich speichern lassen und dadurch<br />

bedarfs- und anforderungsgemäß in stationären<br />

wie auch in mobilen Einrichtungen<br />

und Geräten einzusetzen sind, besonders<br />

um elektrische <strong>Energie</strong> bereitzustellen.<br />

Zusätzlich besitzen chemische Brennstoffe<br />

eine ausgesprochen hohe <strong>Energie</strong>dichte –<br />

<strong>Energie</strong> pro Masseeinheit – was sich gera-<br />

Laminare Vormischflamme: Brennstoff und<br />

Oxidator sind vorgemischt; die Strömung ist<br />

geordnet.<br />

Wirkungsgrad<br />

In einem abgeschlossenen System<br />

bleibt die Gesamtenergie konstant.<br />

Das heißt, <strong>Energie</strong> lässt sich<br />

weder erzeugen noch vernichten.<br />

Allerdings treten beim Wandeln<br />

von <strong>Energie</strong> häufig <strong>Energie</strong>formen<br />

auf, die sich für den betreffenden<br />

Anwendungszweck nur schwer<br />

nutzen lassen, beispielsweise die von<br />

Elektrogeräten erzeugte Abwärme.<br />

Je größer der nutzbare Anteil der<br />

<strong>Energie</strong>, desto höher der Wirkungsgrad<br />

der <strong>Energie</strong>umwandlung.<br />

de bei mobilen Anwendungen vorteilhaft<br />

auswirkt.<br />

Demgemäß befasst sich das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong><br />

<strong>Energie</strong> im Topic „<strong>Energie</strong>umwandlung“<br />

hauptsächlich mit neuartigen Brennstoffen<br />

von geringem Kohlenstoffgehalt aus verschiedensten<br />

Rohstoffen, mit Prozessen<br />

zur thermochemischen Umwandlung sowie<br />

mit darauf basierenden hoch entwickelten<br />

technischen Systemen. In die<br />

Betrachtung ist die gesamte Kette vom<br />

Rohstoff über den Umwandlungsvorgang<br />

bis hin zur Maschine einbezogen. Es gilt,<br />

geeignete physikalisch-chemische Prozesse<br />

zu konzipieren, zu analysieren und zu validieren.<br />

Parallel dazu sind diagnostische<br />

Methoden zu entwickeln, welche über die<br />

bisher verfügbaren Methoden hinaus-<br />

gehen und es ermöglichen, Prozesse für<br />

Grundlagenexperimente wie auch auf<br />

Komponenten-, Maschinen- oder<br />

Systembasis detailliert zu untersuchen.<br />

Auch geht es darum, analytische und numerische<br />

Methoden und Modelle für alle<br />

Stufen der <strong>Energie</strong>umwandlung auszuarbeiten.<br />

Die Wissenschaftlerinnen und Wissen-<br />

schaftler am <strong>KIT</strong> untersuchen in unter-<br />

schiedlichsten Forschungszusammenhängen<br />

grundlegende Vorgänge, wie die<br />

chemischen Reaktionen bei der Synthese<br />

alternativer Brennstoffe und auch komplexere<br />

Prozesse wie die thermochemische<br />

Getreidestaub-Deflagration: Eine Deflagration<br />

ist ein schneller Verbrennungsvorgang,<br />

der im Unterschied zur Detonation unterhalb<br />

der Schallgeschwindigkeit abläuft.<br />

<strong>Energie</strong>form und<br />

<strong>Energie</strong>umwandlung<br />

<strong>Energie</strong> kommt in verschiedenen<br />

Formen vor, etwa als chemische<br />

<strong>Energie</strong>, thermische <strong>Energie</strong> (Wärme)<br />

oder mechanische <strong>Energie</strong>, und lässt<br />

sich von einer Form in eine andere<br />

umwandeln. <strong>Energie</strong> aus natürlich<br />

vorkommenden <strong>Energie</strong>quellen<br />

wie fossile Brennstoffe, Biomasse,<br />

Wasserkraft, Kernenergie oder Geothermie<br />

werden dadurch zu <strong>Energie</strong>formen<br />

wie Elektrizität, <strong>Energie</strong>trägern<br />

wie Druckluft oder Wasserstoff<br />

und zu den vom Verbraucher benötigten<br />

Endenergien.<br />

Umsetzung solcher Brennstoffe mit innovativen<br />

Technologien. Ebenso befassen sie<br />

sich mit Möglichkeiten, die Zuverlässigkeit<br />

und Lebensdauer von Maschinen zu erhöhen,<br />

etwa thermisch hoch belastete<br />

Komponenten aus extrem temperaturbeständigen<br />

Materialien zu fertigen und<br />

für angemessene Kühlung zu sorgen. Da<br />

die dabei entwickelten Werkzeuge und<br />

Verfahren interdisziplinär anwendbar sind,<br />

lassen sie sich auf andere Bereiche übertragen<br />

und für Querschnittsaufgaben nutzen.<br />

5


TOPIC 1: ENERGIEUMWANDLUNG<br />

Neuartige Brennstoffe<br />

Die <strong>Energie</strong>versorgung beruht in Zukunft,<br />

obwohl Solarenergie und andere alternative<br />

<strong>Energie</strong>quellen leichter verfügbar werden,<br />

weiterhin wesentlich auf chemischen<br />

Brennstoffen. Diese können wie in der<br />

Vergangenheit aus fossilen Quellen<br />

stammen oder aber aus verschiedenen<br />

Biomassen gewonnen werden. Eine Son-<br />

derstellung nimmt Wasserstoff ein. Grundsätzlich<br />

geht es darum, fossile Brennstoffe<br />

einzusparen, neue Rohstoffe mit differierenden<br />

Eigenschaften zu verarbeiten,<br />

den Ausstoß von Kohlendioxid (CO 2 )<br />

zu reduzieren, künftige Standards für<br />

Brennstoffe zu erfüllen sowie innovative<br />

<strong>Energie</strong>umwandlungstechniken anzuwenden.<br />

Diese vielfältigen Herausforderungen<br />

legen es nahe, neuartige chemische<br />

Brennstoffe maßzuschneidern.<br />

Die Karlsruher Forscher entwickeln die<br />

Grundlagen, um solche neuartigen chemischen<br />

Brennstoffe zu konzipieren<br />

und herzustellen. Besonders berücksichtigen<br />

sie dabei Zusammensetzung<br />

und Eigenschaften der Rohstoffe sowie<br />

Möglichkeiten, die CO 2 -Emissionen zu verringern.<br />

6<br />

Verbrennung<br />

Die Verbrennung ist eine chemische Reaktion: Ein fester, flüssiger oder gasförmiger<br />

(Brenn-)Stoff reagiert mit einem Oxidationsmittel, beispielsweise Sauerstoff.<br />

Dabei geht der Brennstoff mit dem Oxidationsmittel eine Verbindung ein. Diese<br />

chemische Reaktion setzt Wärme frei. Damit die Verbrennungsreaktion einsetzt, ist<br />

eine bestimmte Temperatur erforderlich. Ist diese Entzündungstemperatur erreicht,<br />

läuft die Verbrennung ohne weitere <strong>Energie</strong>zufuhr von außen ab und liefert Wärme.<br />

Verbrennung ist die älteste Technik der Menschheit überhaupt. Heute beruht die<br />

weltweite <strong>Energie</strong>versorgung zu rund 90 Prozent auf <strong>Energie</strong> aus Verbrennungsvorgängen.<br />

Die Verbrennung ist demnach die chemische Reaktion mit dem größten<br />

Anwendungsbereich und die Reaktion, bei der die größten Stoff- und <strong>Energie</strong>umsätze<br />

stattfinden.<br />

Thermochemische und<br />

elektrochemische Prozesse<br />

Ob Prozessenergie, Gas- und Dampfturbinen<br />

oder Verbrennungsmotoren – viele<br />

wichtige Anwendungen und Anlagen zur<br />

<strong>Energie</strong>umwandlung erfordern per se<br />

thermische <strong>Energie</strong> auf hohem Temperatur-<br />

und Druckniveau. Zukünftige Transportsysteme<br />

am Boden und in der Luft<br />

werden hohe spezifische Leistungen auf-<br />

weisen müssen. Um angemessene Reichweiten<br />

sicherzustellen, bedarf es entspre-<br />

chender Brennstoffe mit großer <strong>Energie</strong>dichte.<br />

Demnach ist und bleibt die Verbrennung<br />

von chemischen Brennstoffen<br />

grundlegend für zukunftsfähige und nachhaltige<br />

<strong>Energie</strong>umwandlungskonzepte.<br />

Innovative Technologien zur Verbrennung<br />

müssen darauf ausgerichtet sein, mit begrenzten<br />

Ressourcen umzugehen, alternative<br />

Brennstoffe zu nutzen und verschie-<br />

dene thermochemische Prozesse zu koppeln,<br />

um <strong>Energie</strong> freizusetzen. Aus diesen<br />

Herausforderungen folgen aktuelle Ziele<br />

der Forschung: Verbrennungsvorgänge für<br />

Laser-Doppler-Anemometrie: Dabei handelt es sich um ein berührungsloses optisches Messverfahren, mit dem sich Geschwindigkeitskomponenten<br />

von Strömungen messen lassen. Die Aufnahme zeigt die Analyse des Strömungsfelds einer transsonischen (schallnahen) Turbinenstufe.


technische Systeme mit erheblich gesteigertem<br />

Wirkungsgrad, Verbrennung von<br />

speziell entworfenen kohlenstofffreien<br />

oder CO 2 -neutralen neuen Brennstoffen<br />

sowie miteinander gekoppelte Kombinationen<br />

von chemischer Stoffumwandlung<br />

und <strong>Energie</strong>umwandlung.<br />

Bei der Nutzung chemischer Brennstoffe<br />

entstehen neben Kohlendioxid weitere<br />

Schadstoffe wie Kohlenmonoxid und<br />

unverbrannte Kohlenwasserstoffe, Stickoxide<br />

und Partikel. Ihre Menge lässt sich<br />

mit neuartigen Konzepten deutlich reduzieren.<br />

Dabei muss jedoch stets eine stabile<br />

Verbrennung gewährleistet sein: In Gas-<br />

turbinen und Flugtriebwerken beispielsweise<br />

ist es unbedingt erforderlich, störende<br />

Instabilitäten wie Verlöschen und Flam-<br />

menschwingungen zu vermeiden und<br />

durch eine kontrollierte Gemischaufberei-<br />

tung bauteilschädigende Erscheinungen<br />

wie Flammenrückschlag und Selbstzün-<br />

dung auszuschließen. Bei Verbrennungsprozessen<br />

in Wärmekraftmaschinen geht<br />

es darum, den Wärmeverlust durch Strah-<br />

lung zu minimieren, bei Feuerungssystemen<br />

von Kesseln hingegen gilt es, den<br />

Strahlungswärmeübergang zu intensivieren.<br />

Chemische <strong>Energie</strong> lässt sich auch direkt in<br />

elektrische <strong>Energie</strong> umwandeln. Dies geschieht<br />

durch so genannte galvanische<br />

Elemente, beispielsweise in Batterien und<br />

Akkumulatoren. Auch Brennstoffzellen<br />

sind galvanische Elemente: Sie wandeln<br />

die chemische <strong>Energie</strong> eines laufend zuge-<br />

führten Brennstoffs und eines Oxidationsmittels<br />

in elektrische <strong>Energie</strong> um. Damit<br />

erübrigt sich der bei konventionellen<br />

Kraftwerken erforderliche Umweg über<br />

thermische und mechanische <strong>Energie</strong>. So<br />

ist der thermodynamische Wirkungsgrad<br />

größer, der bei Turbinen und Verbrennungsmotoren<br />

eine grundsätzliche<br />

Beschränkung darstellt. Die Brennstoffzelle<br />

ist demnach potenziell effizienter. Die For-<br />

scher am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> befassen<br />

sich vor allem mit der Hochtemperatur-<br />

Festelektrolyt-Brennstoffzelle SOFC. Um<br />

die Leistungsdichte weiter zu steigern, entwickeln<br />

sie unter anderem hochleistungsfähige<br />

Elektrodenstrukturen und untersu-<br />

chen den Betrieb von SOFC unter schnell<br />

veränderlichen elektrischen Belastungen,<br />

wie sie bei den meisten Anwendungen<br />

auftreten.<br />

Technische Systeme<br />

Innovative technische Systeme und Maschinen,<br />

die auf Verbrennungsprozessen basieren,<br />

müssen auf die von ihnen umgesetzten<br />

neuen Brennstoffe und neuartigen<br />

Konzepte abgestimmt sein. Andererseits<br />

sind die spezifischen Eigenschaften der<br />

Systeme und Maschinen bei der Entwick-<br />

lung von Brennstoffen und Verbrennungs-<br />

konzepten zu berücksichtigen. Daher greifen<br />

die verschiedenen Forschungsfelder<br />

vielfach ineinander.<br />

Gasturbinen und Verbrennungsmotoren<br />

Die Forschung am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

befasst sich vor allem mit wegweisenden<br />

Ansätzen für Gasturbinen und Verbrennungsmotoren.<br />

Gasturbinen wirken wesentlich bei der<br />

<strong>Energie</strong>umwandlung in stationären<br />

Systemen und bei der Bereitstellung elektrischer<br />

<strong>Energie</strong> in Einzel- oder Kombi-<br />

prozessen mit. Bei Kombiprozessen sind<br />

bis jetzt thermische Wirkungsgrade von bis<br />

zu 60 Prozent erreicht worden. Die kommerzielle<br />

Luftfahrt setzt ausschließlich<br />

Gasturbinen in Form von Turbofan- oder<br />

Turboproptriebwerken als Antriebssysteme<br />

ein.<br />

Die zu den Kolbenmaschinen zählenden<br />

Verbrennungsmotoren werden gegenwärtig<br />

als Dieselmotor/Selbstzünder oder<br />

Ottomotor/Fremdzünder konzipiert. Sie<br />

treiben sämtliche straßengebundenen<br />

Fahrzeuge, alle nichtelektrischen schienen-<br />

gebundenen Fahrzeuge sowie die meisten<br />

Schiffe an. Darüber hinaus werden sie zur<br />

dezentralen Stromversorgung in kleinerem<br />

Leistungsbereich eingesetzt. Das <strong>KIT</strong>-<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> entwickelt sowohl für<br />

Diesel- als auch für Ottomotoren neue<br />

schadstoffarme und verbrauchsoptimierte<br />

Thermalanalyse des Kühlsystems einer<br />

Turbinenstufe: Das von einer Infrarotkamera<br />

aufgenommene Wärmebild zeigt die mit zunehmender<br />

Lauflänge abnehmende Effektivität<br />

einer Reihe von Kühlbohrungen.<br />

Ein Mitarbeiter des <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong>s <strong>Energie</strong><br />

untersucht die Schadstoffbildung in teilweise<br />

vorgemischten Sprayflammen.<br />

Brennverfahren mit Kraftstoffen aus fossilen<br />

sowie aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n. Dabei<br />

setzen die Wissenschaftler modernste<br />

Simulationswerkzeuge, Abgas- und Indiziermesstechnik<br />

sowie zahlreiche optische<br />

und laseroptische Methoden ein und<br />

arbeiten an einer Reihe von Motorenprüfständen.<br />

Zudem untersuchen sie innovative<br />

Aufladekonzepte, um bei Diesel- und<br />

Ottomotoren die Leistung zu steigern, den<br />

Wirkungsgrad zu erhöhen und den Schadstoffausstoß<br />

zu verringern. Das Spektrum<br />

der Projekte reicht von der Grundlagenforschung<br />

bis hin zu Arbeiten an seriennahen<br />

Aggregaten in enger Kooperation<br />

mit Automobilherstellern und Zulieferern.<br />

7


TOPIC 1: ENERGIEUMWANDLUNG<br />

Inzwischen haben sowohl Gasturbinen<br />

als auch Verbrennungsmotoren, was<br />

ihre Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit<br />

und Umweltverträglichkeit betrifft, einen<br />

hohen Entwicklungsstand erreicht.<br />

Um ihre Effektivität noch weiter zu steigern,<br />

verfolgen die Wissenschaftler am<br />

<strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> sowohl evolutionäre<br />

als auch revolutionäre Ansätze.<br />

Auf evolutionärem Weg versprechen<br />

neue Materialien, die Verringerung von<br />

Strömungs- und Wärmeverlusten, die weitere<br />

Anhebung der Systemdrücke und<br />

Systemtemperaturen sowie verbesserte<br />

Kühlverfahren beachtliche Fortschritte.<br />

Diese Maßnahmen werden aber erst durch<br />

den Einsatz von innovativen Messtechniken<br />

und verbesserten numerischen Werk-<br />

zeugen sowie durch die konsequente<br />

Ausschöpfung des Potenzials neuartiger<br />

Fertigungsverfahren möglich. In neue Rich-<br />

tungen weisen schadstoffarme Brenn-<br />

kammern für zukünftige Flugtriebwerke,<br />

Verbrennungsmotoren mit Direkteinspritzung<br />

und homogener Selbstzündung,<br />

innovative Kraftwerksprozesse sowie<br />

Systeme der Kraft-Wärme- und Kraft-<br />

Wärme-Kälte-Kopplung.<br />

Brennstoffzellen<br />

Auch Brennstoffzellen-Systeme und ihre<br />

Komponenten sind Gegenstand der<br />

Forschung im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong>. Dabei<br />

geht es vor allem darum, die Zuverlässig-<br />

keit und Lebensdauer zu erhöhen, um<br />

diese Technologie konkurrenzfähig zu<br />

machen. Ein Schwerpunkt liegt auf der<br />

keramischen Hochtemperatur-Brennstoff-<br />

Im Brennstoffzellentestlabor: Unter-<br />

suchung eines Brennstoffzellen-Stacks.<br />

8<br />

Test von Hochtemperatur-Brennstoffzellen (SOFC) in Prüfständen des Instituts für Werkstoffe<br />

der Elektrotechnik: Diese Prüfstände ermöglichen die Untersuchung von Brennstoffzellen auf<br />

Leistung, Zuverlässigkeit und Lebensdauer.<br />

zelle SOFC. Diese besitzt großes Potenzial<br />

für stationäre – und mobile – Anwendungen,<br />

wie Prototypen verschiedener<br />

Leistungsklassen und Baukonzepte seit<br />

Ende der 1990er Jahre gezeigt haben.<br />

Der elektrische Wirkungsgrad kann deutlich<br />

über dem von konventionellen Ener-<br />

gieerzeugungsanlagen liegen. Jedoch ist<br />

wegen der hohen Anforderungen an der-<br />

artige Systeme noch erhebliche Entwicklungsarbeit<br />

zu leisten, so dass in den kommenden<br />

zehn Jahren noch nicht mit einer<br />

Markteinführung zu rechnen ist. Die For-<br />

schung fokussiert unterdessen auf Kompo-<br />

nenten für Brennstoffzellen-Stacks, das<br />

heißt Stapel von hintereinander geschalteten<br />

Brennstoffzellen, sowie zunehmend<br />

Brennstoffzelle<br />

auch auf Methoden, Alterungsprozesse zu<br />

identifizieren und die Lebensdauer zu ermitteln.<br />

Im Einzelnen entwickeln die Forscher am<br />

<strong>KIT</strong> neue funktionskeramische Materialien<br />

und Verbundstrukturen. Dabei setzen sie<br />

einerseits bewährte keramische Verfah-<br />

ren zur Synthese der Ausgangsstoffe ein,<br />

andererseits aber auch Dickschicht-<br />

technologien wie Folienziehtechnik und<br />

Siebdruck, Dünnschichttechnologien und<br />

spezielle Sintertechnologien. Die Eigen-<br />

schaften der Werkstoffe und Einzelzellen<br />

werden experimentell charakterisiert und<br />

parallel dazu mathematisch modelliert und<br />

rechnergestützt simuliert.<br />

Eine Brennstoffzelle besteht aus Elektroden, die durch eine Elektrolytmembran voneinander<br />

getrennt sind. Sie wandelt die chemische <strong>Energie</strong> eines Brennstoffs direkt<br />

in elektrische <strong>Energie</strong> um.<br />

Unter den verschiedenen Brennstoffzellen gilt die Hochtemperatur-Festelektrolyt-<br />

Brennstoffzelle (Solid Oxide Fuel Cell – SOFC) als besonders flexibel: Dank der hohen<br />

Betriebstemperaturen lassen sich neben dem klassischen Brenngas Wasserstoff<br />

auch andere <strong>Energie</strong>träger wie Erdgas, Flüssiggas, Benzin oder Diesel einsetzen.


Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> beteiligt sich auch<br />

an der Entwicklung von Hilfstriebwerken<br />

(Auxiliary Power Units – APU) mit SOFC<br />

für Fahrzeuge. Ein mit Diesel betriebenes<br />

Brennstoffzellen-System soll statt der<br />

Lichtmaschine die elektrischen Geräte an<br />

Bord mit <strong>Energie</strong> versorgen.<br />

Querschnittsaufgaben und<br />

Infrastruktur<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> vereint die um-<br />

fassenden Kompetenzen, Ressourcen und<br />

Infrastrukturen, welche das Forschungszentrum<br />

und die Universität Karlsruhe für<br />

ihre jeweilige <strong>Energie</strong>forschung aufgebaut<br />

haben. Die Bündelung eröffnet neue<br />

Perspektiven international herausragender<br />

Forschung und neue Chancen, die Thematik<br />

ganzheitlich anzugehen, um die meistversprechenden<br />

Optionen für die <strong>Energie</strong>versorgung<br />

der Zukunft zu identifizieren.<br />

Eine weltweit einzigartige Zusammenstellung<br />

von großen Pilotanlagen auf dem<br />

<strong>KIT</strong>-Campus Nord dient unter anderem<br />

dazu, verschiedene Brennstoffe zu charakterisieren<br />

und die energetische Verwertung<br />

von Ersatzbrennstoffen, etwa aus biogenen<br />

Abfällen, zu optimieren. Dabei untersuchen<br />

die Wissenschaftler Prozessleittechnik<br />

und Korrosion, die Anpassung an unterschiedliche<br />

Materialströme, die Hochtemperatur-Hochdruck-Gasreinigung<br />

sowie<br />

das Entstehen, Verhalten und Filtern von<br />

Feinstpartikeln. Eine Hochdruck-Hochtemperatur-Anlage<br />

auf dem Campus Süd gestattet<br />

es, Gemischaufbereitung und Verbrennung<br />

flüssiger und gasförmiger<br />

Brennstoffe unter gasturbinentypischen<br />

Bedingungen zu untersuchen. Die Versuchseinrichtungen<br />

in den einzelnen am<br />

<strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> beteiligten<br />

Instituten sind mit umfangreicher Mess-<br />

und Diagnosetechnik, die großenteils<br />

auf berührungslosen (laser-) optischen<br />

Verfahren beruht, sowie mit dezentralen<br />

Rechenanlagen ausgestattet.<br />

Die Struktur des <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong>s <strong>Energie</strong> unterstützt<br />

den Transfer von Grundlagenforschung<br />

zu angewandter Forschung.<br />

Eine Verbindung ist aber auch in umgekehrter<br />

Richtung gewährleistet, denn<br />

Herausforderungen auf der System-,<br />

Maschinen- und Komponentenebene ziehen<br />

wiederum neue Grundlagenuntersuchungen<br />

nach sich. Im Arbeitsbereich<br />

„<strong>Energie</strong>umwandlung“ wie in allen weiteren<br />

Topics bilden die Querschnittsaufgaben<br />

Messtechnik sowie Modellierung und<br />

Simulation wichtige Klammern zwischen<br />

Grundlagenforschung und angewandter<br />

Forschung. Zugleich verbinden Messtechnik,<br />

Modellierung und Simulation als<br />

Querschnittsaufgaben die einzelnen Topics<br />

im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> miteinander.<br />

Partnerschaften und<br />

Kooperationen<br />

Die Verbindung von universitärer Grundlagenforschung<br />

und großskalig angelegten<br />

Untersuchungen in einem Forschungszentrum<br />

gewährleistet auch einen effektiven<br />

Transfer von Innovationen in die <strong>Energie</strong>industrie.<br />

So sind intensive Kooperationen<br />

mit den Unternehmen <strong>Energie</strong> Baden-<br />

Württemberg AG (EnBW) und der<br />

Electricité de France (EDF) gewachsen. Die<br />

EDF ist über das European Institute for<br />

Energy Research (EIfER) mit dem <strong>KIT</strong> verbunden.<br />

Von besonderer Bedeutung sind<br />

auch langfristige Kooperationen mit der<br />

Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO).<br />

Gemeinsam mit zahlreichen Herstellern<br />

von Gasturbinen, Verbrennungsmotoren<br />

und Antriebssystemen, wie Siemens Power<br />

Generation, Alstom, Rolls-Royce, MTU,<br />

Avio, Volvo, SNECMA, Daimler, VW und<br />

Bosch, arbeitet das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> an<br />

Verbrennungskonzepten und anderen<br />

Technologien zur <strong>Energie</strong>umwandlung.<br />

In der Gasturbinenforschung besteht an<br />

der Universität Karlsruhe seit 2007 eines<br />

von weltweit 29 Rolls-Royce University<br />

Technology Centres (UTC).<br />

Die Forschung im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

läuft in der Regel in zahlreichen größeren<br />

Verbundforschungsvorhaben zur <strong>Energie</strong>umwandlung.<br />

Genannt seien an dieser<br />

Stelle exemplarisch der DFG-Sonderforschungsbereich<br />

SFB 606 „Instationäre<br />

Verbrennung“ und das von den Landesregierungen<br />

Baden-Württemberg und<br />

Bayern finanzierte Projekt „Kraftwerke<br />

des 21. Jahrhunderts“ (KW 21). Weitere<br />

Projekte sind das vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

finanzierte Programm „CO 2 -<br />

Reduktionstechnologien/CO 2 -Reduktion<br />

durch Effizienzsteigerung“ (COOREFF/<br />

COORETEC), die Arbeitsge-meinschaft<br />

„Hochtemperaturgasturbine“ (AG Turbo)<br />

sowie zahlreiche Vorhaben innerhalb<br />

des 6. und 7. Rahmenprogramms der<br />

Europäischen Union. An solchen Verbundforschungsvorhaben<br />

sind die Institute auf<br />

dem Campus Süd und dem Campus Nord<br />

des <strong>KIT</strong> federführend beteiligt.<br />

Gemischbildung in direkt einspritzenden Ottomotoren: Aufprall einer Kette von Tropfen mit<br />

exakt gleichem Durchmesser auf eine heiße Wand.<br />

9


TOPIC 2: ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

Mit der bioliq ® -Pilotanlage auf dem Campus Nord des<br />

<strong>KIT</strong> lassen sich hochwertige chemische <strong>Energie</strong>träger<br />

gewinnen.<br />

10<br />

KLUGE KOMBINATIONEN<br />

SICHERN NACHHALTIGKEIT<br />

Die Forschung am <strong>KIT</strong> befasst sich mit sämtlichen erneuerbaren <strong>Energie</strong>n.<br />

Dabei liegt der Fokus auf den grundlastfähigen <strong>Energie</strong>trägern Biomasse<br />

und Geothermie. Die Karlsruher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

sehen die Zukunft der <strong>Energie</strong>versorgung darüber hinaus in Hybridkraft-<br />

werken, die aus verschiedenen <strong>Energie</strong>trägern elektrische und thermische<br />

Leistung bereitstellen.


Erneuerbare <strong>Energie</strong>n stammen aus nach<br />

menschlichen Maßstäben unerschöpflichen<br />

Quellen. So wird die Sonne, welche<br />

die Quelle der solaren und der meisten<br />

anderen erneuerbaren <strong>Energie</strong>n bildet,<br />

noch Milliarden von Jahren scheinen. –<br />

Die Bezeichnung „erneuerbar“ ist dennoch<br />

nicht ganz zutreffend, da <strong>Energie</strong><br />

sich genau genommen weder verbrauchen<br />

noch erneuern lässt: Nach<br />

dem <strong>Energie</strong>erhaltungssatz bleibt die<br />

Gesamtenergie eines in sich abgeschlossenen<br />

Systems konstant. Erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>n nutzen heißt demnach, natürliche<br />

<strong>Energie</strong>ströme teilweise umzuleiten<br />

und für den Menschen verwendbar zu<br />

machen.<br />

Fossile <strong>Energie</strong>träger wie Kohle, Erdöl und<br />

Erdgas sind innerhalb von menschlichen<br />

Zeiträumen nur noch begrenzt verfügbar.<br />

Auch machen sie Deutschland von Importen<br />

abhängig. Ihre Nutzung ist überdies<br />

mit erheblichen CO 2 -Emissionen verbunden<br />

und trägt dadurch zur globalen<br />

Erwärmung bei. Daher ist geplant, den<br />

Anteil erneuerbarer <strong>Energie</strong>n in Deutschland<br />

und auch weltweit auszubauen.<br />

Erneuerbare <strong>Energie</strong>n, auch als regenerative<br />

<strong>Energie</strong>n bezeichnet, sparen<br />

Ressourcen und schonen das Klima.<br />

Manche von ihnen sind allerdings nicht<br />

gleichmäßig verfügbar, sondern je nach<br />

Tages- und Jahreszeit und Region beträchtlichen<br />

Schwankungen unterworfen:<br />

Die Sonne scheint nicht immer, Wind<br />

weht nicht regelmäßig. Uneingeschränkt<br />

grundlastfähig, das heißt kontinuierliche<br />

Versorgung gewährleistend, sind<br />

die regenerativen <strong>Energie</strong>n Biomasse und<br />

Geothermie.<br />

<strong>Energie</strong> aus Biomasse<br />

Biomasse setzt bei ihrer Verbrennung effektiv<br />

nur so viel CO 2 frei, wie die Pflanze<br />

beim Wachstum aus der Atmosphäre aufgenommen<br />

hat. Daher fällt die CO 2 -<br />

Bilanz günstiger aus als bei fossilen<br />

<strong>Energie</strong>trägern. In weiten Teilen der Welt<br />

dient Biomasse noch heute als Brennstoff<br />

zum Heizen und Kochen. Dieser ineffizi-<br />

Biomasse<br />

Biomasse ist gespeicherte Sonnenenergie. Sie entsteht durch Photosynthese:<br />

Mithilfe von Farbstoffen absorbieren Pflanzen die Lichtenergie, überführen sie in<br />

chemische <strong>Energie</strong> und synthetisieren daraus organische Stoffe. Tiere nehmen von<br />

Pflanzen aufgebaute Biomasse mit der Nahrung auf.<br />

Biomasse ist ein nachwachsender Rohstoff, lagerfähig, transportierbar und vielfältig<br />

nutzbar: als Nahrungsmittel oder Futtermittel, als <strong>Energie</strong>träger, als chemischer<br />

Grundstoff, Werkstoff oder Wirkstoff.<br />

Fossile Ressourcen lassen sich ersetzen durch Biomasse über:<br />

direkte energetische Verwertung in Verbrennungs- und Kraftwerksanlagen, um<br />

Strom und Wärme zu gewinnen<br />

indirekte energetische Verwertung durch Umwandlung in chemische <strong>Energie</strong>träger<br />

wie Kraftstoff, Biogas, Wasserstoff<br />

stoffliche Verwertung, um chemische Grundstoffe, Werkstoffe, Spezialchemikalien<br />

oder Wirkstoffe beispielsweise für Arzneimittel zu gewinnen<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> befasst sich mit der energetischen Verwertung von Bio-<br />

masse vor allem auf dem indirekten Weg über chemische <strong>Energie</strong>träger.<br />

Rapsschrot Pappe Ölpalme: Schalen Bambus<br />

Ölpalme: Fasern Heu Miscanthus<br />

Stroh<br />

Gespeicherte Sonnenenergie: Biomasse lässt sich lagern, transportieren und vielfältig nutzen.<br />

enten traditionellen Nutzung stehen moderne<br />

Technologien zur Verwertung von<br />

Biomasse gegenüber. Neue Perspektiven<br />

eröffnen sich darüber hinaus durch die<br />

Erzeugung von Wasserstoff aus grüner<br />

Biomasse sowie durch die Erschließung<br />

neuer Biomassequellen – beispielsweise<br />

Algen.<br />

Die Forscherinnen und Forscher am <strong>KIT</strong><br />

betrachten Biomasse und andere erneuerbare<br />

<strong>Energie</strong>n stets im Kontext globaler,<br />

ganzheitlicher und nachhaltig wir-<br />

kender Konzepte. Solche Konzepte sind<br />

für die Ernährung ebenso erforderlich wie<br />

für die <strong>Energie</strong>versorgung. Bei den im <strong>KIT</strong>-<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> erarbeiteten Strategien<br />

zur Nutzung von Biomasse stehen ökologische<br />

und ethische Aspekte ganz<br />

obenan: Es darf keine Konkurrenz zur<br />

Nahrungsmittelerzeugung entstehen. Eine<br />

Bedrohung der Biodiversität, beispielsweise<br />

durch Rodungen oder Monokulturen,<br />

ist zu vermeiden. Auch geht es darum,<br />

Auswirkungen auf Boden-, Luft- und<br />

Wasserhaushalt zu minimieren.<br />

11


TOPIC 2: ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

Sprit aus Stroh<br />

Das <strong>KIT</strong> setzt auf Biokraftstoffe der zweiten<br />

Generation. Diese werden nach dem<br />

BtL-Prinzip (Biomass to Liquid – Biomasse<br />

zu Flüssigkeit) aus Reststoffen wie Stroh<br />

und Holzabfällen hergestellt. Solche<br />

Reststoffe eignen sich weder als Nahrungs-<br />

oder Futtermittel, noch beanspruchen sie<br />

zusätzliche Anbauflächen. Auch bringen<br />

sie nicht die ökologischen Nachteile von<br />

Monokulturen mit sich. Allerdings besitzen<br />

sie nur eine geringe <strong>Energie</strong>dichte, so<br />

dass sie sich nicht wirtschaftlich über weite<br />

Strecken transportieren lassen.<br />

Daher gehen die Wissenschaftler des <strong>KIT</strong><br />

gemeinsam mit der Lurgi GmbH neue<br />

Wege: Das mehrstufige bioliq ® -Verfahren<br />

wird dem verteilten Aufkommen und der<br />

geringen <strong>Energie</strong>dichte von land- und<br />

forstwirtschaftlichen Reststoffen gerecht<br />

und zielt darauf ab, Biokraftstoffe großtechnisch<br />

und wirtschaftlich zu produzieren.<br />

Mit dem bioliq ® -Konzept lassen<br />

sich aus Biomasse vollsynthetische Diesel-<br />

und Ottokraftstoffe gewinnen, die herkömmliche<br />

Biotreibstoffe und sogar die<br />

Mineralölprodukte in der Qualität weit<br />

übertreffen.<br />

Nach Einschätzung der Fachagentur<br />

Nachwachsende Rohstoffe (FNR), die das<br />

Karlsruher Projekt fördert, könnten die<br />

12<br />

vollsynthetischen Kraftstoffe bereits<br />

2015 rund 15 Prozent des Kraftstoffbedarfs<br />

in Deutschland decken.<br />

Der erste Schritt des bioliq ® -Prozesses, die<br />

Schnellpyrolyse, geschieht innerhalb<br />

landwirtschaftlicher Infrastrukturen: Die<br />

Biomasse wird in dezentralen Anlagen –<br />

das heißt da, wo sie anfällt – zu einem<br />

Zwischenprodukt von hoher <strong>Energie</strong>dichte<br />

verarbeitet, das sich wiederum wirtschaft-<br />

lich über weite Strecken transportieren<br />

lässt. Haupteinsatzstoffe sind Getreidestroh,<br />

Heu, Restholz, Baumschnitt und<br />

Rinde, aber auch Papier und Pappe. Bei<br />

der Schnellpyrolyse wird die zerkleinerte<br />

Biomasse in einem Doppelschnecken-<br />

Reaktor mit heißem Sand auf rund<br />

500 °C aufgeheizt und reagiert unter<br />

Luftabschluss innerhalb von Sekunden zu<br />

Gasen und Koks. Nach der Abkühlung<br />

kondensieren die Gase größtenteils zu<br />

Flüssigkeiten; der Koks wird darin eingemischt.<br />

So entsteht bioliq ® SynCrude, ein<br />

technisch gut handhabbares und transportfähiges<br />

Produkt. Die <strong>Energie</strong>dichte<br />

dieses Bio-Slurry liegt 13 bis 15 mal höher<br />

als die von Stroh.<br />

Das Zwischenprodukt bioliq ® SynCrude<br />

lässt sich in zentralen Großanlagen weiterverarbeiten:<br />

Zusammen mit Sauerstoff<br />

wird der Bio-Slurry bei Drücken bis zu 80<br />

bar einem Hochdruck-Flugstromvergaser<br />

zugeführt und bei Temperaturen über<br />

1200 °C zu einem Synthesegas aus<br />

Wasserstoff und Kohlenmonoxid umgewandelt.<br />

Dieses Synthesegas ist als<br />

Zwischenprodukt vielseitig nutzbar: Außer<br />

Kraftstoff lassen sich auch Wasserstoff,<br />

Methan und verschiedene chemische<br />

Grundstoffe daraus herstellen. Die<br />

Weiterverarbeitung des gereinigten und<br />

konditionierten Synthesegases erfolgt<br />

über die Fischer-Tropsch-Synthese oder die<br />

Methanol-Synthese.<br />

Wasserstoff aus Biomasse<br />

Blick in die bioliq ® -Pilotanlage: Die Herstellung von Sprit aus Stroh oder Holzabfällen erfolgt in mehreren Schritten.<br />

Wasserstoff ist keine <strong>Energie</strong>quelle, eignet<br />

sich jedoch gut als chemischer<br />

<strong>Energie</strong>speicher. Da reiner Wasserstoff<br />

in der Natur praktisch nicht vorkommt,<br />

muss er technisch immer unter Zufuhr<br />

von <strong>Energie</strong>, vorzugsweise aus erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong>quellen, hergestellt werden.<br />

Im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> gewinnen<br />

Wissenschaftler in der Versuchsanlage<br />

VERENA Wasserstoff durch hydrothermale<br />

Vergasung nasser Biomasse.<br />

Ausgangsstoffe sind beispielsweise Rückstände<br />

aus der Landwirtschaft oder der<br />

Lebensmittelindustrie. Bei Temperaturen<br />

bis zu 700 °C und Drücken bis zu 300 bar<br />

entstehen daraus Wasserstoff, Methan<br />

und Kohlendioxid.


VERENA: In dieser Versuchsanlage entsteht Wasserstoff aus nasser Biomasse.<br />

Mit der geplanten Anlage VERENA 2<br />

wollen die Karlsruher Wissenschaftler die<br />

Methode weiterentwickeln und ihre international<br />

herausragende Position in diesem<br />

Bereich ausbauen. Ziele sind, statt eines<br />

Gasgemischs reinen Wasserstoff zu erzeugen,<br />

den Maßstab zu vergrößern und die<br />

Methode mit anderen Prozessen zu kombinieren.<br />

So lässt sich Wasserstoff zusammen<br />

mit dem Produkt des bioliq ® -Verfahrens in<br />

die Herstellung synthetischer Kraftstoffe<br />

einbinden.<br />

Wasserstoff lässt sich auch aus Algen herstellen:<br />

Auf dem <strong>KIT</strong>-Campus Süd arbeiten<br />

Bioverfahrenstechniker an Bioreaktoren, in<br />

denen die einzellige Alge Chlamydomonas<br />

reinhardtii selbstständig Wasserstoff produzieren<br />

soll. Die Forscher entziehen der<br />

Grünalge Schwefel, so dass die Photosynthese<br />

stockt. Da die Pflanze aber die durch<br />

das Licht auf sie einwirkende <strong>Energie</strong><br />

irgendwie verarbeiten muss, aktiviert sie<br />

spezielle Enzyme, die dann Wasserstoff<br />

bilden. An einem Drei-Liter-Laborreaktor<br />

prüfen die Wissenschaftler verschiedene<br />

Parameter. Demnächst wollen sie einen<br />

30-Liter-Bioreaktor bauen. Und spätestens<br />

2010 soll ein 250-Liter-Reaktor im Freiland<br />

in Betrieb gehen – als Prototyp einer großtechnischen<br />

Anlage zur wirtschaftlichen<br />

Wasserstoffherstellung.<br />

Neben der Herstellung von Wasserstoff befasst<br />

sich das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> mit fortschrittlichen<br />

Verfahren zur Speicherung,<br />

zum Transport und zur Sicherheit von<br />

Wasserstoff. Experimente in einer Großversuchsanlage<br />

auf dem <strong>KIT</strong>-Campus Nord<br />

und computergestützte Simulationen tragen<br />

dazu bei, sichere Lösungen für den<br />

Umgang mit dem <strong>Energie</strong>träger Wasserstoff<br />

zu entwickeln.<br />

Geothermie – Wärme aus der<br />

Erde<br />

In der Erde schlummern unvorstellbare<br />

<strong>Energie</strong>mengen. Allein die in den oberen<br />

drei Kilometern der Erdkruste gespeicherte<br />

Wärme reicht theoretisch aus, um den derzeitigen<br />

weltweiten <strong>Energie</strong>bedarf für<br />

100 000 Jahre zu decken. Damit ist die<br />

Geothermie nach menschlichen Maßstäben<br />

fast unbegrenzt. Sie eignet sich für<br />

den dezentralen Einsatz, ihre Nutzung beansprucht<br />

wenig Fläche und verursacht<br />

fast keine Emissionen. Als eine der wenigen<br />

grundlastfähigen regenerativen<br />

<strong>Energie</strong>n könnte die Geothermie entscheidend<br />

zum <strong>Energie</strong>mix der Zukunft beitragen,<br />

wenn die Technologien weiterentwickelt<br />

werden. Unter günstigen geologischen<br />

Bedingungen mit hohem<br />

Temperaturniveau, wie sie in den Grabenbruchsystemen<br />

oder Vulkanzonen die-<br />

Wasserstoffversuchszentrum am <strong>KIT</strong>.<br />

ser Erde vorzufinden sind, übernimmt die<br />

Geothermie bereits einen spürbaren Anteil<br />

an der <strong>Energie</strong>versorgung. Erfolgreiche<br />

Geothermienutzung findet sich beispielsweise<br />

in Island, Indonesien, Kalifornien<br />

oder Italien.<br />

Beste Bedingungen in Karlsruhe<br />

Die Region Karlsruhe verfügt dank der<br />

Lage im Oberrheingraben ebenfalls über<br />

günstige geothermische Bedingungen:<br />

In einer relativ geringen Tiefe von knapp<br />

3000 Metern liegt hier die Temperatur<br />

schon bei 160 °C.<br />

Dank dieser vorteilhaften geologischen<br />

Lage einerseits und hoher wissenschaftlich-technologischer<br />

Kompetenz andererseits<br />

besitzt Karlsruhe das Potenzial, zu<br />

einem <strong>Zentrum</strong> der Geothermieforschung<br />

und Geothermienutzung zu werden. Für<br />

die kommenden Jahre ist vorgesehen,<br />

Forschung und Entwicklung in der tiefen<br />

Geothermie zur kombinierten Strom- und<br />

Wärmenutzung weiter voranzutreiben.<br />

Gemeinsam mit mehreren Partnern in der<br />

Region trägt das <strong>KIT</strong> das neu gegründete<br />

„Geothermie-<strong>Zentrum</strong> Karlsruhe e. V.“,<br />

welches als Kommunikationsplattform für<br />

Wissenschaft und Wirtschaft, Politik und<br />

Bevölkerung fungiert und den Technologietransfer<br />

beschleunigen soll. An diesem<br />

Netzwerk sind Kommunen, Verbände,<br />

Wirtschaftsunternehmen wie auch<br />

Forschungseinrichtungen beteiligt. Zudem<br />

beabsichtigt das Land Baden-Württemberg,<br />

den Sitz des geplanten Landesforschungszentrums<br />

Geothermie nach<br />

Karlsruhe zu legen. Dieses soll in enger Zu-<br />

13


TOPIC 2: ERNEUERBARE ENERGIEN<br />

sammenarbeit des <strong>KIT</strong> mit der Universität<br />

Freiburg und anderen Wissenschaftseinrichtungen<br />

die geothermischen<br />

Arbeiten koordinieren und Forschungsergebnisse<br />

zusammenführen.<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> kooperiert in der<br />

Geothermieforschung außerdem intensiv<br />

mit dem Geoforschungszentrum Potsdam,<br />

dem geologischen Landesamt Baden-<br />

Württemberg sowie einschlägigen Industrieunternehmen.<br />

Schwerpunkte der<br />

Forschung sind <strong>Energie</strong>wandlung zum<br />

Heizen und Kühlen, Stromerzeugung im<br />

Rahmen der verfügbaren Temperatur,<br />

Kraftwerktechnik, Kraft-Wärme-Kopplung<br />

und Kraft-Kälte-Kopplung, Anlagentechnik,<br />

Sicherheit und <strong>Energie</strong>speicherung sowie<br />

die ökonomische und ökologische<br />

Bewertung der Geothermienutzung.<br />

Eine Frage der Tiefe<br />

Zur Nutzung der tiefen Geothermie existieren<br />

verschiedene technische Konzepte,<br />

die sich in Entwicklungsstand, standortbedingter<br />

Einsetzbarkeit und Potenzial unterscheiden.<br />

14<br />

Geothermie<br />

Geothermie ist Wärme, die im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeichert ist. Sie<br />

stammt zum Teil von der Restwärme aus der Erdentstehungszeit, zum Teil aus radioaktiven<br />

Zerfallsprozessen in der Erdkruste. Ganz nah an der Oberfläche kommen<br />

Wärmeanteile durch Sonneneinstrahlung und Kontakt mit der Luft dazu.<br />

Im Durchschnitt wird die Erdkruste in der Tiefe alle 33 Meter um 1 °C wärmer.<br />

Durch Wärmeleitung und Konvektion gelangt die Wärme aus tieferen Teilen der<br />

Erde in für die Nutzung erreichbare Tiefen. Die Nutzung der Erdwärme gliedert sich<br />

in:<br />

oberflächennahe Geothermie, bei der die Wärme der obersten Bodenschichten<br />

zwischen einigen Metern und wenigen hundert Metern Tiefe mit Erdwärmesonden<br />

oder Erdwärmekollektoren sowie Wärmepumpen direkt zum Heizen und<br />

Kühlen verwendet wird; der Boden lässt sich unterdessen saisonal wechselnd als<br />

Kälte- und Wärmespeicher nutzen<br />

tiefe Geothermie, für die in der Regel 3000 bis mehr als 5000 Meter tiefe<br />

Bohrungen erforderlich sind; die dort vorgefundene Wärme von deutlich über<br />

100 °C – optimal weit über 300 °C – lässt sich nicht nur direkt als Wärme, sondern<br />

auch zur Stromerzeugung nutzen.<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> befasst sich schwerpunktmäßig mit der tiefen Geothermie.<br />

An besondere geologische Voraussetzungen,<br />

nämlich natürliche heiße Grundwasserleiter,<br />

ist die Hydrogeothermie gebunden.<br />

Wie bei einer Brunnenbohrung<br />

wird aus 2000 bis 4000 Metern Tiefe<br />

bis zu 140 °C heißes Wasser gefördert.<br />

Hydrogeothermie eignet sich für Nah- und<br />

Fernwärme sowie zur Verstromung. Ein<br />

hydrogeothermales Versuchskraftwerk entsteht<br />

bereits in Bruchsal bei Karlsruhe. Mit<br />

einer Leistung von 550 Kilowatt soll es<br />

Strom für rund 1000 Haushalte erzeugen.<br />

Auch auf dem <strong>KIT</strong>-Campus Nord ist ein<br />

Geothermie-Kraftwerk geplant.<br />

Noch im Versuchsstadium ist das Hot Dry<br />

Rock (HDR)-Konzept, bei dem in einem<br />

5000 Meter tief liegenden, 200 °C heißen<br />

trockenen Gestein eine Art künstlicher<br />

Wärmetauscher erzeugt wird. Dazu wird<br />

in tiefen Bohrungen unter hohem Druck<br />

Wasser verpresst, das sich ausbreitet und<br />

das Gestein sprengt, so dass ein durchgängiges<br />

Kluftnetz entsteht. Dank der hohen<br />

Temperaturen eignet sich das HDR-<br />

Konzept optimal zur Stromerzeugung,<br />

aber auch für Nah- und Fernwärme.<br />

Solarenergie, Windenergie und<br />

Wasserkraft<br />

Die direkte Nutzung der Sonnenenergie<br />

erfolgt hauptsächlich auf zwei Wegen:<br />

durch Umwandlung in Wärmeenergie<br />

(Solarthermie) oder als Quelle elektrischer<br />

<strong>Energie</strong> in einer Solarzelle (Photovoltaik).<br />

Solarthermie und Photovoltaik könnten<br />

wichtige Bausteine einer zukünftigen<br />

nichtfossilen <strong>Energie</strong>versorgung werden<br />

Geothermie-Kraftwerk in Island: Auf der Insel am Polarkreis liefert Geothermie dank geologisch<br />

günstiger Gegebenheiten den größten Teil der benötigten <strong>Energie</strong>.


und dabei auch durch grundlastfähige<br />

<strong>Energie</strong>angebote aus der Biomassenutzung<br />

und der Geothermie ergänzt werden.<br />

Aktuelle Forschungsarbeiten sind überwiegend<br />

im <strong>KIT</strong>-Campus Süd angesiedelt<br />

und reichen von Niedertemperatur-<br />

Wärmenutzungen im Gebäudebereich<br />

über Konzepte für die Einbindung konzentrierender<br />

solarer Kraftwerke bis zur<br />

Ausnutzung von Kraft-Wärme-Kopplung<br />

unter Einsatz von Sonnenenergie. Eine<br />

technisch anspruchsvolle und zukunftsträchtige<br />

Umwandlung des Sonnenlichts in<br />

elektrische <strong>Energie</strong> wird durch innovative<br />

Schichtsysteme auf der Basis organischer<br />

Verbindungen realisiert, zum Teil unter<br />

Ausnutzung nanotechnologischer Effekte.<br />

Die Windkraft ist in der <strong>Energie</strong>wirtschaft<br />

bereits fest etabliert. Forschung und<br />

Entwicklung am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> greifen<br />

in erster Linie Querschnittsthemen auf,<br />

etwa die Zuverlässigkeit und Lebensdauer<br />

von Getrieben als zentralem Element von<br />

Windkraftwerken oder die Einbindung<br />

der Windenergie in die Netzwerke der<br />

<strong>Energie</strong>verteilung. Gerade die Etablierung<br />

neuer Windkraftstandorte „offshore“ vor<br />

der Küste setzt eine Anlagentechnik voraus,<br />

die ein hohes Maß an Langlebigkeit<br />

und Zuverlässigkeit gewährleistet sowie<br />

eine zuverlässige Netzeinbindung ermöglicht.<br />

Überdies befasst sich das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong><br />

<strong>Energie</strong> mit spezifischen ingenieurwissenschaftlichen<br />

Aspekten der Nutzung von<br />

Wind- und Wasserkraft, wie beispielsweise<br />

Generatortechnik, Rotorblätter- und<br />

Mastkonstruktion bei Windkraftanlagen<br />

und wasserbautechnischen Aufgaben zur<br />

Nutzung der Wasserkraft.<br />

<strong>Energie</strong> von oben und von<br />

unten<br />

In Zukunft werden erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />

wesentlich zum <strong>Energie</strong>mix beitragen.<br />

Dabei kommt es darauf an, die nur<br />

schwankend verfügbaren <strong>Energie</strong>n wie<br />

Sonne und Wind mit grundlastfähigen<br />

<strong>Energie</strong>n zu kombinieren. Denkbar sind<br />

so genannte Hybridkraftwerke, die verschiedene<br />

<strong>Energie</strong>träger nutzen. Ein sol-<br />

<strong>Energie</strong> aus der Sonne<br />

Die Sonne erzeugt durch Kernfusion <strong>Energie</strong>, die teilweise als Strahlungsenergie<br />

zur Erde gelangt. Sonnenenergie erwärmt die Erde, ermöglicht Photosynthese und<br />

damit die Entstehung von Biomasse, erzeugt Luftdruckunterschiede, die zu Wind<br />

führen, und treibt den Wasserkreislauf der Erde an.<br />

Technisch lässt die Strahlungsenergie der Sonne sich nutzen, um Wärme oder auch<br />

elektrische <strong>Energie</strong> zu gewinnen.<br />

Solarthermie wandelt die Sonnenstrahlung in Wärme um. In der Solararchitektur<br />

erwärmt die Sonne ein Gebäude direkt, etwa durch Fensterflächen. Thermische<br />

Solaranlagen arbeiten mit Sonnenkollektoren, welche die Sonnenstrahlung<br />

einfangen, in Wärme umwandeln und mit dieser ein Übertragungsmedium<br />

aufheizen. Sonnenwärmekraftwerke bündeln die Direktstrahlung mit Reflektoren<br />

auf einem Sonnenkollektor, so dass am Brennpunkt hohe Temperaturen entstehen.<br />

Diese konzentrierte thermische <strong>Energie</strong> lässt sich in einem Dampfkraftwerk<br />

oder mit einem Stirlingmotor in mechanische <strong>Energie</strong> und anschließend mit<br />

einem Stromgenerator in elektrische <strong>Energie</strong> umwandeln. Daneben gibt es auch<br />

Sonnenwärmekraftwerke, die ohne Reflektoren arbeiten und die gesamte<br />

Globalstrahlung – Direkt- und Diffusstrahlung – nutzen.<br />

Photovoltaik wandelt die Sonnenstrahlung direkt in elektrische <strong>Energie</strong> um.<br />

Die geschieht in Solarzellen, die zu Solarmodulen verbunden sind. Der erzeugte<br />

Strom lässt sich vor Ort nutzen, in Akkumulatoren speichern oder in Stromnetze<br />

einspeisen.<br />

ches Kraftwerk kann beispielsweise<br />

tagsüber mit Solarthermie und nachts<br />

mit Geothermie arbeiten. Auch eine<br />

Kombination mit Biomasse ist möglich.<br />

Gefragt sind überdies innovative Konzepte<br />

zur Nutzung von Wärme auf niedrigem<br />

Temperaturniveau, wie sie bei Solarthermie<br />

und Geothermie verfügbar ist.<br />

15


TOPIC 3: ENERGIESPEICHERUNG UND ENERGIEVERTEILUNG<br />

Überspannungstest: Leistungsschalter mit Federspeicherantrieb<br />

für 550 kV in einem Hochspannungsprüffeld.<br />

16<br />

STROM ZUR RECHTEN ZEIT<br />

AM RECHTEN ORT<br />

Dezentrale Einspeisung und die Integration erneuerbarer <strong>Energie</strong>n sowie<br />

steigende Anforderungen an Effizienz und Klimaschutz bedingen Struktur-<br />

veränderungen im Stromnetz. Am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> entstehen innovative<br />

Lösungen, die sicherstellen, dass Strom stets da verfügbar ist, wo er ge-<br />

braucht wird – wirtschaftlich und nachhaltig.


<strong>Energie</strong> speichern heißt, sie für eine spätere<br />

Nutzung bereithalten. Wenn das<br />

Speichern der gewünschten <strong>Energie</strong>form<br />

wegen geringer Kapazität oder niedrigem<br />

Wirkungsgrad ungünstig ist, wird eine andere<br />

<strong>Energie</strong>form gespeichert und bei<br />

Bedarf umgewandelt. So speichert eine<br />

Batterie chemische <strong>Energie</strong> und wandelt<br />

sie beim Entladen in elektrische <strong>Energie</strong><br />

um. <strong>Energie</strong>verteilung dient dem Transport<br />

von <strong>Energie</strong> über Leitungsnetze vom<br />

Anbieter zum Verbraucher.<br />

Forschungsarbeiten am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong><br />

<strong>Energie</strong> befassen sich vor allem mit<br />

der Speicherung und Verteilung von<br />

elektrischer <strong>Energie</strong> sowie mit dem<br />

<strong>Energie</strong>speicher Wasserstoff. Es geht darum,<br />

ökonomisch und ökologisch sinnvolle<br />

<strong>Energie</strong>speichermöglichkeiten zu entwickeln<br />

und die <strong>Energie</strong>verteilung noch<br />

zuverlässiger, wirksamer und wirtschaftlicher<br />

zu machen. Die Arbeiten gliedern<br />

sich in fünf Forschungsfelder: supraleitende<br />

Komponenten, Betriebsmittel für elektrische<br />

Netze, intelligente Stromnetze/<br />

Smart Grids, Batterien, Wasserstoff als<br />

<strong>Energie</strong>speicher.<br />

Supraleitende Komponenten<br />

Die Supraleitung gehört zu den Schwerpunkten<br />

der <strong>KIT</strong>-<strong>Energie</strong>forschung. Ziel<br />

ist, Hochtemperatur-Supraleiter (HTS) für<br />

den großtechnischen Einsatz weiterzuentwickeln,<br />

das heißt ihre Eigenschaften<br />

zu verbessern, was Herstellbarkeit, mechanische<br />

Verformbarkeit, Magnetfeldempfindlichkeit<br />

und Wechselstromverluste<br />

betrifft, sowie die Kosten zu senken.<br />

Supraleitende Komponenten können in<br />

<strong>Energie</strong>netzen verschiedene Funktionen<br />

erfüllen. Beim Übertragen und Verteilen<br />

elektrischer Leistung beispielsweise<br />

bieten supraleitende Kabel eine höhere<br />

Leistungsdichte und verringern Wärmeverluste.<br />

Dadurch steigern sie nicht nur die<br />

<strong>Energie</strong>effizienz, sondern reduzieren auch<br />

die Emission von Schadstoffen und tragen<br />

damit zum Klimaschutz bei.<br />

Supraleitende Strombegrenzer<br />

Ein wegweisendes Betriebsmittel in der<br />

Versorgung mit elektrischer <strong>Energie</strong> ist<br />

der supraleitende Strombegrenzer. Sein<br />

Funktionsprinzip ist denkbar einfach: Ein<br />

Supraleiter kann als solcher Ströme nur bis<br />

zu einem Höchstwert tragen. Bei einem<br />

höheren Strom geht er in einen normal<br />

leitenden Zustand mit entsprechendem<br />

Widerstand über. Im regulären Netzbetrieb<br />

Supraleiter<br />

trägt der Supraleiter den Strom mit geringen<br />

Verlusten; kommt es aber zu einem<br />

Kurzschluss und steigt der Strom rasch<br />

über den vom Supraleiter tragbaren Wert,<br />

entsteht ein hoher Widerstand im Netz. So<br />

wird der Strom begrenzt, eine Überlastung<br />

wird vermieden und andere Netzelemente<br />

werden geschont.<br />

Mithilfe von supraleitenden Strombegrenzern<br />

lassen sich Netze ganz neu<br />

Dem Kurzschluss keine Chance: Dieser zu einer Spule gewickelte Hochtemperatur-Supraleiter<br />

dient als Komponente eines Strombegrenzers, der Stromversorgungsnetze gegen Kurzschlüsse<br />

schützt.<br />

Bei Supraleitern handelt es sich um Materialien, die unterhalb einer bestimmten<br />

Temperatur ihren elektrischen Widerstand verlieren. Dies ermöglicht es, Strom zu<br />

leiten, ohne dass wegen elektrischen Widerstands ein Teil der elektrischen <strong>Energie</strong><br />

in Wärme gewandelt wird und somit für die Nutzung verloren geht. Die Temperatur,<br />

unter der die Supraleitung einsetzt – die so genannte Sprungtemperatur –,<br />

hängt vom Material ab.<br />

Tieftemperatur-Supraleiter müssen mit flüssigem Helium bis auf etwa minus<br />

269 °C abgekühlt und in speziellen wärmeisolierenden Behältern betrieben<br />

werden, um supraleitend zu wirken. Sie werden vor allem in der Medizintechnik<br />

verwendet, besonders bei der Kernspintomographie. In der <strong>Energie</strong>technik<br />

lassen Tieftemperatur-Supraleiter sich für supraleitende Magneten von Kernfusionsreaktoren<br />

einsetzen.<br />

Hochtemperatur-Supraleiter sind keramikartige Materialien, die sich bereits<br />

bei Temperaturen von etwa minus 196 °C supraleitend betreiben lassen. Die<br />

Kühlung lässt sich daher mit flüssigem Stickstoff relativ einfach und preisgünstig<br />

bewerkstelligen. Hochtemperatur-Supraleiter können in elektrischen Maschinen,<br />

Transformatoren und magnetischen <strong>Energie</strong>speichern, für Leistungskabel und<br />

Strombegrenzer eingesetzt werden.<br />

17


TOPIC 3: ENERGIESPEICHERUNG UND ENERGIEVERTEILUNG<br />

Kryogene Wasserstoff-Freistrahlen: (von links nach rechts) Laserschnittbild eines ungezündeten<br />

turbulenten Wasserstoffstrahls, Schlierenaufnahme eines gezündeten sowie Infrarotbild eines<br />

brennenden Wasserstoffstrahls.<br />

dimensionieren, Teilnetze zusammenschalten<br />

und offene Netzknotenpunkte schließen,<br />

ohne dass hohe Investitionen erforderlich<br />

sind. Auch können supraleitende<br />

Strombegrenzer <strong>Energie</strong> einsparen, beispielsweise<br />

dadurch, dass weniger verlustbehaftete<br />

Transformatoren erforderlich<br />

sind oder dass die Netze vermaschter betrieben<br />

werden können.<br />

18<br />

Betriebsmittel für elektrische<br />

Netze<br />

Gerade in Europa gehen immer mehr<br />

dezentrale Stromerzeuger ans Netz. Auch<br />

wird zunehmend Strom aus Quellen wie<br />

Sonne und Wind eingespeist, die<br />

Schwankungen unterworfen sind. Daher<br />

steigen die Anforderungen an die<br />

Stabilisierung von Frequenz und Spannung.<br />

Andererseits altern Teile der Stromnetze,<br />

und neue zu errichten ist wegen<br />

des hohen Zeit- und Kostenaufwands nicht<br />

immer vertretbar. In diesem Forschungsfeld<br />

geht es zunächst um Asset Management,<br />

das heißt darum, vorhandene Netze instand<br />

zu halten und die Qualität der<br />

Stromversorgung zu sichern. Die Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler am <strong>KIT</strong><br />

befassen sich mit Alterungsmechanismen<br />

bei Isolier-systemen, mit der Zustandsdiagnostik<br />

der Betriebsmittel und mit unterschiedlichen<br />

Asset-Management-Strategien.<br />

Zugleich entwickeln die Karlsruher<br />

Forscher neuartige Betriebsmittel wie<br />

verlustarme Leiter, supraleitende Strombegrenzer<br />

und supraleitende magnetische<br />

<strong>Energie</strong>speicher (SMES) sowie neuartige<br />

Isoliermaterialien auf der Grundlage<br />

nachwachsender Rohstoffe. Um die<br />

<strong>Energie</strong>übertragung zu flexibilisieren, etwa<br />

vorhandene Leitungen besser auszulasten,<br />

werden bereits heute vereinzelt Flexible<br />

AC Transmission Systems (FACTS) in<br />

Stromnetzen eingesetzt. FACTS bestehen<br />

aus modernen Wechselrichtern, die den<br />

Leistungsfluss in Hochspannungsnetzen<br />

steuern sowie Verluste, Blindleistung und<br />

Oberschwingungsgehalte beeinflussen.<br />

Transformatorenwerk von Siemens in Nürnberg: Zu sehen ist ein Aktivteil eines 297-MVA-Umrichter-Transformators (550 kV) für ein<br />

HGÜ-Projekt in China vor dem Trocknungsofen.


Bündelung: Die Aufnahme zeigt eine Zwischenstufe eines Magnesiumdiborid-Supraleiters<br />

während der Herstellung mit der so genannten Pulver-in-Rohr-Technik.<br />

FACTS einzurichten ist deutlich weniger<br />

zeit- und kostenaufwendig als neue<br />

Hochspannungsleitungen zu bauen.<br />

Bei der Übertragung über große<br />

Entfernungen ist die Hochspannungs-<br />

Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) der herkömmlichen<br />

Drehstromübertragung vorzuziehen.<br />

HGÜ wird aber nicht nur für<br />

lange Freileitungen und Kabel, besonders<br />

Seekabel, sondern auch zur Kopplung von<br />

Wechselstromnetzen mit unterschiedlichen<br />

Frequenzen oder von nicht synchron zueinander<br />

arbeitenden Stromnetzen eingesetzt.<br />

Auch unter stark schwankender<br />

Erzeugung – etwa bei Einspeisung von<br />

Strom aus Sonne oder Wind – hält HGÜ<br />

das Netz stabil.<br />

Intelligente Stromnetze<br />

Die Aufrüstung konventioneller Netze<br />

allein reicht allerdings langfristig nicht<br />

aus, um eine sichere und effiziente<br />

Stromversorgung zu gewährleisten.<br />

Neue Erzeugerstrukturen erfordern<br />

neue Netzstrukturen auf allen Spannungsebenen<br />

des Verbundnetzes. Dabei sind<br />

Großkraftwerke als zentrale Erzeuger<br />

ebenso zu berücksichtigen wie die zunehmend<br />

zu erwartenden dezentralen kleinen<br />

Erzeuger. In Zukunft sollen intelligente<br />

Stromnetze, so genannte Smart Grids, eine<br />

dezentrale <strong>Energie</strong>erzeugung in großem<br />

Maßstab ermöglichen.<br />

Smart Grids bedeutet unter anderem,<br />

Stromnetze mit moderner Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie zu verbinden.<br />

So lassen Angebot und Nachfrage<br />

sich nach technischen und ökonomischen<br />

Gesichtspunkten großflächig abgleichen.<br />

Versorger können dadurch flexibel auf verändertes<br />

Verbraucherverhalten reagieren;<br />

Kunden können dank intelligenter<br />

Stromzähler ihren Verbrauch in Echtzeit<br />

Spannungsebenen<br />

Intelligent: Mit solchen Stromzählern können<br />

Kunden ihren Verbrauch gezielt steuern.<br />

kontrollieren und gezielt steuern.<br />

Vorstellbar ist auch, dass <strong>Energie</strong>versorgungsunternehmen<br />

einzelne Verbraucher<br />

in einem gemeinsam mit diesen festgelegten<br />

Umfang zu- oder abschalten,<br />

um Engpässe zu überbrücken oder aber<br />

Überangebote sinnvoll zu nutzen.<br />

Zudem bedeutet Smart Grids, Stromnetze<br />

mit moderner Leistungselektronik auszustatten.<br />

Denkbar sind auch ganz neu aufgebaute<br />

Netze. Beispielsweise untersuchen<br />

die Forscherinnen und Forscher am <strong>KIT</strong>-<br />

Stromnetze unterscheiden sich nach der Spannung, bei der sie Strom übertragen.<br />

Für Westeuropa sind die Höchst-, Hoch- und Niederspannung weitgehend standardisiert,<br />

nicht aber die Mittelspannung, da noch viele alte Erdkabel mit unterschiedlicher<br />

Spannung verlegt sind.<br />

Höchstspannungsnetz: Übertragungsnetz; verteilt die von Kraftwerken eingespeiste<br />

<strong>Energie</strong> landesweit an Transformatoren und ist an das internationale<br />

Verbundnetz angeschlossen.<br />

Hochspannungsnetz: Netz zur groben Verteilung von <strong>Energie</strong>; Leitungen<br />

führen in verschiedene Regionen und Ballungszentren sowie zu Großabnehmern,<br />

etwa in der Industrie.<br />

Mittelspannungsnetz: Netz zur Verteilung des Stroms an die Transformatorstationen<br />

des Niederspannungsnetzes oder an größere Abnehmer wie Unternehmen,<br />

Schulen und Behörden.<br />

Niederspannungsnetz: Netz zur Feinverteilung an Haushalte, Betriebe, Gewerbe<br />

und Verwaltungseinrichtungen.<br />

19


TOPIC 3: ENERGIESPEICHERUNG UND ENERGIEVERTEILUNG<br />

Blick in die Ventilhalle der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Station Moyle/Nordirland.<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong>, ob und wo sich ein übergeordnetes<br />

Hochspannungs-Gleichstrom-<br />

Netz mit HGÜ-Technologie lohnen würde.<br />

Kriterien, neue Netzstrukturen zu bewerten,<br />

sind einerseits die entstehenden<br />

Kosten, andererseits die eingesparten<br />

Wirkleistungsverluste und die dadurch<br />

vermiedenen CO 2 -Emissionen sowie die<br />

Vorsorgungssicherheit.<br />

Batterien<br />

<strong>Energie</strong>speicher werden die Zukunft der<br />

<strong>Energie</strong>versorgung wesentlich prägen.<br />

Große Batterien sollen Schwankungen<br />

bei Einspeisung und Nachfrage ausgleichen<br />

und helfen, Stromnetze zuverlässiger<br />

und wirtschaftlicher zu betreiben. Dadurch<br />

lassen sich auch erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />

wie Sonne und Wind breiter nutzen.<br />

Autonome <strong>Energie</strong>versorgungszentren<br />

können ebenso entstehen wie dezentrale<br />

Versorgungssysteme, die auf <strong>Energie</strong>speicherung<br />

angewiesen sind.<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> erforscht innovative<br />

Technologien für elektrische und elektrochemische<br />

<strong>Energie</strong>speicher. Im Bereich<br />

der Doppelschichtkondensatoren untersuchen<br />

die Wissenschaftler neue, nanoskalige<br />

Elektrodenkonzepte und darauf basierende<br />

Supercaps. Neben der Kapazität<br />

20<br />

stehen Lebensdauer und Zyklenfestigkeit<br />

sowie Sicherheitsaspekte im Fokus der<br />

Entwicklung.<br />

Lithiumionen-Batterien mit nanoskaligen<br />

Materialien<br />

Die Arbeiten fokussieren auf Hochleistungsbatterien<br />

für mobile und<br />

stationäre Anwendungen. Die Forscher<br />

verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der<br />

sämtliche Komponenten einer Batterie<br />

einschließt und die gesamte Wertschöpfungskette<br />

von Materialien über<br />

Prozesse bis hin zu Komponenten und<br />

Gesamtsystemen betrachtet. Ein<br />

Schwerpunkt liegt auf der Materialforschung,<br />

da nanoskalige Materialien einen<br />

technologischen Durchbruch bei der<br />

Steigerung der Leistung von Lithiumionen-<br />

Batterien versprechen.<br />

Derzeitige Forschungsvorhaben beziehen<br />

sich vor allem auf Materialien für die<br />

Elektroden – Anode und Kathode –,<br />

ferner auf Elektrolyte, Interfaces und<br />

Systemaufbau.<br />

Wasserstoff als <strong>Energie</strong>speicher<br />

Wasserstoff bildet im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

ein Querschnittsthema, das in mehreren<br />

Topics bearbeitet wird. Um Wasserstoff<br />

als <strong>Energie</strong>speicher im stationären wie<br />

auch im mobilen Bereich einsetzen zu<br />

können, sind noch verschiedene technische<br />

Probleme zu lösen, auch und vor<br />

allem bei der Speicherung. Die Karlsruher<br />

Wissenschaftler entwickeln als Alternative<br />

zur Druck- oder Tieftemperaturspeicherung<br />

neuartige Feststoffspeicher<br />

Brennstoffzellenforschung: Charakterisierung nanoskaliger Funktionsschichten für die<br />

Hochtemperatur-Brennstoffzelle SOFC.


mithilfe der Nanotechnologie. Diese<br />

Nanokomposite zeichnen sich durch eine<br />

hohe Speicherkapazität sowie kurze<br />

Be- und Entladungszeiten aus. Bei der<br />

Herstellung wird Natriumaluminiumhydrid,<br />

das als derzeit leistungsfähigster Wasserstoffspeicher<br />

gilt, mit maßgeschneiderten<br />

Titan-Nanopartikeln vermischt, die als<br />

Katalysatoren fungieren. Fahrzeuge, die<br />

mit Brennstoffzellen ausgerüstet sind und<br />

mit Wasserstoff fahren, sollen dank dieser<br />

Nanokomposite künftig schneller zu betanken<br />

sein und höhere Leistungen bringen.<br />

Zur Wasserstoffherstellung aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen, konkret aus<br />

grüner Restbiomasse, wird am <strong>KIT</strong> die<br />

Anwendbarkeit der hydrothermalen<br />

Vergasung erforscht und die eigens entwickelte<br />

Technikumsanlage VERENA 1<br />

betrieben.<br />

<strong>Energie</strong>speicher<br />

Batterie<br />

Eine Batterie ist ein elektrochemischer <strong>Energie</strong>speicher. Bei der Entladung wird<br />

gespeicherte chemische <strong>Energie</strong> durch die elektrochemische Redoxreaktion in<br />

elektrische <strong>Energie</strong> umgewandelt. Die Kapazität einer Batterie beziehungsweise<br />

ihre volumen- und gewichtsbezogene Kapazitätsdichte ist eine Kenngröße, die ihre<br />

Fähigkeit angibt, Ladung zu speichern.<br />

Von Interesse für Elektro- und Hybridfahrzeuge wie auch zur Speicherung regenerativ<br />

erzeugter elektrischer <strong>Energie</strong> sind wiederaufladbare Sekundärbatterien, das<br />

heißt Akkumulatoren. Bei diesen ist die Redoxreaktion umkehrbar, was eine mehrfache<br />

Umwandlung von chemischer in elektrische <strong>Energie</strong> und zurück ermöglicht.<br />

Die höchsten Zellspannungen und Kapazitätsdichten werden mit Lithiumionen-<br />

Batterien erreicht.<br />

Kondensator<br />

Ein Kondensator speichert elektrische <strong>Energie</strong> rein physikalisch. Im Prinzip besteht<br />

er aus zwei flächigen Stromleitern, den Elektroden, die durch einen Isolator, das<br />

Dielektrikum, voneinander getrennt sind. Wird eine Spannung an die Elektroden<br />

angelegt, führt dies zu einer Ladungstrennung. Über dem Dielektrikum baut sich<br />

ein elektrisches Feld auf.<br />

Im Vergleich zu Batterien weisen Kondensatoren eine wesentlich niedrigere Kapazitätsdichte<br />

auf. Ein Vorteil von Kondensatoren ist ihre Fähigkeit, die gespeicherte<br />

<strong>Energie</strong> innerhalb sehr kurzer Zeit aufzunehmen und abzugeben und dabei eine<br />

hohe elektrische Leistung umzusetzen.<br />

Hohe Kapazitätsdichten, die für den Einsatz in Fahrzeugantrieben und schnellen<br />

<strong>Energie</strong>speichern für die Netzstabilisierung erforderlich sind, können mit Doppelschichtkondensatoren<br />

(Supercaps) erreicht werden. Ihre hohe Kapazität basiert<br />

auf der Ladungstrennung über eine elektrische Doppelschicht an der Grenzfläche<br />

zwischen einem flüssigen Elektrolyten und den Elektroden.<br />

Hybridkondensator<br />

Diese hybriden Bauformen sollen die positiven Eigenschaften des Doppelschichteffekts<br />

(hohe Leistungsdichte) und der Redoxreaktion (hohe Kapazitätsdichte)<br />

miteinander vereinen.<br />

21


TOPIC 4: EFFIZIENTE ENERGIENUTZUNG<br />

Mit moderner Messtechnik lassen sich Effizienzpotenziale<br />

von Kohlendioxid als Kältemittel erforschen. Diese<br />

Messstrecke am <strong>KIT</strong>-Campus Süd verfügt über eine aus sechs<br />

Segmenten bestehende Heizung, deren Heizelemente über<br />

den Rohrumfang verteilt und einzeln regelbar sind.<br />

22<br />

MIT WENIGER<br />

MEHR ERREICHEN<br />

<strong>Energie</strong> effizienter zu nutzen, senkt die Kosten, schont das Klima und<br />

die Ressourcen. Ob Haushalt, Industrie, Mobilität oder Handel und<br />

Dienstleistungen – in allen Bereichen lässt sich die <strong>Energie</strong>effizienz noch<br />

beträchtlich steigern. Die Forschung im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> konzentriert<br />

sich dabei auf zwei Sektoren: Bauwesen und industrielle Prozesse.


Effiziente <strong>Energie</strong>nutzung gilt als eine der<br />

wesentlichen Strategien, die wachsende<br />

Nachfrage nach <strong>Energie</strong> zu decken, die<br />

Kosten zu senken und die Preise bezahlbar<br />

zu halten, die Abhängigkeit von Importen<br />

zu verringern, die Versorgungssicherheit zu<br />

erhöhen, die Ressourcen zu schonen und<br />

den Ausstoß von klimaschädlichem CO 2<br />

zu verringern. Demgegenüber ist es teuer<br />

und langwierig, das Angebot an <strong>Energie</strong><br />

auszuweiten. Die Bundesregierung strebt<br />

an, bis 2020 die gesamtwirtschaftliche<br />

<strong>Energie</strong>produktivität gegenüber dem<br />

Jahr 1990 zu verdoppeln. Das heißt, dass<br />

dann pro Einheit Bruttosozialprodukt nur<br />

noch halb so viel <strong>Energie</strong> verbraucht<br />

werden soll. Dieses ehrgeizige Ziel lässt<br />

sich nur erreichen, wenn es gelingt,<br />

die <strong>Energie</strong>effizienz über die gesamte<br />

<strong>Energie</strong>kette entscheidend zu steigern.<br />

Dazu trägt die Arbeit der Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler am <strong>KIT</strong>-<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> wesentlich bei.<br />

Modellregion MEREGIO<br />

Eine Modellregion, in der sowohl <strong>Energie</strong>-<br />

versorger als auch Endverbraucher mit<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

ausgestattet sind, um<br />

<strong>Energie</strong>umwandlung und <strong>Energie</strong>verbrauch<br />

möglichst effizient zu gestalten, ist<br />

das Ziel des Projekts MEREGIO (Minimum<br />

Emission Region), an dem das <strong>KIT</strong> beteiligt<br />

ist. Projektleiter ist die EnBW. Wesentliches<br />

Ziel ist, ein Zertifizierungsprogramm zu<br />

entwickeln, mit dem sich eine Region ihre<br />

Effizienz im Umgang mit <strong>Energie</strong> öffentlichkeitswirksam<br />

bescheinigen lassen kann.<br />

Das Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Technologie fördert das Projekt im Rahmen<br />

des Wettbewerbs „E-Energy – IKT-basiertes<br />

<strong>Energie</strong>system der Zukunft“.<br />

Stoff- und <strong>Energie</strong>verbünde<br />

Das Topic „Effiziente <strong>Energie</strong>nutzung“ des<br />

<strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong>s <strong>Energie</strong> gliedert sich in zwei<br />

große Bereiche: Produkte und Prozesse sowie<br />

Gebäude. Übergeordnetes Thema<br />

sind Stoff- und <strong>Energie</strong>verbünde. Ein<br />

Stoffverbund ermöglicht den Austausch<br />

<strong>Energie</strong>effizienz<br />

Je weniger <strong>Energie</strong> bei der Erschließung, Umwandlung, Speicherung, Verteilung<br />

und Verwendung für die jeweilige Anwendung verloren geht, desto höher ist die<br />

<strong>Energie</strong>effizienz. So lässt sich beispielsweise bei der <strong>Energie</strong>umwandlung die Effizienz<br />

durch Kraftwerke mit höherem Wirkungsgrad oder durch Kraft-Wärme-Kopplung<br />

und Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung erhöhen. Effizienter verwenden lässt sich<br />

<strong>Energie</strong> etwa durch Geräte mit geringerem Verbrauch, Vermeidung von Leerlauf,<br />

bessere Wärmedämmung oder drehzahlgeregelte Umwälzpumpen.<br />

von Substanzen zwischen einzelnen Betrieben.<br />

Dies geschieht meist über Rohrleitungen.<br />

Es sind jedoch auch Stoffkreisläufe<br />

denkbar, die nicht an Leitungen gebunden<br />

sind, beispielsweise Materialkreisläufe<br />

im Bauwesen. Ein <strong>Energie</strong>verbund vernetzt<br />

<strong>Energie</strong>ströme miteinander. So wird<br />

beispielsweise die in einer Anlage anfallende<br />

Abwärme unmittelbar am Ort der<br />

Entstehung in Dampf umgewandelt und<br />

einer anderen Anlage verfügbar gemacht,<br />

statt an die Umwelt abgegeben zu werden.<br />

Das senkt den Ressourcenverbrauch,<br />

vermindert Abfälle und Emissionen und<br />

spart Transportwege.<br />

Im Bereich Produkte und Prozesse beschäftigen<br />

sich die Arbeiten mit neuen<br />

Materialien und spezifischem<br />

Produktdesign, mit Fertigungs- und<br />

Verfahrenstechnik sowie mit Prozessintensivierung.<br />

Im Bereich Gebäude befassen<br />

die Forscherinnen und Forscher<br />

sich mit neuen Materialien und sogenannten<br />

intelligenten Bauelementen,<br />

mit nachhaltigem Planen und energiebewusstem<br />

Entwerfen sowie mit technischer<br />

Gebäudeausrüstung und energetischer<br />

Betriebsoptimierung.<br />

<strong>KIT</strong>-Schwerpunkte Mobilitätssysteme<br />

und COMMputation<br />

Das Forschungsfeld <strong>Energie</strong>effizienz<br />

in Transport und Logistik ist dem <strong>KIT</strong>-<br />

Schwerpunkt „Mobilitätssysteme“ zugeordnet.<br />

Dessen fahrzeugtechnische<br />

Schäumendes CO 2 im Verdampferrohr zeigt die Verunreinigung durch Maschinenöl. Dadurch<br />

verschlechtert sich die Effizienz des Kältemittels deutlich.<br />

23


TOPIC 4: EFFIZIENTE ENERGIENUTZUNG<br />

Aktivitäten sind im Kompetenzzentrum<br />

<strong>KIT</strong>-CART (Center of Automotive<br />

Research and Technology) gebündelt.<br />

Dabei geht es um <strong>Energie</strong>effizienz und<br />

Emissionsreduzierung, Sicherheit, Komfort<br />

und Nutzwert von Personen-, Nutz-<br />

und Schienenfahrzeugen sowie mobilen<br />

Arbeitsmaschinen.<br />

Mit dem Bereich <strong>Energie</strong>effizienz in der<br />

Informationstechnologie – Stichwort<br />

„Green Web“ – ist der <strong>KIT</strong>-Schwerpunkt<br />

COMMputation befasst, dessen Name<br />

die gegenseitige Abhängigkeit von<br />

Kommunikation und Informationsverarbeitung<br />

verdeutlicht. Dabei geht es zum<br />

einen darum, die Hardware zu verbessern,<br />

was die Leistungsaufnahme und damit<br />

die benötigte Kühlenergie betrifft. Zum<br />

anderen gilt es, neue Algorithmen und<br />

Software zu entwickeln, um Rechner energieeffizienter<br />

betreiben zu können.<br />

Produkte und Prozesse<br />

In Bezug auf Produkte und Prozesse gilt es,<br />

vor allem bei energieintensiver industrieller<br />

Produktion, bei gleichbleibendem oder<br />

sogar verringertem <strong>Energie</strong>einsatz die<br />

Produktivität zu erhöhen. <strong>Energie</strong>effizienz<br />

besitzt in der Industrie aus Kostengründen<br />

immer schon einen hohen Stellenwert,<br />

doch es gibt noch weiteres Potenzial aus-<br />

<strong>Energie</strong>effizienz durch Wärme- und Stoffverbund:<br />

Die Aufnahme entstand in der MiRO<br />

Mineraloelraffinerie Oberrhein.<br />

24<br />

zuschöpfen. Dieses liegt im Prozessdesign<br />

als ganzheitlichem Ansatz, aber auch<br />

in technologischen Detaillösungen,<br />

durch die sich einzelne Schritte im<br />

Produktionsprozess verbessern lassen.<br />

Andere Schritte lassen sich durch Integration<br />

einsparen.<br />

Neue Materialien und spezifisches<br />

Produktdesign<br />

Neue Materialien können nicht nur zu neuen<br />

Produkten oder Produkteigenschaften<br />

führen, sondern auch zur energieeffizienten<br />

Produktion beitragen. So ermöglicht<br />

die Nanotechnologie Werkstoffe mit neuartigen<br />

Eigenschaften und Wirkungen. Da<br />

die winzigen Nanopartikel eine verhältnismäßig<br />

große Oberfläche aufweisen,<br />

können sie mit ihrer Umgebung leichter<br />

in physikalische oder chemische Wechselwirkung<br />

treten. Vorraussetzung für die<br />

Nutzung nanoskaliger Materialien ist<br />

jedoch, sie gründlich zu untersuchen und<br />

genau zu beschreiben. Die Arbeiten im <strong>KIT</strong>-<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> setzen daher bei grundlegenden<br />

Forschungen an. Auch das<br />

Produktdesign lässt sich gezielt darauf<br />

ausrichten, dass nicht nur beim späteren<br />

Gebrauch des Produkts, sondern bereits<br />

bei dessen Herstellung <strong>Energie</strong> effizient<br />

eingesetzt wird.<br />

Fertigungs- und Verfahrenstechnik<br />

In der Fertigungs- und Verfahrenstechnik<br />

lässt sich die <strong>Energie</strong>effizienz durch stoffliche<br />

und energetische Verbünde steigern.<br />

Solche Verbünde sind auf verschiedenen<br />

Ebenen möglich – innerhalb eines<br />

Prozesses oder prozessübergreifend zwischen<br />

mehreren Anlagen, die zusammen<br />

einen Verbundstandort bilden. Beispiel<br />

für einen energetischen Verbund ist die<br />

Wärmeintegration, etwa innerhalb eines<br />

Prozesses: Einmal eingebrachte Wärme<br />

wird in mehreren Prozessstufen nacheinander<br />

eingesetzt und damit weitestgehend<br />

verwertet. Dies geschieht beispielsweise<br />

durch Mehrstufenverdampfung<br />

bei der Gewinnung von Salz oder der<br />

Herstellung von Düngemittel: Der heiße<br />

Dampf, der die Flüssigkeit erhitzt, damit<br />

das Lösungsmittel verdampft und Kristalle<br />

sich bilden können, wird in mehreren hintereinander<br />

angeordneten Kristallisatoren<br />

eingesetzt.<br />

Eine weitere Möglichkeit, die <strong>Energie</strong>effizienz<br />

zu steigern, ist die Optimierung<br />

einzelner Prozessstufen. So befasst sich<br />

ein Projekt im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> mit<br />

dem Wärmeübergang beim Strömungsverdampfen<br />

von CO 2 in glatten sowie in<br />

innen gerippten Rohren. CO 2 wird<br />

zunehmend als Kältemittel in konventionellen<br />

Kältemaschinen und in der<br />

HEPHAISTOS: Die Mikowellen-Prozessanlage ist begehbar; ihr Volumen entspricht dem von 500<br />

Haushaltsmikrowellen. Mit Mikrowellen lassen sich Erwärmungszeiten und damit industrielle<br />

Prozesszyklen beträchtlich verkürzen und auch Materialeigenschaften verbessern.


Auf diesem Gelände in Cadarache/Südfrankreich entsteht der Versuchsreaktor ITER.<br />

Das industrielle Versuchszentrum auf dem <strong>KIT</strong>-Campus Nord verfügt mit HEPHAISTOS über die größte Mikrowellen-Prozessanlage der Welt.<br />

Lebensmittelindustrie eingesetzt, um<br />

FCKW, FKW und teilweise auch Ammoniak<br />

zu ersetzen. Dabei lässt sich durch den Einsatz<br />

von Rippenrohren die Wärmeübertragungsleistung<br />

erhöhen.<br />

Prozessintensivierung<br />

Prozessintensivierung bedeutet, <strong>Energie</strong>-<br />

und Stofftransportvorgänge zu intensivieren<br />

sowie die Kinetik chemischer<br />

Reaktionen gezielt auszunutzen. Dies<br />

ist beispielsweise möglich bei der<br />

Rektifikation, das heißt der Trennung von<br />

Stoffen durch Destillation in speziellen<br />

Kolonnen, wie sie etwa beim Aufbereiten<br />

von Erdöl erforderlich ist. Dabei lassen<br />

sich mehrere Kolonnen zu einer integrieren,<br />

um mehr als zwei Produkte gleichzeitig<br />

zu gewinnen und dabei <strong>Energie</strong> einzusparen.<br />

Ein Projekt am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

befasst sich mit festen keramischen<br />

Schwämmen, die als Packungsmaterial in<br />

solche Trennkolonnen eingebaut werden.<br />

Die Forscher untersuchen dabei<br />

die Stoffübertragung zwischen zwei<br />

Flüssigkeiten und deren Vermischung beim<br />

Durchströmen eines festen Schwamms.<br />

Ein weitere Möglichkeit der Prozessintensivierung<br />

ist die Reaktivrektifikation:<br />

Dabei laufen eine chemische Reaktion<br />

und die destillative Trennung der Stoffe<br />

nicht wie herkömmlich nacheinander,<br />

sondern gleichzeitig ab. Dazu wird der<br />

chemische Reaktor in die Trennkolonne<br />

integriert. Die Wissenschaftler am <strong>KIT</strong>-<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> untersuchen, ob feste<br />

keramische Schwämme sich als Katalysatorträger<br />

bei der Reaktivrektifikation<br />

eignen.<br />

Gebäude<br />

Im Bereich Gebäude legt das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong><br />

<strong>Energie</strong> den Fokus auf Nichtwohngebäude<br />

sowie größere Wohngebäude im Bestand.<br />

Geplant ist, neue Technologien auch<br />

auf Gebäude des <strong>KIT</strong> zu applizieren, um<br />

ihr Potenzial zu demonstrieren. <strong>Energie</strong>effizienzkonzepte<br />

für Gebäude berücksichtigen<br />

stets die jeweiligen geographischen<br />

Gegebenheiten und klimatischen<br />

Verhältnisse.<br />

Die Wissenschaftler verschiedener Institute<br />

führen ihre Arbeiten unter einem gebäudesystemtechnischen<br />

Ansatz zusammen.<br />

Dabei untersuchen sie die Randbedingungen<br />

für die Entwicklung von<br />

Systemen und Komponenten und bewerten<br />

die Ergebnisse im Gesamtzusammenhang<br />

Klima – Gebäude – Gebäudetechnik<br />

Messung des Wärmeübergangs von CO 2 beim Strömungsverdampfen für den Einsatz<br />

in der Kältetechnik.<br />

25


TOPIC 4: EFFIZIENTE ENERGIENUTZUNG<br />

<strong>Energie</strong>effizienz im Quadrat: Das „Museum Ritter“ direkt neben der Schokoladenfabrik<br />

zeichnet sich durch ein energieeffizientes und ökologisch verträgliches Haustechnikkonzept aus.<br />

<strong>KIT</strong>-Forscher haben das <strong>Energie</strong>-Monitoring und die Betriebsoptimierung übernommen.<br />

– Regelung – Mensch. Was Solargebäude<br />

und Solarsysteme, neue Materialien und<br />

ihre Anwendung in der Gebäudetechnik<br />

betrifft, binden sie auch die Kompetenzen<br />

externer Kooperations-partner ein.<br />

Ziele der Forschung sind, den Einsatz von<br />

<strong>Energie</strong> beim Bau wie beim Betrieb von<br />

Gebäuden – zum Heizen, Kühlen, Lüften<br />

und Beleuchten – zu verringern, dabei die<br />

Bausubstanz zu schützen sowie Raumklima<br />

und Lichtverhältnisse angenehm zu ge-<br />

Die energetische Sanierung des Mathematikgebäudes<br />

auf dem Campus Süd des <strong>KIT</strong>. Das<br />

Projekt wird von <strong>KIT</strong>-Forschern begleitet.<br />

26<br />

stalten. Als ideal gilt das Nullenergiehaus,<br />

das im Netzverbund eine ausgeglichene<br />

<strong>Energie</strong>bilanz für das Jahr erreicht.<br />

Neue Materialien und intelligente<br />

Bauelemente<br />

<strong>Energie</strong>effizienz beginnt mit dem Einsatz<br />

von neuen Materialien und intelligenten<br />

Bauelementen. Die Arbeitsgruppe<br />

„Baustoffe“ am <strong>KIT</strong> entwickelt neuartige<br />

hydraulische Bindemittel als Alternative<br />

zu Zement, die auf eine beträchtliche<br />

Verringerung des <strong>Energie</strong>einsatzes und der<br />

CO 2 -Emissionen bei der Herstellung abzielen.<br />

Andere Wissenschaftler am <strong>KIT</strong> arbeiten<br />

an Fassadenbauteilen mit thermoelektrischen<br />

Elementen, die Wärme in<br />

Strom umwandeln.<br />

Nachhaltiges Planen und<br />

energiebewusstes Entwerfen<br />

Nachhaltiges Planen und energiebewusstes<br />

Entwerfen mit vorausschauendem Blick auf<br />

Raumklima und Beleuchtungsverhältnisse<br />

tragen wesentlich zur <strong>Energie</strong>effizienz<br />

eines Gebäudes bei. Zu beachten sind dabei<br />

Aspekte der Gebäudeaerodynamik, wie<br />

die Windwirkung auf das Gebäude und die<br />

Luftführung innerhalb des Gebäudes, um<br />

Öffnungen in der Fassade gezielt zu platzieren<br />

und Windkräfte zum Lüften zu nutzen.<br />

Die detaillierte thermische Simulation<br />

eines Gebäudes mit geeigneter Software<br />

liefert Daten zu Temperaturverläufen,<br />

Heiz- und Kühlleistungsbedarf und ermöglicht<br />

es, das Zusammenwirken von<br />

Gebäudehülle, Verschattungsanlagen,<br />

Beleuchtung und Anlagen zum Heizen,<br />

Kühlen und Lüften zu optimieren.<br />

<strong>Energie</strong>effizientes Verfahren zur Herstellung von Zement aus wässriger Lösung bei niedrigen<br />

Temperaturen. Das Bild zeigt ein Calciumsilikathydrat unterm Elektronenmikroskop.


Technische Gebäudeausrüstung<br />

Eine an Architektur und Konstruktion angepasste<br />

Gebäudetechnik sichert einen<br />

geringen <strong>Energie</strong>bedarf. Die Shared<br />

Research Group „<strong>Energie</strong>- und Gebäudetechnologie“ist<br />

eine von der Industrie und<br />

vom <strong>KIT</strong> gemeinsam getragene Forschergruppe.<br />

Sie befasst sich mit den Möglichkeiten,<br />

die <strong>Energie</strong>effizienz beim Heizen,<br />

Kühlen und Lüften durch Wärmetransformationen,<br />

das heißt mit thermisch angetriebenen<br />

Wärmepumpen und Kältemaschinen,<br />

zu verbessern. Auch die Lichttechnik<br />

trägt zur <strong>Energie</strong>effizienz bei. So<br />

lassen sich organische Leuchtdioden<br />

(OLED) nicht nur für Displays, sondern<br />

auch zur Beleuchtung von Räumen einsetzen.<br />

Die Bauelemente aus ultradünnen<br />

organischen Schichten, die beim Anlegen<br />

einer Spannung Licht aussenden, lassen<br />

sich großflächig herstellen, so dass sie ganze<br />

Flächen gleichmäßig beleuchten können,<br />

und arbeiten dabei ausgesprochen<br />

energieeffizient. Werden bei der Gebäudetechnik<br />

darüber hinaus erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />

wie Solarthermie und Geothermie in<br />

die Wärme- und Stromversorgung eingebunden,<br />

verringert sich der Bezug externer<br />

<strong>Energie</strong>.<br />

Energetische Betriebsoptimierung<br />

Die energetische Betriebsoptimierung<br />

rundet die am <strong>KIT</strong> entwickelten ganzheitlichen<br />

Konzepte zur <strong>Energie</strong>effizienz im<br />

Bauwesen ab. Dazu erfassen und untersuchen<br />

die Wissenschaftler systematisch<br />

die wesentlichen <strong>Energie</strong>flüsse und<br />

Raumklimadaten, vergleichen sie mit<br />

den angestrebten Kennzahlen und passen<br />

die Regelung der Gebäudetechnik<br />

an. Außerdem erarbeiten sie Werkzeuge,<br />

um Daten in der Gebäudeautomation<br />

Monitoring-Software: Mit geeigneter Datenvisualisierung und automatisierten Auswertungsroutinen<br />

lässt sich die Gebäude-Performance zielgerichtet optimieren. <strong>KIT</strong>-Wissenschaftler entwickeln<br />

eine entsprechende Software und testen diese in Demonstrationsvorhaben.<br />

Nutzerzufriedenheit: Die Grafik zeigt die Einflussgrößen auf die allgemeine Zufriedenheit der<br />

Nutzer eines bestimmten Gebäudes und die Bedeutung dieser Faktoren. <strong>KIT</strong>-Forscher entwickeln<br />

solche Analyseverfahren als unterstützendes Werkzeug für das Facility-Management.<br />

gezielt zu visualisieren sowie auf der<br />

Basis von Modellen Fehler zu erkennen<br />

und den Betrieb zu optimieren.<br />

Diese Werkzeuge lassen sich künftig<br />

vom Gebäudemanagement gezielt zur<br />

Performanceverbesserung einsetzen.<br />

Komfort und Nutzerzufriedenheit<br />

Dabei geht es neben der <strong>Energie</strong>effizienz<br />

auch um den thermischen, akustischen<br />

und visuellen Komfort sowie weitere<br />

Parameter, die Wohlbefinden und Zufriedenheit<br />

der Nutzer bestimmen. Während<br />

zur ökonomischen und ökologischen<br />

Bewertung von Gebäuden bereits genügend<br />

Methoden und Daten verfügbar<br />

sind, mangelt es derzeit noch an anerkannten<br />

Kriterien zur Beurteilung unter<br />

psychologischen und sozialen Aspekten,<br />

welche eine weitere wichtige Dimension<br />

der Nachhaltigkeit bilden. Daher entwickeln<br />

Forscher am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

auch ein Verfahren zur Bewertung von<br />

Gebäuden aus Nutzersicht. Ziele sind ein<br />

Nutzerzufriedenheitsindikator, der die<br />

Einstufung von Gebäuden ermöglicht,<br />

sowie eine Gebäudesignatur, welche<br />

die thermische, akustische und visuelle<br />

Qualität der Umgebung, die Luftqualität<br />

und die Arbeitsplatzgestaltung bewertet<br />

und konkrete Hinweise zur Verbesserung<br />

liefert.<br />

27


TOPIC 5: FUSIONSTECHNOLOGIE<br />

Mega-Mikrowelle: Leistungsstarke Gyrotronröhren heizen das<br />

Plasma auf über 100 Millionen Grad Celsius auf. Die am <strong>KIT</strong> entwickelte<br />

140-Gigahertz-Gyrotronröhre erreicht Heizleistungen<br />

bis zu einem Megawatt.<br />

28<br />

DER WEG<br />

VOM EXPERIMENT<br />

ZUM KRAFTWERK<br />

Wenn es gelingt, die Kernfusion als <strong>Energie</strong>quelle zu nutzen, kann die<br />

wachsende Weltbevölkerung für Tausende von Jahren mit Strom und<br />

Wärme versorgt werden – wirtschaftlich, sicher und umweltverträglich mit<br />

Brennstoffen aus Wasser und Gestein. Im <strong>KIT</strong> entwickeln Forscherinnen und<br />

Forscher komplexe Technologien für das große Ziel: ein Fusionskraftwerk,<br />

das grundlastfähige <strong>Energie</strong> liefert.


Seit Milliarden von Jahren lässt Kernfusion<br />

die Sonne und andere Sterne leuchten.<br />

Seit Jahrzehnten arbeiten die Menschen<br />

daran, dieses kosmische Feuer auf die Erde<br />

zu holen, denn das Verschmelzen von<br />

Atomkernen ist als <strong>Energie</strong>quelle nahezu<br />

unerschöpflich. Aber was in der Sonne<br />

quasi automatisch abläuft, bedarf auf der<br />

Erde hochkomplexer Technologien.<br />

Deuterium-Tritium-Fusion<br />

Von verschiedenen möglichen Brennstoffen<br />

haben sich zwei als für ein irdisches<br />

Kraftwerk am besten geeignet erwiesen:<br />

Deuterium, ein Wasserstoffisotop mit<br />

einem Proton und einem Neutron, und<br />

Tritium, ein Wasserstoffisotop mit einem<br />

Proton und zwei Neutronen. Bei der Fusion<br />

verschmilzt der Kern des schweren Wasserstoffs<br />

Deuterium mit dem Kern des überschweren<br />

Wasserstoffs Tritium zum<br />

Helium-4-Kern mit zwei Protonen und<br />

zwei Neutronen, auch als Alphateilchen<br />

bezeichnet; ein hochenergetisches Neutron<br />

wird ausgesendet. Dabei wird rund<br />

2000 mal so viel <strong>Energie</strong> freigesetzt wie<br />

zugeführt worden ist. Die <strong>Energie</strong> ist zu 80<br />

Prozent an das Neutron gebunden.<br />

Die Brennstoffe sind leicht zu beschaffen:<br />

Deuterium ist zu etwa 0,015 Prozent in<br />

natürlichem Wasser enthalten, also nahezu<br />

unbegrenzt verfügbar. Tritium kommt zwar<br />

wegen seiner Halbwertszeit von nur zwölf<br />

Jahren in der Natur kaum vor, lässt sich<br />

aber aus Lithium erbrüten. Die technisch<br />

nutzbaren Lithiumvorkommen in der<br />

Erdkruste reichen aus, um den <strong>Energie</strong>bedarf<br />

der Weltbevölkerung für viele tausend<br />

Jahre zu decken. Für die Fusionsreaktion<br />

sind denkbar geringe Rohstoffmengen<br />

erforderlich.<br />

Technische Herausforderungen im<br />

Reaktor<br />

In experimentellen Anlagen ist die Deuterium-Tritium<br />

Reaktion längst geglückt.<br />

Doch bis zum Kraftwerk ist es ein langer<br />

Weg. Kernfusion funktioniert nur mit immens<br />

hohen Temperaturen, bei denen die<br />

Brennstoffe sich im Plasmazustand befinden.<br />

Nur dann überwinden die Atom-<br />

Plasma – der vierte Aggregatzustand<br />

Neben den drei klassischen Aggregatzuständen fest, flüssig und gasförmig gibt es<br />

einen vierten Aggregatzustand: das Plasma. Es handelt sich um ionisiertes Gas, das<br />

heißt einen gasförmigen Zustand, in dem freie Elektronen sowie Ionen – elektrisch<br />

geladene Atome – vorkommen. Bei vollständiger Ionisation sind nur noch Elektronen<br />

und freie Atomkerne vorhanden.<br />

Der Plasmazustand kann bei hohen Temperaturen oder durch starke elektrische<br />

Felder eintreten. Auf der Erde kommen natürliche Plasmen vor allem in Blitzen vor.<br />

Auch Flammen haben Plasmaeigenschaften. Im ständigen Plasmazustand befinden<br />

sich die Sonne und andere Sterne.<br />

kerne ihre gegenseitige Abstoßung und<br />

verschmelzen miteinander. Zur Zündung<br />

einer solchen Fusionsreaktion auf der Erde<br />

bedarf es einer Temperatur von über 100<br />

Millionen Grad Celsius – sechs Mal so heiß<br />

wie im Innern der Sonne, weil sich die<br />

hohen Drücke im Sonneninnern auf der<br />

Erde nicht nachahmen lassen. Eine solche<br />

Temperatur will erst einmal erreicht sein.<br />

Eine weitere Herausforderung besteht im<br />

Einschluss des Plasmas. Kein festes<br />

Material hält der hohen Temperatur längere<br />

Zeit stand. Der Einschluss geschieht<br />

daher mithilfe von starken Magnetfeldern.<br />

Dennoch bedarf es einer äußeren<br />

Begrenzung durch feste Materie. Die<br />

Wand der Brennkammer muss sowohl<br />

dem Wärmefluss, der sich aus Plasmatemperatur<br />

und Teilchendichte ergibt, als<br />

Wasser und Gestein liefern die Brennstoffe für die Kernfusion.<br />

auch einem ständigen Neutronenbeschuss<br />

standhalten. Die bei der Fusion entstehenden<br />

Neutronen tragen den Großteil der<br />

<strong>Energie</strong>, können als neutrale Teilchen das<br />

Plasma verlassen und in die Brennkammerwand<br />

eindringen. Dadurch aus der Wand<br />

gelöste Teilchen wiederum verunreinigen<br />

das Plasma. Diese Teilchen sowie das<br />

Reaktionsprodukt Helium-4 müssen laufend<br />

aus dem Plasma entfernt werden.<br />

Dazu dient ein Divertor, der die unerwünschten<br />

Ionen zu neutralen und damit<br />

pumpfähigen Teilchen umwandelt. Hoch<br />

leistungsfähige Vakuumpumpen, so genannte<br />

Kryopumpen, saugen dann das<br />

Abgas ab und führen es der Tritiumanlage<br />

zu. Die hoch energetischen Neutronen gelangen<br />

in das Blanket, eine äußere Hülle,<br />

und geben ihre Bewegungsenergie an<br />

Atomkerne ab. Die entstehende Wärme<br />

29


TOPIC 5: FUSIONSTECHNOLOGIE<br />

wird mit einem Kühlmittel abgeführt und<br />

lässt sich über einen herkömmlichen<br />

Dampfkreislauf mit Turbine und nachgeschaltetem<br />

Generator in Elektrizität umwandeln.<br />

Das Blanket dient überdies dazu,<br />

aus Lithium durch Neutroneneinfang den<br />

Brennstoff Tritium zu erbrüten.<br />

Sicherheit für Mensch und Umwelt<br />

Was macht die Kernfusion zu einer nicht<br />

nur wirtschaftlichen, sondern auch sicheren<br />

und umweltfreundlichen <strong>Energie</strong>quelle?<br />

Pro Jahr verbraucht ein Fusionskraftwerk<br />

mit einer Leistung von 1000<br />

Megawatt nur 100 Kilogramm Deuterium<br />

und 150 Kilogramm Tritium, erbrütet aus<br />

300 Kilogramm Lithium. Damit fallen für<br />

die Brennstoffe kaum Transporte an. Es<br />

werden keine radioaktiven Stoffe transportiert,<br />

da das Tritium innerhalb der Anlage<br />

erbrütet wird. Die Fusionsreaktion kann<br />

aus physikalischen Gründen nicht außer<br />

Kontrolle geraten: Bei einer Abweichung<br />

von den Betriebsbedingungen, die nur mit<br />

großem Aufwand aufrechtzuerhalten sind,<br />

reißt die <strong>Energie</strong>freisetzung sofort ab. In<br />

der Brennkammer eines Fusionsreaktors<br />

herrscht ein Vakuum, so dass sie immer<br />

nur so viel Brennstoff enthält wie für den<br />

laufenden Betrieb erforderlich. Das Plasma<br />

hat trotz der hohen Temperaturen eine<br />

niedrige Leistungsdichte – vergleichbar mit<br />

der einer 100-Watt-Glühbirne –, so dass<br />

30<br />

es beim Ausfallen der Kühlung nicht zum<br />

Schmelzen von Strukturmaterialien kommen<br />

kann.<br />

Radioaktive Abfälle entstehen fast nur dadurch,<br />

dass Neutronen die Reaktorstrukturen<br />

aktivieren. Die Abfälle enthalten<br />

keine extrem langlebigen Nuklide. Forscher<br />

entwickeln niedrig aktivierende Materialien,<br />

die nur wenige hundert Jahre kontrolliert<br />

gelagert werden müssen. Und<br />

schließlich emittiert ein Fusionsreaktor keinerlei<br />

klimaschädliche Gase.<br />

ITER und DEMO<br />

Die technischen Probleme der Kernfusion<br />

bis ins Detail zu lösen, erfordert große<br />

Anstrengungen. Doch die Mühe lohnt sich<br />

– immerhin wäre damit ein bedeutender<br />

Beitrag zur Lösung der <strong>Energie</strong>probleme<br />

der Menschheit geleistet. Im Topic Fusionstechnologie<br />

des <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong>s <strong>Energie</strong> entwickeln<br />

Wissenschaftler wesentliche<br />

technologische Komponenten und Systeme<br />

für den experimentellen Versuchsreaktor<br />

ITER (lateinisch iter – der Weg).<br />

ITER, ein gemeinsames Projekt der Partner<br />

Europäische Union, Russische Föderation,<br />

Japan, China, Südkorea, Indien und USA,<br />

entsteht ab 2009 im Forschungszentrum<br />

Cadarache/Frankreich. Der Bau der Anlage<br />

wird voraussichtlich zehn Jahre dauern.<br />

Geplant ist ein Betrieb von rund 20 Jahren.<br />

Schema des Reaktors ITER: Die blaue Figur unten im Bild veranschaulicht die Größe der Anlage.<br />

ITER gewinnt zehnmal mehr <strong>Energie</strong> als für<br />

die externe Plasmaheizung aufgewendet<br />

wird. Die Erfahrungen mit dem Versuchsreaktor<br />

werden in die Errichtung des nachfolgenden<br />

Demonstrationsreaktors DEMO<br />

einfließen. DEMO soll als erster Fusionsreaktor<br />

über längere Zeit elektrischen<br />

Strom erzeugen. Vorgesehen ist, die Anlage<br />

ab 2030 zu errichten. Ende der 30er<br />

Jahre kann dann voraussichtlich der erste<br />

Strom aus einem Fusionskraftwerk ins<br />

Netz eingespeist werden. Die Forscher am<br />

<strong>KIT</strong> arbeiten bereits an grundlegenden<br />

Technologien für DEMO. Insgesamt widmen<br />

sie sich derzeit zu rund zwei Dritteln<br />

dem experimentellen Reaktor ITER und zu<br />

ITER – Technische Daten<br />

Gesamtradius 15 Meter<br />

Höhe (über alles) 30 Meter<br />

Gewicht 15 000 Tonnen<br />

Plasmaradius 6,2 Meter<br />

Plasmavolumen 837 Kubikmeter<br />

Plasmamenge 0,5 Gramm<br />

Magnetfeld 5,3 Tesla<br />

Plasmastrom 15 Megaampere<br />

Heizleistung 73 Megawatt<br />

Wandbelastung<br />

d. Neutronen 0,57 Megawatt<br />

pro Quadratmeter<br />

Fusionsleistung 500 Megawatt<br />

<strong>Energie</strong>verstärkung 10<br />

Mittlere<br />

Plasmatemperatur 100 Millionen Grad<br />

Brenndauer ≥ 300 Sekunden


Auf diesem Gelände in Cadarache/Südfrankreich entsteht der Versuchsreaktor ITER.<br />

rund einem Drittel dem Demonstrationsreaktor<br />

DEMO, wobei Technologien für<br />

DEMO stetig mehr Gewicht erhalten.<br />

Im Einzelnen befassen die Karlsruher Arbeiten<br />

zur Fusionstechnologie sich mit<br />

Mikrowellenröhren und Antennen zur<br />

Plasmaheizung, mit supraleitenden Magnetspulen<br />

und Stromzuführungen, mit<br />

Blanket und Divertor, mit Komponenten<br />

und Systemen für den Brennstoffkreislauf<br />

und der erforderlichen Vakuumtechnik, mit<br />

der Werkstoffentwicklung einschließlich<br />

der geplanten Neutronenquelle IFMIF und<br />

mit Untersuchungen zur Sicherheit von<br />

Fusionsreaktoren.<br />

Mikrowellenröhren zur<br />

Plasmaheizung<br />

Um die Brennstoffe in einer Fusionsanlage<br />

zu einem Plasma mit einer Temperatur von<br />

über 100 Millionen Grad Celsius zu erhitzen,<br />

bedarf es einer starken externen Heizung.<br />

Die Forscher im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

entwickeln dazu Mikrowellenröhren, so genannte<br />

Gyrotrons. Mikrowellenheizsysteme<br />

für Fusionsreaktoren müssen eine Gesamtleistung<br />

von 25 bis 50 Megawatt bei Frequenzen<br />

von 100 bis 170 Gigahertz aufweisen.<br />

Das <strong>KIT</strong> hat bereits ein 140-Gigahertz-Gyrotron<br />

mit einer Heizleistung von<br />

einem Megawatt entwickelt – das entspricht<br />

rund 1200 Küchenmikrowellen.<br />

Ein Heizsystem aus zehn solchen Gyrotrons<br />

mit einer Gesamtleistung von zehn<br />

Megawatt tragen die Karlsruher zur<br />

Fusionsanlage Wendelstein 7-X in<br />

Greifswald bei.<br />

Supraleitende Magnetspulen<br />

und Stromzuführungen<br />

Benötigt werden im Plasma Magnetfelder<br />

von rund fünf Tesla. Die dazu erforderlichen<br />

Magnetspulen nutzen Supraleiter,<br />

um die <strong>Energie</strong>verluste zu begrenzen und<br />

eine wirtschaftliche <strong>Energie</strong>gewinnung zu<br />

ermöglichen. In Karlsruhe haben Entwicklung<br />

und Test von supraleitenden<br />

Magneten eine lange Tradition. Das<br />

<strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> verfügt über eine<br />

Tieftemperatur-Testanlage (Toroidal Spulen<br />

Testanlage Karlsruhe – TOSKA) für supraleitende<br />

Magnetspulen und weitere<br />

Komponenten. Um ITER-Bedingungen zu<br />

simulieren, haben die Forscher ein Testbett<br />

konzipiert und installiert, in dem die ITER-<br />

Toroidalfeld-Modellspule (TFMC) erprobt<br />

wurde. Bei dem Test wurde weltweit erst-<br />

mals ein supraleitender Spulenstrom von<br />

80 000 Ampere erreicht.<br />

Überdies entwickelt das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

Stromzuführungen, die dazu dienen,<br />

den Betriebsstrom auf die supraleitenden<br />

Spulen zu übertragen. Neben konventionellen<br />

Typen haben die Forscher bereits<br />

Stromzuführungen mit Hochtemperatur-<br />

Supraleitern erprobt, die bis zu 80 000<br />

Ampere Strom transportieren können und<br />

einen besonders wirtschaftlichen Betrieb<br />

der Magnete ermöglichen.<br />

Blanket und Divertor<br />

Das Blanket, welches das Plasma als äußere<br />

Hülle umschließt, erfüllt drei Aufgaben:<br />

Es wandelt die Neutronenenergie aus der<br />

Einbindung des Test Blanket Moduls (hellgrün): Das komplexe System dient dazu, das für die<br />

Fusionsreaktion notwendige Tritium zu erbrüten.<br />

31


TOPIC 5: FUSIONSTECHNOLOGIE<br />

Fusionsreaktion in nutzbare Wärme um,<br />

erbrütet den Brennstoff Tritium durch das<br />

Einfangen von Neutronen in Lithium und<br />

schirmt die supraleitenden Magnete gegen<br />

Neutronen- und Gammastrahlung ab.<br />

Thermische Effizienz und Leistungsdichte<br />

des Blankets bestimmen Leistung und<br />

Wirtschaftlichkeit eines Fusionsreaktors<br />

wesentlich mit.<br />

Die europäische Fusionsforschung verfolgt<br />

beim Blanket zwei verschiedene<br />

Konzepte: HCPB (Helium Cooled Pebble<br />

Bed – heliumgekühltes Feststoffblanket)<br />

und HCLL (Helium Cooled Lithium Lead).<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> trägt zu einzelnen<br />

Bereichen des HCLL-Konzepts bei, wid-<br />

32<br />

Kernspaltung und Fusion<br />

Ein physikalischer Prozess, bei dem ein Atomkern mit einem anderen Atomkern<br />

oder einem Teilchen zusammenstößt und dadurch mindestens ein Atomkern umgewandelt<br />

wird, heißt Kernreaktion. Zwei spezielle, grundsätzlich verschiedene Arten<br />

von Kernreaktionen sind Kernspaltung/Fission und Kernfusion.<br />

Kernspaltung: Ein Atomkern wird in zwei oder mehr Teile zerlegt; dabei wird<br />

<strong>Energie</strong> frei. Es handelt sich um eine induzierte Spaltung, ausgelöst dadurch,<br />

dass ein frei herumfliegendes Neutron den Atomkern trifft.<br />

Kernfusion: Zwei Atomkerne verschmelzen zu einem neuen Kern. Ist die Masse<br />

der bei der Fusion entstandenen Teilchen geringer als die Summe der Masse der<br />

Ausgangskerne, wird die Massendifferenz in Form von <strong>Energie</strong> frei. Dann liegt<br />

eine exotherme, das heißt energieliefernde Fusionsreaktion vor.<br />

Versuchsanordnung zum Test einer ITER-<br />

Modellspule.<br />

met sich jedoch hauptsächlich dem HCPB-<br />

Konzept, bei dem es federführend wirkt.<br />

Im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> sind die Arbeiten<br />

langfristig darauf gerichtet, ein Blanket<br />

für den Demonstrationsreaktor DEMO zu<br />

entwickeln und auszulegen. Zu den konzeptionellen<br />

und konstruktiven Aufgaben<br />

kommen theoretische und experimentelle<br />

Untersuchungen, um die Eigenschaften<br />

von Brutmaterialien und Beryllium zu bestimmen,<br />

das Verhalten der Schüttbetten<br />

unter thermischer Belastung und<br />

Strahlungsbelastung zu ermitteln sowie<br />

Technologien zur Herstellung der Blanket-<br />

Module zu entwickeln und zu erproben.<br />

Erste Funktionstests in ITER sollen zeigen,<br />

Das Tritiumlabor auf dem Campus Nord des <strong>KIT</strong>.<br />

wie das Blanketkonzept auf magnetische<br />

und thermomechanische Transienten,<br />

Neutronen- und Gammastrahlung reagiert.<br />

Helium-4, sozusagen die Asche der<br />

Kernfusion, sowie unverbrannter<br />

Brennstoff und Verunreinigungen müssen<br />

laufend aus dem Plasma abgeführt werden,<br />

um die Fusion aufrechtzuerhalten.<br />

Dies geschieht über den Divertor. Durch<br />

Magnetfelder werden die Ionen auf gekühlte<br />

Prallplatten gelenkt. Dort verlieren<br />

sie <strong>Energie</strong> und können Elektronen<br />

einfangen und dadurch zu neutralen<br />

Atomen werden. Vakuumpumpen entfernen<br />

die Atome aus der Brennkammer.<br />

Die Divertorplatten sind zusätzlich zur<br />

Belastung durch die schnellen Neutronen<br />

einer hohen Wärmebelastung ausgesetzt<br />

– der Divertor gehört zu den thermisch am<br />

höchsten belasteten Bauteilen in einem<br />

Fusionsreaktor.<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> ist an der<br />

Entwicklung des Divertors für DEMO federführend<br />

beteiligt. Schwerpunkte sind die<br />

Auswahl und Zusammenstellung geeigneter<br />

Materialien, der belastungs- und<br />

fertigungsgerechte Entwurf des Divertors<br />

einschließlich der Auslegung von<br />

Hochleistungs-Wärmeübertragungsmodulen<br />

sowie Analysen und Experimente,<br />

um die Auslegungsrechnungen zu überprüfen.<br />

Geplant ist auch, ein Divertor-


Testmodul in der zweiten Betriebsphase<br />

von ITER einzusetzen.<br />

Komponenten und Systeme für<br />

den Brennstoffkreislauf und<br />

Vakuumtechnik<br />

Die Brennstoffe Deuterium und Tritium<br />

zirkulieren in einem geschlossenen<br />

Brennstoffkreislauf. Dieser besteht aus<br />

einem äußeren und einem inneren Teil.<br />

Im äußeren Brennstoffkreislauf wird das<br />

im Blanket aus Lithium erbrütete Tritium<br />

durch ein Spülgas ausgetrieben und<br />

von diesem abgetrennt. Im inneren<br />

Brennstoffkreislauf wird zunächst das<br />

Abgas, das aus Helium, Verunreinigungen<br />

und unverbranntem Brennstoff besteht,<br />

mit leistungsfähigen Vakuumpumpen abgesaugt<br />

und der Tritiumanlage zugeführt.<br />

Dort wird das unverbrauchte Deuterium-<br />

Tritium-Gemisch herausgeholt und zusammen<br />

mit Tritium aus dem äußeren Kreislauf<br />

sowie mit von außen zugeführtem<br />

Deuterium in den Torus eingeleitet.<br />

Forscher des <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong>s <strong>Energie</strong> waren<br />

federführend am Entwurf des ITER-<br />

Brennstoffkreislaufs beteiligt und stellen<br />

den überwiegenden Teil des inneren<br />

Brennstoffkreislauf für ITER bereit. Das <strong>KIT</strong><br />

verfügt mit dem Tritiumlabor Karlsruhe<br />

(TLK) über das einzige wissenschaftliche<br />

Labor in der Europäischen Union, das mit<br />

Tritium in technischem Maßstab für<br />

fusionstypische Anwendungen umgeht –<br />

derzeit ist der Betrieb mit bis zu 40 Gramm<br />

Tritium genehmigt.<br />

Um die Anforderungen hinsichtlich von<br />

Magnetfeldern, Tritiumkompatibilität und<br />

Wartungsfreiheit zu erfüllen, bedarf<br />

es spezieller Pumpen. Die Karlsruher<br />

Forscher haben sogenannte Kryopumpen<br />

entwickelt, die auf Basis von Adsorption<br />

oder Kondensation auf extrem kalten<br />

Oberflächen die abzupumpenden Gase als<br />

Schnee ausfrieren. Das Pumpkonzept wurde<br />

in Karlsruhe erfolgreich getestet und ist<br />

für alle Hochvakuumsysteme von ITER bestimmt.<br />

Derzeit entsteht ein Prototyp der<br />

Toruskryopumpe im Maßstab 1:1, der anschließend<br />

im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> gründ-<br />

Qualitätskontrolle: Das als Tritium-Brutmaterial entwickelte Lithiumorthosilikat wird im<br />

Rasterelektronenmikroskop geprüft.<br />

lich geprüft wird, bevor die Serienfertigung<br />

der zwölf Pumpen freigegeben wird.<br />

Die Kryopumpen für die Heizsysteme<br />

von ITER werden die größten je in einer<br />

Vakuumpumpe realisierten Saugvermögen<br />

besitzen.<br />

Neutronenquelle IFMIF<br />

Strukturmaterialien für plasmanahe<br />

Komponenten eines Fusionsreaktors müssen<br />

einem ständigen Neutronenbeschuss<br />

sowie hohen Betriebstemperaturen und<br />

Kühlmitteldrücken standhalten, müssen<br />

sich mit anderen Materialien wie Kühlmitteln<br />

und Brutmaterialien vertragen und<br />

dürfen der Umweltverträglichkeit wegen<br />

nur gering aktivierbar sein, das heißt<br />

nur wenig radioaktiv werden. Das <strong>KIT</strong>-<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> ist an der Qualifizierung<br />

solcher Materialien für DEMO federführend<br />

beteiligt. Um geeignete Materialien<br />

zu finden, bedarf es umfangreicher Tests,<br />

vor allem einer Langzeitbestrahlung<br />

durch Neutronen mit fusionsrelevanten<br />

Spektren. Dazu ist eine beschleunigergetriebene<br />

Deuterium-Lithium-Hochfluss-<br />

Neutronenquelle (International Fusion<br />

Materials Irradiation Facility – IFMIF)<br />

geplant, welche die Anforderungen an<br />

Testvolumina, Neutronenfluss und<br />

Strahlungsschäden erfüllt.<br />

Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> ist für den<br />

Teilbereich „Test Facilities“ der EU zuständig.<br />

Forschungsarbeiten fokussieren dabei<br />

auf die Entwicklung der Testzelle und<br />

einiger Testmodule sowie auf die neutronenphysikalischen<br />

Berechnungen mit<br />

Generierung von nuklearen Daten.<br />

Sicherheitsforschung<br />

Im Rahmen der Sicherheitsforschung<br />

zur Kernfusion legen die Karlsruher<br />

Forscher hypothetische Störfälle und<br />

daraus folgende Belastungen von<br />

Strukturen zugrunde, stellen umfangreiche<br />

theoretische und experimentelle<br />

Untersuchungen an und simulieren<br />

Verbrennungsvorgänge am Rechner. Die<br />

Sicherheitsuntersuchungen für ITER befassen<br />

sich schwerpunktmäßig mit der<br />

Analyse von Wasserstoffverteilungs-<br />

und Verbrennungsvorgängen. Werden<br />

Grenzwerte überschritten, entwickeln die<br />

Forscher Gegenmaßnahmen und weisen<br />

deren Wirksamkeit in dreidimensionalen<br />

Simulationsrechnungen nach. Außerdem<br />

untersuchen sie die verschiedenen für<br />

ITER relevanten Staubmischungen auf ihre<br />

Explosionseigenschaften und unterwerfen<br />

sie prototypischen Bedingungen für<br />

Aufwirbelung und Verbrennung, um vorhersagefähige<br />

Staubexplosionsmodelle zu<br />

entwickeln.<br />

33


TOPIC 6: KERNENERGIE UND SICHERHEIT<br />

Sicherheitsforschung für Endlager: Untersuchung der<br />

chemischen Form von Actiniden mit hochempfindlicher<br />

Laserspektroskopie.<br />

34<br />

VORSORGENDE<br />

FORSCHUNG<br />

Unabhängig von der Entscheidung über die weitere Nutzung der<br />

Kernenergie in Deutschland hat die Sicherheit kerntechnischer Anlagen<br />

oberste Priorität. Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> bildet ein Exzellenzzentrum der<br />

Forschung, Innovation und Lehre auf dem Gebiet der nuklearen Sicherheit.


Um heute und zukünftig den hohen<br />

Sicherheitsstandard der Kernkraftwerke,<br />

die sichere Behandlung und Entsorgung<br />

der radioaktiven Abfälle und den<br />

Strahlenschutz der Bevölkerung zu gewährleisten,<br />

ist hervorragendes wissenschaftlich-technisches<br />

Know-how zwingend<br />

erforderlich. Dazu soll, wie auch die<br />

High-Tech-Strategie der Bundesregierung<br />

vorsieht, die nukleare Sicherheits- und<br />

Endlagerforschung verstärkt werden. In<br />

Deutschland muss Spitzenforschung stets<br />

in enger internationaler Zusammenarbeit<br />

erfolgen. Nur so ist es möglich, den aktuellen<br />

Stand von Wissenschaft und<br />

Technik zu halten und zu verbessern, modernste<br />

Sicherheitsstandards anzuwenden,<br />

aber auch die Sicherheit nuklearer<br />

Einrichtungen in Nachbarländern zu beurteilen.<br />

Unverzichtbar ist die Ausbildung<br />

von hochqualifizierten Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern. Nur so<br />

kann die notwendige Kompetenz erhalten<br />

und weiter verstärkt werden, auf die<br />

die Forschung, aber auch Hersteller und<br />

Betreiber von nuklearen Anlagen sowie<br />

Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden<br />

und Sachverständigenorganisationen auch<br />

zukünftig angewiesen sind.<br />

Die nukleare Sicherheitsforschung in<br />

Karlsruhe nimmt seit Jahrzehnten eine führende<br />

Rolle ein. Das <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

stellt mit seinen Arbeiten zur nuklearen<br />

Sicherheit, zur Endlagerung und zur<br />

Strahlenschutzforschung das kerntech-<br />

Kühlexperimente: Bei den QUENCH-Experimenten (Quenching – Abschrecken) in der <strong>KIT</strong>-<br />

Versuchsanlage geht es um das Einleiten von Wasser in den überhitzten Kern eines Leichtwasserreaktors<br />

– eine Schutzmaßnahme zur Temperaturabsenkung.<br />

nische Exzellenzzentrum in Deutschland<br />

dar. Es ist aktiv an allen relevanten internationalen<br />

Projekten und Gremien beteiligt,<br />

gestaltet sie maßgeblich mit und bleibt dadurch<br />

stets auf dem aktuellsten internationalen<br />

Stand. <strong>KIT</strong> strebt die Federführung<br />

bei der Beteiligung von Deutschland an der<br />

internationalen Initiative „Generation IV“<br />

zur Entwicklung der Kernenergiesysteme<br />

der Zukunft an.<br />

Im Topic „Kernenergie und Sicherheit“<br />

des <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong>s <strong>Energie</strong> bearbeiten<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

im Sinne der gesellschaftlichen Vorsorgeforschung<br />

vier Forschungsfelder: Sicherheit<br />

der Kernreaktoren, Sicherheit der nuklearen<br />

Entsorgung, Strahlenschutz und<br />

Rückbautechniken.<br />

Sicherheit der Kernreaktoren<br />

Forscherinnen und Forscher des <strong>KIT</strong><br />

untersuchen und bewerten wesentliche<br />

internationale Entwicklungen zur Reaktorsicherheit<br />

bestehender sowie zukünftiger<br />

Anlagen und zu neuen Technologien.<br />

35


TOPIC 6: KERNENERGIE UND SICHERHEIT<br />

Bei den neuen Technologien liegt ein<br />

Fokus auf den für die Generation IV von<br />

Kernenergiesystemen zu entwickelnden<br />

Sicherheitskonzepten und dem möglichen<br />

Transmutationspotenzial zum<br />

Schließen des Brennstoffkreislaufs. Ein<br />

geschlossener Brennstoffkreislauf mit<br />

Leichtwasserreaktoren, fortgeschrittenen<br />

Transmutationsanlagen zur Umwandlung<br />

langlebiger Radionuklide und Endlagerung<br />

ermöglicht es, den Brennstoff optimal auszunutzen,<br />

Volumen, Radiotoxizität und<br />

Wärmemenge des in ein Endlager einzubringenden<br />

Abfalls effektiv zu reduzieren<br />

36<br />

Kriterien für Kernreaktoren<br />

der Generation IV<br />

Nachhaltigkeit: möglichst effiziente<br />

Nutzung der verfügbaren<br />

Kernbrennstoffe, Minimierung<br />

radioaktiver Abfälle, Reduzierung<br />

der Langzeit-Radiotoxizität<br />

Wirtschaftlichkeit: wettbewerbsfähige<br />

Kosten und Minimierung der<br />

finanziellen Risiken<br />

Sicherheit: sehr hohe Standards,<br />

äußerst geringe Wahrscheinlichkeit<br />

von schweren Reaktorschäden,<br />

kein Bedarf an Notfallschutzmaßnahmen<br />

außerhalb der<br />

Anlagen<br />

Proliferationsresistenz: hohe<br />

Barrieren gegen die Weiterverbreitung<br />

von spaltbarem Material,<br />

Schutz vor terroristischen Anschlägen<br />

LIVE-Experiment zur Kühlbarkeit der Kernschmelze<br />

im Reaktordruckbehälter.<br />

und bei der Endlagerung von geologischen<br />

zu historischen Zeiträumen überzugehen.<br />

Insgesamt hat die Reaktor- und Anlagenauslegung<br />

eine große Bedeutung. Wissenschaftler<br />

am <strong>KIT</strong> führen Experimente<br />

durch, beispielsweise zur Thermo- und<br />

Fluiddynamik eines Reaktors, die der<br />

Qualifizierung von Rechenprogrammen<br />

und numerischen Methoden dienen. Für<br />

die Sicherheit besonders relevant sind<br />

Prozesse und Phänomene bei Auslegungsstörfällen,<br />

das heißt Störfallereignissen,<br />

gegen die das Kraftwerk ausgelegt ist,<br />

ohne dass aus der Anlage radioaktive<br />

Strahlung oberhalb der zulässigen Grenzwerte<br />

austritt, sowie bei auslegungsüberschreitenden<br />

Störfällen. Dabei geht<br />

es nicht nur darum, den möglichen Ablauf<br />

von Störfällen zu beschreiben, sondern<br />

auch darum, mögliche Maßnahmen zu<br />

entwickeln, die den Störfall frühzeitig beenden<br />

oder dessen Folgen auf die Anlage<br />

selbst begrenzen.<br />

Im Einklang mit dem internationalen<br />

Ausbau der Kernenergie richtet sich die<br />

Forschung des <strong>KIT</strong> zunehmend auf neu<br />

entwickelte kerntechnische Systeme<br />

und Technologien wie beispielsweise im<br />

Generation IV International Forum (GIF).<br />

Diese internationale Forschungskooperation<br />

zur Entwicklung künftiger Kernenergiesysteme<br />

wurde 2001 von zehn Nationen<br />

begründet: Argentinien, Brasilien,<br />

Frankreich, Großbritannien, Japan,<br />

Kanada, Schweiz, Südafrika, Südkorea,<br />

USA. 2003 trat die Europäische Atomgemeinschaft<br />

(EURATOM) bei, 2007 schlossen<br />

die Russische Föderation und China<br />

sich an. Die Kernenergiesysteme der<br />

Generation IV sollen nicht nur Strom erzeugen,<br />

sondern für ein breiteres Anwendungsspektrum<br />

der <strong>Energie</strong>gewinnung,<br />

wie beispielsweise Prozesswärme und<br />

Wasserstoff, zur Verfügung stehen. Das<br />

GIF legte in einer 2002 veröffentlichten<br />

Technology Roadmap die generellen Entwicklungsziele<br />

fest. Demnach sollen die<br />

Kernreaktoren der Generation IV umfangreiche<br />

Kriterien der Nachhaltigkeit,<br />

Wirtschaftlichkeit, Sicherheit und<br />

Proliferationsresistenz erfüllen.<br />

GESA IV: Gepulste Elektronenstrahl-Anlage zur Behandlung von Hüllrohren.


Nukleare Entsorgung<br />

Zur sicheren nuklearen Entsorgung werden<br />

innerhalb des <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong>s <strong>Energie</strong><br />

Forschungsarbeiten zur Immobilisierung<br />

hochradioaktiver Abfälle, zur Reduzierung<br />

der Radiotoxizität und zur Langzeitsicherheit<br />

von nuklearen Endlagern durchgeführt.<br />

Flüssige hochradioaktive Abfälle,<br />

wie sie bei der Wiederaufarbeitung abgebrannter<br />

Kernbrennstoffe anfallen,<br />

werden zur sicheren Endlagerung in einer<br />

Glasmatrix verfestigt. Dazu haben Karlsruher<br />

Forscher eine Verglasungstechnologie<br />

entwickelt, die bei der Immobilisierung<br />

der hochradioaktiven Spaltproduktlösungen<br />

aus der ehemaligen<br />

Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe<br />

(WAK) zum Einsatz kommt und die auch<br />

international in anderen Projekten angewandt<br />

werden soll.<br />

Wenn es gelingt, langlebige Radionuklide<br />

aus radioaktiven Abfällen abzutrennen<br />

(Partitioning) und diese in geeigneten<br />

Anlagen zu kurzlebigen oder stabilen<br />

Produkten umzuwandeln (Transmutation),<br />

kann die Langzeitradiotoxizität der verbleibenden<br />

Abfälle entscheidend reduziert<br />

werden. Im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> wird in internationaler<br />

Kooperation untersucht, ob<br />

Partitioning und Transmutation technisch<br />

machbar sind und welche Vorteile diese<br />

Schmelzofenzelle der Prototypverglasungsanlage.<br />

Durchflussmesser für Flüssigmetallströme.<br />

Technologie für die Entsorgung langlebiger<br />

Radionuklide bietet.<br />

Die Endlagerung radioaktiver Abfälle in<br />

tiefen geologischen Formationen hat<br />

das Ziel, die Abfälle langfristig von<br />

Glasabfüllung in eine Edelstahlkokille.<br />

der Biosphäre zu isolieren. Die <strong>KIT</strong>-<br />

Wissenschaftler entwickeln die<br />

Grundlagen für einen wissenschaftlich<br />

fundierten Langzeitsicherheitsnachweis.<br />

Im Mittelpunkt stehen die Actiniden und<br />

langlebigen Spaltprodukte, die für das<br />

37


TOPIC 6: KERNENERGIE UND SICHERHEIT<br />

Heiße Zellen: Mit Fernhantierungstechnik werden hochradioaktive Abfallprodukte untersucht.<br />

Radiotoxizitätspotenzial hochradioaktiver<br />

Abfälle über hunderttausende<br />

von Jahren verantwortlich sind. Die <strong>KIT</strong>-<br />

Forscher untersuchen geochemisch-physikalische<br />

Prozesse, die für Freisetzung oder<br />

Rückhaltung der Radionuklide unter<br />

Endlagerbedingungen verantwortlich<br />

sind. Diese grundlegenden Arbeiten sind<br />

eng mit anwendungsorientierten Untersuchungen<br />

an echten radioaktiven<br />

Abfällen sowie mit Untersuchungen unter<br />

naturnahen Bedingungen verknüpft,<br />

beispielsweise in Untertagelabors in<br />

Schweden, in der Schweiz und in<br />

Frankreich. Die Forschungsergebnisse fließen<br />

ein in die Bewertung, Auswahl und<br />

Untersuchung von Endlagerstandorten bis<br />

hin zu einem geochemisch fundierten<br />

Langzeitsicherheitsnachweis. Die<br />

Karlsruher Forscher verfügen auf dem <strong>KIT</strong>-<br />

Campus Nord über aufwendige experimentelle<br />

Einrichtungen, wie Kontrollbereiche,<br />

Actinidenlabors und Heiße<br />

Zellen, die in Kombination mit analytischen<br />

und spektroskopischen Methoden zur<br />

Untersuchung radioaktiver Stoffe weltweit<br />

einmalig sind.<br />

38<br />

Strahlenschutz<br />

Im Rahmen des Vorsorgegebots haben<br />

Karlsruher Forscher das Echtzeit-Entscheidungshilfesystem<br />

RODOS (Real-time<br />

Online DecisiOn Support) für Notfallschutzzentralen<br />

entwickelt, das bei<br />

Freisetzungen von radioaktiven Stoffen in<br />

die Umwelt die Entscheidungsträger unterstützt,<br />

diejenigen Maßnahmen zu identifizieren,<br />

die den größtmöglichen Schutz der<br />

Bevölkerung vor Strahlenschäden gewähr-<br />

Computersimulationen: ein Hilfsmittel im Strahlenschutz.<br />

leisten. Das RODOS System ist in vielen europäischen<br />

Ländern installiert und wird in<br />

der Bundesrepublik Deutschland operationell<br />

vom Bundesamt für Strahlenschutz<br />

betrieben.<br />

Die Strahlenschutzforschung im <strong>KIT</strong> befasst<br />

sich mit Radionukliden in der Umwelt,<br />

ihrem Transport in Nahrungsketten zum<br />

und im Menschen sowie mit Strahlenexpositionen<br />

durch Anwendung von<br />

Radionukliden in der Medizin. Im Mittelpunkt<br />

steht der Mensch mit seinen<br />

individuellen anatomischen und physiologischen<br />

Besonderheiten. Die Wissenschaftler<br />

entwickeln Verfahren, um<br />

Strahlenexpositionen des betroffenen<br />

Menschen zu ermitteln, und empfehlen<br />

Maßnahmen zum Strahlenschutz.<br />

Zur Messung von Radionukliden in der<br />

Umwelt und zur Ermittlung der Strahlenexposition<br />

in Photonen-, Neutronen-<br />

und Beta-Strahlungsfeldern verfügt das<br />

<strong>KIT</strong> über umfangreiche Detektor- und<br />

Auswertesysteme. In einem speziellen In-<br />

Vivo-Messlabor sind ein Ganzkörperzähler<br />

und verschiedene Teilkörperzähler zum<br />

Nachweis von Radionukliden im menschlichen<br />

Körper vorhanden.


Rückbautechniken<br />

Das <strong>KIT</strong> betreibt das derzeit größte deutsche<br />

Versuchsfeld zum Rückbau kerntechnischer<br />

Anlagen. Ein Schwerpunkt liegt<br />

auf Kernreaktoren mit unterschiedlichen<br />

Kühlmitteln wie Wasser, Schwerwasser,<br />

Gas oder Flüssigmetall. Die technologische<br />

Weiterentwicklung ist auf eine intelligente,<br />

rückbaufreundliche Konstruktion von kerntechnischen<br />

Anlagen sowie den Rückbau<br />

von modernen Leichtwasserreaktoren<br />

selbst ausgerichtet.<br />

Ausstattung<br />

Das <strong>KIT</strong> verfügt über vielfältige Versuchseinrichtungen<br />

für die Forschung zur<br />

nuklearen Sicherheit, die zum Teil einzigartig<br />

in Europa sind.<br />

Dazu gehören Wasserversuchsstände zur<br />

Untersuchung relevanter Phänomene<br />

in Leichtwasserreaktoren, ein Wasserstofftechnikum,<br />

Großversuchsanlagen zu auslegungsüberschreitenden<br />

Störfällen, das<br />

Flüssigmetalllabor Karlsruhe (KALLA), sowie<br />

die Hochtemperatur-Hochdruck-<br />

Heliumkreisläufe HEBLO im Labormaßstab<br />

und HELOKA im Technikumsmaßstab.<br />

Für die Sicherheitsforschung zur nuklearen<br />

Entsorgung stehen ein Actinidenlabor<br />

und ein kerntechnischer Kontrollbereich<br />

sowie die INE-Actinidenbeamline an der<br />

Synchrotronstrahlungsquelle ANKA zur<br />

Verfügung.<br />

Der Bereich Strahlenschutz besitzt eine<br />

eigene Kalibrierhalle für β-Teilchen,<br />

Photonen und Neutronen sowie Radon.<br />

Im Wasserstofftechnikum führen <strong>KIT</strong>-Wissenschaftler Experimente zur Wasserstoffverteilung<br />

und -verbrennung für die Sicherheit von Kernreaktoren durch. In großen Drucktank-Explosionslaboren<br />

lassen sich unterschiedliche Unfallszenarien nachstellen und untersuchen.<br />

39


TOPIC 7: ENERGIESYSTEMANALYSE<br />

Düsseldorf bei Nacht: Die <strong>Energie</strong>systeme einer<br />

Großstadt sind vielfältig miteinander verknüpft.<br />

40<br />

DAS GANZE IM BLICK<br />

<strong>Energie</strong>systeme sind untereinander vielfältig verknüpft und stehen<br />

in Wechselwirkung mit technischen, sozialen und ökonomischen<br />

Entwicklungen. Das Ganze im Blick zu behalten ist unabdinglich, um<br />

Zusammenhänge zu verstehen und Konzepte für die Zukunft zu entwickeln.<br />

Daher verfolgt die <strong>Energie</strong>systemanalyse am <strong>KIT</strong> interdisziplinäre Ansätze.


Die Nachfrage nach <strong>Energie</strong> steigt, die fossilen<br />

Ressourcen sind begrenzt, das Klima<br />

wandelt sich – wie kann der <strong>Energie</strong>mix<br />

der Zukunft aussehen? Über die Forschung<br />

zu spezifischen Technologien und einzelnen<br />

Technologiefeldern hinaus befassen<br />

sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> mit<br />

Gesamtsystemfragen. Die Analyse von<br />

<strong>Energie</strong>systemen in ihrer Gesamtheit und<br />

unter wechselseitigen Einflüssen dient zum<br />

einen dazu, einen langfristigen Rahmen<br />

zu erarbeiten und stetig fortzuentwickeln,<br />

an dem sich die weitere Ausrichtung<br />

der im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> behandelten<br />

Themen orientiert. Zum anderen geht<br />

es darum, Modelle und Konzepte für die<br />

<strong>Energie</strong>versorgung der Zukunft zu entwickeln.<br />

In beiden Zielen inbegriffen ist das<br />

Anliegen, einen Beitrag zur gesellschaftlichen<br />

Meinungsbildung zu leisten.<br />

Wie der <strong>Energie</strong>mix der Zukunft aussehen<br />

kann, hängt von verschiedenen Faktoren<br />

ab. Dazu gehören einerseits Entwicklungen<br />

in der <strong>Energie</strong>technik selbst, aber auch in<br />

Schlüsseltechnologien wie beispielsweise<br />

Materialforschung und Nanowissenschaft,<br />

andererseits natürliche Bedingungen wie<br />

die Endlichkeit fossiler <strong>Energie</strong>n und der<br />

Klimawandel. Weiterhin sind gesellschaftliche<br />

Größen wie demografischer Wandel,<br />

aufholende Entwicklung in Entwicklungs-<br />

und Schwellenländern und die Forderung<br />

nach Nachhaltigkeit einzubeziehen.<br />

Schließlich kommt auch den politischen<br />

und ökonomischen Rahmengegebenheiten<br />

wesentliche Bedeutung zu, besonders den<br />

Bedingungen, unter denen technische<br />

Innovationen sich in den Märkten umsetzen<br />

lassen.<br />

Interdisziplinäre Ansätze<br />

Eine solch komplexe Thematik erfordert<br />

interdisziplinäre Ansätze. Das <strong>KIT</strong>-<br />

<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong> bringt daher technik-,<br />

natur-, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche<br />

Kompetenzen systematisch<br />

zusammen. So fließen Sachwissen aus<br />

verschiedenen Disziplinen und methodische<br />

Kenntnisse zur Modellierung in die<br />

<strong>Energie</strong>systemanalyse ein. Dieses Topic<br />

Systemanalyse<br />

Ein System besteht aus in eine Struktur gefügten Elementen, die aufeinander bezogen<br />

sind und wechselseitig aufeinander wirken. Jedes System lässt sich als Einheit<br />

betrachten, ist von seiner Umwelt abgegrenzt und tauscht sich zugleich mit dieser<br />

aus. Es zeichnet sich durch Kontinuität und Stabilität, aber auch durch Dynamik<br />

aus. Systemanalyse verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Dabei konstruiert der<br />

Untersuchende ein Modell des Systems, indem er die relevanten Elemente und<br />

Beziehungen auswählt und damit ein abstrahiertes Abbild der Wirklichkeit schafft.<br />

Anhand eines solchen Modells lassen sich Aussagen über vergangene und zukünftige<br />

Entwicklungen des Systems in bestimmten Szenarien treffen.<br />

steht in ständigem Austausch mit den anderen<br />

Topics im <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong>.<br />

Spezielle Task Forces mit Vertretern der jeweils<br />

betroffenen Topics erarbeiten gesichertes<br />

Wissen über Potenziale einzelner<br />

Techniklinien und spezifische<br />

<strong>Energie</strong>zukünfte. Zudem besitzt das Topic<br />

„<strong>Energie</strong>systemanalyse“ einen besonders<br />

engen Bezug zum Forschungsfeld „<strong>Energie</strong><br />

und Gesellschaft“.<br />

<strong>Energie</strong>systemanalyse erstreckt sich auf<br />

übergreifende Aspekte entlang der ganzen<br />

Kette der Erschließung, Umwandlung,<br />

Speicherung, Verteilung und Nutzung<br />

von <strong>Energie</strong>. Die Wissenschaftler des <strong>KIT</strong><br />

betrachten <strong>Energie</strong>systeme in ihrer<br />

Gesamtheit und in ihren Wechselwirkungen<br />

mit anderen Bereichen wie<br />

Rohstoffwirtschaft, Bauwesen, Industrie<br />

und Verkehr. Sie entwickeln Modelle von<br />

<strong>Energie</strong>systemen und koppeln sie an mesoskalige<br />

Modelle von atmosphärischen<br />

Prozessen wie auch an makroökonomische<br />

Modelle, das heißt Abbildungen von gesamtwirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen.<br />

Auch untersuchen sie die Wechselwirkungen<br />

von <strong>Energie</strong>systemen mit Megatrends<br />

wie Digitalisierung oder Globalisierung.<br />

Zusätzlich berücksichtigen sie Sektoren wie<br />

Industrie und Verkehr hinsichtlich der<br />

CO 2 -Minderungsziele, der Reduzierung<br />

sonstiger Treibhausgase und der Schadstoffverringerung.<br />

Sie untersuchen und<br />

bewerten Konzepte zum Nachfragemanagement<br />

und ihre Auswirkungen<br />

auf Stabilität der <strong>Energie</strong>systeme,<br />

Versorgungssicherheit und Preise. Die<br />

Interregionaler Stromaustausch im europäischen <strong>Energie</strong>system: Dieser ist seit der Liberalisierung<br />

der <strong>Energie</strong>märkte signifikant angestiegen.<br />

41


TOPIC 7: ENERGIESYSTEMANALYSE<br />

Ergebnisse aus diesen Forschungsfeldern<br />

gehen in übergreifende Modelle und in die<br />

Entwicklung konsistenter <strong>Energie</strong>zukünfte<br />

ein. Im Einzelnen erarbeiten Forscherinnen<br />

und Forscher am <strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

<strong>Energie</strong>systemmodelle zum Planen von<br />

Kraftwerkseinsatz und -ausbau. Weiterhin<br />

analysieren sie die langfristige Entwicklung<br />

von <strong>Energie</strong>systemen unter unsicheren<br />

Rahmenbedingungen, untersuchen und<br />

bewerten Prozessketten der Wärme-,<br />

Strom- und Kraftstoffbereitstellung sowie<br />

politische Instrumente und nehmen<br />

Marktanalysen für energietechnische<br />

Produkte und <strong>Energie</strong>dienstleistungen vor.<br />

Analyse von<br />

Zukunftsvorstellungen<br />

Solche Projekte erfordern die Kompetenz,<br />

konsistente und objektivierbare Zukunftsvorstellungen<br />

zu gestalten und zu beurteilen.<br />

Erste Grundlagen dafür schafft eine<br />

von der Industrie und vom <strong>KIT</strong> gemeinsam<br />

getragene Forschergruppe (Shared<br />

Research Group – SRG), die sich mit der<br />

Objektivierbarkeit von Zukunftsannahmen<br />

am Beispiel der <strong>Energie</strong>zukünfte befasst.<br />

<strong>Energie</strong>infrastrukturen verursachen hohe<br />

Investitionen, und einmal errichtete Großanlagen<br />

werden üblicherweise lange<br />

Zeit betrieben, so dass Entscheidungen<br />

im <strong>Energie</strong>bereich die zukünftigen Verhältnisse<br />

langfristig bestimmen oder zumindest<br />

beeinflussen. Dazu kommt,<br />

dass <strong>Energie</strong> zentrale Bedeutung für das<br />

Funktionieren moderner Volkswirtschaften<br />

42<br />

Megatrend<br />

Gesellschaftliche oder technologische<br />

Trends, die sich über lange<br />

Zeitabschnitte und große geographische<br />

Räume erstrecken, dabei<br />

tiefgreifend und nachhaltig wirken,<br />

heißen Megatrends. Beispiele sind<br />

Globalisierung, Alterung der Gesellschaft,<br />

Digitalisierung und Informatisierung.<br />

besitzt. Daher liegen für <strong>Energie</strong>forschung<br />

und <strong>Energie</strong>bereitstellung bereits zahlreiche<br />

aufwendig erstellte Zukünfte vor.<br />

Beispiele sind die Shell-Szenarien und die<br />

BP-Szenarien, die Szenarien des World<br />

Energy Council und der Internationalen<br />

<strong>Energie</strong>agentur der OECD sowie die laufend<br />

fortgeschriebenen <strong>Energie</strong>szenarien<br />

der Prognos AG. Auch das <strong>KIT</strong> selbst<br />

erstellt Szenarien auf der Basis von<br />

Modellen. Die Shared Research Group<br />

setzt sich mit diesen und weiteren bereits<br />

vorliegenden <strong>Energie</strong>zukünften auseinander.<br />

Diese Forschergruppe, die philosophische,<br />

wirtschafts- und technikwissenschaftliche<br />

Ansätze miteinander verbindet,<br />

soll <strong>Energie</strong>zukünfte wie Prognosen,<br />

Szenarien oder Visionen wissenstheoretisch<br />

und wissenschaftstheoretisch analysieren.<br />

Langfristig soll daraus eine Basis<br />

von Konzepten und Kriterien für eine allgemeine<br />

Theorie des Zukunftswissens erwachsen.<br />

Eine solche allgemeine Theorie<br />

erfordert, Zukünfte und ihre Bestandteile<br />

zu klassifizieren, Fragen der Geltung und<br />

der Objektivität zu diskutieren sowie<br />

verschiedene Voraussetzungstypen zu<br />

identifizieren. Auf der Ebene konkreter<br />

<strong>Energie</strong>zukünfte geht es darum, spezifische<br />

Modelle und Szenarien im<br />

<strong>Energie</strong>bereich zu untersuchen und mit<br />

dem erarbeiteten allgemeinen begrifflichen<br />

Instrumentarium eine Typologie der<br />

<strong>Energie</strong>zukünfte unter Aspekten der<br />

Objektivität zu erstellen – wobei Objektivität<br />

nicht das Eintreten der erwarteten<br />

Zukünfte bedeuten kann, sondern deren<br />

wissensbasierte Gestaltung. Zusätzlich<br />

gilt es, die relevanten Ad-hoc-Annahmen,<br />

Werte, Interessen und Kontroversen zu<br />

analysieren, die hinter divergierenden<br />

<strong>Energie</strong>zukünften stehen. Das erarbeitete<br />

Instrumentarium soll sich längerfristig<br />

auch auf anderen Technikfeldern einsetzen<br />

lassen.<br />

Methodisch greift die Forschergruppe<br />

„<strong>Energie</strong>zukünfte“ auf Verfahren der<br />

Wissenschaftstheorie und der Argumentationstheorie<br />

zurück, beispielsweise<br />

Großkraftwerke spielen auch heute noch eine zentrale Rolle in der <strong>Energie</strong>versorgung.


Lichternetz über der nördlichen Hemisphäre.<br />

die rationale Rekonstruktion und die<br />

Diskursanalyse, und entwickelt sie ihren<br />

Zwecken entsprechend weiter. Was die<br />

konkreten <strong>Energie</strong>zukünfte betrifft, betrachten<br />

die Forscher am <strong>KIT</strong> zunächst<br />

die vorhandenen Zukunftsvorstellungen<br />

auf der nationalen und der europäischen<br />

Ebene, bevor sie ihre Untersuchungen<br />

auf die globale Ebene erweitern. Über<br />

die Forschergruppe hinaus ist vorgesehen,<br />

die Rolle von <strong>Energie</strong>zukünften in<br />

der <strong>Energie</strong>politik und beim Festlegen einer<br />

Agenda der <strong>Energie</strong>forschung zu betrachten.<br />

<strong>Energie</strong>märkte im Wandel<br />

Die Struktur von <strong>Energie</strong>systemen und<br />

die <strong>Energie</strong>märkte unterliegen seit einigen<br />

Jahren einem Wandel, der auch in<br />

den nächsten Jahren weitergehen wird.<br />

Zurückzuführen ist dies auf technische<br />

Innovationen ebenso wie auf legislative<br />

Rahmenbedingungen auf nationaler und<br />

internationaler Ebene – als Beispiel sei der<br />

Emissionsrechtehandel genannt –, welche<br />

die Wettbewerbsfähigkeit verschiedener<br />

<strong>Energie</strong>technologien beeinflussen.<br />

Verbesserte <strong>Energie</strong>managementsysteme<br />

und informationstechnische Unterstützung<br />

lassen erwarten, dass Endkunden beim<br />

Stromkauf flexibler agieren. Die Förderung<br />

von erneuerbaren <strong>Energie</strong>n und ener-<br />

gieeffizienten Technologien – Beispiel<br />

Kraft-Wärme-Kopplung – führt zu<br />

<strong>Energie</strong>systemen, in denen konventionelle<br />

Großanlagen und viele dezentrale Anlagen<br />

nebeneinander bestehen.<br />

Angesichts der sich wandelnden energiewirtschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen und<br />

der neuen wettbewerblichen Gegebenheiten<br />

benötigen alle Marktteilnehmer –<br />

<strong>Energie</strong>versorger und Endkunden, intermediäre<br />

Akteure und Kontrollinstanzen –<br />

verstärkt strategische Modelle, die sie bei<br />

Entscheidungen unterstützen. Mit<br />

solchen Modellen befasst sich die Nachwuchsforschergruppe<br />

(Young Investigator<br />

Group – YIG) „Neue methodische<br />

Ansätze im <strong>Energie</strong>bereich“ des <strong>KIT</strong>.<br />

Unsicherheiten und ihre Auswirkungen auf die Planung in der <strong>Energie</strong>versorgung.<br />

43


TOPIC 7: ENERGIESYSTEMANALYSE<br />

Anhand von Analysen der liberalisierten<br />

<strong>Energie</strong>märkte entwickelt diese Nachwuchsforschergruppe<br />

vorhandene Modelle<br />

methodisch weiter. Dabei berücksichtigen<br />

die Forscherinnen und Forscher technoökonomische<br />

und ökologische Charakteristika<br />

von <strong>Energie</strong>technologien, um<br />

Wechselwirkungen zwischen <strong>Energie</strong>umwandlung<br />

und Umweltzielen angemessen<br />

zu erfassen. Sie nehmen die<br />

Modellierungen mit variablem Zeithorizont<br />

auf geeigneten Aggregationsebenen wie<br />

Anlage, Betrieb oder Region vor, und zwar<br />

auf der operationalen Ebene ebenso wie<br />

auf der taktischen und auf der strategischen<br />

Ebene.<br />

Die Nachwuchsforschergruppe bearbeitet<br />

beispielsweise Fragen der künftigen<br />

Ausgestaltung des Emissionsrechtehandels,<br />

das heißt der Zuteilungsregeln, sowie der<br />

Integration von dezentralen <strong>Energie</strong>umwandlungstechnologien.<br />

Um Struktur<br />

und Rahmenbedingungen von <strong>Energie</strong>systemen<br />

adäquat in Modellen abzubilden,<br />

entwickeln die Forscher drei methodische<br />

Ansätze weiter: die stochastische<br />

Programmierung, ein generischer Ansatz<br />

zur Lösung von Problemen unter unsicheren<br />

Einflüssen, die agentenbasierte<br />

Simulation, welche verschiedene Agenten<br />

mit individuellen Zielen, Entscheidungs-<br />

und Handlungsmöglichkeiten in ihrer<br />

Wasserkraft leistet einen wichtigen Beitrag<br />

zur Netzstabilität.<br />

44<br />

Interaktion mit dem System abbildet, sowie<br />

Nodal-Pricing-Modelle, bei denen das<br />

gesamte Netz nach Netzknotenpunkten in<br />

einzelne Mikromärkte gesplittet wird.<br />

<strong>Energie</strong>- und Stoffströme<br />

Ein weiteres Ziel des Topics ist die technische<br />

und wirtschaftliche Analyse von<br />

<strong>Energie</strong>- und Stoffströmen, um strategische<br />

und umweltrelevante Fragen<br />

zu beantworten. Dabei betrachten die<br />

Wissenschaftler am <strong>KIT</strong> <strong>Energie</strong>- und<br />

Stoffströme von Nationen oder Regionen<br />

wie auch von einzelnen Unternehmen.<br />

Strategische Fragen beziehen sich beispielsweise<br />

auf die Planung von Kapazitätsausbau<br />

und Kapazitätseinsatz, die<br />

Bezugsoptimierung und die Technologiebewertung.<br />

Umweltrelevante Fragen<br />

betreffen unter anderem Emissionsminderungsstrategien<br />

und Instrumentenbewertung.<br />

Um Entscheidungen zu unterstützen,<br />

haben Forscher des <strong>KIT</strong> ein spezielles<br />

Programmpaket entwickelt: PERSEUS<br />

(Program Package for Emission Reduction<br />

Strategies in Energy Use and Supply) besteht<br />

aus verschiedenen Modulen, die<br />

sich nach methodischen wie auch nach<br />

anwendungsorientierten Kriterien ein-<br />

teilen lassen. Aus den Modulen lassen<br />

sich optimierende individuelle <strong>Energie</strong>-<br />

und Stoffflussmodelle zusammenstellen,<br />

die auf die jeweiligen Anforderungen<br />

– beispielsweise auf den Bilanzraum<br />

oder auf die Detailabbildung von<br />

Technologien – genau abgestimmt sind.<br />

PERSEUS ermöglicht die Entwicklung von<br />

<strong>Energie</strong>versorgungsstrategien unter<br />

Berücksichtigung aller relevanten <strong>Energie</strong>-<br />

und Stoffströme. Abgebildet wird der<br />

gesamte <strong>Energie</strong>bereich von den Ressourcen<br />

über verschiedene Stufen der <strong>Energie</strong>umwandlung<br />

bis hin zur Bereitstellung von<br />

Endenergien.<br />

Forschung für den <strong>Energie</strong>mix von morgen: Natürliche, demographische, politische, soziale<br />

und ökonomische Faktoren fließen mit in die <strong>Energie</strong>systemanalyse ein.


Gesellschaftliche Aspekte<br />

Der Erfolg technischer Innovationen hängt<br />

mit davon ab, dass die gesellschaftlichen<br />

Zusammenhänge und Einflüsse angemessen<br />

erfasst und eingeschätzt werden.<br />

Dies betrifft nicht nur ökonomische Verhältnisse<br />

sowie politische und rechtliche<br />

Rahmenbedingungen, sondern auch<br />

soziale und ethische Aspekte, die<br />

Problemwahrnehmung in der Öffentlichkeit<br />

und Fragen der Technikakzeptanz<br />

in der Bevölkerung.<br />

Die Erforschung der gesellschaftlichen<br />

Faktoren dient dazu, das Innovationspotenzial<br />

von <strong>Energie</strong>technologien zu<br />

beurteilen sowie entscheidungs- und<br />

handlungsrelevantes Wissen für die<br />

Gesellschafts- und Politikberatung bereitzustellen,<br />

auch und gerade im Kontext der<br />

europäischen Regulierungen. Dabei geht<br />

es einerseits darum, die Folgen von technischen<br />

Entwicklungen für die Gesellschaft<br />

zu untersuchen, das heißt die Chancen<br />

und Risiken dieser Entwicklungen festzustellen,<br />

andererseits aber auch darum,<br />

den aus gesellschaftlichen Anforderungen<br />

erwachsenden Bedarf an technischen<br />

Entwicklungen zu ermitteln. Beispiele für<br />

solche Anforderungen liefern der demografische<br />

Wandel oder die Forderung nach<br />

Nachhaltigkeit. Zu diesem Forschungsfeld<br />

gehört auch, Wirkungen möglicher regulatorischer<br />

Anreize sowie bereits vorhandener<br />

Bestimmungen auf <strong>Energie</strong>märkte<br />

und <strong>Energie</strong>unternehmen zu untersuchen.<br />

Dazu ist eine enge Kooperation mit dem<br />

entstehenden <strong>KIT</strong>-Schwerpunkt „Mensch<br />

und Technik“ vereinbart.<br />

Konkrete Projekte beziehen sich beispielsweise<br />

auf nachhaltige <strong>Energie</strong>versorgung<br />

in Megastädten, auf gesellschaftliche<br />

Fragen der Geothermie sowie auf Fusions-<br />

und Preiskontrolle im <strong>Energie</strong>sektor.<br />

Neben Großanlagen werden zukünftig auch dezentrale Stromerzeugungstechnologien eine<br />

wichtige Rolle im <strong>Energie</strong>system spielen.<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien werden auch bei der <strong>Energie</strong>systemanalyse<br />

immer wichtiger.<br />

Internationale Projekte<br />

Die am <strong>KIT</strong> gewonnenen Erkenntnisse,<br />

besonders zur zukünftigen <strong>Energie</strong>versorgung,<br />

zur <strong>Energie</strong>systemmodellierung,<br />

zur Nachhaltigkeit und zu den<br />

erneuerbaren <strong>Energie</strong>n fließen auch in internationale<br />

Projekte ein, vor allem auf<br />

EU-Ebene sowie in Südostasien und<br />

Südamerika. Ein Beispiel ist das von der<br />

Europäischen Union gestartete „ASEM-<br />

Green Independent Power Producers<br />

Network“, das sich mit Projekte zu erneuerbaren<br />

<strong>Energie</strong>n beschäftigt und Akteure<br />

aus Forschung, Industrie und Politik zusammenbringt.<br />

Ziel ist der Wissens- und<br />

Erfahrungsaustausch zwischen Europa und<br />

Südostasien über Projektstrukturen und<br />

Finanzierungsansätze, Technologien und<br />

Ressourcen, politische Instrumente und<br />

Regulierung.<br />

Das Projekt „Regional Energy Policy<br />

and Planning in ASEAN for Sustainable<br />

Development“ (REPP-ASD) zielt darauf<br />

ab, Erfahrungen und Kompetenzen beim<br />

Formulieren und Implementieren von<br />

Politikansätzen und Indikatoren zur nachhaltigen<br />

Entwicklung im <strong>Energie</strong>bereich<br />

von der Europäischen Union auf die<br />

ASEAN Region zu übertragen.<br />

45


KARLSRUHER INSTITUT FÜR TECHNOLOGIE (<strong>KIT</strong>)<br />

Das Karlsruher Institut für Technologie ist<br />

der Zusammenschluss der Universität<br />

Karlsruhe (TH) und des Forschungszentrums<br />

Karlsruhe. Im <strong>KIT</strong> bündeln zwei<br />

starke Partner ihre Kompetenzen und<br />

Ressourcen zu einer Einrichtung mit zwei<br />

Missionen: einer Universität des Landes<br />

Baden-Württemberg mit Aufgaben in<br />

Lehre und Forschung und eines nationalen<br />

Forschungszentrums in der Helmholtz-<br />

Gemeinschaft mit programmorientierter<br />

Vorsorgeforschung im Auftrag des Staates.<br />

Das <strong>KIT</strong> setzt auf das Wissensdreieck<br />

Forschung, Lehre und Innovation.<br />

Das <strong>KIT</strong>, das am 1. Oktober 2009 gegründet<br />

wurde, ist eine Körperschaft des öffentlichen<br />

Rechts nach den Gesetzen des<br />

Landes Baden-Württemberg mit knapp<br />

9000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

und einem Jahresbudget von rund 680<br />

Millionen Euro. Damit wurde ein Konzept<br />

in die Tat umgesetzt, das in der deutschen<br />

Wissenschaftslandschaft einmalig ist.<br />

Räumlich gliedert sich das <strong>KIT</strong> in den<br />

Campus Süd – das Gelände der ehemaligen<br />

Universität in der Karlsruher<br />

Innenstadt – und den Campus Nord –<br />

das Gelände des ehemaligen Forschungszentrums<br />

nördlich der Stadt Karlsruhe.<br />

46<br />

Durch die Fusion zum <strong>KIT</strong> entstand in<br />

Karlsruhe eine der weltweit größten<br />

Forschungs- und Lehreinrichtungen mit<br />

dem Potenzial auf ausgewählten<br />

Forschungsgebieten eine weltweite<br />

Spitzenposition einzunehmen. Das Ziel<br />

ist eine Institution international herausragender<br />

Forschung in den Natur- und<br />

Ingenieurwissenschaften sowie hervorragender<br />

Lehre, Nachwuchsförderung<br />

und Weiterbildung. <strong>KIT</strong> setzt als Innovationspartner<br />

auf die enge Kooperation<br />

mit der Wirtschaft. Das <strong>KIT</strong> ist ein führendes<br />

europäisches <strong>Zentrum</strong> in der<br />

<strong>Energie</strong>forschung und spielt eine weltweit<br />

sichtbare Rolle in den Nanowissenschaften.<br />

<strong>KIT</strong>-Zentren und <strong>KIT</strong>-Schwerpunkte bündeln<br />

die Forschungsprojekte organisatorisch.<br />

Sie dienen der thematischen<br />

Profilierung der Forschung und der strategischen<br />

Forschungsplanung am <strong>KIT</strong>.<br />

<strong>KIT</strong>-Zentren:<br />

<strong>Energie</strong><br />

NanoMikro<br />

Elementarteilchen- und Astro-<br />

teilchenphysik<br />

Klima und Umwelt<br />

Mobilitätssysteme<br />

<strong>KIT</strong>-Schwerpunkte:<br />

COMMputation<br />

Optik und Photonik<br />

Mensch und Technik<br />

Anthropomatik und Robotik<br />

Die Grundlage der Forschung des <strong>KIT</strong><br />

bildet das Kompetenzportfolio bestehend<br />

aus sechs Kompetenzbereichen, in dem<br />

sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

des <strong>KIT</strong> entsprechend ihrem<br />

Fachwissen Kompetenzfeldern zuordnen.<br />

Das Kompetenzportfolio des <strong>KIT</strong> entwickelt<br />

sich dynamisch fort und greift<br />

neue wissenschaftliche Fragestellungen<br />

auf.<br />

<strong>KIT</strong>-Kompetenzbereiche:<br />

Materie und Materialien<br />

Erde und Umwelt<br />

Angewandte Lebenswissenschaften<br />

Systeme und Prozesse<br />

Information, Kommunikation und<br />

Organisation<br />

Technik, Kultur und Gesellschaft


Impressum<br />

Karlsruher Institut für Technologie<br />

Kaiserstraße 12<br />

76131 Karlsruhe<br />

Presse, Kommunikation und Marketing (PKM)<br />

Telefon 0721 608-47414 oder<br />

Telefon 0721 608-22861<br />

E-Mail info@kit.edu<br />

<strong>KIT</strong> – Universität des Landes Baden-Württemberg<br />

und nationales Forschungszentrum in der<br />

Helmholtz-Gemeinschaft<br />

Karlsruhe<br />

© <strong>KIT</strong> 2011<br />

Redaktion Monika Landgraf<br />

Text Dr. Sibylle Orgeldinger<br />

Bildredaktion Gabi Zachmann, Monika<br />

Landgraf, Wilfrid Schroeder<br />

Fotos Hans-Jörg Bauer, Patrick Beuchert,<br />

Markus Breig, Victor S. Brigola, Paul Coerten,<br />

EnBW AG, Andrea Fabry, Sandra Göttisheim,<br />

IPP Garching, ITER, Karlsruher Institut für<br />

Technologie, Helena Kunz, Martin Lober,<br />

Miro Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH &<br />

Co. KG, NASA, photocase.de, Photodisc, Dirk<br />

Schlottmann, Siemens Energy, Gabi Zachmann<br />

Titelbild Wilfrid Schroeder<br />

Gestaltung, Layout Wilfrid Schroeder<br />

Druck Karl Elser Druck GmbH, Mühlacker<br />

Juni 2011<br />

<strong>KIT</strong>-<strong>Zentrum</strong> <strong>Energie</strong><br />

Geschäftsstelle:<br />

Dr. Wolfgang Breh 0721 608-25540<br />

E-Mail: wolfgang.breh@kit.edu<br />

Weitere Information:<br />

www.energie.kit.edu<br />

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www.kit.edu

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