Die Bedeutung, die die Ölförderung für die angolanische Wirtschaft hat, wird bei der Betrachtung derEntstehung des BIPs deutlich: Die Rohstoffindustrieträgt mit 47,1% den Großteil zum BIP bei, Handel(21,1%), Landwirtschaft (10%) und das Bauwesen(7,7%) folgen mit großem Abstand. Auch das nach<strong>Angola</strong> geflossene Fremdkapital in Höhe von knapp59 $ Mrd. konzentrierte sich im Zeitraum 2003 bis2011 auf den Rohstoffsektor: Auslandsinvestitionen inKohle, Gas und Öl machten 83% aus, 2% entfielen aufBaustoffe und jeweils 1% auf Kommunikation, Hotelsund Tourismus. 19Während der „Doing Business Report“ der Weltbankkonstatiert, dass das Exportieren aus <strong>Angola</strong> und dasImportieren von Waren nach <strong>Angola</strong> vergleichsweisekompliziert ist (11 Dokumente, 48 Tage, $ 1850 fürden Export eines Standardcontainers) 20 , führt insbesondere die Förderung und der Export des Erdölsdazu, dass es sich bei der angolanischen Volkswirtschaft um eine vergleichsweise offene Volkswirtschafthandelt. Der Offenheitsgrad einer Volkswirtschaft dient als Indikator für die Abhängigkeit des Landes vonder Weltwirtschaft und berechnet sich aus dem Mittelwert der Import- und Exportquote:( ) ( )5040302010047,121,110 7,7 5,8 0,8 0,17,3Abbildung 5: BIP-Entstehung 2010 in Prozent (BancoEspírito Santo, 2012)Formel 1: Offenheit der angolanischen Volkswirtschaft<strong>Angola</strong>s Offenheitsgrad ist nur unwesentlich geringer als der des Exportweltmeisters Deutschland(0,4111) und deutlich höher als jener von anderen afrikanischen Volkswirtschaften wie Mosambik(0,3036) und Nigeria (0,3082), aber auch deutlich höher als jener der portugiesischen Volkswirtschaft(0,2964). Aus dieser Beobachtung lassen sich zwei Schlussfolgerungen ziehen: Zum einen deutet insbesondereder hohe Anteil des Exports am Bruttoinlandsprodukt auf eine vergleichsweise schwache Binnennachfragehin. Zum anderen verdeutlicht der Offenheitsgrad die Notwendigkeit von Absicherungsmaßnahmengegenüber Wirtschaftskrisen. Die Problematik der Abhängigkeit wurde bereits im Rahmendes Berichts der Ratingagentur Moody’s dargelegt.Es gilt also festzuhalten, dass zwar der angeführte Report der Weltbank ganz offensichtliche Schwierigkeitenim Außenhandel nachweist, in Realität jedoch gerade durch die Bodenschätze der Außenhandeleine bedeutende Rolle spielt, es also umfangreiche Handelsbeziehungen zwischen <strong>Angola</strong> und anderenLändern gibt. Diese Handelsbeziehungen sollen im Folgenden dargelegt werden.3.2. <strong>Angola</strong> - AußenhandelsstatistikNach einem zwischenzeitlichen Rückgang der Export- und Importvolumina in Folge der 2008 einsetzendenWirtschaftskrise wachsen diese inzwischen wieder deutlich an. Kennzeichnend für das an Bodenschätzenreiche Land ist hierbei ein großer Außenhandelsüberschuss, der einhergeht mit einer schwachenBinnennachfrage. Darüber hinaus prägen ausländische Direktinvestitionen in strategische Branchen19 (Ernst & Young, Africa by numbers - Assessing market attractiveness in Africa, 2011)20 (Doing Business, 2013, p. 76)8
wie der Rohstoffgewinnung die Entwicklung der angolanischen Wirtschaft. Offshore Anlagen wie die vonTotal betriebene Pazflor oder die Errichtung von Industriegebieten in Joint Ventures (zum Beispiel inBenguela mit <strong>Portugal</strong>) dienen als anschauliche Beispiele. Darüber hinaus, ist seitens der angolanischenRegierung zwischen 2010-2016 ein Investitionsvolumen im Bereich Energieerschließung von 17 Mrd.US$ und in der Wasserversorgung von 4 Mrd. US$ vorgesehen; hierbei besonders für das SozialprogrammÁgua para Todos mit der geplanten Errichtung von circa 7.000 Brunnen landesweit. In Hinblickauf das Direktinvestitionsvolumen, belegte <strong>Angola</strong> in 2010 den ersten Platz in Subsahara-Afrika, mit circa10 Mrd. US$ weit vor Ländern wie Nigeria, Ghana, oder Kongo. 21 Ursprungsländer der Direktinvestitionenwaren seit der Befriedung des Landes insbesondere die Vereinigten Staaten (24,64 Mrd. $), Großbritannien(8,77 Mrd. $), Frankreich (6,53 Mrd. $), China (6,39 Mrd. $) und <strong>Portugal</strong> (2,4 Mrd. $). Insbesondereüber die durch das Kapital geschaffenen Arbeitsplätze bleibt der Einfluss <strong>Portugal</strong>s auf die Wirtschaft desLandes vergleichsweise groß, auch wenn die Investitionssumme hinter den Volumina der anderen Länderzurückbleibt. Die Direktinvestitionen flossen im Zeitraum 2003-2011 zu 43% in den Finanzsektor,gefolgt vom Rohstoffsektor (9%) und dem Dienstleistungssektor (6%).2008 2009 2010 2011 2012Import 21,0 22,7 16,7 22 22,3Export 63,9 40,8 50,6 65,5 71Außenhandelsüberschuss +42,9 +18,1 +33,9 +43,5 +48,7Tabelle 6: Außenhandelsstatistik <strong>Angola</strong> in Mrd. USD (aicep <strong>Portugal</strong> Global, 2013)Hauptabnehmerländer(% der Gesamtausfuhr)Hauptlieferländer1. (% der Gesamteinfuhr)2011 20111. VR China 18,9% 1. EU27 40,4%2. USA 10,5% 2. VR China 17,7%3. EU27 7,0% 3. USA 9,5%4. Indien 4,6% 4. Brasilien 6,8%5. Kanada 2,1% 5. Südafrika 5,9%Tabelle 5: Handelspartner <strong>Angola</strong>s (Eurostat, 2013)21 (UNCTAD, 2011)9