lübeckultur - Löwen-Apotheke
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14<br />
KULTUR<br />
GESCHICHTE DER DEUTSCHEN APOTHEKEN<br />
APOTHEKEN IM WANDEL DER ZEIT.<br />
Die Geburtsstunde des <strong>Apotheke</strong>rberufs<br />
schlägt im Jahre 1241. Der Stauferkaiser<br />
Friedrich II. (1194-1250) erlässt in diesem<br />
Jahr eine Medizinalordnung, die erstmals<br />
eine Trennung der Berufe von Arzt und <strong>Apotheke</strong>r<br />
gesetzlich vorschreibt. Dieses Gesetzeswerk<br />
wird für die spätere Entwicklung<br />
des Gesundheitswesens weit reichende Bedeutung<br />
erlangen. Bis dahin hatten die Ärzte<br />
Medikamente nicht nur verordnet, sondern<br />
auch in eigener Regie verkauft. Ursprünglich<br />
nur für das Königreich Sizilien<br />
gedacht, wird die Medizinalordnung zum<br />
Vorbild für <strong>Apotheke</strong>nordnungen im Reich<br />
und in ganz Europa.<br />
Im Wesentlichen untersagen diese und spätere<br />
<strong>Apotheke</strong>nordnungen des Mittelalters<br />
den Ärzten geschäftliche Verbindungen mit<br />
<strong>Apotheke</strong>rn und den Besitz von <strong>Apotheke</strong>n.<br />
Verhindert werden soll, dass <strong>Apotheke</strong>r und<br />
Ärzte in eine Konkurrenzsituation geraten.<br />
Es ist nur natürlich, dass in dieser Zeit (11.<br />
bis 13. Jahrhundert), in der viele Berufszweige<br />
Spezialisierungen erfahren, auch eine<br />
Arbeitsteilung in den Heilberufen stattfindet.<br />
Vorläufer der <strong>Apotheke</strong>r.<br />
Nach dem Untergang des Römischen Reiches<br />
bewahren nur die Klöster Reste der<br />
Kenntnisse solch großer Ärzte der Antike<br />
wie Hippokrates und Galen, die noch beides<br />
gleichzeitig gewesen waren: therapierender<br />
Arzt und Hersteller von Heilmitteln.<br />
Es gibt einige Klöster im 9. Jahrhundert, in<br />
denen sich Mönche speziell mit der Aufzucht<br />
und Verarbeitung von Heilkräutern beschäftigen.<br />
In vielen Klöstern gibt es auch<br />
Räume zur Aufbewahrung von Heilkräutern,<br />
die mit dem lateinischen Wort "apotheca"<br />
bezeichnet wurden. Das heißt, zu Beginn ist<br />
die <strong>Apotheke</strong> also nichts anderes als die<br />
Kräuterkammer des Klosterarztes.<br />
Im 8. und 9. Jahrhundert sind in der arabischen<br />
Welt - in Bagdad und Damaskus -<br />
Drogen- und Gewürzhändler tätig, die zusammen<br />
mit den heilkundigen Mönchen der<br />
abendländischen Klöster als Vorläufer der<br />
<strong>Apotheke</strong>r gelten können.<br />
Von Verkaufsständen<br />
zu Patrizierhäusern.<br />
Die ersten städtischen <strong>Apotheke</strong>r Deutschlands<br />
sind ebenfalls Kaufleute, die mit Heilkräutern,<br />
Drogen und Gewürzen Handel<br />
treiben. Ihr Warenlager, oft bereits als "abteke"<br />
bezeichnet, gleicht eher einem Kolonialwarenladen<br />
als einer Medizinaleinrichtung.<br />
Als Folge der Medizinalordnung von<br />
1241 entstehen aber immer mehr städtische<br />
<strong>Apotheke</strong>nordnungen, die die <strong>Apotheke</strong> zu<br />
einem Ort machen, "dar men arzedie tho<br />
verkopende plecht" - wo man Arzneien zu<br />
verkaufen pflegt.<br />
Bis in die Neuzeit hinein regeln die Städte<br />
das <strong>Apotheke</strong>nwesen. In Norddeutschland<br />
werden <strong>Apotheke</strong>n sogar direkt als städtische<br />
Betriebe geführt (Ratsapotheke). Der<br />
Ratsapotheker ist städtischer Angestellter. In<br />
Süddeutschland dagegen überwiegt die privat<br />
betriebene, privilegierte <strong>Apotheke</strong>. In jedem<br />
Falle aber müssen die <strong>Apotheke</strong>r einen<br />
Eid auf die jeweilige <strong>Apotheke</strong>rordnung der<br />
Stadt ablegen.<br />
Die verheerenden Seuchen des 14. Jahrhunderts<br />
- der Schwarzen Pest des Jahres<br />
1348 fällt rund ein Drittel der Bevölkerung<br />
Europas zum Opfer - führt nicht nur zu eine<br />
starken Vermehrung der <strong>Apotheke</strong>n, sondern<br />
zugleich verändert sich ihr äußeres Erscheinungsbild.<br />
Die <strong>Apotheke</strong>r sind ursprünglich<br />
Händler, die von Stadt zu Stadt<br />
ziehen und ihre Waren in offenen, transportablen<br />
Verkaufsständen anbieten.<br />
<strong>Apotheke</strong>r als Arzneimittelhersteller<br />
Im Laufe des 14. Jahrhunderts werden diese<br />
von festen Häusern abgelöst. Diese insbesondere<br />
in Süddeutschland oft prachtvoll<br />
gestalteten Bürgerhäuser zeigen anschaulich,<br />
wie sich im Spätmittelalter die Stellung<br />
des <strong>Apotheke</strong>rs vom fliegenden Händler hin<br />
zum angesehenen und wohlhabenden Patrizier<br />
wandelt. Die <strong>Apotheke</strong> ist jetzt nicht<br />
mehr nur Verkaufsort für Heilpflanzen, Gewürze<br />
und Drogen, sondern sie verfügt jetzt<br />
auch über eine Offizin. Das lateinische<br />
Wort "officina" bezeichnet die Werkstatt, in<br />
der der <strong>Apotheke</strong>r selbst Arzneien herstellt.<br />
Im Laufe der Zeit wandelt sich die Offizin,<br />
die zunächst für die <strong>Apotheke</strong>nkunden nicht<br />
zugänglich ist, immer mehr zum Verkaufsraum.<br />
Die Arzneimittelherstellung verlagert<br />
sich in das Labor. Die <strong>Apotheke</strong>r sind also<br />
nicht mehr nur Kaufleute, sondern auch Arzneimittel<br />
herstellende Handwerker. Die Zubereitung<br />
von Arzneien aus komplizierten<br />
Mischungen verschiedener Grundstoffe<br />
stellt immer höhere Anforderungen an ihr<br />
Können. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts besuchen<br />
daher erste <strong>Apotheke</strong>r medizinische<br />
Vorlesungen an Universitäten, um ihr Wissen<br />
zu vervollständigen.<br />
<strong>Apotheke</strong>n: Stätten<br />
chemischer Forschung.<br />
Durch die Renaissance erhält das <strong>Apotheke</strong>nwesen<br />
viele neue Impulse. Der Arzt und<br />
Therapeut Theophrastus Bombastus von Hohenheim,<br />
genannt Paracelsus, fordert, gezielt<br />
nach neuen Arzneien zu forschen. Reisende<br />
bringen neue bis dahin unbekannte<br />
Pflanzen und Heilstoffe aus allen Teilen der<br />
Welt nach Europa. Die Erfindung des Buchdrucks<br />
ermöglicht die rasche Verbreitung<br />
von Arzneimittelliteratur. Im 17. Jahrhundert<br />
wächst die Zahl der Arzneimittel, weil jetzt