lübeckultur - Löwen-Apotheke
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KULTUR<br />
LÜBECKER ARCHITEKTUR ERZÄHLT GESCHICHTEN<br />
Theodor Schorer –<br />
<strong>Apotheke</strong>r, Chemiker und Pionier.<br />
Das Wirken von Theodor Schorer geht weit<br />
über die Grenzen seines Berufs hinaus. Er<br />
interessiert sich für alle Naturwissenschaften,<br />
allem voran jedoch gilt seine Aufmerksamkeit<br />
der Chemie. Anno 1876 übernimmt<br />
er im Auftrag des Medizinalamtes eine chemische<br />
Untersuchung des Lübecker Trinkwassers.<br />
Das Ergebnis wird daraufhin von<br />
ihm persönlich in einer knapp 300-seitigen<br />
Monographie zusammengefasst. Es handelt<br />
sich dabei um eine Art Meilenstein, da in<br />
Lübeck neben dem Leitungswasser eine große<br />
Anzahl sowohl privater als auch öffentlicher<br />
Grundbrunnen genutzt wurden. In<br />
den folgenden Jahren konzentriert sich<br />
Schorer auf Untersuchungen über den Einfluss<br />
der Abwässer auf Trave und Wakenitz.<br />
Selbst nach seinem Ausscheiden aus der <strong>Löwen</strong>-<strong>Apotheke</strong><br />
arbeitet er als vereideter<br />
Handelschemiker der Stadt und als Gerichtschemiker.<br />
Seine Leidenschaft für die<br />
Chemie – er nennt sich später nicht mehr<br />
<strong>Apotheke</strong>r, sondern ausschließlich „Chemiker“<br />
– lässt ihn unter anderem Vorsteher des<br />
Naturhistorischen Museums in Lübeck werden.<br />
Zehn Jahre wirkt er hier als Mitglied,<br />
weitere 25 Jahre als Vorsitzender. Sein Engagement<br />
reicht zudem weit in die Stadtpolitik<br />
hinein. 35 Jahre lang gehört Schorer<br />
der Bürgerschaft an, wird dreimal zum stellvertretenden<br />
Wortführer und mehrfach in<br />
den Bürgerausschuss gewählt. Der „Wortführer“<br />
entspricht heute dem „Stadtpräsidenten“.<br />
Erinnerungsstücke.<br />
Keines der sechs Schorer-Kinder ergreift den<br />
<strong>Apotheke</strong>rberuf. Während die beiden Söhne<br />
Rechtsanwalt und Studienrat werden, gehen<br />
alle vier Töchter für die damalige Zeit recht<br />
ungewöhnlicher Wege: eine von ihnen wird<br />
Ärztin, eine Schauspielerin, eine Pianistin und<br />
eine Malerin.<br />
Marcus Niendorf hält auch heute noch gern<br />
das Gemälde der Malerin Maria Schorer, die<br />
als Maria Slavona in späteren Jahren (ab<br />
1890) in Paris mit Künstlern wie Max Liebermann<br />
gearbeitet hat, in Händen. Der Malerin<br />
und ihrer musischen Neigung zu Ehren und<br />
inspiriert von Slavonas Zeichnung des Kellergewölbes<br />
ließen Marcus und Melanie Niendorf<br />
eine Wand im hinteren Bereich der <strong>Löwen</strong>-<strong>Apotheke</strong><br />
mit einer vergrößerten Reproduktion<br />
ihres Werkes bemalen.<br />
1898 – Der Beginn einer<br />
Familienchronik.<br />
1892 veräußert Schorer die <strong>Löwen</strong>-<strong>Apotheke</strong><br />
an Georg Aenle, dessen Leitung jedoch<br />
nur einige Jahre währen soll. Nach seinem<br />
Freitod überträgt Aenles Witwe die Verantwortung<br />
zunächst an verschiedene Verwalter,<br />
denen es als approbierte <strong>Apotheke</strong>r durchaus<br />
gestattet war, eine privilegierte <strong>Apotheke</strong><br />
für eine Dauer von zwei Jahren zu führen.<br />
Im Mai 1898 erwirbt der damals 40-jährige<br />
Adolf Paul Brandt aus Ueckermünde in Vorpommern<br />
das Haus. Der neue <strong>Löwen</strong>-<strong>Apotheke</strong>r<br />
hat die Absicht, das alte und unrentable<br />
Gebäude niederreißen und dafür einen<br />
Neubau entstehen zu lassen.<br />
Er selbst zieht mit seiner Familie vor das Stadttor<br />
und ist somit der erste Besitzer, der seinen<br />
eigenen Wohnsitz nicht in der <strong>Löwen</strong>-<strong>Apotheke</strong><br />
hat.<br />
Durch den Verkauf eines Teils des Grundstücks<br />
soll das Projekt finanziert werden. Ein<br />
gesetzlicher Denkmalschutz existiert zur damaligen<br />
Zeit nicht. Nicht selten musste da-