arbeiten die Alleskönner - Gossen Kommunikation
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16 WerkStatt eingangSverfahren<br />
WerkStatt eingangSverfahren 17<br />
Vom Praktikum<br />
bis zum Bildungsvertrag<br />
„Wie geht es nach der Schule weiter? Was bietet <strong>die</strong> Werkstatt als Arbeitsplatz? Welche<br />
Möglichkeiten gibt es?“ Diese Fragen stellen sich viele junge Menschen mit Behinderung<br />
nach dem Ende der Schulzeit oder einer anderen Maßnahme . Albert Zander, Bildungsbegleiter,<br />
erklärt den Weg in <strong>die</strong> Werkstatt und den Verlauf des Eingangsverfahrens .<br />
Den ersten Kontakt mit der Werkstatt knüpfen <strong>die</strong> jungen<br />
Menschen und ihre Eltern meist schon vor dem Ende der<br />
Schulzeit . Ob Viktor-Frankl-Schule, Kleebachschule oder Parzival-Schule<br />
– seit vielen Jahren bestehen enge Kontakte zu<br />
den hiesigen Förderschulen . Albert Zander: „Unter anderem<br />
beteiligen wir uns an Elternabenden, wo sich auch <strong>die</strong> Reha-<br />
Beratung der Agentur für Arbeit und andere Werkstätten der<br />
Region vorstellen .“ In freiwilligen Praktika und Hospitationen<br />
gewinnen <strong>die</strong> Schülerinnen und Schüler zum Ende ihrer<br />
Schulzeit erste Einblicke in <strong>die</strong> Arbeitswelt der Werkstatt .<br />
Tosh Maurer, Sandra Ble<strong>die</strong>wski und Carolin Rinker (v . l .)<br />
beim hamet-e-Test .<br />
Durch <strong>die</strong> Agentur für Arbeit wird der Weg in <strong>die</strong> Werkstatt<br />
vorbereitet . Im sogenannten Eingangsverfahren, das<br />
bis zu drei Monate dauern kann, geht es um <strong>die</strong> Frage, ob<br />
<strong>die</strong> Werkstatt der geeignete Ort zur Teilhabe am Arbeitsleben<br />
ist und welche Bereiche der Werkstatt in Betracht<br />
kommen . Eine zentrale Rolle spielt dabei der Unterricht in<br />
Kleingruppen . „Wir üben grundlegende Fähigkeiten ein,<br />
etwa das Unterscheiden von Farben, <strong>die</strong> Uhrzeit lesen<br />
oder das Arbeitstempo und <strong>die</strong> Qualität bei der Lösung<br />
von Aufgaben“, erklärt Albert Zander .<br />
Nach dem sogenannten „hamet e“-Verfahren, einem<br />
handwerklichen Geschicklichkeitstest, wird ein berufsorientiertes<br />
Teilnehmerprofil erstellt . Neben der Erfassung<br />
praktischer Fertigkeiten liegt das Augenmerk auch<br />
auf den Fähigkeiten und Unterstützungsbedarfen im Sozial-<br />
und Arbeitsverhalten . Am Ende des Eingangsverfahrens<br />
steht schließlich ein individueller Eingliederungsplan,<br />
der dem Fachausschuss vorgelegt wird . In <strong>die</strong>sem Gremium<br />
sind <strong>die</strong> Arbeitsagentur, der Landschaftsverband und<br />
<strong>die</strong> Werkstatt vertreten . Beschließt der Fachausschuss<br />
den Übergang in den Berufsbildungsbereich, so erhält der<br />
Teilnehmer einen Bildungsvertrag . Dieser Vertrag erklärt<br />
und regelt <strong>die</strong> Rechte und Pflichten im nun beginnenden<br />
zweijährigen Berufsbildungsbereich .<br />
Das HeGA-konzept<br />
Im Juni 2010 hat <strong>die</strong> Agentur für Arbeit unter Beteiligung<br />
der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger<br />
der Sozialhilfe und der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Werkstätten für behinderte Menschen ein neues<br />
„Fachkonzept für Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich<br />
in Werkstätten für behinderte Menschen“ vorgestellt<br />
. In <strong>die</strong>sem Konzept sind <strong>die</strong> fachlichen Anforderungen<br />
nach den §§ 3 und 4 Werkstättenverordnung aktualisiert<br />
und zusammengefasst worden . Die Möglichkeiten<br />
zur selbstbestimmten Teilhabe behinderter Menschen<br />
am Arbeitsleben sollen verbessert werden . Insbesondere<br />
durch eine stärkere Berücksichtigung von Eingliederungsmöglichkeiten<br />
in den allgemeinen Arbeitsmarkt und der<br />
teilnehmerorientierten Maßnahmegestaltung soll so ein<br />
Beitrag zur in der UN-Konvention verankerten Zielsetzung<br />
beruflicher Inklusion geleistet werden .<br />
Der Weg in <strong>die</strong> Werkstatt<br />
Praktikum<br />
• Ganzjährig bieten wir <strong>die</strong> Möglichkeit eines frei-<br />
willigen Praktikums . Es dauert in der Regel 3 Wochen .<br />
• Darüber hinaus sind Hospitationen und Besichtigungen<br />
der Werkstatt möglich . Bitte vereinbaren Sie einen Ter-<br />
min mit dem Sozialen Dienst .<br />
Berufsberatung<br />
• findet durch <strong>die</strong> Reha-Berater der Agentur für<br />
Arbeit statt .<br />
• Der Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben<br />
muss vom Ratsuchenden bzw . durch den rechtlichen<br />
Betreuer gestellt werden .<br />
eingangsbereich<br />
• nach § 40 SGB IX (max . drei Monate)<br />
• Ausbildungsgeld 63 € im Monat bei weiterhin be-<br />
stehendem Anspruch auf Kindergeld<br />
• Teilnahmekosten werden übernommen: Pauschale für<br />
Personalkosten, Verpflegungskosten, sowie Übernah-<br />
men der Fahrtkosten<br />
• Sozialversicherungsbeiträge: Kranken-, Pflege-,<br />
Renten- sowie Unfallversicherung (der Teilnehmer ist<br />
selbst pflichtversichert in der gesetzlichen Krankenver-<br />
sicherung)<br />
• Wöchentliche Schulungen und Erstellung eines Teil-<br />
nehmerprofils<br />
• Kennenlernen verschiedener Arbeitsbereiche<br />
• Erstellung des individuellen Eingliederungsplans nach<br />
Auswertung und Besprechung des Verlaufs mit dem<br />
Teilnehmer<br />
• Besprechung des Eingliederungsplans im Fachausschuss<br />
• bei Entscheidung zur Übernahme in den Berufbildungs-<br />
bereich: Abschluss eines Bildungsvertrags<br />
Berufsbildungsbereich<br />
• nach § 40 SGB IX (max . zwei Jahre)<br />
• gleiche Leistungen wie im Eingangsverfahren<br />
• Ausbildungsgeld im ersten Jahr 63 € im Monat<br />
• Ausbildungsgeld im zweiten Jahr 75 € im Monat<br />
• Berufliche Bildung in verschiedenen Arbeitsbereichen<br />
• Praktika in ausgelagerten Arbeitsgruppen, betriebs-<br />
integrierten Arbeitsplätzen und Betrieben des allgemei-<br />
nen Arbeitsmarktes<br />
• Schulungen in verschiedenen Qualifizierungs- und<br />
Lernbereichen (Kulturtechniken, Schlüsselkompetenzen,<br />
praktische und theoretische berufliche Förderung,<br />
Mobilitätstraining)<br />
• Nach dem 1 . Jahr: Vorstellung des fortgeschriebenen<br />
Eingliederungsplans im Fachausschuss<br />
• Nach dem 2 . Jahr: Abschließende Vorstellung des Ein-<br />
gliederungsplans im Fachausschuss und ggf . Entschei-<br />
dung zur Übernahme in den Arbeitsbereich<br />
• Abschluss eines Arbeitsvertrags<br />
Das Berufsbildungsteam<br />
Albert Zander, 47, ist seit September 2010 als Bildungsbegleiter<br />
für <strong>die</strong> Umsetzung des Durchführungskonzepts<br />
verantwortlich . (s . Infokasten „Das HEGA-Konzept“) . Für <strong>die</strong><br />
Schulungen und Erstellung der Teilnehmerprofile sind mit<br />
ihm Kai Kirch, 41, und Sonja Erhardt, 37, zuständig . Am<br />
12 . September haben 24 junge Menschen mit Behinderung<br />
das Eingangsverfahren begonnen . Sie lernen innerhalb der<br />
Arbeitsgruppen, angeleitet durch <strong>die</strong> Fachkräfte für Arbeits-<br />
und Berufsförderung, <strong>die</strong> Arbeitsabläufe der jeweiligen<br />
Bereiche und <strong>die</strong> Tagesstruktur der Werkstatt kennen . Auch<br />
der Soziale Dienst steht den „Berufseinsteigern“, ihren Eltern<br />
oder Betreuern bei Fragen oder Problemen unterstützend<br />
zur Seite . Insgesamt werden derzeit 60 Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmer im Eingangsverfahren und im Berufsbildungsbereich<br />
unserer Werkstatt individuell qualifiziert .