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arbeiten die Alleskönner - Gossen Kommunikation

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Rana Zoubeida gibt leckerchen und wirft den Ball. so fördern sabine klüppel<br />

und schäferhund Max <strong>die</strong> motorischen Fähigkeiten der jungen Frau.<br />

Die mit dem Hund kommt<br />

In unserem Heilpädagogischen Arbeitsbereich (HPA) in der Neuenhofstraße beschäftigen<br />

wir in vier Gruppen aktuell 47 Menschen mit schweren, teils mehrfachen Behinderungen<br />

. Sabine Klüppel, 52, leitet eine der Gruppen . Vor sechs Monaten hat ihr Team<br />

tierische Verstärkung bekommen: Max .<br />

Max ist zwölf und ein Schäferhund . Nach menschlichen<br />

Maßstäben, also mit seinen umgerechnet 84 Jahren, wäre<br />

der Vierbeiner längst im Ruhestand . Doch jeden Dienstag<br />

und Donnerstag nimmt ihn Sabine Klüppel mit zum<br />

Dienst . Früher, da war Max ausschließlich Familienhund<br />

und Spielgefährte von vier Kindern der Familie Klüppel .<br />

Nun spielt der Rüde <strong>die</strong> Hauptrolle in unserem neuen Projekt<br />

tiergestützte Pädagogik (siehe Infokasten) .<br />

«<br />

Die Geschichte beginnt mit Ausflügen ihrer HPA-Gruppe zu<br />

Bauernhöfen und Tierparks . Sabine Klüppel beobachtet dabei<br />

immer wieder, wie Menschen, <strong>die</strong> nicht sprechen können<br />

oder <strong>die</strong> eine spastische Lähmung haben, im Kontakt mit<br />

Tieren aufblühen . Offensichtlich gibt es eine Verständigung<br />

ohne Worte . Dass vor allem Kinder eine enge Beziehung zu<br />

Tieren aufbauen können, weiß auch sie als Heilerziehungspflegerin<br />

. Doch was ist mit Menschen, <strong>die</strong> eine schwere<br />

Was ist tiergestützte Pädagogik?<br />

Im therapeutischen Bereich werden Tiere seit vielen Jahren<br />

als Co-Therapeuten eingesetzt – von der Delphintherapie<br />

über das Therapeutische Reiten bis zum Besuchs<strong>die</strong>nst im<br />

Altenheim . Hier ist das Ziel, <strong>die</strong> Symptome etwa von neurologischen<br />

Behinderungen zu lindern . Zunehmend etabliert<br />

sich auch <strong>die</strong> tiergestützte Pädagogik . Dabei geht es um <strong>die</strong><br />

positive Wirkung der Tiere bei der Erziehung und Bildung .<br />

Sie regen sozial-emotionale Lernprozesse an und unterstützen<br />

so den Lernfortschritt in <strong>die</strong>sem Bereich .<br />

Behinderung haben? Sabine Klüppel will mehr wissen . Bei<br />

ihren Nachforschungen stößt sie auf das Institut für Soziales<br />

Lernen mit Tieren im niedersächsischen Lindwedel . Die<br />

Einrichtung bietet eine berufsbegleitende Weiterbildung<br />

für Personen an, <strong>die</strong> ihre therapeutische, pädagogische oder<br />

soziale Arbeit durch Tiere unterstützen wollen .<br />

Vor zweieinhalb Jahren meldet sich Sabine Klüppel schließlich<br />

zu der Weiterbildung an . Hier lernt sie alles über <strong>die</strong><br />

Mensch-Tier-Beziehung und vor allem, warum sich der Einsatz<br />

von Tieren auf das Wohlbefinden von Menschen mit<br />

Behinderung positiv auswirkt . Ein Mensch mit spastischen<br />

Lähmungen etwa, dessen Hand krampft, öffnet <strong>die</strong> Hand,<br />

um dem Tier Futter zu geben . Ein Mensch mit Autismus<br />

lernt mitzufühlen, was der Hund will . Das Tier <strong>die</strong>nt als<br />

Helfer, es wird zum Medium .<br />

Natürlich wird auch Hund Max im Rahmen der Fortbildung<br />

auf seine neue Aufgabe vorbereitet und ausgebildet .<br />

Rechtliche und Fragen des Tierschutzes sind zu klären,<br />

Tiere verstellen sich nicht . Sie nehmen den Menschen so an,<br />

wie er ist . Diese Qualität bringen sie in <strong>die</strong> tiergestützte Arbeit<br />

ein . Ein Mensch mit Behinderung, der mit einem Hund<br />

spielt, wird ganzheitlich gefördert . Den Ball werfen und den<br />

Hund streicheln stärkt <strong>die</strong> motorischen Fähigkeiten und <strong>die</strong><br />

Körperwahrnehmung . Den Hund beobachten und auf ihn<br />

eingehen fördert <strong>die</strong> Fähigkeiten zur <strong>Kommunikation</strong> und<br />

Interaktion . „Körper und Geist sind nicht zu trennen“, sagt<br />

Sabine Klüppel .<br />

regelmäßige Impfungen notwendig, das Projekt will innerhalb<br />

der Werkstatt vorgestellt sein und so weiter . Im März<br />

<strong>die</strong>ses Jahres konnte es dann endlich losgehen .<br />

„Es ist schon eine neue Qualität“, fasst Sabine Klüppel<br />

<strong>die</strong> ersten Erfahrungen im Einsatz mit Max zusammen .<br />

„Viele Mitarbeiter der Gruppe sind jetzt motivierter . Sie<br />

strengen sich bei der Arbeit an, um dann wieder mit Max<br />

etwas machen zu können . Ihre kognitiven oder sozialen<br />

Kompetenzen werden spielerisch gefördert, wenn sie zum<br />

Beispiel drei Leckerchen für Max abzählen oder verstehen<br />

müssen, dass Max jetzt müde ist .“ Für jede Mitarbeiterin<br />

und jeden Mitarbeiter mit Behinderung gebe es pädagogische<br />

Ziele, <strong>die</strong> in Einzelübungen mit Max oder Spaziergängen<br />

in der Gruppe umgesetzt werden .<br />

Auch <strong>die</strong> anderen Gruppen aus der ganzen Werkstatt sind<br />

„auf den Hund gekommen“ . Sabine Klüppel: „Immer wieder<br />

schauen Mitarbeiter vorbei, um Max Hallo zu sagen .<br />

Selbst Fachkollegen .“

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