3 IV Fragen des Rechtsschutzes

§ 3 IV. Fragen des Rechtsschutzes1. Rechtsschutz des Bauherrna) Verpflichtungsklage auf Erteilung einer Baugenehmigung– Zulässigkeit, hierbei Klagebefugnis aus Art. 68 I BayBO iVm Art. 14 GG(– ggf. notwendige Beiladung der Gemeinde, falls Einvernehmen zuersetzen)– Begründetheit: § 113 V 1 VwGO, d.h. wenn Anspruch aufBaugenehmigung● Genehmigungspflichtigkeit● Genehmigungsfähigkeitb) Anfechtungsklage gegen belastende Nebenbestimmung– Zulässigkeit, hierbei bei Statthaftigkeit Problem isolierte Anfechtbarkeitvon Nebenbestimmungen– Begründetheit, § 113 I 1 VwGO● Rechtmäßigkeit der Nebenbestimmung– Rechtsgrundlage (v.a. Art. 36 I VwVfG)– formelle, materielle Rechtmäßigkeit● Teilbarkeit des VA● Rechtsverletzungc) Anfechtungsklage gegen bauaufsichtliches Einschreiten– Zulässigkeit (ohne Besonderheiten)– Begründetheit, § 113 I 1 VwGO● Rechtmäßigkeit des VA - Rechtsgrundlage, formelle, materielleRechtmäßigkeit● Rechtsverletzung2. Rechtsschutz des Nachbarna) Wer ist Nachbar?Eigentümer repräsentieren obligatorisch Berechtigte (vgl. Art. 66 III 3 BayBO)räumlich: je nach Schutztiefe der einschlägigen Normb) Bei erteilter Baugenehmigungaa) Hauptsache: Anfechtungsklage gegen Baugenehmigung– Zulässigkeit, hierbei Klagebefugnis (möglicherweise verletztenachbarschützende Norm), Fristen (ggf. § 58 II VwGO analog beiNichtzustellung der Baugenehmigung)– notwendige Beiladung des Bauherrn, § 65 II VwGO– Begründetheit, § 113 I 1 VwGO● (obj.) Rechtmäßigkeit der Baugenehmigungformell, materiell (genehmigungspflichtig,genehmigungsfähig) oder genehmigungspflichtig, formell,materiell (genehmigungsfähig)● Rechtsverletzung (drittschützende Norm)

2Exkurs:Nachbarschützende Normen des Baurechtsallgemein: Schutznormtheorie, ggf. grundrechtskonforme Auslegung, aberVorsicht mit unmittelbarem Rückgriff auf Grundrechte am Gesetzvorbei!Bauplanungsrecht (insbes.):– § 30 BauGB nicht als solcher drittschützend; es kommt auf dieFestsetzung des Bebauungsplans an; bzgl. Baugebietsfestsetzungbeachte Gebietserhaltungsanspruch; § 15 BauNVO (Rücksichtnahmegebot)– § 31 II BauGB nachbarschützend, soweit Abweichung vonnachbarschützender Norm oder Würdigung nachbarlicherInteressen– § 34 BauGB: Abs. 1 Einfügen, soweit RücksichtnahmegebotAbs. 2 Gebietserhaltungsanspruch, § 15 BauNVO– § 35 BauGB: Abs. III Nr. 3; RücksichtnahmegebotBauordnungsrecht (insbes.):– Abstandsflächenbb) Einstweiliger RechtsschutzAusgangspunkt: keine aufschiebende Wirkung wegen § 80 II Nr. 3 VwGO,§ 212a BauGBAntrag auf gerichtliche Anordnung der aufschiebenden Wirkung gem.§§ 80 a III, I Nr. 2, 80 V VwGO (ggf. i.V.m. einstweiligenSicherungsmaßnahmen wie z.B. Baustopp).– Zulässigkeit●●●●§ 40 VwGOStatthaftigkeit §§ 80 a III, I Nr. 2, 80 V VwGO– Anfechtungssituation (§ 123 V VwGO)– keine aufschiebende Wirkung wegen §§ 80 II Nr. 3 VwGO,212a BauGB– muss Hauptsacherechtsbehelf bereits eingelegt sein? str.,grds. nein, vgl. § 80 V 2 VwGOAntragsbefugnis § 42 II VwGO analog (drittschützende Norm);keine Zustimmung nach Art. 66 I 2 BayBO (oder bei RSB)allgemeines Rechtsschutzbedürfnis– vorheriger Antrag auf behördliche Aussetzung der Vollziehungnötig? str., grds. nein– fehlt, soweit Hauptsacherechtsbehelf offensichtlichunzulässig– BegründetheitGericht trifft eigene Abwägungs-/„Ermessens“-EntscheidungInteressenabwägung Vollzugsinteresse gegen Aussetzungsinteresse(vgl. § 80 II Nr. 4)hängt entscheidend von Erfolgsaussichten der Hauptsache ab→inzidente Prüfung von Zulässigkeit und Begründetheit desHauptsacherechtsbehelfs(schief: kein öff. Interesse an Vollziehung rw VAs, Drittschutz nichtvergessen!)

c) Klage auf bauaufsichtliches Einschreiten3aa) Hauptsache: Verpflichtungsklage– Zulässigkeit, hierbei Prüfung der Klagebefugnis (subj. Rechtsposition,soweit nachbarschützende Norm durchzusetzen)– notwendige Beiladung des Bauherrn (§ 65 II VwGO)– Begründetheit § 113 V VwGO → Anspruch ?●●Voraussetzungen der Art. 75 bzw. 76 BayBORechtsfolge– subjektive Rechtsposition nur, soweit nachbarschützendeNorm verletzt– Anspruch auf ermessensfehlerfreie Entscheidung bereitserfüllt? (inzidente Prüfung der getroffenen Entscheidung)– Ermessensreduzierung auf Null?bb) Einstweiliger Rechtsschutz § 123 VwGO– Zulässigkeit● § 40 VwGO● Statthaftigkeit (§ 123 V)● Antragsbefugnis (Anordnungsanspruch/-grund möglich)– Beiladung § 65 II VwGO– Begründetheit● Anordnungsanspruch● Anordnungsgrund● keine Vorwegnahme der Hauptsachecc) Problem: Ermessensreduzierung auf Null / Anpassung an §§ 80, 80a VwGObei genehmigungsfreigestellten Vorhaben/reduziertem Prüfprogramm?hierzu: Muckel, JuS 2000, 132; Martini, DVBl. 2001, 1488; Oeter, DVBl.1999, 189; Sacksofsky, DÖV 1999, 946; Seidel, NVwZ 2004, 139;Mehde/Hansen, NVwZ 2010, 143. Rechtsschutz der Gemeindeaa) Subjektive Rechtsposition der Gemeinde: Planungshoheit und – vorrangig –ihre spezialgesetzlichen Konkretisierungen, insbes. § 36 BauGBbb) Anfechtung einer Baugenehmigung– Prozedurales Recht des § 36 BauGB, soweit einschlägig (siehe dort)– ansonsten materiellrechtliche Planungshoheit● Abweichungen vom Bebauungsplan● Verstoß gegen Planersatznormen (BVerwG NVwZ 2005, 83)– Nachbargemeinde: v.a. § 34 Abs. 3, Planerfordernis (bei § 35)cc) Anspruch auf ermessensfehlerfreie Entscheidung über bauaufsichtlichesEinschreiten (ggf. sogar Ermessensreduzierung auf Null)– Durchsetzung von Bebauungsplänen / örtlichen Bauvorschriften(BayVGH BayVBl. 1998, 81)– soweit sonst zur Sicherung der Planungshoheit erforderlich, z.B.rechtswidrige Nichtdurchführung eines Genehmigungsverfahrens undUmgehung des § 36 BauGB (BayVGH BayVBl. 2005, 115)