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Leben nach Migration - Migrationsrat Berlin-Brandenburg eV

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<strong>Leben</strong> <strong>nach</strong> <strong>Migration</strong>Seite 2Jasbir K. PuarJasbir K. Puar promovierte1999 an der University ofCalifornia, Berkeley, im Departmentof Ethnic Studiesmit dem Schwerpunkt Women,Gender, and Sexuality.Thema ihrer Dissertationwar: "Transnational Sexualitiesand Trinidad: ModernBodies, National Queers."Seit 2000 ist sie Professorinam Department für Women’sand Gender Studies an derRutgers Universität. Sie istAutorin von Terrorist Assemblages:Homonationalismin Queer Times (DukeKarrikatur: HayatiUniversity Press 2007).darum ging einem Sikh zu helfen, derfestgenommen wurde, weil mit seinenPapieren etwas nicht stimmte, zogensich all die guten Subjekte zurück. Siewollten nichts mit der Situation zu tunhaben. Sie zogen also eine scharfeGrenze, wenn es um nationale Zugehörigkeitging – sie wollten mit niemandemin Verbindung gebracht werden, der ihremAnspruch guter Staatsbürgerschaftnicht genügte.Und durch diese Abgrenzung reproduzieren siesich als gute Subjekte?Genau. Das gute Subjekt muss sichpermanent als solches reproduzieren.Und dafür muss es sich permanent vonden schlechten Subjekten abgrenzen.Auf diese Weise produzieren sich dieguten und schlechten Subjekte in gewisserWeise gegenseitig.Der Sikh muss ständig unter Beweis stellen,dass er kein Moslem ist.Und dass er mit niemandem etwas zutun hat, der auch nur in irgendeiner Artund Weise ein Terrorist sein könnte. Jemandin Gewahrsam. Selbst, wenn essich dabei um einen Sikh aus seiner eigenenCommunity handelt. Man wolltepartout nicht helfen, weil die entsprechendePerson keine Papiere hatte. DasArgument, dass es juristische Schwierigkeitengibt und er Hilfe braucht, dass essich bei der Festnahme um eine Ungerechtigkeithandelt, zählte nicht. Das warihre Art ihren Mittelstand-, Vorzeigeminderheiten-Statusaufrecht zu erhalten.Sie waren besorgt um all die Sikhs, dieden post-9/11 Rassismus erfuhren, abersie würden unter keinen Umständen ihreneigenen Anspruch an einen gutenUS-Bürger unterlaufen.Die Konstruktion der guten und desr schlechtenBürgerin hilft die Bürger/innen zu regulieren.Wo kommt dieses Konstrukt her? Ist sieeinfach entstanden oder wurde sie gar als einTool im Krieg gegen den Terror produziert?Nein, das ist etwas, das permanent passiert.Solche binären Oppositionen hat esimmer gegeben. Es gibt immer auch „dieAnderen des Anderen“. Meine Elternkönnen als „Andere“ wahrgenommenwerden, weil sie nicht dem normativenBild eines Weißen Amerikaners entsprechen.Doch auch aus der Sicht meinerEltern gibt es „Andere“, das sind „die Anderendes Anderen“. Die hat es immergegeben, seit 9/11 haben wir nur einesehr partikuläre Situation. D.h. das Beispielist speziell, doch der Mechanismusist weitverbreitet und historisch alt.Wie entsteht dieser Mechanismus?Durch eine Ansammlung von Staatsdiskursenüber Gesetze, Recht und Regulation,durch Mediendiskurse, Visibilitätund Repräsentationspolitiken. Auch diekonsumbasierten Diskurse – wie bewegstdu dich in der Welt als Konsumbürger,etc.Man darf sich das also nicht so vorstellen, dassGoerge W. Bush einen Berater hatte, der meinte,dass einige zusätzlichen Regulierungsmechanismennötig wären?Das nicht, aber der Staat ist in vielerleiHinsicht verantwortlich. Auf der einenSeite reproduziert sich der Staat alswohlwollenden, liberalen Schützer allseiner Bürger. Auf der anderen Seitegeht es darum nationale Körper zu zerteilenund fragmentieren, sodass er übermehr Kontrolle verfügt. Einerseitsschmeißt Bush Dinner-Parties, wo Mitgliederaus allen Religionen eingeladensind und ähnliches, auf der anderen Seitebeschatten Agenten des Secret Serviceund des FBI Moscheen in New YorkCity. Das ist eine „good Cop, bad Cop“-Technik. Es wird ein Gefühl von Schutzund Sicherheit erzeugt und Bewusstseinüber Diversität und Toleranz behauptetund gleichzeitig kommt es zu zunehmenderÜberwachung und größeren Polizeieinsetzenin bestimmten Nachbarschaftenund all diese Dinge, zu denenes <strong>nach</strong> 9/11 kam – Strategien, die Bevölkerungzu regulieren.Vielen Dank fürs Gespräch.Das Gespräch führte Deniz Utlu

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