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September - Jungsozialist*innen Rendsburg-Eckernförde

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Die Stigmatisierung von Dickseinund den angeblichenFolgen von Übergewicht imöffentlichen Diskurs habenbedenkliche Ausmaße angenommen.In der Kategorie desBody-Mass-Index gelten zweiDrittel aller Männer und mehrals die Hälfte aller Frauen alszu dick und gleichzeitig glaubteine Mehrheit der Bevölkerung,Übergewicht sei selbstverschuldet(weil „die Dickennunmal zu viel essen und sichzu wenig bewegen“).Dick, doof und arm?massiven Anstieg des Umsatzesmit Diät- und Schlankheitsproduktenverzeichnet bis hin zukommerziellen Diätprogrammenwie Weight Watchers und Teilender Lebensmittelindustrie, die dieangeblich besonders gesundenBio- oder Light-Produkte anbieten.Auch die politischen Implikationen,die mit der Stigmatisierungvon dicken Menschen einhergehen,sind Wenigen bewusst:Übergewicht widerspricht denSchwere KostIm Mittelpunkt der öffentlichenDebatte stehen häufig die „dickenKinder“, die von der gegenwärtigenÜbergewichtshysterie ammeisten betroffen sind. Der BremerSoziologie Friedrich Schorbbeschreibt in seinem Buch „Dick,doof und arm?“, dass nur 15% allerKinder als zu dick gelten, sichaber in manchen Altersgruppenmehr als 50% zu dick fühlen. Expert/innenbetonen, wie furchtbardicke Kinder gehänselt würdenund empfehlen dann als LösungDiätprogramme. Kinder erfahrenalso schon im Kindergarten,dass sie so, wie sie sind, nicht inOrdnung sind und nicht in die ästhetischenKategorien der Gesellschaftpassen (z.B. Größe 38 alsoberste Grenze). Anschließendwird sich dann über Ausgrenzungdieser Kinder bereits in derGrundschule gewundert.Warum die Grenzen für Übergewichtoder Adipositas (bewusst)so niedrig angesetzt sind, dassin allen Industrieländern die Bevölkerungsmehrheitals zu dickgilt, fragt kaum jemand. Ebensowenigwird thematisiert, wervom allgemeinen Schlankheitswahnprofitiert: Das reicht von derPharmaindustrie, die regelmäßigzu den Sommermonaten einenIdealen einer Leistungsgesellschaft.Denn nur „bewusster“Konsum gilt als Nachweis von Disziplinund Leistungsbereitschaftund ist somit Voraussetzung fürgesellschaftlichen Aufstieg. Weralso seine/ihre employabilityernsthaft fördern möchte, verzichtetauf Nutella zum Frühstückund greift stattdessen lieber zurfettarmen Putenbrust.Grund genug also, sich mal damitzu beschäftigen, wie unsereästhetischen Kategorien und Ansprüchean uns selbst und andereüberhaupt zu Stande kommenund wie sie von gesellschaftlichenErwartungen geformt werden.Auch muss es ein Bewusstseindafür geben, dass Verhaltensweisennicht immer frei wählbarsind. Und dafür, dass es toll ist,sich dem Spaß des Verzehrs vonSchokolade oder fetttriefenderCurrywurst auch mal ungehemmthingeben zu können.Elena Pieper<strong>September</strong> 2010Der Stachel 7

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