850 Jahre Bischofswiesen - Gemeinde Bischofswiesen
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Festzugs-Bild Nr. 5<br />
Die Forstwirtschaft<br />
wird Wirtschaftsfaktor (16. Jhd.)<br />
Es kann als ziemlich sicher angenommen werden,<br />
dass bereits während der Kelten- und Römerzeit<br />
vom Dürrnberg/Hallein, von Salzburg und von<br />
Reichenhall aus Holznutzungen in den nahegelegenen<br />
Berchtesgadener/Bischofswieser Waldungen<br />
durchgeführt wurden. Die bildliche Darstellung<br />
einer großangelegten Holzernte im Turmwald von<br />
Schellenberg dürfte die älteste Dokumentation dieser<br />
Art in Deutschland sein.<br />
Die Berchtesgadener Stiftswaldungen wurden<br />
v.a. für die Salzgewinnung der Salinen Frauenreuth,<br />
Hallein, Schellenberg und Reichenhall genutzt. Sogenannte<br />
Waldbücher und Waldprotokolle haben<br />
seit 1529 die nachhaltige Nutzung der Wälder nach<br />
Waldorten und Einschlagshöhe genau geregelt.<br />
Diese Einteilung hat sich bis heute als praktisch erwiesen.<br />
Die Einschlagshöhe schwankte zwischen 10000<br />
und 35000 Festmeter, das hiebsreife Baumalter lag<br />
zwischen 100 und 150 <strong>Jahre</strong>n beim Nadelholz,<br />
Laubholz wurde wegen der schweren Triftbarkeit<br />
und der zu hohen Hitzeerzeugung unter den Sudpfannen<br />
kaum genutzt, wohl aber bekämpft.<br />
Die Holznutzung erfolgte in großen Kahlschlägen<br />
bis zu 50 Hektar, in Hanglagen von unten nach<br />
oben. Diese Kahlschläge wurden bis etwa 1800<br />
durch natürlichen Samen der Nachbarbestände verjüngt,<br />
bis 1900 wurde mit geerntetem Saatmaterial<br />
ergänzt und ab 1900 erfolgte die Bestandsbegründung<br />
überwiegend durch Pflanzung.<br />
Die Holzfällung wurde in den Salinenwaldungen<br />
während der Sommerzeit (Saftzeit) durchgeführt,<br />
wobei die Fällung, Entastung und das Ablängen der<br />
Stämme ausschließlich Axtarbeit war. Im Laufe des<br />
19. Jahrhunderts wurde die Zugsäge per Verord-<br />
nung eingeführt, ursprünglich wegen des geringeren<br />
Holzverlustes und nicht wegen der Leistungssteigerung,<br />
die anfänglich auch nicht gegeben war.<br />
Holzhauerordnungen regelten innerhalb der Holzmeisterschaften<br />
die geforderten Arbeitsausführungen.<br />
Die Holzmeisterschaften wiederum waren in<br />
einer Zunft vereinigt deren Schutzpatron der Hl.<br />
Vinzenz war.<br />
Zu den vom Salinenforstamt vergebenen Arbeiten<br />
gehörten neben Fällung und Aufarbeitung auch<br />
die Bringung des Holzes, also der Transport vom<br />
Fällort (Schlag) bis zu den Salinenlagerplätzen.<br />
Dazu gehörten das Treiben (Handleit), die Riesenund<br />
Loitenbringung (Bergabbringung in Holzschalen),<br />
die Trift, die Pferdebringung (Roßleit), die<br />
Schlittenbringung sowie der Holzsturz. Tatsächlich<br />
waren in den meisten Fällen unterschiedliche Bringungsformen<br />
aneinandergereiht, so z.B. am Untersberg<br />
mit Treiben und Ziehen am Plateau, Holzsturz<br />
über eine der Wände, Riesenbringung vom<br />
Wandfuß zum Bergfuß, von dort Roßleit zur Bischofswieser<br />
Ache und Abtriftung bis zur Saline.<br />
Das üblich ausgehaltene Sortiment waren Scheiter<br />
(Dreylinge) von 1,4 Meter Länge.<br />
Die Arbeitswoche der Holznechte war sechstägig,<br />
die täglichen Arbeitsstunden betrugen 14. Wegen<br />
der langen Arbeitszeit und der entfernt gelegenen<br />
Arbeitsorte lebten die Holzknechte die Woche<br />
über in Holzstuben (Holzhütten), kurzfristig auch in<br />
sogenannten Rindenkobeln.<br />
Die Zahl der alleine am Berchtesgadener Salinenforstamt<br />
beschäftigten Arbeiter betrug um 1<strong>850</strong><br />
zwischen 450 und 600 Mann, womit die überragende<br />
Bedeutung dieses Beschäftigungszweiges deutlich<br />
wird. Toni Altkofer<br />
62 Mittelalterliche Darstellung der Holzernte 63