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Ich bin dann mal hier. - Fachschaft WiWi

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Alla hopp!Praktikum imBadnerlandVon Philippe Lehmann7:30 Uhr. Der Radiosprecher liestdie aktuellen Meldungen des Tagesvor. Sechs Monate lang istdies die erste Stimme, die ich unterder Woche nach dem Aufstehen höre.20 Minuten brauche ich jeden Morgen,um mit meinem Auto von meinernoch schlafenden WG in Karlsruheauf den Parkplatz des Getriebewerksin Rastatt zu kommen.Wie <strong>bin</strong> ich <strong>hier</strong> her gekommen?Nach mehreren Aufenthalten im Ausland,monatelangem Grübeln undwochenlangem Bewerbungenschreibensteht fest, wo ich den Sommer2011 verbringen werde: Weder alsBackpacker in Südamerika, noch alsStudent in Schweden oder Asien. <strong>Ich</strong>werde Praktikant bei der Daimler AGim Werk Gaggenau/Raststatt sein.Zwei Städte mit insgesamt 80.000Einwohnern, romantisch am Fußedes Schwarzwalds gelegen.Hier haben in den meisten Familienbereits die Urgroßväter beim liebevollpersonifizierten „Daimler“ in denWerken, die 2011 ihr 125jähriges Jubiläumfeierten, gearbeitet.Anfangs habe ich große Verständigungsschwierigkeiten.Die Mundartmancher Kollegen wird meinem Ohrbis zum Ende Rätsel aufgeben.Nichtsdestotrotz mache ich mich mitdem für einen vorlesungsgeplagtenStudenten üblichen, großen Tatendrangan die Arbeit. <strong>Ich</strong> arbeite ineiner Abteilung, die die gesamte Teilefertigungund Montage der Schaltgetriebefür die aktuelle A- und B-Klasse unter sich vereint. <strong>Ich</strong> lerne,was es mit den fertigungstechnischenBegriffen Drehen, Verzahnen,Härten, Coronieren, Verzahnungsschleifen,Rundschleifen, Räumenund vielen anderen auf sich hat undnehme am Alltag der Fabrik mit ihrenallmorgendlichen Treffen auf jederEbene (vom einfachen Fabrikarbeiterbis zum Abteilungsleiter) zurBesprechung aktueller Sorgen undProbleme teil.Die Einführung einer neuen Generationvon Getrieben, die damit einhergehendePlanung, der Umbau derMontagelinie und die vielen kleinenÄnderungen in letzter Minute vordem Serienstart erlebe ich hautnah.Für drei Tage stehe ich in der Frühschichtam Montageband und schraubeGetriebe für die aktuelle A- undB-Klasse zusammen. Schnell gelingtes mir, alle notwendigen Handgrifferichtig auszuführen und die Maschinenzu bedienen. Genauso schnellmerke ich, wie ermüdend die immerzugleichen Arbeitsschritte sind. <strong>Ich</strong><strong>bin</strong> froh, als ich die Arbeitshandschuhewieder gegen meine Computertastaturtauschen darf. Die Sicherheitsschuhebegleiten mich allerdingsmein komplettes Praktikum. MeinBüro liegt mitten in der Fabrik.Mein Hauptprojekt ist die Erarbeitungeiner Notfallstrategie, die beimAusfall von Härtereianlagen greifensoll. Mit der Zeit lerne ich, dass essich beim Härten um einen der komplexestenFertigungsvorgänge handelt.Um die Oberflächen von Bauteilenmit Kohlenstoff zu verstärken,werden diese über einen Zeitraumvon mindestens zehn Stunden Temperaturenvon über 900 Grad Celsiusausgesetzt. Die dabei verwendetenÖfen haben bisweilen die Größe einesZweifamilienhauses. Rezepte,die festlegen, auf welche Art undWeise ein Teil gehärtet wird und wieder Ofen einzustellen ist, gibt es unzählige– eine Wissenschaft für sich.Obwohl es aufgrund der Komplexitätnur langsam vorangeht, lerne ichso nahezu alle Sachbearbeiter undWerksarbeiter kennen, die an diesemStandort auch nur entfernt etwas mitder Härterei zu tun haben. Mir wirdbewusst, wie wichtig allen ein guterpersönlicher Umgang untereinanderist und dass ein gutes Arbeitsklimavieles erträglicher machen kann.Die Zeit vergeht und der Alltagkommt wegen der langsam mahlendenMühlen in solch einem großenUnternehmen viel zu schnell. Nacheinem Motivationstief zur Halbzeitgeht es alsbald wieder voran und ichkomme vor allem dank meiner Kollegenimmer besser morgens aus demBett.Und so vergingen die 6 Monate imNachhinein <strong>dann</strong> doch fast wie imFlug.Während meiner Zeit in Rastatt habeich zwar keine Gipfel im Hi<strong>mal</strong>ayaerklommen, noch einsame Inseln vorden Küsten Thailands erkundet oder<strong>bin</strong> auf atlantischen Wogen gesurft.Aber ich konnte mein Bild von meinemspäteren Berufsleben um einpaar Skizzen erweitern und habe indieser Zeit gelernt, wie wichtig einguter Umgang unter Arbeitskollegenist und dass die Entscheidung für einStudium richtig war.Für diese Erfahrungen habe ich gernein Kauf genommen, dass mein Arbeitsplatz<strong>hier</strong> in Deutschland lag.Und auch, dass mir der Radiosprecherjeden Morgen die Nachrichtenvorgelesen hat, die ich gestern bereitsauf der Heimfahrt gehört habe.15. November: Einweihung des KITcubes, demmodernsten Messfeld Europas für die Atmosphärenforschung.16. November: KIT Biergier gelingt alserstem Team in der Geschichte die Titelverteidigungin der Flunkyball WM.17

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