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Die obere gastrointestinale Blutung: Differenzialdiagnose und ...

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202<br />

<strong>Die</strong> <strong>obere</strong> <strong>gastrointestinale</strong> <strong>Blutung</strong>: <strong>Differenzialdiagnose</strong> <strong>und</strong> Therapie<br />

Erosionen<br />

Eine Erosion ist ein Defekt in der Mukosa, der nicht die<br />

Muscularis mucosae überschreitet. Makroskopisch erscheinen<br />

Erosionen als meist kleine (gewöhnlich<br />

< 5 mm große), fibrinbelegte Schleimhautdefekte, die<br />

sich vom Ulkus durch die fehlende Tiefe unterscheiden.<br />

Eine häufige Ursache für Erosionen sind NSAR. Stressinduzierte<br />

Erosionen werden als <strong>Blutung</strong>sursache bei<br />

intensivmedizinisch betreuten Patienten gef<strong>und</strong>en. Patienten,<br />

die beatmet oder antikoaguliert werden, sind<br />

vermehrt betroffen, daher ist die „Ulkusprophylaxe“<br />

bei diesen Patienten wichtig. Erosionen verursachen<br />

kaum starke <strong>Blutung</strong>en; eine endoskopische Behandlung<br />

ist selten erforderlich. Ggf. sollten NSAR abgesetzt<br />

werden. PPI bewirken in der Regel eine Abheilung,<br />

selbst bei Fortsetzung der Behandlung mit NSAR.<br />

<strong>Die</strong>ulafoy-Läsionen<br />

Als <strong>Die</strong>ulafoy-Läsion bezeichnet man eine atypisch<br />

submukös verlaufende, dilatierte Arterie (Durchmesser<br />

etwa 1 – 3 mm), die durch eine oberflächliche Schleimhautläsion<br />

arrodiert wird, so dass eine oft spritzende<br />

<strong>Blutung</strong> entsteht. Ein Ulkus ist nicht vorhanden. <strong>Die</strong>ulafoy-Läsionen<br />

sind für weniger als 1% der <strong>obere</strong>n GI-<br />

<strong>Blutung</strong>en verantwortlich [12]. Wahrscheinlich handelt<br />

es sich um angeborene Gefäßanomalien, die durch<br />

Veränderungen in der Schleimhaut <strong>und</strong> im Gefäß, z. B.<br />

durch Mukosaatrophie <strong>und</strong> Ischämie bluten können.<br />

Nach Sistieren der <strong>Blutung</strong> ist die Läsion oft schwer zu<br />

finden, kann aber wie ein Gefäßstumpf ohne Ulkus<br />

aussehen. Eine <strong>Die</strong>ulafoy-Läsion befindet sich häufig im<br />

proximalen Magen kardianah <strong>und</strong> entlang der kleinen<br />

Kurvatur, obwohl sie im gesamten GI-Trakt auftreten<br />

kann.<br />

Therapie. Initiale Blutstillung mit einer Injektionsbe-<br />

handlung (z. B. Adrenalin) in Kombination mit einer<br />

Thermokoagulation („heater probe“) oder Laser stellen<br />

Möglichkeiten der Behandlung dar. Alternativ kann ein<br />

Clip oder eine Ligatur angelegt werden. Eine initiale<br />

Blutstillung wird meist erreicht, jedoch kommt es unterschiedlich<br />

häufig (9–40%) zu einer Rezidivblutung<br />

[37]. Nach definitiver Blutstillung sind Langzeitrezidive<br />

jedoch sehr selten [38]. Während der initialen Therapie<br />

sollte die Läsion markiert werden, z. B. durch ein Tattoo.<br />

Bei Auftreten einer Rezidivblutung empfehlen wir<br />

die nochmalige endoskopische Therapie. Bei wiederholter<br />

<strong>Blutung</strong> sollte die operative Resektion zur definitiven<br />

Behandlung erwogen werden.<br />

Intensivmedizin up2date 5 ê2009<br />

Eine <strong>Die</strong>ulafoy-Läsion kann initial <strong>und</strong> bei Auftreten<br />

einer Rezidivblutung endoskopisch therapiert werden.<br />

Bei einem weiteren Rezidiv sollte die operative<br />

Behandlung in Erwägung gezogen werden.<br />

Antrale vaskuläre Ektasien<br />

Gastrale bzw. antrale vaskuläre Ektasien (GAVE) verursachen<br />

gewöhnlich einen chronischen Blutverlust. <strong>Die</strong><br />

Ektasien werden auch als „Wassermelonenmagen“ bezeichnet,<br />

da das endoskopische Bild mit rötlichen, flachen,<br />

longitudinalen Streifen, die vom Pylorus aus ins<br />

Antrum strahlen, an eine Wassermelone erinnert<br />

(Abb. 8). <strong>Die</strong> rötlichen Streifen werden durch dilatierte<br />

<strong>und</strong> sackartige submuköse Gefäße verursacht. Eine<br />

klare Ursache für antrale vaskuläre Ektasien ist nicht<br />

bekannt. Sie werden häufiger bei Patienten mit chronischer<br />

Niereninsuffizienz <strong>und</strong> Zirrhose gef<strong>und</strong>en. Bei<br />

Letzteren ist die Abgrenzung zur portal-hypertensiven<br />

Gastropathie nicht immer einfach. <strong>Die</strong> Diagnose basiert<br />

auf dem endoskopischen Bild, ggf. unterstützt durch<br />

typische Veränderungen in der Histopathologie.<br />

Endoskopische Therapie. Endoskopisch können die<br />

Ektasien mit Koagulation (insbesondere Argon-Plasma-<br />

Koagulation, aber auch durch Laser oder „heater<br />

probe“) behandelt werden. Eine mehrmalige Behandlung<br />

ist zur ausgiebigen Obliteration der Ektasien meist<br />

erforderlich. Ein TIPSS hat keinen therapeutischen Nutzen,<br />

daher ist die Abgrenzung als potenzielle <strong>Blutung</strong>squelle<br />

zur portal-hypertensiven Gastropathie wichtig.<br />

Bei Wiederauftreten der Ektasien wird die Endoskopie<br />

in Abhängigkeit von dem geschätzten Blutverlust regelmäßig<br />

durchgeführt (alle 3–6 Monate).<br />

Abb. 8 „Wassermelonenmagen“ (antrale vaskuläre Angiektasien).

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