24 Stunden Notdienst - Marktgemeinde Feldkirchen an der Donau
24 Stunden Notdienst - Marktgemeinde Feldkirchen an der Donau
24 Stunden Notdienst - Marktgemeinde Feldkirchen an der Donau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
22 Aus dem Vereinsleben - Vereine berichten:<br />
Amtsblatt Juni-Juli 2012<br />
Was hat <strong>der</strong> Maiswurzelbohrer mit toten<br />
Bienen zu tun?<br />
In den verg<strong>an</strong>genen Wochen wurde in<br />
verschiedenen Medien sehr oft über das<br />
Thema Bienenverluste in Verbindung mit<br />
<strong>der</strong> Verwendung von Pfl<strong>an</strong>zenschutzmitteln<br />
in <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaft berichtet.<br />
Als Obm<strong>an</strong>n des Imkervereines <strong>Feldkirchen</strong><br />
möchte ich Sie darüber informieren,<br />
mit welchen massiven Problemen wir<br />
Imker zu kämpfen haben. Seit einigen<br />
Jahren werden zur Beize von Saatgut und<br />
beim Anbau von Mais, Zuckerrüben, Raps,<br />
Senf, Sonnenblumen, Getreide Neonicotinoide<br />
eingesetzt. Auch als Spritzmittel<br />
beim Erdäpfel-, Obst- und Gemüse<strong>an</strong>bau<br />
werden sie verwendet. Bei diesen insektiziden<br />
Beizmitteln h<strong>an</strong>delt es sich um Nervengifte,<br />
die entwickelt wurden, um Insekten<br />
zu töten. Einige Beizmittel sind extrem<br />
bienengiftig, sind sie doch 7700-mal giftiger<br />
als DDT. Da reichen schon Spuren dieses<br />
Wirkstoffes, um Bienen zu vergiften.<br />
Mit dem Forschungsprojekt „Melissa“ wurden<br />
in Österreich von den Imkern und <strong>der</strong><br />
AGES (Agentur für Gesundheit und<br />
Ernährungssicherheit) seit 2009 Bienenschädigungen<br />
und mögliche Zusammenhänge<br />
mit Bienenkr<strong>an</strong>kheiten und dem<br />
Einsatz von insektizid gebeiztem Maissaatgut<br />
wissenschaftlich untersucht. Der<br />
Befund ergab, dass es einen unbestrittenen<br />
Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen Bienenverlusten<br />
und insektizidgebeiztem Saatgut<br />
gibt.<br />
Pestizidnachweis im Bienenbrot (Blütenpollen)<br />
von Bienen-Winterverlusten<br />
Vom Österr. Imkerbund wurden aufgrund<br />
des rätselhaften Bienensterbens 22 Bienenbrot-Proben<br />
zur Untersuchung einges<strong>an</strong>dt.<br />
Das erschreckende Ergebnis: In allen Proben<br />
wurden Beizmittelrückstände wie<br />
Imidacloprid und Clothi<strong>an</strong>idin gefunden.<br />
Bereits geringste Spuren dieser Mittel führen<br />
zu einer verkürzten Lebenszeit und einer<br />
Immunschwäche <strong>der</strong> Bienen, die den<br />
Ausbruch von Kr<strong>an</strong>kheiten begünstigen.<br />
Nicht nur die Bienen, son<strong>der</strong>n auch Hummeln<br />
und Wildbienen, die wichtig für die<br />
Bestäubungstätigkeit sind, und <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
Bodenlebewesen sind durch diese Bodenbelastungen<br />
extrem bedroht. Deren Rückg<strong>an</strong>g<br />
hat zur Folge, dass sich auch das<br />
Nahrungs<strong>an</strong>gebot für Vögel deutlich verringert.<br />
Viele europäische Län<strong>der</strong> (Deutschl<strong>an</strong>d,<br />
Slowenien, Italien, Fr<strong>an</strong>kreich und<br />
Schweiz) haben bereits begonnen, diese<br />
Informationen über das Bienensterben<br />
Gifte zu verbieten, in Österreich ist es hingegen<br />
weiter erlaubt. Dabei wäre es<br />
durchaus möglich, den Schädling Maiswurzelbohrer<br />
durch eine echte Fruchtfolge<br />
in Grenzen zu halten.<br />
Gegen Schuldzuweisungen, die Bauern allein<br />
für das Bienensterben ver<strong>an</strong>twortlich<br />
zu machen, verwehren wir uns. Wir Imker<br />
meinen, die Bauern gehören neben den<br />
Bienen und Imkern zu den ersten Opfern<br />
einer falschen und verfehlten<br />
L<strong>an</strong>dwirtschaftspolitik, die <strong>an</strong>statt auf eine<br />
echte Fruchtfolge auf den Einsatz von<br />
bienenschädlichen Pestiziden setzt.<br />
Mittlerweile gibt es eine Empfehlung des<br />
Ministeriums, auf den Wirkstoff zu verzichten.<br />
Zu einem Verbot hat es sich nicht<br />
durchgerungen. Die einzige positive<br />
Nachricht ist, dass im Honig selbst bisher<br />
keine Rückstände gefunden wurden.<br />
Wir Imker in <strong>Feldkirchen</strong> haben bereits auf<br />
diese alarmierende Entwicklung reagiert<br />
und alle Bienenvölker südlich <strong>der</strong> Aschacher<br />
Bundesstraße abgezogen und sie<br />
vorwiegend in Waldgebieten <strong>der</strong> Gemeinde<br />
neu aufgestellt.<br />
Neonicotinoide zirkulieren nicht nur im<br />
Kreislauf zwischen Biene, Blüte, Pfl<strong>an</strong>ze und<br />
Boden, son<strong>der</strong>n erreichen uns mittel- und<br />
unmittelbar über Futtermittel, Milch, Fleisch<br />
und Wasser. Wir sollten uns bewusst sein,<br />
dass sich niem<strong>an</strong>d aus den Kreisläufen <strong>der</strong><br />
Ökosysteme herauslösen k<strong>an</strong>n und wir –<br />
ebenso wie Pfl<strong>an</strong>zen und Tiere – untrennbar<br />
damit verknüpft sind!<br />
Die Saatgutbeize ist aber nur ein Bereich,<br />
wo die Imker die Folgen <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />
zu spüren bekommen. Es ist auch<br />
die Artenverarmung, die das Nahrungs<strong>an</strong>gebot<br />
für die Bienen einschränkt. Die Wiesen<br />
werden zu früh gemäht, wertvolle<br />
R<strong>an</strong>dstreifen verschwinden, dadurch finden<br />
die Bienen ab <strong>der</strong> Sonnenwende nur<br />
mehr wenig Angebot. Bienen in <strong>der</strong> Stadt<br />
– etwa in Schrebergärten – finden<br />
paradoxerweise bereits ein weit<br />
vielfältigeres Nahrungs<strong>an</strong>gebot als am<br />
L<strong>an</strong>d.<br />
Die Biene ist ein wichtiger Umweltindikator:<br />
Die Honigbiene ist <strong>der</strong> wichtigste<br />
Bestäuber unserer Kulturpfl<strong>an</strong>zen und trägt<br />
so erheblich zum Ernteerfolg in <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dwirtschaft<br />
und beim Obstbau bei. Ohne<br />
flächendeckende Bienenzucht ist <strong>der</strong><br />
Obstertrag geringer, denn die Bienen leis-<br />
ten 80 % <strong>der</strong> Bestäubungsarbeit. So viel<br />
können wir d<strong>an</strong>k Bienen mehr ernten: zB<br />
bei Apfel ca. 63 %, bei Birnen 89 %, bei<br />
Kirschen 62 %. Auch <strong>der</strong> Ackerbau profitiert:<br />
Bei Raps liegt <strong>der</strong> Hektarertrag um<br />
eine Tonne höher, wenn die Kultur intensiv<br />
beflogen wird.<br />
Wenn Sie etwas für die heimische Natur<br />
und das ökologische Gleichgewicht tun<br />
möchten, sollten Sie sich Honig aus<br />
heimischer Produktion schmecken lassen.<br />
Damit för<strong>der</strong>n Sie indirekt die Bestäubung<br />
zahlreicher Wild- und Kulturpfl<strong>an</strong>zen und<br />
leisten einen wichtigen Beitrag zur<br />
Erhaltung <strong>der</strong> Artenvielfalt. Wenn Sie 1 kg<br />
Honig kaufen, haben die Bienen<br />
dafür <strong>24</strong> Millionen Blüten besucht.<br />
Imkern auf Probe<br />
Der Imkereiverein gibt interessierten<br />
Gemeindebürgern gerne Einblick in die<br />
Imkerei. Wenn Sie von den Leistungen <strong>der</strong><br />
Honigbiene fasziniert sind, d<strong>an</strong>n werden<br />
Sie „Probeimker/in“ und mieten sich ein<br />
Bienenvolk, das Sie unter fachkundiger<br />
Anleitung bewirtschaften. Bienenvölker<br />
und eine Grundausstattung (Imkerhut,<br />
Stockmeißel, Smoker, Besen, Fachbuch<br />
„Einfach imkern“ v. Dr. Liebig) werden<br />
leihweise für ein Jahr zur Verfügung gestellt.<br />
Bei Interesse melden Sie sich bitte<br />
bei Heinz Wahlmüller (Tel. 0664/8430325).<br />
Ein interess<strong>an</strong>ter Link für weitere Infos über<br />
Bienen: www.imkereizentrum.at<br />
„Mit Bienen blüht das Leben – gut für uns,<br />
gut für die Natur“<br />
Heinz Wahlmüller, Obm<strong>an</strong>n Imkerverein<br />
<strong>Feldkirchen</strong>/D.<br />
Foto: Österr. Imkerzentrum