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Band I - Bruchweiler im Hunsrück

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Bände. Hoffentlich bringt jedes Jahr auch eine Vergrößerung d. Bibl., so dass dieselbe als<br />

Volksbibliothek ausgebaut werden kann.<br />

An Ostern 193 wurden 13 Kinder entlassen, 4 Jungen u. 9 Mädchen.<br />

Schuljahr 1913<br />

Neuaufnahme 6 Kinder. Schülerzahl 80.<br />

Am 10. April wurde die Schule durch Herrn Pfarrer Schüler aus Hausen revidiert. Letzterer<br />

wurde am 1. April zum Kreisschulinspektor des Berings Hottenbach ernannt.<br />

Am 1. Okt. d. Jr. trat der Schulamtsbewerber Geiß zum Militär ein. Zum Nachfolger wurde<br />

der Schulamtsbewerber Erich Schauß aus Dudweiler genannt. Mit ihm bekommen die älteren<br />

Kinder ihren 5. Lehrer.<br />

Am 6. Okt. übernahm der Schreiber dieser Zeilen sie Stelle. In den ersten 14 Tagen fehlten 10<br />

Kinder. Es waren die Angehörige von Familien, in denen Typhus ausgebrochen war. In<br />

derselben Zeit meiner Amtierung kamen 4 Ab- und 2 Anmeldungen vor, sodass der jetzige<br />

Stand der Klasse 76 ist. Wegen der schlechten Witterung waren die Feldfrüchte nicht zur<br />

rechten Zeit he<strong>im</strong>gekommen, deshalb wurden die Herbstferien laut Verfügung des Kgl.<br />

Landrates um 4 Tage derart verlängert, dass die 2 ersten Stunden in Hauptfächern<br />

unterrichtet werden sollten.<br />

Am 1. Dez. fand eine Vieh- und Obstbaumzählung statt. Letztere brachte jedoch so traurige<br />

Ergebnisse gerade in <strong>Bruchweiler</strong> zu Tage, dass es wünschenswert wäre, der Obstbaumzucht<br />

mehr Interesse entgegen zu bringen. Am 24. Dez. stellte sich der Winter noch einmal wie in<br />

früheren Jahren mit alter Hartnäckigkeit ein, bis in die ersten Tage des März war 1914 die<br />

mütterliche Erde unter der weißen Decke versteckt. Ebenso schnell schlug die Witterung um<br />

und am Tage der Schulprüfung, am 30. März, konnten Bachstelzen und Raben hinter den<br />

frischen Furchen einher laufen. Am nächsten Tag wurden 9 Schüler entlassen. Neu wurden<br />

11 aufgenommen, so dass das Schuljahr mit 76 Kindern angefangen wurde. Am 26. Juli<br />

wurde die Schule <strong>im</strong> Beisein des Herrn Pfarrers Bodden aus Schauren revidiert. An diesem<br />

Tag entschied sich auch das Schicksal über den Collegen Herrn Frech in Schauren, der vom<br />

Herrn Regierungsrat Berns besucht worden war. In unserer friedlichen Arbeit trat ein jäher<br />

Umschwung ein. Wie einst zwischen …….. Adler und dem Drachen Nidhögger das<br />

Eichhörnchen Ratatösker am Stamme der Weltarche auf und Niederspringende Zankworte hin<br />

und her trug, so weckte am 30. Juli der elektrische Strom und Funke jetzt den Drachen der<br />

Zwietracht aus seinem Schlummer. An allen Kontaktpunkten,da wo die Midgartschlange der<br />

modernen Welt ihren Rachen öffnet und ihre blanken Zähne bleckt, leuchtete jetzt der kleine<br />

grüne Funke des Unheils auf. In den Nachmittagstunden jenes Freitags 30. Juli rasselten an<br />

allen Apparaten die elektrischen Glocken, tönte das ratternde Geräusch des Telegraphen, ein<br />

kurzer Streifen weißen Papiers erschien: Wir sind in die Lage des drohenden Krieges versetzt.<br />

Am nächsten Tage etwa zur selben Zeit erschienen noch inhaltsschwerere: Kriegsmobil. Auf<br />

allen Redaktionen tönten die Telephone klingeln: Extrameldung aus Berlin, und mit zitternden<br />

Federzügen entstanden auf dem Papier die wenigen Zeilen, die 70 Millionen Menschen die<br />

Kunde zutragen sollten, das der Kaiser die Mobilisierung der Land- u. Seemacht befohlen<br />

habe. Das ganze friedliche Leben des Volkes stand still. Der Arbeiter legte sein Werkzeug<br />

nieder und ging he<strong>im</strong>. In allen Schreibstuben und Kontoren ward es leer und in der stillen<br />

Arbeitsklause des Gelehrten hatte die Feder Ruhe. Des Kaisers Ruf war durchs Land<br />

gegangen und man bestellte sein Haus, um morgen hinaus zuziehen auf die Sammelplätze, auf<br />

die Kasernenhöfe, um sich dort als wehrhafter Mann einzureihen. Den Schreiber dieser<br />

Zeilen traf die Mobilmachung in Eckweiler, Kreis Kreuznach; denn er war nach Schluß des<br />

Unterrichtes nach Hause gefahren. War am Tage vorher der Kriegszustanderklärung in<br />

<strong>Bruchweiler</strong> und Umgebung schon eine allgemeine Kopflosigkeit und Mutlosigkeit gefolgt, so<br />

konnte ich die allgemeine Begeisterung in meiner He<strong>im</strong>at nicht genug bewundern. Dort

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