Band I - Bruchweiler im Hunsrück
Band I - Bruchweiler im Hunsrück
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standen die jungen Männer in Gruppen zusammen und sangen mit hellen Augen: Deutschland<br />
Deutschland über alles. Während hier, wie ich mir nachträglich erzählen ließ, das Heulen<br />
und Wehklagen kein Ende nehmen wollte, das dann erst richtig zum Ausdruck kam, als am 2.<br />
od. 3. Mobilmachungstag der Wagen unter der Dorflinde hielt, um die Ausziehenden nach<br />
Morbach zu bringen. In meiner He<strong>im</strong>at: Noch ein Kuß, eine Umarmung, ein brausender<br />
Hurraruf der Zurückbleibenden und unter dem Gesang „Es braust ein Ruf wie Donnerhall,“<br />
begleitete ich mittels einigen andern des Kaisers junge Soldaten zur Bahn. Zu Anfang waren<br />
17 Mann eingezogen, die zum Teil als Bahnwache auf der Strecke S<strong>im</strong>mern – Hermeskeil<br />
verwandt wurden, während Reservisten und Landwehrleute in dem Infanteriergmt. 29 und<br />
Reserve-Infrgt. 68 eingestellt wurden. Schon waren in allen umliegenden Dörfern<br />
Trauerkunden in den ersten Wochen eingelaufen, als von Kameraden Unteroffizier Fritz<br />
Schummer, eingezogen bei der Komp.Rgt. seit 2. Sept. als vermißt gemeldet wurde. Zur selben<br />
Zeit waren die Wehrleute August Weyand und Heinrich Hartmann, nachträglich zum<br />
Unteroffizier befördert und mit dem „E. K“ dekoriert, auf dem französischen<br />
Kriegsschauplatz verwundet worden. Zu Anfang waren auch Heinrich Becker und Adolf<br />
Bender mit ihren Fuhrwerken ausgezogen, um der Militärverwaltung Vorspanndienste<br />
leisten. Krank und missgest<strong>im</strong>mt kehrten sie anfangs Oktober zurück; denn die übrigen<br />
Pferdebauern hatten für ihre <strong>im</strong> Werte gleichen Pferde bedeutend mehr gelöst als sie mit<br />
Geschirr und Wagen. Sie wollten trotzdem aber ihre Erlebnisse für 1000 Taler nicht<br />
verkaufen, wie sie sagten. Die Dahe<strong>im</strong>gebliebenen schafften denn die Früchte he<strong>im</strong> und da ja<br />
Ersatzreservisten und ungedienter Landsturm erst <strong>im</strong> Winter eingezogen wurden, war kein<br />
Mangel an Arbeitskräften. Die großen Siege wurden in der Schule in entsprechender Weise<br />
gefeiert. In der Polenschlacht wurde denn der Wehrmann Ludwig Schuster durch Handschuß<br />
verwundet. Da der Winter nach Weihnachten wieder ziemlich heftig eingesetzt hatte, wurde<br />
der Postverkehr nach Morbach für einige Tage ganz eingestellt. In das eintönige Leben der<br />
Bauern kam aber dann Bewegung als Korn und Haferbestände aufgenommen wurden, und<br />
schließlich sie ihre 300 g Brot pro Tag vorgerechnet bekamen. Erst der Einfluß der Presse<br />
und der Schule wirkten dahin, dass sie sich damit begnügten und schließlich auch beruhigten.<br />
Bis Ostern wurden die vorhererwähnten Ersatzreservisten und Landsturmleute eingezogen.<br />
Am 18. April starb der Kriegsfreiwillige Rudolf Hartmann den Heldentod in einem<br />
Saarbrücker Lazarett an einer Wunde, die er auch in Frankreich durch Granatsplitter<br />
erhalten hatte. Er ruht auf dem Saarbrücker Ehrenfriedhof. Am 16. Mai kam von dem Pionier<br />
Unteroffizier Emil Schuster Nachricht, dass er durch Granatsplitter am Oberschenkel schwer<br />
verwundet in Osnabrück läge. Selbiger war an der Lorettohöhe verwundet worden.<br />
Nachträglich mit dem „E.K.“ ausgezeichnet. Eine Goldsammlung durch die Schüler<br />
abgehalten, brachten für 300 M. Goldmünzen ein. (Auch sonst ist ziemlich eifrig)<br />
Was <strong>im</strong> Vorjahr schon von dem Lehrer angestrebt war, ist dieses Jahr dank der Einsicht des<br />
Herrn stellvertretenden Vorstehers, durchgesetzt worden. Es wurden 30 M zur Anschaffung<br />
von Obstbäumen bewilligt. Diese wurden denn in dem „Schulgarten“ eingepflanzt. Die dazu<br />
notwendigen Rigo-Arbeiten wurden von den Buben unter Anweisung und Mithilfe des Lehrers<br />
ausgeführt. Zu Ostern wurden entlassen 10 Schüler. Neu aufgenommen sind 5. Stand der<br />
Klasse 68; 26 Mädchen, 42 Buben.<br />
Am 1. Juni kam die Todesnachricht von Grenadier Karl Mildenberger, der auf den Höhen von<br />
Jaroslan, nördlich Pozmysl, den Heldentod für König und Vaterland gestorben ist.<br />
Mit Spannung wurde die von einem Heldengeiste fort getragene Offensive in Galizien<br />
verfolgt. Und die Tage von Stryg Lemberg wurden begeistert begrüßt. Der nachträglich<br />
eingezogen Ers.Res. Wilhelm Heß hat be<strong>im</strong> 4. Garde Rgt. zu Fuß, jene Kämpfe teilweise<br />
mitgemacht, bis er, an der Ruhr erkrankt, nach Berlin ins Lazarett kam. Die Saat und das<br />
Setzen der Kartoffeln war schon vorher bald erledigt, da das Wetter günstig war, und das<br />
regelmäßige Aufgehen berechtigte zu den schönsten Hoffnungen. Aber den ganzen Sommer<br />
hindurch brannte die Sonne heiß auf die Erde nieder. Kein Gewitter brachte der dürstenden