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Band I - Bruchweiler im Hunsrück

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zum Kampfe entschlossen. Näher auf diese allgemeine Sachlage einzugehen, geht über den<br />

Rhamen dieser Aufzeichnungen hinaus.<br />

Bei einer durch die Schulkinder abgehaltenen Altmaterialien–Sammlung wurden gesammelt 2<br />

ltr. Papier, 1 ½ ltr. Lumpen. Der Wiederkehr des Schlachttages von Skagerrak wurde in der<br />

Schule gedacht und die Herzen der Kinder für die abzuhaltende Ubootspende weichgemacht.<br />

Ergebnis derselben 107 M. Am 20. Mai machte der Lehrer mit Herrn Pfarrer Hobein und<br />

Herrn Lehrer Wolf aus Sensweiler einen Gang nach Hoxel, der auch zu einem Zeichen der<br />

Zeit gehörte. Wir holten nämlich die erholungsbedürftigen Kinder aus der Industriegegend<br />

ab. In den Wochen vorher war schon von den verschiedensten Seiten, Kirche und Schule, für<br />

diesen Vaterländischen „Hilfsdienst“ – ich betone das Wort Hilfsdienst, geworben worden.<br />

Diesmal sollte, meiner Ansicht nach, zum erstenmal ein Opfer gebracht werden. Fremde<br />

Kinder aus der städtischen Bevölkerung sollten auf dem Lande untergebracht werden.<br />

Anfangs schien die Sache verheißungsvoll zu werden. Zwölf Familien hatten sich bereit<br />

erklärt ein Kind aufzunehmen, allerdings gegen eine Entschädigung von 50 Pf pro Tag. Und<br />

dann kamen Bedenken. Sind die Kinder sauber? Im Falle von Krankheit wer übern<strong>im</strong>mt die<br />

Verantwortung etc. Folge davon, 6 fallen ab, so dass nur noch 6 bereit sind, das Werk<br />

christlicher Nächstenliebe und vaterländischer Pflicht auszuüben. Also an p. Montag holten<br />

wir die Kinder in Hoxel ab. Sie waren unter der Führung der Herrn Schätzing, früherer<br />

Lehrer von Wirschweiler. Er hatte einen Transport von 23 Kindern. 6 waren für Allenbach, 8<br />

für Sensweiler, 3 für Langweiler und der Rest für Bruchw. best<strong>im</strong>mt. Die Kinder waren aus<br />

Friedrichstal. Todmüde und hungrig kamen wir abends um 10 Uhr hier an. Für <strong>Bruchweiler</strong><br />

wahrhaftig ein Ereignis, überall standen die Bürger in Gruppen zusammen, die Sachlage<br />

besprechend. Je ein Kind kam zu Karl Köhler, Heinrich Becker, Jean Frangenberg, Adolf<br />

Bender, Emil Hartmann und Fritz Klar.<br />

Randbemerkung noch einsetzen./Seite 99<br />

Wie nebenstehende Randbemerkung zeigt, hatten wir am 20.6. hohen Besuch in der Schule.<br />

Die Herrn waren erschienen um die Zweite Lehrerprüfung des Lehrers vorzunehmen, welche<br />

auch bestanden wurde. 8 Tage später ging es in die Ferien. Ausnahmsweise gutes Wetter<br />

begünstigte die Arbeit und schon nach 10 Tagen war das Heu eingebracht. Allerdings schien<br />

es als sollten die Pflanzen verdorren bis denn <strong>im</strong> halben Juli ein Wetter einsetzte, wie sich’s<br />

der Hochwaldbauer besser nicht wünschen kann. Der Stand der Sommerfrüchte war denn<br />

auch wie selten. Vor allem versprach die Gerste einen sehr guten Ertrag. Weniger zufrieden<br />

stellend war der Ausfall der Roggenernte. Schneckenfraß und der strenge Winter hatten das<br />

Ihre getan. Allgemein wurde geklagt über den sehr dürftigen Ausfall. Im Monat Juli und<br />

August wurde <strong>Bruchweiler</strong> von dem eigentlichen Krieg in soweit verschont als keinerlei<br />

Verluste zu beklagen waren. Anders war es <strong>im</strong> September wo der Musk. Heinrich Stumm<br />

durch Ellenbogenschuß in Galizien ziemlich schwer verwundet wurde. Heute schmückt das E.<br />

K. II. seine Brust und er freut sich, dass die Heilung seiner Wunde so gute Fortschritte macht.<br />

Die Herbstferien mit angesetzten Pfingsferien begannen am 27. Aug. und dauerten bis 7.<br />

Oktober. Da die 7. Kriegsanleihe vom 17. September bis 18. Okt. aufgelegt war, galt es zu<br />

werben. Dabei habe ich nun erfahren dass die Zeichenlust gegen die vorhergehenden<br />

bedeutend zurückgegangen war. Die Leute wollen ihre Kapitalien nicht zersplittern, darum<br />

zeichnen sie bei ihrer Kasse. Dann sind andere ängstlich und glauben, der ganze Geldmarkt<br />

würde nach dem Kriege vom K.A. überflutet und die Folge davon: Fallender Kurs. Dann<br />

wollen die Bauersleute kein Bargeld zur Verfügung haben, sie machen die teure<br />

Lebenshaltung geltend. ( Diese Bauern. Verbleiben wir arme Beamten, die wohl<br />

Teuerungszulagen erhalten, aber in keinem Verhältnis zur Teurung stehen. Führe ich nur ein<br />

Beispiel am: Wenn ich früher 80 bis 90 M für einen Anzug auslegte, so erhielt ich wohl das<br />

Beste. Nun sah ich mich genötigt, einen Anzug zu kaufen. Kriegsware wollte ich nicht und für<br />

einen guten Anzug bezahlte ich 270 M. Die Teuerungszulage beträgt für mich 300 M. Mit dem

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