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Band I - Bruchweiler im Hunsrück

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wird plötzlich wieder dem einsamen Träumer Waffenlärm und Kampfgedröhn an das Ohr<br />

schlagen. Der Krieg wird in diesem Sommer mit uns reisen – überall hin.<br />

Und dann möchte man <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer sitzen, allein und andächtig, wie in einem Heiligtum<br />

versunken und versonnen über einem Buch, in dem ein Apostel der Menschheit und<br />

Menschlichkeit spricht, man möchte nicht mehr Kriegslieder und Haßgesänge lesen und<br />

hören. Aber es ist nicht so leicht, die Gedanken auf etwas zu konzentrieren, was gedruckt vor<br />

uns liegt. Die Gedanken schweifen aus Haus und He<strong>im</strong>at zu den Schützengräben und zu den<br />

‚Grabhügeln draußen <strong>im</strong> fremden Lande. In einer illustrierten Zeitschrift war unlängst ein<br />

schönes Bild zu sehen. Die Sonne strahlt, und die Erde prangt <strong>im</strong> Frühlingsgrün. Ein Soldat,<br />

das jüngste Kind auf dem Arm, steht da und schaut, halb schwärmerisch, halb sehnsüchtig in<br />

all den Glanz und spricht: „Heute wär recht so ein schöner Tag zum Frieden machen!“ Ja,<br />

wenn das erst einmal alle sagen möchten: „Jetzt wär so recht eine schöne Zeit zum Frieden<br />

machen“. Wenn das alle sagen, dann hätten wirs geschafft! Aber die Hoffnung ist klein. Es<br />

wird vielleicht doch noch Herbst, vielleicht noch Winter werden, bis es wieder so<br />

ist……….“wie einst <strong>im</strong> Mai“…<br />

Lassen wir an dieser Stelle einige unserer <strong>Bruchweiler</strong> Feldgrauen reden:<br />

Frières de Farm 21.5.15.<br />

Meine Lieben!<br />

Teile Euch mit, dass ich in dem Besitze vom Briefe und den beiden Paketchen bin, wofür ich<br />

Euch herzlichst danke. Bin noch durch Gottes Schutz gesund und es hat mich gefreut, von<br />

Euch dasselbe zu hören.<br />

Habt Ihr das Gesuch an die Kompagnie oder an das Reg<strong>im</strong>ent geschickt? Wenn es kommt,<br />

komme ich sicher in Urlaub. Mein jetziges Kommando ist ganz schön, bin schon 4 Wochen<br />

hier und kann noch so lange dauern. Man kann sich doch auch einmal körperlich pflegen. Am<br />

Sonntag habe ich mich gebadet. O welche Wohltat, einmal frische Wäsche am Leibe zu<br />

haben. Bin noch mit allem versehen, nur meine Hosenträger werden schlecht. Sonst sieht es<br />

ja auch nicht ganz gut aus. Italien wird auch noch kommen. Aber was schadets, wenn der<br />

liebe Gott mit uns ist, dann werden wir sie auch noch besiegen, denn er ist stärker wie wir<br />

alle zusammen. Wir vertrauen auf ihn und seine Hilfe. Es muß eine Wendung durch Gottes<br />

Fügung geben, denn die Waffen entscheiden in diesem schrecklichen Kriege nicht.<br />

Noch eins: Lieber Schwester! Es ist ja ein harter Beruf für Vater und Dich. Aber wir dürfen<br />

den Mut nicht sinken lassen. Darum bitte ich Dich, tröste unsern Vater, wenn es Not tut. Ich<br />

weiß, dass ich mich auch darin auf Dich verlassen kann. Wenn das unsere gute Mutter erlebt<br />

hätte! Die herzlichsten Grüße sendet Euch Euer<br />

Philipp Fickus<br />

Auf Wiedersehen!<br />

Kaiser-Treu, den 25.7.15<br />

Meine Lieben!<br />

Zunächst meinen besten Dank für die zwei Pakete mit Butter und Tabak. Tabak braucht Ihr<br />

vorläufig keinen mehr zu schicken, da wir von der Koomp. Genug erhalten. Wie ich Euch<br />

schon mitgeteilt habe, sind wir jetzt auf einer gefährlichen Stelle. Es ist aber nichts dran zu<br />

ändern, wir hatten es auch lange genug schön gehabt. Es wäre nicht so schl<strong>im</strong>m, wenn nicht<br />

so viel gesprengt würde. Wir haben in den 10 Tagen 5 mal und die Franzmänner 3 mal<br />

gesprengt und sind von uns noch 12 bis 15 Stollen fertig. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was<br />

das für ein Ruck gibt, wenn 18 – 20 ltr. Pulver ohne das andere Zeug explodieren. Haushoch<br />

fliegt die Erde in die Luft. Die fr. Artellerie haben wir nicht zu befürchten, weil wir zu nahe

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