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Der Mensch - Gtz

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26<br />

Bhaktapur:<br />

Die Altstadtbewohner<br />

leben nun sowohl<br />

an als auch von<br />

ihrem Kulturerbe.


Bhaktapur, Aleppo und Petra:<br />

D<br />

ie Bewohner der alten<br />

Königsresidenz Bhaktapur<br />

begrüßen das neue Jahr mit<br />

einem Wagenfest. Gebannt<br />

schauen die <strong>Mensch</strong>en zu, wie<br />

Männer aus der Stadt nach<br />

alter Tradition symbolisch um<br />

den Besitz eines reich verzierten<br />

Tempelwagens ringen. Den<br />

Gewinnern soll er Glück und<br />

Gesundheit bringen.<br />

Das Ritual im April geht zurück<br />

auf eine historische Zeit. Zwischen<br />

den drei Malla-Königreichen<br />

herrschte Familien-Konkurrenz:<br />

In Wetteifer errichteten<br />

sie Prunkgebäude. Und das auf<br />

engstem Raum. Das Kulturland<br />

am Fuße der Himalayaberge<br />

verdankt dieser Geschichte ein<br />

einzigartig dichtes Netz an herausragenden<br />

Tempeln, Palästen<br />

und Wohnstätten. In einer<br />

der Hauptstädte des historischen<br />

Königreichs, Bhaktapur,<br />

drängen sich viele dieser Gebäude<br />

auf einer Fläche von nur<br />

fünf Quadratkilometern.<br />

Jahrhundertelang war an<br />

Bhaktapur gebaut worden. Dann<br />

beschädigte ein Erdbeben im<br />

Jahr 1934 weite Teile der Altstadt<br />

in wenigen Augenblicken.<br />

Seitdem waren Gassen und<br />

Plätze unter Schutt und Müll<br />

begraben. Noch bis zum Beginn<br />

der 70er Jahre erinnerten nur<br />

Ruinen an die einstige Pracht.<br />

Ein Geschenk brachte die Wende.<br />

Als der heutige nepalesische<br />

König Birendra Bir Bikram 1972<br />

heiratete, versprach die Bundesregierung,<br />

zu Ehren seiner<br />

Majestät das zerfallende Priesterhaus<br />

Pujari Math von Bhaktapur<br />

zu sanieren. Weitere vom<br />

Erdbeben beschädigte Baudenkmäler<br />

sollten folgen. Aus<br />

dem Geschenk wurde bald ein<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong><br />

nepalesisch-deutsches Entwicklungsprojekt:<br />

die Altstadtsanierung<br />

von Bhaktapur.<br />

Teilhabe im Dialog<br />

Ende 1974 begann das Bhaktapur<br />

Development Project<br />

mit der Arbeit. Gemeinsames<br />

Ziel war auch die Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen der<br />

<strong>Mensch</strong>en: Frischwasser- und<br />

Abwasserleitungen wurden<br />

gebaut; eine Klär- und eine<br />

Kompostieranlage entstanden.<br />

Ein Müllsammeldienst wurde<br />

organisiert, Straßen und Plätze<br />

gepflastert. Viele Bhaktapurianer<br />

fanden in dem Projekt neue<br />

Arbeit: Bis zu 1000 Arbeiter<br />

wurden zeitweise beschäftigt.<br />

Jedoch war die Bevölkerung in<br />

dieser ersten Projektphase kaum<br />

an den Entscheidungsprozessen<br />

beteiligt. Ein Meinungsführer<br />

der „local authorities“ monierte,<br />

dass nur die Deutschen<br />

an dem Projekt interessiert<br />

wären, aber leider über die<br />

Grundbedürfnisse der Betroffenen<br />

hinweggehen. Niemand<br />

würde die Zielgruppen konsultieren.<br />

Pläne für einen organisatorischen<br />

Umbau innerhalb<br />

des BDP kamen gerade zur<br />

Vitale Denkmäler<br />

Mit Kulturgütern verhält es sich wie mit wertvollen Ressourcen. Kontrollierter Nutzen ist ihr bester<br />

Schutz. Auf die historischen Altstädte von Bhaktapur und Aleppo übertragen, heißt das: Nicht als<br />

Freiluftmuseum haben die Kulturerbschaften der <strong>Mensch</strong>heit eine Rettungschance, sondern nur<br />

als funktionsfähige Stadtteile. Und die <strong>Mensch</strong>en rund um Petra kümmern sich umso stärker um<br />

ihren Kulturschatz, je größer die Einkommensvorteile sind, die ihr Touristenmagnet für sie anzieht.<br />

Thomas Veser<br />

rechten Zeit, denn 1980 brach<br />

in Nepal eine politische Revolte<br />

aus, die auch Bhaktapur nicht<br />

unberührt ließ. Was bis dahin<br />

undenkbar gewesen wäre, geschah:<br />

Alle Bauarbeiter des<br />

Projekts streikten. Nach dieser<br />

Bewegung von unten wurde<br />

die Partizipation zum Schlüsselwort<br />

für die zukünftige Projektarbeit.<br />

Denn: Nur im Dialog<br />

kann ein Projekt erfolgreich<br />

sein.<br />

Die Projektmacher ließen die<br />

Bewohner von Bhaktapur ab<br />

27 akzente 2/2000


sofort an der Entwicklung ihrer<br />

Stadt teilhaben. Was einst eine<br />

Pioniertat in Nepal war, fand im<br />

Laufe der 90er Jahre auf der<br />

kommunalen Ebene ein Echo.<br />

Heute, da sich das Königreich<br />

zu einem stärker demokratisch<br />

geprägten Staatswesen entwickelt<br />

hat, treten die 58 Städte<br />

des Landes immer eigenständiger<br />

auf und packen ihre unmittelbaren<br />

Probleme selbst an.<br />

Die kommunale Selbstverwaltung<br />

hat im einzigen hinduistischen<br />

Königreich der Welt an<br />

Profil gewonnen. Die nach demokratischen<br />

Spielregeln gewählten<br />

Gemeindevertreter reden<br />

ein Wort darüber mit, was<br />

in ihrer Kommune passiert.<br />

Wenn sie sich mit eigenen Vorschlägen<br />

an die nepalesischdeutsche<br />

Partnerorganisation<br />

Urban Development through<br />

local Efforts wenden – und nur<br />

dann – erhalten sie von dort<br />

Rat und Hilfe. Mit wachsendem<br />

Selbstbewusstsein benennen<br />

die Mandatsträger die anstehenden<br />

Probleme und nehmen<br />

aktiver an der Entwicklung teil.<br />

Das gilt längst auch für Bhaktapur.<br />

Nachdem die Bewohner<br />

in jenen denkwürdigen Streiktagen<br />

mit Macht ihre eigenen<br />

Interessen eingeklagt hatten,<br />

richtet sich ihr Blick inzwischen<br />

auf allgemeine städtische Belange.<br />

Viele Bewohner beteiligen<br />

sich an Arbeiten zur Erneuerung<br />

der Infrastruktur, die nicht<br />

nur ihrem engeren Wohnbezirk,<br />

sondern der gesamten Stadt<br />

zugute kommt. Mit Hingabe<br />

werden die zahllosen Götterstatuen<br />

regelmäßig gepflegt.<br />

Über den Köpfen der steinernen<br />

Löwen und Elefanten flattert<br />

im Wind die Wäsche, die<br />

Bhaktapurs Frauen dort gerne<br />

zum Trocknen aufhängen. Die<br />

Altstadtbewohner leben nun<br />

sowohl in als auch mit ihrem<br />

Kulturerbe.<br />

Leben in Kulturdenkmälern<br />

Zwei weitere historische Städte<br />

stehen vor der Aufgabe, ihren<br />

Bewohnern einen geschichtsträchtigen<br />

Boden als alten und<br />

neuen Lebensraum zu bewahren<br />

oder wieder zu erschließen:<br />

28<br />

Aleppo in Syrien und Petra in<br />

Jordanien. <strong>Der</strong> historische Kern<br />

des einstigen syrischen Handelszentrums<br />

und die legendäre<br />

Totenstadt in der jordanischen<br />

Wüste stehen wie das nepalesische<br />

Kleinod Bhaktapur auf der<br />

Liste der knapp 600 kulturellen<br />

und natürlichen Stätten, die die<br />

Unesco als Welterbe der <strong>Mensch</strong>heit<br />

einstuft. Da in Syrien und<br />

Jordanien eine traditionelle<br />

Denkmalpflege nach westlichen<br />

Kriterien fehlt, hält der Verfall<br />

des Kulturerbes an. Wohl verfügen<br />

die Stadtverwaltungen<br />

inzwischen über größere Vollmachten;<br />

chronisch angespannte<br />

Finanzverhältnisse engen<br />

ihren Handlungsspielraum jedoch<br />

gewaltig ein. Die Folgen<br />

der mangelnden Pflege lassen<br />

sich in Aleppo und Petra nicht<br />

mehr übersehen. In beiden Fällen<br />

ist ein Erbe der <strong>Mensch</strong>heit<br />

stark gefährdet. Und in beiden<br />

Fällen wird es nur zu retten<br />

sein, wenn sozialer Nutzen sowie<br />

Denkmalschutz und -pflege<br />

ineinander greifen.<br />

Wie im weitgehend abgeschlossenen<br />

Projekt Bhaktapur<br />

verständigte sich die GTZ mit<br />

den jeweiligen Partnern auf das<br />

Ziel, die Einwohner von Aleppo<br />

Aleppo:<br />

<strong>Der</strong> typische Charakter<br />

der Medina mit ihrer<br />

funktionalen Trennung<br />

von Arbeits-, Wohn-<br />

und Handelsvierteln


und die Bewohner im Umland<br />

der Touristenattraktion Petra in<br />

die Entwicklung einzubinden.<br />

Die Philosophie der Technischen<br />

Zusammenarbeit zur Rettung<br />

des Welterbes lautet: Wenn die<br />

Lebensbedingungen der <strong>Mensch</strong>en<br />

in Aleppo und im Umland<br />

der Felsenburg Petra über<br />

deren Teilhabe am Sanierungsprozess<br />

an Qualität gewinnt,<br />

werden sie den kulturellen<br />

Wert ihres historischen Lebensraums<br />

neu entdecken, sich mit<br />

ihm identifizieren und die Rettung<br />

des Kulturerbes als Gemeinschaftsaufgabe<br />

verstehen.<br />

Aleppos neue Seele<br />

Die Altstadt von Aleppo,<br />

einst blühendes Handelszentrum<br />

zwischen Mesopotamien<br />

und Europa, wurde 1990 unter<br />

Denkmalschutz gestellt. Jahrhundertelang<br />

hatten die Alep-<br />

piner mit Damaskus um die<br />

schönsten Moscheen, Koranschulen<br />

und Karawansereien<br />

gewetteifert. Die Große Moschee<br />

der Omaijaden kündet<br />

noch von der alten Pracht. Aber<br />

dass Aleppo einst ein pulsierendes<br />

Handelszentrum war,<br />

lässt sich heute in den meisten<br />

Vierteln nur schwer nachvollziehen.<br />

Nur wenige der sandfarbenen<br />

Wohnhäuser in den engen<br />

Gassen sind älter als 100<br />

Jahre. Die armen, in der Altstadt<br />

noch verbliebenen Aleppiner<br />

bauten ihre Gebäude nach eigener<br />

Fasson um. Zahlreiche<br />

historische Häuser dienen als<br />

Lagerhallen, an denen sich tagsüber<br />

ein nicht abreißender Verkehrsstrom<br />

im Schritt-Tempo<br />

vorbeiquält. <strong>Der</strong> typische Charakter<br />

einer Medina mit ihrer<br />

funktionalen Trennung von<br />

Arbeits-, Wohn- und Handelsbe-<br />

reich ging verloren. Die Folge:<br />

Die vormals intakten Wohngebiete<br />

in der Altstadt von Aleppo<br />

fielen in ein Koma. Wer es<br />

sich leisten konnte, zog in die<br />

Neustadt. Ganze Berufssparten<br />

kehrten dem nutzlos gewordenen<br />

Ort den Rücken. Die armen<br />

Mitglieder der Großfamilien<br />

blieben zurück. Sie hatten kein<br />

Geld, um ihre Wohnhäuser in<br />

der hoffnungslos übervölkerten<br />

Altstadt instand zu halten.<br />

Was also tun, um der Altstadt<br />

wieder eine Funktion und damit<br />

einen Verfallsschutz zu geben?<br />

Ein Plan, die ganze Altstadt<br />

flächendeckend zu sanieren,<br />

stieß auf gehörige Skepsis.<br />

Die Behörden beschränkten<br />

sich deshalb mit Unterstützung<br />

der GTZ-Berater zunächst auf<br />

einen kleinen Ausschnitt. Hier<br />

wurde die komplette Infrastruktur<br />

erneuert. Die Bewohner<br />

erhielten Kleinkredite zur<br />

Renovierung ihrer Häuser. Auch<br />

ein Kleingewerbe-Fonds wurde<br />

aufgelegt. <strong>Der</strong> Kern der Altstadt<br />

von Aleppo sollte schließlich<br />

kein Freiluftmuseum werden.<br />

<strong>Der</strong> erhoffte Domino-Effekt ließ<br />

nicht lange auf sich warten.<br />

Immer mehr Bewohner ergreifen<br />

nun die Initiative, indem sie<br />

ihre Häuser erneuern und damit<br />

auch zum Schutz des Kulturguts<br />

beitragen. Seit sich die<br />

Stadtverwaltung mit deutlicheren<br />

Worten zur Rettung der Altstadt<br />

bekannt hat, wächst die<br />

Zuversicht, dass in Alt-Aleppo<br />

neues Leben einkehrt.<br />

Einige sanierte Gebäuden<br />

dienen als Fortbildungsorte.<br />

Arbeiter werden hier mit den<br />

meist vergessenen altsyrischen<br />

Handwerkstechniken vertraut<br />

gemacht. In andere Baudenkmäler<br />

ziehen Restaurants ein,<br />

Galerien oder der Rote Halbmond,<br />

das arabische Gegenstück<br />

zum Roten Kreuz. Ein<br />

schönes Beispiel für die syrischdeutsche<br />

Zusammenarbeit in<br />

Aleppo ist die gemeinsam vereinbarte<br />

Rettung der Assadie-<br />

Schule. Die religiöse Aqaf-<br />

Stiftung stellte ihre Immobilie<br />

zur Verfügung, das Projekt übernahm<br />

die Sanierung, und das<br />

Gesundheitsdezernat trägt<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong><br />

29 akzente 2/2000


<strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong><br />

die Personalkosten für Arzt und<br />

Schwestern. Die Leute des Viertels<br />

Bab Qulnisreen haben wieder<br />

eine medizinische Versorgung.<br />

Soziale Dienste kehren<br />

ebenfalls wieder nach Alt-Aleppo<br />

zurück. Stiftungen und zivilgesellschaftlicheOrganisationen<br />

eröffnen ihre Büros.<br />

Lehrstunden in Petra<br />

Petra, die ehemalige Hauptstadt<br />

des Königreichs der Nabatäer,<br />

die vor 2000 Jahren den<br />

Handel auf der arabischen Halbinsel<br />

und den anliegenden<br />

Gebieten kontrollierten, gleicht<br />

dagegen seit Mitte der 80er Jahre<br />

eher einer Geisterstadt. Die<br />

Behörden beschlossen damals,<br />

die 1812 von dem Schweizer<br />

Johann Ludwig Burckhardt wiederentdeckte<br />

vergessene Stadt<br />

mit ihren hellenistisch beeinflussten<br />

Felsfassaden zu räumen.<br />

Es sind fast ausschließlich<br />

Grabanlagen, die von der vormals<br />

lebendigen Stadt erhalten<br />

sind. Dabei finden sich einige<br />

der besterhaltenen Zeugnisse<br />

hellenistischer Architektur, oft<br />

in eigenartiger Mischung mit<br />

altorientalischen Stilelementen.<br />

Die Beduinenfamilien, die bis<br />

dahin in den unzähligen Grabkammern<br />

lebten, wohnen seither<br />

in der zügellos wachsenden<br />

Ortschaft um Sayhoun, die<br />

eigens für sie angelegt wurde.<br />

Hier eine planlose Infrastruktur,<br />

dort ein einsam und verlassen<br />

dastehendes Kulturerbe,<br />

das dem Verfall preisgegeben<br />

war. Diesen Widerspruch galt es<br />

im Umland von Petra im beiderseitigen<br />

Interesse von <strong>Mensch</strong><br />

und Kulturerbe zu lösen. Die<br />

steigenden Einnahmen aus dem<br />

Tourismusgeschäft mit Petra,<br />

das jährlich knapp 400 000<br />

Touristen aus aller Welt anzieht,<br />

veranlasste die Verantwortlichen<br />

dazu, sich mit dem Erhalt<br />

und Fortbestand dieses einzigartigen<br />

Weltkulturdenkmals<br />

auseinander zu setzen.<br />

Die monumentale Anlage mit<br />

ihren seit dem zweiten Jahrhundert<br />

vor der Zeitwende geschaffenen<br />

rund 800 Einzeldenkmälern,<br />

bestach jetzt äußerlich<br />

durch Ruhe und Sauberkeit. Die<br />

30<br />

Unesco kam jedoch 1992 in<br />

einem Bericht zu dem alarmierenden<br />

Ergebnis, dass es um<br />

viele Fassaden sehr schlecht<br />

bestellt sei. Die einzigartigen<br />

Zeugnisse waren in etlichen<br />

Fällen durch ungeeignete Materialien<br />

beschädigt worden:<br />

durch Zement oder Stahlbeton.<br />

Eindringendes Regenwasser<br />

hatte Teile der Sandsteinfassade<br />

von innen heraus erodiert<br />

und an manchen Stellen gefährlich<br />

klaffende Risse hervorgerufen.<br />

Petra:<br />

Fachpersonal der GTZ macht<br />

einheimische Beduinen<br />

mit den Techniken einer<br />

behutsamen Fassadenrestaurierung<br />

vertraut.


Fachpersonal der GTZ macht<br />

deshalb seit 1993 in Petra einheimische<br />

Beduinen mit den<br />

Techniken einer behutsamen<br />

Fassadenrestaurierung vertraut.<br />

Die <strong>Mensch</strong>en lernen, Kompressen<br />

zur Steinentsalzung anzulegen,<br />

einen Mörtel anzumischen,<br />

der sich mit dem Sandstein<br />

verträgt, stabile Stahlgerüste zu<br />

bauen und die Meisterleistungen<br />

der nabatäischen Steinmetze<br />

fachgerecht zu konservieren.<br />

Die Einheimischen, deren Vorfahren<br />

schon immer in dieser<br />

Region wohnten, identifizieren<br />

sich wieder mit dem nabatäischen<br />

Kulturerbe.<br />

Das Engagement für Petra<br />

geht jedoch über die Grenzen<br />

der Kulturstätte hinaus. An der<br />

Yarmouk Universität wurden<br />

neue Kurse für Steinrestaurierung<br />

eingerichtet. In Amman<br />

werden Architekten mit den<br />

Grundsätzen der Denkmalpflege,<br />

der Dokumentation und<br />

Archivierung vertraut gemacht<br />

und lernen, wie spezielle Baupläne<br />

erstellt und Bilder bearbeitet<br />

werden.<br />

Die Ausbildung und Fortbildung<br />

ist ein erster Schritt auf<br />

dem Weg zu einer Art Denkmalpflegeamt,<br />

das später als eigenständige<br />

Institution allein von<br />

jordanischen Fachkräften betrieben<br />

werden soll. Das haschemitische<br />

Königreich besitzt wohl<br />

schon heute eine Antikenverwaltung.<br />

Sie ist jedoch dem Tourismusministerium<br />

unterstellt.<br />

Zudem war eine an westlichen<br />

Normen orientierte Denkmalpflege<br />

auch in Jordanien bisher<br />

noch weitgehend unbekannt.<br />

Vorläufig bleibt die Arbeit des<br />

CARCIP, wie das Konservierungs-<br />

und Restaurationszen-<br />

trum genannt wird, auf Petra<br />

beschränkt, weil sich in dieser<br />

symbolträchtigen Stätte das<br />

Dilemma der Denkmalpflege<br />

besonders deutlich offenbart.<br />

An historischer Stätte verzahnt<br />

CARCIP Hilfe zur Selbsthilfe mit<br />

einem dauerhaften Denkmalschutz.<br />

Eine Philosophie, die<br />

unter anderen Vorzeichen auch<br />

in Aleppo und Bhaktapur angewendet<br />

wird.<br />

Besuchermagnet: Für die zahlreichen<br />

Touristen aus aller Welt ist die Besichtigung<br />

der Felsenburg in Petra einer der Höhepunkte<br />

ihres Aufenthalts in Jordanien.<br />

Weltweite Projekte:<br />

Geschützte Lebensräume<br />

Die Weltausstellung Expo<br />

2000 in Hannover bietet Entwicklungsländern<br />

eine Bühne<br />

für zukunftsweisende Initiativen<br />

zum Thema <strong>Mensch</strong>,<br />

Natur und Technik: 487 Weltweite<br />

Projekte präsentieren<br />

Lösungen für die Probleme<br />

von morgen. Gemeinsam<br />

bilden sie ein globales Netzwerk nachhaltiger<br />

Entwicklung. Die hier vorgestellten Projekte<br />

zur Stadtentwicklung in Bhaktapur, Aleppo<br />

und Petra sind ein Teil davon.<br />

Ausgangslage: Die zum Weltkulturerbe der<br />

<strong>Mensch</strong>heit erklärten Altstädte von Bhaktapur<br />

und Aleppo sowie die Nekropole Petra waren<br />

oder sind vom Verfall ihrer historischen Bausubstanz<br />

und ihrer traditionellen Sozialstrukturen<br />

bedroht.<br />

Ziel: Kulturhistorisch, sozial und wirtschaftlich<br />

angepasste Rehabilitierung und Sanierung<br />

des Wohn- und Lebensraums.<br />

Konzept: Die GTZ berät bei einem institutionell,<br />

personell und fachlich gesicherten Sanierungsprozess,<br />

der zudem bürgernah ausgerichtet<br />

ist.<br />

Partner: Stadtverwaltungen, private Organisationen<br />

und Einwohnerinitiativen.<br />

Kosten: Das BMZ unterstützt die Technische<br />

Zusammenarbeit zur Stadtentwicklung in<br />

Aleppo und Petra mit insgesamt 31 Millionen<br />

Mark. Für die Nachbetreuung in Bhaktapur<br />

stehen rund sechs Millionen Mark bereit.<br />

Expo-Standort: BMZ-Präsentation im Global<br />

House (Expo Plaza); Thema: „Kultur –<br />

unser reiches Erbe für Entwicklung nutzen“.<br />

Das Projekt in Petra wird zusätzlich präsentiert<br />

im Nationenpavillon Jordanien, Pavillongelände<br />

Ost.<br />

Kontakt: Fragen zum Projekt nimmt Gabriele<br />

Seibt in der Pressestelle der GTZ entgegen,<br />

Telefon: +49 (0) 6196 79-1174.<br />

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