<strong>LAUFPASS</strong> Gesellschaft 12 www.laufpass.com Die Auktionsgesellschaft eBay & Co. verändern <strong>die</strong> Konsumwelt Bis in <strong>die</strong> 70er Jahre galt es als schick, möglichst viel zu besitzen und mit dem Besitz zu repräsentieren. Besitz war das Symbol für Erfolg. Haste was, biste was. In den darauffolgenden 20 Jahren durchlebten wir <strong>die</strong> Wegwerfgesellschaft: Her mit dem Neuen, weg mit dem Alten, lautete <strong>die</strong> Devise. Die Einführung der industriellen Massenproduktion stellte Waren in ungeheurer Menge und zu niedrigen Preisen zur Verfügung. Ex- und hopp war das Besitzschema jener Tage. Seit der Jahrtausendwende und der Etablierung <strong>des</strong> Internets mit seinen Auktionsplattformen hat sich der Umgang mit dem Besitz erneut verändert: Er wird flexibler. Man besitzt gerne auf Zeit und recycelt <strong>die</strong> gebrauchten Produkte in Auktionen, macht aus ihnen wieder Geld – um sich erneut Neues leisten zu können. Das hat Konsequenzen.
Schon heute leben 15 Prozent der Bevölkerung aktiv <strong>die</strong> neue Auktionskultur. <strong>Online</strong>plattformen, allen voran eBay, ermöglichen ganz neue Beziehungen zwischen Menschen, Marken und Märkten. Und das ist auch nötig – aus der Sicht der Konsumenten. Denn der Produktlebenszyklus fast aller Produkte ist unglaublich kurz geworden. Auf der einen Seite sorgen technische Neuerungen bei Unterhaltungselektronik, Computern, Haushaltsgeräten für immer neue Attraktionen und Besitzwünsche. Und dort, wo sich <strong>die</strong> Zyklen nicht aufgrund technischer Innovationen verkürzen, treiben <strong>die</strong> gemachten Trends den Verbraucher vor sich her: Produkt<strong>des</strong>igns und neue Stile machen das eben noch Neue schnell alt und unattraktiv. Glücklich ist da derjenige, der den neuen Trend wieder mitmachen und sich <strong>die</strong> neuen Produkte leisten kann. Auf der anderen Seite ist das Nettoeinkommen der meisten Haushalte in den letzten Jahren gesunken – und das bei wachsenden Begehrlichkeiten. Man möchte gerne Marken tragen und sich mit guten Marken umgeben. Auch wenn man es sich eigentlich nicht wirklich leisten kann. Die wirtschaftliche Unsicherheit ist derzeit größer denn je. Kaufzurückhaltung, Konsumverzicht sind für viele Haushalte eine überlebenswichtige Strategie geworden–dasGeldistknapp.Dasistder Boden auf dem <strong>die</strong> Saat der Auktionskultur gedeihen kann. Im Schnitt schlummern in jedem Haushalt kostbare, ungenutzte Gegenstände im Wert von In ihrer Stu<strong>die</strong> zur Auktionskultur „Leben im Jetzt – besitzen auf Zeit“ postulieren <strong>die</strong> Autoren (Trendbüro, Hamburg und Prof. Homburg & Partner, Mannheim) den Beginn eines „grundsätzlich neuen gesellschaftlichen Umgangs mit Besitz. Wo in den 1950er und 1960er Jahren Besitztümer angehäuft und gehortet wurden, wurde es in den 1980er und 1990er üblich, nach dem Gebrauch <strong>die</strong> Güter wegzuwerfen. Die größte Veränderung im Vergleich zu früher liegt darin, dass heute nicht der passive Besitz, sondern <strong>die</strong> aktive Nutzung der Produkte im Vordergrund steht. Statt zu horten oder Ungenutztes wegzuwerfen, beginnen Konsumenten, Produkte nur so lange zu behalten, wie sie gebraucht werden. Anschließend werden ungenutzte Produkte verkauft. Prof. Peter Wippermann, Gründer <strong>des</strong> Trendbüros, sagt dazu: „Nicht das Produkt an sich, sondern seine Bedeutung und sein Nutzen für das aktuelle Lebensgefühl bestimmen unser heutiges Verhältnis zum Besitz.“ Der Wunsch, gebrauchte Gegenstände loszuwerden, war schon immer da. Sei es, weil Keller und Schränke vollgestopft waren und mandringendPlatzbrauchte,seies,weilmanmitdemVerkaufder überflüssig gewordenen Dinge <strong>die</strong> eine oder andere Mark ver<strong>die</strong>nte. Ausgelebt wurde und wird <strong>die</strong>ser reinigende Verkaufsprozess seit ewigen Zeiten auf dem sonntäglichen Flohmarkt – am besten mit der ganzen Familie. Es ist noch immer auch ein kleines Abenteuer für <strong>die</strong> Amateurmarketender. Man steht früh auf, um den besten Standplatz zu bekommen und positioniert seine Waren auf dem Tapeziertisch. Die Mühe <strong>des</strong> Flohmarktbesuches ist verglichen mit dem Aufwand für eine online-Auktion enorm. Zeiteinsatz, Transportaufwand und Standmiete stehen selten in einem guten Verhältnis zum zu erwartenden Ertrag. Auf dem Flohmarkt wird heute mehr denn je verramscht, was eben übrig ist. Und nicht selten wirft man das Übriggebliebene als Unverkäufliches gleich in den großen Flohmarktcontainer. Im vielfach schnelleren <strong>Online</strong>geschäft geht das ganz anders. Dank der einfachen Be<strong>die</strong>nung, der schnellen Abwicklung und der relativen Sicherheit, einen bestimmten Preis erzielen zu können, wird das Besitzen auf Zeit mittlerweile für viele Menschen zum strategischen Besitzmanagement. Man kauft sich etwas, um es kurzfristig zu nutzen und danach wieder zu verkaufen. Das kann ein Mobilte- <strong>LAUFPASS</strong> Gesellschaft lefon sein, ein Kanu für den Urlaub oder auch aktuelle Mode. Die Differenz zwischen dem Neupreis und dem Verkaufserlös kann man als Nutzungsgebühr verstehen. Möglich wird <strong>die</strong>s durch <strong>die</strong> Auktions- und Handelsplattformen als echte Sekundärmärkte. Denn nur dadurch, dass sie <strong>die</strong> Waren verfügbar machen, erhalten <strong>die</strong>se wieder einen Handelswert. Die Auktionskultur <strong>die</strong>nt aber längst nicht nur dem Austausch und Handel mit lifestyligen Produkten der aktuellen und vergangenen Saison. Immer mehr werden <strong>die</strong> Internet-Handelsplattformen dazu genutzt, Produkte jenseits <strong>des</strong> Zeitgeistes zu verkaufen oder zu erwerben. Zeitlose Klassiker und Qualitätsprodukte werden immer häufiger nachgefragt und gehandelt. <strong>Online</strong>marktplätze erhöhen eben nicht nur <strong>die</strong> Verfügbarkeit aktueller Produkte. Auch Designklassiker aus vergangenen Tagen werden plötzlich einer wertlosen Existenz in der Dunkelheit von Keller und Dachboden entrissen. Ebenso werden verstaubte Bücher, <strong>die</strong> Plattensammlung und tausende andere Dinge mit einem Mal wieder handelbar. Die eBay-Stu<strong>die</strong> offenbart auch einen Gegentrend zur Geiz-ist-geil-Welle und belegt anhand von Befragungen, dass viele Konsumenten im Netz vor allem nach Qualität suchen. <strong>Sie</strong> können sich hier Dinge leisten, <strong>die</strong> eine sehr hohe Qualität haben – das Motto: Lieber etwas Gutesgebraucht,alsetwasSchlechtesneu. 1.013 € Was für den Kaufinteressierten ein gigantisches Angebot an gebrauchten Waren darstellt, wird für den Verkaufsinteressierten zur Erlösoption. Mit den <strong>Online</strong>marktplätzen erhalten Dinge, <strong>die</strong> er bisdatonichtverkaufenkonnte,weilderMarktfehlte,einenechten Wert. Und <strong>die</strong>sen Wert kann man tagesaktuell in den Auktionen erleben, denn <strong>die</strong> Plattformen sind transparent und jeder weiß, was ein bestimmtes Produkt derzeit wert ist. In einer Untersuchung (eBay-„Dachbodenstu<strong>die</strong>“) fanden <strong>die</strong> Forscher heraus, dass in jedem Haushalt durchschnittlich ein Wert von über 1.000 Euro an schlummernden Potenzialen vorhanden ist. Die heutige Auktionskultur bietet denen, <strong>die</strong> sie leben, eine Fülle von Vorteilen. Man gewinnt Platz, indem man <strong>die</strong> nicht mehr benötigen Produkte entsorgt, man generiert Liquidität durch den Verkauf und kann sich mit den Erlösen neue Lebensqualität leisten. Wer weniger vermögend ist, kann sich gebrauchte Markenware leisten, wer <strong>die</strong> Markenware los werden will, findet seine Käufer. Anders als beim althergebrachten Flohmarkt oder den Inseraten in den kostenlosen Anzeigenblättern der pre-Internet-Ära (AbisZ, Der Heiße Draht etc.) ist <strong>die</strong> Abwicklung der Auktionen bei eBay und den wenigen anderen Auktionsplattformen schnell, einfach und, bei Beherzigung der wichtigsten Regeln, sicher. Ein hoher Grad an Transaktionssicherheit gilt als wesentliche Voraussetzung für <strong>die</strong> Weiterverbreitung der Auktionskultur. Sicherheit schafft Vertrauen. Nur wenn der Käufer <strong>die</strong> Gewähr für <strong>die</strong> Güte<strong>des</strong>AngebotsundderVerkäufer<strong>die</strong>Sicherheitbezüglichder Zahlung hat, kann sich das Auktionswesen durchsetzen. eBay macht es vor: Einerseits sorgt <strong>die</strong> eBay-Community selbst für Transparenz, indem alle Transaktionspartner einander bewerten. Das gibt anderen Auktionspartnern wertvolle Hinweise. Zugleich bietet das Auktionshaus auch technische Lösungen für den sicheren Zahlungsverkehr, beispielsweise das Bezahlen mit PayPal – einem Transaktionspartner, der für den Käufer <strong>die</strong> Gewährleistung im Rahmen einer Transaktion übernimmt. Wurde nicht geliefert aber bezahlt, oder weicht das Produkt von der Beschreibung ab, springt PayPal ein und gleicht <strong>die</strong> geleistete Zahlung einschließlich der Versandkosten wieder aus. 13