12.07.2015 Aufrufe

OASe - Zeitung von Senioren für Senioren - Nr. 1/2005 - Stadt Wiehl

OASe - Zeitung von Senioren für Senioren - Nr. 1/2005 - Stadt Wiehl

OASe - Zeitung von Senioren für Senioren - Nr. 1/2005 - Stadt Wiehl

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Leserbeitrag Seite 6Ein Brief nach „Irgendwo“Heute ist einer <strong>von</strong> den ganz stillenSonntagen. Es regnet, der Wind schläft unddie Menschen bleiben daheim. Doch es istein guter Tag um ein wenig mit Dir zuplaudern, mein lieber Mann. Aber ja, ich weißdoch, dass Du bereits vor 20 Jahren fürimmer <strong>von</strong> mir gegangen bist. So zumindestensumschreibt man den Tod. DochDu bist immer in meiner Nähe. Das fühle ich,besonders an solchen Tagen. Vielleichtstehst Du hinter meinem Stuhl und schaustmir über die Schulter?Schon bei dem Wort „plaudern“ zieht einLächeln über Dein Gesicht. Es ist so wiedamals. Ich plaudere und Du hörst zu. Duwarst stiller als ich. Doch das hat sich gutergänzt, so wie wir uns überhaupt auf vielenGebieten ergänzten. Ich war z. B. der Motorund Du der Bremser. Ich war der Unruhegeistund Du die Ruhe in Person. Und so habenwir fast 40 Jahre miteinander den Wagenunserer Ehe und Familie gezogen, weinendund lachend, liebend und streitend,deprimiert und voller Optimismus und mit allder Freude und auch dem Ärger und denSorgen, die 4 Kinder notgedrungen mit sichbringen. Das Geld war immer knapp. Doch zueiner Tafel Schokolade mit demdazugehörenden abendlichen Spazierganghat es allemal gereicht. Man könnte schonsagen – Soweit die Füße tragen -. Dennwenn die Kinderlein versorgt waren, nahmenwir uns bei den Händen und die Straße unterdie Füße. Dabei konnte man <strong>von</strong> seinenTräumen erzählen, Pläne schmieden oderauch nur wunderbar schweigen.Aber dann warst Du einfach nicht mehr da –und doch immer nah. Du gingst nur nach„Irgendwo“. Und das ist manchmal ganz inmeiner Nähe, ganz nah bei mir. Oft in derNacht, wenn ich leise lausche, fühle ich, dassDu im Zimmer bist. Zart wie der Hauch einesWindes streicht Deine Hand über meineStirn, so zart, wie Du beim allerletztenAbschied meine Hand geküsst hast.Weißt Du, ich denke einfach, dass man einstarkes Band nicht zerreißen kann. Wirhalten es fest, ich hier und Du „Irgendwo“.Und es wird immer kürzer, kürzer <strong>von</strong> Jahrzu Jahr. Deshalb sage ich auch nurbis bald, mein Lieber, bis bald.Der NeueMarianne SattlerNun hängt er wieder an der Wand,bei uns, bei Dir, im ganzen Land.Er ist mal groß, mal breit, mal klein.Das kann nur ein Kalender sein.Ich steh vor ihm, schau ihn an,was er uns täglich sagen kann:Rezepte, Ratschläge, ein gutes Wort,Tag für Tag, in einem fort.Was mag das Neue Jahr nur bringen?Er sagts mir nicht. Vor allen DingenGesundheit, Glück, Zufriedenheituns Menschenkinder immer freut.Ein Blatt, ein Tag vom Rest meinesLebens.Anhaltenwollen? Das ist vergebens.So bleibt er, was er immer war:Mein Wegbegleiter durchs ganze Jahr!iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHelga Bollmann

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!