Journal 2/2006 - Freundeskreise für Suchtkrankenhilfe
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Sucht und Alter<br />
Sucht und Alter<br />
Am Anfang eines langen Weges<br />
ALKOHOLISMUS IM ALTER<br />
SOLL AUS DER TABUZONE<br />
GEHOLT WERDEN: IN<br />
EINEM PFLEGEHEIM IN<br />
SCHWERIN ARBEITET MAN<br />
AN DEM PROBLEM.<br />
Alkoholismus im Alter ist ein<br />
Thema, das gesellschaftlich<br />
negiert wird. Da die berufliche<br />
Reintegration <strong>für</strong> die betroffene<br />
Altersgruppe jenseits des 60. oder 65.<br />
Lebensjahres kein Ziel der Kostenträger<br />
ist, stehen hier auch keine therapeutischen<br />
Maßnahmen zur Rehabilitation<br />
zur Verfügung.<br />
Sucht im Alter ist oft eine Folge<br />
von Vereinsamung<br />
Die Zahl der pflegebedürftigen<br />
Alkoholkranken steigt stetig. Einerseits<br />
ist es die altersunabhängige<br />
Gruppe der Menschen, die in der Folge<br />
des oft jahrelangen Alkoholkonsums<br />
physisch wie auch psychisch so stark<br />
geschädigt sind, dass therapeutische<br />
Maßnahmen keinen Sinn ergeben,<br />
andererseits ist es aber auch ein Phänomen<br />
zu beobachten, dass Menschen<br />
erst im Alter zu alkoholkranken<br />
Menschen werden. In der älteren<br />
Generation ist dies oft eine Folge von<br />
Vereinsamung, weil Ehe- und Lebenspartner,<br />
alte Freunde und auch nah<br />
stehende Angehörige versterben, oft<br />
gepaart mit dem Schwinden der eigenen<br />
Kräfte und dem Entstehen von<br />
Krankheiten.<br />
Spezialeinrichtung <strong>für</strong> pflegebedürftige<br />
Suchtkranke<br />
Solche Bewohner finden in normalen<br />
Pflegeeinrichtungen nur selten<br />
eine adäquate Betreuung und Begleitung<br />
im Alltag. Es kann bei diesen<br />
Bewohnern nicht mehr darum gehen,<br />
sie einer klassischen Alkoholtherapie<br />
zu unterziehen. Man kann ihnen aber<br />
wieder eine Werthaltigkeit <strong>für</strong> ihr<br />
Leben vermitteln.<br />
Fotos: maxpress<br />
Grafiker Jürgen Nehmann wohnt seit Ende 2005 im SOZIUS-Pflegeheim<br />
in der Schweriner Pawlowstraße. Zeichnen ist sein Ein und Alles. Die<br />
Betreuer fördern seine künstlerische Tätigkeit gezielt.<br />
Die SOZIUS Pflege- und Betreuungsdienste<br />
Schwerin gGmbH hat im<br />
November des letzten Jahres eine Einrichtung<br />
<strong>für</strong> pflegebedürftige Suchtkranke<br />
geschaffen. Die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter von SOZIUS greifen<br />
nicht erzieherisch oder strikt therapeutisch<br />
in den Alltag der suchtkranken<br />
Bewohner ein, sondern sie<br />
versuchen, besonders in diesem<br />
Lebensabschnitt ein würdevolles Erleben<br />
des Alltags zu ermöglichen, so<br />
dass sich die Patienten in dieser Einrichtung<br />
wohl fühlen.<br />
Förderung sozialer Kontakte<br />
Die 25 Bewohner dieser Einrichtung<br />
von SOZIUS leben in Einzel- und<br />
Doppelzimmern und können Gemeinschaftsräume<br />
und Beschäftigungsräume<br />
<strong>für</strong> ihre sozialen Kontakte nutzen.<br />
Da Alkoholismus oft zu einer<br />
sozialen Vereinsamung führt, und<br />
andererseits auch häufig tagesstruk-<br />
turierende Abläufe an Bedeutung verlieren,<br />
legt SOZIUS besonderen Wert<br />
auf die Förderung sozialer Kontakte<br />
der Bewohner untereinander, wie<br />
auch auf die Umsetzung strukturierter<br />
Tagesabläufe.<br />
Enge Zusammenarbeit mit Ärzten<br />
Die Mitarbeiter von SOZIUS werden<br />
in diesem Bereich der Pflege tatkräftig<br />
unterstützt durch das Referat<br />
<strong>für</strong> Gefährdetenhilfe des Diakonischen<br />
Werkes der evangelisch-lutherischen<br />
Landeskirche Mecklenburg e.V.<br />
Natürlich funktioniert eine derartige<br />
Einrichtung nur in der engen Zusammenarbeit<br />
mit Angehörigen, Ärzten<br />
und Betreuern.<br />
Abgestimmte Maßnahmen<br />
Ziele, die mit den vielfältigen<br />
Maßnahmen verbunden sind, werden<br />
gemeinschaftlich mit den Bewohnern<br />
festgelegt:<br />
Freundeskreis<strong>Journal</strong><br />
14 2/<strong>2006</strong>